besser wäre: keine
Essays und Theater
Politisches Denken und radikales Sprechen - Kathrin Rögglas Essays und Theaterstücke.
Unsere Realität gleicht einem Katastrophenfilm, einem worst-case-Szenario, einem Shakespeare'schen Königsdrama: Wirtschaftskrisen, Medien-Hysterie, private Paranoia....
Unsere Realität gleicht einem Katastrophenfilm, einem worst-case-Szenario, einem Shakespeare'schen Königsdrama: Wirtschaftskrisen, Medien-Hysterie, private Paranoia....
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Produktinformationen zu „besser wäre: keine “
Klappentext zu „besser wäre: keine “
Politisches Denken und radikales Sprechen - Kathrin Rögglas Essays und Theaterstücke.Unsere Realität gleicht einem Katastrophenfilm, einem worst-case-Szenario, einem Shakespeare'schen Königsdrama: Wirtschaftskrisen, Medien-Hysterie, private Paranoia. Kathrin Röggla setzt ihre kritische Phantasie und ihre kluge Sprachkunst dagegen. Sie analysiert und seziert den Zustand unserer Zeit: fiktive Alarmierungen, reale Ängste und falsche Sehnsüchte. Lustvoll und konsequent, geistreich und spielerisch durchleuchten ihre Essays und Theaterstücke unsere Gegenwart.
Lese-Probe zu „besser wäre: keine “
besser wäre: keine Essays und Theater von Kathrin RögglaGeisterstädte, Geisterfilme
Die Erdölförderungsanlage in der Nähe des Flughafens. Die Raffinerien hinter ihm. Der Wasserspeicher in jenem dicht besiedelten Seitental. Die Trinkwasseraufbereitungsanlage, die großen Bürotürme in der Innenstadt, der Küstenabbruch im Westen, das U-Bahn-System. Der Staudamm, der nur fünfzig Kilometer entfernt liegt. Die Brücke. Und natürlich Shoppingmalls, Flughäfen, Bahnhöfe.
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Es ist so. Mich faszinieren Katastrophen. Also in Filmen, Katastrophenfilmen, aber auch in der Berichterstattung über real sich vollziehende Katastrophen vorzugsweise auf dem nordamerikanischen, seltener dem europäischen Kontinent. Sei es aus Sehnsucht nach einer kathartischen Erfahrung oder aus einem aggressiven Verlangen heraus, im Ausnahmezustand die bestehende Ordnung gleichzeitig negiert und auf die Spitze getrieben zu sehen. Oder ganz einfach, weil ich mit dem Phantasma der Atomkatastrophe aufgewachsen bin und mich in diesem Genre quasi zu Hause fühle. Als Katastrophenfilmgängerin weiß ich jedenfalls: Diese Filme sind Stadtfilme. Man denke an Hollywoodproduktionen wie »War of the Worlds« (2005), The »Day after Tomorrow« (2004), »Independence Day« (1996) oder »Deep Impact« (1998), die eine Großstadt als Schauplatz des Untergangs gewählt haben. Diese fiktive Katastrophe bewegt sich meist von außen auf die Metropolen zu und löst deren Untergang und eine Fluchtbewegung der in ihr lebenden Menschen aus, die man mitvollzieht. Und so lässt der Plot die Überlebenden aus dem kollabierenden Moloch fliehen, weg von den Zentren der Verwaltung, der Finanz- und Medienindustrie durch eine bizarre Vorortstimmung, eine Stadtlandschaft, die aus verlassenen und beschädigten Häusern besteht, aus verunstalteten Wohn- und ein wenig später Gewerbegebieten, durch Reste dysfunktionaler Infrastruktur - bis sie nicht selten am Ende ganz auf dem Land ankommen, von dem sie sich ein Überleben versprechen. Ganz anders verhält es sich bei postapokalyptischen Filmen wie »28 Days Later« (2002) von Danny Boyle oder, noch expliziter, »Wolfzeit« (2003) von Michael Haneke, in denen die filmische Erzählung gleich auf dem Land einsetzt und klar ist, die sogenannte Katastrophe hat längst stattgefunden und frisst sich für immer fest. Und so kann auch das Schlussbild, ein starrer Blick aus dem fahrenden Zug in die vorbeiziehenden Wälder hinein, nur eines erzählen: Dieser Zug wird nirgendwo ankommen, die Städte und damit die Zivilisation sind ausgelöscht, jetzt herrscht roher Naturzustand, der Kampf aller gegen alle, in dem chauvinistische Bandenzusammenschlüsse das einzige soziale Band hergeben. Konnte man in den Atomkriegsfilmen der Siebziger und Achtziger noch mehreren sozial heterogenen Helden und Heldinnen, repräsentativ für die bestehende Gesellschaft, bei diesem Überlebenskampf in einer Vielzahl von mehr oder weniger gleichberechtigten narrativen Strängen zusehen, so wird in den gegenwärtigen Produktionen hauptsächlich die eine Familienzusammenführung thematisiert, die zu gelingen hat und tatsächlich meist gelingt, auch wenn die Welt dabei arm aussieht. So als wollte man permanent Margaret Thatchers legendär gewordene Aussage verkünden: »There is no such thing as society, there are only individuals and families.« Die Veränderung der Narration gibt uns Aufschluss über die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Dass Stadtgeschichte und Katastrophenfilmgeschichte einhergehen, hat das Buch von Mike Davis, »Ökologie der Angst«, ausführlich gezeigt, und vielleicht ist es wirklich jene kalifornische Metropole, die zumindest für unsere westliche Wahrnehmung diese phantasmatische Aufladung am stärksten erhält, bzw. ist es der nordamerikanische Kontinent, der die fixe Verbindung von Stadtwahrnehmung und Katastrophenimagination zu beheimaten scheint, doch die Ahnung, dass die zivilisatorische Decke dünn ist, wenn der gesellschaftliche Zusammenhang aufbricht, ist eine, die sich heute immer stärker ins Bewusstsein auch europäischer Stadtbewohner schiebt.
Vollzögen wir diese filmische Bewegung aus dem verdichteten städtischen Raum in die vielfältige Stadtrandlandschaft im Realen nach, würde sich ein dem Fiktiven ähnliches Bild ergeben. Wie leicht wäre es, und es ist auch schon mehrmals geschehen, einen apokalyptischen Film ohne Studiotricks und Special Effects zu drehen. Man müsste sich nur an bestimmte Orte begeben, die im städtischen Zusammenhang zahlreich auffindbar, selten aber betretbar sind und oft auch gar nicht wahrgenommen werden, als brächte eine Geisterhand diese zum Verschwinden, als zögen sich gewisse Bereiche der Stadt vor uns zurück. Und vielleicht ist es dieses Gefühl, das ein Bedürfnis nach einer vermeintlich realeren Stadterfahrung erzeugt hat, wie es sich in der Nachfrage von Touren durch Kanalisationen und Vorstädte niederschlägt oder im Eventtourismus, der neben der üblichen Touristisierung der europäischen Innenstädte Hotelaufenthalte in Gefängnissen oder Spaziergänge durch Privatwohnungen anbietet. Als wollten wir etwas sehen, was sich uns immer mehr zu entziehen scheint: gesellschaftliche Wirklichkeit. Es ist eben nicht nur mit dem veränderten Verhältnis von öffentlich und privat zu erklären, dass wir solche Grenzüberschreitungen suchen, sondern auch mit der Tatsache, dass wir in unserer alltäglichen Großstadterfahrung mehr und mehr von Orten umgeben sind, die wir nicht mehr einordnen können - weiße Flecken auf der inneren Landkarte. Und damit sind nicht nur Brachen, vernachlässigte Gebiete und eingezäunte Baustellen gemeint, auf denen nichts mehr geschieht, no man's land, vernagelte Fensterscheiben und Ruinen, sondern auch das, was man als die »Gürtel der Armut« bezeichnet, no go areas, für die man Mittelsmänner, Gewährsmänner bräuchte, Orte mit kaputten Gegensprechanlagen und fehlenden Hausnummern. Das sind auch die gated communities mit ihren Schranken, Portiershäuschen und Mauern, die Wohnanlagen, in die man nur mit Zahlenkombination gelangt, olympische Dörfer, Orte mit patroullierenden Sicherheitsdiensten, restricted areas. Das sind sowohl Industrieanlagen als auch militärische Sperrgebiete und Gefängnisse, die sich durchaus neben Bürotürmen mit Magnetkarten und Lobbys mit Meldepflicht befinden können - also Zugangsbeschränkungen, wohin man blickt. Die Stadt scheint heute eher als Zusammenhang von Ausschluss- Systemen erlebbar und beschreibbar zu sein denn als Zusammenhang des sozial Heterogenen, wie traditionell, besonders im europäischen Kontext, gerne beschworen wird. Der feinsinnige Großstadtmensch zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, wie ihn der Kulturphilosoph Georg Simmel beschrieben hat, ein in einer Kultur der Kälte lebender, zur Distanznahme fähiger Prototyp moderner Stadterfahrung, wurde abgelöst von der postfordistischen Doppelfigur des Touristen und des illegalen Migranten. Kaum noch erinnern wir uns an den Sinnspruch »Stadtluft macht frei!«, der zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts von »Stadt, das ist der Ort, wo Fremde wohnen« überschrieben und seit den Achtzigern unter zahlreichen »Das Boot ist voll!«-Rufen vollends begraben wurde. Sicher, die europäische Stadtgeschichte war schon immer aufgespannt zwischen Emanzipationsgeschichte und Ausschlussbewegung, zwischen Eingemeindung, Integration und Ghettoisierung, aber dennoch scheint sich heute ein neuer Zusammenhang zwischen neoliberalem Freiheitsversprechen und dem Sicherheitsdispositiv zu ergeben, den der französische Theoretiker Michel Foucault Ende der Siebziger in seinen Vorlesungen zu Gouvernementalität und Biopolitik entworfen hat.1 Er beschreibt ihn als eine seit dem siebzehnten Jahrhundert sich herausentwickelnde Rationalität des Regierens im Sinne eines Ausübens von Machtpraktiken in einem Herrschaftstraum, ein Ineinanderwirken von Ökonomie, Politik und einer bestimmten protestantischen Innerlichkeitspraxis, die sich nicht nur in den Institutionen, den politischen Entscheidungen und sozialen Zusammenschlüssen, sondern auch in der Stadtplanung, im Umgang mit dem öffentlichen Raum niederschlägt. Diese Rationalität lässt sich bis zur Vorstellung eines autonomen Subjekts herunterdeklinieren, das im Zentrum eines neoliberalen Gesellschaftskonzeptes steht - das Inbild des mobilen, dislozierten, autonomen Individuums, das soziale Risiken selber zu tragen versteht und sich höchstens zu Communities Gleichgesinnter zusammenschließt und ansonsten, wenn überhaupt, nur noch in einer ökonomischen Matrix verortbar ist. Ökonomie ist die Sprache, in der heute Politisches verhandelt wird, ihre Dominanz ist in allen Bereichen von der Politik bis zum Bildungswesen, von der Kultur bis zur medizinischen Versorgung offensichtlich, in ihr hat man sich zuerst einzurichten, bevor man sich auf Wohnungssuche begibt. Dass wirklich nichts mehr ihrer Verwertungslogik entgeht, zeigt auch die neben dem Bürger als »Kunden« üblich gewordene Adressierung des Patienten als »Kunden« oder gar, noch absurder, des Arbeitslosen als »Kunden«.
Doch seltsamerweise scheint dieses autonome Subjekt kaum in der Realität aufzutreten, die Vorstellung von ihm, die sich in den Rhetoriken der Institutionen und Politiker, in Handlungsanweisungen und Gesetzesentwürfen niederschlägt, kaum realisierbar - das Scheitern des Ich-AG-Konzeptes in Deutschland ist ein beredtes Beispiel -, sie dient auch mehr als Vorlage, wird als Druck spürbar, der auf den realen und unautonomen Subjekten, also auf den Bewohnern unserer Städte, liegt. Dass die sozial Schwachen aus diesem Konzept fallen, ahnen die ängstlichen, zu Kunden befreiten Bürger nur zu gut, aber noch ist ihnen nicht klar, dass sie mittlerweile selbst betroffen sind, das heißt, dass der Mittelstand sich selbst abschafft, wie auch jene Beamtin der deutschen Bundesagentur für Arbeit feststellt, die sich in der Reportage »Die Produktion von Parias« von Gabriele Goettle in der taz vom 29. 8. 2005 über die Ruhe im Land wundert. Und die ist auch verwunderlich, denn es wurden mit Reformen wie Hartz IV die größten sozialen Einschnitte der Nachkriegszeit umgesetzt, während immense Unternehmensgewinne und deutsche »Exportweltmeisterschaft« Jahr für Jahr wieder erfreut von FAZ und Handelsblatt verkündet wurden.
Aber, so könnte man einwenden, welcher Gegenentwurf steht uns denn noch zur Verfügung? Gegen die aggressive Verwertungslogik, die alles umso mehr erfasst, da die Kommunen verschuldet, die öffentlichen Kassen leer sind, werden allenfalls kommunitaristische Vorstellungen gesetzt, die meist einen sozial homogenen Raum herzustellen versuchen und somit ein weiteres der zahlreichen einfarbigen Versatzstücke auf der Fläche der postfordistischen Stadt produzieren. Einer Stadt, die ansonsten hauptsächlich von einem stark schwankenden Immobilienmarkt, verursacht durch Spekulation und starke Migrationsbewegungen, gestaltet wird, von einer Immobilienpolitik, die Eigentum fördert und Mietraum unterbindet, von einem Sicherheitsapparat, der sich allerdings oft nicht auf den ersten Blick zeigt, und dem Konzept der sogenannten »unternehmerischen Stadt«, die sich durch schlanke Verwaltung, public private partnership und Privatisierung öffentlichen Raumes auszeichnet. Es entsteht dieses seltsam fragmentierte und segregierte Stadtbild, dem man in der Gegend um Marseille ebenso wie in Berlin begegnen kann, in der Agglomeration Zürich genauso wie in Birmingham oder Frankfurt. Sicher, man findet oft noch ein Zentrum, wie man es von europäischen Städten des neunzehnten Jahrhunderts gewohnt ist, ein Finanz-, Verwaltungs- und Geschäftszentrum, das heute mal aus Bürotürmen besteht, mal aus älteren Repräsentationsbauten, aber es ist äußerst klein im Verhältnis zu dem breiten Netz der Vorstädte, das dieses Zentrum umgibt. In jedem Fall zeigen diese Agglomerationen, urbanizaciónes, urban sprawls an, wie sehr sich das Verhältnis von Zentrum und Peripherie verändert hat. Was sich vielleicht auf den ersten Blick nicht zeigt, ist, mit welchen Verdrängungsprozessen diese Veränderungen einhergehen - einer der zentralen Ansatzpunkte vieler konzeptkünstlerischer Arbeiten, die in den letzten fünfzehn Jahren entstanden sind, ob es sich um Rem Koolhaas oder Andreas Siekmann handelt. Diese postfordistische Realität, die sich in auf den ersten Blick so gegensätzlichen Städten wie Los Angeles und Detroit möglicherweise am deutlichsten manifestiert, vielleicht weil diese Städte eine kürzere Geschichte haben und die öffentliche Hand nicht in der Weise eingegriffen hat, wie wir es bis vor kurzem kannten, vielleicht weil es sich um Modelle, ja, Prototypen der Stadtsoziologie wie die von Mike Davis oder David Harvey, und somit des urbanistischen Diskurses handelt, diese Realität entfaltet sich in Europa mittlerweile ebenso. Dies ist kein uniformer Prozess, mal geschieht es abrupter wie in Berlin, mal nach und nach wie in Wien, das hängt von den historischen Gegebenheiten und politischen Umständen ab. Auch finden sich im städtischen Raum immer mehrere Zeitschichten, das Städtische bleibt trotz des massiven Einbruchs dieser neuen Hegemonie der Ort der Ungleichzeitigkeiten, der Ort, an dem, um mit Deleuze zu sprechen, Disziplinargesellschaft neben Kontrollgesellschaft koexistiert, wo man fordistische Reste neben postfordistischen Produktionsverhältnissen findet und daneben Spuren mittelalterlicher Gewerbeverordnung, sozialistischen Aufbruchs sowie einer Denkmalpflege, die sich um die vergangenen Jahrhunderte kümmert. Und das war ja auch stets das Faszinierende am Sprechen über die Stadt: dass sie der Ort ist, an dem gesellschaftliche Verhältnisse sichtbar werden können, sich Konflikte zeigen und politische Fragen sich deutlicher stellen lassen. Nicht umsonst hatten Karl Marx und Friedrich Engels sich eine proletarische Revolution nur im Städtischen vorstellen können und schimpften auf die »Idiotie des Landlebens«. Die Stadt ist das Thema, über das sich Politisches verhandeln lässt, ob man über Eigentumsverhältnisse, öffentlichen Raum oder Sozialverbände einsteigen möchte. Insofern ist die Frage, wie es um die Sichtbarkeiten und Unsichtbarkeiten der Stadt bestellt ist, die Frage, was geschieht, wenn eine Form der sozialen Organisation inszeniert wird, die mit den eigentlichen Verhältnissen in der Stadt nichts zu tun hat, eine so brennende, eine eminent politische. Und es wird jede Menge inszeniert. Zu neuen Unsichtbarkeiten, die über Ausschlüsse hergestellt werden, gesellen sich Fake und Camouflage, so dass man nicht selten von einer »fake city« sprechen möchte, einer theatralen Inszenierung von Stadt, die mit den realen Wohn- und Arbeitsverhältnissen nicht mehr viel zu tun hat. Das reicht von der Disneyfizierung der Innenstädte mit ihrer Fassadenkultur und Wohnzimmermöblierung des öffentlichen Raums bis zum wachsenden Sicherheitsapparat, der nicht nur kaschiert wird, sondern architektonisch mit einer scheinbaren Offenheit umgeben, oder besser gesagt, verdeckt wurde. Zugedeckt mit den Ornamenten des freien Zugangs und der freien Einsicht. Wie man es gut am Pariser Platz in Berlin mit seinen kaschierten Panzersperren vor der amerikanischen Botschaft sehen kann oder in zahlreichen gated communities, die nach innen ein offenes Gesellschaftsmodell suggerieren, das aber nach außen durch hohe Mauern und Wachschutz abgeriegelt ist. Und nicht zuletzt das üblich gewordene Verständnis von Transparenz, das sich alleine durch die Verwendung des Baumaterials Glas auszeichnet.
Ist es nicht diese Camouflage, die an jenem Derealisierungsgefühl mitarbeitet, das uns mehr und mehr bestimmt? An diesem Gefühl, nicht mehr zu sehen, was wirklich vor sich geht. Könnten es nicht genau diese Inszenierungsvorgänge sein, die jenes Defizit erzeugen, das unsere Sehnsucht nach Katastrophenfilmen mit auslöst? Weil diese uns eine gesteigerte Form von Sichtbarkeit bieten. Weil die filmische Katastrophenerzählung darauf hinausläuft, eine dahinterliegende oder zugrundeliegende Realität, natürlich eine, die äußerst komplexitätsreduziert daherkommt, zu bieten, auch wenn sich dann herausstellt, dass diese komplexitätsreduzierte Aussicht auf eine reaktionäre Moral hinausläuft? Steckt im Wunsch nach Katastrophenfilmen nicht - neben der Lust an der Zerstörung aller Oberflächen, neben der Sehnsucht nach der Negation des Bestehenden - der Wunsch nach klareren und einfacheren Sichtverhältnissen? Steckt dahinter nicht der Wunsch, endlich angeschlossen zu sein ans Reale, dabei zu sein?
Copyright © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Es ist so. Mich faszinieren Katastrophen. Also in Filmen, Katastrophenfilmen, aber auch in der Berichterstattung über real sich vollziehende Katastrophen vorzugsweise auf dem nordamerikanischen, seltener dem europäischen Kontinent. Sei es aus Sehnsucht nach einer kathartischen Erfahrung oder aus einem aggressiven Verlangen heraus, im Ausnahmezustand die bestehende Ordnung gleichzeitig negiert und auf die Spitze getrieben zu sehen. Oder ganz einfach, weil ich mit dem Phantasma der Atomkatastrophe aufgewachsen bin und mich in diesem Genre quasi zu Hause fühle. Als Katastrophenfilmgängerin weiß ich jedenfalls: Diese Filme sind Stadtfilme. Man denke an Hollywoodproduktionen wie »War of the Worlds« (2005), The »Day after Tomorrow« (2004), »Independence Day« (1996) oder »Deep Impact« (1998), die eine Großstadt als Schauplatz des Untergangs gewählt haben. Diese fiktive Katastrophe bewegt sich meist von außen auf die Metropolen zu und löst deren Untergang und eine Fluchtbewegung der in ihr lebenden Menschen aus, die man mitvollzieht. Und so lässt der Plot die Überlebenden aus dem kollabierenden Moloch fliehen, weg von den Zentren der Verwaltung, der Finanz- und Medienindustrie durch eine bizarre Vorortstimmung, eine Stadtlandschaft, die aus verlassenen und beschädigten Häusern besteht, aus verunstalteten Wohn- und ein wenig später Gewerbegebieten, durch Reste dysfunktionaler Infrastruktur - bis sie nicht selten am Ende ganz auf dem Land ankommen, von dem sie sich ein Überleben versprechen. Ganz anders verhält es sich bei postapokalyptischen Filmen wie »28 Days Later« (2002) von Danny Boyle oder, noch expliziter, »Wolfzeit« (2003) von Michael Haneke, in denen die filmische Erzählung gleich auf dem Land einsetzt und klar ist, die sogenannte Katastrophe hat längst stattgefunden und frisst sich für immer fest. Und so kann auch das Schlussbild, ein starrer Blick aus dem fahrenden Zug in die vorbeiziehenden Wälder hinein, nur eines erzählen: Dieser Zug wird nirgendwo ankommen, die Städte und damit die Zivilisation sind ausgelöscht, jetzt herrscht roher Naturzustand, der Kampf aller gegen alle, in dem chauvinistische Bandenzusammenschlüsse das einzige soziale Band hergeben. Konnte man in den Atomkriegsfilmen der Siebziger und Achtziger noch mehreren sozial heterogenen Helden und Heldinnen, repräsentativ für die bestehende Gesellschaft, bei diesem Überlebenskampf in einer Vielzahl von mehr oder weniger gleichberechtigten narrativen Strängen zusehen, so wird in den gegenwärtigen Produktionen hauptsächlich die eine Familienzusammenführung thematisiert, die zu gelingen hat und tatsächlich meist gelingt, auch wenn die Welt dabei arm aussieht. So als wollte man permanent Margaret Thatchers legendär gewordene Aussage verkünden: »There is no such thing as society, there are only individuals and families.« Die Veränderung der Narration gibt uns Aufschluss über die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Dass Stadtgeschichte und Katastrophenfilmgeschichte einhergehen, hat das Buch von Mike Davis, »Ökologie der Angst«, ausführlich gezeigt, und vielleicht ist es wirklich jene kalifornische Metropole, die zumindest für unsere westliche Wahrnehmung diese phantasmatische Aufladung am stärksten erhält, bzw. ist es der nordamerikanische Kontinent, der die fixe Verbindung von Stadtwahrnehmung und Katastrophenimagination zu beheimaten scheint, doch die Ahnung, dass die zivilisatorische Decke dünn ist, wenn der gesellschaftliche Zusammenhang aufbricht, ist eine, die sich heute immer stärker ins Bewusstsein auch europäischer Stadtbewohner schiebt.
Vollzögen wir diese filmische Bewegung aus dem verdichteten städtischen Raum in die vielfältige Stadtrandlandschaft im Realen nach, würde sich ein dem Fiktiven ähnliches Bild ergeben. Wie leicht wäre es, und es ist auch schon mehrmals geschehen, einen apokalyptischen Film ohne Studiotricks und Special Effects zu drehen. Man müsste sich nur an bestimmte Orte begeben, die im städtischen Zusammenhang zahlreich auffindbar, selten aber betretbar sind und oft auch gar nicht wahrgenommen werden, als brächte eine Geisterhand diese zum Verschwinden, als zögen sich gewisse Bereiche der Stadt vor uns zurück. Und vielleicht ist es dieses Gefühl, das ein Bedürfnis nach einer vermeintlich realeren Stadterfahrung erzeugt hat, wie es sich in der Nachfrage von Touren durch Kanalisationen und Vorstädte niederschlägt oder im Eventtourismus, der neben der üblichen Touristisierung der europäischen Innenstädte Hotelaufenthalte in Gefängnissen oder Spaziergänge durch Privatwohnungen anbietet. Als wollten wir etwas sehen, was sich uns immer mehr zu entziehen scheint: gesellschaftliche Wirklichkeit. Es ist eben nicht nur mit dem veränderten Verhältnis von öffentlich und privat zu erklären, dass wir solche Grenzüberschreitungen suchen, sondern auch mit der Tatsache, dass wir in unserer alltäglichen Großstadterfahrung mehr und mehr von Orten umgeben sind, die wir nicht mehr einordnen können - weiße Flecken auf der inneren Landkarte. Und damit sind nicht nur Brachen, vernachlässigte Gebiete und eingezäunte Baustellen gemeint, auf denen nichts mehr geschieht, no man's land, vernagelte Fensterscheiben und Ruinen, sondern auch das, was man als die »Gürtel der Armut« bezeichnet, no go areas, für die man Mittelsmänner, Gewährsmänner bräuchte, Orte mit kaputten Gegensprechanlagen und fehlenden Hausnummern. Das sind auch die gated communities mit ihren Schranken, Portiershäuschen und Mauern, die Wohnanlagen, in die man nur mit Zahlenkombination gelangt, olympische Dörfer, Orte mit patroullierenden Sicherheitsdiensten, restricted areas. Das sind sowohl Industrieanlagen als auch militärische Sperrgebiete und Gefängnisse, die sich durchaus neben Bürotürmen mit Magnetkarten und Lobbys mit Meldepflicht befinden können - also Zugangsbeschränkungen, wohin man blickt. Die Stadt scheint heute eher als Zusammenhang von Ausschluss- Systemen erlebbar und beschreibbar zu sein denn als Zusammenhang des sozial Heterogenen, wie traditionell, besonders im europäischen Kontext, gerne beschworen wird. Der feinsinnige Großstadtmensch zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, wie ihn der Kulturphilosoph Georg Simmel beschrieben hat, ein in einer Kultur der Kälte lebender, zur Distanznahme fähiger Prototyp moderner Stadterfahrung, wurde abgelöst von der postfordistischen Doppelfigur des Touristen und des illegalen Migranten. Kaum noch erinnern wir uns an den Sinnspruch »Stadtluft macht frei!«, der zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts von »Stadt, das ist der Ort, wo Fremde wohnen« überschrieben und seit den Achtzigern unter zahlreichen »Das Boot ist voll!«-Rufen vollends begraben wurde. Sicher, die europäische Stadtgeschichte war schon immer aufgespannt zwischen Emanzipationsgeschichte und Ausschlussbewegung, zwischen Eingemeindung, Integration und Ghettoisierung, aber dennoch scheint sich heute ein neuer Zusammenhang zwischen neoliberalem Freiheitsversprechen und dem Sicherheitsdispositiv zu ergeben, den der französische Theoretiker Michel Foucault Ende der Siebziger in seinen Vorlesungen zu Gouvernementalität und Biopolitik entworfen hat.1 Er beschreibt ihn als eine seit dem siebzehnten Jahrhundert sich herausentwickelnde Rationalität des Regierens im Sinne eines Ausübens von Machtpraktiken in einem Herrschaftstraum, ein Ineinanderwirken von Ökonomie, Politik und einer bestimmten protestantischen Innerlichkeitspraxis, die sich nicht nur in den Institutionen, den politischen Entscheidungen und sozialen Zusammenschlüssen, sondern auch in der Stadtplanung, im Umgang mit dem öffentlichen Raum niederschlägt. Diese Rationalität lässt sich bis zur Vorstellung eines autonomen Subjekts herunterdeklinieren, das im Zentrum eines neoliberalen Gesellschaftskonzeptes steht - das Inbild des mobilen, dislozierten, autonomen Individuums, das soziale Risiken selber zu tragen versteht und sich höchstens zu Communities Gleichgesinnter zusammenschließt und ansonsten, wenn überhaupt, nur noch in einer ökonomischen Matrix verortbar ist. Ökonomie ist die Sprache, in der heute Politisches verhandelt wird, ihre Dominanz ist in allen Bereichen von der Politik bis zum Bildungswesen, von der Kultur bis zur medizinischen Versorgung offensichtlich, in ihr hat man sich zuerst einzurichten, bevor man sich auf Wohnungssuche begibt. Dass wirklich nichts mehr ihrer Verwertungslogik entgeht, zeigt auch die neben dem Bürger als »Kunden« üblich gewordene Adressierung des Patienten als »Kunden« oder gar, noch absurder, des Arbeitslosen als »Kunden«.
Doch seltsamerweise scheint dieses autonome Subjekt kaum in der Realität aufzutreten, die Vorstellung von ihm, die sich in den Rhetoriken der Institutionen und Politiker, in Handlungsanweisungen und Gesetzesentwürfen niederschlägt, kaum realisierbar - das Scheitern des Ich-AG-Konzeptes in Deutschland ist ein beredtes Beispiel -, sie dient auch mehr als Vorlage, wird als Druck spürbar, der auf den realen und unautonomen Subjekten, also auf den Bewohnern unserer Städte, liegt. Dass die sozial Schwachen aus diesem Konzept fallen, ahnen die ängstlichen, zu Kunden befreiten Bürger nur zu gut, aber noch ist ihnen nicht klar, dass sie mittlerweile selbst betroffen sind, das heißt, dass der Mittelstand sich selbst abschafft, wie auch jene Beamtin der deutschen Bundesagentur für Arbeit feststellt, die sich in der Reportage »Die Produktion von Parias« von Gabriele Goettle in der taz vom 29. 8. 2005 über die Ruhe im Land wundert. Und die ist auch verwunderlich, denn es wurden mit Reformen wie Hartz IV die größten sozialen Einschnitte der Nachkriegszeit umgesetzt, während immense Unternehmensgewinne und deutsche »Exportweltmeisterschaft« Jahr für Jahr wieder erfreut von FAZ und Handelsblatt verkündet wurden.
Aber, so könnte man einwenden, welcher Gegenentwurf steht uns denn noch zur Verfügung? Gegen die aggressive Verwertungslogik, die alles umso mehr erfasst, da die Kommunen verschuldet, die öffentlichen Kassen leer sind, werden allenfalls kommunitaristische Vorstellungen gesetzt, die meist einen sozial homogenen Raum herzustellen versuchen und somit ein weiteres der zahlreichen einfarbigen Versatzstücke auf der Fläche der postfordistischen Stadt produzieren. Einer Stadt, die ansonsten hauptsächlich von einem stark schwankenden Immobilienmarkt, verursacht durch Spekulation und starke Migrationsbewegungen, gestaltet wird, von einer Immobilienpolitik, die Eigentum fördert und Mietraum unterbindet, von einem Sicherheitsapparat, der sich allerdings oft nicht auf den ersten Blick zeigt, und dem Konzept der sogenannten »unternehmerischen Stadt«, die sich durch schlanke Verwaltung, public private partnership und Privatisierung öffentlichen Raumes auszeichnet. Es entsteht dieses seltsam fragmentierte und segregierte Stadtbild, dem man in der Gegend um Marseille ebenso wie in Berlin begegnen kann, in der Agglomeration Zürich genauso wie in Birmingham oder Frankfurt. Sicher, man findet oft noch ein Zentrum, wie man es von europäischen Städten des neunzehnten Jahrhunderts gewohnt ist, ein Finanz-, Verwaltungs- und Geschäftszentrum, das heute mal aus Bürotürmen besteht, mal aus älteren Repräsentationsbauten, aber es ist äußerst klein im Verhältnis zu dem breiten Netz der Vorstädte, das dieses Zentrum umgibt. In jedem Fall zeigen diese Agglomerationen, urbanizaciónes, urban sprawls an, wie sehr sich das Verhältnis von Zentrum und Peripherie verändert hat. Was sich vielleicht auf den ersten Blick nicht zeigt, ist, mit welchen Verdrängungsprozessen diese Veränderungen einhergehen - einer der zentralen Ansatzpunkte vieler konzeptkünstlerischer Arbeiten, die in den letzten fünfzehn Jahren entstanden sind, ob es sich um Rem Koolhaas oder Andreas Siekmann handelt. Diese postfordistische Realität, die sich in auf den ersten Blick so gegensätzlichen Städten wie Los Angeles und Detroit möglicherweise am deutlichsten manifestiert, vielleicht weil diese Städte eine kürzere Geschichte haben und die öffentliche Hand nicht in der Weise eingegriffen hat, wie wir es bis vor kurzem kannten, vielleicht weil es sich um Modelle, ja, Prototypen der Stadtsoziologie wie die von Mike Davis oder David Harvey, und somit des urbanistischen Diskurses handelt, diese Realität entfaltet sich in Europa mittlerweile ebenso. Dies ist kein uniformer Prozess, mal geschieht es abrupter wie in Berlin, mal nach und nach wie in Wien, das hängt von den historischen Gegebenheiten und politischen Umständen ab. Auch finden sich im städtischen Raum immer mehrere Zeitschichten, das Städtische bleibt trotz des massiven Einbruchs dieser neuen Hegemonie der Ort der Ungleichzeitigkeiten, der Ort, an dem, um mit Deleuze zu sprechen, Disziplinargesellschaft neben Kontrollgesellschaft koexistiert, wo man fordistische Reste neben postfordistischen Produktionsverhältnissen findet und daneben Spuren mittelalterlicher Gewerbeverordnung, sozialistischen Aufbruchs sowie einer Denkmalpflege, die sich um die vergangenen Jahrhunderte kümmert. Und das war ja auch stets das Faszinierende am Sprechen über die Stadt: dass sie der Ort ist, an dem gesellschaftliche Verhältnisse sichtbar werden können, sich Konflikte zeigen und politische Fragen sich deutlicher stellen lassen. Nicht umsonst hatten Karl Marx und Friedrich Engels sich eine proletarische Revolution nur im Städtischen vorstellen können und schimpften auf die »Idiotie des Landlebens«. Die Stadt ist das Thema, über das sich Politisches verhandeln lässt, ob man über Eigentumsverhältnisse, öffentlichen Raum oder Sozialverbände einsteigen möchte. Insofern ist die Frage, wie es um die Sichtbarkeiten und Unsichtbarkeiten der Stadt bestellt ist, die Frage, was geschieht, wenn eine Form der sozialen Organisation inszeniert wird, die mit den eigentlichen Verhältnissen in der Stadt nichts zu tun hat, eine so brennende, eine eminent politische. Und es wird jede Menge inszeniert. Zu neuen Unsichtbarkeiten, die über Ausschlüsse hergestellt werden, gesellen sich Fake und Camouflage, so dass man nicht selten von einer »fake city« sprechen möchte, einer theatralen Inszenierung von Stadt, die mit den realen Wohn- und Arbeitsverhältnissen nicht mehr viel zu tun hat. Das reicht von der Disneyfizierung der Innenstädte mit ihrer Fassadenkultur und Wohnzimmermöblierung des öffentlichen Raums bis zum wachsenden Sicherheitsapparat, der nicht nur kaschiert wird, sondern architektonisch mit einer scheinbaren Offenheit umgeben, oder besser gesagt, verdeckt wurde. Zugedeckt mit den Ornamenten des freien Zugangs und der freien Einsicht. Wie man es gut am Pariser Platz in Berlin mit seinen kaschierten Panzersperren vor der amerikanischen Botschaft sehen kann oder in zahlreichen gated communities, die nach innen ein offenes Gesellschaftsmodell suggerieren, das aber nach außen durch hohe Mauern und Wachschutz abgeriegelt ist. Und nicht zuletzt das üblich gewordene Verständnis von Transparenz, das sich alleine durch die Verwendung des Baumaterials Glas auszeichnet.
Ist es nicht diese Camouflage, die an jenem Derealisierungsgefühl mitarbeitet, das uns mehr und mehr bestimmt? An diesem Gefühl, nicht mehr zu sehen, was wirklich vor sich geht. Könnten es nicht genau diese Inszenierungsvorgänge sein, die jenes Defizit erzeugen, das unsere Sehnsucht nach Katastrophenfilmen mit auslöst? Weil diese uns eine gesteigerte Form von Sichtbarkeit bieten. Weil die filmische Katastrophenerzählung darauf hinausläuft, eine dahinterliegende oder zugrundeliegende Realität, natürlich eine, die äußerst komplexitätsreduziert daherkommt, zu bieten, auch wenn sich dann herausstellt, dass diese komplexitätsreduzierte Aussicht auf eine reaktionäre Moral hinausläuft? Steckt im Wunsch nach Katastrophenfilmen nicht - neben der Lust an der Zerstörung aller Oberflächen, neben der Sehnsucht nach der Negation des Bestehenden - der Wunsch nach klareren und einfacheren Sichtverhältnissen? Steckt dahinter nicht der Wunsch, endlich angeschlossen zu sein ans Reale, dabei zu sein?
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Autoren-Porträt von Kathrin Röggla
Kathrin Röggla, geboren 1971 in Salzburg, arbeitet als Prosa- und Theaterautorin und entwickelt Radiostücke. Für ihre literarischen Arbeiten wurde sie mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Preis der SWR-Bestenliste (2004), dem Arthur-Schnitzler-Preis (2012) und dem Wortmeldungen-Literaturpreis (2020). Sie veröffentlichte unter anderem die Prosabücher »Niemand lacht rückwärts« (1995), »Abrauschen« (1997), »Irres Wetter« (2000), »really ground zero« (2001), »wir schlafen nicht« (2004), »die alarmbereiten« (2010), »Nachtsendung. Unheimliche Geschichten« (2016) sowie gesammelte Essays und Theaterstücke unter dem Titel »besser wäre: keine« (2013). Kathrin Röggla ist seit 2015 Vize-Präsidentin der Akademie der Künste in Berlin und seit 2020 Professorin für Literarisches Schreiben an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Zuletzt erschien ihr Roman »Laufendes Verfahren«, für den sie den Heinrich-Böll-Preis für Literatur (2023) erhalten hat.Literaturpreise:Heinrich-Böll-Preis für Literatur (2023)Österreichischer Kunstpreis für Literatur (2020)Wortmeldungen-Literaturpreis (2020)Mainzer Stadtschreiberin (2012)Arthur-Schnitzler-Preis (2012)Franz-Hessel-Preis (2010)Anton-Wildgans-Preis (2009)Solothurner Literaturpreis (2005)Internationaler Preis für Kunst und Kultur des Kulturfonds der Stadt Salzburg (2005)Förderpreis des Schillergedächtnispreises (2004)Preis der SWR-Bestenliste (2004)Bruno Kreisky Preis 2004 für das beste politische BuchAlexander von Sacher-Masoch-Preis (2001)Italo-Svevo-Preis (2001)Nossack-Förderpreis (2003)RIAS Preis (2003)New York Stipendium des Literaturfonds (2001Reinhard Priessnitz-Preis (1995)Meta-Merzpreis (1995)Salzburger Landesliteraturpreis (1992)
Bibliographische Angaben
- Autor: Kathrin Röggla
- 2013, 1. Auflage, 416 Seiten, Maße: 13,1 x 21,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: S. Fischer Verlag GmbH
- ISBN-10: 3100660625
- ISBN-13: 9783100660626
- Erscheinungsdatum: 05.03.2013
Rezension zu „besser wäre: keine “
klug und subtil Oliver Jungen Frankfurter Allgemeine Zeitung 20130628
Pressezitat
klug und subtil Oliver Jungen Frankfurter Allgemeine Zeitung 20130628
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