Schwab, A: Biosphärenpark Wienerwald

"GEMISCHTER SATZ: Was wie eine neue Mixed Variante beim Tennis klingt, wie eine seltsame syntaktische Verdrehung, moderner Kaffeerückstand, ist in Wahrheit Wein und eine alte Wiener Spezialität. Um sich vor Parasiten, Missernten zu schützen, baut man nämlich ganz in dem Vertrauen, dass schon ein paar gedeihen werden, mehrere Rebsorten nebeneinander an, und diese Mischkulanz, dieses weinträubische Allerlei, ergibt den beliebten Gemischten Satz. Cuvee, der schon im Weinberg wächst. Das Gegenteil vom hochgezüchtet Reinen, Spezialisierten, Extrahierten. eine Promenadenmischung, aber kein Bodensatz, nein, mehr ein Alle-Menschen-sind-wir-Brüder, eine Saft gewordene Integration. zum Wohl. Ein Wein ganz wie Wiens Bevölkerung, erdig und durchwachsen, vollmundig und frisch, am Anderen gereift, an Fremdem angestreift, erst in der Mischung interessant, ein Meltingpot, manchmal hantig, manchmal lieblich, immer bekömmlich, kein Kompott-Wasser. Prost!" (Franzobel, Schriftsteller, Wien)

Lois Lammerhuber wurde dreimal zum besten Fotografen der Welt gewählt, viele seiner Bücher wurden ausgezeichnet. Er ist Träger des österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse und Mitglied des Art Directors Club New York.Andreas Schwab ist freischaffender Autor und Redakteur, arbeitet seit 1990 bei der Stadt Wien und ist seit 2009 in der Magistratsdirektion Wien für die interne Kommunikation beim Projekt "Hauptbahnhof Wien" zuständig.

Alfred Teischinger, Holztechnologe, UniversitŠt fŸr Bodenkultur, Wien: Impressionen aus einem au§ergewšhnlichen Bildband: 111 x BiosphŠrenpark Wienerwald. Immer, wenn ich im Freien Menschen sehe, die Eis am Holzstil essen, kommt mir die Assoziation zur Buche aus dem Wienerwald... Warum eigentlich Buche, frage ich mich als gelernter Holzfachmann, ... Ausgerechnet die Buche Ð eine holztechnisch oft sperrige, nicht immer beliebte Holzart Ð ist also die TrŠgerin dieses Eisgenusses. Die Buche ist von den Holzinhaltsstoffen her neutral, sie ist sehr fest und homogen, sodass sich ein kleines, dŸnnes HolzplŠttchen gut herstellen lŠst und die Funktion als Stiel sehr gut erfŸllt. Das Holz lŠsst sich so glŠtten, dass der Stiel angenehm in der Hand liegt und die Zunge beim Abschlecken auch des letzten Eisrestes nicht verletzt. Dennoch haftet das Eis fest am Stiel und die geringe WŠrmeleitfŠhigkeit des Holzes verhindert, dass die KšrperwŠrme von den Fingern Ÿber den Stiel zum Eis geleitet wird und es so von dort her schmilzt. Einmal gebraucht, landet der Stiel nicht immer im MistkŸbel. Das ist bei Buchenholz kein allzu gro§es Problem, da sich das nicht dauerhafte Holz in der Wiese oder am Wegrand recht bald natŸrlich zersetzt. Jeden Sommer werden in ...sterreich und Deutschland zusammen etwa 1,5 Milliarden Eislutscher genossen. Ein Gutteil der Stiele fŸr die gefrorenen Kšstlichkeiten kommt aus dem Wienerwald, einem der grš§ten Buchewaldgebiete Europas. (BiosphŠrenparkzeitung Juni 2011)