Bitterherz
Thriller
Idylle pur? Sophie liebt ihr Eifeldorf, ihre Eltern, ihre Freunde. Hindernisse? Die gibt es nicht! Doch dann stimmt plötzlich nichts mehr. Denn der eine Mensch, der ihr eigentlich am nächsten steht, wird zur größten Gefahr für...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Bitterherz “
Idylle pur? Sophie liebt ihr Eifeldorf, ihre Eltern, ihre Freunde. Hindernisse? Die gibt es nicht! Doch dann stimmt plötzlich nichts mehr. Denn der eine Mensch, der ihr eigentlich am nächsten steht, wird zur größten Gefahr für ihr Leben. Sophie verschwindet. Spurlos. Keiner weiß, wo sie ist, nicht einmal Nina, ihre beste Freundin. Und doch ist gerade sie es, die in allerletzter Minute Nervenstärke beweisen muss.
Ab 13 Jahren!
Klappentext zu „Bitterherz “
Idylle pur? Sophie liebt ihr Eifeldorf, ihre Eltern, ihre Freunde. Hindernisse? Die gibt es nicht! Doch dann stimmt plötzlich nichts mehr. Denn der eine Mensch, der ihr eigentlich am nächsten steht, wird zur größten Gefahr für ihr Leben. Sophie verschwindet. Spurlos. Keiner weiß, wo sie ist, nicht einmal Nina, ihre beste Freundin. Und doch ist gerade sie es, die in allerletzter Minute Nervenstärke beweisen muss ... Der erste Eifel-Krimi für Jugendliche ab 13 Jahren
Lese-Probe zu „Bitterherz “
Bitterherz von Ulrike Bliefert Prolog
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Als sie wieder zu sich kam, war sie starr vor Kälte. Der Raum, in dem sie lag, war stockdunkel, und einen Moment lang befürchtete sie, erblindet zu sein. Wie lange liege ich schon hier? Was ist passiert? Die Schmerzen waren unerträglich. Vorsichtig tastete sie nach der Wunde an ihrem Hinterkopf. Da, wo das Blut bereits getrocknet war, waren ihre Haare zu dicken, starren Strähnen zusammengeklebt. Sie lag unter einer plüschigen Sofadecke. Wohndecke nennt man das ... 100 % Acryl ... Waschbar bei 30 Grad. Sie fror trotzdem. Jemand hatte ihr Stiefel, Anorak und Pulli ausgezogen. Wer? Wer hat mich hierhin gebracht? Einer? Mehrere? Ich muss so schnell wie möglich weg von hier! Sie versuchte, sich aufzurichten, doch wenn sie den Kopf auch nur ein winziges Stück weit anhob, wurde ihr übel und sie drohte, erneut das Bewusstsein zu verlieren. »Wo willst du denn hin bei dem Wetter?«, hatte die Nachbarin gefragt. Frau Kühnel. Die hatte vor dem Haus Schnee geschippt und sie hatte sie angelogen. Warum? Sie hatte etwas Wichtiges vorgehabt. Aber was das war, daran konnte sie sich beim besten Willen nicht erinnern. Was ist das hier? Ein Haus? Eine Wohnung? Wessen Wohnung? Die Matratze lag auf einem niedrigen Gestell. Allem Anschein nach eine Art Bettsofa. Jugendzimmer. Billige, fantasielose Ensembles aus Schlafstelle, Schreibtisch und Kleiderschrank. Hässlich und pflegeleicht. Sie schob sich Millimeter für Millimeter an den Rand des Bettes und begann, den Fußboden abzutasten. Vielleicht finde ich ja meine Tasche. Und den weißen Daunenanorak. Und meinen Rollkragenpulli. Ihre Hand zuckte zurück, als sie in etwas Pelziges griff. Stell dich nicht so an! Ein Tier - egal, ob tot oder lebendig - fühlt sich anders an! Sie betastete das Etwas erneut. Ein Bettvorleger ... Flokati ... Ein Hirtenteppich, wie sie in den Siebzigern modern waren und heute wieder als Retrostyle verkauft werden. Der Teppich war so verfilzt, dass es sich garantiert um ein Modell der ersten Generation handelte. Aber er war aus Wolle! Zitternd zog sie das verdreckte Ding über ihre nackten Schultern und atmete flach, um den Hustenreiz zu unterdrücken, den der Staub, den sie dabei aufwirbelte, auslöste. Von ihrer Tasche, den Stiefeln, Pulli und Anorak fehlte jede Spur. Jedenfalls befanden sie sich nicht neben dem Bett und an Aufstehen war nicht zu denken. Wo bin ich hier? Ist vielleicht jemand in der Nähe?
Sie dachte daran, um Hilfe zu rufen, aber schon der Versuch ließ den Schmerz in ihrem Kopf explodieren. Vielleicht haben sie mich einfach hier eingesperrt. Allein. Vielleicht wollen sie mich einfach hier liegen lassen, bis ich erfroren bin. Oder verhungert. Sie lauschte. Es war totenstill. Bis auf ein leises Trappeln und Rascheln. Ratten!
1
»Sag du zur Kuh! Das Motto des Tages!«, grölte Benno Küppersbusch und riss Nina den Eifeler Generalanzeiger aus der Hand. Er stieg auf den Tisch und schwenkte die Seite, auf der Sophie Breinersdörfers Konterfei prangte, hoch über seinem kahl geschorenen Schädel. »Unsere Süße hier befasst sich demnächst ein ganzes Jahr lang mit Bullenbesamung!« Die anderen wollten sich schier ausschütten vor Lachen. »Bullenbesamung? So ein Schwachsinn«, murmelte Sophie genervt. »Das heißt Rinderbesamung. Ist doch logisch.« Nina grinste und legte den Arm um die Schultern ihrer Freundin. »Vergiss es«, sagte sie. »Logik ist für Benno doch 'n Fremdwort!« »Logik ist für jeden 'n Fremdwort«, mischte sich Timo ein und brachte eine Schüssel mit Kartoffelchips von der Theke herüber, »abgeleitet von griechisch logos, was so viel bedeutet wie ...« »... danke, Mister Einstein, das reicht erst mal«, unterbrach ihn Nina und versank augenblicklich mit Timo in leidenschaftliches, von gelegentlichem Kichern unterbrochenes Geknutsche. Benno sprang vom Tisch herunter und legte Sophie den Arm um die Taille. Mit der freien Hand griff er in die Schale mit den Chips und beförderte eine Handvoll davon in den Mund. »Hey, Süße«, raunte er Sophie ins Ohr, »echt geile Fotos.« Er begann, mit offenem Mund zu kauen, und um seine Zähne herum bildete sich ein bräunlicher Brei aus Spucke und Chipskrümeln. »Auf die Bullenbesamungsnummer gibst du einen aus, okay?« Er grinste anzüglich und kam Sophies Gesicht dabei wieder mal definitiv zu nahe. Bevor sie klarstellen konnte, dass es erstens Rinderbesamung heißen musste und sie zweitens weder Geld noch Lust hatte, Benno und seine Clique zu einem Besäufnis einzuladen, brüllte er: »Los, Leute! Wir ziehen rüber in den Löwenhof! Die Kuhmutti hier gibt einen aus!« Vielstimmiges Beifallsgegröle. Augenblicklich ließ Nina von Timo ab. »Die Kuhmutti heißt Sophie und wird den Teufel tun!« Sie schubste Benno auf Distanz und stieg ihrerseits auf den Tisch. »Alles bestens, alles super, Leute«, rief sie über die Musik hinweg seinen Kumpels zu, »aber wenn ihr Knallköppe euch unbedingt volllaufen lassen wollt, müsst ihr das schon selbst bezahlen!« Das anschließende Protestgeschrei erfolgte eher pro forma: Dass Sophie - Gymnasiastin und mit einem eher bescheidenen Taschengeld gesegnet - die komplette Besetzung des Mayener Jugendfreizeitheims zu Wodka und Bier einladen würde, hatte wohl niemand ernsthaft geglaubt. Murrend verzog sich Bennos Clique in Richtung Ausgang. »Du musst nicht glauben, weil du's mit dem Praktikantenfuzzi treibst, kannst du dich hier als Chefin aufspielen«, zischte Benno Nina im Vorbeigehen zu, und ehe Nina es verhindern konnte, griff er Sophie erneut um die Taille und presste sie an sich. »Na komm, Süße, stell dich doch nicht so an. Einer muss es dir schließlich mal besorgen.« »Hey, Benno, es reicht!« Jetzt ging Timo dazwischen. »Anbaggern: ja. Angrapschen: nein«, erklärte er und deutete mit gespielt kumpelhaftem Grinsen auf die Hausordnung, die neben dem Durchgang zum Toilettenraum an der Wand hing. Eine Neuerung, die Timo eingeführt
hatte: »Wer andere herabsetzt, beschimpft oder beleidigt, fliegt raus!« und »Heimlich saufen könnt ihr anderswo, hier nicht!«. So klar und deutlich hatte noch niemand die Bedingungen benannt, unter denen man hier kostenlos Billard, Kicker und Tischtennis spielen oder samstags in der Flashlight-Disco tanzen konnte. Helmut »Heli« Hessling, der das Mayener Freizeitheim seit zwei Jahren leitete, hatte es bereits nach wenigen Monaten aufgegeben, Benno und seinen Freunden die Wodka-Fläschchen wegzunehmen, mit denen sie hinter seinem Rücken ihre Cola aufzupeppen pflegten, oder ihnen beizubringen, dass Großmäuligkeit und Grapschereien wenig dazu angetan waren, die anwesenden Mädchen zu beeindrucken. Timo hingegen hatte Benno & Co. gegenüber von
vornherein einen anderen Ton draufgehabt. Zwar gab es immer wieder kleine Rangeleien und Machtkämpfe, aber da Timo beim Tischtennis einfach unschlagbar war, hatten sie ihn mittlerweile - Praktikantenfuzzi hin, Praktikantenfuzzi her - akzeptiert. Nina merkte, wie eine kleine, heiße Welle in ihr aufstieg; eine Mischung aus Glück, Stolz und Angst, es könnte schon bald wieder vorbei sein. Sie hatte Timo gleich zu Beginn seines Praktikums kennengelernt. Zuerst fand sie ihn ein bisschen angsteinflößend mit seinem ironischen Grinsen, der ständig gerunzelten Stirn und der schwarzen Wollmütze, die er auch im Freizeitheim nicht auszuziehen pflegte. Dass Timo wunderbar weiche, hellbraune Haare hatte, konnte sie erst Tage später feststellen, als er sie auf seiner Vespa nach Hause fuhr. »Hier wohnst du?«, hatte er fassungslos gefragt, als sie ihn nach Kürrenberg und dann quer durch den Wald zu Walther Kaprolaths heruntergekommenem Bauernhof dirigiert hatte. »Ja, hier wohn ich«, hatte sie geantwortet, und als Timo weiterfragen wollte, hatte sie seinem Versuch kurzerhand mit einem für das erste Mal bereits reichlich heißen Kuss ein Ende gesetzt. Sie hatten eine kleine Ewigkeit auf der Einfahrt gestanden und sich weitergeküsst, bis Kaprolath aus dem Haus geschlurft kam, um mit Ozzie, seinem schwarzen Labrador, einen spätnächtlichen Verdauungsspaziergang zu machen. »Neuer Freund?«, hatte Kaprolath gefragt, als er zurückkam und Timo mitsamt seiner Vespa verschwunden war. »Sieht so aus«, hatte Nina geantwortet. Am darauffolgenden Samstag hatte Timo ihr eine selbst gebrannte CD ins Freizeitheim mitgebracht. »Die Band heißt Black Stone Cherry. Folk Metal.« »Kenn ich nicht.« »Wenn du Lust hast, hör mal rein.« »Okay.« »Besonders die Nummer eins: toller Text. »I would steal a feather from an angel's wing ... to prove my love for you.« Mit Ninas Englisch war es nicht allzu weit her, aber das hatte sie verstanden: Da war jemand bereit, seiner Angebeteten eine eigenhändig geklaute Engelsflügelfeder zu Füßen zu legen, als Beweis seiner Liebe. Wie ultimativ romantisch! Am Sonntag hatte Nina sich den Song mindestens hundertmal angehört und ab Montag waren sie und Timo ein Paar. »Hey, träumst du?« Sophie wedelte mit der Hand vor Ninas Gesicht herum und riss sie zurück in die Gegenwart. Sie hatte bereits ihren Anorak an und half Timo, die leeren Cola- und Limoflaschen einzusammeln, die Benno & Co. zurückgelassen hatten. Timo schaute zum x-ten Mal nervös auf die Uhr. »Heli müsste längst hier sein«, grummelte er. »Er hat mir fest versprochen, dass er den Laden heute ab neun übernimmt.« Nina zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Ach nee! Heli lässt sich auch mal wieder blicken? Seitdem du hier bist, taucht der doch nur alle paar Tage mal auf.« »Stimmt. Aber heute ist eben ein ganz besonderer Tag!«, verkündete Timo aufgekratzt. »Ich dachte, wir feiern Sophies Karrierestart als Covergirl in meiner neuen Bude!« »Welche Bude?«, fragte Nina verdutzt. Sophie prustete. »Covergirl ist gut!« Sie kicherte und strich den Eifeler Generalanzeiger, auf dessen Regionalbeilage ihr Bild als Titelfoto prangte, glatt. »Das Foto erscheint bestimmt demnächst im Playboy: Hasi mit Kuh!« Nina lachte nicht mit. »Welche Bude?«, wiederholte sie irritiert. »Pennst du denn nicht mehr bei Heli im Arbeitszimmer?« »Nee. Da kann ich ja schlecht Besuch mitbringen«, erklärte Timo und zwinkerte ihr vielsagend zu. »Ich hab 'n super billiges Zimmer am Mühlenturm gefunden! Mit Kochnische und Dusche! Steht zwar bisher nur 'ne Blechkiste mit meinen Klamotten drin, aber für 'nen Korkenzieher und drei Gläser hab ich gesorgt. Und morgen fahr ich nach Köln und hol meine Sachen!« Er war sichtlich stolz darauf, endlich eine eigene kleine Wohnung gefunden zu haben. »Glückwunsch«, sagte Nina. Komisch, dachte sie, während sie in ihren Mantel schlüpfte und den dicken grünen Wollschal um den Hals wickelte, komisch, dass ich zum ersten Mal was über Timos Zuhause erfahre. Er kommt also aus Köln. Seltsam, dass er das bisher nie erwähnt hat. Während Nina und Timo sich ausgehfertig machten, überflog Sophie zum x-ten Mal den Artikel über ihr Jugend-forscht-Projekt. »Tz! Kürrenberger Schülerin auf Du und Du mit den Eifeler Auerochsen«, zitierte sie kopfschüttelnd die Überschrift. »Erstens hab nicht ich den Spruch Sag Du zur Kuh erfunden, sondern irgendeine Futtermittelfirma, und zweitens sind Heckrinder keine Auerochsen! Und es heißt Heckrinder, weil sie nach den Brüdern Heinz und Lutz Heck benannt wurden, und nicht etwa wegen ihrer breiten Hinterteile, wie der Blödmann hier schreibt!« »Ich glaub, der Blödmann meint das einfach nur witzig«, warf Timo ein, aber Sophie war nicht mehr zu bremsen. »Witzig? Dieser Zinkel stellt mich doch hier als Klein-Doofi mit Plüschohren hin!«, fauchte sie. »Sophie Breinersdörfer, die Kuhmutti von Kürrenberg?! Der Typ hat sie doch nicht mehr alle! Und dass Heckrinder die Verbuschung von Feuchtwiesen verhindern und damit erheblich zum Erhalt der Artenvielfalt hier bei uns beitragen, hat er mit keiner Silbe erwähnt!« Nina verzog das Gesicht und wechselte einen einvernehmlichen Blick mit Timo: Wenn Sophie einmal von ihrem Lieblingsthema anfing, war jeder Widerstand zwecklos. Alles, was die beiden von Sophies Bio-, Ökound Rinderzuchtkauderwelsch verstanden, war, dass sogenannte Outdoor-Rinder weder Stall noch Melkmaschinen brauchten: Sie bildeten eine Art landschaftspflegerische Selbstversorgertruppe. Nina und Timo fanden das eingestandenermaßen wenig spektakulär, aber als ein Landwirt aus dem nahe gelegenen Bürresheim Sophie erlaubt hatte, seine Herde ein Jahr lang im Rahmen eines Jugend-forscht-Projekts zu beobachten, war das der Lokalpresse immerhin eine zweiseitige Fotoreportage wert gewesen. »Auerochsen sind eh die Stammväter aller Hausrindrassen«, dozierte Sophie weiter. »Aber sie selbst sind schließlich schon lange ausgestorben! Auerochsen: Das ist ja fast genauso bescheuert wie Bullenbesamung!« »Hallo, Leute!«, platzte Heli in ihren Vortrag hinein. »Sorry, dass ich jetzt erst komme: Hab nicht auf die Uhr geguckt.« Er zupfte sich die Skimütze vom Kopf, schüttelte seinen neuerdings dezent von blonden Strähnchen durchzogenen Designerschnitt in Form und schlug Sophie kumpelhaft auf die Schulter. »Cool, das mit der Bullenbesamung und so!« Bevor er merken konnte, dass sie ihn aus vollem Hals auslachten, stürmten Nina, Timo und Sophie durch die Tür. Draußen war es eigentümlich still und dicke Schneeflocken segelten vom Himmel. »Wow! Genau wie ich gesagt habe!«, jubelte Nina und streckte die bloßen Handflächen aus. »Letzte Woche hab ich zu Kaprolath gesagt, wirst sehen, dies Jahr wird es noch mal richtig kalt und an Fastnacht schneit es!« Sie schaute fasziniert zu, wie die Flocken auf ihrer Haut schmolzen. »Gut, dass ich die Rosenbüsche so dick eingemummelt habe! Seit ich mich um die Dinger kümmere, blühen die im Sommer wie verrückt!« Jetzt streckte sie auch ihr Gesicht den fallenden Flocken entgegen. Timo scharrte mit dem Stiefelabsatz in der dünnen weißen Schicht, die sich auf dem Spielplatz vor dem Freizeitheim gebildet hatte. Es gefiel ihm nicht, dass Nina mit dem alten Kaprolath unter einem Dach lebte. Nicht, dass er eifersüchtig gewesen wäre - jedenfalls nicht direkt -, aber ihn störte die Nähe und Vertrautheit, die zwischen Nina und diesem wortkargen, narbengesichtigen Kerl herrschte. Das Schlimmste an der ganzen Angelegenheit war allerdings, dass es bisher einfach keinen Platz gegeben hatte, an dem er mit Nina hätte allein sein können. Natürlich hatte Nina in Kaprolaths halb verfallenem Bauernhof ein eigenes Zimmer, aber die nagelneue kleine Wohnung am Mühlenturm bot eindeutig erfreulichere Perspektiven, als in Hörweite dieses verschrobenen alten Querulanten die erste gemeinsame Nacht zu verbringen. »Also, los geht's«, drängelte Timo und schloss seine Vespa auf, »Einweihungsparty ist angesagt!« »Passen wir da nicht zu dritt drauf?«, fragte Nina verdutzt, als Timo sich anschickte, die Vespa zu schieben und zu Fuß zu gehen. »Theoretisch ja«, antwortete Timo. »Und praktisch?« »Praktisch lassen wir das lieber«, versetzte Timo, plötzlich sehr kurz angebunden. Nina und Sophie wechselten einen Blick, zuckten die Schultern und setzten sich, Timo folgend, in Bewegung. »Was hat er denn?«, wisperte Sophie nach einer Weile. »Keine Ahnung.« Nina fiel beim besten Willen kein Grund ein, der dagegen sprechen konnte, mal eben zu dritt auf Timos Motorroller durch Mayen zu düsen, auch wenn das polizeilich natürlich keineswegs erlaubt war. Aber sie hatte sich schon daran gewöhnt, dass Timo auf die harmlosesten Fragen ausgesprochen zugeknöpft reagieren konnte. Und schließlich hatte auch sie ihm bisher nichts über ihre Vergangenheit anvertraut. Er wusste nicht einmal, dass ihre Eltern und ihre beiden kleinen Brüder ebenfalls in Kürrenberg lebten; in einem riesigen, blitzblank renovierten Fachwerkhaus samt Metzgerei, Fremdenzimmern und einem eigenen Restaurant namens Eifelperle. Warum sie schon vor zwei Jahren, kurz nach ihrem sechzehnten Geburtstag, dort ausgezogen war, würde sie Timo erst anvertrauen, wenn sie sich ein bisschen näher kennengelernt hatten. Es war keine gute Geschichte. Keine, die man seinem Liebsten gleich in den ersten drei Wochen erzählt. Timos kleine Wohnung lag im Parterre eines unansehnlichen, zweistöckigen Hauses aus den Sechzigerjahren. Der Besitzer hatte das Erdgeschoss, das bis vor Kurzem einen Versandhaus-Shop beherbergt hatte, zu einem - wie er es nannte - »Junggesellen-Apartment« umgebaut. Das ehemalige Schaufenster war bis auf ein Oberlicht zugemauert, und nur die gläserne Eingangstür erinnerte noch daran, dass es sich einmal um einen Laden gehandelt hatte. Drinnen roch es nach frischer Wandfarbe und Fußbodenlack, und von der Decke baumelte ein Kabel mit nackter Glühbirne. In der rechten Zimmerecke stapelten sich Bretter, Latten und Balken. Timo zündete als Allererstes die Kerzen an, die auf seiner blaumetallenen Seekiste standen. »Sekunde! Wird gleich gemütlich!« »Was soll denn das werden?«, fragte Nina und deutete auf das Bretterarsenal in der Ecke. »Verrat ich dir später«, erklärte Timo grinsend, knipste das Deckenlicht aus und deutete auf die beiden zusammengelegten Bundeswehrwolldecken auf dem Fußboden, die als Sofaersatz dienen sollten. Er hatte Tortilla-Chips und Guacamole eingekauft und der Rotwein schmeckte köstlich. Sie zogen ein bisschen über Heli Hesslings affiges Skimützchen und seine blondierten Strähnchen her und amüsierten sich königlich über seine ungeschickten Versuche, bei der liebreizenden jungen Kindergärtnerin zu punkten, die seit ein paar Wochen in der Krippe neben dem Freizeitheim arbeitete.
Um kurz nach elf drängte Sophie zum Aufbruch. Ihre Eltern waren nach Koblenz in die Oper gefahren und hatten ihr - wie immer, wenn sie sie nicht selbst abholen konnten - eine Taxifahrt spendiert. Während Sophie mit der Taxizentrale telefonierte, legte Timo Nina den Arm um die Schultern und deutete auf den Bretterberg. »Das wird 'n Hochbett«, flüsterte er, »einsvierzig mal zweiundzwanzig. Unten drunter ist dann jede Menge Platz. Wenn's unbedingt sein muss für 'n zweites Bett. Oder für deinen Schreibtisch.« »Wieso für meinen Schreibtisch?« »Na, meiner kommt da drüben hin«, versetzte Timo und grinste über Ninas Begriffsstutzigkeit. »Du meinst ... ich soll hier einziehen?«, fragte sie schließlich lauter, als sie es beabsichtigt hatte. Sophie riss ihre Kulleraugen auf. »Was ist los? Davon weiß ich ja gar nichts!« »Sollte ja auch 'ne Überraschung sein!«, erklärte Timo und zu Nina gewandt flüsterte er: »Ich rühr dich auch nicht an, bevor du Jetzt! sagst.« Wütend machte Nina sich von Timo los. »Seit wann bestimmst du, wie und wo ich wohne?«, fauchte sie. Erschrocken wich Timo zurück. »Ich bestimme überhaupt nichts. Aber ich dachte, es ist doch immer noch besser hier als in der Bruchbude von diesem Freak.« Nina war aschfahl geworden und ihre Lippen wurden schmal vor Empörung. »Dieser Freak ist zufällig mein allerbester Freund! Und wenn der mir damals nicht seine Bruchbude« - sie wiederholte den Begriff mit übertriebener Betonung - »angeboten hätte, wär ich innerlich verreckt, kapiert?!« Abwehrend hob Timo die Hände. »Hey, langsam, langsam! Alles klar! So war das doch nicht gemeint ...« Aber Nina hörte schon gar nicht mehr zu. »Mein Vater ist damals höchstpersönlich zu meiner Lehrerin gelatscht, um zu verhindern, dass ich weiter zur Schule gehe«, fuhr sie fort, »und als ich mich gewehrt hab, hat seine liebe Schwester so lange auf mich eingedroschen, bis ich mit zwei gebrochenen Fingern am Boden lag!« Sie hob demonstrativ die rechte Hand. »Den Ringfinger krieg ich immer noch nicht richtig krumm!« »Aber davon kann Timo doch gar nichts wissen«, versuchte Sophie, sie zu beschwichtigen. »Ich bin rausgelaufen und einfach immer geradeaus. Hier am Gelenk guckte ein Stück Knochen raus. Und dann hat Kaprolath mich gefunden und in die Klinik gebracht. Mit seinem Trecker. Mitten in der Nacht.« Draußen hupte das Taxi. Sophie nahm Timo kurz in den Arm. »Seitdem wohnt Nina bei ihm, verstehst du?«, sagte sie leise. »Sie hat dem alten Kaprolath 'ne Menge zu verdanken.« Timo versuchte, etwas zu sagen, aber Nina war schon im Mantel und stürmte hinaus. »Freak nennt ihn jedenfalls niemand! Niemand! Kapiert?« Wortlos sah Timo den beiden hinterher, als sie vor dem Haus ins Taxi stiegen. Auch er war blass geworden. Es schneite noch immer. Im Taxi roch es nach Zigarettenqualm, Achselschweiß und feuchter Wolle. »Kürrenberg, Im Weiherhölzchen 8«, sagte Sophie. »Aber kurz vor der Abzweigung nach Kürrenberg machen wir noch einen Schlenker nach rechts und setzen meine Freundin ab, okay?« »Alles klar«, brummte der Taxifahrer. Sie fuhren eine ganze Weile schweigend durch die verschneite Stadt. Schließlich hielt es Sophie nicht mehr aus. »Das war verdammt ungerecht von dir«, sagte sie leise. Nina starrte ohne erkennbare Reaktion aus dem Fenster. »Timo hat es doch nur gut gemeint«, fuhr Sophie unbeirrt fort, »und vom Mühlenturm aus hättest du es außerdem nicht so weit bis zur Schule.« Nina reagierte immer noch nicht. Inzwischen hatten sie Mayen hinter sich gelassen und fuhren auf der Landstraße in Richtung Kürrenberg. »Ungefähr fünfzehn Meter vor der Abzweigung geht rechts ein Waldweg ab. Auf dem dann immer geradeaus, und dann kommt irgendwann rechter Hand ein einzelner Bauernhof«, erklärte Sophie dem Fahrer. Kurz bevor sie in der Einfahrt zu Kaprolaths Hof hielten, machte Sophie noch einen letzten Versuch, Nina aus der Reserve zu locken. »Woher soll Timo denn deine Geschichte kennen, wenn du sie ihm nicht erzählst?« Nina zuckte die Achseln und stieg aus. »Danke fürs Mitnehmen«, sagte sie knapp. Ozzie, Kaprolaths pechschwarzer Labrador, kam aus der Dunkelheit auf sie zugestürmt und begrüßte sie so überschwänglich, als sei sie wochenlang nicht zu Hause gewesen. Nina tätschelte ihm den Rücken. »Komm, Ozzie, ist zu kalt für dich draußen. Komm mit rein.« Sie klopfte sich sorgfältig den Schnee von den Stiefeln und öffnete die Tür. »Nacht, Sophie.« »Nacht, Nina«, sagte Sophie und nickte dem Taxifahrer zu, der ungeduldig auf die Anweisung zum Weiterfahren wartete. Als Nina ins Haus kam, saß Kaprolath in seinem Schaukelstuhl und las in einem zerfledderten, alten Schmöker. »Ärger?«, fragte er, ohne aufzublicken, und Nina überlegte zum hundertsten Mal, ob er womöglich so etwas wie hellseherische Fähigkeiten besaß oder ob er vielleicht einfach ihren frostigen Abschied vom Fenster aus beobachtet und seine Schlüsse daraus gezogen hatte. »So ähnlich«, antwortete sie ausweichend. Kaprolath brummte etwas, das man sowohl als »Aha«, »Tut mir leid« oder »Geht vorüber« interpretieren konnte. Als Nina schon halb die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufgestiegen war, drehte sie sich noch einmal um.
»Kaprolath?«, fragte sie leise. »Was?« Nina zögerte. »Ach, nichts«, sagte sie schließlich. »Gute Nacht.« »Nacht, Ninotschka.« Oben angekommen putzte Nina sich die Zähne, schlüpfte in ihren Pyjama und verkroch sich unter die Bettdecke, fest entschlossen, sofort einzuschlafen. Nein, sie würde morgen darüber nachdenken, was zwischen ihr und Timo vorgefallen war. Nicht jetzt!
© Thienemann Verlag
Als sie wieder zu sich kam, war sie starr vor Kälte. Der Raum, in dem sie lag, war stockdunkel, und einen Moment lang befürchtete sie, erblindet zu sein. Wie lange liege ich schon hier? Was ist passiert? Die Schmerzen waren unerträglich. Vorsichtig tastete sie nach der Wunde an ihrem Hinterkopf. Da, wo das Blut bereits getrocknet war, waren ihre Haare zu dicken, starren Strähnen zusammengeklebt. Sie lag unter einer plüschigen Sofadecke. Wohndecke nennt man das ... 100 % Acryl ... Waschbar bei 30 Grad. Sie fror trotzdem. Jemand hatte ihr Stiefel, Anorak und Pulli ausgezogen. Wer? Wer hat mich hierhin gebracht? Einer? Mehrere? Ich muss so schnell wie möglich weg von hier! Sie versuchte, sich aufzurichten, doch wenn sie den Kopf auch nur ein winziges Stück weit anhob, wurde ihr übel und sie drohte, erneut das Bewusstsein zu verlieren. »Wo willst du denn hin bei dem Wetter?«, hatte die Nachbarin gefragt. Frau Kühnel. Die hatte vor dem Haus Schnee geschippt und sie hatte sie angelogen. Warum? Sie hatte etwas Wichtiges vorgehabt. Aber was das war, daran konnte sie sich beim besten Willen nicht erinnern. Was ist das hier? Ein Haus? Eine Wohnung? Wessen Wohnung? Die Matratze lag auf einem niedrigen Gestell. Allem Anschein nach eine Art Bettsofa. Jugendzimmer. Billige, fantasielose Ensembles aus Schlafstelle, Schreibtisch und Kleiderschrank. Hässlich und pflegeleicht. Sie schob sich Millimeter für Millimeter an den Rand des Bettes und begann, den Fußboden abzutasten. Vielleicht finde ich ja meine Tasche. Und den weißen Daunenanorak. Und meinen Rollkragenpulli. Ihre Hand zuckte zurück, als sie in etwas Pelziges griff. Stell dich nicht so an! Ein Tier - egal, ob tot oder lebendig - fühlt sich anders an! Sie betastete das Etwas erneut. Ein Bettvorleger ... Flokati ... Ein Hirtenteppich, wie sie in den Siebzigern modern waren und heute wieder als Retrostyle verkauft werden. Der Teppich war so verfilzt, dass es sich garantiert um ein Modell der ersten Generation handelte. Aber er war aus Wolle! Zitternd zog sie das verdreckte Ding über ihre nackten Schultern und atmete flach, um den Hustenreiz zu unterdrücken, den der Staub, den sie dabei aufwirbelte, auslöste. Von ihrer Tasche, den Stiefeln, Pulli und Anorak fehlte jede Spur. Jedenfalls befanden sie sich nicht neben dem Bett und an Aufstehen war nicht zu denken. Wo bin ich hier? Ist vielleicht jemand in der Nähe?
Sie dachte daran, um Hilfe zu rufen, aber schon der Versuch ließ den Schmerz in ihrem Kopf explodieren. Vielleicht haben sie mich einfach hier eingesperrt. Allein. Vielleicht wollen sie mich einfach hier liegen lassen, bis ich erfroren bin. Oder verhungert. Sie lauschte. Es war totenstill. Bis auf ein leises Trappeln und Rascheln. Ratten!
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»Sag du zur Kuh! Das Motto des Tages!«, grölte Benno Küppersbusch und riss Nina den Eifeler Generalanzeiger aus der Hand. Er stieg auf den Tisch und schwenkte die Seite, auf der Sophie Breinersdörfers Konterfei prangte, hoch über seinem kahl geschorenen Schädel. »Unsere Süße hier befasst sich demnächst ein ganzes Jahr lang mit Bullenbesamung!« Die anderen wollten sich schier ausschütten vor Lachen. »Bullenbesamung? So ein Schwachsinn«, murmelte Sophie genervt. »Das heißt Rinderbesamung. Ist doch logisch.« Nina grinste und legte den Arm um die Schultern ihrer Freundin. »Vergiss es«, sagte sie. »Logik ist für Benno doch 'n Fremdwort!« »Logik ist für jeden 'n Fremdwort«, mischte sich Timo ein und brachte eine Schüssel mit Kartoffelchips von der Theke herüber, »abgeleitet von griechisch logos, was so viel bedeutet wie ...« »... danke, Mister Einstein, das reicht erst mal«, unterbrach ihn Nina und versank augenblicklich mit Timo in leidenschaftliches, von gelegentlichem Kichern unterbrochenes Geknutsche. Benno sprang vom Tisch herunter und legte Sophie den Arm um die Taille. Mit der freien Hand griff er in die Schale mit den Chips und beförderte eine Handvoll davon in den Mund. »Hey, Süße«, raunte er Sophie ins Ohr, »echt geile Fotos.« Er begann, mit offenem Mund zu kauen, und um seine Zähne herum bildete sich ein bräunlicher Brei aus Spucke und Chipskrümeln. »Auf die Bullenbesamungsnummer gibst du einen aus, okay?« Er grinste anzüglich und kam Sophies Gesicht dabei wieder mal definitiv zu nahe. Bevor sie klarstellen konnte, dass es erstens Rinderbesamung heißen musste und sie zweitens weder Geld noch Lust hatte, Benno und seine Clique zu einem Besäufnis einzuladen, brüllte er: »Los, Leute! Wir ziehen rüber in den Löwenhof! Die Kuhmutti hier gibt einen aus!« Vielstimmiges Beifallsgegröle. Augenblicklich ließ Nina von Timo ab. »Die Kuhmutti heißt Sophie und wird den Teufel tun!« Sie schubste Benno auf Distanz und stieg ihrerseits auf den Tisch. »Alles bestens, alles super, Leute«, rief sie über die Musik hinweg seinen Kumpels zu, »aber wenn ihr Knallköppe euch unbedingt volllaufen lassen wollt, müsst ihr das schon selbst bezahlen!« Das anschließende Protestgeschrei erfolgte eher pro forma: Dass Sophie - Gymnasiastin und mit einem eher bescheidenen Taschengeld gesegnet - die komplette Besetzung des Mayener Jugendfreizeitheims zu Wodka und Bier einladen würde, hatte wohl niemand ernsthaft geglaubt. Murrend verzog sich Bennos Clique in Richtung Ausgang. »Du musst nicht glauben, weil du's mit dem Praktikantenfuzzi treibst, kannst du dich hier als Chefin aufspielen«, zischte Benno Nina im Vorbeigehen zu, und ehe Nina es verhindern konnte, griff er Sophie erneut um die Taille und presste sie an sich. »Na komm, Süße, stell dich doch nicht so an. Einer muss es dir schließlich mal besorgen.« »Hey, Benno, es reicht!« Jetzt ging Timo dazwischen. »Anbaggern: ja. Angrapschen: nein«, erklärte er und deutete mit gespielt kumpelhaftem Grinsen auf die Hausordnung, die neben dem Durchgang zum Toilettenraum an der Wand hing. Eine Neuerung, die Timo eingeführt
hatte: »Wer andere herabsetzt, beschimpft oder beleidigt, fliegt raus!« und »Heimlich saufen könnt ihr anderswo, hier nicht!«. So klar und deutlich hatte noch niemand die Bedingungen benannt, unter denen man hier kostenlos Billard, Kicker und Tischtennis spielen oder samstags in der Flashlight-Disco tanzen konnte. Helmut »Heli« Hessling, der das Mayener Freizeitheim seit zwei Jahren leitete, hatte es bereits nach wenigen Monaten aufgegeben, Benno und seinen Freunden die Wodka-Fläschchen wegzunehmen, mit denen sie hinter seinem Rücken ihre Cola aufzupeppen pflegten, oder ihnen beizubringen, dass Großmäuligkeit und Grapschereien wenig dazu angetan waren, die anwesenden Mädchen zu beeindrucken. Timo hingegen hatte Benno & Co. gegenüber von
vornherein einen anderen Ton draufgehabt. Zwar gab es immer wieder kleine Rangeleien und Machtkämpfe, aber da Timo beim Tischtennis einfach unschlagbar war, hatten sie ihn mittlerweile - Praktikantenfuzzi hin, Praktikantenfuzzi her - akzeptiert. Nina merkte, wie eine kleine, heiße Welle in ihr aufstieg; eine Mischung aus Glück, Stolz und Angst, es könnte schon bald wieder vorbei sein. Sie hatte Timo gleich zu Beginn seines Praktikums kennengelernt. Zuerst fand sie ihn ein bisschen angsteinflößend mit seinem ironischen Grinsen, der ständig gerunzelten Stirn und der schwarzen Wollmütze, die er auch im Freizeitheim nicht auszuziehen pflegte. Dass Timo wunderbar weiche, hellbraune Haare hatte, konnte sie erst Tage später feststellen, als er sie auf seiner Vespa nach Hause fuhr. »Hier wohnst du?«, hatte er fassungslos gefragt, als sie ihn nach Kürrenberg und dann quer durch den Wald zu Walther Kaprolaths heruntergekommenem Bauernhof dirigiert hatte. »Ja, hier wohn ich«, hatte sie geantwortet, und als Timo weiterfragen wollte, hatte sie seinem Versuch kurzerhand mit einem für das erste Mal bereits reichlich heißen Kuss ein Ende gesetzt. Sie hatten eine kleine Ewigkeit auf der Einfahrt gestanden und sich weitergeküsst, bis Kaprolath aus dem Haus geschlurft kam, um mit Ozzie, seinem schwarzen Labrador, einen spätnächtlichen Verdauungsspaziergang zu machen. »Neuer Freund?«, hatte Kaprolath gefragt, als er zurückkam und Timo mitsamt seiner Vespa verschwunden war. »Sieht so aus«, hatte Nina geantwortet. Am darauffolgenden Samstag hatte Timo ihr eine selbst gebrannte CD ins Freizeitheim mitgebracht. »Die Band heißt Black Stone Cherry. Folk Metal.« »Kenn ich nicht.« »Wenn du Lust hast, hör mal rein.« »Okay.« »Besonders die Nummer eins: toller Text. »I would steal a feather from an angel's wing ... to prove my love for you.« Mit Ninas Englisch war es nicht allzu weit her, aber das hatte sie verstanden: Da war jemand bereit, seiner Angebeteten eine eigenhändig geklaute Engelsflügelfeder zu Füßen zu legen, als Beweis seiner Liebe. Wie ultimativ romantisch! Am Sonntag hatte Nina sich den Song mindestens hundertmal angehört und ab Montag waren sie und Timo ein Paar. »Hey, träumst du?« Sophie wedelte mit der Hand vor Ninas Gesicht herum und riss sie zurück in die Gegenwart. Sie hatte bereits ihren Anorak an und half Timo, die leeren Cola- und Limoflaschen einzusammeln, die Benno & Co. zurückgelassen hatten. Timo schaute zum x-ten Mal nervös auf die Uhr. »Heli müsste längst hier sein«, grummelte er. »Er hat mir fest versprochen, dass er den Laden heute ab neun übernimmt.« Nina zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Ach nee! Heli lässt sich auch mal wieder blicken? Seitdem du hier bist, taucht der doch nur alle paar Tage mal auf.« »Stimmt. Aber heute ist eben ein ganz besonderer Tag!«, verkündete Timo aufgekratzt. »Ich dachte, wir feiern Sophies Karrierestart als Covergirl in meiner neuen Bude!« »Welche Bude?«, fragte Nina verdutzt. Sophie prustete. »Covergirl ist gut!« Sie kicherte und strich den Eifeler Generalanzeiger, auf dessen Regionalbeilage ihr Bild als Titelfoto prangte, glatt. »Das Foto erscheint bestimmt demnächst im Playboy: Hasi mit Kuh!« Nina lachte nicht mit. »Welche Bude?«, wiederholte sie irritiert. »Pennst du denn nicht mehr bei Heli im Arbeitszimmer?« »Nee. Da kann ich ja schlecht Besuch mitbringen«, erklärte Timo und zwinkerte ihr vielsagend zu. »Ich hab 'n super billiges Zimmer am Mühlenturm gefunden! Mit Kochnische und Dusche! Steht zwar bisher nur 'ne Blechkiste mit meinen Klamotten drin, aber für 'nen Korkenzieher und drei Gläser hab ich gesorgt. Und morgen fahr ich nach Köln und hol meine Sachen!« Er war sichtlich stolz darauf, endlich eine eigene kleine Wohnung gefunden zu haben. »Glückwunsch«, sagte Nina. Komisch, dachte sie, während sie in ihren Mantel schlüpfte und den dicken grünen Wollschal um den Hals wickelte, komisch, dass ich zum ersten Mal was über Timos Zuhause erfahre. Er kommt also aus Köln. Seltsam, dass er das bisher nie erwähnt hat. Während Nina und Timo sich ausgehfertig machten, überflog Sophie zum x-ten Mal den Artikel über ihr Jugend-forscht-Projekt. »Tz! Kürrenberger Schülerin auf Du und Du mit den Eifeler Auerochsen«, zitierte sie kopfschüttelnd die Überschrift. »Erstens hab nicht ich den Spruch Sag Du zur Kuh erfunden, sondern irgendeine Futtermittelfirma, und zweitens sind Heckrinder keine Auerochsen! Und es heißt Heckrinder, weil sie nach den Brüdern Heinz und Lutz Heck benannt wurden, und nicht etwa wegen ihrer breiten Hinterteile, wie der Blödmann hier schreibt!« »Ich glaub, der Blödmann meint das einfach nur witzig«, warf Timo ein, aber Sophie war nicht mehr zu bremsen. »Witzig? Dieser Zinkel stellt mich doch hier als Klein-Doofi mit Plüschohren hin!«, fauchte sie. »Sophie Breinersdörfer, die Kuhmutti von Kürrenberg?! Der Typ hat sie doch nicht mehr alle! Und dass Heckrinder die Verbuschung von Feuchtwiesen verhindern und damit erheblich zum Erhalt der Artenvielfalt hier bei uns beitragen, hat er mit keiner Silbe erwähnt!« Nina verzog das Gesicht und wechselte einen einvernehmlichen Blick mit Timo: Wenn Sophie einmal von ihrem Lieblingsthema anfing, war jeder Widerstand zwecklos. Alles, was die beiden von Sophies Bio-, Ökound Rinderzuchtkauderwelsch verstanden, war, dass sogenannte Outdoor-Rinder weder Stall noch Melkmaschinen brauchten: Sie bildeten eine Art landschaftspflegerische Selbstversorgertruppe. Nina und Timo fanden das eingestandenermaßen wenig spektakulär, aber als ein Landwirt aus dem nahe gelegenen Bürresheim Sophie erlaubt hatte, seine Herde ein Jahr lang im Rahmen eines Jugend-forscht-Projekts zu beobachten, war das der Lokalpresse immerhin eine zweiseitige Fotoreportage wert gewesen. »Auerochsen sind eh die Stammväter aller Hausrindrassen«, dozierte Sophie weiter. »Aber sie selbst sind schließlich schon lange ausgestorben! Auerochsen: Das ist ja fast genauso bescheuert wie Bullenbesamung!« »Hallo, Leute!«, platzte Heli in ihren Vortrag hinein. »Sorry, dass ich jetzt erst komme: Hab nicht auf die Uhr geguckt.« Er zupfte sich die Skimütze vom Kopf, schüttelte seinen neuerdings dezent von blonden Strähnchen durchzogenen Designerschnitt in Form und schlug Sophie kumpelhaft auf die Schulter. »Cool, das mit der Bullenbesamung und so!« Bevor er merken konnte, dass sie ihn aus vollem Hals auslachten, stürmten Nina, Timo und Sophie durch die Tür. Draußen war es eigentümlich still und dicke Schneeflocken segelten vom Himmel. »Wow! Genau wie ich gesagt habe!«, jubelte Nina und streckte die bloßen Handflächen aus. »Letzte Woche hab ich zu Kaprolath gesagt, wirst sehen, dies Jahr wird es noch mal richtig kalt und an Fastnacht schneit es!« Sie schaute fasziniert zu, wie die Flocken auf ihrer Haut schmolzen. »Gut, dass ich die Rosenbüsche so dick eingemummelt habe! Seit ich mich um die Dinger kümmere, blühen die im Sommer wie verrückt!« Jetzt streckte sie auch ihr Gesicht den fallenden Flocken entgegen. Timo scharrte mit dem Stiefelabsatz in der dünnen weißen Schicht, die sich auf dem Spielplatz vor dem Freizeitheim gebildet hatte. Es gefiel ihm nicht, dass Nina mit dem alten Kaprolath unter einem Dach lebte. Nicht, dass er eifersüchtig gewesen wäre - jedenfalls nicht direkt -, aber ihn störte die Nähe und Vertrautheit, die zwischen Nina und diesem wortkargen, narbengesichtigen Kerl herrschte. Das Schlimmste an der ganzen Angelegenheit war allerdings, dass es bisher einfach keinen Platz gegeben hatte, an dem er mit Nina hätte allein sein können. Natürlich hatte Nina in Kaprolaths halb verfallenem Bauernhof ein eigenes Zimmer, aber die nagelneue kleine Wohnung am Mühlenturm bot eindeutig erfreulichere Perspektiven, als in Hörweite dieses verschrobenen alten Querulanten die erste gemeinsame Nacht zu verbringen. »Also, los geht's«, drängelte Timo und schloss seine Vespa auf, »Einweihungsparty ist angesagt!« »Passen wir da nicht zu dritt drauf?«, fragte Nina verdutzt, als Timo sich anschickte, die Vespa zu schieben und zu Fuß zu gehen. »Theoretisch ja«, antwortete Timo. »Und praktisch?« »Praktisch lassen wir das lieber«, versetzte Timo, plötzlich sehr kurz angebunden. Nina und Sophie wechselten einen Blick, zuckten die Schultern und setzten sich, Timo folgend, in Bewegung. »Was hat er denn?«, wisperte Sophie nach einer Weile. »Keine Ahnung.« Nina fiel beim besten Willen kein Grund ein, der dagegen sprechen konnte, mal eben zu dritt auf Timos Motorroller durch Mayen zu düsen, auch wenn das polizeilich natürlich keineswegs erlaubt war. Aber sie hatte sich schon daran gewöhnt, dass Timo auf die harmlosesten Fragen ausgesprochen zugeknöpft reagieren konnte. Und schließlich hatte auch sie ihm bisher nichts über ihre Vergangenheit anvertraut. Er wusste nicht einmal, dass ihre Eltern und ihre beiden kleinen Brüder ebenfalls in Kürrenberg lebten; in einem riesigen, blitzblank renovierten Fachwerkhaus samt Metzgerei, Fremdenzimmern und einem eigenen Restaurant namens Eifelperle. Warum sie schon vor zwei Jahren, kurz nach ihrem sechzehnten Geburtstag, dort ausgezogen war, würde sie Timo erst anvertrauen, wenn sie sich ein bisschen näher kennengelernt hatten. Es war keine gute Geschichte. Keine, die man seinem Liebsten gleich in den ersten drei Wochen erzählt. Timos kleine Wohnung lag im Parterre eines unansehnlichen, zweistöckigen Hauses aus den Sechzigerjahren. Der Besitzer hatte das Erdgeschoss, das bis vor Kurzem einen Versandhaus-Shop beherbergt hatte, zu einem - wie er es nannte - »Junggesellen-Apartment« umgebaut. Das ehemalige Schaufenster war bis auf ein Oberlicht zugemauert, und nur die gläserne Eingangstür erinnerte noch daran, dass es sich einmal um einen Laden gehandelt hatte. Drinnen roch es nach frischer Wandfarbe und Fußbodenlack, und von der Decke baumelte ein Kabel mit nackter Glühbirne. In der rechten Zimmerecke stapelten sich Bretter, Latten und Balken. Timo zündete als Allererstes die Kerzen an, die auf seiner blaumetallenen Seekiste standen. »Sekunde! Wird gleich gemütlich!« »Was soll denn das werden?«, fragte Nina und deutete auf das Bretterarsenal in der Ecke. »Verrat ich dir später«, erklärte Timo grinsend, knipste das Deckenlicht aus und deutete auf die beiden zusammengelegten Bundeswehrwolldecken auf dem Fußboden, die als Sofaersatz dienen sollten. Er hatte Tortilla-Chips und Guacamole eingekauft und der Rotwein schmeckte köstlich. Sie zogen ein bisschen über Heli Hesslings affiges Skimützchen und seine blondierten Strähnchen her und amüsierten sich königlich über seine ungeschickten Versuche, bei der liebreizenden jungen Kindergärtnerin zu punkten, die seit ein paar Wochen in der Krippe neben dem Freizeitheim arbeitete.
Um kurz nach elf drängte Sophie zum Aufbruch. Ihre Eltern waren nach Koblenz in die Oper gefahren und hatten ihr - wie immer, wenn sie sie nicht selbst abholen konnten - eine Taxifahrt spendiert. Während Sophie mit der Taxizentrale telefonierte, legte Timo Nina den Arm um die Schultern und deutete auf den Bretterberg. »Das wird 'n Hochbett«, flüsterte er, »einsvierzig mal zweiundzwanzig. Unten drunter ist dann jede Menge Platz. Wenn's unbedingt sein muss für 'n zweites Bett. Oder für deinen Schreibtisch.« »Wieso für meinen Schreibtisch?« »Na, meiner kommt da drüben hin«, versetzte Timo und grinste über Ninas Begriffsstutzigkeit. »Du meinst ... ich soll hier einziehen?«, fragte sie schließlich lauter, als sie es beabsichtigt hatte. Sophie riss ihre Kulleraugen auf. »Was ist los? Davon weiß ich ja gar nichts!« »Sollte ja auch 'ne Überraschung sein!«, erklärte Timo und zu Nina gewandt flüsterte er: »Ich rühr dich auch nicht an, bevor du Jetzt! sagst.« Wütend machte Nina sich von Timo los. »Seit wann bestimmst du, wie und wo ich wohne?«, fauchte sie. Erschrocken wich Timo zurück. »Ich bestimme überhaupt nichts. Aber ich dachte, es ist doch immer noch besser hier als in der Bruchbude von diesem Freak.« Nina war aschfahl geworden und ihre Lippen wurden schmal vor Empörung. »Dieser Freak ist zufällig mein allerbester Freund! Und wenn der mir damals nicht seine Bruchbude« - sie wiederholte den Begriff mit übertriebener Betonung - »angeboten hätte, wär ich innerlich verreckt, kapiert?!« Abwehrend hob Timo die Hände. »Hey, langsam, langsam! Alles klar! So war das doch nicht gemeint ...« Aber Nina hörte schon gar nicht mehr zu. »Mein Vater ist damals höchstpersönlich zu meiner Lehrerin gelatscht, um zu verhindern, dass ich weiter zur Schule gehe«, fuhr sie fort, »und als ich mich gewehrt hab, hat seine liebe Schwester so lange auf mich eingedroschen, bis ich mit zwei gebrochenen Fingern am Boden lag!« Sie hob demonstrativ die rechte Hand. »Den Ringfinger krieg ich immer noch nicht richtig krumm!« »Aber davon kann Timo doch gar nichts wissen«, versuchte Sophie, sie zu beschwichtigen. »Ich bin rausgelaufen und einfach immer geradeaus. Hier am Gelenk guckte ein Stück Knochen raus. Und dann hat Kaprolath mich gefunden und in die Klinik gebracht. Mit seinem Trecker. Mitten in der Nacht.« Draußen hupte das Taxi. Sophie nahm Timo kurz in den Arm. »Seitdem wohnt Nina bei ihm, verstehst du?«, sagte sie leise. »Sie hat dem alten Kaprolath 'ne Menge zu verdanken.« Timo versuchte, etwas zu sagen, aber Nina war schon im Mantel und stürmte hinaus. »Freak nennt ihn jedenfalls niemand! Niemand! Kapiert?« Wortlos sah Timo den beiden hinterher, als sie vor dem Haus ins Taxi stiegen. Auch er war blass geworden. Es schneite noch immer. Im Taxi roch es nach Zigarettenqualm, Achselschweiß und feuchter Wolle. »Kürrenberg, Im Weiherhölzchen 8«, sagte Sophie. »Aber kurz vor der Abzweigung nach Kürrenberg machen wir noch einen Schlenker nach rechts und setzen meine Freundin ab, okay?« »Alles klar«, brummte der Taxifahrer. Sie fuhren eine ganze Weile schweigend durch die verschneite Stadt. Schließlich hielt es Sophie nicht mehr aus. »Das war verdammt ungerecht von dir«, sagte sie leise. Nina starrte ohne erkennbare Reaktion aus dem Fenster. »Timo hat es doch nur gut gemeint«, fuhr Sophie unbeirrt fort, »und vom Mühlenturm aus hättest du es außerdem nicht so weit bis zur Schule.« Nina reagierte immer noch nicht. Inzwischen hatten sie Mayen hinter sich gelassen und fuhren auf der Landstraße in Richtung Kürrenberg. »Ungefähr fünfzehn Meter vor der Abzweigung geht rechts ein Waldweg ab. Auf dem dann immer geradeaus, und dann kommt irgendwann rechter Hand ein einzelner Bauernhof«, erklärte Sophie dem Fahrer. Kurz bevor sie in der Einfahrt zu Kaprolaths Hof hielten, machte Sophie noch einen letzten Versuch, Nina aus der Reserve zu locken. »Woher soll Timo denn deine Geschichte kennen, wenn du sie ihm nicht erzählst?« Nina zuckte die Achseln und stieg aus. »Danke fürs Mitnehmen«, sagte sie knapp. Ozzie, Kaprolaths pechschwarzer Labrador, kam aus der Dunkelheit auf sie zugestürmt und begrüßte sie so überschwänglich, als sei sie wochenlang nicht zu Hause gewesen. Nina tätschelte ihm den Rücken. »Komm, Ozzie, ist zu kalt für dich draußen. Komm mit rein.« Sie klopfte sich sorgfältig den Schnee von den Stiefeln und öffnete die Tür. »Nacht, Sophie.« »Nacht, Nina«, sagte Sophie und nickte dem Taxifahrer zu, der ungeduldig auf die Anweisung zum Weiterfahren wartete. Als Nina ins Haus kam, saß Kaprolath in seinem Schaukelstuhl und las in einem zerfledderten, alten Schmöker. »Ärger?«, fragte er, ohne aufzublicken, und Nina überlegte zum hundertsten Mal, ob er womöglich so etwas wie hellseherische Fähigkeiten besaß oder ob er vielleicht einfach ihren frostigen Abschied vom Fenster aus beobachtet und seine Schlüsse daraus gezogen hatte. »So ähnlich«, antwortete sie ausweichend. Kaprolath brummte etwas, das man sowohl als »Aha«, »Tut mir leid« oder »Geht vorüber« interpretieren konnte. Als Nina schon halb die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufgestiegen war, drehte sie sich noch einmal um.
»Kaprolath?«, fragte sie leise. »Was?« Nina zögerte. »Ach, nichts«, sagte sie schließlich. »Gute Nacht.« »Nacht, Ninotschka.« Oben angekommen putzte Nina sich die Zähne, schlüpfte in ihren Pyjama und verkroch sich unter die Bettdecke, fest entschlossen, sofort einzuschlafen. Nein, sie würde morgen darüber nachdenken, was zwischen ihr und Timo vorgefallen war. Nicht jetzt!
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Autoren-Porträt von Ulrike Bliefert
Ulrike Bliefert, Jahrgang 1951, ist vielen als Film- und Fernsehschauspielerin - von "Jauche und Levkojen" (1976) über "Das Amt" (1997-2003) bis zu "Morden im Norden" (ab 2012) - ein Begriff. Darüber hinaus betätigt sich dieses Multitalent seit vielen Jahren überaus erfolgreich als Hörbuch- und Hörspielsprecherin und als Autorin von Theaterstücken, Drehbüchern, Kurzkrimis und Thrillern.
Bibliographische Angaben
- Autor: Ulrike Bliefert
- Altersempfehlung: 13 - 16 Jahre
- 2011, 204 Seiten, Maße: 16 x 21 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
- ISBN-10: 3522201035
- ISBN-13: 9783522201032
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