Blutsbräute / Clare Hart Bd.1
Thriller. Deutsche Erstausgabe
Als ein schönes junges Mädchen brutal ermordet an der Strandpromenade in Kapstadt aufgefunden wird, setzt sich die Profilerin Dr. Clare auf die Spur eines psychopathischen Serienkillers. Zusammen mit dem Polizei-Captain Riedwaan Faizal versucht sie das...
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Taschenbuch
8.95 €
Produktdetails
Produktinformationen zu „Blutsbräute / Clare Hart Bd.1 “
Als ein schönes junges Mädchen brutal ermordet an der Strandpromenade in Kapstadt aufgefunden wird, setzt sich die Profilerin Dr. Clare auf die Spur eines psychopathischen Serienkillers. Zusammen mit dem Polizei-Captain Riedwaan Faizal versucht sie das Persönlichkeitsprofil des Täters zu ermitteln: Ein Wettlauf mit der Zeit, denn offensichtlich stehen weitere Mädchen auf seiner Todesliste. Immer wieder drängen sich für Clare Parallelen zu der Gewalttat auf, die ihrer Zwillingsschwester im Alter von sechzehn Jahren widerfuhr, und die sie bis heute traumatisiert hat. Stehen die Morde in Verbindung mit dem Menschenhändlerring, über den Clare gerade ermittelt? Oder treibt der Mörder nur ein perfides Spiel mit ihr und dem Leid ihrer Schwester?
Klappentext zu „Blutsbräute / Clare Hart Bd.1 “
Als ein schönes junges Mädchen brutal ermordet an der Strandpromenade in Kapstadt aufgefunden wird, setzt sich die Profilerin Dr. Clare auf die Spur eines psychopathischen Serienkillers. Zusammen mit dem Polizei-Captain Riedwaan Faizal versucht sie das Persönlichkeitsprofil des Täters zu ermitteln: Ein Wettlauf mit der Zeit, denn offensichtlich stehen weitere Mädchen auf seiner Todesliste. Immer wieder drängen sich für Clare Parallelen zu der Gewalttat auf, die ihrer Zwillingsschwester im Alter von sechzehn Jahren widerfuhr, und die sie bis heute traumatisiert hat. Stehen die Morde in Verbindung mit dem Menschenhändlerring, über den Clare gerade ermittelt? Oder treibt der Mörder nur ein perfides Spiel mit ihr und dem Leid ihrer Schwester?
Als ein sches junges Mchen brutal ermordet an der Strandpromenade in Kapstadt aufgefunden wird, setzt sich die Profilerin Dr. Clare auf die Spur eines psychopathischen Serienkillers. Zusammen mit dem Polizei-Captain Riedwaan Faizal versucht sie das Perslichkeitsprofil des Ters zu ermitteln: Ein Wettlauf mit der Zeit, denn offensichtlich stehen weitere Mchen auf seiner Todesliste. Immer wieder drgen sich f Clare Parallelen zu der Gewalttat auf, die ihrer Zwillingsschwester im Alter von sechzehn Jahren widerfuhr, und die sie bis heute traumatisiert hat. Stehen die Morde in Verbindung mit dem Menschenhdlerring, er den Clare gerade ermittelt? Oder treibt der Mder nur ein perfides Spiel mit ihr und dem Leid ihrer Schwester?
Lese-Probe zu „Blutsbräute / Clare Hart Bd.1 “
Blutsbräute von Margie Orford LESEPROBE 1Der alte Harry Rabinowitz fand die Leiche am frühen Morgen auf einem Spaziergang in der Nähe seiner Wohnanlage. Ihre Kehle war präzise durchgeschnitten. Aber das war nicht das Erste, was ihm auffiel. Sie lag mit ausgestreckten Gliedern auf der Uferpromenade von Sea Point, vor den Augen aller. Ihr Gesicht wirkte kindlich im Tod, das dunkle Haar bewegte sich leicht in der Brise. Blut hatte sich in den Augenwinkeln gestaut und war dort getrocknet, aber über ihre rechte Wange lief eine schmale Blutspur wie von einer heruntergerollten Träne. Ihre teilweise entblößten Brüste zeigten, dass sie bald zu einer erwachsenen Frau geworden wäre. Der linke Arm lag gerade ausgestreckt hinter ihrem Kopf. Die rechte Hand war mit einem blauen Seil zu einer Faust zusammengebunden und ruhte auf der Hüfte.
Eine Art Brautstrauß war neben sie gelegt worden. Später würden die Menschen, die sich neugierig um die Tote scharten, die Blumen achtlos zertrampeln, und der alte Mann würde vergessen, der Polizei von dem Strauß zu erzählen.
... mehr
Er blieb im Schock neben dem toten Mädchen stehen. Sein Herzschlag dröhnte in seinem Kopf. Ihm war schwindelig. Er wandte sich von der Leiche ab, lehnte sich an das solide Geländer der Ufermauer und atmete gierig den kalten Morgennebel ein. Eine Gruppe schon älterer Frauen näherte sich. Er hob den Arm in einem schwachen Versuch, um Hilfe zu rufen. Die Frauen winkten fröhlich zurück. Erst als sie auf seiner Höhe waren, konnte er sich mit seinem Hilferuf verständlich machen und sie dazu bewegen, stehen zu bleiben und sich das tote Mädchen anzusehen. Ruby Cohen erkannte Harry und nahm seinen Arm.
»Du siehst furchtbar aus, Harry. Komm, setz dich.« Die Frau führte ihn zu einer orange gestrichenen Bank. Er setzte sich und wartete darauf, dass sein Herz sich beruhigte. Er war dankbar, dass Ruby sich seiner annahm. Die Frau vergewisserte sich, dass es ihm besser ging, bevor sie sich wieder zu ihren Freundinnen gesellte.
»Ihr ruft die Ambulanz«, ordnete Ruby an. »Ich gehe zu Frau Dr. Hart und bitte sie um Hilfe. Sie wohnt dort neben dem Leuchtturm.« Harry sah ihr nach, als sie geschäftig wegging.
Immer mehr Menschen kamen. Manche, bemerkte er, würgten beim Anblick des toten Mädchens. Harry zog den Mantel enger um sich. Wenn ich nicht mehr so friere, wenn ich wieder Kraft habe, dachte Harry, decke ich sie zu.2
Trotz der Sonnenstrahlen, die durch das Fenster hereinfielen, drang der Nachtfrost vom Boden in Clares nackte Füße. Aber sie hatte keine Lust, sich die Hausschuhe zu holen. Das gedämpfte Anrollen der Wellen gegen die Ufermauer und ihr Zurückfluten wirkte tröstlich nach dem peitschenden Sturm, der sich eine Stunde vor der Morgendämmerung verausgabt hatte. Fritzi strich um ihre Beine. Clare schüttete den Rest haltbarer Milch in den Napf der erwartungsvoll aufblickenden Katze und gab eine kleingeschnittene Scheibe Toastbrot dazu. Die Morgenroutine beruhigte sie. Clare wartete, beobachtete den aufsteigenden Dampf, die Hand am Stempel des Kaffeebereiters. Das Kaffeepulver leistete auf befriedigende Weise Widerstand, als Clare es fest nach unten presste.
Sie schenkte sich Kaffee ein und setzte sich an den Tisch. Fritzi sprang auf ihren Schoß und schnurrte, fuhr ihr mit den Krallen rhythmisch über die Schenkel. Es war ein wohliger Schmerz. Sie kraulte die Katze und glättete die Zeitung, um den Surfbericht zu lesen. Sie trank noch eine Tasse Kaffee und nahm sich die Wettervorhersage vor. In den nächsten Tagen sollte es schön werden.
Es half nichts. Aber Clare hatte gelernt, die aufsteigende Panik zurückzudrängen, indem sie sich auf die Gegenwart konzentrierte. Also versuchte sie es mit einem anderen Mittel.
Einkaufen. Sie würde einkaufen gehen. Sie hatte nichts zu essen im Haus, und sie brauchte neue Handtücher. Clare griff zu einem Bleistift und machte eine Liste:ZuckerKaffeeKlopapierWhiskeyObstSeifeKatzenfutterStrümpfe
Clare beugte sich vor, damit die Sonne ihr den Rücken wärmte. Bestimmt fehlte noch mehr. Sie hatte so lange aus dem Koffer gelebt, dass sie vergessen hatte, was man in einem ordentlichen Haushalt brauchte. Milch, fügte sie nach einer Weile hinzu. Sonst fiel ihr nichts ein, deshalb war sie erleichtert, als das Telefon klingelte. Clare nahm ab und schob dabei die Katze von ihrem Schoß.
»Hi, Julie.«
»Woher weißt du immer, dass ich es bin? «, fragte ihre Schwester.
»Du bist der einzige Mensch, der mich so früh anruft.« Julies Stimme vertrieb die Einsamkeit, und ihre Wärme verscheuchte Clares Beklemmungen.
»Was machst du gerade?«
»Ich schreibe eine Einkaufsliste«, sagte Clare. »Wie häuslich«, spottete Julie.
»Ich gebe mir Mühe«, erwiderte Clare. »Ich bin ganz aus dem Tritt, weil ich so lange von zu Hause weg war. Fritzi fängt eben erst an, wieder Notiz von mir zu nehmen.«
»Wir haben gestern Abend deinen Dokumentarfilm gesehen«, sagte Julie. »Hast du die Besprechung in der heutigen Zeitung schon gelesen?«
»Habe ich nicht«, sagte Clare. Sie schlug das Feuilleton auf. -Clare Hart-, las sie laut, -preisgekrönte Journalistin, untersucht die Implosion im östlichen Kongo. »Blablabla.«
»Komm schon, Clare, sei nicht so. Du hast es immerhin geschafft, aus diesem Hexenkessel wieder rauszukommen«, sagte Julie.
Clare überflog den Artikel. »Unglaublich, Julie. Es wird nicht mal erwähnt, dass die Friedenshüter im Kongo Lebensmittellieferungen gegen Sex eintauschen. Das scheint überhaupt niemanden zu interessieren!«
«Ich weiß, aber immerhin rückst du den Krieg wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.«
»Ich glaube, dass die Leute nicht mehr zwischen einem Dokumentarfilm und Reality-TV unterscheiden können«, sagte Clare. »Und außerdem schäme ich mich, weil ich erfahren habe, wie überwältigend das Gefühl der Macht ist. Auch eine Kamera verhilft zu Macht, so einfach ist das.«
»Das ist dein Beruf, Clare, das ist deine Arbeit«, sagte Julie. »Aber ich will gar nicht versuchen, dich wieder mal davon zu überzeugen, dass du die Beste bist. Erzähl mir also etwas anderes. Wie war deine Surfstunde?«
»Umwerfend«, sagte Clare. »Einfach zum Fürchten, aber umwerfend. Ich habe mindestens zehn Sekunden auf dem Brett gestanden. An diesem Wochenende mache ich weiter. Du musst mir erlauben, Imogen mitzunehmen. Wie geht's ihr übrigens?«
»Gut, glaube ich. Sie ist sehr still, aber es geht ihr gut. Das ist bei Sechzehnjährigen ja schwer zu sagen.« Clare hatte ein gutes Verhältnis zu ihrer Nichte, aber Julie war nicht immer der Meinung, dass sie hei ihr gut aufgehoben war.
»Und was macht Beatrice? « Clare hörte ein wütendes Gebrüll. »Aufs Stichwort.« Sie lachte. Beatrice war vier Jahre alt und wehrte sich hartnäckig gegen jede Art von Kompromissen.
»Lieber Himmel, da hörst du's«, sagte Julie. »Im Moment will sie nur lila Sachen anziehen, und alle lila Kleidungsstücke sind in der Wäsche. Der arme Marcus versucht, ihr gerade klarzumachen, dass Rosa ihr genauso gut steht wie Lila.«
»Nach dem Krach zu schließen, scheitert er kläglich«, sagte Clare.
»Stimmt leider«, sagte Julie. Sie machte die Küchentür zu, und das Geschrei war nur noch gedämpft wahrzunehmen. «Erzähl mir von deinem neuen Projekt.«
»Dem über Menschenhandel?«, fragte Clare.
»Genau«, sagte Julie. »Hast du inzwischen grünes Licht? «
»Noch nicht. Ich habe ein bisschen Geld für die Recherche bekommen, also mache ich weiter..
»Sei vorsichtig, Clare«, sagte Julie. »Du könntest in ein Wespennest stechen!«
»Ich bin vorsichtig", sagte Clare. Es gab einen lauten Knall im Hintergrund, und Beatrice brüllte ihre Mutter an. Das klang nach einem Tobsuchtsanfall. »Julie, ich kann dich kaum hören.«
«Ich habe auch gar nichts gesagt. Ich habe fassungslos geschwiegen."
»Ich gehe jetzt laufen, Julie. Kann ich dich später anrufen?«
»Ja, ich möchte dich sehen«, sagte Julie. »Ich möchte noch mehr von dir über dieses Projekt erfahren.«
Die Leitung war tot, ehe Clare sich verabschieden konnte. Clare ging auf ihren Balkon, um sich zu dehnen. Weil es trotz der Sonne kalt war, zog sie ihr Sweatshirt an. Ein Jahrzehnt Laufen hatte sie fit, schlank und geschmeidig gemacht.
Als es an ihrer Tür aufdringlich klingelte, ging Clare widerwillig hinein. »Ja? «, fragte sie gereizt. Die Gegensprechanlage rauschte. Clare verstand nicht, was gesagt wurde. »Moment«, sagte sie. »Ich bin auf dem Weg nach draußen.« Sie griff nach ihrem Schlüssel und dem Handy, verließ die Wohnung und schloss ab. Mit ein paar Sätzen war sie am Fuß der Treppe, aber vor ihrer Tür stand niemand mehr. Vermutlich war es ein Bettler gewesen. Sie setzte gerade zu einem lockeren Trab an, als sie eine Frauenstimme aus einem Menschenauflauf an der Straßenkreuzung ihren Namen rufen hörte.
»Hierher, Frau Dr. Hart. Hilfe!« Es war Ruby Cohen. Clare wurde es mulmig. Clares Singledasein beleidigte Rubys Ordnungssinn, genau wie ihre Weigerung, sich der Bürgerwehr anzuschließen.
»Morgen, Ruby«, sagte sie. »Was gibt's?«
»Frau Dr. Hart. Es ist schrecklich. Das arme Mädchen da ist tot.«
Clarc sah den leblosen Körper auf der Promenade liegen. In Kapstadt war eine Leiche nichts Ungewöhnliches. In Hafenstädten wurde immer wieder menschliches Treibgut angespült. Außerdem war es in der letzten Nacht so kalt gewesen, dass ein Stadtstreicher durchaus erfrieren konnte, bevor die Morgensonne kam. Die Menge war zusammengerückt, als wollten sich die Menschen gegenseitig versichern, dass sie am Leben waren. (…)
© Blanvalet Verlag
Übersetzung: Dietlind Kaiser
»Du siehst furchtbar aus, Harry. Komm, setz dich.« Die Frau führte ihn zu einer orange gestrichenen Bank. Er setzte sich und wartete darauf, dass sein Herz sich beruhigte. Er war dankbar, dass Ruby sich seiner annahm. Die Frau vergewisserte sich, dass es ihm besser ging, bevor sie sich wieder zu ihren Freundinnen gesellte.
»Ihr ruft die Ambulanz«, ordnete Ruby an. »Ich gehe zu Frau Dr. Hart und bitte sie um Hilfe. Sie wohnt dort neben dem Leuchtturm.« Harry sah ihr nach, als sie geschäftig wegging.
Immer mehr Menschen kamen. Manche, bemerkte er, würgten beim Anblick des toten Mädchens. Harry zog den Mantel enger um sich. Wenn ich nicht mehr so friere, wenn ich wieder Kraft habe, dachte Harry, decke ich sie zu.2
Trotz der Sonnenstrahlen, die durch das Fenster hereinfielen, drang der Nachtfrost vom Boden in Clares nackte Füße. Aber sie hatte keine Lust, sich die Hausschuhe zu holen. Das gedämpfte Anrollen der Wellen gegen die Ufermauer und ihr Zurückfluten wirkte tröstlich nach dem peitschenden Sturm, der sich eine Stunde vor der Morgendämmerung verausgabt hatte. Fritzi strich um ihre Beine. Clare schüttete den Rest haltbarer Milch in den Napf der erwartungsvoll aufblickenden Katze und gab eine kleingeschnittene Scheibe Toastbrot dazu. Die Morgenroutine beruhigte sie. Clare wartete, beobachtete den aufsteigenden Dampf, die Hand am Stempel des Kaffeebereiters. Das Kaffeepulver leistete auf befriedigende Weise Widerstand, als Clare es fest nach unten presste.
Sie schenkte sich Kaffee ein und setzte sich an den Tisch. Fritzi sprang auf ihren Schoß und schnurrte, fuhr ihr mit den Krallen rhythmisch über die Schenkel. Es war ein wohliger Schmerz. Sie kraulte die Katze und glättete die Zeitung, um den Surfbericht zu lesen. Sie trank noch eine Tasse Kaffee und nahm sich die Wettervorhersage vor. In den nächsten Tagen sollte es schön werden.
Es half nichts. Aber Clare hatte gelernt, die aufsteigende Panik zurückzudrängen, indem sie sich auf die Gegenwart konzentrierte. Also versuchte sie es mit einem anderen Mittel.
Einkaufen. Sie würde einkaufen gehen. Sie hatte nichts zu essen im Haus, und sie brauchte neue Handtücher. Clare griff zu einem Bleistift und machte eine Liste:ZuckerKaffeeKlopapierWhiskeyObstSeifeKatzenfutterStrümpfe
Clare beugte sich vor, damit die Sonne ihr den Rücken wärmte. Bestimmt fehlte noch mehr. Sie hatte so lange aus dem Koffer gelebt, dass sie vergessen hatte, was man in einem ordentlichen Haushalt brauchte. Milch, fügte sie nach einer Weile hinzu. Sonst fiel ihr nichts ein, deshalb war sie erleichtert, als das Telefon klingelte. Clare nahm ab und schob dabei die Katze von ihrem Schoß.
»Hi, Julie.«
»Woher weißt du immer, dass ich es bin? «, fragte ihre Schwester.
»Du bist der einzige Mensch, der mich so früh anruft.« Julies Stimme vertrieb die Einsamkeit, und ihre Wärme verscheuchte Clares Beklemmungen.
»Was machst du gerade?«
»Ich schreibe eine Einkaufsliste«, sagte Clare. »Wie häuslich«, spottete Julie.
»Ich gebe mir Mühe«, erwiderte Clare. »Ich bin ganz aus dem Tritt, weil ich so lange von zu Hause weg war. Fritzi fängt eben erst an, wieder Notiz von mir zu nehmen.«
»Wir haben gestern Abend deinen Dokumentarfilm gesehen«, sagte Julie. »Hast du die Besprechung in der heutigen Zeitung schon gelesen?«
»Habe ich nicht«, sagte Clare. Sie schlug das Feuilleton auf. -Clare Hart-, las sie laut, -preisgekrönte Journalistin, untersucht die Implosion im östlichen Kongo. »Blablabla.«
»Komm schon, Clare, sei nicht so. Du hast es immerhin geschafft, aus diesem Hexenkessel wieder rauszukommen«, sagte Julie.
Clare überflog den Artikel. »Unglaublich, Julie. Es wird nicht mal erwähnt, dass die Friedenshüter im Kongo Lebensmittellieferungen gegen Sex eintauschen. Das scheint überhaupt niemanden zu interessieren!«
«Ich weiß, aber immerhin rückst du den Krieg wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.«
»Ich glaube, dass die Leute nicht mehr zwischen einem Dokumentarfilm und Reality-TV unterscheiden können«, sagte Clare. »Und außerdem schäme ich mich, weil ich erfahren habe, wie überwältigend das Gefühl der Macht ist. Auch eine Kamera verhilft zu Macht, so einfach ist das.«
»Das ist dein Beruf, Clare, das ist deine Arbeit«, sagte Julie. »Aber ich will gar nicht versuchen, dich wieder mal davon zu überzeugen, dass du die Beste bist. Erzähl mir also etwas anderes. Wie war deine Surfstunde?«
»Umwerfend«, sagte Clare. »Einfach zum Fürchten, aber umwerfend. Ich habe mindestens zehn Sekunden auf dem Brett gestanden. An diesem Wochenende mache ich weiter. Du musst mir erlauben, Imogen mitzunehmen. Wie geht's ihr übrigens?«
»Gut, glaube ich. Sie ist sehr still, aber es geht ihr gut. Das ist bei Sechzehnjährigen ja schwer zu sagen.« Clare hatte ein gutes Verhältnis zu ihrer Nichte, aber Julie war nicht immer der Meinung, dass sie hei ihr gut aufgehoben war.
»Und was macht Beatrice? « Clare hörte ein wütendes Gebrüll. »Aufs Stichwort.« Sie lachte. Beatrice war vier Jahre alt und wehrte sich hartnäckig gegen jede Art von Kompromissen.
»Lieber Himmel, da hörst du's«, sagte Julie. »Im Moment will sie nur lila Sachen anziehen, und alle lila Kleidungsstücke sind in der Wäsche. Der arme Marcus versucht, ihr gerade klarzumachen, dass Rosa ihr genauso gut steht wie Lila.«
»Nach dem Krach zu schließen, scheitert er kläglich«, sagte Clare.
»Stimmt leider«, sagte Julie. Sie machte die Küchentür zu, und das Geschrei war nur noch gedämpft wahrzunehmen. «Erzähl mir von deinem neuen Projekt.«
»Dem über Menschenhandel?«, fragte Clare.
»Genau«, sagte Julie. »Hast du inzwischen grünes Licht? «
»Noch nicht. Ich habe ein bisschen Geld für die Recherche bekommen, also mache ich weiter..
»Sei vorsichtig, Clare«, sagte Julie. »Du könntest in ein Wespennest stechen!«
»Ich bin vorsichtig", sagte Clare. Es gab einen lauten Knall im Hintergrund, und Beatrice brüllte ihre Mutter an. Das klang nach einem Tobsuchtsanfall. »Julie, ich kann dich kaum hören.«
«Ich habe auch gar nichts gesagt. Ich habe fassungslos geschwiegen."
»Ich gehe jetzt laufen, Julie. Kann ich dich später anrufen?«
»Ja, ich möchte dich sehen«, sagte Julie. »Ich möchte noch mehr von dir über dieses Projekt erfahren.«
Die Leitung war tot, ehe Clare sich verabschieden konnte. Clare ging auf ihren Balkon, um sich zu dehnen. Weil es trotz der Sonne kalt war, zog sie ihr Sweatshirt an. Ein Jahrzehnt Laufen hatte sie fit, schlank und geschmeidig gemacht.
Als es an ihrer Tür aufdringlich klingelte, ging Clare widerwillig hinein. »Ja? «, fragte sie gereizt. Die Gegensprechanlage rauschte. Clare verstand nicht, was gesagt wurde. »Moment«, sagte sie. »Ich bin auf dem Weg nach draußen.« Sie griff nach ihrem Schlüssel und dem Handy, verließ die Wohnung und schloss ab. Mit ein paar Sätzen war sie am Fuß der Treppe, aber vor ihrer Tür stand niemand mehr. Vermutlich war es ein Bettler gewesen. Sie setzte gerade zu einem lockeren Trab an, als sie eine Frauenstimme aus einem Menschenauflauf an der Straßenkreuzung ihren Namen rufen hörte.
»Hierher, Frau Dr. Hart. Hilfe!« Es war Ruby Cohen. Clare wurde es mulmig. Clares Singledasein beleidigte Rubys Ordnungssinn, genau wie ihre Weigerung, sich der Bürgerwehr anzuschließen.
»Morgen, Ruby«, sagte sie. »Was gibt's?«
»Frau Dr. Hart. Es ist schrecklich. Das arme Mädchen da ist tot.«
Clarc sah den leblosen Körper auf der Promenade liegen. In Kapstadt war eine Leiche nichts Ungewöhnliches. In Hafenstädten wurde immer wieder menschliches Treibgut angespült. Außerdem war es in der letzten Nacht so kalt gewesen, dass ein Stadtstreicher durchaus erfrieren konnte, bevor die Morgensonne kam. Die Menge war zusammengerückt, als wollten sich die Menschen gegenseitig versichern, dass sie am Leben waren. (…)
© Blanvalet Verlag
Übersetzung: Dietlind Kaiser
... weniger
Autoren-Porträt von Margie Orford
Margie Orford, als Tochter südafrikanischer Eltern in London geboren, zog im Alter von sechs Jahren nach Namibia, wo ihre Eltern im Estosha National Park Löwen erforschten. Margie wuchs in Windhoek auf und studierte in Südafrika. Auf dem Höhepunkt der Apartheid wurde sie als Redakteurin der kritischen Studentenzeitung "Varsity" verhaftet und ein Jahr lang inhaftiert. Ihre Abschlussarbeiten in Philosophie und Englischer Literaturgeschichte schrieb sie im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses. Wieder auf freiem Fuß, wollte sie die Welt sehen und reiste per Anhalter von der iranisch-türkischen Grenze bis nach Amsterdam. Zurück in Südafrika studierte sie bei dem Literaturnobelpreisträger J.M. Coetzee. Sie verbrachte zwei Jahre in England und kehrte nach der Geburt ihrer ersten Tochter in das inzwischen befreite Namibia zurück. Dort arbeitete sie als Publizistin, Journalistin und Filmemacherin. Neben ihren preisgekrönten Zeitungsartikeln und Reportagen veröffentlichte sie Sachbücher und ein großes wissenschaftliches Werk über weibliches Schreiben in Namibia. "Blutsbräute" ist ihr erster Roman, der Presse und Publikum im südlichen Afrika im Sturm eroberte. Die Idee zu ihm kam ihr, als sie für eine Reportage über Frauen- und Kinderhandel in Kapstadt recherchierte. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Töchtern in Kapstadt und schreibt an ihrem zweiten Clare-Hart-Thriller.
Bibliographische Angaben
- Autor: Margie Orford
- 2008, 398 Seiten, Maße: 11,4 x 18,2 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Engl. v. Dietlind Kaiser
- Übersetzer: Dietlind Kaiser
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442368316
- ISBN-13: 9783442368310
Rezension zu „Blutsbräute / Clare Hart Bd.1 “
"Ein rasanter Thriller, der Presse und Publikum im südlichen Afrika im Sturm eroberte."
Kommentar zu "Blutsbräute / Clare Hart Bd.1"
0 Gebrauchte Artikel zu „Blutsbräute / Clare Hart Bd.1“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
2 von 5 Sternen
5 Sterne 0Schreiben Sie einen Kommentar zu "Blutsbräute / Clare Hart Bd.1".
Kommentar verfassen