Cupido / C.J. Townsend Bd.1
Du kommst abends in dein Appartement. Du bist allein. Alles scheint wie immer, nur ein paar Kleinigkeiten lassen dich stutzen. Du kümmerst dich nicht darum. Du gehst schlafen. Und auf diesen Moment, hat der Mann, der unter deinem Fenster lauert, nur...
Du kommst abends in dein Appartement. Du bist allein. Alles scheint wie immer, nur ein paar Kleinigkeiten lassen dich stutzen. Du kümmerst dich nicht darum. Du gehst schlafen. Und auf diesen Moment, hat der Mann, der unter deinem Fenster lauert, nur gewartet.
C. J. ist Staatsanwältin in Miami, und sie ist ein Ass. Eines Tages schnappt die Polizei bei einer zufälligen Verkehrskontrolle einen psychopathischen Serienkiller, nach dem seit Monaten gefahndet wird. Weil C. J. die Beste ist, betraut man sie mit der Anklage. Aber als ihr der Mann vorgeführt wird, den sie im Polizeijargon Cupido nennen, ist sie wie gelähmt. Es besteht kein Zweifel: ihr gegenüber sitzt der Mann, der sie vor 12 Jahren eine ganze, entsetzliche Nacht lang gefoltert und vergewaltigt hat. Wider alle Vernunft will C. J. nur eins: Vergeltung.
Dabei vergisst sie, dass Rache auch blind machen kann. Blind gegenüber der tödlichen Gefahr, die für sie von Cupido noch immer ausgeht.
Bevor sie nervenaufreibende Krimis zu schreiben begann, war Jilliane Hoffman selbst als Staatsanwältin in Florida tätig.
"Knallhart gut. Ein gnadenloser Thriller." (Stern)
Der Albtraum jeder Frau: Du kommst abends in dein Apartment. Du bist allein. Alles scheint wie immer, nur ein paar Kleinigkeiten lassen dich stutzen. Du kümmerst dich nicht darum. Du gehst schlafen. Und auf diesen Moment hat der Mann, der unter deinem Fenster lauert, nur gewartet ... "Vergessen Sie Hannibal Lector." (Maxi)
Juni 1988, New York City
Wie immer war Chloe Larson in fürchterlicher Hetze. Sie hatte nur noch zehn Minuten, um sich für Das Phantom der Oper umzuziehen und zu schminken - derzeit der Renner am Broadway und ein Jahr im Voraus ausverkauft -, und der Zug von Bayside in die Stadt fuhr um 18:52 Uhr. Drei Minuten brauchte Chloe allein mit dem Auto von ihrer Wohnung zur Bahnstation. Sie hatte also eigentlich nur noch sieben Minuten. Sie wühlte sich durch den voll gestopften Kleiderschrank, den sie schon letzten Winter hatte ausmisten wollen, und entschied sich schnell für einen schwarzen Seidenrock mit passendem Jackett und ein pinkfarbenes Top. Mit dem einen Schuh in der Hand fischte sie, Michaels Namen vor sich hin murmelnd, aus einem großen Haufen auf dem Boden hektisch einen Schuh nach dem anderen heraus, bis sie ihn endlich gefunden hatte: den dazugehörigen zweiten Lackpump. Sie hastete ins Bad, schlüpfte unterwegs in die Schuhe. So hatte es eigentlich nicht sein sollen, dachte sie, während sie sich mit einer Hand die blonde Mähne über den Kopf bürstete und mit der anderen die Zähne putzte. Sie hätte entspannt und sorglos sein sollen, aufgeregt und voll Vorfreude, sie hätte den Kopf frei haben sollen von allen Ablenkungen, wenn er die Frage aller Fragen endlich stellte. Kein übernächtigtes Hin und Her, kein Gehetze vom Intensivkurs zur AG mit ihren nervösen Kommilitonen, kein bevorstehendes Anwaltsexamen, das alles andere überschattete. Sie spuckte die Zahnpasta aus, besprühte sich mit Chanel No. 5, rannte zur Tür. Nur noch vier Minuten, die nächste Bahn käme erst um 19:22 Uhr, und dann verpassten sie wahrscheinlich den ersten Akt. Vor ihrem geistigen Auge tauchte das Bild eines genervten Michael auf, der vor dem Majestic Theater auf sie wartete, eine Rose in der Hand, ein Schächtelchen in der Tasche, und dabei ständig auf die Uhr sah.
So hatte es eigentlich nicht sein sollen. Sie hätte vorbereitet sein sollen. Sie lief durch den Innenhof zu ihrem Wagen. Fahrig steckte sie sich auf dem Weg die Ohrringe an, die sie sich eben noch vom Nachttisch geschnappt hatte, und spürte dabei im Rücken den Blick ihres sonderlichen Nachbarn aus dem ersten Stock, der wie jeden Tag oben an seinem Wohnzimmerfenster stand. Er beobachtete sie, als sie den Innenhof überquerte, hinaus in die Welt, in ihr Leben. Doch so schnell, wie es gekommen war, schüttelte Chloe das kalte, unangenehme Gefühl wieder ab und stieg ins Auto. Das war der falsche Moment, über Marvin nachzudenken. Oder ans Examen oder ans Repetitorium oder an die AG. Nein - im Moment wollte sie nur über ihre Antwort auf die Frage aller Fragen nachdenken, die Michael ihr heute Abend mit Sicherheit stellen würde. Drei Minuten. Sie hatte nur noch drei Minuten, dachte sie, als sie das Stoppschild an der Ecke ignorierte und am Northern Boulevard bei Dunkelgelb über die Ampel fuhr. Das ohrenbetäubende Schrillen der Trillerpfeife drang ihr in die Ohren, als sie mit Riesenschritten die Treppe zum Bahnsteig hinauf rannte. Die Türen schlossen sich genau in dem Augenblick, als sie dem Zugführer, der gewartet hatte, dankbar zuwinkte und in den Waggon sprang. Sie lehnte sich in den roten Plastiksitz zurück und versuchte, nach diesem Spurt wieder zu Atem zu kommen. Die Bahn fuhr an, Richtung Manhattan. Beinahe hätte sie den Zug verpasst. Ganz ruhig, entspann dich, Chloe, ermahnte sie sich, während Queens in der Dämmerung am Fenster vorüber glitt. Denn heute war ein ganz besonderer Abend: Das hatte sie im Gefühl.
2.
Der Wind hatte aufgefrischt, und die dichten immergrünen Büsche, die seinen reglosen Körper verbargen, raschelten und schwankten. Ein Blitz zerriss den Himmel im Westen: Weiße und violette Zickzackstreifen flammten hinter der glitzernden Skyline von Manhattan auf. Jetzt würde es auch noch anfangen zu schütten, und zwar bald. Er kauerte sich ins Unterholz und knirschte mit den Zähnen, während sein Nacken sich beim Grollen des Donners versteifte. Das hatte gerade noch gefehlt! Ein Wolkenbruch, während er hier draußen hockte und wartete, dass die Schlampe endlich heimkam. In seinem Versteck im Dickicht der Büsche, die das Apartmenthaus umgaben, regte sich kein Hauch; die Hitze unter der dicken Clownmaske war so unerträglich, dass er das Gefühl hatte, ihm würde das Gesicht zerfließen. Hier unten war der Geruch von modernden Blättern und feuchter Erde stärker als das Immergrün, und er zwang sich, durch den Mund zu atmen. Etwas krabbelte an seinem Ohr vorbei. Er versuchte, sich das Ungeziefer nicht vorzustellen, das vermutlich gerade über seinen Körper kletterte, die Ärmel hinauf, in die Stiefel hinein. Nervös spielte er mit der scharf gezahnten Klinge, die er zwischen den behandschuhten Fingern hielt.
Der Innenhof war menschenleer. Alles war ruhig, bis auf den Wind, der durch die Äste der gewaltigen Eichen rauschte, und das beständige Rattern der Klimaanlagen, die über ihm gefährlich weit aus der Hauswand hervorragten. Gebüsch überwucherte praktisch die ganze Seite des Gebäudes, sodass er selbst aus den Apartments direkt über seinem Kopf nicht gesehen werden konnte. Der Teppich aus Unkraut und vermodernden Blättern knisterte leise, als er sich aufrichtete und sich durch das Gestrüpp langsam in Richtung ihres Fensters vorarbeitete. Sie hatte die Jalousien nicht geschlossen. Das Licht der Straßenlaterne sickerte durch die Hecken und fiel in messerscharfen Streifen in ihr Schlafzimmer. Drinnen war alles still und dunkel. Ihr Bett war ungemacht, die Schranktür stand weit offen. Schuhe - Pumps, Sandalen, Turnschuhe - lagen in einem Haufen vor dem Schrank. Auf einer Kommode neben dem Fernseher saß eine Sammlung Teddybären: Dutzende von schwarzen Glasaugen starrten ihn durch das Dämmerlicht an. Der rote Schein des Weckers zeigte 00:33. Er wusste genau, wo er hinsehen musste. Er richtete den Blick auf die Kommode und leckte sich die trockenen Lippen. Aus der offenen Schublade quollen farbige BHs und passende Spitzenslips. Wie automatisch legte er sich die Hand an die Jeans und spürte, wie sein Schwanz hart wurde. Schnell glitt sein Blick zum Schaukelstuhl hinüber, an dem ihr weißes Spitzennachthemd hing. Er schloss die Augen und rieb sich schneller; im Geist tauchte mit allen Einzelheiten die Szene vor ihm auf, die er letzte Nacht beobachtet hatte: Ihre großen, festen Titten hüpften unter dem durchsichtigen weißen Stoff auf und theder, während sie auf ihrem Freund saß und ihn fickte. Den Kopf in Ekstase zurückgeworfen, die vollen, geschwungenen Lippen vor Lust weit geöffnet; sie war ein böses Mädchen, hatte die Jalousien offen gelassen. Böses, böses Mädchen. Seine Hand bewegte sich noch schneller. Jetzt stellte er sich vor, wie sie aussah, wenn sie nichts als halterlose Nylonstrümpfe trug und die hochhackigen Schuhe aus ihrem Schrank. Und wie er sie an den schwarzen Stöckeln packte, ihr die Beine hoch, hoch, hochriss und weit auseinander spreizte, während sie schrie. Zuerst vor Angst, doch dann vor Lust. Ihre blonde Mähne breitete sich um ihren Kopf aus wie ein Fächer, die Hände waren ans Kopfende des Betts gefesselt. Die spitzenbesetzte Mitte des hübschen rosa Slips und ihr dichter blonder Busch lagen genau vor seinem Mund. Mmmmh! Im Innern stöhnte er auf, und sein Atem zischte, als er durch das winzige Luftloch in dem verzerrten Grinsen der Maske entwich. Er bremste sich, bevor er kam, und öffnete die Augen. Die Schlafzimmertür war angelehnt und der Rest des Apartments dunkel und leer. Er kroch zurück in das Immergrün. Schweiß lief ihm über das Gesicht, der Latex saugte sich an seiner Haut fest. Wieder rollte ein Donner. Er fühlte, wie sein Schwanz in der Hose zusammenschrumpfte. Sie hätte seit Stunden zu Hause sein sollen. Mittwochabends kam sie nie nach 22:45 Uhr. Und heute, ausgerechnet heute war sie zu spät! Er kaute auf der Unterlippe, bis die Wunde, die er sich vor einer Stunde aufgebissen hatte, wieder blutete; er konnte es salzig im Mund schmecken und musste gegen den fast unwiderstehlichen Drang zu schreien ankämpfen.
Gottverdammte beschissene Schlampe! Was für eine Enttäuschung! Wie aufgeregt er gewesen war, richtig ekstatisch, hatte die Minuten gezählt. Er hatte sich vorgestellt, wie sie um 22:45 Uhr in ihrer engen Gymnastikhose direkt an ihm vorbeigehen würde, nur ein paar Schritte entfernt. Über ihm würden die Lichter angehen, fund er würde sich langsam vor ihrem Fenster aufrichten. Wieder hätte sie die Jalousien offen gelassen, absichtlich, und er würde ihr zusehen. Zusehen, wie sie sich das verschwitzte T-Shirt über den Kopf zog, die engen Shorts über die nackten Schenkel gleiten ließ. Zusehen, wie sie sich fürs Bett fertig machte. Für ihn fertig machte!
Übersetzung: Sophie Zeitz
© Rowohlt Verlag GmbH
- Autor: Jilliane Hoffman
- 2005, 476 Seiten, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Zeitz, Sophie
- Übersetzer: Sophie Zeitz
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499239663
- ISBN-13: 9783499239663
- Erscheinungsdatum: 02.05.2005
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