Fatales Geheimnis / D.C. Affairs Bd.1
Roman. Deutsche Erstausgabe
Washington, D.C.: Der Geruch von Blut hängt noch in der Luft, als Sergeant Detective Samantha Holland das Apartment betritt. Brutal ermordet wurde Senator John O'Connor aufgefunden. Für die schöne Ermittlerin steht viel auf dem Spiel: Ihr letzter Fall war...
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Washington, D.C.: Der Geruch von Blut hängt noch in der Luft, als Sergeant Detective Samantha Holland das Apartment betritt. Brutal ermordet wurde Senator John O'Connor aufgefunden. Für die schöne Ermittlerin steht viel auf dem Spiel: Ihr letzter Fall war fast ihr Karriereende und dieser scheint nicht besser zu werden! Ausgerechnet mit Nick Cappuano, dem besten Freund des Senators, muss sie zusammenarbeiten. Unausgesprochen steht die Liebesnacht zwischen ihr und Nick, die sie vor Jahren miteinander verbracht haben. Dass es bald schon wieder vor erotischer Spannung knistert, muss Samantha ignorieren. Denn mit den wichtigsten Zeugen zu schlafen? Verhängnisvoll. Denn nichts darf sie von der Jagd nach dem Mörder ablenken, der erneut zuschlägt.
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D.C. Affairs: Fatales Geheimnis von Marie Force1. KAPITEL
Zuerst schlug ihm der Geruch entgegen.
„Uh, was zur Hölle ist das?" Nick Cappuano ließ die Schlüssel in seine Manteltasche fallen und betrat das geräumige, gut ausgestattete Apartment im Watergate-Komplex, das sein Boss, Senator John O'Connor, von seinem Vater geerbt hatte.
„Senator!" Nick versuchte, den üblen metallischen Geruch zu identifizieren.
Er ging durch das Wohnzimmer, wo er einzelne Kleidungsstücke auf Sofas und Sesseln verstreut liegen sah. Die Sachen bildeten einen Pfad Richtung Schlafzimmer. John hatte sich gestern Abend auf dem Heimweg von einem Dinner mit der Führungsriege der Demokratischen Partei Virginias noch bei Nick gemeldet. Dabei hatte Nick seinen sechsunddreißigjährigen Boss daran erinnert, die Alarmanlage einzuschalten.
„Senator?"
John hasste es, wenn Nick ihn so nannte, doch Nick fand, die Leute sollten ihm so viel Respekt entgegenbringen.
Der eigenartige Geruch, der sich in der ganzen Wohnung ausgebreitet hatte, führte dazu, dass sich Nicks Nackenhaare aufstellten. „John?"
Er schritt ins Schlafzimmer - und schnappte nach Luft. John saß blutüberströmt aufrecht in seinem Bett, die Augen offen, der Blick jedoch leer. Ein Messer steckte in seinem Hals und heftete ihn an das Kopfteil des Bettes. Seine Hände lagen in einer Blutlache im Schoß.
Nick würgte. Das Letzte, was er wahrnahm, ehe er ins Bad stürzte, um sich zu übergeben, war, dass etwas aus Johns Mund hing.
... mehr
Nachdem das heftige Würgen endlich aufgehört hatte, richtete Nick sich mit zitternden Beinen auf, wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und lehnte sich an die Frisierkommode. Er wartete, ob noch mehr kommen würde. Sein Handy klingelte. Als er nicht ranging, vibrierte sein Pager. Nick brachte nicht die Kraft auf, sich zu melden und die Worte auszusprechen, die alles verändern würden. Der Senator ist tot. John wurde ermordet. Er wollte zu dem Moment zurückkehren, in dem er wütend im Auto gesessen und geglaubt hatte, sein ärgstes Problem an diesem Tag wäre, dass dieses große Kind wieder einmal verschlafen hatte.
Erinnerungen, die bis zu ihrer ersten Begegnung als Studienanfänger im Geschichtsseminar in Harvard zurückreichten, tauchten vor seinem inneren Auge auf, Hunderte Schnipsel an eine fast zwanzigjährige Freundschaft. Wie um sich davon zu überzeugen, dass das, was er gesehen hatte, Wirklichkeit war, spähte er ins Schlafzimmer. Beim Anblick seines besten Freundes, erstochen und blutbesudelt, zuckte er zusammen.
Tränen brannten ihm in den Augen, er riss sich allerdings zusammen. Nicht jetzt. Vielleicht später, aber nicht jetzt. Sein Handy klingelte erneut. Diesmal schaute er aufs Display. Es war Christina, seine stellvertretende Stabschefin. Doch er meldete sich nicht. Stattdessen wählte er die Nummer der Polizei.
Er atmete tief durch, damit er sich nicht hysterisch anhören würde. „Ich muss einen Mord melden", sagte er und gab die Adresse durch. Anschließend stolperte er ins Wohnzimmer, wo er auf das Eintreffen der Polizei wartete. Das Bild seines toten Freundes würde ihn auf ewig verfolgen.
Zwanzig Minuten später trafen zwei Officer ein. Sie warfen einen kurzen Blick ins Schlafzimmer und forderten per Funk Verstärkung an. Nick war überzeugt, dass keiner der beiden das Opfer erkannte.
Er fühlte sich wie von einer riesigen Welle überrollt, die ihn immer weiter vom sicheren Ufer wegtrug, bis das Atmen mühsam wurde. Er schilderte den Cops genau, was passiert war - dass sein Boss nicht zur Arbeit erschienen und er daraufhin zu ihm gefahren war, weil er nach ihn sehen wollte, und ihn tot aufgefunden hatte.
„Der Name Ihres Chefs?", fragte einer der Polizisten.
„United States Senator John O'Connor." Nick beobachtete, wie die beiden jungen Polizisten blass wurden und sofort mit mehr Nachdruck Verstärkung anforderten.
„Ein weiterer Skandal im Watergate", hörte er einen von ihnen murmeln.
Schon wieder ging Nicks Handy. Diesmal nahm er ab.
„Ja?", sagte er leise.
„Nick!", schrie Christina. „Wo zur Hölle steckt ihr? Trevor dreht durch!" Das bezog sich auf den Kommunikationschef, der für diesen Vormittag eine Reihe von Interviewterminen mit dem Senator anberaumt hatte.
„Er ist tot, Chris."
„Wer ist tot? Wovon redest du?"
„John."
Ihr leises Weinen brach ihm das Herz. „Nein!" Nick war bekannt, dass sie heimlich in John verliebt war, jedoch Profi genug, um sich niemals von diesen Gefühlen beeinflussen zu lassen. Das war einer der vielen Gründe, weshalb Nick sie respektierte.
„Tut mir leid, dass ich damit so herausplatze."
„Wie?", fragte sie mit brüchiger Stimme.
„Im Bett erstochen."
Am anderen Ende der Leitung war ein Stöhnen zu hören. „Aber wer ... Ich meine, warum?"
„Die Cops sind hier, aber noch weiß ich nichts. Du musst um eine Verschiebung der Abstimmung bitten."
„Das kann ich nicht", erwiderte sie und fügte fast flüsternd hinzu: „Daran kann ich momentan nicht denken."
„Das musst du, Chris. Dieser Gesetzesentwurf ist sein Vermächtnis. Wir dürfen nicht zulassen, dass seine Arbeit umsonst war. Schaffst du das? Für ihn?"
„Ja ... okay."
„Du musst dich wegen der Mitarbeiter zusammenreißen. Erzähl ihnen noch nichts. Nicht bevor seine Eltern informiert sind."
„O verdammt, seine armen Eltern. Du solltest dich auf den Weg machen. Es ist besser, sie erfahren es von dir als von der Polizei."
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann. Wie erkläre ich Leuten, die ich liebe, dass ihr Sohn ermordet wurde?"
„Er würde wollen, dass du es ihnen beibringst."
„Vermutlich hast du recht. Mal sehen, ob die Cops mich überhaupt hier weglassen."
„Was werden wir ohne ihn tun, Nick?" Diese Frage war ihm selbst schon durch den Kopf geschossen. „Ich kann mir diese Welt, dieses Leben ohne ihn nicht vorstellen."
„Geht mir genauso", erwiderte Nick. Sein Leben würde völlig anders aussehen, wenn John O'Connor nicht mehr im Mittelpunkt stand.
„Ist er wirklich tot?", fragte Chris, als müsse sie sich erst davon überzeugen, dass es sich nicht um einen grausamen Scherz handelte. „Jemand hat ihn umgebracht?"
„Ja."
Vor dem Büro des Chiefs strich Detective Sergeant Sam Holland über ihre karamellfarbenen Haare, die sie während der Arbeit mit einer Spange bändigte, kniff sich in die Wangen, damit sie nicht so blass aussahen, und zupfte ihre graue Kostümjacke zurecht, die sie über einem roten Top mit Rundhalsausschnitt trug.
Um ihre Nerven und ihren chronisch nervösen Magen zu beruhigen, atmete sie tief durch, ehe sie die Tür öffnete und in den Raum schritt. „Gehen Sie gleich hinein, Sergeant Holland. Er wartet auf Sie."
Na fabelhaft, dachte Sam und lächelte der Rezeptionistin kurz zu. Sie unterdrückte den Impuls, einfach umzudrehen und wegzurennen, und trat ein.
„Sergeant." Der Chief, den sie einst Onkel Joe genannt hatte, stand auf und kam hinter seinem riesigen Schreibtisch hervor. Mit einem festen Händedruck begrüßte er sie. Seine grauen Augen musterten sie besorgt und mitfühlend. Beides war neu seit dem „Zwischenfall". Wie dem auch sei, es wurmte sie. „Sie sehen gut aus."
„Ich fühle mich auch gut."
„Freut mich, zu hören." Er bedeutete ihr, sich zu setzen. „Kaffee?"
„Nein, danke."
Er schenkte sich eine Tasse ein. „Ich habe mir Sorgen um Sie gemacht, Sam."
„Das tut mir leid, und auch, dass ich die ganze Abteilung blamiert habe." Das war ihre erste Gelegenheit, persönlich mit ihm zu sprechen, seit sie nach einem Monat Beurlaubung zurückgekehrt war. Während dieser vier Wochen hatte sie den Satz wieder und wieder geübt. Sie hoffte, aufrichtig und überzeugend geklungen zu haben.
„Sam", meinte er seufzend und nahm ihr gegenüber Platz, den Becher in den großen Händen haltend. „Sie haben nichts getan, was Ihnen oder der Abteilung peinlich sein müsste. Jeder macht mal Fehler."
„Aber nicht jeder macht Fehler, die zu einem toten Kind führen, Chief."
Lange betrachtete er sie schweigend, als würde er über eine Entscheidung nachdenken. „Senator John O'Connor wurde heute Morgen ermordet in seiner Wohnung aufgefunden."
„Um Himmels willen! Was genau ist passiert?"
„Ich habe noch nicht alle Details. Aber nach allem, was man mir bisher gesagt hat, wurde er offenbar verstümmelt und in den Hals gestochen. Der Stabschef hat ihn entdeckt."
„Nick", sagte sie leise.
„Wie bitte?"
„Nick Cappuano ist O'Connors Stabschef."
„Kennen Sie ihn?"
„Kannte. Doch das ist Jahre her", fügte sie hinzu, verblüfft und beunruhigt, dass die Erinnerung an ihn nach wie vor Macht über sie hatte. Allein seinen Namen auszusprechen beschleunigte ihren Herzschlag.
„Ich gebe Ihnen den Fall."
Es erstaunte Sam, dass man sie so unvermittelt wieder mit echter Arbeit beauftragte. Darum musste sie die eine Frage stellen: „Warum mir?"
„Weil Sie es brauchen, und ich auch. Wir benötigen beide ein Erfolgserlebnis."
Die Presse hatte ihn schonungslos attackiert, Sam, die Abteilung. Allerdings ihn das aussprechen zu hören tat weh. Ihr Vater war zusammen mit Farnsworth aufgestiegen, was wahrscheinlich der Hauptgrund dafür war, dass sie ihren Job nach wie vor hatte. „Ist das ein Test? Ich finde heraus, wer den Senator getötet hat, und meine Sünden sind mir vergeben?"
Er setzte seinen Kaffeebecher ab und lehnte sich nach vorn, die Ellbogen auf die Knie gestützt. „Die einzige Person, die Ihnen vergeben muss, sind Sie selbst."
Wütend über die Emotionen, die seine Worte in ihr auslösten, räusperte sie sich und erhob sich. „Wo wohnt O'Connor?"
„Im Watergate-Komplex. Zwei Uniformierte sind bereits dort. Die Spurensicherung ist unterwegs." Er reichte ihr einen Zettel mit der Adresse. „Ich muss Ihnen nicht erklären, dass der Fall äußerste Diskretion verlangt."
Ebenso wenig musste er hinzufügen, dass dies ihre einzige Chance zur Wiedergutmachung war.
„Wird das FBI nicht beteiligt sein wollen?"
„Kann sein, nur fällt das nicht in ihre Zuständigkeit. Und das wissen die auch. Sie werden mir trotzdem im Nacken sitzen, also berichten Sie mir direkt. Ich will alles wissen, und zwar zeitnah. Ich spreche es mit Stahl ab", fügte er hinzu und meinte damit den Lieutenant, dem sie normalerweise Bericht erstattete.
Auf dem Weg zur Tür fiel ihr noch etwas ein. „Ich werde Sie nicht enttäuschen."
„Das haben Sie noch nie."
Die Hand auf dem Türknopf, drehte sie sich zu ihm um. „Sprechen Sie als Chef der Abteilung oder als Onkel Joe?"
Ein kurzes, aber aufrichtiges Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Beides."
2. KAPITEL
Nick saß unter den wachsamen Augen der beiden Polizisten auf Johns Sofa. Sein Verstand arbeitete fieberhaft an den niederschmetternd zahlreichen Dingen, die zu erledigen, den Details, die zu berücksichtigen, den Leuten, die anzurufen waren. Ununterbrochen klingelte sein Handy, doch er ignorierte es, nachdem er entschieden hatte, mit niemandem mehr zu sprechen, bevor er Johns Eltern gesehen hatte. Vor fast zwanzig Jahren hatten sie den vom Schicksal gebeutelten Stipendiaten, den ihr Sohn für ein Wochenende aus Harvard mitbrachte, sofort ins Herz geschlossen und ihn praktisch in die Familie aufgenommen. Nick schuldete ihnen so viel, darum sollten sie, wenn möglich, die Nachricht vom Tod ihres Sohnes auch von ihm erhalten.
Er fuhr sich durch die Haare. „Wie lange noch?"
„Die Detectives sind unterwegs."
Zehn Minuten später hörte Nick sie, ehe er sie sah. Hektische Aktivität und eine plötzlich energiegeladene Atmosphäre ging dem Eintreten der Detectives voran. Er unterdrückte ein Stöhnen. Reicht es denn nicht, dass mein Freund und Chef ermordet worden ist? Muss ich jetzt auch noch ihr gegenübertreten? Gibt es hier nicht Tausende von anderen Cops? Ist sie wirklich der einzig verfügbare?
Sam strahlte beim Betreten des Apartments sofort Autorität und Kompetenz aus. Angesichts ihrer jüngsten Probleme überraschte Nick das. „Klebt Absperrband vor die Tür", befahl sie einem der Officer. „Und führt Protokoll darüber, wer wann hier auftaucht. Niemand kommt oder geht ohne mein Okay. Verstanden?"
„Ja, Ma'am. Der Patrol Sergeant ist auf dem Weg, zusammen mit Deputy Chief Conklin und Detective Captain Malone."
„Sagen Sie mir Bescheid, sobald sie hier sind." Ohne einen Blick in Nicks Richtung schritt sie durch das Apartment und verschwand im Schlafzimmer. Ein junger gut aussehender Detective mit zerwühltem Haar folgte ihr und grüßte Nick knapp.
Nick hörte Stimmengemurmel aus dem Schlafzimmer und bemerkte einen Kamerablitz. Fünfzehn Minuten später tauchten die beiden wieder auf, beide sichtlich blasser. Aus irgendeinem Grund verschaffte es ihm Genugtuung, dass die mit dem Fall betrauten Detectives nicht so abgebrüht waren, um unberührt vom Anblick des Mordopfers zu bleiben.
„Kümmer dich um die Überprüfung des Gebäudes", wies Sam ihren Kollegen an. „Wo zur Hölle bleibt die Spurensicherung?"
„Die hängt bei einem anderen Mord fest", informierte einer der anderen Polizisten sie.
Endlich wandte sie sich an Nick, und nichts in ihren hellblauen Augen wies darauf hin, dass sie ihn wiedererkannte oder sich an ihn erinnerte. Die Tatsache allerdings, dass sie sich weder vorstellte noch nach seinem Namen fragte, verriet ihm, dass sie sehr genau wusste, wer er war. „Wir brauchen Ihre Fingerabdrücke."
„Sind in der Akte", murmelte er. „Zuverlässigkeitsüberprüfung der Kongressmitarbeiter."
Sam schrieb etwas in ein kleines Notizbuch, das sie aus der Gesäßtasche ihrer grauen figurbetonten Hose zog. Ihr schönes Gesicht schien sich seit ihrer letzten Begegnung nicht verändert zu haben. Er vermochte nicht zu sagen, ob ihr Haar noch so lang war wie früher, da sie es mit einer Klammer zurückgebunden hatte. Auch hatte sie immer noch einen wohlgeformten Körper und diese langen Beine.
„Kein gewaltsames Eindringen", stellte sie fest. „Wer hat einen Schlüssel? Und wer hat keinen? Ich brauche eine Liste. Ich nehme an, Sie haben einen Schlüssel?"
„Ja, so bin ich hereingekommen."
„War er mit jemandem zusammen?"
„Nicht fest, aber er hatte keine Probleme, weibliche Gesellschaft zu finden." Nick verschwieg, dass Johns lässiger Umgang mit Frauen und Sex für Spannungen zwischen den beiden Männern gesorgt hatte, da er befürchtet hatte, Johns Privatleben könne eines Tages problematisch für seine politische Karriere werden. Dass es auch zu einem Mord führen könnte, hatte er allerdings nicht erwartet.
„Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?"
„Als er gestern Abend das Büro verließ, um zu einem Essen mit den Virginia- Demokraten zu gehen. Das muss gegen halb sieben gewesen sein."
„Haben Sie mit ihm gesprochen?"
„Erst gegen zehn, als er mich darüber informierte, dass er auf dem Heimweg war."
„Allein?"
„Hat er nicht gesagt, und ich habe nicht gefragt."
„Erzählen Sie mir, was heute Morgen passiert ist."
Er lieferte ihr eine Kurzfassung der Ereignisse und schloss damit, dass er geglaubt hatte, der Senator habe wieder einmal seinen Wecker nicht gehört.
„Das ist also nicht zum ersten Mal passiert?"
„Dass er ermordet wurde schon."
Sie wirkte kein bisschen amüsiert. „Halten Sie das für komisch, Mr Cappuano?"
„Wohl kaum. Mein bester Freund ist tot, Sergeant. Ein Senator der Vereinigten Staaten. Ermordet. Daran ist überhaupt nichts Komisches."
„Dann sollten Sie sich auch darauf beschränken, die Fragen zu beantworten, und sich Ihren schrägen Humor für einen geeigneteren Zeitpunkt aufsparen."
Nach dieser Zurechtweisung erklärte Nick: „Er verschlief mindestens einmal im Monat den Wecker und das klingelnde Telefon."
„Trank er?"
„Zu gesellschaftlichen Anlässen, doch ich habe ihn nur selten betrunken erlebt."
„Verschreibungspflichtige Medikamente? Schlafmittel?"
Nick schüttelte den Kopf. „Er hatte einfach einen sehr tiefen Schlaf."
„Und sein Stabschef war dafür zuständig, ihn zu wecken? Gab es sonst niemanden, den Sie schicken konnten?"
„Dem Senator war der Schutz seines Privatlebens sehr wichtig. Es gab Gelegenheiten, bei denen er nicht allein war, und wir waren beide der Ansicht, dass sein Liebesleben die Mitarbeiter nichts anging."
„Dass Sie wussten, mit wem er schlief, störte ihn aber nicht?"
„Ihm war klar, dass er auf meine Diskretion zählen konnte." Nick sah auf, und die Wirkung des Blickkontakts traf ihn völlig unvorbereitet. Angesichts Sams leicht beunruhigter Miene fragte er sich, ob sie es ebenso spürte. „Seine Eltern müssen informiert werden. Und ich wäre gern derjenige, der es ihnen beibringt."
Sam musterte ihn lange. „Ich werde das veranlassen. Wo sind sie?"
„Auf ihrer Farm in Leesburg. Es muss bald geschehen. Wir verzögern in diesen Minuten eine Abstimmung, für die wir seit Monaten gekämpft haben, und die Nachrichten werden sich dazu garantiert äußern."
„Um was ging es bei der Abstimmung?"
Er erzählte ihr von dem geplanten Zuwanderungsgesetz, seiner historischen Bedeutung und Johns Rolle als Mit-Unterstützer.
Sie nickte nur kurz und eilte davon.
Eine Stunde später saß Nick in einem nicht gekennzeichneten SUV der Metropolitan Police auf dem Weg nach Westen, Richtung Leesburg. Sam fuhr den Wagen. Ihren Partner hatte sie mit einer schwindelerregend langen Liste voller Anweisungen zurückgelassen und darauf bestanden, Nick zu Johns Eltern zu begleiten.
„Brauchst du etwas zu essen?"
Er schüttelte den Kopf. Bei der grässlichen Aufgabe, die vor ihm lag, konnte er nicht einmal ans Essen denken. Außerdem hatte sich sein Magen immer noch nicht wieder erholt.
„Wir können immer noch die Loudoun County Police oder die Virginia State Police bitten, die Sache zu erledigen", schlug sie bereits zum zweiten Mal vor.
„Nein."
Nach einigen Sekunden unangenehmen Schweigens sagte sie: „Es tut mir leid, was mit deinem Freund passiert ist und dass du ihn so sehen musstest."
„Danke."
„Willst du nicht rangehen?", fragte sie und deutete auf sein pausenlos klingelndes Handy.
„Nein."
„Wie wär's dann, wenn du es ausmachst? Ich halte es nicht aus, ständig ein klingelndes Telefon zu hören."
Er zog sein Blackberry aus der Gürteltasche. Bevor er es ausschaltete, rief er Christina an.
„Hallo", meldete sie sich und klang sehr erleichtert. „Ich habe schon mehrfach versucht, dich zu erreichen."
„Tut mir leid." Er lockerte seine Krawatte, öffnete den obersten Hemdknopf und betrachtete Sam, deren angenehmer weiblicher Duft sich im Inneren des Wagens ausbreitete. „Ich hatte mit den Cops zu tun."
„Wo bist du jetzt?"
„Auf dem Weg nach Leesburg."
„Oje." Christina seufzte. „Darum beneide ich dich wirklich nicht. Geht es dir gut?"
„Ging mir nie besser."
„Verzeih. Dumme Frage."
„Ist schon in Ordnung. Wer weiß schon, was man in einer solchen Situation sagen oder tun soll. Hast du die Abstimmung verschoben?"
„Ja, aber Martin und McDougal traf der Schlag. Sie wollen wissen, was los ist."
„Halt sie hin. Noch eine Stunde, vielleicht zwei. Das Gleiche gilt für die Mitarbeiter. Ich gebe dir grünes Licht, sobald ich mit Johns Eltern gesprochen habe."
„Mach ich. Inzwischen hat jeder mitbekommen, dass irgendwas geschehen ist, weil die Capitol Police einen Officer vor Johns Büro postiert hat und niemanden hineinlässt."
„Die Polizei wartet auf einen Durchsuchungsbefehl", erklärte Nick.
„Warum wollen sie einen Durchsuchungsbefehl für das Büro des Opfers?"
„Hat was mit der Überwachungskette bei der Beweissicherung und der Beschwichtigung der Capitol Police zu tun."
„Verstehe. Ich finde, Trevor sollte eine Erklärung vorbereiten, sobald wir so weit sind."
„Deshalb rufe ich an."
„Wir kümmern uns darum." Sie schien froh zu sein, etwas zu tun zu haben.
„Kannst du es Trevor beibringen? Oder soll ich mich darum kümmern?", fragte Nick.
„Ich denke, das schaffe ich. Aber danke, dass du fragst."
„Wie geht es dir?", erkundigte er sich.
„Ich bin völlig geschockt - dieses vielversprechende Talent, einfach weg ..." Sie fing an zu weinen. „Und sobald der Schock nachlässt, tut es nur noch weh."
„Ja", meinte er sanft. „Keine Frage."
„Falls du etwas brauchst, ich bin hier."
„Ich werde das Telefon für eine Weile ausmachen", informierte er sie. „Es klingelt ununterbrochen."
„Ich werde dir die Erklärung mailen, sobald wir sie verfasst haben."
„Danke, Christina. Ich melde mich später noch einmal bei dir." Nick beendete das Gespräch und warf einen Blick in seine E-Mails. Die in ihnen zum Ausdruck gebrachte Bestürzung und Besorgnis über den Aufschub der Abstimmung überraschte ihn kaum. Eine Mail stammte von Senator Martin persönlich und lautete: Was zum Henker ist da los, Cappuano?
Seufzend schaltete er das Blackberry aus und ließ es in seine Manteltasche gleiten.
„War das deine Freundin?", erkundigte sich Sam und riss ihn damit aus seinen Gedanken.
„Nein, meine Stellvertreterin."
„Oh."
Weil er keine Ahnung hatte, worauf sie hinauswollte, fügte er hinzu: „Wir arbeiten sehr eng zusammen und sind gute Freunde."
„Warum verteidigst du dich?"
„Was ist eigentlich dein Problem?"
„Ich habe kein Problem. Du bist derjenige mit den Problemen."
„All die tolle Presse, die du in letzter Zeit bekommen hast, war kein Problem für dich?"
„Mir war nicht klar, dass dich das interessiert."
„Tut es auch nicht."
„Ja, das habe ich gemerkt."
Er drehte sich ihr zu, um sie besser ansehen zu können. „Na hör mal! Du hast doch auf keinen einzigen meiner Anrufe reagiert."
Sie schaute ihm überrascht ins Gesicht. „Was für Anrufe?"
Nachdem er sie einen Moment lang ungläubig angestarrt hatte, sank er in seinen Sitz zurück und richtete den Blick auf die Autos, die an ihnen auf der Interstate vorbeirauschten.
Für ein paar Minuten herrschte verlegenes Schweigen.
„Was für Anrufe, Nick?"
„Ich habe dich angerufen", antwortete er ruhiger. „Tagelang nach jener Nacht. Ich habe versucht, dich zu erreichen."
„Das habe ich nicht gewusst", erwiderte sie. „Niemand hat mir etwas davon gesagt."
„Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr, schließlich ist es lange her." Aber wenn seine Reaktion auf ihr Wiedersehen nach sechs Jahren irgendeinen Schluss zuließ, dann den, dass es sehr wohl eine Rolle spielte.
3. KAPITEL
Die Kreisstadt Leesburg im Loudoun County, Virginia, inmitten der Pferdehochburg des Bundesstaates, liegt fünfunddreißig Meilen westlich von Washington. Mit seinen sanften Hügeln und grünen Weiden ist Loudoun geprägt von Pferdehaltung und - zucht. Als Graham O'Connor sich nach vierzig Jahren im Senat zur Ruhe setzte, zog er mit seiner Frau auf das Familienanwesen außerhalb von Leesburg, um sich ganz ihrer großen Liebe zu Pferden zu widmen. Ihr gesellschaftliches Leben drehte sich seitdem um Steeplechase-Rennen, Hunde, die Jagd und den Belmont Country Club.
Je näher sie Leesburg kamen, desto angespannter wurde Nick. Er hatte den Kopf zurückgelehnt und hielt die Augen geschlossen, während er sich innerlich darauf vorbereitete, Johns Eltern die grausame Nachricht zu überbringen.
„Wer waren seine Feinde?", fragte Sam nach einer Weile.
Ohne die Augen zu öffnen, antwortete Nick: „Er hatte keine."
„Ich würde sagen, was geschehen ist, beweist das Gegenteil. Komm schon, Nick. Jeder in der Politik hat Feinde."
Er machte die Augen auf und blickte Sam an. „Nicht John O'Connor."
„Ein Politiker ohne einen einzigen Feind? Ein Mann, der aussieht wie ein griechischer Gott, ohne zurückgewiesene Liebhaberinnen?"
„Ein griechischer Gott?", wiederholte er kurz lächelnd. „Findest du?"
„Es muss doch jemanden gegeben haben, der ihn nicht mochte. Bei einem solchen Bekanntheitsgrad zieht man automatisch auch Neid und Eifersucht auf sich."
„John hat keine solchen Gefühle in den Menschen geweckt. Er hat die Leute sofort für sich eingenommen. Mit jedem, den er kennenlernte, fand er schnell eine gemeinsame Basis."
„Der privilegierte Sohn eines millionenschweren Senators pflegte Umgang mit gewöhnlichen Menschen?" Sam klang zynisch.
„Ja, allerdings", bestätigte Nick. „Wir verstanden uns auf Anhieb. Seit unserer ersten Begegnung im Geschichtsseminar in Harvard behandelte er mich wie einen lange verloren geglaubten Bruder. Ich kam aus dem Nichts. Ich hatte ein Stipendium und fühlte mich wie ein Betrüger, bis John mich unter seine Fittiche nahm und mir das Gefühl vermittelte, mit dem gleichen Recht dort zu sein wie jeder andere auch."
„Was ist mit dem Senat? Rivalen? Jemand, der ihm seinen Erfolg neidete? Jemand, dem das Gesetz nicht passt, das ihr durchbringen wolltet?"
„John war im Senat nicht so erfolgreich, dass es Neider auf den Plan gerufen hätte. Echten Erfolg hatte er jedoch mit seinen Versuchen, Einigung zu erzielen. Darin bestand sein Wert für die Partei. Er brachte Menschen dazu, ihm zuzuhören. Selbst wenn sie nicht einer Meinung mit ihm waren, hörten sie ihm zu." Nick schaute sie an. „Worauf willst du hinaus?"
Sie dachte einen Moment nach. „Es handelt sich offensichtlich um ein Verbrechen aus Leidenschaft. Wenn jemand einem Mann den Schwanz abschneidet und ihm in den Mund stopft, ist das eine ziemlich krasse Botschaft."
Nicks Herz schien kurz auszusetzen. „Das war es, was er im Mund hatte?"
Sam verzog das Gesicht. „Tut mir leid. Ich dachte, du hättest es gesehen ..."
„Gütiger Himmel." Er öffnete das Fenster, um kühle Luft hereinzulassen - und in der Hoffnung, sich nicht erneut übergeben zu müssen.
„Nick? Ist alles in Ordnung mit dir?"
Statt zu antworten, stieß er nur ein tiefes Seufzen aus.
„Hast du eine Ahnung, wer einen Grund hätte, ihm so etwas anzutun?"
„Mir fällt niemand ein, der ihn nicht leiden konnte oder gar gehasst hat."
„Ganz offensichtlich gab es aber so jemanden."
Nick dirigierte sie zum Landhaus der O'Connors. Sie fuhren eine lange gewundene Auffahrt entlang, die zu einem Backsteingebäude auf einem Hügel führte. Als Nick aussteigen wollte, legte Sam ihm die Hand auf den Arm.
Er schaute auf die Hand hinunter, und nachdem er den Blick wieder hob, stellte er fest, dass Sam ihn betrachtete.
„Ich muss dich noch eine Sache fragen, bevor wir ins Haus gehen."
„Was denn?"
„Wo warst du gestern zwischen zehn Uhr abends und sieben Uhr morgens?"
Perplex starrte er sie an. „Bin ich etwa ein Verdächtiger?"
„Jeder ist verdächtig, bis seine Unschuld bewiesen ist."
„Ich war die ganze Nacht in meinem Büro und habe bis halb sechs die Abstimmung vorbereitet. Danach war ich eine Stunde im Fitnessstudio", erklärte er und biss vor Wut, Frustration und Trauer die Zähne zusammen. Ihm graute vor dem, was er Menschen, die er liebte, gleich zumuten musste.
„Kann das jemand bestätigen?"
„Einige meiner Mitarbeiter waren bei mir."
„Und im Fitnessstudio?"
„Es waren noch ein paar andere Leute dort. Außerdem habe ich mich ein- und ausgetragen."
„Gut", meinte sie und schien erleichtert zu sein, dass er ein Alibi hatte. „Das ist gut."
Nick warf einen kurzen Blick auf die in der Auffahrt versammelten Wagen und fluchte leise. Terrys Porsche parkte neben einem Volvo-Kombi, der Johns Schwester Lizbeth gehörte, die anscheinend mit ihren zwei kleinen Kindern zu Besuch war.
„Was ist?", fragte Sam.
„Der ganze Clan ist hier." Er rieb sich die Nasenwurzel wegen des sich anbahnenden Kopfschmerzes. „Sobald sie mich sehen, werden sie wissen, dass etwas nicht stimmt. Also halte ihnen nicht gleich deine Polizeimarke unter die Nase, ja?"
„Das hatte ich auch nicht vor", erwiderte sie barsch.
„Na los, bringen wir es hinter uns", fügte er unbeeindruckt von ihrem Ton hinzu. Er stieg die Stufen zur Haustür hinauf und klingelte.
Eine ältere Frau in einem grauen Jogginganzug und Laufschuhen öffnete die Tür und begrüßte ihn mit einer Umarmung.
„Nick! Was für eine Überraschung! Komm rein."
„Hallo, Carrie." Er küsste sie auf die Wange. „Das ist Sergeant Sam Holland. Carrie ist wie ein Familienmitglied, die alles zusammenhält."
„Was keine leichte Aufgabe ist." Carrie schüttelte Sam die Hand und musterte die Polizistin, ehe sie sich wieder sichtlich erfreut an Nick wandte. „Ich liege ihm schon seit Jahren damit in den Ohren, dass er eine Familie gründen soll ..."
„Fang nicht wieder damit an." Er bemühte sich, unbeschwert zu klingen, obwohl das, was er ihr und den anderen zu sagen hatte, wie ein Mühlstein auf ihm lastete. Wie gern wäre er nur hier, um „seiner" Familie seine neue Freundin vorzustellen. „Sind sie zu Hause?"
„Mit den Kindern im Stall. Ich rufe sie an."
Nick legte ihr die Hand auf den Arm. „Sag ihnen, sie sollen die Kinder dort lassen, ja?"
Sie kniff die klugen alten Augen zusammen, und jetzt bemerkte sie den Kummer, der ihm ins Gesicht geschrieben stand. „Nick?"
„Ruf sie an, Carrie."
Er schaute ihr hinterher und fühlte sich fast erdrückt von der Last dessen, was er ihnen allen würde eröffnen müssen. Zu seiner Überraschung fühlte er Sams Hand auf seinem Rücken. Als er sie ansah, war er von Neuem erstaunt von der Wirkung ihrer blauen Augen, mit denen sie ihn besorgt betrachtete.
Einen langen, atemlosen Moment schauten sie sich an, bis Carrie zurückkam.
„Sie sind in einer Minute da", erklärte sie, rang dabei sichtlich um Fassung und wappnete sich für das, was ihr gleich mitgeteilt werden würde. „Kann ich euch etwas anbieten?"
„Nein", sagte Nick. „Danke."
„Kommt mit ins Wohnzimmer", forderte sie die beiden auf und ging voran.
Das Haus war elegant, aber gemütlich. Kein Vorzeigehaus, sondern ein richtiges Zuhause, in dem Nick sich immer aufgehoben gefühlt hatte.
„Irgendetwas ist passiert", flüsterte Carrie.
Nick ergriff ihre Hand und hielt sie zwischen seinen Händen. So saß er, Carrie auf der einen und Sam auf der anderen Seite neben ihm, bis sie die anderen durch die Küche kommen hörten.
Hand in Hand betraten Johns Eltern, Graham und Laine O'Connor, den Raum, gefolgt von ihren Kindern Terry und Lizbeth. Graham und Laine, beide fast achtzig, waren fit, hatten schneeweißes Haar und waren gebräunt, weil sie die meiste Zeit draußen auf dem Pferderücken verbrachten. Als sie Nick sahen, erstrahlten ihre Gesichter vor Freude.
Er ließ Carries Hand los und stand auf, um sie beide zu umarmen. Terry schüttelte ihm die Hand, und Lizbeth stellte sich auf Zehenspitzen, damit sie ihn auf die Wange küssen konnte. Anschließend machte er alle mit Sam bekannt.
„Was tust du hier?", wollte Graham wissen. „Ist heute nicht die Abstimmung?"
Nick schaute zu Boden, sammelte seine Kraft und sah sie an. „Bitte setzt euch."
„Was ist denn los, Nick?", fragte Laine mit ihrem trällernden Südstaatenakzent und wollte sich nicht zu einem Sessel führen lassen. „Du siehst schlecht aus. Ist etwas mit John?"
Ihre mütterliche Intuition war schneller als er. „Ich fürchte, ja."
Laine schnappte nach Luft. Ihr Mann fasste nach ihrer Hand, und dann fiel der imposante Graham O'Connor in sich zusammen.
„Er ist heute nicht pünktlich zur Arbeit erschienen."
„Das ist nichts Neues", bemerkte Lizbeth kichernd. „Er wird noch zu seiner eigenen Beerdigung zu spät kommen."
Die Wahl ihrer Worte ließ Nick zusammenzucken. „Wir konnten ihn nicht erreichen, also fuhr ich hin, um ihn aufzuwecken."
„Ziemlich töricht von ihm, an einem Tag wie diesem zu verschlafen", brummte Graham.
„Dachten wir auch", gab Nick zu, während sein Magen sich vor Übelkeit und Verzweiflung verkrampfte. „Aber als ich dort eintraf ..."
„Was?", flüsterte Laine und klammerte sich an Nicks Arm. „Was?"
Nick hatte einen Kloß im Hals, weshalb er kaum sprechen konnte.
Sam erhob sich. „Senator, Mrs O'Connor, es tut mir schrecklich leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Sohn ermordet wurde."
Nick wusste, dass er das schrille Wehklagen von Johns Mutter niemals vergessen würde, solange er lebte. Er hielt Laine fest, weil es aussah, als würde sie in Ohnmacht fallen. Stattdessen sank sie kraftlos in seine Arme.
„Nein, nein, nein!", wiederholte Carrie immer wieder.
Während Lizbeth leise hinter ihm weinte und Terrys Augen sich mit Tränen füllten, wandte sich Graham an Sam. „Wie?"
„Er wurde in seinem Bett erstochen."
Nick, der die schluchzende Laine stützte, war froh, dass Sam ihnen keine Details nannte. Behutsam half er Laine, sich aufs Sofa zu setzen.
„Wer würde denn meinen John umbringen wollen? Meinen wundervollen John?"
„Das werden wir herausfinden", versprach Sam.
„Sam ist der leitende Detective in diesem Fall", informierte Nick die Familie.
„Entschuldigt mich", bat Graham und verließ eilig den Raum.
„Geh mit ihm, Terry", forderte Laine ihren Sohn auf.
Terry folgte seinem Vater.
Lizbeth nahm auf der Sofalehne neben ihrer Mutter Platz. „Himmel", schluchzte sie. „Was sage ich denn bloß den Kindern?"
Nick wusste, wie nah John seiner Nichte und seinem Neffen gestanden hatte.
„Dass es ein Unfall war", erklärte Laine und fuhr sich übers Gesicht. „Du kannst ihnen nicht sagen, dass er ermordet wurde."
„Nein", pflichtete Lizbeth ihr bei. „Das kann ich nicht."
„Wo ist er jetzt?", wandte Laine sich an Sam.
„In der Gerichtsmedizin."
„Ich will ihn sehen." Wütend wischte Laine sich die Tränen ab, die ihr immer noch über das nahezu faltenlose Gesicht rannen. „Ich will mein Kind sehen."
„Das werde ich morgen arrangieren", erwiderte Sam.
Laine wandte sich an Nick. „Die Beerdigung wird eines Senators der Vereinigten Staaten von Amerika würdig sein."
„Selbstverständlich."
„Du wirst persönlich dafür sorgen."
„Alles, was du willst, Laine", versicherte Nick ihr. „Du musst nur fragen."
Sie drückte seine Hand und wirkte erschüttert. „Wer tut so etwas? Wer tut unserem John so etwas an?"
„Diese Frage stelle ich mir seit Stunden, und mir fällt niemand ein."
„Wer immer das war, wir werden ihn finden, Mrs O'Connor", versprach Sam.
„Sorgen Sie dafür." Als könnte sie es nicht länger ertragen, noch weiter dort zu sitzen, stand Laine auf und ging zur Tür, gefolgt von Lizbeth und Carrie. Im Türrahmen drehte sie sich noch einmal zu Nick um. „Du bist herzlich eingeladen, zu bleiben. Du gehörst zur Familie, und daran wird sich auch nie etwas ändern."
„Danke, aber ich muss zurück in die Stadt", entgegnete Nick gerührt.
„Bitte richte ihnen aus, wie sehr wir ihre harte Arbeit für John zu schätzen wissen."
„Das werde ich. Bis morgen."
„Mrs O'Connor", sagte Sam und stand ebenfalls auf. „Verzeihen Sie bitte, dass ich Ihnen das zumuten muss, allerdings sind bei derartigen Ermittlungen die ersten vierundzwanzig Stunden nach der Tat entscheidend ..."
„Wir werden alles Erdenkliche tun, damit derjenige gefunden werden kann, der John das angetan hat", meinte Laine, während die Tränen erneut über ihr Gesicht strömten.
„Ich muss wissen, wo Sie und die übrigen Mitglieder Ihrer Familie zwischen zehn Uhr gestern Abend und neun Uhr heute Morgen waren."
„Das ist nicht Ihr Ernst", bemerkte Laine steif.
„Wenn ich eine Verstrickung der Familie ausschließen will ..."
„Na schön", blaffte Laine. „Der Senator und ich hatten bis gegen elf Gäste." Sie blickte zu Carrie, die zustimmend nickte.
„Ich brauche die Namen und Telefonnummern Ihrer Freunde." Sam reichte Laine ihre Karte. „Sie können mir eine Nachricht auf der Voicemail hinterlassen. Was ist mit der Zeit nach elf?"
„Wir sind ins Bett gegangen."
„Sie auch, Ma'am?", wandte sich Sam an Carrie.
„Ich habe bis zwei in meinem Zimmer ferngesehen. Ich konnte nicht schlafen."
„Und Sie?", wollte Sam von Lizbeth wissen.
„Ich war zu Hause in McLean mit meinem Mann und den Kindern", antwortete Lizbeth empört.
„Ich brauche die Telefonnummer Ihres Mannes."
Lizbeth hielt Sams Blick stand, dann drehte sie sich um und ging hinaus, um kurz darauf mit einer Visitenkarte zurückzukehren.
„Danke", sagte Sam.
Die drei Frauen verließen den Raum.
„Musste das wirklich heute sein?", wandte Nick sich an Sam, sobald sie allein waren.
„Ja, leider." Sie sah gequält aus. „Angesichts der Prominenz der Familie muss ich mich besonders streng an die Vorschriften halten. Das verstehst du doch sicher."
„Natürlich verstehe ich das. Aber sie haben eben erfahren, dass ihr Sohn und Bruder ermordet wurde. Du hättest ihnen fünfzehn Minuten Zeit geben können, damit sie das erst einmal verarbeiten, ehe du deine Polizeimethoden anwendest."
„Ich habe einen Job zu erledigen", verteidigte sie sich. „Wenn ich eine Verhaftung vornehme, werden sie bestimmt erleichtert sein, dass der Mörder nicht mehr frei herumläuft."
„Was für einen Unterschied wird das für sie noch machen? Es bringt ihnen John nicht zurück."
„Ich muss wieder in die Stadt", sagte sie statt einer Erwiderung. „Kommst du mit?"
Nach einem letzten Blick durch das Zimmer, in dem er so viele glückliche Stunden mit John verbracht hatte, folgte Nick ihr hinaus.
4. KAPITEL
Für Graham O'Connor war eine Welt eingestürzt. In Kummer versunken lehnte er am weißen Koppelzaun und schaute über sein weites Land. John ist tot. John ist tot. John ist tot.
Von dem Augenblick an, als Carrie ihnen ausgerichtet hatte, dass Nick im Haus auf sie wartete, hatte Graham es gewusst. Da an diesem Tag die wichtigste Abstimmung in Johns Karriere anstand, konnte Nick nur aus einem Grund gekommen sein. Graham hatte es gewusst, so wie er schon immer gewusst hatte, dass es etwas Beschämendes war, wenn ein Vater eines seiner Kinder mehr liebte als die anderen. Doch John war außergewöhnlich gewesen. Bereits von den ersten Lebensstunden seines jüngsten Kindes an hatte er das Besondere an ihm gesehen, das später viele Menschen dazu brachte, ihn ebenfalls zu lieben.
Das Gesicht nass von Tränen, fragte Graham sich, wie das hatte passieren können.
„Dad?"
Die Stimme seines älteren Sohnes erfüllte ihn mit Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit. Der Himmel möge ihm verzeihen, dass er so etwas dachte - aber wenn er schon einen Sohn verlieren musste, warum dann nicht Terry statt John?
Terry legte seine Hand auf Grahams Schulter, drückte zu. „Was kann ich für dich tun?"
„Nichts." Graham wischte sich das Gesicht ab.
„Senator?"
Graham drehte sich um und sah Nick und den hübschen weiblichen Detective.
„Wir fahren zurück nach Washington", erklärte die Polizistin. „Aber vorher müssen wir noch wissen, was Sie letzte Nacht nach zehn gemacht haben."
Irgendwie gelang es ihm, seinen heißen Zorn im Zaum zu halten, angesichts dieser Andeutung, er könne vielleicht etwas mit dem Tod seines Sohnes zu tun haben, den er mehr als alle anderen geliebt hatte. Mit Ausnahme von Laine, natürlich.
„Ich war hier mit meiner Frau. Wir hatten Freunde zu Gast, spielten Bridge und gingen so gegen elf ins Bett."
Diese Antwort schien sie zufriedenzustellen, denn sie wandte sich an Terry. „Und Sie?"
„Ich war, äh, bei einer Freundin."
Terrys Frauengeschichten waren völlig außer Kontrolle geraten, seit seine politischen Ambitionen wegen Trunkenheit am Steuer zerstört worden waren - nur wenige Wochen bevor er seine Kandidatur für den Senat bekannt geben wollte. Es machte Graham krank, dass Terry mit zweiundvierzig noch genauso wenig Anstalten machte, eine Familie zu gründen, wie mit zweiundzwanzig.
„Ich brauche einen Namen und eine Nummer", erklärte die Polizistin. Terrys Wangen liefen rot an, und Graham wusste, was gleich kommen würde.
„Ich, äh ..."
„Er kennt ihren Namen nicht", sagte er und bedachte seinen Sohn mit einem verächtlichen Blick.
„Ich kann es herausfinden", versicherte Terry hastig.
„Das wäre keine schlechte Idee", entgegnete der weibliche Detective.
„Es ist kein Zufall, dass das unmittelbar vor der Abstimmung passiert ist, oder?", fragte Graham.
„Wir können derzeit nichts ausschließen", erwiderte die Polizistin.
„Überprüfen Sie den Fraktionsvorsitzenden Stenhouse. Er hasst mich und würde meinem Sohn jeden Erfolg übel nehmen."
„Warum hasst er Sie?", erkundigte sie sich.
„Sie waren jahrzehntelang erbitterte Rivalen", schaltete Nick sich in das Gespräch ein. „Stenhouse hat alles getan, um das Einwanderungsgesetz zu blockieren. Aber es wird trotzdem durchkommen."
„Nehmen Sie den mal genauer unter die Lupe", riet Graham ihr, und seine Stimme brach. „Er ist zu allem fähig. Mir meinen Sohn zu nehmen wäre das reinste Vergnügen für ihn."
„Fällt Ihnen sonst noch jemand ein?", fragte sie. „Irgendwer, der Streit mit Ihrem Sohn hatte, entweder privat oder beruflich?"
Graham schüttelte den Kopf. „Alle liebten John. Aber ich werde darüber nachdenken und lasse es Sie wissen, falls mir noch jemand einfällt."
Nick trat vor, um ihn zu umarmen.
Graham legte die Arme um den jungen Mann, den er wie einen Sohn liebte. „Finde heraus, wer das getan hat, Nick. Finde es heraus."
„Das werde ich. Versprochen."
Als Sam und Nick davongingen, bemerkte Graham, dass der engste Freund und Vertraute seines Sohnes die Schultern hängen ließ. An Terry gewandt sagte er: „Bring gefälligst den Namen deines Flittchens in Erfahrung, und zwar schnell. Vorher brauchst du dich nicht mehr blicken zu lassen."
„Ja, Sir."
Auf dem Weg nach Washington schaute Nick in sein Blackberry und las die von seinem Stab vorbereitete Erklärung.
Voller Trauer verkünden wir, dass unser Kollege und Freund, Senator John Thomas O'Connor, Mitglied der Demokratischen Partei Virginias, heute Morgen in seiner Wohnung ermordet aufgefunden wurde. Nachdem Senator O'Connor nicht zur Arbeit erschienen war, fuhr sein Stabschef Nicholas Cappuano zu ihm nach Hause, wo er den Senator tot auffand. Auf Bitten der Metropolitan Police werden wir keine weiteren Einzelheiten zu den Todesumständen bekannt geben. Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um die Polizei bei ihren Ermittlungen zu unterstützen. Nähere Informationen über den Stand der Ermittlungen werden vonseiten der Polizei erfolgen.
Unser erklärtes Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass es im Senat zur Abstimmung über das Einwanderungsgesetz kommt, für das Senator O'Connor so hart gearbeitet hat. Und wir werden unsere Arbeit in seinem Geiste fortsetzen.
Unsere Herzen und Gebete sind bei den Eltern des Senators, Senator und Mrs Graham O'Connor, seinem Bruder Terry, seiner Schwester Lizbeth, seinem Schwager Royce, der Nichte Emma und dem Neffen Adam. Die Beerdigungsvorbereitungen sind noch nicht abgeschlossen, ein Termin wird in den nächsten Tagen verkündet. Wir bitten Sie, die Privatsphäre der Familie O'Connor in dieser schwierigen Zeit zu respektieren.
Nick war zufrieden und las den Text ein zweites Mal, ehe er sich an Sam wandte. „Darf ich dir das vorlesen?"
„Klar." Sie hörte konzentriert zu. „Klingt, als hätten sie sämtliche Aspekte berücksichtigt."
„Ist der Teil über die Ermittlungen okay?"
„Ja, er ist in Ordnung."
Daraufhin rief Nick Christina an. „Ich gebe grünes Licht für die Erklärung. Raus damit."
Christina stieß ein tiefes schmerzerfülltes Seufzen aus. „Dadurch wird es offiziell."
„Sag Trevor, er soll die Erklärung verlesen und sofort wieder verschwinden. Keine Fragen."
„Verstanden."
„Ihr habt gute Arbeit geleistet. Danke."
„Es war das Schwerste, was ich je tun musste", sagte sie mit rauer Stimme.
„Das glaube ich."
„Und wie lief es bei seinen Eltern?"
„Schrecklich."
„Bei den Mitarbeitern genauso. Es hat alle schwer getroffen."
„Ich bin auf dem Rückweg und schaue bald rein."
„Wir werden hier sein."
Nick beendete das Gespräch.
„Alles in Ordnung?", fragte Sam.
„Ja, bestens", antwortete er knapp, noch immer wütend, dass sie sich so früh bei den O'Connors nach Alibis erkundigt hatte.
„Ich habe nur meinen Job gemacht."
„Scheißjob."
„Leider stimmt das sehr oft."
„Gewöhnst du dich jemals daran, den Leuten beizubringen, dass ihre Angehörigen ermordet wurden?"
„Nein, und ich hoffe, das werde ich auch nie."
Als sich die tiefe Erschöpfung bemerkbar machte, lehnte er den Kopf zurück. „Ich bin dir dankbar dafür, dass du bei ihnen das Reden für mich übernommen hast. Ich konnte es nicht herausbringen."
Sie warf ihm einen Blick zu. „Du warst sehr einfühlsam ihnen gegenüber."
Überrascht von dem unerwarteten Kompliment, zwang Nick sich zu einem Lächeln. „Ich befand mich in unbekannten Gewässern, so viel ist mal sicher."
„Du stehst ihnen sehr nah."
„Sie sind für mich wie eine Familie."
„Wie denkt deine eigene Familie darüber?"
Sie hatten sich bei ihrem Kennenlernen nicht die Zeit genommen, sich ihre Lebensgeschichten zu erzählen, weil sie zu sehr damit beschäftigt gewesen waren, sich gegenseitig die Kleider vom Leib zu reißen. „Ich habe kaum Angehörige. Meine Eltern gingen noch zur Highschool, als ich zur Welt kam. Ich wuchs bei meiner Großmutter auf. Sie ist vor einigen Jahren gestorben."
„Was wurde aus deinen Eltern?"
„Die kamen und gingen, als ich klein war."
„Und heute?"
„Als ich zuletzt von ihr hörte, war meine Mutter zum dritten Mal verheiratet und lebte in Cleveland. Das war vor zwei Jahren. Mein Vater hat eine Frau geheiratet, die jünger ist als ich. Die beiden haben dreijährige Zwillinge. Er lebt in Baltimore. Ich sehe sie gelegentlich, aber er ist mir kaum ein Vater. Schließlich ist er nur fünfzehn Jahre älter als ich."
Sams Schweigen signalisierte ihm, dass sie darauf wartete, mehr zu erfahren.
„Ich erinnere mich noch genau an das erste Wochenende, das ich bei den O'Connors verbracht habe. Ich dachte, solche Familien gibt es nur im Fernsehen."
„Sie kamen einem immer zu gut vor, um wahr zu sein."
„Aber sie sind wirklich so. Es sind echte Menschen, mit echten Fehlern und Problemen. Sie glauben zutiefst daran, dass man der Gesellschaft etwas zurückgeben muss, und sie tun das auf eine mitreißende Art, der man sich kaum entziehen kann. Ihretwegen habe ich meine Karrierepläne geändert."
„Was wolltest du denn ursprünglich machen?"
„Ich hatte an Rechnungswesen oder Finanzwirtschaft gedacht, aber nach ein paar Mahlzeiten an Graham O'Connors Tisch war ich vom Politikvirus infiziert."
„Wie ist er so? Graham?"
„Kompliziert und umsichtig und fordernd. Er liebt seine Familie und sein Land. Er ist glühender Patriot."
„Du magst ihn sehr."
„Mehr als jeden Mann, dem ich je begegnet bin - mit Ausnahme seines Sohnes."
„Erzähl mir etwas über John."
Nick dachte nach, bevor er sprach. „So kompliziert, umsichtig und fordernd sein Vater ist, so schlicht, vergesslich und in gewisser Hinsicht gleichgültig war John. Doch genau wie sein Vater liebte er seine Familie und sein Land, und er war stolz, den Menschen in Virginia zu dienen. Er nahm seine Verantwortung ernst, aber sich selbst nicht allzu sehr."
„Hast du gern für ihn gearbeitet?"
„Ich war gern mit ihm zusammen. Aber aus der Perspektive eines Mitarbeiters muss ich gestehen, dass er ziemlich anstrengend sein konnte."
„Inwiefern?"
Erneut dachte Nick kurz nach, ehe er antwortete. „Im Augenblick ist es mein vorrangiges Ziel, sein politisches Erbe zu schützen und dafür zu sorgen, dass ihm die Würde und die Ehre zuteilwerden, die er als verstorbener Senator der Vereinigten Staaten verdient hat."
„Und mein Ziel ist es, herauszufinden, wer ihn ermordet hat. Dafür brauche ich dich und das Entgegenkommen des gesamten Mitarbeiterstabs. Mit deiner Hilfe bin ich schneller und effizienter. Darum muss ich wissen, wie er war."
Nick wünschte, er würde ihren Duft nicht riechen und wäre sich ihrer Gegenwart nicht so bewusst. Mehr noch wünschte er, er würde sich nicht so überdeutlich an die leidenschaftliche Nacht mit ihr erinnern. „Ich war wütend", gestand er in sanftem Ton.
„Wann?", fragte sie verwirrt.
„Als ich heute Morgen zu ihm unterwegs war. Wenn er bei meiner Ankunft nicht schon tot gewesen wäre, hätte ich ihn vielleicht selbst umgebracht."
„Nick ...", warnte sie ihn, damit er nicht vergaß, mit wem er gerade sprach.
„Wenn du wissen willst, wie John O'Connor war, sollte dir die Tatsache, dass sein Stabschef - wieder einmal - unterwegs war, um ihn aus dem Bett zu werfen, alles über ihn sagen."
„Es sagt mir keineswegs alles, aber es ist schon mal ein Anfang."
Copyright © 2010 by Marie Sullivan Force
Nachdem das heftige Würgen endlich aufgehört hatte, richtete Nick sich mit zitternden Beinen auf, wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und lehnte sich an die Frisierkommode. Er wartete, ob noch mehr kommen würde. Sein Handy klingelte. Als er nicht ranging, vibrierte sein Pager. Nick brachte nicht die Kraft auf, sich zu melden und die Worte auszusprechen, die alles verändern würden. Der Senator ist tot. John wurde ermordet. Er wollte zu dem Moment zurückkehren, in dem er wütend im Auto gesessen und geglaubt hatte, sein ärgstes Problem an diesem Tag wäre, dass dieses große Kind wieder einmal verschlafen hatte.
Erinnerungen, die bis zu ihrer ersten Begegnung als Studienanfänger im Geschichtsseminar in Harvard zurückreichten, tauchten vor seinem inneren Auge auf, Hunderte Schnipsel an eine fast zwanzigjährige Freundschaft. Wie um sich davon zu überzeugen, dass das, was er gesehen hatte, Wirklichkeit war, spähte er ins Schlafzimmer. Beim Anblick seines besten Freundes, erstochen und blutbesudelt, zuckte er zusammen.
Tränen brannten ihm in den Augen, er riss sich allerdings zusammen. Nicht jetzt. Vielleicht später, aber nicht jetzt. Sein Handy klingelte erneut. Diesmal schaute er aufs Display. Es war Christina, seine stellvertretende Stabschefin. Doch er meldete sich nicht. Stattdessen wählte er die Nummer der Polizei.
Er atmete tief durch, damit er sich nicht hysterisch anhören würde. „Ich muss einen Mord melden", sagte er und gab die Adresse durch. Anschließend stolperte er ins Wohnzimmer, wo er auf das Eintreffen der Polizei wartete. Das Bild seines toten Freundes würde ihn auf ewig verfolgen.
Zwanzig Minuten später trafen zwei Officer ein. Sie warfen einen kurzen Blick ins Schlafzimmer und forderten per Funk Verstärkung an. Nick war überzeugt, dass keiner der beiden das Opfer erkannte.
Er fühlte sich wie von einer riesigen Welle überrollt, die ihn immer weiter vom sicheren Ufer wegtrug, bis das Atmen mühsam wurde. Er schilderte den Cops genau, was passiert war - dass sein Boss nicht zur Arbeit erschienen und er daraufhin zu ihm gefahren war, weil er nach ihn sehen wollte, und ihn tot aufgefunden hatte.
„Der Name Ihres Chefs?", fragte einer der Polizisten.
„United States Senator John O'Connor." Nick beobachtete, wie die beiden jungen Polizisten blass wurden und sofort mit mehr Nachdruck Verstärkung anforderten.
„Ein weiterer Skandal im Watergate", hörte er einen von ihnen murmeln.
Schon wieder ging Nicks Handy. Diesmal nahm er ab.
„Ja?", sagte er leise.
„Nick!", schrie Christina. „Wo zur Hölle steckt ihr? Trevor dreht durch!" Das bezog sich auf den Kommunikationschef, der für diesen Vormittag eine Reihe von Interviewterminen mit dem Senator anberaumt hatte.
„Er ist tot, Chris."
„Wer ist tot? Wovon redest du?"
„John."
Ihr leises Weinen brach ihm das Herz. „Nein!" Nick war bekannt, dass sie heimlich in John verliebt war, jedoch Profi genug, um sich niemals von diesen Gefühlen beeinflussen zu lassen. Das war einer der vielen Gründe, weshalb Nick sie respektierte.
„Tut mir leid, dass ich damit so herausplatze."
„Wie?", fragte sie mit brüchiger Stimme.
„Im Bett erstochen."
Am anderen Ende der Leitung war ein Stöhnen zu hören. „Aber wer ... Ich meine, warum?"
„Die Cops sind hier, aber noch weiß ich nichts. Du musst um eine Verschiebung der Abstimmung bitten."
„Das kann ich nicht", erwiderte sie und fügte fast flüsternd hinzu: „Daran kann ich momentan nicht denken."
„Das musst du, Chris. Dieser Gesetzesentwurf ist sein Vermächtnis. Wir dürfen nicht zulassen, dass seine Arbeit umsonst war. Schaffst du das? Für ihn?"
„Ja ... okay."
„Du musst dich wegen der Mitarbeiter zusammenreißen. Erzähl ihnen noch nichts. Nicht bevor seine Eltern informiert sind."
„O verdammt, seine armen Eltern. Du solltest dich auf den Weg machen. Es ist besser, sie erfahren es von dir als von der Polizei."
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann. Wie erkläre ich Leuten, die ich liebe, dass ihr Sohn ermordet wurde?"
„Er würde wollen, dass du es ihnen beibringst."
„Vermutlich hast du recht. Mal sehen, ob die Cops mich überhaupt hier weglassen."
„Was werden wir ohne ihn tun, Nick?" Diese Frage war ihm selbst schon durch den Kopf geschossen. „Ich kann mir diese Welt, dieses Leben ohne ihn nicht vorstellen."
„Geht mir genauso", erwiderte Nick. Sein Leben würde völlig anders aussehen, wenn John O'Connor nicht mehr im Mittelpunkt stand.
„Ist er wirklich tot?", fragte Chris, als müsse sie sich erst davon überzeugen, dass es sich nicht um einen grausamen Scherz handelte. „Jemand hat ihn umgebracht?"
„Ja."
Vor dem Büro des Chiefs strich Detective Sergeant Sam Holland über ihre karamellfarbenen Haare, die sie während der Arbeit mit einer Spange bändigte, kniff sich in die Wangen, damit sie nicht so blass aussahen, und zupfte ihre graue Kostümjacke zurecht, die sie über einem roten Top mit Rundhalsausschnitt trug.
Um ihre Nerven und ihren chronisch nervösen Magen zu beruhigen, atmete sie tief durch, ehe sie die Tür öffnete und in den Raum schritt. „Gehen Sie gleich hinein, Sergeant Holland. Er wartet auf Sie."
Na fabelhaft, dachte Sam und lächelte der Rezeptionistin kurz zu. Sie unterdrückte den Impuls, einfach umzudrehen und wegzurennen, und trat ein.
„Sergeant." Der Chief, den sie einst Onkel Joe genannt hatte, stand auf und kam hinter seinem riesigen Schreibtisch hervor. Mit einem festen Händedruck begrüßte er sie. Seine grauen Augen musterten sie besorgt und mitfühlend. Beides war neu seit dem „Zwischenfall". Wie dem auch sei, es wurmte sie. „Sie sehen gut aus."
„Ich fühle mich auch gut."
„Freut mich, zu hören." Er bedeutete ihr, sich zu setzen. „Kaffee?"
„Nein, danke."
Er schenkte sich eine Tasse ein. „Ich habe mir Sorgen um Sie gemacht, Sam."
„Das tut mir leid, und auch, dass ich die ganze Abteilung blamiert habe." Das war ihre erste Gelegenheit, persönlich mit ihm zu sprechen, seit sie nach einem Monat Beurlaubung zurückgekehrt war. Während dieser vier Wochen hatte sie den Satz wieder und wieder geübt. Sie hoffte, aufrichtig und überzeugend geklungen zu haben.
„Sam", meinte er seufzend und nahm ihr gegenüber Platz, den Becher in den großen Händen haltend. „Sie haben nichts getan, was Ihnen oder der Abteilung peinlich sein müsste. Jeder macht mal Fehler."
„Aber nicht jeder macht Fehler, die zu einem toten Kind führen, Chief."
Lange betrachtete er sie schweigend, als würde er über eine Entscheidung nachdenken. „Senator John O'Connor wurde heute Morgen ermordet in seiner Wohnung aufgefunden."
„Um Himmels willen! Was genau ist passiert?"
„Ich habe noch nicht alle Details. Aber nach allem, was man mir bisher gesagt hat, wurde er offenbar verstümmelt und in den Hals gestochen. Der Stabschef hat ihn entdeckt."
„Nick", sagte sie leise.
„Wie bitte?"
„Nick Cappuano ist O'Connors Stabschef."
„Kennen Sie ihn?"
„Kannte. Doch das ist Jahre her", fügte sie hinzu, verblüfft und beunruhigt, dass die Erinnerung an ihn nach wie vor Macht über sie hatte. Allein seinen Namen auszusprechen beschleunigte ihren Herzschlag.
„Ich gebe Ihnen den Fall."
Es erstaunte Sam, dass man sie so unvermittelt wieder mit echter Arbeit beauftragte. Darum musste sie die eine Frage stellen: „Warum mir?"
„Weil Sie es brauchen, und ich auch. Wir benötigen beide ein Erfolgserlebnis."
Die Presse hatte ihn schonungslos attackiert, Sam, die Abteilung. Allerdings ihn das aussprechen zu hören tat weh. Ihr Vater war zusammen mit Farnsworth aufgestiegen, was wahrscheinlich der Hauptgrund dafür war, dass sie ihren Job nach wie vor hatte. „Ist das ein Test? Ich finde heraus, wer den Senator getötet hat, und meine Sünden sind mir vergeben?"
Er setzte seinen Kaffeebecher ab und lehnte sich nach vorn, die Ellbogen auf die Knie gestützt. „Die einzige Person, die Ihnen vergeben muss, sind Sie selbst."
Wütend über die Emotionen, die seine Worte in ihr auslösten, räusperte sie sich und erhob sich. „Wo wohnt O'Connor?"
„Im Watergate-Komplex. Zwei Uniformierte sind bereits dort. Die Spurensicherung ist unterwegs." Er reichte ihr einen Zettel mit der Adresse. „Ich muss Ihnen nicht erklären, dass der Fall äußerste Diskretion verlangt."
Ebenso wenig musste er hinzufügen, dass dies ihre einzige Chance zur Wiedergutmachung war.
„Wird das FBI nicht beteiligt sein wollen?"
„Kann sein, nur fällt das nicht in ihre Zuständigkeit. Und das wissen die auch. Sie werden mir trotzdem im Nacken sitzen, also berichten Sie mir direkt. Ich will alles wissen, und zwar zeitnah. Ich spreche es mit Stahl ab", fügte er hinzu und meinte damit den Lieutenant, dem sie normalerweise Bericht erstattete.
Auf dem Weg zur Tür fiel ihr noch etwas ein. „Ich werde Sie nicht enttäuschen."
„Das haben Sie noch nie."
Die Hand auf dem Türknopf, drehte sie sich zu ihm um. „Sprechen Sie als Chef der Abteilung oder als Onkel Joe?"
Ein kurzes, aber aufrichtiges Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Beides."
2. KAPITEL
Nick saß unter den wachsamen Augen der beiden Polizisten auf Johns Sofa. Sein Verstand arbeitete fieberhaft an den niederschmetternd zahlreichen Dingen, die zu erledigen, den Details, die zu berücksichtigen, den Leuten, die anzurufen waren. Ununterbrochen klingelte sein Handy, doch er ignorierte es, nachdem er entschieden hatte, mit niemandem mehr zu sprechen, bevor er Johns Eltern gesehen hatte. Vor fast zwanzig Jahren hatten sie den vom Schicksal gebeutelten Stipendiaten, den ihr Sohn für ein Wochenende aus Harvard mitbrachte, sofort ins Herz geschlossen und ihn praktisch in die Familie aufgenommen. Nick schuldete ihnen so viel, darum sollten sie, wenn möglich, die Nachricht vom Tod ihres Sohnes auch von ihm erhalten.
Er fuhr sich durch die Haare. „Wie lange noch?"
„Die Detectives sind unterwegs."
Zehn Minuten später hörte Nick sie, ehe er sie sah. Hektische Aktivität und eine plötzlich energiegeladene Atmosphäre ging dem Eintreten der Detectives voran. Er unterdrückte ein Stöhnen. Reicht es denn nicht, dass mein Freund und Chef ermordet worden ist? Muss ich jetzt auch noch ihr gegenübertreten? Gibt es hier nicht Tausende von anderen Cops? Ist sie wirklich der einzig verfügbare?
Sam strahlte beim Betreten des Apartments sofort Autorität und Kompetenz aus. Angesichts ihrer jüngsten Probleme überraschte Nick das. „Klebt Absperrband vor die Tür", befahl sie einem der Officer. „Und führt Protokoll darüber, wer wann hier auftaucht. Niemand kommt oder geht ohne mein Okay. Verstanden?"
„Ja, Ma'am. Der Patrol Sergeant ist auf dem Weg, zusammen mit Deputy Chief Conklin und Detective Captain Malone."
„Sagen Sie mir Bescheid, sobald sie hier sind." Ohne einen Blick in Nicks Richtung schritt sie durch das Apartment und verschwand im Schlafzimmer. Ein junger gut aussehender Detective mit zerwühltem Haar folgte ihr und grüßte Nick knapp.
Nick hörte Stimmengemurmel aus dem Schlafzimmer und bemerkte einen Kamerablitz. Fünfzehn Minuten später tauchten die beiden wieder auf, beide sichtlich blasser. Aus irgendeinem Grund verschaffte es ihm Genugtuung, dass die mit dem Fall betrauten Detectives nicht so abgebrüht waren, um unberührt vom Anblick des Mordopfers zu bleiben.
„Kümmer dich um die Überprüfung des Gebäudes", wies Sam ihren Kollegen an. „Wo zur Hölle bleibt die Spurensicherung?"
„Die hängt bei einem anderen Mord fest", informierte einer der anderen Polizisten sie.
Endlich wandte sie sich an Nick, und nichts in ihren hellblauen Augen wies darauf hin, dass sie ihn wiedererkannte oder sich an ihn erinnerte. Die Tatsache allerdings, dass sie sich weder vorstellte noch nach seinem Namen fragte, verriet ihm, dass sie sehr genau wusste, wer er war. „Wir brauchen Ihre Fingerabdrücke."
„Sind in der Akte", murmelte er. „Zuverlässigkeitsüberprüfung der Kongressmitarbeiter."
Sam schrieb etwas in ein kleines Notizbuch, das sie aus der Gesäßtasche ihrer grauen figurbetonten Hose zog. Ihr schönes Gesicht schien sich seit ihrer letzten Begegnung nicht verändert zu haben. Er vermochte nicht zu sagen, ob ihr Haar noch so lang war wie früher, da sie es mit einer Klammer zurückgebunden hatte. Auch hatte sie immer noch einen wohlgeformten Körper und diese langen Beine.
„Kein gewaltsames Eindringen", stellte sie fest. „Wer hat einen Schlüssel? Und wer hat keinen? Ich brauche eine Liste. Ich nehme an, Sie haben einen Schlüssel?"
„Ja, so bin ich hereingekommen."
„War er mit jemandem zusammen?"
„Nicht fest, aber er hatte keine Probleme, weibliche Gesellschaft zu finden." Nick verschwieg, dass Johns lässiger Umgang mit Frauen und Sex für Spannungen zwischen den beiden Männern gesorgt hatte, da er befürchtet hatte, Johns Privatleben könne eines Tages problematisch für seine politische Karriere werden. Dass es auch zu einem Mord führen könnte, hatte er allerdings nicht erwartet.
„Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?"
„Als er gestern Abend das Büro verließ, um zu einem Essen mit den Virginia- Demokraten zu gehen. Das muss gegen halb sieben gewesen sein."
„Haben Sie mit ihm gesprochen?"
„Erst gegen zehn, als er mich darüber informierte, dass er auf dem Heimweg war."
„Allein?"
„Hat er nicht gesagt, und ich habe nicht gefragt."
„Erzählen Sie mir, was heute Morgen passiert ist."
Er lieferte ihr eine Kurzfassung der Ereignisse und schloss damit, dass er geglaubt hatte, der Senator habe wieder einmal seinen Wecker nicht gehört.
„Das ist also nicht zum ersten Mal passiert?"
„Dass er ermordet wurde schon."
Sie wirkte kein bisschen amüsiert. „Halten Sie das für komisch, Mr Cappuano?"
„Wohl kaum. Mein bester Freund ist tot, Sergeant. Ein Senator der Vereinigten Staaten. Ermordet. Daran ist überhaupt nichts Komisches."
„Dann sollten Sie sich auch darauf beschränken, die Fragen zu beantworten, und sich Ihren schrägen Humor für einen geeigneteren Zeitpunkt aufsparen."
Nach dieser Zurechtweisung erklärte Nick: „Er verschlief mindestens einmal im Monat den Wecker und das klingelnde Telefon."
„Trank er?"
„Zu gesellschaftlichen Anlässen, doch ich habe ihn nur selten betrunken erlebt."
„Verschreibungspflichtige Medikamente? Schlafmittel?"
Nick schüttelte den Kopf. „Er hatte einfach einen sehr tiefen Schlaf."
„Und sein Stabschef war dafür zuständig, ihn zu wecken? Gab es sonst niemanden, den Sie schicken konnten?"
„Dem Senator war der Schutz seines Privatlebens sehr wichtig. Es gab Gelegenheiten, bei denen er nicht allein war, und wir waren beide der Ansicht, dass sein Liebesleben die Mitarbeiter nichts anging."
„Dass Sie wussten, mit wem er schlief, störte ihn aber nicht?"
„Ihm war klar, dass er auf meine Diskretion zählen konnte." Nick sah auf, und die Wirkung des Blickkontakts traf ihn völlig unvorbereitet. Angesichts Sams leicht beunruhigter Miene fragte er sich, ob sie es ebenso spürte. „Seine Eltern müssen informiert werden. Und ich wäre gern derjenige, der es ihnen beibringt."
Sam musterte ihn lange. „Ich werde das veranlassen. Wo sind sie?"
„Auf ihrer Farm in Leesburg. Es muss bald geschehen. Wir verzögern in diesen Minuten eine Abstimmung, für die wir seit Monaten gekämpft haben, und die Nachrichten werden sich dazu garantiert äußern."
„Um was ging es bei der Abstimmung?"
Er erzählte ihr von dem geplanten Zuwanderungsgesetz, seiner historischen Bedeutung und Johns Rolle als Mit-Unterstützer.
Sie nickte nur kurz und eilte davon.
Eine Stunde später saß Nick in einem nicht gekennzeichneten SUV der Metropolitan Police auf dem Weg nach Westen, Richtung Leesburg. Sam fuhr den Wagen. Ihren Partner hatte sie mit einer schwindelerregend langen Liste voller Anweisungen zurückgelassen und darauf bestanden, Nick zu Johns Eltern zu begleiten.
„Brauchst du etwas zu essen?"
Er schüttelte den Kopf. Bei der grässlichen Aufgabe, die vor ihm lag, konnte er nicht einmal ans Essen denken. Außerdem hatte sich sein Magen immer noch nicht wieder erholt.
„Wir können immer noch die Loudoun County Police oder die Virginia State Police bitten, die Sache zu erledigen", schlug sie bereits zum zweiten Mal vor.
„Nein."
Nach einigen Sekunden unangenehmen Schweigens sagte sie: „Es tut mir leid, was mit deinem Freund passiert ist und dass du ihn so sehen musstest."
„Danke."
„Willst du nicht rangehen?", fragte sie und deutete auf sein pausenlos klingelndes Handy.
„Nein."
„Wie wär's dann, wenn du es ausmachst? Ich halte es nicht aus, ständig ein klingelndes Telefon zu hören."
Er zog sein Blackberry aus der Gürteltasche. Bevor er es ausschaltete, rief er Christina an.
„Hallo", meldete sie sich und klang sehr erleichtert. „Ich habe schon mehrfach versucht, dich zu erreichen."
„Tut mir leid." Er lockerte seine Krawatte, öffnete den obersten Hemdknopf und betrachtete Sam, deren angenehmer weiblicher Duft sich im Inneren des Wagens ausbreitete. „Ich hatte mit den Cops zu tun."
„Wo bist du jetzt?"
„Auf dem Weg nach Leesburg."
„Oje." Christina seufzte. „Darum beneide ich dich wirklich nicht. Geht es dir gut?"
„Ging mir nie besser."
„Verzeih. Dumme Frage."
„Ist schon in Ordnung. Wer weiß schon, was man in einer solchen Situation sagen oder tun soll. Hast du die Abstimmung verschoben?"
„Ja, aber Martin und McDougal traf der Schlag. Sie wollen wissen, was los ist."
„Halt sie hin. Noch eine Stunde, vielleicht zwei. Das Gleiche gilt für die Mitarbeiter. Ich gebe dir grünes Licht, sobald ich mit Johns Eltern gesprochen habe."
„Mach ich. Inzwischen hat jeder mitbekommen, dass irgendwas geschehen ist, weil die Capitol Police einen Officer vor Johns Büro postiert hat und niemanden hineinlässt."
„Die Polizei wartet auf einen Durchsuchungsbefehl", erklärte Nick.
„Warum wollen sie einen Durchsuchungsbefehl für das Büro des Opfers?"
„Hat was mit der Überwachungskette bei der Beweissicherung und der Beschwichtigung der Capitol Police zu tun."
„Verstehe. Ich finde, Trevor sollte eine Erklärung vorbereiten, sobald wir so weit sind."
„Deshalb rufe ich an."
„Wir kümmern uns darum." Sie schien froh zu sein, etwas zu tun zu haben.
„Kannst du es Trevor beibringen? Oder soll ich mich darum kümmern?", fragte Nick.
„Ich denke, das schaffe ich. Aber danke, dass du fragst."
„Wie geht es dir?", erkundigte er sich.
„Ich bin völlig geschockt - dieses vielversprechende Talent, einfach weg ..." Sie fing an zu weinen. „Und sobald der Schock nachlässt, tut es nur noch weh."
„Ja", meinte er sanft. „Keine Frage."
„Falls du etwas brauchst, ich bin hier."
„Ich werde das Telefon für eine Weile ausmachen", informierte er sie. „Es klingelt ununterbrochen."
„Ich werde dir die Erklärung mailen, sobald wir sie verfasst haben."
„Danke, Christina. Ich melde mich später noch einmal bei dir." Nick beendete das Gespräch und warf einen Blick in seine E-Mails. Die in ihnen zum Ausdruck gebrachte Bestürzung und Besorgnis über den Aufschub der Abstimmung überraschte ihn kaum. Eine Mail stammte von Senator Martin persönlich und lautete: Was zum Henker ist da los, Cappuano?
Seufzend schaltete er das Blackberry aus und ließ es in seine Manteltasche gleiten.
„War das deine Freundin?", erkundigte sich Sam und riss ihn damit aus seinen Gedanken.
„Nein, meine Stellvertreterin."
„Oh."
Weil er keine Ahnung hatte, worauf sie hinauswollte, fügte er hinzu: „Wir arbeiten sehr eng zusammen und sind gute Freunde."
„Warum verteidigst du dich?"
„Was ist eigentlich dein Problem?"
„Ich habe kein Problem. Du bist derjenige mit den Problemen."
„All die tolle Presse, die du in letzter Zeit bekommen hast, war kein Problem für dich?"
„Mir war nicht klar, dass dich das interessiert."
„Tut es auch nicht."
„Ja, das habe ich gemerkt."
Er drehte sich ihr zu, um sie besser ansehen zu können. „Na hör mal! Du hast doch auf keinen einzigen meiner Anrufe reagiert."
Sie schaute ihm überrascht ins Gesicht. „Was für Anrufe?"
Nachdem er sie einen Moment lang ungläubig angestarrt hatte, sank er in seinen Sitz zurück und richtete den Blick auf die Autos, die an ihnen auf der Interstate vorbeirauschten.
Für ein paar Minuten herrschte verlegenes Schweigen.
„Was für Anrufe, Nick?"
„Ich habe dich angerufen", antwortete er ruhiger. „Tagelang nach jener Nacht. Ich habe versucht, dich zu erreichen."
„Das habe ich nicht gewusst", erwiderte sie. „Niemand hat mir etwas davon gesagt."
„Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr, schließlich ist es lange her." Aber wenn seine Reaktion auf ihr Wiedersehen nach sechs Jahren irgendeinen Schluss zuließ, dann den, dass es sehr wohl eine Rolle spielte.
3. KAPITEL
Die Kreisstadt Leesburg im Loudoun County, Virginia, inmitten der Pferdehochburg des Bundesstaates, liegt fünfunddreißig Meilen westlich von Washington. Mit seinen sanften Hügeln und grünen Weiden ist Loudoun geprägt von Pferdehaltung und - zucht. Als Graham O'Connor sich nach vierzig Jahren im Senat zur Ruhe setzte, zog er mit seiner Frau auf das Familienanwesen außerhalb von Leesburg, um sich ganz ihrer großen Liebe zu Pferden zu widmen. Ihr gesellschaftliches Leben drehte sich seitdem um Steeplechase-Rennen, Hunde, die Jagd und den Belmont Country Club.
Je näher sie Leesburg kamen, desto angespannter wurde Nick. Er hatte den Kopf zurückgelehnt und hielt die Augen geschlossen, während er sich innerlich darauf vorbereitete, Johns Eltern die grausame Nachricht zu überbringen.
„Wer waren seine Feinde?", fragte Sam nach einer Weile.
Ohne die Augen zu öffnen, antwortete Nick: „Er hatte keine."
„Ich würde sagen, was geschehen ist, beweist das Gegenteil. Komm schon, Nick. Jeder in der Politik hat Feinde."
Er machte die Augen auf und blickte Sam an. „Nicht John O'Connor."
„Ein Politiker ohne einen einzigen Feind? Ein Mann, der aussieht wie ein griechischer Gott, ohne zurückgewiesene Liebhaberinnen?"
„Ein griechischer Gott?", wiederholte er kurz lächelnd. „Findest du?"
„Es muss doch jemanden gegeben haben, der ihn nicht mochte. Bei einem solchen Bekanntheitsgrad zieht man automatisch auch Neid und Eifersucht auf sich."
„John hat keine solchen Gefühle in den Menschen geweckt. Er hat die Leute sofort für sich eingenommen. Mit jedem, den er kennenlernte, fand er schnell eine gemeinsame Basis."
„Der privilegierte Sohn eines millionenschweren Senators pflegte Umgang mit gewöhnlichen Menschen?" Sam klang zynisch.
„Ja, allerdings", bestätigte Nick. „Wir verstanden uns auf Anhieb. Seit unserer ersten Begegnung im Geschichtsseminar in Harvard behandelte er mich wie einen lange verloren geglaubten Bruder. Ich kam aus dem Nichts. Ich hatte ein Stipendium und fühlte mich wie ein Betrüger, bis John mich unter seine Fittiche nahm und mir das Gefühl vermittelte, mit dem gleichen Recht dort zu sein wie jeder andere auch."
„Was ist mit dem Senat? Rivalen? Jemand, der ihm seinen Erfolg neidete? Jemand, dem das Gesetz nicht passt, das ihr durchbringen wolltet?"
„John war im Senat nicht so erfolgreich, dass es Neider auf den Plan gerufen hätte. Echten Erfolg hatte er jedoch mit seinen Versuchen, Einigung zu erzielen. Darin bestand sein Wert für die Partei. Er brachte Menschen dazu, ihm zuzuhören. Selbst wenn sie nicht einer Meinung mit ihm waren, hörten sie ihm zu." Nick schaute sie an. „Worauf willst du hinaus?"
Sie dachte einen Moment nach. „Es handelt sich offensichtlich um ein Verbrechen aus Leidenschaft. Wenn jemand einem Mann den Schwanz abschneidet und ihm in den Mund stopft, ist das eine ziemlich krasse Botschaft."
Nicks Herz schien kurz auszusetzen. „Das war es, was er im Mund hatte?"
Sam verzog das Gesicht. „Tut mir leid. Ich dachte, du hättest es gesehen ..."
„Gütiger Himmel." Er öffnete das Fenster, um kühle Luft hereinzulassen - und in der Hoffnung, sich nicht erneut übergeben zu müssen.
„Nick? Ist alles in Ordnung mit dir?"
Statt zu antworten, stieß er nur ein tiefes Seufzen aus.
„Hast du eine Ahnung, wer einen Grund hätte, ihm so etwas anzutun?"
„Mir fällt niemand ein, der ihn nicht leiden konnte oder gar gehasst hat."
„Ganz offensichtlich gab es aber so jemanden."
Nick dirigierte sie zum Landhaus der O'Connors. Sie fuhren eine lange gewundene Auffahrt entlang, die zu einem Backsteingebäude auf einem Hügel führte. Als Nick aussteigen wollte, legte Sam ihm die Hand auf den Arm.
Er schaute auf die Hand hinunter, und nachdem er den Blick wieder hob, stellte er fest, dass Sam ihn betrachtete.
„Ich muss dich noch eine Sache fragen, bevor wir ins Haus gehen."
„Was denn?"
„Wo warst du gestern zwischen zehn Uhr abends und sieben Uhr morgens?"
Perplex starrte er sie an. „Bin ich etwa ein Verdächtiger?"
„Jeder ist verdächtig, bis seine Unschuld bewiesen ist."
„Ich war die ganze Nacht in meinem Büro und habe bis halb sechs die Abstimmung vorbereitet. Danach war ich eine Stunde im Fitnessstudio", erklärte er und biss vor Wut, Frustration und Trauer die Zähne zusammen. Ihm graute vor dem, was er Menschen, die er liebte, gleich zumuten musste.
„Kann das jemand bestätigen?"
„Einige meiner Mitarbeiter waren bei mir."
„Und im Fitnessstudio?"
„Es waren noch ein paar andere Leute dort. Außerdem habe ich mich ein- und ausgetragen."
„Gut", meinte sie und schien erleichtert zu sein, dass er ein Alibi hatte. „Das ist gut."
Nick warf einen kurzen Blick auf die in der Auffahrt versammelten Wagen und fluchte leise. Terrys Porsche parkte neben einem Volvo-Kombi, der Johns Schwester Lizbeth gehörte, die anscheinend mit ihren zwei kleinen Kindern zu Besuch war.
„Was ist?", fragte Sam.
„Der ganze Clan ist hier." Er rieb sich die Nasenwurzel wegen des sich anbahnenden Kopfschmerzes. „Sobald sie mich sehen, werden sie wissen, dass etwas nicht stimmt. Also halte ihnen nicht gleich deine Polizeimarke unter die Nase, ja?"
„Das hatte ich auch nicht vor", erwiderte sie barsch.
„Na los, bringen wir es hinter uns", fügte er unbeeindruckt von ihrem Ton hinzu. Er stieg die Stufen zur Haustür hinauf und klingelte.
Eine ältere Frau in einem grauen Jogginganzug und Laufschuhen öffnete die Tür und begrüßte ihn mit einer Umarmung.
„Nick! Was für eine Überraschung! Komm rein."
„Hallo, Carrie." Er küsste sie auf die Wange. „Das ist Sergeant Sam Holland. Carrie ist wie ein Familienmitglied, die alles zusammenhält."
„Was keine leichte Aufgabe ist." Carrie schüttelte Sam die Hand und musterte die Polizistin, ehe sie sich wieder sichtlich erfreut an Nick wandte. „Ich liege ihm schon seit Jahren damit in den Ohren, dass er eine Familie gründen soll ..."
„Fang nicht wieder damit an." Er bemühte sich, unbeschwert zu klingen, obwohl das, was er ihr und den anderen zu sagen hatte, wie ein Mühlstein auf ihm lastete. Wie gern wäre er nur hier, um „seiner" Familie seine neue Freundin vorzustellen. „Sind sie zu Hause?"
„Mit den Kindern im Stall. Ich rufe sie an."
Nick legte ihr die Hand auf den Arm. „Sag ihnen, sie sollen die Kinder dort lassen, ja?"
Sie kniff die klugen alten Augen zusammen, und jetzt bemerkte sie den Kummer, der ihm ins Gesicht geschrieben stand. „Nick?"
„Ruf sie an, Carrie."
Er schaute ihr hinterher und fühlte sich fast erdrückt von der Last dessen, was er ihnen allen würde eröffnen müssen. Zu seiner Überraschung fühlte er Sams Hand auf seinem Rücken. Als er sie ansah, war er von Neuem erstaunt von der Wirkung ihrer blauen Augen, mit denen sie ihn besorgt betrachtete.
Einen langen, atemlosen Moment schauten sie sich an, bis Carrie zurückkam.
„Sie sind in einer Minute da", erklärte sie, rang dabei sichtlich um Fassung und wappnete sich für das, was ihr gleich mitgeteilt werden würde. „Kann ich euch etwas anbieten?"
„Nein", sagte Nick. „Danke."
„Kommt mit ins Wohnzimmer", forderte sie die beiden auf und ging voran.
Das Haus war elegant, aber gemütlich. Kein Vorzeigehaus, sondern ein richtiges Zuhause, in dem Nick sich immer aufgehoben gefühlt hatte.
„Irgendetwas ist passiert", flüsterte Carrie.
Nick ergriff ihre Hand und hielt sie zwischen seinen Händen. So saß er, Carrie auf der einen und Sam auf der anderen Seite neben ihm, bis sie die anderen durch die Küche kommen hörten.
Hand in Hand betraten Johns Eltern, Graham und Laine O'Connor, den Raum, gefolgt von ihren Kindern Terry und Lizbeth. Graham und Laine, beide fast achtzig, waren fit, hatten schneeweißes Haar und waren gebräunt, weil sie die meiste Zeit draußen auf dem Pferderücken verbrachten. Als sie Nick sahen, erstrahlten ihre Gesichter vor Freude.
Er ließ Carries Hand los und stand auf, um sie beide zu umarmen. Terry schüttelte ihm die Hand, und Lizbeth stellte sich auf Zehenspitzen, damit sie ihn auf die Wange küssen konnte. Anschließend machte er alle mit Sam bekannt.
„Was tust du hier?", wollte Graham wissen. „Ist heute nicht die Abstimmung?"
Nick schaute zu Boden, sammelte seine Kraft und sah sie an. „Bitte setzt euch."
„Was ist denn los, Nick?", fragte Laine mit ihrem trällernden Südstaatenakzent und wollte sich nicht zu einem Sessel führen lassen. „Du siehst schlecht aus. Ist etwas mit John?"
Ihre mütterliche Intuition war schneller als er. „Ich fürchte, ja."
Laine schnappte nach Luft. Ihr Mann fasste nach ihrer Hand, und dann fiel der imposante Graham O'Connor in sich zusammen.
„Er ist heute nicht pünktlich zur Arbeit erschienen."
„Das ist nichts Neues", bemerkte Lizbeth kichernd. „Er wird noch zu seiner eigenen Beerdigung zu spät kommen."
Die Wahl ihrer Worte ließ Nick zusammenzucken. „Wir konnten ihn nicht erreichen, also fuhr ich hin, um ihn aufzuwecken."
„Ziemlich töricht von ihm, an einem Tag wie diesem zu verschlafen", brummte Graham.
„Dachten wir auch", gab Nick zu, während sein Magen sich vor Übelkeit und Verzweiflung verkrampfte. „Aber als ich dort eintraf ..."
„Was?", flüsterte Laine und klammerte sich an Nicks Arm. „Was?"
Nick hatte einen Kloß im Hals, weshalb er kaum sprechen konnte.
Sam erhob sich. „Senator, Mrs O'Connor, es tut mir schrecklich leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Sohn ermordet wurde."
Nick wusste, dass er das schrille Wehklagen von Johns Mutter niemals vergessen würde, solange er lebte. Er hielt Laine fest, weil es aussah, als würde sie in Ohnmacht fallen. Stattdessen sank sie kraftlos in seine Arme.
„Nein, nein, nein!", wiederholte Carrie immer wieder.
Während Lizbeth leise hinter ihm weinte und Terrys Augen sich mit Tränen füllten, wandte sich Graham an Sam. „Wie?"
„Er wurde in seinem Bett erstochen."
Nick, der die schluchzende Laine stützte, war froh, dass Sam ihnen keine Details nannte. Behutsam half er Laine, sich aufs Sofa zu setzen.
„Wer würde denn meinen John umbringen wollen? Meinen wundervollen John?"
„Das werden wir herausfinden", versprach Sam.
„Sam ist der leitende Detective in diesem Fall", informierte Nick die Familie.
„Entschuldigt mich", bat Graham und verließ eilig den Raum.
„Geh mit ihm, Terry", forderte Laine ihren Sohn auf.
Terry folgte seinem Vater.
Lizbeth nahm auf der Sofalehne neben ihrer Mutter Platz. „Himmel", schluchzte sie. „Was sage ich denn bloß den Kindern?"
Nick wusste, wie nah John seiner Nichte und seinem Neffen gestanden hatte.
„Dass es ein Unfall war", erklärte Laine und fuhr sich übers Gesicht. „Du kannst ihnen nicht sagen, dass er ermordet wurde."
„Nein", pflichtete Lizbeth ihr bei. „Das kann ich nicht."
„Wo ist er jetzt?", wandte Laine sich an Sam.
„In der Gerichtsmedizin."
„Ich will ihn sehen." Wütend wischte Laine sich die Tränen ab, die ihr immer noch über das nahezu faltenlose Gesicht rannen. „Ich will mein Kind sehen."
„Das werde ich morgen arrangieren", erwiderte Sam.
Laine wandte sich an Nick. „Die Beerdigung wird eines Senators der Vereinigten Staaten von Amerika würdig sein."
„Selbstverständlich."
„Du wirst persönlich dafür sorgen."
„Alles, was du willst, Laine", versicherte Nick ihr. „Du musst nur fragen."
Sie drückte seine Hand und wirkte erschüttert. „Wer tut so etwas? Wer tut unserem John so etwas an?"
„Diese Frage stelle ich mir seit Stunden, und mir fällt niemand ein."
„Wer immer das war, wir werden ihn finden, Mrs O'Connor", versprach Sam.
„Sorgen Sie dafür." Als könnte sie es nicht länger ertragen, noch weiter dort zu sitzen, stand Laine auf und ging zur Tür, gefolgt von Lizbeth und Carrie. Im Türrahmen drehte sie sich noch einmal zu Nick um. „Du bist herzlich eingeladen, zu bleiben. Du gehörst zur Familie, und daran wird sich auch nie etwas ändern."
„Danke, aber ich muss zurück in die Stadt", entgegnete Nick gerührt.
„Bitte richte ihnen aus, wie sehr wir ihre harte Arbeit für John zu schätzen wissen."
„Das werde ich. Bis morgen."
„Mrs O'Connor", sagte Sam und stand ebenfalls auf. „Verzeihen Sie bitte, dass ich Ihnen das zumuten muss, allerdings sind bei derartigen Ermittlungen die ersten vierundzwanzig Stunden nach der Tat entscheidend ..."
„Wir werden alles Erdenkliche tun, damit derjenige gefunden werden kann, der John das angetan hat", meinte Laine, während die Tränen erneut über ihr Gesicht strömten.
„Ich muss wissen, wo Sie und die übrigen Mitglieder Ihrer Familie zwischen zehn Uhr gestern Abend und neun Uhr heute Morgen waren."
„Das ist nicht Ihr Ernst", bemerkte Laine steif.
„Wenn ich eine Verstrickung der Familie ausschließen will ..."
„Na schön", blaffte Laine. „Der Senator und ich hatten bis gegen elf Gäste." Sie blickte zu Carrie, die zustimmend nickte.
„Ich brauche die Namen und Telefonnummern Ihrer Freunde." Sam reichte Laine ihre Karte. „Sie können mir eine Nachricht auf der Voicemail hinterlassen. Was ist mit der Zeit nach elf?"
„Wir sind ins Bett gegangen."
„Sie auch, Ma'am?", wandte sich Sam an Carrie.
„Ich habe bis zwei in meinem Zimmer ferngesehen. Ich konnte nicht schlafen."
„Und Sie?", wollte Sam von Lizbeth wissen.
„Ich war zu Hause in McLean mit meinem Mann und den Kindern", antwortete Lizbeth empört.
„Ich brauche die Telefonnummer Ihres Mannes."
Lizbeth hielt Sams Blick stand, dann drehte sie sich um und ging hinaus, um kurz darauf mit einer Visitenkarte zurückzukehren.
„Danke", sagte Sam.
Die drei Frauen verließen den Raum.
„Musste das wirklich heute sein?", wandte Nick sich an Sam, sobald sie allein waren.
„Ja, leider." Sie sah gequält aus. „Angesichts der Prominenz der Familie muss ich mich besonders streng an die Vorschriften halten. Das verstehst du doch sicher."
„Natürlich verstehe ich das. Aber sie haben eben erfahren, dass ihr Sohn und Bruder ermordet wurde. Du hättest ihnen fünfzehn Minuten Zeit geben können, damit sie das erst einmal verarbeiten, ehe du deine Polizeimethoden anwendest."
„Ich habe einen Job zu erledigen", verteidigte sie sich. „Wenn ich eine Verhaftung vornehme, werden sie bestimmt erleichtert sein, dass der Mörder nicht mehr frei herumläuft."
„Was für einen Unterschied wird das für sie noch machen? Es bringt ihnen John nicht zurück."
„Ich muss wieder in die Stadt", sagte sie statt einer Erwiderung. „Kommst du mit?"
Nach einem letzten Blick durch das Zimmer, in dem er so viele glückliche Stunden mit John verbracht hatte, folgte Nick ihr hinaus.
4. KAPITEL
Für Graham O'Connor war eine Welt eingestürzt. In Kummer versunken lehnte er am weißen Koppelzaun und schaute über sein weites Land. John ist tot. John ist tot. John ist tot.
Von dem Augenblick an, als Carrie ihnen ausgerichtet hatte, dass Nick im Haus auf sie wartete, hatte Graham es gewusst. Da an diesem Tag die wichtigste Abstimmung in Johns Karriere anstand, konnte Nick nur aus einem Grund gekommen sein. Graham hatte es gewusst, so wie er schon immer gewusst hatte, dass es etwas Beschämendes war, wenn ein Vater eines seiner Kinder mehr liebte als die anderen. Doch John war außergewöhnlich gewesen. Bereits von den ersten Lebensstunden seines jüngsten Kindes an hatte er das Besondere an ihm gesehen, das später viele Menschen dazu brachte, ihn ebenfalls zu lieben.
Das Gesicht nass von Tränen, fragte Graham sich, wie das hatte passieren können.
„Dad?"
Die Stimme seines älteren Sohnes erfüllte ihn mit Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit. Der Himmel möge ihm verzeihen, dass er so etwas dachte - aber wenn er schon einen Sohn verlieren musste, warum dann nicht Terry statt John?
Terry legte seine Hand auf Grahams Schulter, drückte zu. „Was kann ich für dich tun?"
„Nichts." Graham wischte sich das Gesicht ab.
„Senator?"
Graham drehte sich um und sah Nick und den hübschen weiblichen Detective.
„Wir fahren zurück nach Washington", erklärte die Polizistin. „Aber vorher müssen wir noch wissen, was Sie letzte Nacht nach zehn gemacht haben."
Irgendwie gelang es ihm, seinen heißen Zorn im Zaum zu halten, angesichts dieser Andeutung, er könne vielleicht etwas mit dem Tod seines Sohnes zu tun haben, den er mehr als alle anderen geliebt hatte. Mit Ausnahme von Laine, natürlich.
„Ich war hier mit meiner Frau. Wir hatten Freunde zu Gast, spielten Bridge und gingen so gegen elf ins Bett."
Diese Antwort schien sie zufriedenzustellen, denn sie wandte sich an Terry. „Und Sie?"
„Ich war, äh, bei einer Freundin."
Terrys Frauengeschichten waren völlig außer Kontrolle geraten, seit seine politischen Ambitionen wegen Trunkenheit am Steuer zerstört worden waren - nur wenige Wochen bevor er seine Kandidatur für den Senat bekannt geben wollte. Es machte Graham krank, dass Terry mit zweiundvierzig noch genauso wenig Anstalten machte, eine Familie zu gründen, wie mit zweiundzwanzig.
„Ich brauche einen Namen und eine Nummer", erklärte die Polizistin. Terrys Wangen liefen rot an, und Graham wusste, was gleich kommen würde.
„Ich, äh ..."
„Er kennt ihren Namen nicht", sagte er und bedachte seinen Sohn mit einem verächtlichen Blick.
„Ich kann es herausfinden", versicherte Terry hastig.
„Das wäre keine schlechte Idee", entgegnete der weibliche Detective.
„Es ist kein Zufall, dass das unmittelbar vor der Abstimmung passiert ist, oder?", fragte Graham.
„Wir können derzeit nichts ausschließen", erwiderte die Polizistin.
„Überprüfen Sie den Fraktionsvorsitzenden Stenhouse. Er hasst mich und würde meinem Sohn jeden Erfolg übel nehmen."
„Warum hasst er Sie?", erkundigte sie sich.
„Sie waren jahrzehntelang erbitterte Rivalen", schaltete Nick sich in das Gespräch ein. „Stenhouse hat alles getan, um das Einwanderungsgesetz zu blockieren. Aber es wird trotzdem durchkommen."
„Nehmen Sie den mal genauer unter die Lupe", riet Graham ihr, und seine Stimme brach. „Er ist zu allem fähig. Mir meinen Sohn zu nehmen wäre das reinste Vergnügen für ihn."
„Fällt Ihnen sonst noch jemand ein?", fragte sie. „Irgendwer, der Streit mit Ihrem Sohn hatte, entweder privat oder beruflich?"
Graham schüttelte den Kopf. „Alle liebten John. Aber ich werde darüber nachdenken und lasse es Sie wissen, falls mir noch jemand einfällt."
Nick trat vor, um ihn zu umarmen.
Graham legte die Arme um den jungen Mann, den er wie einen Sohn liebte. „Finde heraus, wer das getan hat, Nick. Finde es heraus."
„Das werde ich. Versprochen."
Als Sam und Nick davongingen, bemerkte Graham, dass der engste Freund und Vertraute seines Sohnes die Schultern hängen ließ. An Terry gewandt sagte er: „Bring gefälligst den Namen deines Flittchens in Erfahrung, und zwar schnell. Vorher brauchst du dich nicht mehr blicken zu lassen."
„Ja, Sir."
Auf dem Weg nach Washington schaute Nick in sein Blackberry und las die von seinem Stab vorbereitete Erklärung.
Voller Trauer verkünden wir, dass unser Kollege und Freund, Senator John Thomas O'Connor, Mitglied der Demokratischen Partei Virginias, heute Morgen in seiner Wohnung ermordet aufgefunden wurde. Nachdem Senator O'Connor nicht zur Arbeit erschienen war, fuhr sein Stabschef Nicholas Cappuano zu ihm nach Hause, wo er den Senator tot auffand. Auf Bitten der Metropolitan Police werden wir keine weiteren Einzelheiten zu den Todesumständen bekannt geben. Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um die Polizei bei ihren Ermittlungen zu unterstützen. Nähere Informationen über den Stand der Ermittlungen werden vonseiten der Polizei erfolgen.
Unser erklärtes Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass es im Senat zur Abstimmung über das Einwanderungsgesetz kommt, für das Senator O'Connor so hart gearbeitet hat. Und wir werden unsere Arbeit in seinem Geiste fortsetzen.
Unsere Herzen und Gebete sind bei den Eltern des Senators, Senator und Mrs Graham O'Connor, seinem Bruder Terry, seiner Schwester Lizbeth, seinem Schwager Royce, der Nichte Emma und dem Neffen Adam. Die Beerdigungsvorbereitungen sind noch nicht abgeschlossen, ein Termin wird in den nächsten Tagen verkündet. Wir bitten Sie, die Privatsphäre der Familie O'Connor in dieser schwierigen Zeit zu respektieren.
Nick war zufrieden und las den Text ein zweites Mal, ehe er sich an Sam wandte. „Darf ich dir das vorlesen?"
„Klar." Sie hörte konzentriert zu. „Klingt, als hätten sie sämtliche Aspekte berücksichtigt."
„Ist der Teil über die Ermittlungen okay?"
„Ja, er ist in Ordnung."
Daraufhin rief Nick Christina an. „Ich gebe grünes Licht für die Erklärung. Raus damit."
Christina stieß ein tiefes schmerzerfülltes Seufzen aus. „Dadurch wird es offiziell."
„Sag Trevor, er soll die Erklärung verlesen und sofort wieder verschwinden. Keine Fragen."
„Verstanden."
„Ihr habt gute Arbeit geleistet. Danke."
„Es war das Schwerste, was ich je tun musste", sagte sie mit rauer Stimme.
„Das glaube ich."
„Und wie lief es bei seinen Eltern?"
„Schrecklich."
„Bei den Mitarbeitern genauso. Es hat alle schwer getroffen."
„Ich bin auf dem Rückweg und schaue bald rein."
„Wir werden hier sein."
Nick beendete das Gespräch.
„Alles in Ordnung?", fragte Sam.
„Ja, bestens", antwortete er knapp, noch immer wütend, dass sie sich so früh bei den O'Connors nach Alibis erkundigt hatte.
„Ich habe nur meinen Job gemacht."
„Scheißjob."
„Leider stimmt das sehr oft."
„Gewöhnst du dich jemals daran, den Leuten beizubringen, dass ihre Angehörigen ermordet wurden?"
„Nein, und ich hoffe, das werde ich auch nie."
Als sich die tiefe Erschöpfung bemerkbar machte, lehnte er den Kopf zurück. „Ich bin dir dankbar dafür, dass du bei ihnen das Reden für mich übernommen hast. Ich konnte es nicht herausbringen."
Sie warf ihm einen Blick zu. „Du warst sehr einfühlsam ihnen gegenüber."
Überrascht von dem unerwarteten Kompliment, zwang Nick sich zu einem Lächeln. „Ich befand mich in unbekannten Gewässern, so viel ist mal sicher."
„Du stehst ihnen sehr nah."
„Sie sind für mich wie eine Familie."
„Wie denkt deine eigene Familie darüber?"
Sie hatten sich bei ihrem Kennenlernen nicht die Zeit genommen, sich ihre Lebensgeschichten zu erzählen, weil sie zu sehr damit beschäftigt gewesen waren, sich gegenseitig die Kleider vom Leib zu reißen. „Ich habe kaum Angehörige. Meine Eltern gingen noch zur Highschool, als ich zur Welt kam. Ich wuchs bei meiner Großmutter auf. Sie ist vor einigen Jahren gestorben."
„Was wurde aus deinen Eltern?"
„Die kamen und gingen, als ich klein war."
„Und heute?"
„Als ich zuletzt von ihr hörte, war meine Mutter zum dritten Mal verheiratet und lebte in Cleveland. Das war vor zwei Jahren. Mein Vater hat eine Frau geheiratet, die jünger ist als ich. Die beiden haben dreijährige Zwillinge. Er lebt in Baltimore. Ich sehe sie gelegentlich, aber er ist mir kaum ein Vater. Schließlich ist er nur fünfzehn Jahre älter als ich."
Sams Schweigen signalisierte ihm, dass sie darauf wartete, mehr zu erfahren.
„Ich erinnere mich noch genau an das erste Wochenende, das ich bei den O'Connors verbracht habe. Ich dachte, solche Familien gibt es nur im Fernsehen."
„Sie kamen einem immer zu gut vor, um wahr zu sein."
„Aber sie sind wirklich so. Es sind echte Menschen, mit echten Fehlern und Problemen. Sie glauben zutiefst daran, dass man der Gesellschaft etwas zurückgeben muss, und sie tun das auf eine mitreißende Art, der man sich kaum entziehen kann. Ihretwegen habe ich meine Karrierepläne geändert."
„Was wolltest du denn ursprünglich machen?"
„Ich hatte an Rechnungswesen oder Finanzwirtschaft gedacht, aber nach ein paar Mahlzeiten an Graham O'Connors Tisch war ich vom Politikvirus infiziert."
„Wie ist er so? Graham?"
„Kompliziert und umsichtig und fordernd. Er liebt seine Familie und sein Land. Er ist glühender Patriot."
„Du magst ihn sehr."
„Mehr als jeden Mann, dem ich je begegnet bin - mit Ausnahme seines Sohnes."
„Erzähl mir etwas über John."
Nick dachte nach, bevor er sprach. „So kompliziert, umsichtig und fordernd sein Vater ist, so schlicht, vergesslich und in gewisser Hinsicht gleichgültig war John. Doch genau wie sein Vater liebte er seine Familie und sein Land, und er war stolz, den Menschen in Virginia zu dienen. Er nahm seine Verantwortung ernst, aber sich selbst nicht allzu sehr."
„Hast du gern für ihn gearbeitet?"
„Ich war gern mit ihm zusammen. Aber aus der Perspektive eines Mitarbeiters muss ich gestehen, dass er ziemlich anstrengend sein konnte."
„Inwiefern?"
Erneut dachte Nick kurz nach, ehe er antwortete. „Im Augenblick ist es mein vorrangiges Ziel, sein politisches Erbe zu schützen und dafür zu sorgen, dass ihm die Würde und die Ehre zuteilwerden, die er als verstorbener Senator der Vereinigten Staaten verdient hat."
„Und mein Ziel ist es, herauszufinden, wer ihn ermordet hat. Dafür brauche ich dich und das Entgegenkommen des gesamten Mitarbeiterstabs. Mit deiner Hilfe bin ich schneller und effizienter. Darum muss ich wissen, wie er war."
Nick wünschte, er würde ihren Duft nicht riechen und wäre sich ihrer Gegenwart nicht so bewusst. Mehr noch wünschte er, er würde sich nicht so überdeutlich an die leidenschaftliche Nacht mit ihr erinnern. „Ich war wütend", gestand er in sanftem Ton.
„Wann?", fragte sie verwirrt.
„Als ich heute Morgen zu ihm unterwegs war. Wenn er bei meiner Ankunft nicht schon tot gewesen wäre, hätte ich ihn vielleicht selbst umgebracht."
„Nick ...", warnte sie ihn, damit er nicht vergaß, mit wem er gerade sprach.
„Wenn du wissen willst, wie John O'Connor war, sollte dir die Tatsache, dass sein Stabschef - wieder einmal - unterwegs war, um ihn aus dem Bett zu werfen, alles über ihn sagen."
„Es sagt mir keineswegs alles, aber es ist schon mal ein Anfang."
Copyright © 2010 by Marie Sullivan Force
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Autoren-Porträt von Marie Force
Marie Force stammt aus Rhode Island. Sie studierte Politik und Journalismus und arbeitete für eine Lokalzeitung. Mit ihrem Mann, der bei der Navy war, lebte sie in Spanien, Virginia und Florida. 2004 schrieb sie ihr erstes Buch, das auf Anhieb ein Erfolg wurde. Inzwischen wohnt die Erfolgsautorin mit ihrem Mann, ihren beiden Kinder und zwei Hunden wieder in Rhode Island.
Bibliographische Angaben
- Autor: Marie Force
- 2014, 1. Aufl., 384 Seiten, Maße: 12,3 x 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Trautmann, Christian
- Übersetzer: Christian Trautmann
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 3862788555
- ISBN-13: 9783862788552
- Erscheinungsdatum: 01.01.2014
Rezension zu „Fatales Geheimnis / D.C. Affairs Bd.1 “
"Bloß keine Zeile überspringen!" Single Title "Drama, Leidenschaft, Politik und Spannung dieses Buch hat einfach alles." Book Junkie
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