Das biotechnische Zeitalter
Der Klassiker zur Biotechnologie
Gen- und Biotechnologie verändern, was wir essen, wie wir arbeiten, wie wir unsere Kinder bekommen und wie wir die Welt um uns herum und uns selbst betrachten. Doch kennen wir auch die Risiken?
Gen- und Biotechnologie verändern, was wir essen, wie wir arbeiten, wie wir unsere Kinder bekommen und wie wir die Welt um uns herum und uns selbst betrachten. Doch kennen wir auch die Risiken?
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Produktinformationen zu „Das biotechnische Zeitalter “
Der Klassiker zur Biotechnologie
Gen- und Biotechnologie verändern, was wir essen, wie wir arbeiten, wie wir unsere Kinder bekommen und wie wir die Welt um uns herum und uns selbst betrachten. Doch kennen wir auch die Risiken?
Gen- und Biotechnologie verändern, was wir essen, wie wir arbeiten, wie wir unsere Kinder bekommen und wie wir die Welt um uns herum und uns selbst betrachten. Doch kennen wir auch die Risiken?
Klappentext zu „Das biotechnische Zeitalter “
Jeremy Rifkin untersucht in seiner provokanten Analyse die ökonomischen und sozialen Konsequenzen der genetischen Revolution. Er erkennt die Chancen der Technologie explizit an, will aber auch die Risiken und gesellschaftlichen Veränderungen wahrgenommen wissen.Wie bei der Nuklearenergie werden letztlich die Menschen entscheiden, nichtWissenschaftler oder Unternehmer. Rifkin bietet Informationen, die jeden befähigen, mitzudenken, mitzureden und mitzuentscheiden.
Lese-Probe zu „Das biotechnische Zeitalter “
Mitte des 19. Jahrhunderts begannen Wissenschaftler ther als Bet ubungsmittel zu verwenden, und seither wird diese Neuerung als Meilenstein in der Geschichte der Medizin gefeiert. Doch bereits Jahrhunderte zuvor nutzten die Chinesen die Akupunktur zur Schmerzlinderung und zur Behandlung von Krankheiten. Warum entdeckten oder verwendeten die Europ er offensichtlich niemals von sich aus die Akupunktur, und warum kamen die Chinesen nie auf den ther?Was wir in der Natur finden, ist in den meisten F llen eine Manifestation dessen, was wir suchen. Die europ ische Geisteshaltung mit ihrem Schwergewicht auf Objektivit t, Leidenschaftslosigkeit und Unabh ngigkeit f hrte dazu, dass Wissenschaftler vor allem solche Neuentdeckungen ausprobierten, in denen sich ihre tief verwurzelten Grundannahmen ber die Welt widerspiegelten. Der ther entsprach ihrer Erwartungshaltung. Im Gegensatz dazu nahmen die Chinesen ihre Welt eher im Zusammenhang wahr, f r sie waren Ph nomene wechselseitig voneinander abh ngig und in Systeme eingebettet, die wiederum Bestandteil anderer Systeme waren. F r Chinesen leuchtete die Akupunktur ein. Sie reflektierte ihr Denken.
Das soll nicht hei en, dass die Entdeckung des thers oder der Akupunktur Schicksal gewesen sei. Sondern nur, dass verschiedene Kulturen sich in unterschiedlicher Weise auf die Realit t einstellen und folglich sich ihre Welt so aufbauen, dass sie zu ihren Werten passt. Ich bin seit langem berzeugt, dass Wissenschaft und Technik, wie wir sie betreiben, letzten Endes die Mythen widerspiegeln, nach denen wir unser Leben ausrichten. Gr tenteils malen wir uns die Welt in unserer Phantasie aus, und dann konstruieren wir die Realit t so, dass sie unserer vorgefassten Meinung entspricht, wie die Dinge sind oder sein sollten. Das mag man bestreiten, aber f r mich ist der interessanteste und ungew hnlichste Unterschied zwischen Menschen und anderen Primaten, dass wir st ndig erst uns selbst und dann die Welt neu erfinden k nnen - und zwar
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so, dass sie unserem momentanen Identit tsgef hl entspricht. Einige Leser werden solche Vorstellungen als bertrieben subjektivistisch oder gar illusionistisch beziehungsweise desillusionierend betrachten, ich aber konzentriere mich lieber auf einen positiven Aspekt des menschlichen Bewusstseins: Ich bewundere unsere F higkeit, uns verschiedene Realit ten vorzustellen und ber die Zukunft zu entscheiden.
Dies sollte man vor allem zu Beginn des Biotech-Jahrhunderts im Hinterkopf behalten. Das 18. und 19. Jahrhundert beherrschte die Physik, die Chemie das 20., und Entdeckungen in der Biologie dominieren das 21. Jahrhundert. Unsere Wissenschaftler durchdringen die Basisstrukturen des Lebens und schicken die Gesellschaft auf eine exponenzielle Lernkurve. Schicht um Schicht sch len wir vom Geb ude des Lebendigen ab und werfen einen Blick auf die Kernprozesse, die der Biologie zugrunde liegen.
Doch ber der hastigen Jagd nach Entdeckungen haben wir fast die Frage vergessen, nach was wir eigentlich suchen. Unsere Molekularbiologen sind mehrheitlich eher Techniker als Theoretiker mit einem Blick f r das "gro e Ganze". Sie befassen sich weit mehr mit dem "Wie" als mit dem "Warum" der Dinge. In diesem Sinn sind sie fest in der Tradition der Aufkl rung verwurzelt, die sich darauf konzentrierte, der Natur ihre Wirkprinzipien zu entlocken, um biologische Prozesse so zu manipulieren, dass sie n tzlichen Zwecken dienen. Von sich aus ist zwar nichts falsch an der Idee, die Umwelt so anzupassen, dass sie menschlichen Bed rfnissen dient - alle Tiere manipulieren ihre Habitate, um ihr berleben zu sichern -; problematisch wird es aber, wenn wir nicht an den umfassenden Kontext denken, der unserem Bestreben Grenzen setzt.
Die biologisch-technische Revolution ist daf r ein gutes Beispiel. Unsere Wissenschaftler und Biotech-Firmen konzentrieren sich so sehr darauf, Produktlinien und Prozesse mit kurzfristigem Marktpotenzial zu entwickeln, dass sie oft nicht mehr innehalten, um grunds tzlichere Fragen zu stellen - etwa ob ihre genetischen Manipulationen das Risiko langfristiger irreversibler Sch den an den irdischen kosystemen bergen oder ob sie gegen die simpelsten ethischen bereink nfte versto en, was den Wert des Lebens ausmacht.
Nehmen wir etwa die Kontroversen um genetisch modifizierte Nahrungsmittel und die Arbeit mit geklonten embryonalen Stammzellen. Im ersten Fall wollten die beteiligten Unternehmen rasch eine neue Generation von landwirtschaftlichen Nutzpflanzen auf den Markt bringen und fragten erst gar nicht nach m glichen Sch den, und die Folge davon ist, dass genmanipulierte Nahrungsmittel nun Umwelt- und Gesundheitsrisiken bergen k nnen. Im zweiten Fall waren Wissenschaftler darauf erpicht, aus geklonten embryonalen Stammzellen menschliche Organe und Gewebe wachsen zu lassen, und sie warben ffentlich f r eine Gesetzgebung, die es ihnen erlauben w rde, menschliche Embryos eigens f r die medizinische Forschung zu klonen. Was immer man f r den eigentlichen Beginn des menschlichen Lebens halten mag, wir k nnen sicherlich alle der These zustimmen, dass ein menschlicher Embryo auch in den fr hesten Phasen seiner Entwicklung zumindest potenziell ein spezifisches menschliches Wesen ist. Was passiert mit einer Gesellschaft, wenn der ffentliche Diskurs so viel Wert darauf legt, "Heilung" zu finden, dass die B rger bereit sind, Gesetze verabschieden zu lassen, die das Klonen menschlicher Embryos zu Forschungszwecken erlauben? Allein der Gedanke daran beschw rt Erinnerungen an die Soziallehre der Eugenik herauf, die Anfang des 20. Jahrhunderts die ffentlichkeit sehr besch ftigte und in den drei iger und vierziger Jahren dann in der angewandten Eugenik des "Dritten Reichs" mit so schrecklichen Folgen f r die Menschheit insgesamt ihren H hepunkt fand.
Kommen wir also auf die Frage zur ck: Wonach suchen wir? Wenn wir langfristig das Zeitalter der Biologie als Chance betrachten, alles Leben der biosph rischen Gemeinschaft mitsamt seinen subtilen Zusammenh ngen und Beziehungen zwischen Genotyp, Ph notyp und Umwelt zu begreifen, dann gr nden wir unsere wissenschaftlichen Anstrengungen darauf, dass wir zu sch tzen wissen, wie jeder von uns in den nat rlichen Plan der Dinge eingebettet ist und darin seine Rolle spielt. Unsere biologische Forschung w rde auf einem Gef hl der Ehrfurcht basieren, wie sich das Leben in all seiner trickreichen Komplexit t und seiner Majest t entwickelt hat, und auch auf dem Gef hl der Demut angesichts des Wissens, dass wir nicht ber der Natur stehen, sondern nur ein Partner der riesigen Lebensgemeinschaft und genauso abh ngig vom Wohlergehen der Biosph re insgesamt sind wie unsere Mitgesch pfe.
Wenn wir dagegen weiterhin an der Fiktion festhalten, dass die Natur blo eine Lagerst tte von Ressourcen ist, die wir nur entziffern und f r unsere kurzfristigen Ziele umprogrammieren m ssen, dann riskieren wir, uns dem Irrglauben hinzugeben, wir gen ssen einen Sonderstatus - was ernste Folgen f r unsere eigene Zukunft wie die unserer Mitgesch pfe h tte.
Die leistungsf higen neuen biologischen Werkzeuge erlauben uns, Gott zu spielen, die Natur umzubauen - ja, sogar unsere eigene menschliche Natur - und eine zweite Genesis zu erschaffen, diesmal nach unserem eigenen Bilde. Was ist aber das Bild, das wir uns von uns selbst machen, und ver ndert es sich im Lauf der Zeit? Gibt es irgendeine Teleologie, die man der menschlichen Spezies oder dem Prozess der biologischen Evolution zuschreiben kann? Was ist der Sinn der menschlichen Existenz, und was ist berhaupt der Sinn des Lebens selbst?
Wenn das Zeitalter der Biologie mehr werden soll als ein Karriereschauplatz, dann muss es diese umfassenderen Fragen angehen, sonst wird es nicht viel Gro es leisten, und sein Verm chtnis wird noch geringer sein. Schlimmer noch: Die utilitaristischen Vertreter der neuen Biologie k nnten uns in die "sch ne neue Welt" f hren, vor der Aldous Huxley schon vor ber 75 Jahren in seinem zukunftskritischen Roman warnte. Wir k nnten uns an unserer neu erworbenen Fertigkeit, den genetischen Bauplan des Lebens im Namen der "Perfektionierung" des Menschengeschlechts zu manipulieren, derart berauschen, dass wir unsere kostbarste menschliche Eigenschaft verlieren: unsere F higkeit zur Empathie.
In den letzten Jahren haben wir vor allem anhand von Entdeckungen in der Genetik und der Kognitionswissenschaft gelernt, dass Menschen - wie unsere Mitprimaten und andere S ugetiere - Schaltkreise f r Empathie haben; das hei t, sie k nnen mitf hlen und nachempfinden, wie ein anderes Wesen um sein Dasein und sein Gedeihen k mpft. So wie es aussieht, sind Menschen am besten dazu in der Lage, Empathie auf gr ere, umfassendere Bereiche auszudehnen, weil wir ber die au ergew hnliche F higkeit verf gen, uns unserer selbst bewusst zu sein.
Empathie entsteht tief in unserem Innern, weil wir wissen, dass unser eigenes Leben wie das der anderen fragil ist, fehlerhaft, nicht perfekt und nicht vorhersehbar. Allein der Gedanke, Empathie f r jemanden zu empfinden, den wir f r perfekt halten, ist unvorstellbar. Wenn die neue Wissenschaft fast ausschlie lich dazu genutzt wird, unsere Spezies und den Rest der Lebensgemeinschaft zu perfektionieren, dann laufen wir Gefahr, dass unser Potenzial zur Empathie verk mmert und wir im Verlauf dessen geradewegs den Kern unserer Humanit t verlieren. Wie viel Empathie k nnten wir vermutlich f r ein nicht sonderlich perfektes Wesen empfinden, wenn wir Perfektion als eine in unserer Welt vorgegebene technische Norm betrachten?
Zwei sehr unterschiedliche Wege f hren ins Zeitalter der Biologie: Der erste, der "harte Weg", bringt uns in eine Welt der kommerziellen Eugenik, in der Fehler und Fragilit t nicht toleriert werden und Visionen von Perfektion zur Obsession werden; der zweite, der "sanfte Weg", f hrt uns in eine Welt, in der wir unsere Vielfalt feiern, unsere Imperfektion akzeptieren und unsere neuen biologischen Werkzeuge kontinuierlich daf r einsetzen, unsere Spezies wieder in der Biosph re heimisch zu machen, die wir miteinander und zusammen mit unseren Mitgesch pfen bewohnen. Welchen Weg wir letztlich w hlen, wird den Kontext daf r ergeben, welche biologischen Technologien wir erfinden und welche Welt wir f r uns selbst erschaffen werden.
Jeremy Rifkin
Washington, DC
9. Juni 2007.
Dies sollte man vor allem zu Beginn des Biotech-Jahrhunderts im Hinterkopf behalten. Das 18. und 19. Jahrhundert beherrschte die Physik, die Chemie das 20., und Entdeckungen in der Biologie dominieren das 21. Jahrhundert. Unsere Wissenschaftler durchdringen die Basisstrukturen des Lebens und schicken die Gesellschaft auf eine exponenzielle Lernkurve. Schicht um Schicht sch len wir vom Geb ude des Lebendigen ab und werfen einen Blick auf die Kernprozesse, die der Biologie zugrunde liegen.
Doch ber der hastigen Jagd nach Entdeckungen haben wir fast die Frage vergessen, nach was wir eigentlich suchen. Unsere Molekularbiologen sind mehrheitlich eher Techniker als Theoretiker mit einem Blick f r das "gro e Ganze". Sie befassen sich weit mehr mit dem "Wie" als mit dem "Warum" der Dinge. In diesem Sinn sind sie fest in der Tradition der Aufkl rung verwurzelt, die sich darauf konzentrierte, der Natur ihre Wirkprinzipien zu entlocken, um biologische Prozesse so zu manipulieren, dass sie n tzlichen Zwecken dienen. Von sich aus ist zwar nichts falsch an der Idee, die Umwelt so anzupassen, dass sie menschlichen Bed rfnissen dient - alle Tiere manipulieren ihre Habitate, um ihr berleben zu sichern -; problematisch wird es aber, wenn wir nicht an den umfassenden Kontext denken, der unserem Bestreben Grenzen setzt.
Die biologisch-technische Revolution ist daf r ein gutes Beispiel. Unsere Wissenschaftler und Biotech-Firmen konzentrieren sich so sehr darauf, Produktlinien und Prozesse mit kurzfristigem Marktpotenzial zu entwickeln, dass sie oft nicht mehr innehalten, um grunds tzlichere Fragen zu stellen - etwa ob ihre genetischen Manipulationen das Risiko langfristiger irreversibler Sch den an den irdischen kosystemen bergen oder ob sie gegen die simpelsten ethischen bereink nfte versto en, was den Wert des Lebens ausmacht.
Nehmen wir etwa die Kontroversen um genetisch modifizierte Nahrungsmittel und die Arbeit mit geklonten embryonalen Stammzellen. Im ersten Fall wollten die beteiligten Unternehmen rasch eine neue Generation von landwirtschaftlichen Nutzpflanzen auf den Markt bringen und fragten erst gar nicht nach m glichen Sch den, und die Folge davon ist, dass genmanipulierte Nahrungsmittel nun Umwelt- und Gesundheitsrisiken bergen k nnen. Im zweiten Fall waren Wissenschaftler darauf erpicht, aus geklonten embryonalen Stammzellen menschliche Organe und Gewebe wachsen zu lassen, und sie warben ffentlich f r eine Gesetzgebung, die es ihnen erlauben w rde, menschliche Embryos eigens f r die medizinische Forschung zu klonen. Was immer man f r den eigentlichen Beginn des menschlichen Lebens halten mag, wir k nnen sicherlich alle der These zustimmen, dass ein menschlicher Embryo auch in den fr hesten Phasen seiner Entwicklung zumindest potenziell ein spezifisches menschliches Wesen ist. Was passiert mit einer Gesellschaft, wenn der ffentliche Diskurs so viel Wert darauf legt, "Heilung" zu finden, dass die B rger bereit sind, Gesetze verabschieden zu lassen, die das Klonen menschlicher Embryos zu Forschungszwecken erlauben? Allein der Gedanke daran beschw rt Erinnerungen an die Soziallehre der Eugenik herauf, die Anfang des 20. Jahrhunderts die ffentlichkeit sehr besch ftigte und in den drei iger und vierziger Jahren dann in der angewandten Eugenik des "Dritten Reichs" mit so schrecklichen Folgen f r die Menschheit insgesamt ihren H hepunkt fand.
Kommen wir also auf die Frage zur ck: Wonach suchen wir? Wenn wir langfristig das Zeitalter der Biologie als Chance betrachten, alles Leben der biosph rischen Gemeinschaft mitsamt seinen subtilen Zusammenh ngen und Beziehungen zwischen Genotyp, Ph notyp und Umwelt zu begreifen, dann gr nden wir unsere wissenschaftlichen Anstrengungen darauf, dass wir zu sch tzen wissen, wie jeder von uns in den nat rlichen Plan der Dinge eingebettet ist und darin seine Rolle spielt. Unsere biologische Forschung w rde auf einem Gef hl der Ehrfurcht basieren, wie sich das Leben in all seiner trickreichen Komplexit t und seiner Majest t entwickelt hat, und auch auf dem Gef hl der Demut angesichts des Wissens, dass wir nicht ber der Natur stehen, sondern nur ein Partner der riesigen Lebensgemeinschaft und genauso abh ngig vom Wohlergehen der Biosph re insgesamt sind wie unsere Mitgesch pfe.
Wenn wir dagegen weiterhin an der Fiktion festhalten, dass die Natur blo eine Lagerst tte von Ressourcen ist, die wir nur entziffern und f r unsere kurzfristigen Ziele umprogrammieren m ssen, dann riskieren wir, uns dem Irrglauben hinzugeben, wir gen ssen einen Sonderstatus - was ernste Folgen f r unsere eigene Zukunft wie die unserer Mitgesch pfe h tte.
Die leistungsf higen neuen biologischen Werkzeuge erlauben uns, Gott zu spielen, die Natur umzubauen - ja, sogar unsere eigene menschliche Natur - und eine zweite Genesis zu erschaffen, diesmal nach unserem eigenen Bilde. Was ist aber das Bild, das wir uns von uns selbst machen, und ver ndert es sich im Lauf der Zeit? Gibt es irgendeine Teleologie, die man der menschlichen Spezies oder dem Prozess der biologischen Evolution zuschreiben kann? Was ist der Sinn der menschlichen Existenz, und was ist berhaupt der Sinn des Lebens selbst?
Wenn das Zeitalter der Biologie mehr werden soll als ein Karriereschauplatz, dann muss es diese umfassenderen Fragen angehen, sonst wird es nicht viel Gro es leisten, und sein Verm chtnis wird noch geringer sein. Schlimmer noch: Die utilitaristischen Vertreter der neuen Biologie k nnten uns in die "sch ne neue Welt" f hren, vor der Aldous Huxley schon vor ber 75 Jahren in seinem zukunftskritischen Roman warnte. Wir k nnten uns an unserer neu erworbenen Fertigkeit, den genetischen Bauplan des Lebens im Namen der "Perfektionierung" des Menschengeschlechts zu manipulieren, derart berauschen, dass wir unsere kostbarste menschliche Eigenschaft verlieren: unsere F higkeit zur Empathie.
In den letzten Jahren haben wir vor allem anhand von Entdeckungen in der Genetik und der Kognitionswissenschaft gelernt, dass Menschen - wie unsere Mitprimaten und andere S ugetiere - Schaltkreise f r Empathie haben; das hei t, sie k nnen mitf hlen und nachempfinden, wie ein anderes Wesen um sein Dasein und sein Gedeihen k mpft. So wie es aussieht, sind Menschen am besten dazu in der Lage, Empathie auf gr ere, umfassendere Bereiche auszudehnen, weil wir ber die au ergew hnliche F higkeit verf gen, uns unserer selbst bewusst zu sein.
Empathie entsteht tief in unserem Innern, weil wir wissen, dass unser eigenes Leben wie das der anderen fragil ist, fehlerhaft, nicht perfekt und nicht vorhersehbar. Allein der Gedanke, Empathie f r jemanden zu empfinden, den wir f r perfekt halten, ist unvorstellbar. Wenn die neue Wissenschaft fast ausschlie lich dazu genutzt wird, unsere Spezies und den Rest der Lebensgemeinschaft zu perfektionieren, dann laufen wir Gefahr, dass unser Potenzial zur Empathie verk mmert und wir im Verlauf dessen geradewegs den Kern unserer Humanit t verlieren. Wie viel Empathie k nnten wir vermutlich f r ein nicht sonderlich perfektes Wesen empfinden, wenn wir Perfektion als eine in unserer Welt vorgegebene technische Norm betrachten?
Zwei sehr unterschiedliche Wege f hren ins Zeitalter der Biologie: Der erste, der "harte Weg", bringt uns in eine Welt der kommerziellen Eugenik, in der Fehler und Fragilit t nicht toleriert werden und Visionen von Perfektion zur Obsession werden; der zweite, der "sanfte Weg", f hrt uns in eine Welt, in der wir unsere Vielfalt feiern, unsere Imperfektion akzeptieren und unsere neuen biologischen Werkzeuge kontinuierlich daf r einsetzen, unsere Spezies wieder in der Biosph re heimisch zu machen, die wir miteinander und zusammen mit unseren Mitgesch pfen bewohnen. Welchen Weg wir letztlich w hlen, wird den Kontext daf r ergeben, welche biologischen Technologien wir erfinden und welche Welt wir f r uns selbst erschaffen werden.
Jeremy Rifkin
Washington, DC
9. Juni 2007.
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Inhaltsverzeichnis zu „Das biotechnische Zeitalter “
InhaltVorwort zur Neuauflage
Einleitung
Das biotechnische Zeitalter
Die Patentierung von Leben
Die zweite Schöpfung
Eine eugenische Zivilisation
Die Soziologie des Gens
Computer und DNA - DNA-Computer
Die Neuerfindung der Natur
Eine persönliche Bemerkung
Danksagung
Anmerkungen
Bibliografie
Personenregister
Sachregister
Autoren-Porträt von Jeremy Rifkin
Jeremy Rifkin, geboren 1945, ist Gründer und Vorsitzender der "Foundation on Economic Trends" in Washington. Mit seinen zeitkritischen Büchern bringt er die großen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Trends auf den Punkt. Sein Bestseller "Das Ende der Arbeit" wurde in sechzehn Sprachen übersetzt und löste internationale Debatten aus. Nicht minder bekannt ist Rifkin für seine kritischen Thesen zur Biotechnologie. In den USA gilt er als einer der bekanntesten und gefürchtetsten politischen Journalisten. Jeremy Rifkin ist als Regierungsberater tätig und unterrichtet an der renommierten Wharton School.
Bibliographische Angaben
- Autor: Jeremy Rifkin
- 2007, 383 Seiten, Maße: 14 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593384663
- ISBN-13: 9783593384665
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