Das letzte Testament
Thriller
Ein kleiner Junge stiehlt ein Keilschrifttäfelchen aus dem Museum von Bagdad. Monate danach erschüttert eine brutale Mordserie Israel. Die Opfer sind allesamt Historiker und Archäologen - jene, die um die Vergangenheit wissen. Gibt es ein...
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Produktinformationen zu „Das letzte Testament “
Ein kleiner Junge stiehlt ein Keilschrifttäfelchen aus dem Museum von Bagdad. Monate danach erschüttert eine brutale Mordserie Israel. Die Opfer sind allesamt Historiker und Archäologen - jene, die um die Vergangenheit wissen. Gibt es ein mörderisches Komplott, das zur Eskalation im Nahen Osten führen könnte?
Klappentext zu „Das letzte Testament “
Ein kleiner Junge stiehlt ein Keilschrifttäfelchen aus dem Museum von Bagdad.Monate danach erschüttert eine brutale Mordserie Israel. Die Opfer sind allesamt Archäologen und Historiker jene, die um die Geheimnisse der Vergangenheit wissen. Gibt es ein mörderisches Komplott, das zur Eskalation im Nahen Osten führen könnte? Washington schickt Starverhandlerin Maggie Costello nach Jerusalem. Von allen Seiten bedroht, jagt Maggie einer Spur nach, die zu uralten Schrifttafeln und zum letzten Willen Abrahams führt. Die Wahrheit kann Frieden bringen oder Krieg auslösen...
Lese-Probe zu „Das letzte Testament “
Das letzte Testament von Sam Bourne LESEPROBE Das Abendmahl
Als sich der Ring der Intrigen um Jesus immer enger schloß, hielt er den Evangelien bei abendlichen Gastmählern. Viele seiner einprägsamen Gleichnisse erzählte er bei solchen Gelegenheiten der Tischrunde. Ja, für ihn gibt es keinen passenderen Vergleich für die Herrschaft des ankommenden Gottes, als das Bild eines himmlischen Gastmahls. Dieser Vergleich gründet tief und unmittelbar in der Freiheitsgeschichte Israels. Israels Weg in die Freiheit begann mit einem letzten Abendmahl in Ägypten, dem Pessachoder Paschamahl, stehend und in größter Hast eingenommen vor dem nächtlichen Aufbruch. Ob Jesu letztes Abendmahl eine solche Pessachfeier war, wie sie das Judentum in Erinnerung seines Exodus aus Ägypten bis heute am Vorsabbatabend vor dem Osterfest feiert, läßt sich nach dem biblischen Befund nicht entscheiden. Eindeutig ist nur die Tendenz der Evangelien, entweder Jesus als Stifter eines neuen endzeitlichen Pessach erscheinen zu lassen (Markus und Matthäus) oder ihn selbst als das neue Passalamm zu interpretieren (Lukas [?] und Johannes), um in ihm die Vollendung und das Ende jedes Opferkultes anzusagen (Hebräerbrief).
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Für das jüdische und das christliche Selbstverständnis ist entscheidend, daß schon die urchristlichen Gemeinden Jesus und sein Mahl im Zusammenhang von Pessach und Exodus und damit im Kontext der Befreiung gesehen haben. Dies bedeutet: Das Abendmahlsgedächtnis muß von der Exodustradition her verstanden werden, und Jesus selbst ist Auslegung der Exodustradition. Hier liegt der Schlüssel zur Lösung sowohl jüdischer als auch christlicher Mißverständnisse von Leben, Werk und Messianität des Jesus von Nazareth und des durch ihn gegebenen Gottesverständnisses.
Befreiendes Gedenken – Passamahl – Abendmahl: Wovon ist die Rede? Wenn wir uns die wichtigsten Vergleichspunkte der Kontinuität und Diskontinuität zwischen den beiden Mahlfeiern vergegenwärtigen, wird deutlicher, worin der befreiende Charakter des christlichen Gedenkens besteht. Das Pessach war die letzte Mahlzeit beim Aufbruch aus der Gefangenschaft Ägyptens. Jesu Abendmahl war für ihn das letzte vor dem Anbruch der Gottesherrschaft (vgl. Mk 14,25; Lk 22,15 – 18). Die ersten Gemeinden feierten es in der Naherwartung der Wiederkunft ihres Christus, der die Erscheinung Gottes unmittelbar folgen würde. Aber das Kommen der Gottesherrschaft verzögerte sich. Wie war also das Wort von der Wiederkunft zu interpretieren? Die Krise der Naherwartung führte zu einem vertieften Verständnis der Gegenwart Christi beim Brotbrechen im Namen Jesu. Bei der Feier des Herrenmahls ist der von Gott Auferweckte in der Gemeinde schon gegenwärtig, doch bis zum letzten Tag noch im Verborgenen. In der Spannung zwischen den Polen des Schon-jetzt und Noch-nicht entfaltet sich nach der Apostelgeschichte des Evangelisten Lukas die Zeit der Kirche. Die Grundsituation der Kirche – wenn diese sich denn richtig versteht – bedeutet mit anderen Worten eine permanente Exodussituation. Jede Eucharistiefeier (Wort und Sakrament) ist zu jeder Zeit das letzte Abendmahl vor dem Aufbruch in die neue Zeit Gottes, das endzeitliche gelobte Land der Gottesherrschaft.
Wie aber nimmt man am befreienden Ereignis des Auszugs teil? Beim jüdischen Pessach fragt der Jüngste der Tischgemeinschaft nach altem Brauch nach dem Sinn der Feier, und der Hausvater antwortet: »Wir waren einst Sklaven des Pharao in Ägypten, da führte uns von dort heraus der Herr, unser Gott, mit starker Hand und ausgestrecktem Arm. Und hätte der Heilige – gelobt sei er – nicht herausgeführt unsere Väter aus Ägypten, so wären wir alle Sklaven des Pharao geblieben. Darum – und wären wir auch alle Weise, alle Verständige, alle Alte, alle Kenner der Tora – so ist es dennoch unsere Pflicht vom Auszug aus Ägypten zu erzählen ...« »In jedem Geschlecht ist der Mensch verpflichtet, sich zu betrachten als einer, der selbst mit aus Ägypten ausgezogen ist. Denn es steht geschrieben: Kundtun sollst du es deinem Sohn an jenem Tag mit den Worten: ›Um dessetwillen, was der Herr mir getan bei meinem Ausziehen aus Ägypten‹ (Dt 6,23). Denn nicht unsere Väter allein hat der Heilige – gelobt sei er – erlöst; nein – auch uns hat er erlöst mit ihnen. Denn es steht geschrieben: ›Und herausgeführt hat er uns von dort, um uns in das Land zu bringen, das uns zu geben er unseren Vätern zugeschworen hat‹ (Dt 6,23).
Daher ist es auch unsere Pflicht, ihm zu danken, ihn zu loben, zu preisen, zu verherrlichen, zu erheben, zu rühmen, zu benedeien und zu lobsingen, ihm, der an unseren Vätern und an uns all diese Wunder getan, der uns hinausgeführt aus der Knechtschaft in die Freiheit, aus dem Kummer in die Freude, aus der Trauer zum Festtag, aus dem Dunkel in großes Licht, aus der Knechtung zur Erlösung.«
Wenn Christen heute nach 2000 Jahren noch immer im Auftrag ihres Messias Jesus das Gedächtnis seines letzten Abendmahles feiern, haben sie sich selbst als solche zu betrachten, die in die neue Freiheit des verheißenen Gottesreiches geführt werden sollen. Die christliche Feier des Herrenmahles ist deshalb so wenig wie das jüdische Pessach eine Wiederholung des einst Geschehenen, sondern Teilhabe am Urereignis der Befreiung. Das Geschehene ist gegenwärtiges Heilsgeschehen, und im Sinne eines solchen Mächtigbleibens der Befreiungstat Gottes sprechen Christen sachgemäß von der Auferweckung des Gekreuzigten. So wie Gottes Befreiungstat an Israel bei der Herausführung aus der Knechtschaft Ägyptens gegenwartsmächtig bleibt, erweist sich die Befreiungstat Gottes in und durch Jesus von Nazareth zuerst an Israel und dann an allen Menschen guten Willens als gegenwartsmächtige Herausführung aus der Knechtschaft von Hoffnungslosigkeit, Schuld und Zukunftslosigkeit.
Aber: Was bedeutet solches Gedenken und Erinnern eigentlich? Wer gedenkt hier wessen? Wer erinnert sich hier an wen? Überraschend stoßen wir in der lukanischen Passionsgeschichte auf eine Textstelle, die traditionell kaum jemals mit dem Herrenmahl in Verbindung gebracht wird: Das von Lukas überlieferte sogenannte Schächerwort (Lk 23,41 f.), das einer der mit ihm gekreuzigten Verbrecher an Jesus richtet. Es wird gleichsam zum Signal, in dessen Licht das ›eucharistische Gedächtnis‹ der Christen eine dramatische Zuspitzung erfährt.
»Gedenke mein, wenn Du in Dein Reich kommst ...«: Die Worte stehen am Schluß der Szene, die Lukas in seiner Leidensgeschichte unmittelbar dem Tod Jesu am Kreuz vorangehen läßt. Was hier erzählt wird, gehört mithin zum Zentrum des heilsgeschichtlichen Geschehens. Zwei Verurteilte werden gleichzeitig mit Jesus gekreuzigt. Der eine, verbittert und noch angesichts des Todes unbelehrbar, verhöhnt Jesus wegen der Ohnmacht seines Messiastums, der andere aber begreift die Torheit des Kreuzes und weist seinen Leidensgenossen zurecht: »Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: ›Jesus, gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst.‹ Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.« (Lk 23,41 f. )
Vergegenwärtigen wir uns die entscheidenden Aussagen, die dramatisch auf den Dialog der beiden Verbrecher und die abschließenden Worte Jesu hinführen (die zugleich seine letzten an die Menschen gerichteten Worte vor dem Tode sind!). Die erste Aussage lautet: »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun« (V. 34). Die zweite (V. 41). Die dritte Aussage handelt von der Bitte um Jesu »Gedenken«, wenn er in »sein« Reich komme und von der Zusage der Gegenwärtigkeit des Heiles (»heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein«) (V. 43).
Lukas faßt in diesem kurzen Abschnitt die zentralen Motive seiner gesamten Theologie zusammen: das Motiv der Vergebung, des leidenden ›Gerechten‹, der in seinem Leiden endgültig solidarisch wird mit den Armen und Sündern, derer er vor Gott gedenkt; das Motiv der Gottesherrschaft (nichts anderes bedeutet ja der Ausdruck »dein Reich«; das Reich Jesu ist ›sein‹ Reich, insofern er nichts anderes sucht als Gottes Herrschaft und sich mit ihr ganz und gar identifiziert); zuletzt das Motiv der Gegenwärtigkeit, das »Schon-heute« der Gnadenzusage Gottes.
Allein auf Grund seines Vertrauens in den Gott Jesu erhält der reuige Verbrecher die Verheißungszusage: »Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein« (V. 43). Und – dies ist es, was Lukas seinen Lesern einsichtig machen will – Gott gedenkt des Ungerechten um Jesu willen. Die Messianität Jesu beruht nach Lukas also darin, daß Gott des Armen und Sünders um Jesu willen eingedenk ist. Diesem Jesus gilt das Gedenken, das Christen in der Feier der Eucharistie, des Abendmahles lebendig halten. Unser Gedenken und Erinnern ist Ausdruck unseres dankbaren Gedenkens, der eucharistía in doppelter Hinsicht: als Dank, daß dieser Jesus seinen Tod nicht wider uns, sondern für uns starb und als Dank, daß Gott unser eingedenk ist wegen Jesus.
Für Jesus hat das Miteinander-Mahl-Halten offenkundig eine besondere heilsgeschichtliche Bedeutung. Nicht isoliert das »letzte Abendmahl«, sondern die Mahlgemeinschaft mit den Seinen schlecht hin, an der ihm so viel lag, feiert in freudiger und gespannter Erwartung die kommende Gottesherrschaft. Die späteren Jesus-Gemeinden knüpften an die allgemeine Mahltradition Jesu an. Dieses Brotbrechen war in den ersten Gemeinden durch und durch bestimmt von der Erwartung der Wiederkunft Christi. In diesen Herrenmahlfeiern wurde Jesus, der Gekreuzigte, als Gegenwärtiger und Lebendiger erfahren, erinnert, gefeiert. In der Erinnerung an seine Mahl feiern aber erhielt die Erinnerung an sein letztes Abendmahl eine ganz besondere Bedeutung: Es wurde zum Schlüssel, der Jesu Leben und Botschaft im Lichte der Tora und der Propheten erschließt. Wir stehen an den Ursprüngen der christlichen Feier – des Herrenmahles.
Welche Worte Jesus selbst bei seinem letzten Mahl vor seinem Tode gesprochen hat, läßt sich aus dem Neuen Testament nicht genau rekonstruieren. Die Abendmahlserzählungen bei Markus, Matthäus und Lukas, wie auch der Bericht des Apostels Paulus im ersten Korintherbrief weichen in wichtigen sprachlichen Details voneinander ab. Die in der Theologiegeschichte immer wieder heftig debattierten »Einsetzungsworte« hat Jesus in dieser Form wohl nie selbst gesprochen, sie sind in ihrer neutestamentlichen Überlieferungsgestalt bereits Interpretationen des ursprünglichen Ereignisses, in denen die Gemeinden ihr Verständnis des Abendmahles Jesus selbst in den Mund legten. Unzweifelhaft ist: Jesus verband mit seinem letzten Abendmahl prophetische »Zeichenhandlungen«, die das, was ihm zutiefst am Herzen lag, noch einmal begreiflich zu machen versuchten.
© Scherz Verlag
Übersetzung: Rainer Schmidt
Befreiendes Gedenken – Passamahl – Abendmahl: Wovon ist die Rede? Wenn wir uns die wichtigsten Vergleichspunkte der Kontinuität und Diskontinuität zwischen den beiden Mahlfeiern vergegenwärtigen, wird deutlicher, worin der befreiende Charakter des christlichen Gedenkens besteht. Das Pessach war die letzte Mahlzeit beim Aufbruch aus der Gefangenschaft Ägyptens. Jesu Abendmahl war für ihn das letzte vor dem Anbruch der Gottesherrschaft (vgl. Mk 14,25; Lk 22,15 – 18). Die ersten Gemeinden feierten es in der Naherwartung der Wiederkunft ihres Christus, der die Erscheinung Gottes unmittelbar folgen würde. Aber das Kommen der Gottesherrschaft verzögerte sich. Wie war also das Wort von der Wiederkunft zu interpretieren? Die Krise der Naherwartung führte zu einem vertieften Verständnis der Gegenwart Christi beim Brotbrechen im Namen Jesu. Bei der Feier des Herrenmahls ist der von Gott Auferweckte in der Gemeinde schon gegenwärtig, doch bis zum letzten Tag noch im Verborgenen. In der Spannung zwischen den Polen des Schon-jetzt und Noch-nicht entfaltet sich nach der Apostelgeschichte des Evangelisten Lukas die Zeit der Kirche. Die Grundsituation der Kirche – wenn diese sich denn richtig versteht – bedeutet mit anderen Worten eine permanente Exodussituation. Jede Eucharistiefeier (Wort und Sakrament) ist zu jeder Zeit das letzte Abendmahl vor dem Aufbruch in die neue Zeit Gottes, das endzeitliche gelobte Land der Gottesherrschaft.
Wie aber nimmt man am befreienden Ereignis des Auszugs teil? Beim jüdischen Pessach fragt der Jüngste der Tischgemeinschaft nach altem Brauch nach dem Sinn der Feier, und der Hausvater antwortet: »Wir waren einst Sklaven des Pharao in Ägypten, da führte uns von dort heraus der Herr, unser Gott, mit starker Hand und ausgestrecktem Arm. Und hätte der Heilige – gelobt sei er – nicht herausgeführt unsere Väter aus Ägypten, so wären wir alle Sklaven des Pharao geblieben. Darum – und wären wir auch alle Weise, alle Verständige, alle Alte, alle Kenner der Tora – so ist es dennoch unsere Pflicht vom Auszug aus Ägypten zu erzählen ...« »In jedem Geschlecht ist der Mensch verpflichtet, sich zu betrachten als einer, der selbst mit aus Ägypten ausgezogen ist. Denn es steht geschrieben: Kundtun sollst du es deinem Sohn an jenem Tag mit den Worten: ›Um dessetwillen, was der Herr mir getan bei meinem Ausziehen aus Ägypten‹ (Dt 6,23). Denn nicht unsere Väter allein hat der Heilige – gelobt sei er – erlöst; nein – auch uns hat er erlöst mit ihnen. Denn es steht geschrieben: ›Und herausgeführt hat er uns von dort, um uns in das Land zu bringen, das uns zu geben er unseren Vätern zugeschworen hat‹ (Dt 6,23).
Daher ist es auch unsere Pflicht, ihm zu danken, ihn zu loben, zu preisen, zu verherrlichen, zu erheben, zu rühmen, zu benedeien und zu lobsingen, ihm, der an unseren Vätern und an uns all diese Wunder getan, der uns hinausgeführt aus der Knechtschaft in die Freiheit, aus dem Kummer in die Freude, aus der Trauer zum Festtag, aus dem Dunkel in großes Licht, aus der Knechtung zur Erlösung.«
Wenn Christen heute nach 2000 Jahren noch immer im Auftrag ihres Messias Jesus das Gedächtnis seines letzten Abendmahles feiern, haben sie sich selbst als solche zu betrachten, die in die neue Freiheit des verheißenen Gottesreiches geführt werden sollen. Die christliche Feier des Herrenmahles ist deshalb so wenig wie das jüdische Pessach eine Wiederholung des einst Geschehenen, sondern Teilhabe am Urereignis der Befreiung. Das Geschehene ist gegenwärtiges Heilsgeschehen, und im Sinne eines solchen Mächtigbleibens der Befreiungstat Gottes sprechen Christen sachgemäß von der Auferweckung des Gekreuzigten. So wie Gottes Befreiungstat an Israel bei der Herausführung aus der Knechtschaft Ägyptens gegenwartsmächtig bleibt, erweist sich die Befreiungstat Gottes in und durch Jesus von Nazareth zuerst an Israel und dann an allen Menschen guten Willens als gegenwartsmächtige Herausführung aus der Knechtschaft von Hoffnungslosigkeit, Schuld und Zukunftslosigkeit.
Aber: Was bedeutet solches Gedenken und Erinnern eigentlich? Wer gedenkt hier wessen? Wer erinnert sich hier an wen? Überraschend stoßen wir in der lukanischen Passionsgeschichte auf eine Textstelle, die traditionell kaum jemals mit dem Herrenmahl in Verbindung gebracht wird: Das von Lukas überlieferte sogenannte Schächerwort (Lk 23,41 f.), das einer der mit ihm gekreuzigten Verbrecher an Jesus richtet. Es wird gleichsam zum Signal, in dessen Licht das ›eucharistische Gedächtnis‹ der Christen eine dramatische Zuspitzung erfährt.
»Gedenke mein, wenn Du in Dein Reich kommst ...«: Die Worte stehen am Schluß der Szene, die Lukas in seiner Leidensgeschichte unmittelbar dem Tod Jesu am Kreuz vorangehen läßt. Was hier erzählt wird, gehört mithin zum Zentrum des heilsgeschichtlichen Geschehens. Zwei Verurteilte werden gleichzeitig mit Jesus gekreuzigt. Der eine, verbittert und noch angesichts des Todes unbelehrbar, verhöhnt Jesus wegen der Ohnmacht seines Messiastums, der andere aber begreift die Torheit des Kreuzes und weist seinen Leidensgenossen zurecht: »Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: ›Jesus, gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst.‹ Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.« (Lk 23,41 f. )
Vergegenwärtigen wir uns die entscheidenden Aussagen, die dramatisch auf den Dialog der beiden Verbrecher und die abschließenden Worte Jesu hinführen (die zugleich seine letzten an die Menschen gerichteten Worte vor dem Tode sind!). Die erste Aussage lautet: »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun« (V. 34). Die zweite (V. 41). Die dritte Aussage handelt von der Bitte um Jesu »Gedenken«, wenn er in »sein« Reich komme und von der Zusage der Gegenwärtigkeit des Heiles (»heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein«) (V. 43).
Lukas faßt in diesem kurzen Abschnitt die zentralen Motive seiner gesamten Theologie zusammen: das Motiv der Vergebung, des leidenden ›Gerechten‹, der in seinem Leiden endgültig solidarisch wird mit den Armen und Sündern, derer er vor Gott gedenkt; das Motiv der Gottesherrschaft (nichts anderes bedeutet ja der Ausdruck »dein Reich«; das Reich Jesu ist ›sein‹ Reich, insofern er nichts anderes sucht als Gottes Herrschaft und sich mit ihr ganz und gar identifiziert); zuletzt das Motiv der Gegenwärtigkeit, das »Schon-heute« der Gnadenzusage Gottes.
Allein auf Grund seines Vertrauens in den Gott Jesu erhält der reuige Verbrecher die Verheißungszusage: »Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein« (V. 43). Und – dies ist es, was Lukas seinen Lesern einsichtig machen will – Gott gedenkt des Ungerechten um Jesu willen. Die Messianität Jesu beruht nach Lukas also darin, daß Gott des Armen und Sünders um Jesu willen eingedenk ist. Diesem Jesus gilt das Gedenken, das Christen in der Feier der Eucharistie, des Abendmahles lebendig halten. Unser Gedenken und Erinnern ist Ausdruck unseres dankbaren Gedenkens, der eucharistía in doppelter Hinsicht: als Dank, daß dieser Jesus seinen Tod nicht wider uns, sondern für uns starb und als Dank, daß Gott unser eingedenk ist wegen Jesus.
Für Jesus hat das Miteinander-Mahl-Halten offenkundig eine besondere heilsgeschichtliche Bedeutung. Nicht isoliert das »letzte Abendmahl«, sondern die Mahlgemeinschaft mit den Seinen schlecht hin, an der ihm so viel lag, feiert in freudiger und gespannter Erwartung die kommende Gottesherrschaft. Die späteren Jesus-Gemeinden knüpften an die allgemeine Mahltradition Jesu an. Dieses Brotbrechen war in den ersten Gemeinden durch und durch bestimmt von der Erwartung der Wiederkunft Christi. In diesen Herrenmahlfeiern wurde Jesus, der Gekreuzigte, als Gegenwärtiger und Lebendiger erfahren, erinnert, gefeiert. In der Erinnerung an seine Mahl feiern aber erhielt die Erinnerung an sein letztes Abendmahl eine ganz besondere Bedeutung: Es wurde zum Schlüssel, der Jesu Leben und Botschaft im Lichte der Tora und der Propheten erschließt. Wir stehen an den Ursprüngen der christlichen Feier – des Herrenmahles.
Welche Worte Jesus selbst bei seinem letzten Mahl vor seinem Tode gesprochen hat, läßt sich aus dem Neuen Testament nicht genau rekonstruieren. Die Abendmahlserzählungen bei Markus, Matthäus und Lukas, wie auch der Bericht des Apostels Paulus im ersten Korintherbrief weichen in wichtigen sprachlichen Details voneinander ab. Die in der Theologiegeschichte immer wieder heftig debattierten »Einsetzungsworte« hat Jesus in dieser Form wohl nie selbst gesprochen, sie sind in ihrer neutestamentlichen Überlieferungsgestalt bereits Interpretationen des ursprünglichen Ereignisses, in denen die Gemeinden ihr Verständnis des Abendmahles Jesus selbst in den Mund legten. Unzweifelhaft ist: Jesus verband mit seinem letzten Abendmahl prophetische »Zeichenhandlungen«, die das, was ihm zutiefst am Herzen lag, noch einmal begreiflich zu machen versuchten.
© Scherz Verlag
Übersetzung: Rainer Schmidt
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Autoren-Porträt von Sam Bourne
Sam Bourne ist das Pseudonym für Jonathan Freedland (Jahrgang 1967). Nach seinem Politik- und Ökonomiestudium in Oxford arbeitete Freedland als Reporter bei der »Washington Post« und für »Newsweek«. Er ist nun Redakteur und Kolumnist beim »Guardian« in London und leitet eine Sendung bei BBC Radio 4. Für seine journalistische Tätigkeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er hat zwei Sachbücher publiziert, ein Memoir über die jüdische Identität seiner Familie.
Bibliographische Angaben
- Autor: Sam Bourne
- 2008, 477 Seiten, Maße: 14 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Schmidt, Rainer
- Übersetzer: Rainer Schmidt
- Verlag: FISCHER Scherz
- ISBN-10: 3502101884
- ISBN-13: 9783502101888
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