Das Ölschieferskelett
Eine Zeitreise
Der Paläontologe Dr. Helmut Axt, genannt Hackebeil, sucht im Ölschiefer der Grube Messel nach Fossilien. Doch das, was die weltbekannte Fundstätte bei Darmstadt diesmal preisgibt, lässt sein wissenschaftliches Weltbild einstürzen: Es sind die versteinerten...
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Produktinformationen zu „Das Ölschieferskelett “
Klappentext zu „Das Ölschieferskelett “
Der Paläontologe Dr. Helmut Axt, genannt Hackebeil, sucht im Ölschiefer der Grube Messel nach Fossilien. Doch das, was die weltbekannte Fundstätte bei Darmstadt diesmal preisgibt, lässt sein wissenschaftliches Weltbild einstürzen: Es sind die versteinerten Überreste eines Menschen mit Armbanduhr. Durch welches Zeitloch ist der Tote aus unserer Welt in den 50 Millionen Jahre alten Öschiefer geraten? Axt tritt eine Reise an, die ihn viele Millionen Jahre zurück ins Eozän führt - in ein Erdzeitalter, in dem Menschen eigentlich nicht vorkommen dürften. Und doch ist er dort nicht allein.Ein außergewöhnlicher Wissenschaftskrimi über eines der spannendsten Gebiete der Naturwissenschaften, die Evolutionsforschung.
Lese-Probe zu „Das Ölschieferskelett “
Das Ölschieferskelett von Bernhard Kegel...
Als ob sie noch nicht genug zu tragen hätten, tauchte Tobias kurz vor ihrer Abreise plötzlich mit einem Zehn-Liter-Plastikkanister auf und behauptete, den müssten sie unbedingt mitnehmen, der sei für Trinkwasser gedacht und für sie so lebenswichtig, dass sie ohne ihn gar nicht erst aufzubrechen brauchten. Micha fand, dass ihre Gepäckmassen auch ohne den Kanister schon mehr als zumutbar waren, aber Tobias meinte, ihm sei eingefallen, dass sie hinter der Höhle mitten im Meer landen würden und dass sie ohne Trinkwasservorrat verloren seien beziehungsweise gleich wieder umdrehen könnten.
Von einer Ankunft im Meer war bisher noch nie die Rede gewesen, und Micha fiel aus allen Wolken. Die Sache brachte ihn so aus dem Konzept, dass er in eine große Krise geriet und die ganze Expedition abblasen wollte. Irgendwie schaffte Tobias es aber, ihn davon zu überzeugen, dass er damals bei seiner ersten Reise zufällig eine Wasserflasche mit dabeihatte, da er ja nicht gewusst habe, wie groß die Höhle war. Für ihn alleine hätte das Wasser gereicht, und deshalb habe er jetzt gar nicht mehr darüber nachgedacht. Aber für zwei Personen, und wenn sie unglücklicherweise in schlechtes Wetter gerieten und langsamer vorankommen sollten als er damals, waren zehn Liter Trinkwasser das absolute Minimum.
Dass sie nun plötzlich hinter der Höhle im Meer landen sollten, hier mitten in Europa, machte die Geschichte in Michas Augen nicht gerade glaubwürdiger. Aber er war nun schon so weit gegangen, dass er auch auf dieses Ansinnen einging und den Kanister zu den beiden bleischweren Koffern in sein Zimmer stellte.
... mehr
Die Anreise war eine elende Schinderei und übertraf Michas Befürchtungen bei weitem. Bis sie schließlich, beladen wie zwei Packesel, nach vier endlosen Tagen das trostlose Kaff erreichten, in dessen Nähe nach Tobias' Angaben die Höhle liegen sollte, hatte Micha seinen Entschluss schon bei etlichen Gelegenheiten bitter bereut. Jedes gottverdammte Gramm dieses verfluchten Koffers hatte er zum Teufel gewünscht, jeden Meter, den er das Gepäck schleppen musste, nur an sein gemütliches Zuhause und seine weiche Matratze gedacht, während Tobias alles mit stoischer Gelassenheit und freudiger Erwartung hinter sich brachte. Michas Arme schienen mit jeder Minute, die er diesen Koffer tragen musste, länger zu werden. Der auch nicht gerade leichte Rucksack auf seinem Rücken fiel dagegen kaum noch ins Gewicht.
Ihr Anblick war zweifellos mehr als lächerlich. Die Leute auf den Bahnsteigen und Busstationen starrten sie an, als kämen sie aus einer anderen Welt. Polizisten beäugten sie misstrauisch. Mehrmals mussten sie ihre Papiere herauskramen und einmal sogar die Koffer öffnen, wobei den Beamten angesichts ihrer Vorräte fast die Augen übergingen. Ihre Erklärung, das sei alles für den Eigenbedarf bestimmt, rief ungläubiges Kopfschütteln und ein endloses Palaver hervor. Aber sie ließen sie ziehen. Glücklicherweise schien ihnen nicht aufzufallen, dass die ganze Ausrüstung eher in die Tropen als in die winterliche Slowakei passte.
Nach drei Nächten, die sie auf Bahnhöfen und in einem schäbigen Hotel zugebracht hatten, erreichten sie schließlich, völlig durchgefroren und übermüdet, mit schmerzenden Gelenken und Blasen an den Händen, ihr erstes Etappenziel. Sie mieteten sich in einem einfachen Landgasthaus ein und polterten dort, mit den sperrigen Koffern und dem leeren Kanister überall gegenstoßend und von den in der Gaststube herumsitzenden Einheimischen mit offenen Mündern bestaunt, eine knarrende Holztreppe hinauf zu ihrem Zimmer, wo Micha sich sofort ins Bett fallen ließ.
Am nächsten Morgen, gleich nach einem spärlichen Frühstück, wollte Tobias, dem die Strapazen der letzten Tage nichts ausgemacht zu haben schienen, sofort nach seinem Boot sehen, das er in dem Schuppen eines Bauern zurückgelassen hatte.
»Ohne Boot keine Expedition«, sagte er, und obwohl er damit zweifellos recht hatte, sah Micha sich außerstande, an diesem Tage auch nur einen Schritt mehr als unbedingt nötig zu gehen. Also zog Tobias alleine los. Micha hielt sich solange in ihrem Zimmer auf, lief später ein paar Schritte durch das ärmliche Dorf und bewunderte die schöne Umgebung. Sie hatten Glück. Es war für diese Jahreszeit viel zu mild. Überall tropfte es. Es lag schon fast ein Hauch von Frühling in der klaren Bergluft. Ringsum ragten schroffe Felsklötze auf, die das Dorf schon am frühen Nachmittag beschatteten und auf denen sich an geschützten Stellen noch einige Schneereste gehalten hatten, und gleich hinter den letzten Häusern, angrenzend an einige Viehweiden und Felder, begann ein urtümlich wirkender Bergwald. Durch das Dorf plätscherte ein kleines Flüsschen in seinem steinigen Bett, und er fragte sich, ob dies wohl schon ihr Fluss wäre, der, der sie in die Höhle führen sollte.
...
»Scheiße!«, sagte Tobias, hockte sich wieder auf die Sitzbank und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. »Und was willst du nun hier, wenn ich mal fragen darf?«
»Na, ich komme mit euch, ist doch klar. Ich will auch wissen, wo diese Pflanze herkommt«, sagte Claudia selbstbewusst.
»Dann hast du doch eine Karte kaufen wollen.« Claudia zuckte mit den Schultern und grinste Micha an.
»Was?«, fragte Tobias aufgebracht.
»Ach nichts!« Micha hockte sich ans Ufer und stocherte unschuldig mit einem Holzstöckchen im Schnee herum.
»Also nur über meine Leiche. Diese Tussi kommt mir nicht ins Boot«, sagte Tobias, kletterte aus der Titanic und begann wütend Steine auf das Eis zu werfen. Es antwortete mit einem seltsamen flirrenden Laut.
»Jetzt spiel dich hier bloß nicht als Chef auf, ja, sonst kannst du nämlich gleich alleine losfahren.« Micha ärgerte Tobias' Art, schließlich war Claudia eine Freundin von ihm, wenn auch hier sehr unerwartet. »Willst du sie wieder nach Hause schicken?«
»Mir ist völlig egal, was sie macht. Interessiert mich nicht. Mitkommen kann sie jedenfalls nicht.«
»Hör mal, sie ist Kugelstoßerin. Sie nimmt's mit Leichtigkeit mit uns beiden auf und hat 'ne Bombenkondition. Außerdem kennt sie sich mit Pflanzen aus. Warum soll sie eigentlich nicht mitkommen? «
Tobias sah jetzt seine Felle davonschwimmen. »Na fein! Hätt ich nicht von dir gedacht, Micha, dass du mir jetzt so in den Rücken fällst. Ich dachte, wir beide wollten diese Expedition durchführen.« Der Schwung, mit dem er die Steine auf den See schleuderte, ließ etwas nach. »Außerdem reichen unsere Vorräte nicht für drei.«
Claudia klopfte auf den riesigen, prallgefüllten Rucksack auf ihrem Rücken. »Alles dabei«, sagte sie.
Copyright © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main.
Die Anreise war eine elende Schinderei und übertraf Michas Befürchtungen bei weitem. Bis sie schließlich, beladen wie zwei Packesel, nach vier endlosen Tagen das trostlose Kaff erreichten, in dessen Nähe nach Tobias' Angaben die Höhle liegen sollte, hatte Micha seinen Entschluss schon bei etlichen Gelegenheiten bitter bereut. Jedes gottverdammte Gramm dieses verfluchten Koffers hatte er zum Teufel gewünscht, jeden Meter, den er das Gepäck schleppen musste, nur an sein gemütliches Zuhause und seine weiche Matratze gedacht, während Tobias alles mit stoischer Gelassenheit und freudiger Erwartung hinter sich brachte. Michas Arme schienen mit jeder Minute, die er diesen Koffer tragen musste, länger zu werden. Der auch nicht gerade leichte Rucksack auf seinem Rücken fiel dagegen kaum noch ins Gewicht.
Ihr Anblick war zweifellos mehr als lächerlich. Die Leute auf den Bahnsteigen und Busstationen starrten sie an, als kämen sie aus einer anderen Welt. Polizisten beäugten sie misstrauisch. Mehrmals mussten sie ihre Papiere herauskramen und einmal sogar die Koffer öffnen, wobei den Beamten angesichts ihrer Vorräte fast die Augen übergingen. Ihre Erklärung, das sei alles für den Eigenbedarf bestimmt, rief ungläubiges Kopfschütteln und ein endloses Palaver hervor. Aber sie ließen sie ziehen. Glücklicherweise schien ihnen nicht aufzufallen, dass die ganze Ausrüstung eher in die Tropen als in die winterliche Slowakei passte.
Nach drei Nächten, die sie auf Bahnhöfen und in einem schäbigen Hotel zugebracht hatten, erreichten sie schließlich, völlig durchgefroren und übermüdet, mit schmerzenden Gelenken und Blasen an den Händen, ihr erstes Etappenziel. Sie mieteten sich in einem einfachen Landgasthaus ein und polterten dort, mit den sperrigen Koffern und dem leeren Kanister überall gegenstoßend und von den in der Gaststube herumsitzenden Einheimischen mit offenen Mündern bestaunt, eine knarrende Holztreppe hinauf zu ihrem Zimmer, wo Micha sich sofort ins Bett fallen ließ.
Am nächsten Morgen, gleich nach einem spärlichen Frühstück, wollte Tobias, dem die Strapazen der letzten Tage nichts ausgemacht zu haben schienen, sofort nach seinem Boot sehen, das er in dem Schuppen eines Bauern zurückgelassen hatte.
»Ohne Boot keine Expedition«, sagte er, und obwohl er damit zweifellos recht hatte, sah Micha sich außerstande, an diesem Tage auch nur einen Schritt mehr als unbedingt nötig zu gehen. Also zog Tobias alleine los. Micha hielt sich solange in ihrem Zimmer auf, lief später ein paar Schritte durch das ärmliche Dorf und bewunderte die schöne Umgebung. Sie hatten Glück. Es war für diese Jahreszeit viel zu mild. Überall tropfte es. Es lag schon fast ein Hauch von Frühling in der klaren Bergluft. Ringsum ragten schroffe Felsklötze auf, die das Dorf schon am frühen Nachmittag beschatteten und auf denen sich an geschützten Stellen noch einige Schneereste gehalten hatten, und gleich hinter den letzten Häusern, angrenzend an einige Viehweiden und Felder, begann ein urtümlich wirkender Bergwald. Durch das Dorf plätscherte ein kleines Flüsschen in seinem steinigen Bett, und er fragte sich, ob dies wohl schon ihr Fluss wäre, der, der sie in die Höhle führen sollte.
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»Scheiße!«, sagte Tobias, hockte sich wieder auf die Sitzbank und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. »Und was willst du nun hier, wenn ich mal fragen darf?«
»Na, ich komme mit euch, ist doch klar. Ich will auch wissen, wo diese Pflanze herkommt«, sagte Claudia selbstbewusst.
»Dann hast du doch eine Karte kaufen wollen.« Claudia zuckte mit den Schultern und grinste Micha an.
»Was?«, fragte Tobias aufgebracht.
»Ach nichts!« Micha hockte sich ans Ufer und stocherte unschuldig mit einem Holzstöckchen im Schnee herum.
»Also nur über meine Leiche. Diese Tussi kommt mir nicht ins Boot«, sagte Tobias, kletterte aus der Titanic und begann wütend Steine auf das Eis zu werfen. Es antwortete mit einem seltsamen flirrenden Laut.
»Jetzt spiel dich hier bloß nicht als Chef auf, ja, sonst kannst du nämlich gleich alleine losfahren.« Micha ärgerte Tobias' Art, schließlich war Claudia eine Freundin von ihm, wenn auch hier sehr unerwartet. »Willst du sie wieder nach Hause schicken?«
»Mir ist völlig egal, was sie macht. Interessiert mich nicht. Mitkommen kann sie jedenfalls nicht.«
»Hör mal, sie ist Kugelstoßerin. Sie nimmt's mit Leichtigkeit mit uns beiden auf und hat 'ne Bombenkondition. Außerdem kennt sie sich mit Pflanzen aus. Warum soll sie eigentlich nicht mitkommen? «
Tobias sah jetzt seine Felle davonschwimmen. »Na fein! Hätt ich nicht von dir gedacht, Micha, dass du mir jetzt so in den Rücken fällst. Ich dachte, wir beide wollten diese Expedition durchführen.« Der Schwung, mit dem er die Steine auf den See schleuderte, ließ etwas nach. »Außerdem reichen unsere Vorräte nicht für drei.«
Claudia klopfte auf den riesigen, prallgefüllten Rucksack auf ihrem Rücken. »Alles dabei«, sagte sie.
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Autoren-Porträt von Bernhard Kegel
Bernhard Kegel, Jahrgang 1953, ist promovierter Biologe und leidenschaftlicher Jazzgitarrist. Er lebt als vielfach ausgezeichneter Autor von Romanen (»Das Ölschieferskelett«, »Der Rote«, »Ein tiefer Fall«, »Abgrund«) und Sachbüchern in Berlin und Brandenburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Bernhard Kegel
- 2013, 3. Aufl., 444 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596197147
- ISBN-13: 9783596197149
- Erscheinungsdatum: 20.11.2013
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