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Weihnachtsmorde
Andreas M. Sturm, Anne Mehlhorn, Connie Roters, Francis Mohr, Frank Kreisler, Franziska Steinhauer, Gise Witte
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LESEPROBE
Prolog
Joan Ridley schreckte aus dem Schlaf. Ihr Herz pochte heftig. War da ein Schrei gewesen? Sie setzte sich auf. Durch die dünnen Vorhänge fiel das schwache, bläuliche Licht der Dämmerung. Draußen war nur das tägliche Morgenkonzert des Waldes zu hören: der Gesang der Vögel, hin und wieder unterbrochen vom klagenden Ruf eines Adlers, dem Kreischen der Meerkatzen oder dem Trompeten eines Elefanten.
Sie lauschte eine Weile, während sich ihr Puls allmählich beruhigte. Sie musste geträumt haben. Sie streckte sich auf der dünnen, von der allgegenwärtigen Feuchtigkeit klammen Matratze aus und versuchte wieder einzuschlafen. Sie hatte heute einen langen Weg vor sich: Sie wollte Gruppe 8 suchen, die sie schon eine ganze Weile nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Zuletzt war die zwölfköpfige Berggorillasippe an den Hängen des Sabinyo-Vulkans gesehen worden, der das Dreiländereck zwischen dem Kongo, Ruanda und Uganda markierte.
Sie schwang sich aus dem Bett, zog sich die braungrün gefleckte Tarnkleidung über, zögerte kurz, griff dann nach dem Halfter mit Revolver am Haken neben der Tür und legte ihn an. Sie hatte schon länger keine Leopardenspuren mehr in der Nähe gefunden, und es war höchst unwahrscheinlich, dass eines der scheuen Tiere sie angriff, aber es schadete nicht, vorsichtig zu sein.
Die Karisoke-Forschungsstation lag still im Morgennebel. Die meisten der schlichten Hütten standen leer. Die Gründerin der Station, die legendäre Gorillaforscherin und Naturschützerin Dian Fossey, hatte bis zu ihrer Ermordung dort gelebt, wo jetzt Joans Hütte stand. Während des Bürgerkriegs in Ruanda war die ursprüngliche Station zerstört worden, doch Joan hatte gemeinsam mit einer Gorillaschutz-Organisation für den Wiederaufbau
Joan ließ die beiden schlafen, ging zum Hühnerpferch und holte sich zwei Eier, die sie in der kleinen Kochhütte zu einem Omelett briet. Dann packte sie ihre Ausrüstung zusammen: Feldstecher, digitale Videokamera, Diktiergerät, eine Feldflasche mit Wasser und zwei Riegel Kraftnahrung für den Notfall. Währenddessen zogen Bilder eines wirren Traums durch ihren Kopf: Ein Gorilla, groß wie King Kong, hatte sie über die Vulkanhänge verfolgt und war dann von Hunderten von Menschen mit Macheten zerstückelt worden.
Sie schüttelte den Kopf, um das Bild zu verdrängen, und nahm einen Schluck von ihrem starken Kaffee. Die Einsamkeit hier oben hatte manchmal unangenehme Begleiterscheinungen. Trotzdem würde sie ihren Arbeitsplatz mit keinem anderen auf der Welt tauschen wollen. »Sanfte Riesen« hatte ihr Vorbild Dian Fossey sie genannt, und Joan liebte die Tiere fast wie ihre eigene Familie. Ihrer Meinung nach waren sie die freundlichsten und sympathischsten Lebewesen auf dem Planeten. Ihre Forschungsarbeit über den Humor der Berggorillas war in Fachkreisen oft belächelt oder gar verhöhnt worden. Doch sie hatte inzwischen genügend Videobeweise gesammelt, um zu zeigen, dass Gorillas sehr wohl Schabernack miteinander trieben und eine Gefühlsäußerung zeigten, die man durchaus als Lachen interpretieren konnte.
Nicht zum ersten Mal überlegte sie, was aus der Erde geworden wäre, wenn nicht Homo sapiens, sondern die Gorillas die Weltherrschaft errungen hätten. Sie war überzeugt, dass die Welt eine bessere gewesen wäre. Wenn es einen Gott gab, dann hatte er bei der Auswahl der dominanten Spezies einen gravierenden Fehler gemacht.
Sie trank den Kaffee aus, spülte das Geschirr ab und trat aus der Kochhütte. Der Karisimbi, mit gut 4500 Metern der höchste Gipfel des Virunga-Massivs, lag im Nebel verborgen. An seinen Hängen hatte Joan gestern am Spätnachmittag noch einmal kurz Kontakt mit Gruppe 5 gehabt, einer der an Menschen gewöhnten Gruppen, die in der Saison mehrmals pro Woche Besuch von Touristen bekamen.
Sie sah die Touristen mit gemischten Gefühlen. Fast täglich durchquerten sie in kleinen Gruppen die Station, fotografierten sich gegenseitig neben Dian Fosseys Grab und starrten Joan Manchmal an, als hielten sie sie ebenfalls für eines der letzten Exemplare einer aussterbenden Spezies. Trotz aller Ermahnungen waren sie oft viel zu laut, ließen ihren Unrat im Lager herumliegen und trampelten durch den Urwald wie eine Horde Elefanten. Andererseits war der Gorilla-Tourismus eine der wichtigsten Devisenquellen Ruandas und hatte der Gegend um den »Parc National des Volcans« relativen Reichtum beschert. Dadurch war das Problem der Wilderei, gegen das Dian Fossey so unermüdlich gekämpft hatte, stark zurückgegangen, und der Gorillabestand hatte sich in den letzten zwei Jahrzehnten wieder leicht erholt. Es war Monate her, dass Joan eine Fangschlinge hatte entfernen müssen. Es schien, als hätten seltene Lebewesen nur dann noch eine Überlebenschance, wenn sie den Menschen als Urlaubsattraktion dienten.
Der Schrei, den sie vorhin zu hören geglaubt hatte, drängte sich in ihre Gedanken und verursachte ein ungutes Gefühl in ihrem Magen. Albern eigentlich — sicher war es nur ein Rest des wirren Traums gewesen. Doch sie würde keine Ruhe finden, bis sie sich davon überzeugte, dass der Silberrücken Cato und seine Gruppe wohlauf waren. Sie beschloss, einen kurzen Abstecher zu den Hängen des Karisimbi zu machen und nach dein Rechten zu sehen, bevor sie sich auf die Suche nach Gruppe 8 machte.
Sie ging zügig, aber nicht hastig. Auch wenn sie dem schmalen Pfad zum Karisimbi schon hundert Mal gefolgt war, wusste sie, wie gefährlich Eile sein konnte. Einerseits gab es mehrere steil abfallende Stellen, und schon ein einziger Fehltritt auf dem von der Feuchtigkeit schlüpfrigen Grund konnte einen Absturz mit Knochenbrüchen zur Folge haben. Andererseits bestand immer die Gefahr, unversehens mit einem der Büffel zusammenzustoßen, die morgens oft reglos im Unterholz standen. Jahr für Jahr kamen mehr Menschen durch Zusammenstöße mit den leicht reizbaren und enorm starken Tieren um, als durch Angriffe von Löwen oder anderen Großkatzen. Hier im Hochwald, wo es sonst nur scheue Bergleoparden gab, waren sie die mit Abstand gefährlichsten Lebewesen. Joans Pistole würde sie vor einem wütenden Büffel kaum schützen können.
Die Sonne erhob sich rasch über die Baumkronen. Ihre Strahlen flirrten durch das lichte Laub des Hochwaldes und vertrieben den Morgennebel. Doch Joan hielt sich nicht mit der Betrachtung der herrlichen Natur auf. Eine unerklärliche innere Unruhe, die mit jedem Schritt zuzunehmen schien, trieb sie voran.
Nach einer halben Stunde erreichte sie den Berghang, an dem sie Gruppe 5 zuletzt beobachtet hatte. Die Wiese war leer, der Dung abgekühlt. Die Gruppe hatte für die Nacht sicher den Schutz des Dickichts weiter oben aufgesucht.
Joan hielt einen Moment inne, um ihren Puls zu verlangsamen und Atem zu schöpfen. Sie durfte ihre wissenschaftliche Professionalität nicht verlieren. Offenbar machte sie die lange Einsamkeit nervöser, als sie sich eingestand. Vielleicht war es Zeit, mal wieder ein paar Wochen zu ihren Eltern nach Atlanta zu fahren, um etwas Abstand zu gewinnen. Sie atmete tief durch, doch das beklemmende Gefühl in ihrer Brust wollte nicht weichen.
Sie sah sich einen Moment um. Für jemanden, der sich schon so lange mit Gorillas beschäftigte wie Joan, war es ziemlich leicht zu erkennen, was die Familie aus dreizehn Tieren hier getrieben hatte. Sie waren etwa zwei bis drei Stunden an dieser Stelle geblieben, hatten gefressen und geruht, bevor sie in der Abenddämmerung aufgebrochen waren, um einen besser geschützten Schlafplatz zu suchen. Einer der Büsche war ziemlich übel zugerichtet: Abgebrochene Zweige und Blätter lagen herum, Spuren des Imponiergehabes eines der jungen Schwarzrücken. Abgeknickte Äste an einem niedrigwüchsigen Baum zeigten, dass hier die beiden Jungtiere der Gruppe herumgeklettert waren. Schließlich entdeckte Joan die Stelle, an der die Gruppe die Wiese verlassen hatte, und folgte ihrer Spur weiter den Hang hinauf.
© Aufbau Verlag
- Autor: Karl Olsberg
- 2008, Maße: 12 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Aufbau TB
- ISBN-10: 3746624657
- ISBN-13: 9783746624655
- Erscheinungsdatum: 07.10.2008

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9 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Marko, 21.11.2008
Als Buch bewertetIch habe schon "Das System" vom gleichen Autor gelesen und war deshalb sehr neugirieg, welchem Thema er sich nun widmen wird. "Der Duft" hat eine Interessante Story mit überraschendem Ausgang. Vor allem wenn man so liest, was Gerüche alles bewirken können. In Kurzform: Spannend und leicht zu lesen. Nur an einigen Stellen hätte man der Geschichte noch etwas mehr Tiefe geben können. Daher ein kleiner Stern Abzug.
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3 Sterne
5 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Silke, 20.01.2009
Als Buch bewertet„Der Duft“ ist ein Wissenschaftsthriller mit einer sehr guten Grundidee.
Aktuelle Forschungen werden hier mit den typischen Zutaten eines Thrillers verwoben und ergeben ein stimmiges Gesamtbild.
Ein großer Schwachpunkt des Romans sind jedoch die Figuren.
Für „Der Duft“ hat Karl Olsberg die Unternehmensberaterin Marie Escher in den Mittelpunkt des Geschehens gestellt. Männliche Hauptfiguren wie in „Das System“ scheinen dem Autor jedoch deutlich besser zu gelingen.
Besonders die Abschnitte, die Episoden aus Maries Kindheit widerspiegeln, fand ich sehr unpassend und insgesamt hätte der Roman gut darauf verzichten können.
Wenn man darüber hinweg liest, bleibt jedoch ein interessanter Ansatz für einen Thriller übrig. -
4 Sterne
4 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Judith K., 11.05.2016
Als eBook bewertetIntelligenter Wirtschafts-Thriller mit einer jungen Unternehmensberaterin als Protagonistin. Warum geraten plötzlich ihre beiden Kollegen aneinander? Warum braucht die Biotech-Firma ein Feldlabor in Afrika. Marie schaut sich die Situation vor Ort genauer an und gerät in Gefahr.
Von Anfang an mit viel Spannung geschrieben. Was kann ein Duftstoff bewirken. Wie wird er eingesetzt? Ein interessantes Thema in einer ansprechenden Geschichte verpackt. -
4 Sterne
7 von 19 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Martin M.-F., 12.09.2016
Als Buch bewertet"Der Duft" von Karl Olsberg wurde von mir sogleich bestellt, nachdem ich "Das System" bereits verschlungen hatte! Der Inhalt ist ebenfalls erneut sehr spannend, doch an manchen Stellen war er zu leicht durchschaubar...Abgesehen davon erinnerte es mich ein wenig an die Welt des Grenouille in Patrick Süskinds "Das Parfum"!
"Der Duft" ist in jedem Falle lesenswert, da der Olsberg`sche Schreibstil und sein Hintergrundwissen hervorragend ist!
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