Der Gefangene des Himmels / Barcelona Bd.3
Roman
Der packendste und temporeichste Roman des großen Carlos Ruiz Zafón, der mit den beiden Weltbestsellern 'Der Schatten des Windes' und 'Das Spiel des Engels' Millionen Leser auf der ganzen Welt in den Bann schlug.
Jäh wird das traumschöne Barcelona aus...
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Produktinformationen zu „Der Gefangene des Himmels / Barcelona Bd.3 “
Klappentext zu „Der Gefangene des Himmels / Barcelona Bd.3 “
Der packendste und temporeichste Roman des großen Carlos Ruiz Zafón, der mit den beiden Weltbestsellern 'Der Schatten des Windes' und 'Das Spiel des Engels' Millionen Leser auf der ganzen Welt in den Bann schlug.Jäh wird das traumschöne Barcelona aus dem Schlummer gerissen und zum Schauplatz eines rasanten Abenteuers: Als Fermín, ein charmanter Herumtreiber, überraschend Besuch von einem mysteriösen Fremden bekommt, holen ihn finstere Intrigen aus der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs ein. Sie bedrohen nicht nur sein Leben und Liebesglück, sondern schlingen sich bald auch um das Glück seiner Freunde ... Spannender als je zuvor entführt uns Carlos Ruiz Zafón mit erzählerischem Furor in eine magische Geschichte von Verfolgung, Liebe und Freundschaft.
Lese-Probe zu „Der Gefangene des Himmels / Barcelona Bd.3 “
Der Gefangene des Himmels von Carlos Ruiz ZafónErster Teil
Ein Weihnachtsmärchen
1
Barcelona, Dezember 1957
In jenem Jahr brachen zur Weihnachtszeit alle Tage bleiern und raureifgetüncht an. Bläuliches Halbdunkel tönte die Stadt, und die bis zu den Ohren eingemummten Menschen zeichneten mit ihrem Atem Dampfspuren in die Kälte. In diesen Tagen blieben nur wenige vor dem Schaufenster von Sempere & Söhne stehen, um sich in seine Auslagen zu vertiefen, und noch weniger rafften sich dazu auf, einzutreten und nach dem verlorenen Buch zu fragen, das ein Leben lang auf sie gewartet hatte und dessen Verkauf, von seinem poetischen Rang einmal abgesehen, den misslichen Finanzen der Buchhandlung ein wenig hätte aufhelfen können.
»Ich glaube, heute ist es so weit. Heute wird sich unser Schicksal wenden«, verkündete ich, beflügelt vom ersten Kaffee des Tages - reiner Optimismus in flüssiger Form.
Mein Vater, der seit acht Uhr früh mit Bleistift und Radiergummi der Buchhaltung beizukommen versuchte, schaute vom Ladentisch auf und beobachtete die vorbeirauschende Masse der Kunden.
»Dein Wort in Gottes Ohr, Daniel - wenn es so weitergeht und wir das Weihnachtsgeschäft verpassen, können wir im Januar nicht einmal die Stromrechnung bezahlen. Wir werden uns etwas einfallen lassen müssen.«
»Gestern hatte Fermín eine Idee«, sagte ich. »Er findet es einen meisterhaften Plan, um den Laden vor dem drohenden Bankrott zu retten.«
»Um Himmels willen.«
Ich zitierte wörtlich:
... mehr
»›Vielleicht käme, wenn ich das Schaufenster in Unterhosen dekorierte, die eine oder andere literaturbeflissene, nach starken Emotionen lechzende Frau herein und würde kräftig einkaufen, denn laut den Sachverständigen liegt die Zukunft der Literatur bei den Frauen, und mein Gott, ich möchte das Weibsbild sehen, das dem wilden Sog dieses knorrigen Körpers widerstehen kann.‹«
Hinter mir hörte ich den Bleistift meines Vaters zu Boden fallen, und ich wandte mich um.
»Fermín dixit«, fügte ich hinzu.
Ich hatte gehofft, dieser Fermín-Einfall würde meinen Vater zum Lachen bringen, aber er verharrte in seinem Schweigen, und ich schaute ihn verstohlen an. Sempere senior schien diese Albernheit nicht nur überhaupt nicht lustig zu finden, sondern hatte auch ein nachdenkliches Gesicht aufgesetzt, als überlegte er, ob er das ernstlich in Betracht ziehen sollte.
»Sieh mal einer an, da hat Fermín vielleicht den Vogel abgeschossen«, murmelte er.
Ich starrte ihn an. Möglicherweise hatte die geschäftliche Dürre, die uns in den vorangegangenen Wochen gegeißelt hatte, mittlerweile den Verstand meines Vaters angegriffen.
»Willst du etwa sagen, du erlaubst ihm, in Unterhosen im Laden rumzuspazieren?«
»Nein, nein, darum geht es nicht. Das Schaufenster! Du hast mich auf eine Idee gebracht ... Vielleicht ist es noch nicht zu spät, das Weihnachtsgeschäft zu retten.«
Er verschwand im hinteren Raum und kam nach kurzer Zeit in seiner Winteruniform zurück: demselben Mantel, Schal und Hut, die ich seit Kindesbeinen an ihm kannte. Bea sagte immer, vermutlich habe er sich seit 1942 keine Kleider mehr gekauft, und alle Indizien wiesen darauf hin, dass meine Frau recht hatte. Während er in die Handschuhe schlüpfte, lächelte er vage, und in seinen Augen erschien das fast kindliche Leuchten, das nur große Vorhaben auszulösen vermochten.
»Ich lass dich eine Weile allein«, verkündete er. »Ich muss etwas erledigen.«
»Darf ich fragen, wohin du gehst?«
Er blinzelte mir zu.
»Das ist eine Überraschung. Du wirst schon sehen. «
Ich folgte ihm zur Tür und sah ihn entschlossenen Schrittes auf die Puerta del Ángel zugehen, eine Gestalt unter vielen in der grauen Flut der Passanten, die sich durch einen weiteren langen Winter aus Schatten und Asche pflügten.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
»›Vielleicht käme, wenn ich das Schaufenster in Unterhosen dekorierte, die eine oder andere literaturbeflissene, nach starken Emotionen lechzende Frau herein und würde kräftig einkaufen, denn laut den Sachverständigen liegt die Zukunft der Literatur bei den Frauen, und mein Gott, ich möchte das Weibsbild sehen, das dem wilden Sog dieses knorrigen Körpers widerstehen kann.‹«
Hinter mir hörte ich den Bleistift meines Vaters zu Boden fallen, und ich wandte mich um.
»Fermín dixit«, fügte ich hinzu.
Ich hatte gehofft, dieser Fermín-Einfall würde meinen Vater zum Lachen bringen, aber er verharrte in seinem Schweigen, und ich schaute ihn verstohlen an. Sempere senior schien diese Albernheit nicht nur überhaupt nicht lustig zu finden, sondern hatte auch ein nachdenkliches Gesicht aufgesetzt, als überlegte er, ob er das ernstlich in Betracht ziehen sollte.
»Sieh mal einer an, da hat Fermín vielleicht den Vogel abgeschossen«, murmelte er.
Ich starrte ihn an. Möglicherweise hatte die geschäftliche Dürre, die uns in den vorangegangenen Wochen gegeißelt hatte, mittlerweile den Verstand meines Vaters angegriffen.
»Willst du etwa sagen, du erlaubst ihm, in Unterhosen im Laden rumzuspazieren?«
»Nein, nein, darum geht es nicht. Das Schaufenster! Du hast mich auf eine Idee gebracht ... Vielleicht ist es noch nicht zu spät, das Weihnachtsgeschäft zu retten.«
Er verschwand im hinteren Raum und kam nach kurzer Zeit in seiner Winteruniform zurück: demselben Mantel, Schal und Hut, die ich seit Kindesbeinen an ihm kannte. Bea sagte immer, vermutlich habe er sich seit 1942 keine Kleider mehr gekauft, und alle Indizien wiesen darauf hin, dass meine Frau recht hatte. Während er in die Handschuhe schlüpfte, lächelte er vage, und in seinen Augen erschien das fast kindliche Leuchten, das nur große Vorhaben auszulösen vermochten.
»Ich lass dich eine Weile allein«, verkündete er. »Ich muss etwas erledigen.«
»Darf ich fragen, wohin du gehst?«
Er blinzelte mir zu.
»Das ist eine Überraschung. Du wirst schon sehen. «
Ich folgte ihm zur Tür und sah ihn entschlossenen Schrittes auf die Puerta del Ángel zugehen, eine Gestalt unter vielen in der grauen Flut der Passanten, die sich durch einen weiteren langen Winter aus Schatten und Asche pflügten.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
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Autoren-Porträt von Carlos Ruiz Zafón
Carlos Ruiz Zafón begeisterte mit seinen Barcelona-Romanen um den Friedhof der Vergessenen Bücher ein Millionenpublikum auf der ganzen Welt. »Der Schatten des Windes«, »Das Spiel des Engels«, »Der Gefangene des Himmels« und »Das Labyrinth der Lichter« waren allesamt internationale Bestseller. Auch »Marina«, der Roman, den er kurz vor den großen Barcelona-Romanen schuf, stand wochenlang auf den Bestsellerlisten. Seine ersten Erfolge feierte Carlos Ruiz Zafón mit den drei phantastischen Schauerromanen »Der Fürst des Nebels«, »Mitternachtspalast« und »Der dunkle Wächter«. Carlos Ruiz Zafón wurde 1964 in Barcelona geboren und starb 2020 in seiner Wahlheimat Los Angeles. Schwaar, PeterPeter Schwaar, geboren 1947 in Zürich, studierte Germanistik und Musikwissenschaft in Zürich und Berlin und war Redakteur beim Zürcher »Tages-Anzeiger«. Seit 1987 arbeitet er als freier Journalist und Übersetzer (Eduardo Mendoza, Juan José Millás, Adolfo Bioy Casares, Álvaro Mutis, Tomás Eloy Martinéz, David Trueba u.a.). Er lebt in Barcelona.
Bibliographische Angaben
- Autor: Carlos Ruiz Zafón
- 2014, 3. Aufl., 416 Seiten, Maße: 9,3 x 14,4 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Peter Schwaar
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596513162
- ISBN-13: 9783596513161
- Erscheinungsdatum: 16.04.2014
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