Der Klient
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Eigentlich wollte der elfjährige Mark auf der Waldlichtung nur eine verbotene Zigarette rauchen. Doch dann beobachtet er den Selbstmordversuch eines Unbekannten. Vergeblich versucht Mark dazwischenzugehen. Aber bevor der Mann, ein Mafia-Anwalt namens Jerome Clifford, stirbt, verrät er ihm ein gefährliches Geheimnis. Nun wird Mark von der Mafia ebenso wie vom FBI gejagt, da Cliffords Information für beide Organisationen außerordentlich bedeutsam ist. Mark verbündet sich mit der engagierten Anwältin Reggie Love, die ihre jungen Klienten verzweifelt aus der Schusslinie zwischen Mafia, Polizei, Justiz und Politik zu ziehen versucht. Reggie weiß genau: Sie haben nur eine einzige Chance ...
Der Klient von John Grisham
LESEPROBE
Mark war elf und hatte schon seit zwei Jahren hin und wiedergeraucht.
Er hatte nie versucht, das Rauchen wieder aufzugeben; aber erhatte
darauf geachtet, es nicht zur Gewohnheit werden zu lassen. Amliebsten
rauchte er Kools, die Marke seines Ex-Vaters, aber seine Mutterrauchte
Virginia Slims, zwei Schachteln am Tag, und in einerdurchschnittlichen
Woche konnte er zehn oder zwölf davon abzweigen. Sie war einevielbeschäftigte
Frau mit einer Menge Problemen und vielleicht ein wenig naiv, wenn
es um ihre Söhne ging; ihr wäre nicht einmal im Traum eingefallen,
daß ihr Ältester mit elf Jahren schon rauchen könnte.
Gelegentlich verkaufte Kevin, der junge Gangster von der nächstenStraßenecke,
Mark für einen Dollar eine gestohlene Schachtel Marlboros. Aber in
der Regel war er auf die dünnen Zigaretten seiner Mutterangewiesen.
Vier davon steckten in seiner Tasche, als er an diesem Nachmittagmit
seinem achtjährigen Bruder Ricky den Pfad entlangging, der hinter
ihrer Wohnwagensiedlung in den Wald führte. Ricky war nervös, weil
es das erste Mal sein würde. Er hatte Mark dabei ertappt, wie ergestern
die Zigaretten in einem Schuhkarton unter seinem Bett versteckte,
und gedroht, es zu verraten, wenn sein großer Bruder ihm nichtbeibrachte,
wie man rauchte. Sie schlichen den Waldpfad entlang, unterwegs zu
einem von Marks Geheimverstecken, an denen er viele einsameStunden
mit dem Versuch verbracht hatte, zu inhalieren und Rauchringe zublasen.
Die meisten anderen Jungen in der Nachbarschaft standen auf Bierund
Pot, zwei Laster, vor denen Mark sich zu hüten gedachte. IhrEx-Vater
war Alkoholiker; er hatte beide Jungen und ihre Mutter geschlagen,
und das war immer nach seinen widerlichen Sauftouren geschehen.Mark
hatte die Auswirkungen des Alkohols gesehen und gespürt. UndDrogen
machten ihm angst.
»Hast du dich verlaufen?« fragte Ricky, ganz der kleine Bruder,als
sie den Pfad verließen und durch brusthohes Unkraut wateten.
»Halt den Mund«, sagte Mark, ohne langsamer zu werden. Ihr Vaterwar
nur zu Hause gewesen, um zu trinken, zu schlafen und sie zumißhandeln.
Jetzt war er fort, Gott sei Dank. Seit fünf Jahren war Mark fürRicky
verantwortlich. Er kam sich vor wie ein elfjähriger Vater. Erhatte
ihm beigebracht, wie man einen Football wirft und Rad fährt. Erhatte
ihm erklärt, was er über Sex wußte. Er hatte ihn vor Drogengewarnt
und vor Rowdies beschützt. Und er fühlte sich miserabel, weil erihn
nun in ein Laster einführte. Aber es war nur eine Zigarette. Eshätte
schlimmer kommen können.
Das Unkraut hörte auf, und sie standen unter einem großen Baum;von
einem dicken Ast hing ein Seil herab. Eine Reihe von Sträuchernbegrenzte
eine kleine Lichtung, und hinter ihr führte ein fast zugewachsener
Feldweg zu einer Anhöhe hinauf. In der Ferne war der Verkehr aufdem
Highway zu hören.
Mark blieb stehen und deutete auf einen Baumstamm in der Nähe desSeils.
»Setz dich hin«, sagte er, und Ricky ließ sich brav auf dem Stamm
nieder und schaute sich ängstlich um, als fürchtete er, diePolizei
könnte in der Nähe sein. Mark musterte ihn wie ein Stabsfeldwebel
und holte eine Zigarette aus seiner Hemdtasche. Er hielt siezwischen
Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand und versuchte, sichganz
gelassen zu geben.
»Du kennst die Regeln«, sagte er, auf Ricky herabschauend. Es gabnur
zwei, und sie hatten sie im Laufe des Tages immer wiederdiskutiert.
Ricky hatte es satt, wie ein Kind behandelt zu werden. Erverdrehte
die Augen und sagte: »Ja, wenn ich es jemandem verrate, dannverhaust
du mich.«
»So ist es.« Mark verschränkte die Anne.
»Und ich darf nur eine am Tag rauchen.«
»So ist es. Wenn ich dich dabei erwische, daß du mehr rauchst, dann
geht es dir schlecht. Und wenn ich herausfinde, daß du Biertrinkst
oder irgendwelche Drogen nimmst, dann ...«
»Ich weiß, ich weiß. Dann verhaust du mich wieder.«
»Richtig.«
»Wie viele am Tag rauchst du?«
»Nur eine«, log Mark. An manchen Tagen nur eine. An anderen dreioder
vier, je nachdem, wie viele er sich beschaffen konnte. Er steckte
den Filter zwischen die Lippen wie ein Gangster.
»Wird eine am Tag mich umbringen?« fragt Ricky.
Mark nahm die Zigarette aus dem Mund. »Nicht in absehbarer Zeit.Eine
am Tag ist ziemlich sicher. Mehr als das, und du könntest Probleme
bekommen.« (...)
© Heyne Verlag
Übersetzung: Christel Wiemken
- Autor: John Grisham
- 1995, 560 Seiten, Maße: 11,6 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 345308909X
- ISBN-13: 9783453089099
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