Der unsterbliche Alchemyst / Die Geheimnisse des Nicholas Flamel Bd.1
Die Geheimnisse des Nicholas Flamel
Als in Nick Flemings Buchhandlung ein altes Buch gestohlen wird, gibt sich der Buchhändler als der Alchemyst Nicholas Flamel aus. Der entdeckte vor 600 Jahren das Geheimnis des ewigen Lebens und muss nun gegen das Böse kämpfen.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Der unsterbliche Alchemyst / Die Geheimnisse des Nicholas Flamel Bd.1 “
Als in Nick Flemings Buchhandlung ein altes Buch gestohlen wird, gibt sich der Buchhändler als der Alchemyst Nicholas Flamel aus. Der entdeckte vor 600 Jahren das Geheimnis des ewigen Lebens und muss nun gegen das Böse kämpfen.
Klappentext zu „Der unsterbliche Alchemyst / Die Geheimnisse des Nicholas Flamel Bd.1 “
Der fulminante Auftakt der packenden Fantasy-SagaSan Francisco 2007. Am helllichten Tag wird in Nick Flemings Buchhandlung unter Einsatz von Magie ein altes Buch gestohlen. Die Zwillinge Sophie und Josh staunen nicht schlecht, als der Buchhändler sich als der berühmte Alchemyst Nicholas Flamel zu erkennen gibt, geboren vor über 670 Jahren! Er hat einst das Geheimnis ewigen Lebens entdeckt und nun sind die Mächte des Bösen hinter ihm her. Ein atemberaubendes Abenteuer beginnt ...
Rasant wie ein Kinofilm und unglaublich spannend.
Der fulminante Auftakt der packenden Fantasy-Saga San Francisco 2007. Am helllichten Tag wird in Nick Flemings Buchhandlung unter Einsatz von Magie ein altes Buch gestohlen. Die Zwillinge Sophie und Josh staunen nicht schlecht, als der Buchhändler sich als der berühmte Alchemyst Nicholas Flamel zu erkennen gibt, geboren vor über 670 Jahren! Er hat einst das Geheimnis ewigen Lebens entdeckt und nun sind die Mächte des Bösen hinter ihm her. Ein atemberaubendes Abenteuer beginnt ...
Rasant wie ein Kinofilm und unglaublich spannend.
Rasant wie ein Kinofilm und unglaublich spannend.
Lese-Probe zu „Der unsterbliche Alchemyst / Die Geheimnisse des Nicholas Flamel Bd.1 “
Der unsterbliche Alchemyst von Michael ScottIch bin eine Legende. Der Tod hat keine Herrschaft über mich, Krankheit kann mich nicht anfechten. Schau mich an, so wie ich jetzt bin, und du würdest mich nicht für alt halten. Und doch wurde ich im Jahre des Herrn 1330 geboren, vor mehr als sechshundertundsiebzig Jahren. Ich war so vieles im Laufe der Zeit: Arzt und Koch, Buchhändler und Soldat, Lehrer für Sprachen und Chemie, Gesetzeshüter und auch Dieb. Doch zuallererst war ich Alchemyst. Ich war der Alchemyst. Als der Größte galt ich von allen, und meine Dienste wurden weithin gesucht von Königen und Prinzen, vom Kaiser und selbst vom Papst. Ich konnte gewöhnliches Metall in Gold verwandeln und aus Kieseln schuf ich kostbare Edelsteine. Aber das war noch nicht alles: Verborgen in einem Buch über alte Magie entdeckte ich das Geheimnis ewigen Lebens. Und jetzt wurde Perenelle, meine Frau, entführt und das Buch gestohlen. Ohne das Buch werden sie und ich altern. Innerhalb eines Mondzyklus werden wir dahinsiechen und sterben. Und wenn wir sterben, wird das Böse, das wir so lange bekämpft haben, endgültig triumphieren. Das Ältere Geschlecht wird unsere Erde wieder in Besitz nehmen und die Menschheit für immer vernichten. Aber ich werde mich nicht kampflos ergeben. Denn ich bin der unsterbliche Nicholas Flamel.
Aus dem Tagebuch von Nicholas Flamel, Alchemyst
Niedergeschrieben am heutigen Tag, Donnerstag, den 31. Mai, in San Francisco, der Stadt meiner Wahl
Donnerstag,
31. Mai
Kapitel Eins
Okay, dann sag mir doch bitte: Warum trägt jemand in San Francisco mitten im Sommer einen Mantel?« Sophie Newman drückte beim Sprechen den Finger auf ihren Bluetooth-Ohrstöpsel. Auf der anderen Seite des Kontinents erkundigte sich ihre modebewusste Freundin Elle sachlich: »Welche Art von Mantel?« Sophie
... mehr
wischte sich die freie Hand an dem Tuch ab, das sie in den Schürzenbund gesteckt hatte, kam hinter dem Tresen des leeren Cafés hervor und ging zum Fenster, um die Männer, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus einem Wagen stiegen, besser beobachten zu können.
»Dicke schwarze Wollmäntel. Dazu auch noch schwarze Handschuhe und Hüte. Und Sonnenbrillen.« Sie drückte die Nase an die Scheibe.
»Das ist selbst für San Francisco ein bisschen zu schräg.« »Vielleicht sind sie von einem Bestattungsunternehmen?«, vermutete Elle. Ihre Stimme kam brüchig und abgehackt über das Handy. Im Hintergrund hörte Sophie laute, düstere Musik Lacrimosa vielleicht oder Amorphis. Elle hatte ihre Gothic-Phase nie wirklich überwunden.
»Möglich.« Überzeugt war Sophie nicht. Sie hatte gerade mit ihrer Freundin telefoniert, als ihr vor wenigen Augenblicken das ungewöhnliche Auto aufgefallen war. Es war lang und schnittig und sah aus, als käme es geradewegs aus einem alten SchwarzWeiß-Film. Im Vorbeifahren hatten die getönten Scheiben das Sonnenlicht reflektiert. Das Café wurde kurz in ein intensives goldenes Licht getaucht und Sophie wurde geblendet. Sie hatte die schwarzen Punkte, die vor ihren Augen tanzten, weggeblinzelt und beobachtet, wie der Wagen am Ende der leicht abfallenden Straße gewendet hatte und langsam zurückgekommen war.
Ohne den Blinker zu setzen, hatte er direkt vor der »Kleinen Buchhandlung« auf der gegenüberliegenden Straßenseite angehalten.
»Vielleicht sind es auch Mafiosi«, raunte Elle. »Mein Dad kennt einen von der Mafia. Aber der fährt einen Prius«, fügte sie hinzu.
»Ein Prius ist das mit Sicherheit nicht«, sagte Sophie. Sie schaute wieder hinüber zu dem Wagen und den beiden Männern, die in ihren dicken Mänteln mit Handschuhen und Hut auf der Straße standen, die Augen hinter übergroßen Sonnenbrillen verborgen.
»Vielleicht ist ihnen auch nur kalt«, kam Elles nächste Vermutung. »Kann es nicht ziemlich frisch werden in San Francisco?« Sophie Newman warf einen Blick auf die Uhr und das Thermometer, die über dem Tresen hinter ihr hingen.
»Wir haben hier Viertel nach zwei und 27 Grad«, sagte sie. »Glaub mir, denen ist nicht kalt. Die müssen sich zu Tode schwitzen. Warte mal, da tut sich was.«
Die hintere Wagentür ging auf und ein weiterer Mann stieg mit steifen Bewegungen aus. Er war noch größer als die ersten beiden. Als er die Wagentür schloss, fiel kurz Licht auf sein Gesicht, und Sophie sah für einen Augenblick blasse, kränklich wirkende grauweiße Haut. Sie drehte am Lautstärkeregler ihres Ohrstöpsels.
»Du solltest sehen, was da gerade aus dem Auto gestiegen ist. Ein riesiger Kerl mit grauer Haut. Grau, sag ich dir. Das wäre eine Erklärung: Vielleicht haben sie eine Hautkrankheit.« »Ich hab mal einen Bericht im Fernsehen gesehen über Leute, die nicht in die Sonne gehen können ...«, begann Elle, doch Sophie hörte nicht mehr zu. Eine vierte Gestalt stieg aus dem Wagen.
Es war ein Mann von relativ kleiner Statur, eine elegante Erscheinung in einem grauschwarzen Dreiteiler, der zwar etwas altmodisch wirkte, aber ohne Zweifel teuer, wenn nicht maßgeschneidert war. Das eisengraue Haar war aus dem eckigen Gesicht gekämmt und im Nacken zu einem straffen Pferdeschwanz zusammengebunden. Mund und Kinn waren hinter einem akkurat geschnittenen schwarzen Spitzbart verborgen, in dem nur wenige graue Strähnen waren.
Er trat unter die gestreifte Markise, die die Buch-Angebotstische auf dem Bürgersteig vor der Sonne schützte. Als er ein schreiend buntes Taschenbuch herausnahm und es umdrehte, bemerkte Sophie, dass er graue Handschuhe trug. Ein Perlmuttknopf am Handgelenk blitzte in der Sonne auf.
»Sie gehen jetzt in die Buchhandlung«, sagte sie.
»Arbeitet Josh noch dort?«, erkundigte sich Elle sofort. Sophie ignorierte das plötzliche Interesse in der Stimme ihrer besten Freundin. Die Tatsache, dass Elle ihren Zwillingsbruder mochte, war irgendwie zu seltsam.
»Ja. Ich ruf ihn gleich mal an. Wenn ich weiß, was Sache ist, hörst du wieder von mir.« Sie zog den Ohrstöpsel heraus und rieb sich geistesabwesend das heiße Ohr, während sie immer noch fasziniert zu dem kleinen untersetzten Mann hinüberschaute. Er hatte irgendetwas an sich ... etwas Merkwürdiges. Vielleicht ist er Modedesigner, überlegte sie, oder Filmproduzent, oder vielleicht auch Schriftsteller ihr war aufgefallen, dass manche Schriftsteller sich gern ausgefallen kleideten. Sie wollte ihm ein paar Minuten Zeit geben, um sein Anliegen in der Buchhandlung vorzubringen, dann würde sie ihren Bruder anrufen und sich Bericht erstatten lassen. Sophie wollte sich gerade abwenden, als der Mann in Grau plötzlich herumwirbelte und sie direkt anzusehen schien. Sein Gesicht lag im Schatten der Markise, und doch sah es für den Bruchteil einer Sekunde so aus, als glühten seine Augen. Sophie wusste sie wusste es einfach , dass der kleine Graue sie unmöglich sehen konnte.
Sie stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinter einer Schaufensterscheibe, die das Licht des frühen Nachmittags reflektierte. In der relativen Dunkelheit hinter der Scheibe war sie nicht zu erkennen. Und dennoch ... Und dennoch war es Sophie, als würden ihre Blicke sich für einen kurzen Augenblick treffen, und sie spürte, wie die Härchen auf ihren Unterarmen sich aufstellten und ein kalter Windhauch über ihren Nacken strich. Sie ließ ihre Schultern kreisen und bog den Kopf leicht nach rechts und links, sodass ihr ein paar ihrer langen blonden Locken über die Wangen fielen. Das Ganze hatte nur eine Sekunde gedauert, dann hatte der Fremde sich wieder abgewandt. Noch bevor der kleine graue Mann mit seinen drei viel zu warm angezogenen Begleitern in der Buchhandlung verschwand, stand für Sophie fest, dass sie ihn nicht mochte. Pfefferminze. Und faule Eier.
»Das stinkt ja hier gewaltig!« Josh Newman stand im Keller der Buchhandlung und atmete tief durch. Woher kam der Gestank nur? Er schaute an den Regalen entlang, die bis unter die Decke mit Büchern beladen waren, und fragte sich, ob vielleicht irgendein Tier dahintergekrochen und verendet war. Anders konnte er sich den üblen Gestank nicht erklären. Für gewöhnlich roch es in dem winzigen vollgestopften Keller einfach ein bisschen muffig eine Kombination der Gerüche von trockenem Papier und verstaubten Spinnweben, in die sich das intensivere Aroma alter Ledereinbände mischte. Josh liebte diese Gerüche; für ihn waren sie warm und tröstlich, so wie der Duft von Zimt und anderen Gewürzen, die er mit Weihnachten verband. Pfefferminze.
Frisch und rein durchschnitt der Geruch die Kellerluft. So rochen Zahnpasta oder die Kräutertees, die seine Schwester in dem Café gegenüber servierte. Die Minze legte sich über die schwereren Düfte von Papier und Leder und war so intensiv, dass es Josh in der Nase kitzelte. Er hatte das Gefühl, jeden Augenblick niesen zu müssen. Rasch zog er die Ohrstöpsel seines iPod heraus. Niesen mit Ohrstöpseln war keine gute Idee das Trommelfell konnte platzen. Eier. Er erkannte den Schwefelgeruch fauler Eier, der jetzt den frischen Minzeduft verdrängte ... und einfach ekelerregend war. Er spürte, wie der Gestank sich wie eine körperliche Schicht auf seine Zunge und Lippen legte, und seine Kopfhaut begann zu jucken, als krabbele etwas darauf herum. Josh fuhr sich mit den Fingern durch sein zerzaustes blondes Haar und schüttelte sich.
Oder kam das alles vielleicht von einem verstopften Abwasserkanal? Mit den Ohrstöpseln um den Hals checkte er die Bücherliste in seiner Hand und suchte erneut die Regale ab. Charles Dickens' gesammelte Werke, siebenundzwanzig Bände, roter Ledereinband. Wo konnten die sein?
Josh arbeitete schon seit über zwei Wochen in der Buchhandlung und hatte noch immer keine Ahnung, wo er was finden konnte. Es gab einfach kein Archivierungssystem.
Das heißt: Es gab eines, aber das kannten nur Nick und Perry Fleming, die Eigentümer der »Kleinen Buchhandlung«. Nick und seine Frau fanden jedes Buch sowohl oben im Laden als auch hier unten im Keller innerhalb weniger Minuten. Wieder waberten Pfefferminzduft und gleich darauf der Gestank von faulen Eiern durch den Keller. Josh musste husten und Tränen traten ihm in die Augen.
Das war ja nicht auszuhalten! Er stopfte die Bücherliste in die eine Tasche seiner Jeans und die Ohrstöpsel in die andere und schob sich an Bücherund Kistenstapeln vorbei Richtung Treppe. Nicht eine Minute länger konnte er bei diesem Gestank hier unten bleiben. Er rieb sich mit den Handballen die Augen, die inzwischen höllisch brannten. Dann zog er sich am Treppengeländer hoch. Er brauchte dringend frische Luft, sonst musste er sich übergeben. Doch seltsam, je näher er dem Ende der Treppe kam, desto schlimmer wurde der Gestank.
Er streckte den Kopf durch die Kellertür und schaute sich um. Und in diesem Augenblick wusste Josh Newman, dass die Welt nie mehr so sein würde wie bisher.
Übersetzung: Ursula Höfker
© 2008 für die deutschsprachige Ausgabe cbj, München Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
»Dicke schwarze Wollmäntel. Dazu auch noch schwarze Handschuhe und Hüte. Und Sonnenbrillen.« Sie drückte die Nase an die Scheibe.
»Das ist selbst für San Francisco ein bisschen zu schräg.« »Vielleicht sind sie von einem Bestattungsunternehmen?«, vermutete Elle. Ihre Stimme kam brüchig und abgehackt über das Handy. Im Hintergrund hörte Sophie laute, düstere Musik Lacrimosa vielleicht oder Amorphis. Elle hatte ihre Gothic-Phase nie wirklich überwunden.
»Möglich.« Überzeugt war Sophie nicht. Sie hatte gerade mit ihrer Freundin telefoniert, als ihr vor wenigen Augenblicken das ungewöhnliche Auto aufgefallen war. Es war lang und schnittig und sah aus, als käme es geradewegs aus einem alten SchwarzWeiß-Film. Im Vorbeifahren hatten die getönten Scheiben das Sonnenlicht reflektiert. Das Café wurde kurz in ein intensives goldenes Licht getaucht und Sophie wurde geblendet. Sie hatte die schwarzen Punkte, die vor ihren Augen tanzten, weggeblinzelt und beobachtet, wie der Wagen am Ende der leicht abfallenden Straße gewendet hatte und langsam zurückgekommen war.
Ohne den Blinker zu setzen, hatte er direkt vor der »Kleinen Buchhandlung« auf der gegenüberliegenden Straßenseite angehalten.
»Vielleicht sind es auch Mafiosi«, raunte Elle. »Mein Dad kennt einen von der Mafia. Aber der fährt einen Prius«, fügte sie hinzu.
»Ein Prius ist das mit Sicherheit nicht«, sagte Sophie. Sie schaute wieder hinüber zu dem Wagen und den beiden Männern, die in ihren dicken Mänteln mit Handschuhen und Hut auf der Straße standen, die Augen hinter übergroßen Sonnenbrillen verborgen.
»Vielleicht ist ihnen auch nur kalt«, kam Elles nächste Vermutung. »Kann es nicht ziemlich frisch werden in San Francisco?« Sophie Newman warf einen Blick auf die Uhr und das Thermometer, die über dem Tresen hinter ihr hingen.
»Wir haben hier Viertel nach zwei und 27 Grad«, sagte sie. »Glaub mir, denen ist nicht kalt. Die müssen sich zu Tode schwitzen. Warte mal, da tut sich was.«
Die hintere Wagentür ging auf und ein weiterer Mann stieg mit steifen Bewegungen aus. Er war noch größer als die ersten beiden. Als er die Wagentür schloss, fiel kurz Licht auf sein Gesicht, und Sophie sah für einen Augenblick blasse, kränklich wirkende grauweiße Haut. Sie drehte am Lautstärkeregler ihres Ohrstöpsels.
»Du solltest sehen, was da gerade aus dem Auto gestiegen ist. Ein riesiger Kerl mit grauer Haut. Grau, sag ich dir. Das wäre eine Erklärung: Vielleicht haben sie eine Hautkrankheit.« »Ich hab mal einen Bericht im Fernsehen gesehen über Leute, die nicht in die Sonne gehen können ...«, begann Elle, doch Sophie hörte nicht mehr zu. Eine vierte Gestalt stieg aus dem Wagen.
Es war ein Mann von relativ kleiner Statur, eine elegante Erscheinung in einem grauschwarzen Dreiteiler, der zwar etwas altmodisch wirkte, aber ohne Zweifel teuer, wenn nicht maßgeschneidert war. Das eisengraue Haar war aus dem eckigen Gesicht gekämmt und im Nacken zu einem straffen Pferdeschwanz zusammengebunden. Mund und Kinn waren hinter einem akkurat geschnittenen schwarzen Spitzbart verborgen, in dem nur wenige graue Strähnen waren.
Er trat unter die gestreifte Markise, die die Buch-Angebotstische auf dem Bürgersteig vor der Sonne schützte. Als er ein schreiend buntes Taschenbuch herausnahm und es umdrehte, bemerkte Sophie, dass er graue Handschuhe trug. Ein Perlmuttknopf am Handgelenk blitzte in der Sonne auf.
»Sie gehen jetzt in die Buchhandlung«, sagte sie.
»Arbeitet Josh noch dort?«, erkundigte sich Elle sofort. Sophie ignorierte das plötzliche Interesse in der Stimme ihrer besten Freundin. Die Tatsache, dass Elle ihren Zwillingsbruder mochte, war irgendwie zu seltsam.
»Ja. Ich ruf ihn gleich mal an. Wenn ich weiß, was Sache ist, hörst du wieder von mir.« Sie zog den Ohrstöpsel heraus und rieb sich geistesabwesend das heiße Ohr, während sie immer noch fasziniert zu dem kleinen untersetzten Mann hinüberschaute. Er hatte irgendetwas an sich ... etwas Merkwürdiges. Vielleicht ist er Modedesigner, überlegte sie, oder Filmproduzent, oder vielleicht auch Schriftsteller ihr war aufgefallen, dass manche Schriftsteller sich gern ausgefallen kleideten. Sie wollte ihm ein paar Minuten Zeit geben, um sein Anliegen in der Buchhandlung vorzubringen, dann würde sie ihren Bruder anrufen und sich Bericht erstatten lassen. Sophie wollte sich gerade abwenden, als der Mann in Grau plötzlich herumwirbelte und sie direkt anzusehen schien. Sein Gesicht lag im Schatten der Markise, und doch sah es für den Bruchteil einer Sekunde so aus, als glühten seine Augen. Sophie wusste sie wusste es einfach , dass der kleine Graue sie unmöglich sehen konnte.
Sie stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinter einer Schaufensterscheibe, die das Licht des frühen Nachmittags reflektierte. In der relativen Dunkelheit hinter der Scheibe war sie nicht zu erkennen. Und dennoch ... Und dennoch war es Sophie, als würden ihre Blicke sich für einen kurzen Augenblick treffen, und sie spürte, wie die Härchen auf ihren Unterarmen sich aufstellten und ein kalter Windhauch über ihren Nacken strich. Sie ließ ihre Schultern kreisen und bog den Kopf leicht nach rechts und links, sodass ihr ein paar ihrer langen blonden Locken über die Wangen fielen. Das Ganze hatte nur eine Sekunde gedauert, dann hatte der Fremde sich wieder abgewandt. Noch bevor der kleine graue Mann mit seinen drei viel zu warm angezogenen Begleitern in der Buchhandlung verschwand, stand für Sophie fest, dass sie ihn nicht mochte. Pfefferminze. Und faule Eier.
»Das stinkt ja hier gewaltig!« Josh Newman stand im Keller der Buchhandlung und atmete tief durch. Woher kam der Gestank nur? Er schaute an den Regalen entlang, die bis unter die Decke mit Büchern beladen waren, und fragte sich, ob vielleicht irgendein Tier dahintergekrochen und verendet war. Anders konnte er sich den üblen Gestank nicht erklären. Für gewöhnlich roch es in dem winzigen vollgestopften Keller einfach ein bisschen muffig eine Kombination der Gerüche von trockenem Papier und verstaubten Spinnweben, in die sich das intensivere Aroma alter Ledereinbände mischte. Josh liebte diese Gerüche; für ihn waren sie warm und tröstlich, so wie der Duft von Zimt und anderen Gewürzen, die er mit Weihnachten verband. Pfefferminze.
Frisch und rein durchschnitt der Geruch die Kellerluft. So rochen Zahnpasta oder die Kräutertees, die seine Schwester in dem Café gegenüber servierte. Die Minze legte sich über die schwereren Düfte von Papier und Leder und war so intensiv, dass es Josh in der Nase kitzelte. Er hatte das Gefühl, jeden Augenblick niesen zu müssen. Rasch zog er die Ohrstöpsel seines iPod heraus. Niesen mit Ohrstöpseln war keine gute Idee das Trommelfell konnte platzen. Eier. Er erkannte den Schwefelgeruch fauler Eier, der jetzt den frischen Minzeduft verdrängte ... und einfach ekelerregend war. Er spürte, wie der Gestank sich wie eine körperliche Schicht auf seine Zunge und Lippen legte, und seine Kopfhaut begann zu jucken, als krabbele etwas darauf herum. Josh fuhr sich mit den Fingern durch sein zerzaustes blondes Haar und schüttelte sich.
Oder kam das alles vielleicht von einem verstopften Abwasserkanal? Mit den Ohrstöpseln um den Hals checkte er die Bücherliste in seiner Hand und suchte erneut die Regale ab. Charles Dickens' gesammelte Werke, siebenundzwanzig Bände, roter Ledereinband. Wo konnten die sein?
Josh arbeitete schon seit über zwei Wochen in der Buchhandlung und hatte noch immer keine Ahnung, wo er was finden konnte. Es gab einfach kein Archivierungssystem.
Das heißt: Es gab eines, aber das kannten nur Nick und Perry Fleming, die Eigentümer der »Kleinen Buchhandlung«. Nick und seine Frau fanden jedes Buch sowohl oben im Laden als auch hier unten im Keller innerhalb weniger Minuten. Wieder waberten Pfefferminzduft und gleich darauf der Gestank von faulen Eiern durch den Keller. Josh musste husten und Tränen traten ihm in die Augen.
Das war ja nicht auszuhalten! Er stopfte die Bücherliste in die eine Tasche seiner Jeans und die Ohrstöpsel in die andere und schob sich an Bücherund Kistenstapeln vorbei Richtung Treppe. Nicht eine Minute länger konnte er bei diesem Gestank hier unten bleiben. Er rieb sich mit den Handballen die Augen, die inzwischen höllisch brannten. Dann zog er sich am Treppengeländer hoch. Er brauchte dringend frische Luft, sonst musste er sich übergeben. Doch seltsam, je näher er dem Ende der Treppe kam, desto schlimmer wurde der Gestank.
Er streckte den Kopf durch die Kellertür und schaute sich um. Und in diesem Augenblick wusste Josh Newman, dass die Welt nie mehr so sein würde wie bisher.
Übersetzung: Ursula Höfker
© 2008 für die deutschsprachige Ausgabe cbj, München Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
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Autoren-Porträt von Michael Scott
Michael Scott ist einer der erfolgreichsten und profiliertesten Autoren Irlands und ein international anerkannter Fachmann für mythen- und kulturgeschichtliche Themen. Seine zahlreichen Fantasy- und Science Fiction-Romane für Jugendliche wie für Erwachsene wurden in über 20 Ländern veröffentlicht. Michael Scott lebt und schreibt in Dublin. Ursula Höfker arbeitete nach Schule und Studium der Angewandten Sprachwissenschaften in verschiedenen Buch- und Zeitschriftenverlagen, bevor sie sich nach einem kurzen Abstecher in die USA in ihrem Heimatdorf als freiberufliche Übersetzerin selbständig machte. Seither lebt sie in Süddeutschland und träumt von ihrem alten Häuschen in der Toskana, das sie viel zu selten sieht.
Bibliographische Angaben
- Autor: Michael Scott
- Altersempfehlung: Ab 12 Jahre
- 2010, 412 Seiten, 10 Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 12,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Ursula Höfker
- Verlag: cbt
- ISBN-10: 357040000X
- ISBN-13: 9783570400005
- Erscheinungsdatum: 04.03.2010
Rezension zu „Der unsterbliche Alchemyst / Die Geheimnisse des Nicholas Flamel Bd.1 “
"Mein Lieblingsbuch! Unsterblich stark!"
Pressezitat
"Michael Scott ist der irische König der Fantasy." Irish Times
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