Der Wind der Erinnerung
"Eine mitreißende Geschichte über Familie und ihre Geheimnisse und die erlösende Kraft der Liebe."
Bestsellerautorin Kate Morton
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Bestsellerautorin Kate Morton
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Der Wind der Erinnerung “
"Eine mitreißende Geschichte über Familie und ihre Geheimnisse und die erlösende Kraft der Liebe."
Bestsellerautorin Kate Morton
Bestsellerautorin Kate Morton
Als Emma das Haus ihrer verstorbenen Großmutter Beattie erbt, hat sie wenig Lust, sich mit Kisten voller Erinnerungsstücke herumzuschlagen. Doch ein mysteriöses Foto lässt sie nicht mehr los. Es zeigt Beattie als junge Frau neben einem Mann, der besitzergreifend die Arme um sie legt. Zwischen den beiden: ein kleines rothaariges Mädchen. Der Mann ist nicht Emmas Großvater - und wer ist das Kind? Schon bald vermag sich Emma den Geheimnissen von Beatties Vergangenheit nicht mehr zu entziehen.
"Das ist genau das richtige Buch für Liebhaberinnen von Kate Morton und Lucinda Riley. (...) Sehr lesenswert!"
Delmenhorster Kreisblatt
Klappentext zu „Der Wind der Erinnerung “
Tasmanien 1933: Die alleinerziehende Mutter Beattie verdingt sich als Dienstmädchen auf Wildflower Hill - sie ahnt nicht, wie sehr dieses Landgut ihr Schicksal bestimmen wird. Besitzer Raphael Blanchard ist als Wüstling bekannt, für den eine anständige Frau nicht arbeiten sollte, doch Beattie hat keine Wahl. Erst recht nicht, als der Vater ihrer Tochter Lucy droht, ihr die Kleine wegzunehmen. Verzweifelt lässt Beattie sich auf ein Pokerspiel um alles oder nichts mit Blanchard ein. Ihr Einsatz: eine Liebesnacht mit ihr, seiner: Wildflower Hill.London 2009: Ein schwerer Sturz beendet die Karriere der berühmten Primaballerina Emma Blaxland. Emma kann und will das nicht akzeptieren, ein Leben ohne Tanz ist für sie undenkbar. Widerwillig kehrt sie in ihre Heimat Australien zurück und erfährt dort, dass ihre verstorbene Großmutter Beattie ihr ein Haus in Tasmanien hinterlassen hat, ein Landgut namens Wildflower Hill
Lese-Probe zu „Der Wind der Erinnerung “
Der Wind der Erinnerung von Kimberley WilkinsAus dem Englischen von Susanne Goga-Klinkenberg
Prolog
Sydney 1989
Das Mädchen tanzte.
Rechtes Bein, pas de chat. Rechtes Bein, petit jeté.
»Emma, deine Großmutter hat dich etwas gefragt.«
»Hmm?« Linkes Bein, pas de chat. Linkes Bein, petit jeté. Weiter und immer weiter über den Parkettboden, von einem Sonnenstrahl zum nächsten. Sie liebte Großmutters Haus, vor allem das Musikzimmer, in dem die Sonne ein Muster durch die duftigen Vorhänge warf und es genügend Platz gab, um zu tanzen und zu tanzen.
»Emma, ich sagte ...«
»Lass sie doch«, erwiderte Grandma mit ihrer leisen, musikalischen Stimme. »Es macht mir Freude, sie tanzen zu sehen.«
Rechtes Bein, pas de chat ...
»Wenn sie an ihrem Benehmen so fleißig arbeiten würde wie an ihrem Tanz, wäre sie nicht schon von zwei Schulen verwiesen worden.«
Rechtes Bein, petit jeté ...
Grandma lachte leise. »Sie ist erst elf. Da bleibt noch viel Zeit, um Benehmen zu lernen. Und du bestehst ja auch darauf, sie auf diese vornehmen Schulen zu schicken.«
... mehr
Linkes Bein, pas de chat ... »Nein, nein, nein!« Emma stampfte mit dem Fuß auf. Tief durchatmen. Von vorn anfangen. Linkes Bein, pas de chat. Linkes Bein, petit jeté ... Auf einmal bemerkte sie die Stille im Raum und blickte auf, ob sie allein war, doch Grandma saß noch auf dem tiefen Sofa neben dem Flügel und beobachtete sie. Emma schüttelte sich, straffte den Rücken und erwiderte ihren Blick. Über Grandmas Kopf hing ein großes Gemälde, das einen Eukalyptusbaum bei Sonnenuntergang zeigte: Grandmas Lieblingsbild. Emma konnte nicht verstehen, was an einem Baum so interessant sein sollte, aber es gefiel ihr, weil es ihrer Großmutter gefiel.
»Ich dachte, du wärst gegangen«, sagte sie schließlich.
»Nein, ich habe dir zugesehen. Deine Mutter ist vor zehn Minuten gegangen. Ich glaube, sie ist bei Grandpa im Garten.« Grandma lächelte. »Das Tanzen bedeutet dir sehr viel, nicht wahr?«
Emma konnte nur nicken. Sie hatte noch kein Wort gefunden, mit dem sie beschreiben konnte, was ihr das Tanzen bedeutete. Liebe war es nicht; es war viel größer und gewichtiger.
Grandma klopfte neben sich auf das Sofa. »Setz dich ein Minütchen zu mir. Selbst eine Primaballerina sollte sich mal ausruhen.«
Emma musste sich eingestehen, dass ihre Oberschenkel weh taten, doch das war ihr egal. Sie sehnte sich nach schmerzenden Muskeln und blutenden Zehen. Man hatte ihr gesagt, sie würde immer besser. Doch es war sehr nett von Grandma gewesen, dass sie die ganze Zeit zugeschaut hatte. Also ging sie zu ihr und setzte sich. Irgendwo im Inneren des Hauses war Musik zu hören, ein altes Big-Band-Stück, das Grandpa liebte. Emma hatte Grandma tausendmal lieber als Grandpa. Er erzählte pausenlos, vor allem von seinem Garten. Emma wusste, dass ihre Grandma und ihr Grandpa wichtige Leute mit viel Geld waren, obwohl es sie nicht sonderlich interessierte, was sie machten oder früher einmal gemacht hatten. Grandma war lustig und Grandpa langweilig, fertig, aus.
»Erzähl mir etwas über dein Tanzen«, sagte Grandma und nahm Emmas zarte Hand in ihre weichen Finger. »Möchtest du Ballerina werden?«
Emma nickte. »Mum sagt, nur die wenigsten werden Ballerina, und ich solle vorsichtshalber noch etwas anderes lernen. Aber dann hätte ich nicht mehr genügend Zeit zum Tanzen.«
»Nun, ich kenne deine Mutter ihr ganzes Leben lang.« Grandma lächelte, wobei kleine Fältchen in ihren Augenwinkeln sichtbar wurden. »Sie hat nicht immer recht.«
Emma musste lachen und kam sich herrlich ungezogen vor.
»Du musst aber hart dafür arbeiten.«
Sie wurde wieder ernst und reckte das Kinn in die Höhe. »Das tue ich schon.«
»Ja, ja, nach allem, was ich höre, arbeitest du so hart am Ballett, dass dir keine Zeit mehr für etwas anderes bleibt. Zum Beispiel, Freunde zu finden.« Ein Ausdruck, den sie nicht verstand, trat auf Grandmas Gesicht. War es Sorge? Oder etwas anderes? Sie saßen eine Weile schweigend da. Die Herbstsonne fiel schräg durch die Äste, die im Wind schwankten. Hier drinnen aber war es ruhig und warm.
»Weißt du«, sagte Grandma und drückte noch einmal Emmas Hand, bevor sie sie losließ, »ich möchte dir etwas versprechen.«
»Was denn?«
»Es soll ein Anreiz für dich sein.«
Emma wartete ab, weil sie nicht genau wusste, was das Wort bedeutete.
»Wenn du eine Ballerina wirst, werde ich dir etwas schenken. Etwas sehr Kostbares.«
Emma wollte nicht unhöflich sein, verspürte aber keine echte Begeisterung. Also lächelte sie artig und sagte: »Vielen Dank«, wie ihre Mutter es sich gewünscht hätte.
Grandma brach in Gelächter aus. »Das klingt nicht sonderlich aufregend, oder?«
Emma schüttelte den Kopf. »Weißt du, Grandma, wenn ich Ballerina werde, habe ich schon alles, was ich mir wünsche.«
Grandma nickte. »Dann geht dein Traum in Erfüllung.«
»Ja.«
»Ich werde mein Versprechen trotzdem halten. Denn du brauchst etwas für danach. Eine Ballerina kann nicht ewig tanzen.«
Doch Emma war in Gedanken bereits woanders. Die Vorstellung, ihren Traum zu verwirklichen, erfüllte ihre Nerven und Muskeln mit verzweifelter Energie. Sie musste sich bewegen. Pas de chat. Petit jeté.
»Emma«, sagte Grandma sanft, »denk bitte daran, dass Erfolg nicht alles ist.« Das klang traurig, weshalb Emma sich nicht zu ihr umdrehte.
Sie tanzte einfach weiter.
Eins
Beattie: Glasgow 1929
Beattie Blaxland hatte Träume. Große Träume. Nicht die verworrenen, unzusammenhängenden Fetzen, die einen im Schlaf heimsuchten. Nein, mit diesen Träumen tröstete sie sich vor dem Einschlafen, wenn sie in der eisigen Mietwohnung ihrer Eltern in dem Rollbett, das nach Bedarf herumgeschoben wurde, lag. Lebhafte, sehnsüchtige Träume. Ein Leben voller Mode und schöner Stoffe, in dem sie natürlich ein Vermögen verdiente. Ein Leben, in dem die trostlose Wahrheit über ihre trostlose Familie verblasste und schrumpfte und schließlich verschwand. Eins hatte sie sich jedoch nie vorgestellt: dass sie kurz vor ihrem neunzehnten Geburtstag von ihrem verheirateten Liebhaber schwanger werden könnte.
Den ganzen Februar hindurch hatte sie wie besessen die Wochen gezählt, sich das Hirn zermartert und versucht, den zeitlichen Ablauf nachzuvollziehen. Wenn sie Essen roch, drehte sich ihr Magen um, und ihre Brüste waren empfindlich. Am 1. März hatte Beattie endlich begriffen, dass in ihrem Körper ein Kind heranwuchs - das Kind von Henry MacConnell.
An diesem Abend war sie in den Club gegangen, als wäre nichts geschehen. Sie hatte über Teddy Wilders Witze gelacht, sich gegen Henrys warme Hand gelehnt, die sich weit unten an ihren Rücken schmiegte, und die ganze Zeit gegen das Würgen angekämpft, das der Zigarrenrauch in ihr hervorrief. Der erste Schluck des Gin-Cocktails schmeckte beißend und sauer. Dennoch lächelte sie weiter. Sie war es gewohnt, auf dem schmalen Grat zwischen äußerem Schein und ihren wahren Gefühlen zu balancieren.
Teddy klatschte zweimal in die Hände. Der Rauch stieg auf und hüllte die Männer ein, die mit ihren Cognacschwenkern um den runden Kartentisch saßen, der den ganzen Raum beherrschte. Teddy und sein Bruder Billy betrieben den nicht ganz legalen Spielsalon über dem durchaus legalen Restaurant ihres Vaters in der Dalhousie Lane. In diesem Restaurant hatte Beattie die Männer kennengelernt. Sie war damals Kellnerin gewesen, und ihre Eltern glaubten, das wäre sie noch immer. Teddy und Billy machten sie mit Henry bekannt und führten sie kurz darauf in den Club ein: in die dunkle, glitzernde Unterwelt von Glasgow, in der sich niemand dafür interessierte, wer sie war, solange sie hübsch aussah. Sie arbeitete die halbe Nacht und servierte Drinks, in den übrigen Stunden leistete sie Teddys Freundin Cora Gesellschaft.
Cora klopfte neben sich auf die Chaiselongue. Die anderen Frauen hatten sich am Kamin versammelt. Cora, deren kurze Locken von einem rosa Samtband über den Ohren gehalten wurden, war die anerkannte Königin des Clubs. Die anderen hielten sich von ihr fern, um unvorteilhafte Vergleiche zu vermeiden. Beattie hätte wohl das Gleiche getan, hätte Cora nicht beschlossen, sie zu ihrer Busenfreundin zu machen.
Nun ergriff sie Beatties Hand und drückte sie, das war die übliche Begrüßung. Beattie empfand große Ehrfurcht vor Cora, war aber auch zutiefst eifersüchtig auf deren stark geschminkte dunkle Augen und das platinblonde Haar, den lässigen Charme und den scheinbar nie versiegenden Strom fransenbesetzter Kleider aus Musselin oder Crêpe de Chine. Beattie tat ihr Bestes, um mitzuhalten. Sie kaufte Stoffe und nähte sich Kleider, die niemand von Pariser Modellen hätte unterscheiden können. Sie trug ihr dunkles Haar modisch kurz geschnitten, doch ihr offenes Gesicht und die großen blauen Augen machten jeden Hauch von Geheimnis und Verführungskraft zunichte. Cora war der selbstsichere Glamour angeboren, während Beattie darum kämpfen musste.
Cora stieß eine langgezogene Rauchwolke aus. »Und, wie weit bist du?«
Beatties Herz machte einen Sprung, sie blickte Cora scharf an. Ihre Freundin sah ungerührt geradeaus, die roten Lippen um die Zigarettenspitze geschlossen. Einen Moment lang glaubte Beattie, sie hätte sich die Frage nur eingebildet. Gewiss konnte man das schändliche Geheimnis, das sich tief in ihrem Inneren verbarg, nicht im grellen Licht des Clubs erkennen.
Dann aber drehte sich Cora zu ihr um und lächelte, während sich ihre schön geschwungenen Augenbrauen hoben. »Beattie, du bist ganz grün im Gesicht von dem Rauch, und du hast deinen Wein nicht angerührt. Letzte Woche habe ich noch gedacht, dir könnte einfach schlecht sein, aber jetzt ... ich habe doch recht, oder?«
»Henry weiß es nicht«, stieß Beattie verzweifelt hervor.
Cora streichelte nachsichtig ihre Hand. »Ich werde nichts sagen, versprochen. Komm, Schätzchen, tief durchatmen, du siehst völlig verschreckt aus.«
Beattie gehorchte und zwang sich, entspannt und lässig dazusitzen, wie man es von ihr erwartete. Sie nahm eine Zigarette von Cora, obwohl sich ihr Magen zusammenzog. Niemand durfte etwas merken oder Fragen stellen. Vor allem nicht Billy Wilder mit seinen geröteten Wangen und dem grausamen Lachen; er würde es wahnsinnig komisch finden. Andererseits konnte sie es nicht ewig verbergen.
»Du hast meine Frage nicht beantwortet. Wie weit bist du?«, fragte Cora so beiläufig, als hätte sie sich erkundigt, was Beattie in der Mittagspause gegessen hatte.
»Ich habe seit sieben oder acht Wochen nicht geblutet «, murmelte Beattie. Sie kam sich unglaublich verletzlich vor, als hätte man sie gehäutet, und sie wollte nicht weiter darüber sprechen oder daran denken. Sie war nicht bereit, Mutter zu werden. Bei dem Gedanken wurde ihr eiskalt.
»Also noch am Anfang.« Cora nahm ihre Puderdose aus der Handtasche und klappte sie auf. Vom Kartentisch drang Gelächter herüber. »Es besteht noch die Chance, dass es vorbeigeht.«
Einen Moment lang hob sich der furchtbare Druck der Angst. »Stimmt das? Ich habe keine Ahnung. Ich weiß, ich bin dumm, aber ich ...« Sie hatte Henry geglaubt, als er versprach, sich rechtzeitig zurückzuziehen, damit genau dies nicht passierte. Er hatte sich geweigert, andere Maßnahmen zu ergreifen. »Pariser sind für Pariser«, hatte er gesagt. »Ich weiß, was ich tue.« Er war dreißig und hatte im Krieg gekämpft, also hatte Beattie ihm geglaubt.
»Hör mal«, sagte Cora leise. »Du kannst etwas dagegen unternehmen, Schätzchen. Jeden Tag heiß baden, Lebertran nehmen, umherrennen und dich völlig verausgaben.« Sie klappte die Puderdose zu und sprach wieder mit normaler Stimme. »Du bist noch am Anfang. Die Freundin meiner Cousine war im dritten Monat, als das Kleine einfach weggeblutet ist. Sie hat das winzige Ding mit ihren Händen aufgefangen, es war nicht größer als eine Maus. Trotzdem war sie am Boden zerstört. Hatte sich nach einem Baby gesehnt. War natürlich verheiratet.«
Verheiratet. Beattie war es nicht, Henry hingegen schon. Mit Molly, dem irischen Wolfshund, wie er sie zu nennen pflegte. Er hatte Beattie versichert, dass es eine leblose Ehe sei, dass sie geheiratet hätten, weil sie glaubten, einander zu kennen, sich dann aber allmählich entfremdet hatten. Dennoch, Molly war seine Frau.
Sie paffte wenig elegant die halbe Zigarette und entschuldigte sich damit, arbeiten zu müssen. Als sie das Tablett mit den Getränken brachte, warf sie einen sehnsüchtigen Blick auf Henrys eckigen Kiefer und das rotgoldene Haar. Wie gern hätte sie ihn berührt, doch sie wollte ihn nicht in seiner Konzentration stören. Sie wagte nicht, ihm von dem Kind zu erzählen. Warum schlafende Hunde wecken, wenn Cora sagte, dass es möglicherweise noch zu einer Fehlgeburt kommen könnte? Vielleicht wäre es morgen oder nächste Woche schon vorbei. Ein paar lange heiße Bäder wären sicher hilfreich, aber schwierig zu bewerkstelligen, da sie ein Gemeinschaftsbad auf ihrer Etage hatten. Ganz frühmorgens vielleicht, vor allen anderen ...
Henry blickte von den Karten auf und nickte ihr zu. So war Henry, keine großen Gesten, kein albernes Augenzwinkern oder Winken. Nur sein steter grauer Blick, der auf ihr ruhte. Sie musste sich abwenden. Er wandte sich wieder den Karten zu, während sie das Tablett zu der kleinen Theke in der Zimmerecke trug und die Gin- und Cognacflaschen auf den verspiegelten Regalen anordnete. Sie liebte Henrys seltsam blasse Augen. Sie sprachen zu ihr, wenn er nicht redete, und er redete selten. Einmal, ganz zu Anfang ihrer Beziehung, hatte sie ihm beim Pokerspiel zugesehen und bemerkt, wie stark sich die Pupillen von der Iris abhoben. Sie konnte in seinen Augen lesen, was er in der Hand hielt: Wenn er ein gutes Blatt hatte, weiteten sich seine Pupillen, bei einem schlechten verengten sie sich. So etwas bemerkte nur eine Frau, die einem Mann endlos in die Augen sah.
Daraufhin hatte sie die anderen Männer am Tisch beobachtet und versucht, deren Karten vorauszusagen. Es war nicht immer einfach, vor allem bei Billy Wilder, dessen Augen fast schwarz waren. Doch wenn es um einen hohen Einsatz ging und die Männer sich am meisten um eine ausdruckslose Miene bemühten, merkte Beattie fast immer, wenn sie blufften. Henry hielt das alles für Unsinn. Sie versuchte, es ihm zu beweisen, aber er hatte sie von seinem Schoß geschubst und weggeschickt. Er hatte das Spiel verloren, weil er nicht auf ihren Rat gehört hatte, und war tagelang furchtbar schlecht gelaunt gewesen. Seither blieb sie dem Kartentisch fern. Es war ja auch nicht so wichtig.
Cora winkte sie heran, vermutlich wollte sie klatschen. »Ist es zu fassen, was Ivy O'Hara da anhat?«
Beattie sah zu Ivy, die einen glitzernden, mit Perlen besetzten Netzschlauch über einem seidenen Unterkleid trug, dazu eine Seidenblume um den Hals und Schuhe mit hohen Louis-XV-Absätzen. Das schimmernde Kleid betonte ihre breiten Hüften, während die augenblickliche Mode ganz auf schmale Hüften ausgerichtet war. Ivy konnte natürlich nichts dafür. Eine gute Schneiderin hätte den Stoff so drapiert, dass sie darin göttlich und hochgewachsen ausgesehen hätte.
»Du liebes bisschen, sie sieht aus wie eine Kuh.«
»Es liegt am Kleid.«
Cora verdrehte die Augen. Beattie hatte an diesem Abend keine Lust auf die rasiermesserscharfen Analysen weiblicher Mängel. Sie hörte eine Weile niedergeschlagen zu und kehrte dann an die Theke zurück.
Der Abend zog sich hin - Gläser klirrten, Männer lachten, das Grammophon spielte laute Jazzmusik, und über allem hing der unvermeidliche Rauch - , und Beattie war hundemüde. Sie wollte ins Bett. Das konnte sie aber schlecht sagen, denn Teddy nannte sie gern »Beattie Morgenstund«, und sie war oft bei Camille im Atelier erschienen, nachdem sie nur ein oder zwei Stunden geschlafen hatte. Heute Abend stand Beattie nicht der Sinn nach Lärm und fröhlicher Stimmung. Sie war gefangen in einer Blase aus Elend und Sorge.
Schließlich stand Henry vom Tisch auf und raffte einen Haufen Fünf-Pfund-Noten zusammen. Es war ein guter Abend gewesen, und anders als seine Freunde wusste er, wann er aufhören musste. Als er durch den Raum ging, machten ihm die anderen Vorwürfe, die nicht nur scherzhaft gemeint waren. Er blieb an der Theke stehen und schien nicht zu hören, was seine Freunde sagten. Mit ernster Miene streckte er die Hand nach Beattie aus. Er strahlte eine schweigende Autorität aus, der sich niemand entziehen konnte. Beattie liebte ihn deswegen; andere Männer wirkten dagegen wie lärmende Tölpel. Ein einziger Blick auf seine Hand, das starke Gelenk und die sauberen, eckig geschnittenen Nägel, zeigte ihr, weshalb sie überhaupt in diesem Dilemma steckte. Ihre Haut wurde warm, wenn sie ihn nur anschaute.
Er legte die Hand auf ihre Hüfte und zog sie an sich. Sie wusste, was er wollte. Das kleine Hinterzimmer mit der Liege, die zwischen leeren Kisten und Fässern stand, wartete auf sie. Wie immer überlief sie ein Schauer, als sie den Club verließen, in dem ein warmes Feuer brannte. Henry lachte sanft, sie spürte seinen heißen Atem an ihrem Ohr. Er glaubte, sie erschauere vor Lust. Beattie aber erkannte, wie unklug sie gewesen war, und die Erkenntnis ließ ihre Lust versiegen.
Falls er ihr Zögern spürte, ließ er es sich nicht anmerken. Der letzte Lichtschein erstarb, als er die Tür schloss und sie umarmte.
Die rauhe Wärme seiner Kleidung, das Geräusch seines Atems, der Schlag seines Herzens. Sie spürte ihn an sich, und ihre Knochen fühlten sich ganz weich an vor lauter Liebe. Wenn seine Freunde nicht dabei waren, wurde er zärtlich.
»Mein Schatz«, sagte er mit dem Mund in ihren Haaren, »du weißt, dass ich dich liebe.«
»Ich liebe dich auch.« Sie wollte es wieder und wieder sagen, mit immer größeren und leuchtenderen Worten.
Er bettete sie sanft auf die Liege und schob ihren Rocksaum hoch. Sie erstarrte; er drückte sich fester an sie, und sie erkannte, wie albern es wäre, sich jetzt zu widersetzen. Es war ohnehin zu spät. Das Kind war in den Brunnen gefallen, wie ihr Vater sagen würde.
Ihr Vater. Scham und schlechtes Gewissen schlugen wie eine Welle über ihr zusammen.
»Beattie?«, fragte Henry mit sanfter Stimme, während sich seine Hände wie Eisen um ihre Knie schlossen.
»Ja, ja«, flüsterte sie. »Natürlich.«
Beatties Haut war rosig vom heißen Wasser, als sie sich in dem muffigen Badezimmer anzog. Eine Woche war vergangen, doch die heißen Bäder brachten ihr nur misstrauische Blicke der Nachbarin Mrs. Peters ein. Als sie in die Wohnung zurückkehrte, saß ihr Vater schon am Küchentisch vor der Schreibmaschine. Trotz der kühlen Luft schimmerte Angstschweiß auf seinem Nasenrücken. Sie konnte sich nicht erinnern, wann Pa zuletzt entspannt gewirkt hatte. Jeden Tag zog er sich mehr in sich zurück wie eine Spinne, die ihre Beine einzieht, weil sie im Sterben liegt. An der Leine unter der Küchendecke hing Wäsche. Ma schlief noch hinter dem Vorhang, der den Wohn- vom Schlafbereich trennte.
»Frühaufsteher, was?«
Er blickte auf und lächelte. »Das Gleiche könnte ich zu dir sagen«, erwiderte er mit seinem geschliffenen englischen Akzent. Mas Schottisch war dichter als der Nebel von Glasgow, und Beattie lag irgendwo zwischen den beiden. »Du bist spät aus dem Restaurant gekommen, und jetzt machst du dich schon wieder auf den Weg zur Arbeit.«
Beattie arbeitete seit drei Wochen in Camilles Modesalon in der Sauchiehall Street. Vorher war sie in der Kleiderabteilung des Poly gewesen, eines Kaufhauses, in dem die Kunden geringere Ansprüche stellten, die Kleider aber auch viel weniger schön waren. Bei Camille wurde die neueste Mode vom Kontinent angeboten, und nur die reichsten Frauen von Glasgow kauften dort ein: die Ehefrauen und Töchter der großen Reeder und Eisenbahnmagnaten. Beattie beobachtete immer wieder, wie sie, ohne mit der Wimper zu zucken, fünfzig Pfund oder mehr für ein Kleid ausgaben, während sie selbst mit vier Shilling pro Woche nach Hause ging.
»Du musst nicht mehr lange doppelt arbeiten«, sagte ihr Vater und rückte die Brille zurecht. »Ich bin sicher bald fertig.«
»Es macht mir nichts aus.« Sie verspürte ein schlechtes Gewissen. Pa wäre entsetzt, wenn er wüsste, dass sie im Club arbeitete und Trinkgelder von Männern bekam, die sie hübsch fanden. Oder dass Henry ihr nach einem guten Abend ein paar Pfund zusteckte. Er hielt sie für ein respektables Mädchen, das überdies noch Jungfrau war.
Er wandte sich wieder der Arbeit zu. Klapper, klapper, klapper ... Es tat ihr in der Seele weh, wenn sie ihn so dasitzen sah, von seinem schlechten Gewissen geplagt. Vor einem Jahr war alles noch ganz anders gewesen. Pa war Professor für Naturgeschichte am Londoner Beckham College gewesen. Sie waren nicht wohlhabend, aber glücklich und zufrieden, und lebten in einer ordentlichen Wohnung mit einem winzigen Garten, die dem College gehörte und in die nachmittags die Sonne schien. Für Beattie war das Leben in London aufregend gewesen, denn sie stammte aus der kleinen Grenzstadt Berwickupon- Tweed. Pa war jedoch ein überzeugter Atheist, obwohl Ma dies als schottische Protestantin durchaus nicht gutheißen konnte, und hatte alsbald den Unmut des neuen katholischen Dekans erregt. Zwei Monate später hatte er seine Stelle und damit auch die Wohnung verloren.
Sie wollte gerade hinter den Vorhang treten, ihr Bett wegrollen und die Schuhe suchen, als Pa sagte: »Gib auf dich acht, Beattie, Liebes.«
Überrascht hielt sie inne. Ihr Vater zeigte selten echte Zuneigung, und dieses eine kleine Wort - Liebes - traf sie ins Herz. Sie kehrte an den Tisch zurück und setzte sich ihm gegenüber. Sie hatte sein dunkles Haar und die blauen Augen geerbt, zum Glück aber nicht die ausgeprägte Nase und den schmalen Mund. In diesem Moment war er für sie der Mann, der er immer gewesen war: ein Fremder an ihrer Seite, ein Mensch, den sie kannte und doch wieder überhaupt nicht. Wegen Geld- mangels waren sie von London nach Glasgow gezogen, wo Beatties Großmutter mütterlicherseits sich in selbstgerechtem Mitleid ergangen hatte. Niemand hatte Pa eine neue Stelle als Dozent angeboten, doch er weigerte sich, eine andere Arbeit anzunehmen. Er hielt an der Vorstellung fest, dass sein Intellekt irgendwann triumphieren würde. Daher arbeitete er weiter an seinem Buch, davon überzeugt, dass ein Verleger es kaufen und eine Universität irgendwo in der Welt ihm daraufhin eine Stelle anbieten würde. Granny hielt das für Quatsch. Ma sagte nichts dazu.
Pa bemerkte ihren Blick und schaute verwirrt hoch. »Beattie?«
»Liebst du mich, Pa?« Woher waren diese Worte gekommen? Das hatte sie nicht beabsichtigt.
»Nun ... ich ...«, er nahm errötend die Brille ab und rieb sie energisch an seinem Hemd. »Ja, Beattie.«
»Was ich auch tue? Wirst du mich immer lieben?« Ihr Herz raste, getrieben von der primitiven Angst, er könne ihre Gedanken lesen.
»Wie ein Vater es tun sollte.«
Sie stand auf und wollte schon sein Handgelenk berühren, überlegte es sich aber anders. »Ich bin nicht müde. Es geht mir gut«, log sie.
Er blickte nicht auf. »Braves Mädchen. Ich muss arbeiten. Das Buch schreibt sich nicht von selbst.«
Das Klappern der Schreibmaschine folgte ihr ins Schlafzimmer, wo sie die Schuhe anzog. Ma schnarchte leise, und Beattie freute sich, dass ihr Gesicht so friedlich wirkte. Ma sah seit langem immer nur müde und besorgt aus. An der Wand hing ein Schnittmuster für ein Kleid, an dem Beattie gearbeitet hatte. Das braune Papier rollte sich schon ein, denn sie hatte nichts mehr daran getan, seit sie von der Schwangerschaft wusste. Wozu ein Kleid nähen, das ihr bald ohnehin nicht mehr passen würde?
Beattie setzte sich auf die Bettkante und drückte den Unterarm auf den Bauch. Welche Geheimnisse entfalteten sich in ihrem Inneren? Was für ein seltsames neues Leben wuchs dort heran? Bei dem Gedanken wurde ihr schwindlig vor Angst. Sie zog die Augenbrauen zusammen und wollte ihren Körper zwingen, das Kind herauszustoßen. Doch es passierte nicht. Es passierte nie.
Zwei
Die Wochen vergingen, und das Ding krallte sich hartnäckig in ihrem Inneren fest. Sie verspürte Krämpfe, doch es war nur die Angst, die sie durchzuckte. Ihre Hüfthalter wurden enger, und weil sie immer schlank, beinahe knochig gewesen war, wurde eine erste leichte Schwellung sichtbar. Zum Glück trug sie lose Kleider und einen gewickelten Mantel, zum Glück liebte Henry sie vorzugsweise im Dunkeln, und zum Glück besaß sie genügend Geschick, um die Nähte ihrer Kleider auszulassen. Bald, ganz bald, würde die Blutung kommen, so wie sie es sich hundert oder tausend Mal vorgestellt hatte. Dann wäre der Alptraum vorbei, und das Leben könnte ganz normal weitergehen.
Es fiel ihr zunehmend schwerer, morgens aufzustehen, und an einem kühlen Aprilmorgen blieb sie in der grauen Dämmerung liegen, bis ihre Mutter sie sanft weckte.
»Beattie. Beattie. Du kommst zu spät zur Arbeit.«
Sie zwang sich, die Augen zu öffnen.
»Es tut mir leid«, sagte Ma. »Aber ich möchte nicht, dass deine Chefin wütend wird. Es sind schwere Zeiten. Du darfst deine Stelle nicht verlieren.« »Danke, Ma.« Sie schlug die Decke zurück und rieb sich die Augen.
Ma hustete laut. Es schien sehr lange zu dauern, bis sie den Hustenanfall unter Kontrolle hatte. Unterdessen zog sich Beattie rasch an.
»Dein Husten klingt nicht gut.«
»Ach, das wird schon.«
»Das sagst du nun schon seit einer Woche. Vielleicht solltest du zum Arzt gehen.«
Ma sah sie traurig an. Ihre Augenlider hingen herab, als trügen sie die ganze Last ihrer Sorgen. »Kind, wir können uns keinen Arzt leisten und auch keinen Tag ohne Arbeit. Ich bin bald wieder auf der Höhe.«
Beattie behielt sie im Auge, als sie in den Wohnbereich ging, sich die Haare kämmte und sich vor einem kleinen, angelaufenen Spiegel, der auf einem Stapel Koffer stand, schminkte. Merkte Pa denn nicht, was Ma durchmachte? Dachte er nicht daran, sich eine ehrliche Arbeit zu besorgen? Nein, natürlich merkte er es nicht. Ma hatte ihn wegen seines brillanten Verstandes geheiratet, und nun war sie an ihn gekettet.
Camilles Modesalon, in dem Beattie vier Tage in der Woche arbeitete, gehörte Antonia Hanway, der Schwester des berühmten James Hanway, der in der Bath Lane eine Zuschneiderei besaß. Sie hoffte insgeheim, dass sie bei Antonia einen guten Eindruck hinterlassen würde und dadurch vielleicht eines Tages bei James arbeiten könnte: als Näherin oder Zuschneiderin, vielleicht sogar als Modeschöpferin. Sie trug immer einige zusammengefaltete Zeichnungen in der Handtasche, sollte er jemals in den Modesalon kommen. Doch das tat er nie.
Sie betrat gähnend das Geschäft, was ihr einen strengen Blick von Antonia eintrug. Antonia war ein schwieriger Mensch, obwohl es vermutlich keine böse Absicht war. Die Kundinnen mussten Termine vereinbaren, bevor sie in den Laden kamen, und dann mussten Beattie und die anderen Assistentinnen sie bedienen, als gehörten sie zur königlichen Familie. Manchmal war das tatsächlich der Fall, und vermutlich lebte Antonia in der ständigen Angst, etwas falsch zu machen, und war deshalb so unerträglich. Beattie störte es nicht, weil sie das Geschäft liebte. Die Stangen voller Kleider, den Boden mit dem Schachbrettmuster, die Anproberäume im Untergeschoss, die von Kronleuchtern erhellt wurden, und den gelben Kanarienvogel im schmiedeeisernen Käfig, der durch das Erkerfenster auf die Straße blickte. Er hieß Rex. Lorna, eine der Assistentinnen, hatte erzählt, dies sei schon der vierte gelbe Kanarienvogel namens Rex, den Antonia ins Fenster gesetzt hätte. »Wenn einer stirbt, kauft sie am nächsten Tag einen neuen. Sie mag es nicht, wenn ihre Kundinnen an den Tod erinnert werden, obwohl er natürlich jeden trifft. Hochnäsige Kühe.«
Einige Kundinnen mochte Beattie, andere hasste sie aus tiefster Seele. Die schlimmste war Lady Miriam Minchin, eine zaundürre Frau von Mitte vierzig, die mit freundlichen Worten geizte, für sich selbst aber das Geld mit vollen Händen ausgab. Beattie bediente an diesem Morgen ausgerechnet diese Kundin, als sie den ersten schmerzhaften Stich in der linken Seite spürte.
Zuerst ignorierte sie den Schmerz, holte ein Kleid nach dem anderen von den Stangen und eilte damit nach unten in die Anprobe. Ihr Herz nahm den Rhythmus der Stiche auf, Hoffnung durchflutete sie: Endlich war es so weit. Die heißen Bäder, der Lebertran und das innige Wünschen hatten endlich funktioniert. Gleichzeitig aber bekam sie Angst. Wenn es nun weh tat? Wenn es schmutzig war? Wie sollte sie bei der Arbeit diskret damit umgehen?
»Das Blaue steht Ihnen gut«, sagte Antonia zu Lady Miriam, während Beattie sich zur Ruhe zwang. »Was meinst du, Beattie?«
»Der Schnitt ist wunderbar. Und die Farbe schmeichelt Ihrer Haut ...« Ein Schmerz schoss tief in ihren Unterleib, so dass sie unwillkürlich keuchte und ihren Bauch umklammerte.
»Was ist los, Beattie?«, fragte Antonia in scharfem Ton.
»Ich habe ... Schmerzen ...« So sollte es nicht sein! Sie musste leise und rasch zu Hause bluten, wo ein Badezimmer in der Nähe war. Niemand durfte es erfahren.
Einen Moment lang wanderten Lady Miriams Augen von Beatties Gesicht zu ihrem Bauch und wieder zurück. Beattie zuckte zusammen. Lady Miriam wusste Bescheid.
»Ich muss nach Hause«, stieß Beattie hervor und lief zur Treppe.
»Warte, Mädchen!«, sagte Antonia panisch, weil sie fürchtete, Beattie könne einen schlechten Eindruck auf die Kunden machen.
»Lassen Sie sie«, sagte Lady Miriam.
Sie entkam. Die Treppe hinauf und aus dem Modesalon auf die verregnete Straße.
Eine Sekunde später war der Schmerz verschwunden. Sie holte tief Luft.
Nach Hause, sie musste nach Hause. Sie war schon drei Häuserblocks gegangen, als sie merkte, dass sie ihren Mantel vergessen hatte. Gänsehaut überzog ihre Arme. Die feuchte graue Straße erstreckte sich unter ihren Füßen, und ihr Atem war lauter als der Verkehrslärm.
Da war er wieder, der Schmerz. Hart und spitz, er schien sie zu zerreißen. Sie zwang sich, tief einzuatmen, so konnte sie nicht nach Hause gehen. Pa würde sie sehen, und außerdem brauchte sie einen Arzt.
Sie stellte sich unter eine Markise und versuchte, klar zu denken. Für einen Arzt hatten sie kein Geld, das hatte Ma heute Morgen betont. Dann fiel ihr ein, wie sich Henry und Billy Wilder einmal im Club geprügelt hatten, weil sie zu betrunken waren, um ihre Scherze als solche zu erkennen. Billy hatte ein Glas auf Henrys Kopf zerschlagen, und die Wunde hörte nicht auf zu bluten. Henry hatte ein Taschentuch dagegengedrückt und sich zusammen mit dem zerknirschten Billy um Mitternacht zu Dr. Mackenzie in die West George Lane begeben. Dieser hatte Henry vor dreißig Jahren auf die Welt geholt und war seither der Arzt der Familie. Wenn sie ihn um Hilfe bat, sich ihm auf Gedeih und Verderb auslieferte, ihm sagte, das Kind, das sie verlöre, sei von Henry ...
Aber die Scham, die Schwierigkeiten, die Henry bekommen würde.
Der Schmerz war zu groß, sie brauchte Hilfe. Sie drehte sich um und lief in Richtung West George Lane. Die Wolken über ihrem Kopf wurden dunkel, und das Nieseln wurde stärker. Harte, kalte Tropfen, die in die Gosse strömten und aufspritzten, wenn Autos vorbeifuhren. Sie hielt sich dicht bei den Gebäuden, doch als sie vor der Praxis ankam, waren ihre Schuhe durchweicht. Sie war nicht in der Lage, die Tür aufzudrücken. Es gab keine Markise, und der Regen prasselte gleichgültig auf sie nieder, als wäre sie nicht wichtiger als die Müllkisten, die auf der anderen Seite der engen Gasse standen.
In diesem Augenblick kam sie sich vollkommen wertlos vor.
Tränen stiegen ihr in die Augen, und zum ersten Mal, seit sie von der Schwangerschaft wusste, erlaubte sie sich zu weinen. Um den Verlust ihrer Unschuld, ihres Stolzes, der letzten Selbstachtung, die ihr nach dem Abstieg ihrer Familie geblieben war. Doch sie weinte auch um das Kind, das nicht darum gebeten hatte, gezeugt zu werden, und das niemals die feuchte Luft von Glasgow atmen, die Berührung seiner Mutter spüren oder die sturmgrauen Augen seines Vaters sehen würde. Sie weinte in ihre Hände, während der Regen auf sie niederprasselte. Dann, wie von Zauberhand, hörte er auf.
»Alles in Ordnung, Mädchen?«
Sie blickte auf. Um sie herum regnete es noch immer, doch neben ihr stand ein großer, breitschultriger Herr, der einen riesigen schwarzen Schirm über sie hielt.
Beattie fasste sich und wischte die Tränen ab. »Vielen Dank, Sie sind sehr freundlich. Ich ... ich muss jetzt nach Hause.«
»Wollen Sie zum Arzt?« Er deutete auf die Praxistür.
Sie schaute von der Tür zu dem Herrn und schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht genug Geld.«
»Ach, das wird schon. Kommen Sie herein. Ich kann Sie doch nicht im Regen stehenlassen.« Er holte einen Schlüsselbund heraus, öffnete die Tür und schob sie hinein. Erst jetzt wurde ihr klar, dass dieser Herr Dr. Mackenzie war. Er stellte seinen Schirm in einen Ständer neben der Tür und bat sie, im leeren Wartezimmer Platz zu nehmen. Der Empfang war verlassen. Er holte ihr ein kratziges weißes Handtuch.
»Normalerweise habe ich am Donnerstagnachmittag keine Sprechstunde. Sie haben Glück gehabt.«
Beattie rieb sich die Haare trocken. Im Zimmer roch es stark nach Zitronenpolitur und Salbe.
»Kommen Sie mit.« Er führte sie in ein Untersuchungszimmer mit einer schmalen Liege. An der Decke hing eine weiße Lampe von einer Kette. Er setzte sich an den Schreibtisch, doch sie blieb verlegen vor ihm stehen wie ein Schulmädchen.
»Nur zu, Mädchen, was ist denn los?«
»Ich bin schwanger, und ...« Ihr Gesicht wurde rot und heiß, während sie immer noch am ganzen Körper zitterte. »Ich glaube, ich verliere das Baby. Ich habe furchtbare Schmerzen ...«
Er runzelte nicht die Stirn und zeigte auch sonst keine Missbilligung, sondern stand auf und half ihr auf die Liege. »Lassen Sie mich sehen.« Er strich das feuchte Kleid über ihrem Bauch glatt und fuhr mit den Händen fest darüber. Sie beobachtete ihn mit angehaltenem Atem. Er hatte große Poren auf der Nase, und auf seinen Wangen wuchsen graue Haare.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht - ich muss Ihr Kleid beiseiteschieben.«
Sie nickte und schloss die Augen. Dann spürte sie seine kühlen Hände auf der nackten Haut. Er rollte ihren Hüfthalter herunter, drückte und tastete. Mit geschickten Händen bewegte er sich tiefer an Stellen, die bislang nur Henry berührt hatte. Doch bei ihm fühlte es sich anders an. Nicht heiß und wild, sondern kalt und steril.
»Sie bluten nicht. Haben Sie vorhin geblutet?«
»Nein.«
»Wie alt sind Sie?«
»Einundzwanzig«, log sie.
»Ist der Schmerz ähnlich wie die Krämpfe, die Sie bei Ihrer monatlichen Regel haben?«
Beattie wand sich vor Scham, weil sie mit einem Mann über so etwas sprechen sollte. »Nein, weiter unten, auf der linken Seite. Ich glaube ...« Vor lauter Scham und Angst war es ihr gar nicht aufgefallen. »Ich glaube, sie haben aufgehört.«
Er nestelte an ihrer Kleidung, und sie merkte, dass sie wieder bedeckt war. Sie öffnete die Augen und setzte sich hin. Dr. Mackenzie hatte am Schreibtisch Platz genommen.
»In dieser Phase der Schwangerschaft ist ein solcher Schmerz recht häufig. Ihr Körper bereitet sich auf die Geburt vor. Die Bänder in Ihrem Becken dehnen sich. Da Sie sehr jung sind, ist es bei Ihnen etwas stärker. Vermutlich sind Sie gerade erst ausgewachsen.«
Geburt? Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Vor ihren Augen verschwamm alles.
»Also brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Dem Baby geht es gut.«
Die Unausweichlichkeit ihrer Situation traf sie wie ein Schlag. »Nein!«, platzte es aus ihr heraus. Wieder musste sie mit den Tränen kämpfen.
Der Arzt zog die Augenbrauen hoch. »Verstehe.«
»Danke.« Sie tat, als wäre alles in Ordnung, und stieg von der Liege. »Ich möchte Sie nicht länger belästigen ...« Doch dann wurde sie erneut von den Tränen überwältigt, und er setzte sie entschlossen auf einen Stuhl und reichte ihr sein Taschentuch.
»Sie sind nicht verheiratet, oder?«
»Nein.«
»Weiß der Vater Bescheid?«
Sie dachte an Henry und dass Dr. Mackenzie ihn schon als kleinen Jungen gekannt hatte. »Noch nicht.«
»Sie müssen es ihm sagen.« Seine Stimme wurde sanft. »Sie haben ein Baby im Bauch, Kleines. Er oder sie ist schon seit drei Monaten dort drinnen. Die Aussicht auf eine Fehlgeburt ist jetzt sehr gering. Verstehen Sie, was ich sage? Es gibt keinen anderen Weg. Sie müssen es ihm erzählen.«
Sie drückte ihre Zehen fest in die Schuhe. »Er ist verheiratet «, stieß sie hervor.
Er presste die Lippen zusammen, so dass sie hinter seinem Bart verschwanden. »Verstehe.«
»Soll ich es ihm trotzdem sagen?«
»Mädchen, ich glaube, Sie haben keine andere Wahl.«
Die Wolken hatten sich verzogen, der Regen war zu einem Nieseln geworden. Beattie kehrte zum Modesalon zurück, um sich bei Antonia zu entschuldigen und irgendwie ihre Stelle zu retten. In diesen Zeiten durfte man nicht arbeitslos werden. Alle redeten von der Krise; selbst die großen Schifffahrtsgesellschaften wollten niemanden mehr einstellen. Beattie wusste, dass sie betteln musste. Sie klingelte an der Tür und spähte durchs Erkerfenster. Antonia tauchte aus dem Keller auf. Als sie Beattie sah, verzog sie das Gesicht.
Sie öffnete die Tür nur einen Spaltbreit. »Was ist los?«
»Ich wollte mich entschuldigen, ich ...«
»Du siehst aus wie eine nasse Katze. Mädchen wie dich will ich in meinem Geschäft nicht haben, Beattie Blaxland. Ich habe einen Ruf zu wahren.«
»Ich gehe nach Hause, ziehe mich um und komme sofort zurück.« Sie merkte, dass sie hoffnungslos und verzweifelt klang.
»Umziehen? Damit änderst du aber nicht, was du bist. Lady Miriam hat mir die Augen geöffnet. Du erwartest ein Kind und bist nicht verheiratet. Und es heißt, dass du dich mit Henry MacConnell herumtreibst. Ist das sein Balg? Er hat schon eine Frau, falls du das nicht wusstest.«
»Bitte, Antonia«, flehte Beattie verzweifelt. »Ohne meinen Lohn kommen wir nicht zurecht. Meine Familie ist ...«
»Das hättest du dir früher überlegen sollen. Ein Dutzend Mädchen bettelt jeden Tag bei mir um eine Stelle, und keins von ihnen ist schwanger. Ich habe die freie Auswahl. Warum sollte ich ausgerechnet dich behalten? «
»Bitte ... bitte!«
»Lady Miriam hat erklärt, dass sie erst dann wieder ins Geschäft kommen wird, wenn du nicht mehr da bist. Ich muss an mein Unternehmen denken.«
Beattie schluckte schwer. Sie musste so niedergeschlagen ausgesehen haben, dass Antonia einen Moment lang weichwurde.
»Es tut mir leid, Kind.« Sie sprach leise und konnte Beattie dabei nicht in die Augen sehen. »Aber du wirst keinen Fuß mehr in meinen Laden setzen.« Mit diesen Worten schloss sie die Tür.
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2012 by Knaur Verlag
Linkes Bein, pas de chat ... »Nein, nein, nein!« Emma stampfte mit dem Fuß auf. Tief durchatmen. Von vorn anfangen. Linkes Bein, pas de chat. Linkes Bein, petit jeté ... Auf einmal bemerkte sie die Stille im Raum und blickte auf, ob sie allein war, doch Grandma saß noch auf dem tiefen Sofa neben dem Flügel und beobachtete sie. Emma schüttelte sich, straffte den Rücken und erwiderte ihren Blick. Über Grandmas Kopf hing ein großes Gemälde, das einen Eukalyptusbaum bei Sonnenuntergang zeigte: Grandmas Lieblingsbild. Emma konnte nicht verstehen, was an einem Baum so interessant sein sollte, aber es gefiel ihr, weil es ihrer Großmutter gefiel.
»Ich dachte, du wärst gegangen«, sagte sie schließlich.
»Nein, ich habe dir zugesehen. Deine Mutter ist vor zehn Minuten gegangen. Ich glaube, sie ist bei Grandpa im Garten.« Grandma lächelte. »Das Tanzen bedeutet dir sehr viel, nicht wahr?«
Emma konnte nur nicken. Sie hatte noch kein Wort gefunden, mit dem sie beschreiben konnte, was ihr das Tanzen bedeutete. Liebe war es nicht; es war viel größer und gewichtiger.
Grandma klopfte neben sich auf das Sofa. »Setz dich ein Minütchen zu mir. Selbst eine Primaballerina sollte sich mal ausruhen.«
Emma musste sich eingestehen, dass ihre Oberschenkel weh taten, doch das war ihr egal. Sie sehnte sich nach schmerzenden Muskeln und blutenden Zehen. Man hatte ihr gesagt, sie würde immer besser. Doch es war sehr nett von Grandma gewesen, dass sie die ganze Zeit zugeschaut hatte. Also ging sie zu ihr und setzte sich. Irgendwo im Inneren des Hauses war Musik zu hören, ein altes Big-Band-Stück, das Grandpa liebte. Emma hatte Grandma tausendmal lieber als Grandpa. Er erzählte pausenlos, vor allem von seinem Garten. Emma wusste, dass ihre Grandma und ihr Grandpa wichtige Leute mit viel Geld waren, obwohl es sie nicht sonderlich interessierte, was sie machten oder früher einmal gemacht hatten. Grandma war lustig und Grandpa langweilig, fertig, aus.
»Erzähl mir etwas über dein Tanzen«, sagte Grandma und nahm Emmas zarte Hand in ihre weichen Finger. »Möchtest du Ballerina werden?«
Emma nickte. »Mum sagt, nur die wenigsten werden Ballerina, und ich solle vorsichtshalber noch etwas anderes lernen. Aber dann hätte ich nicht mehr genügend Zeit zum Tanzen.«
»Nun, ich kenne deine Mutter ihr ganzes Leben lang.« Grandma lächelte, wobei kleine Fältchen in ihren Augenwinkeln sichtbar wurden. »Sie hat nicht immer recht.«
Emma musste lachen und kam sich herrlich ungezogen vor.
»Du musst aber hart dafür arbeiten.«
Sie wurde wieder ernst und reckte das Kinn in die Höhe. »Das tue ich schon.«
»Ja, ja, nach allem, was ich höre, arbeitest du so hart am Ballett, dass dir keine Zeit mehr für etwas anderes bleibt. Zum Beispiel, Freunde zu finden.« Ein Ausdruck, den sie nicht verstand, trat auf Grandmas Gesicht. War es Sorge? Oder etwas anderes? Sie saßen eine Weile schweigend da. Die Herbstsonne fiel schräg durch die Äste, die im Wind schwankten. Hier drinnen aber war es ruhig und warm.
»Weißt du«, sagte Grandma und drückte noch einmal Emmas Hand, bevor sie sie losließ, »ich möchte dir etwas versprechen.«
»Was denn?«
»Es soll ein Anreiz für dich sein.«
Emma wartete ab, weil sie nicht genau wusste, was das Wort bedeutete.
»Wenn du eine Ballerina wirst, werde ich dir etwas schenken. Etwas sehr Kostbares.«
Emma wollte nicht unhöflich sein, verspürte aber keine echte Begeisterung. Also lächelte sie artig und sagte: »Vielen Dank«, wie ihre Mutter es sich gewünscht hätte.
Grandma brach in Gelächter aus. »Das klingt nicht sonderlich aufregend, oder?«
Emma schüttelte den Kopf. »Weißt du, Grandma, wenn ich Ballerina werde, habe ich schon alles, was ich mir wünsche.«
Grandma nickte. »Dann geht dein Traum in Erfüllung.«
»Ja.«
»Ich werde mein Versprechen trotzdem halten. Denn du brauchst etwas für danach. Eine Ballerina kann nicht ewig tanzen.«
Doch Emma war in Gedanken bereits woanders. Die Vorstellung, ihren Traum zu verwirklichen, erfüllte ihre Nerven und Muskeln mit verzweifelter Energie. Sie musste sich bewegen. Pas de chat. Petit jeté.
»Emma«, sagte Grandma sanft, »denk bitte daran, dass Erfolg nicht alles ist.« Das klang traurig, weshalb Emma sich nicht zu ihr umdrehte.
Sie tanzte einfach weiter.
Eins
Beattie: Glasgow 1929
Beattie Blaxland hatte Träume. Große Träume. Nicht die verworrenen, unzusammenhängenden Fetzen, die einen im Schlaf heimsuchten. Nein, mit diesen Träumen tröstete sie sich vor dem Einschlafen, wenn sie in der eisigen Mietwohnung ihrer Eltern in dem Rollbett, das nach Bedarf herumgeschoben wurde, lag. Lebhafte, sehnsüchtige Träume. Ein Leben voller Mode und schöner Stoffe, in dem sie natürlich ein Vermögen verdiente. Ein Leben, in dem die trostlose Wahrheit über ihre trostlose Familie verblasste und schrumpfte und schließlich verschwand. Eins hatte sie sich jedoch nie vorgestellt: dass sie kurz vor ihrem neunzehnten Geburtstag von ihrem verheirateten Liebhaber schwanger werden könnte.
Den ganzen Februar hindurch hatte sie wie besessen die Wochen gezählt, sich das Hirn zermartert und versucht, den zeitlichen Ablauf nachzuvollziehen. Wenn sie Essen roch, drehte sich ihr Magen um, und ihre Brüste waren empfindlich. Am 1. März hatte Beattie endlich begriffen, dass in ihrem Körper ein Kind heranwuchs - das Kind von Henry MacConnell.
An diesem Abend war sie in den Club gegangen, als wäre nichts geschehen. Sie hatte über Teddy Wilders Witze gelacht, sich gegen Henrys warme Hand gelehnt, die sich weit unten an ihren Rücken schmiegte, und die ganze Zeit gegen das Würgen angekämpft, das der Zigarrenrauch in ihr hervorrief. Der erste Schluck des Gin-Cocktails schmeckte beißend und sauer. Dennoch lächelte sie weiter. Sie war es gewohnt, auf dem schmalen Grat zwischen äußerem Schein und ihren wahren Gefühlen zu balancieren.
Teddy klatschte zweimal in die Hände. Der Rauch stieg auf und hüllte die Männer ein, die mit ihren Cognacschwenkern um den runden Kartentisch saßen, der den ganzen Raum beherrschte. Teddy und sein Bruder Billy betrieben den nicht ganz legalen Spielsalon über dem durchaus legalen Restaurant ihres Vaters in der Dalhousie Lane. In diesem Restaurant hatte Beattie die Männer kennengelernt. Sie war damals Kellnerin gewesen, und ihre Eltern glaubten, das wäre sie noch immer. Teddy und Billy machten sie mit Henry bekannt und führten sie kurz darauf in den Club ein: in die dunkle, glitzernde Unterwelt von Glasgow, in der sich niemand dafür interessierte, wer sie war, solange sie hübsch aussah. Sie arbeitete die halbe Nacht und servierte Drinks, in den übrigen Stunden leistete sie Teddys Freundin Cora Gesellschaft.
Cora klopfte neben sich auf die Chaiselongue. Die anderen Frauen hatten sich am Kamin versammelt. Cora, deren kurze Locken von einem rosa Samtband über den Ohren gehalten wurden, war die anerkannte Königin des Clubs. Die anderen hielten sich von ihr fern, um unvorteilhafte Vergleiche zu vermeiden. Beattie hätte wohl das Gleiche getan, hätte Cora nicht beschlossen, sie zu ihrer Busenfreundin zu machen.
Nun ergriff sie Beatties Hand und drückte sie, das war die übliche Begrüßung. Beattie empfand große Ehrfurcht vor Cora, war aber auch zutiefst eifersüchtig auf deren stark geschminkte dunkle Augen und das platinblonde Haar, den lässigen Charme und den scheinbar nie versiegenden Strom fransenbesetzter Kleider aus Musselin oder Crêpe de Chine. Beattie tat ihr Bestes, um mitzuhalten. Sie kaufte Stoffe und nähte sich Kleider, die niemand von Pariser Modellen hätte unterscheiden können. Sie trug ihr dunkles Haar modisch kurz geschnitten, doch ihr offenes Gesicht und die großen blauen Augen machten jeden Hauch von Geheimnis und Verführungskraft zunichte. Cora war der selbstsichere Glamour angeboren, während Beattie darum kämpfen musste.
Cora stieß eine langgezogene Rauchwolke aus. »Und, wie weit bist du?«
Beatties Herz machte einen Sprung, sie blickte Cora scharf an. Ihre Freundin sah ungerührt geradeaus, die roten Lippen um die Zigarettenspitze geschlossen. Einen Moment lang glaubte Beattie, sie hätte sich die Frage nur eingebildet. Gewiss konnte man das schändliche Geheimnis, das sich tief in ihrem Inneren verbarg, nicht im grellen Licht des Clubs erkennen.
Dann aber drehte sich Cora zu ihr um und lächelte, während sich ihre schön geschwungenen Augenbrauen hoben. »Beattie, du bist ganz grün im Gesicht von dem Rauch, und du hast deinen Wein nicht angerührt. Letzte Woche habe ich noch gedacht, dir könnte einfach schlecht sein, aber jetzt ... ich habe doch recht, oder?«
»Henry weiß es nicht«, stieß Beattie verzweifelt hervor.
Cora streichelte nachsichtig ihre Hand. »Ich werde nichts sagen, versprochen. Komm, Schätzchen, tief durchatmen, du siehst völlig verschreckt aus.«
Beattie gehorchte und zwang sich, entspannt und lässig dazusitzen, wie man es von ihr erwartete. Sie nahm eine Zigarette von Cora, obwohl sich ihr Magen zusammenzog. Niemand durfte etwas merken oder Fragen stellen. Vor allem nicht Billy Wilder mit seinen geröteten Wangen und dem grausamen Lachen; er würde es wahnsinnig komisch finden. Andererseits konnte sie es nicht ewig verbergen.
»Du hast meine Frage nicht beantwortet. Wie weit bist du?«, fragte Cora so beiläufig, als hätte sie sich erkundigt, was Beattie in der Mittagspause gegessen hatte.
»Ich habe seit sieben oder acht Wochen nicht geblutet «, murmelte Beattie. Sie kam sich unglaublich verletzlich vor, als hätte man sie gehäutet, und sie wollte nicht weiter darüber sprechen oder daran denken. Sie war nicht bereit, Mutter zu werden. Bei dem Gedanken wurde ihr eiskalt.
»Also noch am Anfang.« Cora nahm ihre Puderdose aus der Handtasche und klappte sie auf. Vom Kartentisch drang Gelächter herüber. »Es besteht noch die Chance, dass es vorbeigeht.«
Einen Moment lang hob sich der furchtbare Druck der Angst. »Stimmt das? Ich habe keine Ahnung. Ich weiß, ich bin dumm, aber ich ...« Sie hatte Henry geglaubt, als er versprach, sich rechtzeitig zurückzuziehen, damit genau dies nicht passierte. Er hatte sich geweigert, andere Maßnahmen zu ergreifen. »Pariser sind für Pariser«, hatte er gesagt. »Ich weiß, was ich tue.« Er war dreißig und hatte im Krieg gekämpft, also hatte Beattie ihm geglaubt.
»Hör mal«, sagte Cora leise. »Du kannst etwas dagegen unternehmen, Schätzchen. Jeden Tag heiß baden, Lebertran nehmen, umherrennen und dich völlig verausgaben.« Sie klappte die Puderdose zu und sprach wieder mit normaler Stimme. »Du bist noch am Anfang. Die Freundin meiner Cousine war im dritten Monat, als das Kleine einfach weggeblutet ist. Sie hat das winzige Ding mit ihren Händen aufgefangen, es war nicht größer als eine Maus. Trotzdem war sie am Boden zerstört. Hatte sich nach einem Baby gesehnt. War natürlich verheiratet.«
Verheiratet. Beattie war es nicht, Henry hingegen schon. Mit Molly, dem irischen Wolfshund, wie er sie zu nennen pflegte. Er hatte Beattie versichert, dass es eine leblose Ehe sei, dass sie geheiratet hätten, weil sie glaubten, einander zu kennen, sich dann aber allmählich entfremdet hatten. Dennoch, Molly war seine Frau.
Sie paffte wenig elegant die halbe Zigarette und entschuldigte sich damit, arbeiten zu müssen. Als sie das Tablett mit den Getränken brachte, warf sie einen sehnsüchtigen Blick auf Henrys eckigen Kiefer und das rotgoldene Haar. Wie gern hätte sie ihn berührt, doch sie wollte ihn nicht in seiner Konzentration stören. Sie wagte nicht, ihm von dem Kind zu erzählen. Warum schlafende Hunde wecken, wenn Cora sagte, dass es möglicherweise noch zu einer Fehlgeburt kommen könnte? Vielleicht wäre es morgen oder nächste Woche schon vorbei. Ein paar lange heiße Bäder wären sicher hilfreich, aber schwierig zu bewerkstelligen, da sie ein Gemeinschaftsbad auf ihrer Etage hatten. Ganz frühmorgens vielleicht, vor allen anderen ...
Henry blickte von den Karten auf und nickte ihr zu. So war Henry, keine großen Gesten, kein albernes Augenzwinkern oder Winken. Nur sein steter grauer Blick, der auf ihr ruhte. Sie musste sich abwenden. Er wandte sich wieder den Karten zu, während sie das Tablett zu der kleinen Theke in der Zimmerecke trug und die Gin- und Cognacflaschen auf den verspiegelten Regalen anordnete. Sie liebte Henrys seltsam blasse Augen. Sie sprachen zu ihr, wenn er nicht redete, und er redete selten. Einmal, ganz zu Anfang ihrer Beziehung, hatte sie ihm beim Pokerspiel zugesehen und bemerkt, wie stark sich die Pupillen von der Iris abhoben. Sie konnte in seinen Augen lesen, was er in der Hand hielt: Wenn er ein gutes Blatt hatte, weiteten sich seine Pupillen, bei einem schlechten verengten sie sich. So etwas bemerkte nur eine Frau, die einem Mann endlos in die Augen sah.
Daraufhin hatte sie die anderen Männer am Tisch beobachtet und versucht, deren Karten vorauszusagen. Es war nicht immer einfach, vor allem bei Billy Wilder, dessen Augen fast schwarz waren. Doch wenn es um einen hohen Einsatz ging und die Männer sich am meisten um eine ausdruckslose Miene bemühten, merkte Beattie fast immer, wenn sie blufften. Henry hielt das alles für Unsinn. Sie versuchte, es ihm zu beweisen, aber er hatte sie von seinem Schoß geschubst und weggeschickt. Er hatte das Spiel verloren, weil er nicht auf ihren Rat gehört hatte, und war tagelang furchtbar schlecht gelaunt gewesen. Seither blieb sie dem Kartentisch fern. Es war ja auch nicht so wichtig.
Cora winkte sie heran, vermutlich wollte sie klatschen. »Ist es zu fassen, was Ivy O'Hara da anhat?«
Beattie sah zu Ivy, die einen glitzernden, mit Perlen besetzten Netzschlauch über einem seidenen Unterkleid trug, dazu eine Seidenblume um den Hals und Schuhe mit hohen Louis-XV-Absätzen. Das schimmernde Kleid betonte ihre breiten Hüften, während die augenblickliche Mode ganz auf schmale Hüften ausgerichtet war. Ivy konnte natürlich nichts dafür. Eine gute Schneiderin hätte den Stoff so drapiert, dass sie darin göttlich und hochgewachsen ausgesehen hätte.
»Du liebes bisschen, sie sieht aus wie eine Kuh.«
»Es liegt am Kleid.«
Cora verdrehte die Augen. Beattie hatte an diesem Abend keine Lust auf die rasiermesserscharfen Analysen weiblicher Mängel. Sie hörte eine Weile niedergeschlagen zu und kehrte dann an die Theke zurück.
Der Abend zog sich hin - Gläser klirrten, Männer lachten, das Grammophon spielte laute Jazzmusik, und über allem hing der unvermeidliche Rauch - , und Beattie war hundemüde. Sie wollte ins Bett. Das konnte sie aber schlecht sagen, denn Teddy nannte sie gern »Beattie Morgenstund«, und sie war oft bei Camille im Atelier erschienen, nachdem sie nur ein oder zwei Stunden geschlafen hatte. Heute Abend stand Beattie nicht der Sinn nach Lärm und fröhlicher Stimmung. Sie war gefangen in einer Blase aus Elend und Sorge.
Schließlich stand Henry vom Tisch auf und raffte einen Haufen Fünf-Pfund-Noten zusammen. Es war ein guter Abend gewesen, und anders als seine Freunde wusste er, wann er aufhören musste. Als er durch den Raum ging, machten ihm die anderen Vorwürfe, die nicht nur scherzhaft gemeint waren. Er blieb an der Theke stehen und schien nicht zu hören, was seine Freunde sagten. Mit ernster Miene streckte er die Hand nach Beattie aus. Er strahlte eine schweigende Autorität aus, der sich niemand entziehen konnte. Beattie liebte ihn deswegen; andere Männer wirkten dagegen wie lärmende Tölpel. Ein einziger Blick auf seine Hand, das starke Gelenk und die sauberen, eckig geschnittenen Nägel, zeigte ihr, weshalb sie überhaupt in diesem Dilemma steckte. Ihre Haut wurde warm, wenn sie ihn nur anschaute.
Er legte die Hand auf ihre Hüfte und zog sie an sich. Sie wusste, was er wollte. Das kleine Hinterzimmer mit der Liege, die zwischen leeren Kisten und Fässern stand, wartete auf sie. Wie immer überlief sie ein Schauer, als sie den Club verließen, in dem ein warmes Feuer brannte. Henry lachte sanft, sie spürte seinen heißen Atem an ihrem Ohr. Er glaubte, sie erschauere vor Lust. Beattie aber erkannte, wie unklug sie gewesen war, und die Erkenntnis ließ ihre Lust versiegen.
Falls er ihr Zögern spürte, ließ er es sich nicht anmerken. Der letzte Lichtschein erstarb, als er die Tür schloss und sie umarmte.
Die rauhe Wärme seiner Kleidung, das Geräusch seines Atems, der Schlag seines Herzens. Sie spürte ihn an sich, und ihre Knochen fühlten sich ganz weich an vor lauter Liebe. Wenn seine Freunde nicht dabei waren, wurde er zärtlich.
»Mein Schatz«, sagte er mit dem Mund in ihren Haaren, »du weißt, dass ich dich liebe.«
»Ich liebe dich auch.« Sie wollte es wieder und wieder sagen, mit immer größeren und leuchtenderen Worten.
Er bettete sie sanft auf die Liege und schob ihren Rocksaum hoch. Sie erstarrte; er drückte sich fester an sie, und sie erkannte, wie albern es wäre, sich jetzt zu widersetzen. Es war ohnehin zu spät. Das Kind war in den Brunnen gefallen, wie ihr Vater sagen würde.
Ihr Vater. Scham und schlechtes Gewissen schlugen wie eine Welle über ihr zusammen.
»Beattie?«, fragte Henry mit sanfter Stimme, während sich seine Hände wie Eisen um ihre Knie schlossen.
»Ja, ja«, flüsterte sie. »Natürlich.«
Beatties Haut war rosig vom heißen Wasser, als sie sich in dem muffigen Badezimmer anzog. Eine Woche war vergangen, doch die heißen Bäder brachten ihr nur misstrauische Blicke der Nachbarin Mrs. Peters ein. Als sie in die Wohnung zurückkehrte, saß ihr Vater schon am Küchentisch vor der Schreibmaschine. Trotz der kühlen Luft schimmerte Angstschweiß auf seinem Nasenrücken. Sie konnte sich nicht erinnern, wann Pa zuletzt entspannt gewirkt hatte. Jeden Tag zog er sich mehr in sich zurück wie eine Spinne, die ihre Beine einzieht, weil sie im Sterben liegt. An der Leine unter der Küchendecke hing Wäsche. Ma schlief noch hinter dem Vorhang, der den Wohn- vom Schlafbereich trennte.
»Frühaufsteher, was?«
Er blickte auf und lächelte. »Das Gleiche könnte ich zu dir sagen«, erwiderte er mit seinem geschliffenen englischen Akzent. Mas Schottisch war dichter als der Nebel von Glasgow, und Beattie lag irgendwo zwischen den beiden. »Du bist spät aus dem Restaurant gekommen, und jetzt machst du dich schon wieder auf den Weg zur Arbeit.«
Beattie arbeitete seit drei Wochen in Camilles Modesalon in der Sauchiehall Street. Vorher war sie in der Kleiderabteilung des Poly gewesen, eines Kaufhauses, in dem die Kunden geringere Ansprüche stellten, die Kleider aber auch viel weniger schön waren. Bei Camille wurde die neueste Mode vom Kontinent angeboten, und nur die reichsten Frauen von Glasgow kauften dort ein: die Ehefrauen und Töchter der großen Reeder und Eisenbahnmagnaten. Beattie beobachtete immer wieder, wie sie, ohne mit der Wimper zu zucken, fünfzig Pfund oder mehr für ein Kleid ausgaben, während sie selbst mit vier Shilling pro Woche nach Hause ging.
»Du musst nicht mehr lange doppelt arbeiten«, sagte ihr Vater und rückte die Brille zurecht. »Ich bin sicher bald fertig.«
»Es macht mir nichts aus.« Sie verspürte ein schlechtes Gewissen. Pa wäre entsetzt, wenn er wüsste, dass sie im Club arbeitete und Trinkgelder von Männern bekam, die sie hübsch fanden. Oder dass Henry ihr nach einem guten Abend ein paar Pfund zusteckte. Er hielt sie für ein respektables Mädchen, das überdies noch Jungfrau war.
Er wandte sich wieder der Arbeit zu. Klapper, klapper, klapper ... Es tat ihr in der Seele weh, wenn sie ihn so dasitzen sah, von seinem schlechten Gewissen geplagt. Vor einem Jahr war alles noch ganz anders gewesen. Pa war Professor für Naturgeschichte am Londoner Beckham College gewesen. Sie waren nicht wohlhabend, aber glücklich und zufrieden, und lebten in einer ordentlichen Wohnung mit einem winzigen Garten, die dem College gehörte und in die nachmittags die Sonne schien. Für Beattie war das Leben in London aufregend gewesen, denn sie stammte aus der kleinen Grenzstadt Berwickupon- Tweed. Pa war jedoch ein überzeugter Atheist, obwohl Ma dies als schottische Protestantin durchaus nicht gutheißen konnte, und hatte alsbald den Unmut des neuen katholischen Dekans erregt. Zwei Monate später hatte er seine Stelle und damit auch die Wohnung verloren.
Sie wollte gerade hinter den Vorhang treten, ihr Bett wegrollen und die Schuhe suchen, als Pa sagte: »Gib auf dich acht, Beattie, Liebes.«
Überrascht hielt sie inne. Ihr Vater zeigte selten echte Zuneigung, und dieses eine kleine Wort - Liebes - traf sie ins Herz. Sie kehrte an den Tisch zurück und setzte sich ihm gegenüber. Sie hatte sein dunkles Haar und die blauen Augen geerbt, zum Glück aber nicht die ausgeprägte Nase und den schmalen Mund. In diesem Moment war er für sie der Mann, der er immer gewesen war: ein Fremder an ihrer Seite, ein Mensch, den sie kannte und doch wieder überhaupt nicht. Wegen Geld- mangels waren sie von London nach Glasgow gezogen, wo Beatties Großmutter mütterlicherseits sich in selbstgerechtem Mitleid ergangen hatte. Niemand hatte Pa eine neue Stelle als Dozent angeboten, doch er weigerte sich, eine andere Arbeit anzunehmen. Er hielt an der Vorstellung fest, dass sein Intellekt irgendwann triumphieren würde. Daher arbeitete er weiter an seinem Buch, davon überzeugt, dass ein Verleger es kaufen und eine Universität irgendwo in der Welt ihm daraufhin eine Stelle anbieten würde. Granny hielt das für Quatsch. Ma sagte nichts dazu.
Pa bemerkte ihren Blick und schaute verwirrt hoch. »Beattie?«
»Liebst du mich, Pa?« Woher waren diese Worte gekommen? Das hatte sie nicht beabsichtigt.
»Nun ... ich ...«, er nahm errötend die Brille ab und rieb sie energisch an seinem Hemd. »Ja, Beattie.«
»Was ich auch tue? Wirst du mich immer lieben?« Ihr Herz raste, getrieben von der primitiven Angst, er könne ihre Gedanken lesen.
»Wie ein Vater es tun sollte.«
Sie stand auf und wollte schon sein Handgelenk berühren, überlegte es sich aber anders. »Ich bin nicht müde. Es geht mir gut«, log sie.
Er blickte nicht auf. »Braves Mädchen. Ich muss arbeiten. Das Buch schreibt sich nicht von selbst.«
Das Klappern der Schreibmaschine folgte ihr ins Schlafzimmer, wo sie die Schuhe anzog. Ma schnarchte leise, und Beattie freute sich, dass ihr Gesicht so friedlich wirkte. Ma sah seit langem immer nur müde und besorgt aus. An der Wand hing ein Schnittmuster für ein Kleid, an dem Beattie gearbeitet hatte. Das braune Papier rollte sich schon ein, denn sie hatte nichts mehr daran getan, seit sie von der Schwangerschaft wusste. Wozu ein Kleid nähen, das ihr bald ohnehin nicht mehr passen würde?
Beattie setzte sich auf die Bettkante und drückte den Unterarm auf den Bauch. Welche Geheimnisse entfalteten sich in ihrem Inneren? Was für ein seltsames neues Leben wuchs dort heran? Bei dem Gedanken wurde ihr schwindlig vor Angst. Sie zog die Augenbrauen zusammen und wollte ihren Körper zwingen, das Kind herauszustoßen. Doch es passierte nicht. Es passierte nie.
Zwei
Die Wochen vergingen, und das Ding krallte sich hartnäckig in ihrem Inneren fest. Sie verspürte Krämpfe, doch es war nur die Angst, die sie durchzuckte. Ihre Hüfthalter wurden enger, und weil sie immer schlank, beinahe knochig gewesen war, wurde eine erste leichte Schwellung sichtbar. Zum Glück trug sie lose Kleider und einen gewickelten Mantel, zum Glück liebte Henry sie vorzugsweise im Dunkeln, und zum Glück besaß sie genügend Geschick, um die Nähte ihrer Kleider auszulassen. Bald, ganz bald, würde die Blutung kommen, so wie sie es sich hundert oder tausend Mal vorgestellt hatte. Dann wäre der Alptraum vorbei, und das Leben könnte ganz normal weitergehen.
Es fiel ihr zunehmend schwerer, morgens aufzustehen, und an einem kühlen Aprilmorgen blieb sie in der grauen Dämmerung liegen, bis ihre Mutter sie sanft weckte.
»Beattie. Beattie. Du kommst zu spät zur Arbeit.«
Sie zwang sich, die Augen zu öffnen.
»Es tut mir leid«, sagte Ma. »Aber ich möchte nicht, dass deine Chefin wütend wird. Es sind schwere Zeiten. Du darfst deine Stelle nicht verlieren.« »Danke, Ma.« Sie schlug die Decke zurück und rieb sich die Augen.
Ma hustete laut. Es schien sehr lange zu dauern, bis sie den Hustenanfall unter Kontrolle hatte. Unterdessen zog sich Beattie rasch an.
»Dein Husten klingt nicht gut.«
»Ach, das wird schon.«
»Das sagst du nun schon seit einer Woche. Vielleicht solltest du zum Arzt gehen.«
Ma sah sie traurig an. Ihre Augenlider hingen herab, als trügen sie die ganze Last ihrer Sorgen. »Kind, wir können uns keinen Arzt leisten und auch keinen Tag ohne Arbeit. Ich bin bald wieder auf der Höhe.«
Beattie behielt sie im Auge, als sie in den Wohnbereich ging, sich die Haare kämmte und sich vor einem kleinen, angelaufenen Spiegel, der auf einem Stapel Koffer stand, schminkte. Merkte Pa denn nicht, was Ma durchmachte? Dachte er nicht daran, sich eine ehrliche Arbeit zu besorgen? Nein, natürlich merkte er es nicht. Ma hatte ihn wegen seines brillanten Verstandes geheiratet, und nun war sie an ihn gekettet.
Camilles Modesalon, in dem Beattie vier Tage in der Woche arbeitete, gehörte Antonia Hanway, der Schwester des berühmten James Hanway, der in der Bath Lane eine Zuschneiderei besaß. Sie hoffte insgeheim, dass sie bei Antonia einen guten Eindruck hinterlassen würde und dadurch vielleicht eines Tages bei James arbeiten könnte: als Näherin oder Zuschneiderin, vielleicht sogar als Modeschöpferin. Sie trug immer einige zusammengefaltete Zeichnungen in der Handtasche, sollte er jemals in den Modesalon kommen. Doch das tat er nie.
Sie betrat gähnend das Geschäft, was ihr einen strengen Blick von Antonia eintrug. Antonia war ein schwieriger Mensch, obwohl es vermutlich keine böse Absicht war. Die Kundinnen mussten Termine vereinbaren, bevor sie in den Laden kamen, und dann mussten Beattie und die anderen Assistentinnen sie bedienen, als gehörten sie zur königlichen Familie. Manchmal war das tatsächlich der Fall, und vermutlich lebte Antonia in der ständigen Angst, etwas falsch zu machen, und war deshalb so unerträglich. Beattie störte es nicht, weil sie das Geschäft liebte. Die Stangen voller Kleider, den Boden mit dem Schachbrettmuster, die Anproberäume im Untergeschoss, die von Kronleuchtern erhellt wurden, und den gelben Kanarienvogel im schmiedeeisernen Käfig, der durch das Erkerfenster auf die Straße blickte. Er hieß Rex. Lorna, eine der Assistentinnen, hatte erzählt, dies sei schon der vierte gelbe Kanarienvogel namens Rex, den Antonia ins Fenster gesetzt hätte. »Wenn einer stirbt, kauft sie am nächsten Tag einen neuen. Sie mag es nicht, wenn ihre Kundinnen an den Tod erinnert werden, obwohl er natürlich jeden trifft. Hochnäsige Kühe.«
Einige Kundinnen mochte Beattie, andere hasste sie aus tiefster Seele. Die schlimmste war Lady Miriam Minchin, eine zaundürre Frau von Mitte vierzig, die mit freundlichen Worten geizte, für sich selbst aber das Geld mit vollen Händen ausgab. Beattie bediente an diesem Morgen ausgerechnet diese Kundin, als sie den ersten schmerzhaften Stich in der linken Seite spürte.
Zuerst ignorierte sie den Schmerz, holte ein Kleid nach dem anderen von den Stangen und eilte damit nach unten in die Anprobe. Ihr Herz nahm den Rhythmus der Stiche auf, Hoffnung durchflutete sie: Endlich war es so weit. Die heißen Bäder, der Lebertran und das innige Wünschen hatten endlich funktioniert. Gleichzeitig aber bekam sie Angst. Wenn es nun weh tat? Wenn es schmutzig war? Wie sollte sie bei der Arbeit diskret damit umgehen?
»Das Blaue steht Ihnen gut«, sagte Antonia zu Lady Miriam, während Beattie sich zur Ruhe zwang. »Was meinst du, Beattie?«
»Der Schnitt ist wunderbar. Und die Farbe schmeichelt Ihrer Haut ...« Ein Schmerz schoss tief in ihren Unterleib, so dass sie unwillkürlich keuchte und ihren Bauch umklammerte.
»Was ist los, Beattie?«, fragte Antonia in scharfem Ton.
»Ich habe ... Schmerzen ...« So sollte es nicht sein! Sie musste leise und rasch zu Hause bluten, wo ein Badezimmer in der Nähe war. Niemand durfte es erfahren.
Einen Moment lang wanderten Lady Miriams Augen von Beatties Gesicht zu ihrem Bauch und wieder zurück. Beattie zuckte zusammen. Lady Miriam wusste Bescheid.
»Ich muss nach Hause«, stieß Beattie hervor und lief zur Treppe.
»Warte, Mädchen!«, sagte Antonia panisch, weil sie fürchtete, Beattie könne einen schlechten Eindruck auf die Kunden machen.
»Lassen Sie sie«, sagte Lady Miriam.
Sie entkam. Die Treppe hinauf und aus dem Modesalon auf die verregnete Straße.
Eine Sekunde später war der Schmerz verschwunden. Sie holte tief Luft.
Nach Hause, sie musste nach Hause. Sie war schon drei Häuserblocks gegangen, als sie merkte, dass sie ihren Mantel vergessen hatte. Gänsehaut überzog ihre Arme. Die feuchte graue Straße erstreckte sich unter ihren Füßen, und ihr Atem war lauter als der Verkehrslärm.
Da war er wieder, der Schmerz. Hart und spitz, er schien sie zu zerreißen. Sie zwang sich, tief einzuatmen, so konnte sie nicht nach Hause gehen. Pa würde sie sehen, und außerdem brauchte sie einen Arzt.
Sie stellte sich unter eine Markise und versuchte, klar zu denken. Für einen Arzt hatten sie kein Geld, das hatte Ma heute Morgen betont. Dann fiel ihr ein, wie sich Henry und Billy Wilder einmal im Club geprügelt hatten, weil sie zu betrunken waren, um ihre Scherze als solche zu erkennen. Billy hatte ein Glas auf Henrys Kopf zerschlagen, und die Wunde hörte nicht auf zu bluten. Henry hatte ein Taschentuch dagegengedrückt und sich zusammen mit dem zerknirschten Billy um Mitternacht zu Dr. Mackenzie in die West George Lane begeben. Dieser hatte Henry vor dreißig Jahren auf die Welt geholt und war seither der Arzt der Familie. Wenn sie ihn um Hilfe bat, sich ihm auf Gedeih und Verderb auslieferte, ihm sagte, das Kind, das sie verlöre, sei von Henry ...
Aber die Scham, die Schwierigkeiten, die Henry bekommen würde.
Der Schmerz war zu groß, sie brauchte Hilfe. Sie drehte sich um und lief in Richtung West George Lane. Die Wolken über ihrem Kopf wurden dunkel, und das Nieseln wurde stärker. Harte, kalte Tropfen, die in die Gosse strömten und aufspritzten, wenn Autos vorbeifuhren. Sie hielt sich dicht bei den Gebäuden, doch als sie vor der Praxis ankam, waren ihre Schuhe durchweicht. Sie war nicht in der Lage, die Tür aufzudrücken. Es gab keine Markise, und der Regen prasselte gleichgültig auf sie nieder, als wäre sie nicht wichtiger als die Müllkisten, die auf der anderen Seite der engen Gasse standen.
In diesem Augenblick kam sie sich vollkommen wertlos vor.
Tränen stiegen ihr in die Augen, und zum ersten Mal, seit sie von der Schwangerschaft wusste, erlaubte sie sich zu weinen. Um den Verlust ihrer Unschuld, ihres Stolzes, der letzten Selbstachtung, die ihr nach dem Abstieg ihrer Familie geblieben war. Doch sie weinte auch um das Kind, das nicht darum gebeten hatte, gezeugt zu werden, und das niemals die feuchte Luft von Glasgow atmen, die Berührung seiner Mutter spüren oder die sturmgrauen Augen seines Vaters sehen würde. Sie weinte in ihre Hände, während der Regen auf sie niederprasselte. Dann, wie von Zauberhand, hörte er auf.
»Alles in Ordnung, Mädchen?«
Sie blickte auf. Um sie herum regnete es noch immer, doch neben ihr stand ein großer, breitschultriger Herr, der einen riesigen schwarzen Schirm über sie hielt.
Beattie fasste sich und wischte die Tränen ab. »Vielen Dank, Sie sind sehr freundlich. Ich ... ich muss jetzt nach Hause.«
»Wollen Sie zum Arzt?« Er deutete auf die Praxistür.
Sie schaute von der Tür zu dem Herrn und schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht genug Geld.«
»Ach, das wird schon. Kommen Sie herein. Ich kann Sie doch nicht im Regen stehenlassen.« Er holte einen Schlüsselbund heraus, öffnete die Tür und schob sie hinein. Erst jetzt wurde ihr klar, dass dieser Herr Dr. Mackenzie war. Er stellte seinen Schirm in einen Ständer neben der Tür und bat sie, im leeren Wartezimmer Platz zu nehmen. Der Empfang war verlassen. Er holte ihr ein kratziges weißes Handtuch.
»Normalerweise habe ich am Donnerstagnachmittag keine Sprechstunde. Sie haben Glück gehabt.«
Beattie rieb sich die Haare trocken. Im Zimmer roch es stark nach Zitronenpolitur und Salbe.
»Kommen Sie mit.« Er führte sie in ein Untersuchungszimmer mit einer schmalen Liege. An der Decke hing eine weiße Lampe von einer Kette. Er setzte sich an den Schreibtisch, doch sie blieb verlegen vor ihm stehen wie ein Schulmädchen.
»Nur zu, Mädchen, was ist denn los?«
»Ich bin schwanger, und ...« Ihr Gesicht wurde rot und heiß, während sie immer noch am ganzen Körper zitterte. »Ich glaube, ich verliere das Baby. Ich habe furchtbare Schmerzen ...«
Er runzelte nicht die Stirn und zeigte auch sonst keine Missbilligung, sondern stand auf und half ihr auf die Liege. »Lassen Sie mich sehen.« Er strich das feuchte Kleid über ihrem Bauch glatt und fuhr mit den Händen fest darüber. Sie beobachtete ihn mit angehaltenem Atem. Er hatte große Poren auf der Nase, und auf seinen Wangen wuchsen graue Haare.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht - ich muss Ihr Kleid beiseiteschieben.«
Sie nickte und schloss die Augen. Dann spürte sie seine kühlen Hände auf der nackten Haut. Er rollte ihren Hüfthalter herunter, drückte und tastete. Mit geschickten Händen bewegte er sich tiefer an Stellen, die bislang nur Henry berührt hatte. Doch bei ihm fühlte es sich anders an. Nicht heiß und wild, sondern kalt und steril.
»Sie bluten nicht. Haben Sie vorhin geblutet?«
»Nein.«
»Wie alt sind Sie?«
»Einundzwanzig«, log sie.
»Ist der Schmerz ähnlich wie die Krämpfe, die Sie bei Ihrer monatlichen Regel haben?«
Beattie wand sich vor Scham, weil sie mit einem Mann über so etwas sprechen sollte. »Nein, weiter unten, auf der linken Seite. Ich glaube ...« Vor lauter Scham und Angst war es ihr gar nicht aufgefallen. »Ich glaube, sie haben aufgehört.«
Er nestelte an ihrer Kleidung, und sie merkte, dass sie wieder bedeckt war. Sie öffnete die Augen und setzte sich hin. Dr. Mackenzie hatte am Schreibtisch Platz genommen.
»In dieser Phase der Schwangerschaft ist ein solcher Schmerz recht häufig. Ihr Körper bereitet sich auf die Geburt vor. Die Bänder in Ihrem Becken dehnen sich. Da Sie sehr jung sind, ist es bei Ihnen etwas stärker. Vermutlich sind Sie gerade erst ausgewachsen.«
Geburt? Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Vor ihren Augen verschwamm alles.
»Also brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Dem Baby geht es gut.«
Die Unausweichlichkeit ihrer Situation traf sie wie ein Schlag. »Nein!«, platzte es aus ihr heraus. Wieder musste sie mit den Tränen kämpfen.
Der Arzt zog die Augenbrauen hoch. »Verstehe.«
»Danke.« Sie tat, als wäre alles in Ordnung, und stieg von der Liege. »Ich möchte Sie nicht länger belästigen ...« Doch dann wurde sie erneut von den Tränen überwältigt, und er setzte sie entschlossen auf einen Stuhl und reichte ihr sein Taschentuch.
»Sie sind nicht verheiratet, oder?«
»Nein.«
»Weiß der Vater Bescheid?«
Sie dachte an Henry und dass Dr. Mackenzie ihn schon als kleinen Jungen gekannt hatte. »Noch nicht.«
»Sie müssen es ihm sagen.« Seine Stimme wurde sanft. »Sie haben ein Baby im Bauch, Kleines. Er oder sie ist schon seit drei Monaten dort drinnen. Die Aussicht auf eine Fehlgeburt ist jetzt sehr gering. Verstehen Sie, was ich sage? Es gibt keinen anderen Weg. Sie müssen es ihm erzählen.«
Sie drückte ihre Zehen fest in die Schuhe. »Er ist verheiratet «, stieß sie hervor.
Er presste die Lippen zusammen, so dass sie hinter seinem Bart verschwanden. »Verstehe.«
»Soll ich es ihm trotzdem sagen?«
»Mädchen, ich glaube, Sie haben keine andere Wahl.«
Die Wolken hatten sich verzogen, der Regen war zu einem Nieseln geworden. Beattie kehrte zum Modesalon zurück, um sich bei Antonia zu entschuldigen und irgendwie ihre Stelle zu retten. In diesen Zeiten durfte man nicht arbeitslos werden. Alle redeten von der Krise; selbst die großen Schifffahrtsgesellschaften wollten niemanden mehr einstellen. Beattie wusste, dass sie betteln musste. Sie klingelte an der Tür und spähte durchs Erkerfenster. Antonia tauchte aus dem Keller auf. Als sie Beattie sah, verzog sie das Gesicht.
Sie öffnete die Tür nur einen Spaltbreit. »Was ist los?«
»Ich wollte mich entschuldigen, ich ...«
»Du siehst aus wie eine nasse Katze. Mädchen wie dich will ich in meinem Geschäft nicht haben, Beattie Blaxland. Ich habe einen Ruf zu wahren.«
»Ich gehe nach Hause, ziehe mich um und komme sofort zurück.« Sie merkte, dass sie hoffnungslos und verzweifelt klang.
»Umziehen? Damit änderst du aber nicht, was du bist. Lady Miriam hat mir die Augen geöffnet. Du erwartest ein Kind und bist nicht verheiratet. Und es heißt, dass du dich mit Henry MacConnell herumtreibst. Ist das sein Balg? Er hat schon eine Frau, falls du das nicht wusstest.«
»Bitte, Antonia«, flehte Beattie verzweifelt. »Ohne meinen Lohn kommen wir nicht zurecht. Meine Familie ist ...«
»Das hättest du dir früher überlegen sollen. Ein Dutzend Mädchen bettelt jeden Tag bei mir um eine Stelle, und keins von ihnen ist schwanger. Ich habe die freie Auswahl. Warum sollte ich ausgerechnet dich behalten? «
»Bitte ... bitte!«
»Lady Miriam hat erklärt, dass sie erst dann wieder ins Geschäft kommen wird, wenn du nicht mehr da bist. Ich muss an mein Unternehmen denken.«
Beattie schluckte schwer. Sie musste so niedergeschlagen ausgesehen haben, dass Antonia einen Moment lang weichwurde.
»Es tut mir leid, Kind.« Sie sprach leise und konnte Beattie dabei nicht in die Augen sehen. »Aber du wirst keinen Fuß mehr in meinen Laden setzen.« Mit diesen Worten schloss sie die Tür.
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2012 by Knaur Verlag
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Autoren-Porträt von Kimberley Wilkins
Kimberley Wilkins hat erfolgreich sowohl Kinder- und Jugendbücher als auch Romane für Erwachsene in verschiedenen Genres publiziert. Ihre Werke wurden mehrfach ausgezeichnet. Kimberley Wilkins lebt mit ihrer Familie in Brisbane, sie ist Dozentin an der Universität von Queensland.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kimberley Wilkins
- 496 Seiten, Maße: 13,5 x 21,5 cm, Hochw. Broschur mit Klappeinb.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3863655397
- ISBN-13: 9783863655396
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