Der Windreiter
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Der Windreiter von David Weber
LESEPROBE
PROLOG
DONNER RUMPELTE ÜBER ihren Köpfenwie ein ferner Mauerbrecher,
der gegen die Beschläge derHimmelspforten hämmerte.
Zwar wurde das krachende Grollen vonden dicken Steinwänden
gedämpft, aber das Rauschen desRegens und die kühle
Nachtluft drangen durch das geöffnete Fensterin die Kammer.
Ein halbes Dutzend kostbargekleideter Männer saß an dem großen,
polierten Tisch. Vor dreien derAnwesenden standen Gläser
mit rubinrotem Wein, zwei anderetranken aus aufwendig
verzierten Krügen Bier. Der sechsteMann lehnte in einem
größeren, prachtvoll geschnitztenStuhl am Kopfende der Tafel.
Vor ihm stand ein kleines Glas mitWhisky aus Zwergenheim. Die
Flüssigkeit schimmerte im Licht derÖllampen bernsteinfarben.
Der Mann blinzelte durch eine Wolkeduftenden Rauches,
nachdem er einen Kienspan an dieÖllampe neben ihm gehalten
und seine Pfeife damit frischentzündet hatte.
Er schüttelte den brennenden Spanmit der Hand aus und
stellte den Glasschirm wieder aufdie Lampe zurück. Der Tabak
in seiner Pfeife knisterte leise,wenn er daran zog. Den Rauch
blies er in einem vollkommenen Ringin die Luft. Es donnerte
wieder, näher diesmal, und dieFinsternis vor dem Fenster wurde
von Blitzen erhellt, die vonirgendwo weit her vom Rand
der regnerischen Welt zu kommenschienen.
»Ich bin Eurer Meinung, Milord. Unsere Lage ist nicht erträglich
«, erklärte einer der Biertrinker.Seine Worte hallten in
der friedlichen Stille des Raumes,die das behagliche Feuer des
Kamins in dieser stürmischen undregnerischen Nacht schuf.
Das Haar des Sprechers schimmerte indem rötlichen Blond,
das unter den ältesten undvornehmsten Familien der Sothôii
häufig zu finden war. Seine Mieneschien missmutig, vorsichtig
ausgedrückt. Er nahm noch einentiefen Schluck Bier aus seinem
Krug, und an seinen Fingernfunkelten goldene Ringe und
Juwelen im Lampenlicht. Dann stellteer den Krug wieder ab
und zucktedie Achseln. »Dennoch scheinen wir keine andere
Möglichkeit zu haben, als sie zuertragen.«
»Ich fürchte, Welthanhat diesbezüglich Recht, Milord«,
stimmte ihm einer der Weintrinkermürrisch zu. »Es ist zwar
eine Beleidigung für jeden Sothôii und all unsere Vorfahren,
aber solange Tellianbereit ist, diese Kröte zu schlucken, kann
er uns andere ebenfalls zwingen, eszu tun.«
»Das heißt, solange der Königgeneigt ist, es ihm zu erlauben
«, erinnerte sie ein andererWeinliebhaber düster. »Vergesst
das nicht, Garthan.«
»Ich vergesse gar nichts, Tarlan«, gab Garthan barschzurück.
»Aber ist vielleicht einer von unshier an dieser Tafel der
Meinung, dass Seine Majestät indieser Frage angemessen
beraten wurde?«
»Schlecht oder gut beraten, derKönig ist der König«, warf
der Pfeifenraucher vom Kopf derTafel ein. Man hätte seine
sonore Stimme fast sanft nennenkönnen. Fast. Der Ausdruck
seiner markanten Gesichtszügeverhieß jedoch unterschwellig
Gefahr, und Garthanversteifte sich ein wenig auf seinem
Stuhl.
»Keineswegs wollte ich etwasUngebührliches andeuten,
Milord.« GarthansWorte waren respektvoll, aber in seinem
Ton schwang eine gewisseHalsstarrigkeit mit. »Doch es gibt
einen guten Grund, warum UnsererMajestät ein Rat zur Seite
steht, und Ihr seid ein Mitgliedeben dieses Rates. Gebührt
es einem Ratgeber etwa nicht, zuberaten? Welcher Ratgeber
ist wertvoller: derjenige, der seineeigene Weisheit in die
Waagschale wirft, selbst wenn dasnicht der bequemste Rat
sein mag, oder aber der, welchernicht widerspricht, obwohl
er glaubt, dass andere, vielleichtopportunere Ratgeber sich
irren?«
Die Nacht schien plötzlich kühlerund der Wind, der durch
das geöffnete Fenster in den Raumwehte, fühlte sich etwas
frischer an als noch einenAugenblick zuvor. Sicher war das
auch der Grund für das eisige Klima,das plötzlich in der Kammer
herrschte.
»Ihr habt selbstredend Recht«, sagteder Mann am Kopf der
Tafel nach einem quälenden Schweigenzu Garthan und
strich sich den rotblonden Bart.»Doch auch Tarlans Worte
sind wahr. Ich sitze zwar im Rat,bin jedoch beileibe nicht der
Einzige. Prinz Yurokhaszum Beispiel ist ebenfalls Ratsmitglied.
Zurzeit scheint König Markhos vor allem auf seinen Bruder,
den Prinzen, zu hören und lässt Tellian freie Hand für seinen
fruchtlosen Versuch, ein friedliches Nebeneinander mit
den Hradanizu schaffen.«
Die Männer am Tisch schienen beidiesem Namen am liebsten
auf den polierten Steinboden speienzu wollen und murrten
leise, was im Grollen des Donnersallerdings fast unterging.
Keiner von ihnen konnte die Wahrheitin den Worten ihres
Gastgebers abstreiten.
»Wohl wahr, Milord«,ergriff der zweite Biertrinker schließlich
das Wort. »Dessen sind wir unsebenfalls bewusst, wessen
Ihr Euch zweifellos gewahr gewesenseid, als Ihr uns heute
Abend eingeladen habt. Verzeiht mirmeine offenen Worte,
aber ich nehme nicht an, dass Ihruns wegen unserer leidenschaftlichen
Zustimmung zu Prinz Yurokhas Haltung hierher
gebeten habt.«
Über seine vor Ironie fast triefendeStimme lachten einige
der Männer am Tisch unwillkürlich,und auch der Pfeifenraucher
musste lächeln.
»Ich meinerseits«, fuhr der Sprecherfort, »gebe gern zu,
dass ich diese politische Lage - wiesie sich heute bietet - sowohl
aus persönlichen wie auch auspatriotischen Gründen verabscheue.
Mein Cousin Mathianlebt wie ein Bettler von einer
winzigen Apanage in meinem Haus. Er wurdedurch einen Emporkömmling
ersetzt, einen gemeinen Ritter, indessen Adern
kein einziger Tropfen blauen Blutesfließt.« Sämtliche Ironie
war nun aus seinen Wortenverschwunden und seine Augen
funkelten gefährlich. »Lassen wirdiese Provokation gegen meine
Familie einmal beiseite, dieübrigens auch eine Beleidigung
jedes Angehörigen der vornehmenHäuser hier im Raum ist;
doch es gibt so etwas wieGerechtigkeit. Wir haben mit Baron
Tellian eine Rechnung zu begleichen, undich weigere mich zu
tun, als wäre dem nicht so. Genausowenig, wie Ihr das meiner
Meinung nach einfach übergehenwollt, Milord.«
Einige der Männer interessiertensich plötzlich sehr für den
Inhalt ihrer Gläser oder Krüge. Siestarrten hinein, als könnten
sie wie die Auguren aus der Neigeihre Zukunft lesen. Der
Mann am Kopfende der Tafel sah dem Sprecher jedoch gelassen
in die Augen.
»Ich habe niemals vorgegeben, dassich nicht einige strittige
Punkte mit Tellianvon Balthar zu klären hätte, Lord Saratic.
Ganz im Gegenteil. Und Ihr habtebenfalls Recht mit der Annahme,
dass ich Euch heute Abend eingeladenhabe, weil ich
überzeugt bin, dass auch IhrProbleme mit Tellian habt. Dennoch
sollten wir besser nicht außer Achtlassen, dass ein offener
Angriff auf ihn in dieser Frage denAnschein erwecken könnte,
wir stellten uns gegen den König.Bevor wir also mit Tellian und
seinem Lieblings-Hradaniso umspringen können, wie es sich
geziemt, müssen wir König Markhos davon überzeugen, dass er,
wie Garthanbereits richtig sagte, schlecht beraten wurde. Zieht
er erst seine schützende Hand von Tellian zurück, können wir
vielleicht etwas gezieltere Methoden anwenden. Für den Augenblick
jedoch müssen wir die Politik desKönigs als seine treuen
Untertanen und Vasallennachdrücklich unterstützen. In der
Öffentlichkeit.«
»Selbstverständlich, Milord«, stimmte ihm Saratic zu.»Ich
würde niemals etwas anderesvorschlagen, das war auch nicht
meine Absicht. Wie Ihr sagtet, esist unsere Pflicht der Krone
gegenüber, unsere Unterstützung derPolitik des Königs klar
darzustellen. In derÖffentlichkeit.« ( )
© Wilhelm Heyne Verlag
Übersetzung: Wolfgang Thon
- Autor: David Weber
- 2006, 351 Seiten, Maße: 12 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Thon, Wolfgang
- Übersetzer: Wolfgang Thon
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453532406
- ISBN-13: 9783453532403
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