Der Zauber von Savannah Winds
Mitreißend und voller Magie: Entdecken Sie mit Bestssellerautorin Tamara McKinley den Zauber des roten Kontinents
Fleur steht an einem der größten Wendepunkte ihres Leben, als sie eine rätselhafte Nachricht...
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Produktinformationen zu „Der Zauber von Savannah Winds “
Mitreißend und voller Magie: Entdecken Sie mit Bestssellerautorin Tamara McKinley den Zauber des roten Kontinents
Fleur steht an einem der größten Wendepunkte ihres Leben, als sie eine rätselhafte Nachricht erhält. Eine ihr unbekannte Frau vermacht ihr eine riesige Farm im Outback, Savannah Winds, und das malerische Küstenhaus Birdsong. An diesen magischen Ort flüchtet Fleur vor ihren Problemen - und stößt dort auf die Tagebücher jener Frau, die Unglaubliches über Fleurs eigene Herkunft verraten.
Fleur steht an einem der größten Wendepunkte ihres Leben, als sie eine rätselhafte Nachricht erhält. Eine ihr unbekannte Frau vermacht ihr eine riesige Farm im Outback, Savannah Winds, und das malerische Küstenhaus Birdsong. An diesen magischen Ort flüchtet Fleur vor ihren Problemen - und stößt dort auf die Tagebücher jener Frau, die Unglaubliches über Fleurs eigene Herkunft verraten.
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Der Zauber von Savannah Winds von Tamara McKinley PROLOG
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Gulf Savannah 1951
Annie Somerville hob Lily hoch und setzte sie sich auf die Hüfte. Eigentlich gab es kaum noch etwas, was Annie in Angst und Schrecken versetzen konnte, denn sie besaß den Mut und die Widerstandskraft, die das Leben in der australischen Gulf Region erforderte. Aber an diesem Morgen fürchtete sie sich.
Das Dröhnen einer Spitfire, die über die Sandpiste raste und abhob, zerriss die Stille der Morgendämmerung. Annie und ihre zweijährige Tochter schützten die Augen vor dem aufwirbelnden Staub und verfolgten den Flug, bis die Maschine in dem großen dunklen Herzen der Morning Glory verschwand. Morning Glory nannte man eine riesige Wolke, die bei Tagesanbruch aufzog. Diese erstreckte sich vom nördlichen bis an den südlichen Horizont und überschattete die weite Savanne, während sie wie eine unendliche Welle heranrollte. Ihr Kamm glitzerte und schimmerte von den Eiskristallen, die sie auf ihrem Vormarsch über den Golf von Carpentaria angesammelt hatte.
Die Morning Glory war von beängstigender Schönheit, und Annie umfasste das Kind noch fester, während sie diesen Koloss nach der Spitfire absuchte und mit rasendem Puls stumme Gebete zum Himmel schickte. Dabei wuchs Annies Grauen von Minute zu Minute.
Dann entdeckte sie das Flugzeug - ein winziger Fleck, der auf der Woge ritt, darin eintauchte, sich drehte und wand wie ein Spielzeug und ungeachtet der Gefahren über den Kamm raste.
Annies Phantasie trug sie ins Cockpit, wo ihr Mann vor Freude lachte, weil sich für ihn ein langgehegter Traum erfüllt hatte. Vermutlich begriff er nicht, wie ängstlich Annie war - und wie machtlos. Denn die kampferprobte Spitfire und der tapfere, tollkühne Mann, der sie flog, waren für die mächtige Morning Glory wie Spreu im Wind.
Brisbane 2000
Fleur Mackenzie nahm Handtasche, Aktenkoffer und Laptop und stieg zögernd aus dem Mazda Roadster. Für gewöhnlich konnte sie es kaum erwarten, den Tag zu beginnen, denn sie liebte ihre Arbeit bei Oz Architects. Überdies war sie ehrgeizig und wollte in der Firma aufsteigen, bevor sie zur Familiengründung eine Auszeit nehmen würde. Doch in letzter Zeit hatte sich die Stimmung im Büro verändert. Trübsinn hatte sich breitgemacht und wollte nicht weichen. Seit Monaten kursierten Gerüchte, die sich noch verdichtet hatten, seit Projekte auf Eis gelegt wurden, Mitarbeiter gekündigt hatten und bislang treue Kunden zur Konkurrenz abgewandert waren. »Guten Morgen, Fleur. Wie geht's?« Jason Delaney, gekleidet in Trainingshose, hautenges T-Shirt, Laufschuhe und rosarotes Bandana, war außer Atem.
Fleur lächelte ihren Kollegen kläglich an. »Könnte besser sein«, gestand sie, strich die langen dunklen Haare zurück und rückte den Kragen ihrer Kostümjacke zurecht, wobei die Goldarmbänder an ihrem zarten Handgelenk klimperten. »Die heutige Besprechung bereitet mir Sorgen.«
Jason joggte auf der Stelle weiter. Sein fröhliches Gesicht hatte traurige Züge angenommen. »Geht das nicht allen so? Womit rechnest du, Fleur? Stehen wir auf der Abschussliste?«
»Ich hoffe nicht«, murmelte sie. Ihre hohen Absätze klapperten auf dem Pflaster, als sie auf das Bürogebäude zustrebte. »Greg und ich haben eine Mordshypothek abzutragen, und vierunddreißig ist nicht unbedingt ein gutes Alter, um arbeitslos zu werden.«
»Ich dachte, Greg wäre gerade zum leitenden Chirurgen befördert worden. Er verdient doch sicher genug, um euch eine Weile über Wasser zu halten.«
Fleur hatte nicht vor, mit Jason über ihre finanzielle Situation zu sprechen. Ihr bester Freund meinte es bestimmt gut - aber er war ein Klatschmaul. Sie gab den Sicherheitscode ein, schob die Eingangstür auf und begab sich zu den Büros im Parterre. Sie betrat einen großen weißen Raum, der mit Schreibtischen, Reißbrettern und Aktenschränken möbliert war, schaltete das Licht an und ließ den ausgebeulten Aktenkoffer und das schwere Notebook auf ihren Schreibtisch fallen. »Es hat keinen Sinn zu spekulieren«, sagte sie leise. »Oz Architects ist eine große Firma, und wir müssen hoffen ...«
Jason nahm das Bandana ab, steckte es in die Hosentasche und verschränkte die Arme. »Tja, ich hab mich bereits auf zwei Stellen beworben - für alle Fälle. Ich kann unmöglich von Enrique erwarten, dass er mich aushält, sosehr mir das luxuriöse Leben eines Müßiggängers auch gefallen würde.« Er warf einen Blick auf die Angeberuhr an seinem Handgelenk, ein Geschenk von seinem wohlhabenden Liebhaber. »Dann werde ich mich mal beeilen und mich rausputzen, bevor die Machthaber zu uns herabsteigen.«
Fleur erwiderte sein Lächeln matt, während er in den Sanitärraum für Mitarbeiter eilte. Auch sie hatte erwogen, sich auf eine andere Stelle zu bewerben, doch sie fühlte sich der Firma in gewisser Weise verbunden, in der sie gleich nach der Universität eine Anstellung bekommen hatte. Außerdem konnte sie nicht glauben, dass Oz Architects kurz vor dem Ruin stand. Es gibt auch noch andere Gründe, gestand sie sich im Stillen ein, denn sie sehnte sich nach einem Kind, wollte eine eigene kleine Familie haben, jetzt, nachdem sie und Greg geheiratet und einen Hausstand gegründet hatten. Kein neuer Arbeitgeber würde sich damit abfinden, wenn sie im ersten Jahr ihrer Tätigkeit in Mutterschutz gehen würde. Und ihre biologische Uhr tickte. Sie musste Oz Architects treu bleiben.
Mit herzhaftem Gähnen streifte sie die Schuhe ab und bewegte die Zehen. Sie hatte nicht gut geschlafen, die berufliche Unsicherheit machte sie nervös. Greg war auf einem Ärztekongress in Sydney. Sie hatten zwar jeden Abend stundenlang miteinander telefoniert, dennoch fehlte er ihr. Sie vermisste seine feste Umarmung, seinen Herzschlag an ihrem Ohr und auch das Gefühl, dass der seelenverwandte Greg immer ihr Anker sein würde, sollte die See auch noch so rau werden.
Sie hatten bereits zwei Jahre zusammengelebt, als er sie vor zwölf Monaten mit seinem Heiratsantrag überraschte. Greg hatte bis dahin erbittert an seiner Unabhängigkeit festgehalten - von dem Ehrgeiz getrieben, die nervenaufreibende und zuweilen herzzerreißende Welt der Kinderchirurgie zu verändern -, und sie hatte von Anfang an gewusst, dass ein Leben mit ihm nicht einfach sein würde. Aber für Fleur war es Liebe auf den ersten Blick gewesen, als sie ihm auf einer Party begegnet war, und sie spürte nach wie vor einen Anflug von Begehren, wenn sie Greg nur ansah.
Mit seinen neununddreißig Jahren war er noch immer athletisch gebaut und glich eher einem Rockstar als einem renommierten Kinderchirurgen. Er war attraktiv, hatte breite Schultern und einen festen Bauch; sein helles Haar kräuselte sich über den Ohren. Seine Augen hatten Fleur vor drei Jahren verzaubert. Sie waren grün wie das Meer im Sommer, umrahmt von langen, dichten Wimpern, und strahlten eine gefährliche Sinnlichkeit aus, der Fleur rasch erlegen war.
Fleurs köstliche Träumerei wurde unsanft unterbrochen, als die anderen Mitarbeiter eintrafen. Schnell zog sie sich die Jacke aus, glättete die Falten ihres hautengen Rocks und setzte eine fröhliche Miene auf, während die Stimmen und Schritte der anderen die Stille zerstörten, die für Fleur wie Balsam gewesen war. Die Unterhaltungen drehten sich ausschließlich um die bevorstehende Besprechung. Als es auf zehn Uhr zuging, ließ das Geplauder nach und die Spannung stieg.
»Komm doch mit in die Bar und ertränke deinen Kummer gemeinsam mit uns, Fleur.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich möchte nur noch nach Hause, Jason«, sagte sie leise, während sie unter den aufmerksamen Blicken des Wachmanns ihre persönliche Habe in einen Karton packte und die Jacke anzog.
»Aber Greg ist doch nicht da«, beharrte er. »Es ist nicht gut, in Zeiten wie diesen allein zu sein.« Er warf einen Blick auf den stämmigen Wachmann, der in der Nähe herumlungerte, und nickte, als der Mann auf seine Armbanduhr tippte. »Komm, Fleur«, lockte er. »Du kannst nicht hierbleiben.«
Fleur sank auf den Bürostuhl. Sie konnte es immer noch nicht fassen. »Ich bin in dieser Firma, seit ich die Uni abgeschlossen habe«, murmelte sie. »Ich habe hier meine Konzession bekommen und bin erst vor wenigen Monaten befördert worden. Wie können sie so was machen?«
»Gier«, erklärte Jason bissig. »Sie haben sich erwischen lassen, als sie Schmiergelder an Bauunternehmer und Politiker verteilten, und dann haben sie alles nur noch verschlimmert und die Geschäftsbücher gefälscht. Kein Wunder, dass wir jetzt alle auf der Straße stehen.«
»Aber es ist doch so eine große Firma! Warum mussten sie das tun?«
Jason griff nach ihrem Karton und stellte ihn auf seinen. »Keine Ahnung. Jedenfalls stehen wir jetzt ohne Arbeit da und haben nicht die leiseste Chance auf eine Abfindung. Wenn du mich fragst, ich hätte nicht übel Lust, die Schweine zu erschießen.«
Fleur musste trotz allem kichern. Sie erhob sich, und sie gingen vorbei an eilig leergeräumten Schreibtischen, an Akten- schränken, aus denen Papierstapel quollen, an Reißbrettern, Zeichnungen und maßstabsgetreuen Modellen von Projekten, die man noch zu Ende führen würde. Das einst innovative Architektenbüro hatte bereits einen Hauch von Verlassenheit angenommen.
Der Wachmann öffnete die Tür und schloss sie hinter ihnen ab.
Nachdem Jason Fleurs Karton im Kofferraum ihres Wagens deponiert hatte, nahm er seine Freundin in den Arm. »Bist du sicher, dass du nicht mitkommen willst? Ich gebe einen aus.«
Fleur befreite sich aus seiner Umarmung und schüttelte den Kopf. »Greg kommt heute Abend nach Hause, und ich habe andere Pläne.«
»Oh, darum geht es also?« Er zog spöttisch eine Augenbraue hoch.
Fleur kicherte und spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte Jason einen flüchtigen Kuss auf die Wange, die nach Paco Rabanne roch. Er war der beste Freund, den eine Frau sich nur wünschen konnte. Sie würde es vermissen, ihn jeden Tag zu sehen. »Ja«, gestand sie. »Jetzt, da ich Zeit zur Verfügung habe, können Greg und ich uns an die Familienplanung machen.
Jason schüttelte sich. »Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen«, murmelte er. »Babys sind an beiden Enden leck und rauben einem den Schönheitsschlaf. Ich bin froh, dass ich schwul bin.«
»Ich auch.« Sie lächelte zu ihm auf. »Wir bleiben in Kontakt, Jason.«
Blinzelnd unterdrückte Fleur die Tränen, während sie zu ihrer Penthousewohnung mit Blick auf den Brisbane River fuhr. Den Job zu verlieren war wie ein kleiner Tod. Fleur fühlte sich wie betäubt, einsam und verunsichert. Es gefiel ihr, unabhängig zu sein, sich einen Namen zu machen und eigenes Geld zu verdienen. Aber die Ereignisse an diesem Tag hatten alles verändert, und ihre Gefühle waren so sehr in Aufruhr, dass sie nicht klar denken konnte. Sie brauchte Greg.
Eine heiße, prickelnde Dusche schaffte es einigermaßen, Fleurs Stimmung zu heben. Als sie schließlich frisches Make-up aufgetragen und sich ein leichtes, durchgeknöpftes Sommerkleid angezogen hatte, ging es ihr schon besser. Sie war begabt, zielstrebig und fleißig. Sie hatte sich bei Oz Architects bewährt und würde bald eine andere Stelle finden - vielleicht in einer kleineren, gut etablierten Firma, die zu schätzen wüsste, was sie zu bieten hatte.
Fleur fuhr sich mit der Bürste durchs Haar und spielte in ihrer Phantasie das Vorstellungsgespräch durch, die Eingewöhnungsphase, den Umgang mit neuen Kollegen. Seufzend legte sie die Bürste weg und begab sich in die Küche. Der Gedanke, wieder von vorn anzufangen, begeisterte sie ganz und gar nicht - denn ihre Prioritäten hatten sich verändert. Der Ehrgeiz war plötzlich hinter das dringende Bedürfnis zurückgetreten, Mutter zu werden.
Fleur bereitete einen Hühnersalat zu, den sie für später in den Kühlschrank stellte. Dann goss sie sich ein Glas Weißwein ein und nippte daran, während sie es sich auf der Couch bequem machte. Sie blätterte in einer Zeitschrift, die sie jedoch bald beiseite warf. Stattdessen versuchte sie, sich auf die Abendzeitung zu konzentrieren. Aber auch das gelang ihr nicht. Sie wollte sich schon das nächste Glas Wein einschenken, als sie einen Schlüssel in der Tür hörte.
»Greg. Oh, Greg, schön, dass du wieder da bist!« Sie warf sich in seine Arme, atmete seinen Geruch ein, spürte seinen starken Körper dicht an ihrem.
Er bedeckte ihre Wange und ihren Hals mit Küssen, bevor seine Lippen ihren Mund eroberten. »Fleur, meine süße, kleine Fleur. Mein Gott, hab ich dich vermisst!« Greg trat die Tür hinter sich zu, hob Fleur hoch und trug sie ins Schlafzimmer.
Heiße Begierde durchströmte Fleur, während er langsam das Sommerkleid aufknöpfte und sie wie ein kostbares Geschenk auspackte. Ihr Körper wölbte sich ihm entgegen, während er ihre Halsbeuge küsste und mit der Zunge über ihre festen Brustwarzen fuhr. Voller Ungeduld, seine Haut zu spüren, fummelte Fleur an seinen Hemdknöpfen herum und öffnete seinen Gürtel.
Seine warme Hand schloss sich um ihre Finger und drückte sie an sein Herz. »Wir haben noch die ganze Nacht«, flüsterte er. »Kein Grund zur Eile.«
Während die Sonne versank und der Himmel dunkler wurde, schliefen Greg und Fleur immer wieder miteinander. Geborgen in ihrer Zweisamkeit, vereinten sie sich in dem langsamen Tanz, der sie noch enger verband. Als sie sich verausgabt hatten, fütterten sie sich gegenseitig mit Hühnersalat und teilten ein Glas Wein, bis das Verlangen, wieder miteinander zu schlafen, unwiderstehlich wurde.
Ineinander verschlungen dösten sie schließlich ein, und als sie aufwachten, sprachen sie über die Konferenz und das abrupte Ende von Oz Architects.
In Gregs Armen, das Gesicht an seine Brust geschmiegt, fühlte Fleur sich sicher. Sie hatten lange geredet, und jetzt schlief Greg fest. Er atmete tief und ruhig, und sein gleichmäßiger Herzschlag war tröstlich. Fleur liebte ihren Mann sehr und wünschte, sie fände die Worte, um es auszudrücken. Diese Liebe war so stark, dass es beinahe beängstigend war, und während Fleur Greg beobachtete, überkam sie erneut das tiefe Bedürfnis nach einem Kind von ihm. Sie hatte sich schon immer Nachwuchs gewünscht, doch seit sie Greg geheiratet hatte, war der Kinderwunsch noch drängender geworden - denn ein Kind wäre das kostbarste Geschenk überhaupt, das sie für immer miteinander verbinden würde.
Fleurs Augenlider flatterten. Sie war kurz davor einzuschlafen. Vielleicht war der Tag doch nicht so katastrophal gewesen, wie sie gedacht hatte - denn der Zeitpunkt ihres Jobverlustes hätte nicht perfekter sein können. Sie würde das Thema am nächsten Morgen ansprechen.
Fleur ließ sich von der sinnlichen Wärme, die Greg verströmte, und von seinen Zärtlichkeiten langsam aus dem Schlaf holen. Wohlig streckte sie sich, während seine Hände zart ihre Brüste liebkosten und sein stoppeliges Kinn ihren Hals kitzelte.
»Guten Morgen, sexy Lady«, murmelte er mit vor Begierde belegter Stimme, während seine Finger quälend langsam über ihren Rippenbogen fuhren und sich über ihren Bauch bis zu dem dunklen Haar zwischen ihren Beinen vortasteten.
Sie schmiegte sich an ihn. Ihre Lust wurde stärker, das Bedürfnis, ihn zu spüren, wuchs. Seine Lippen zogen einen feurigen Pfad von ihren Brüsten zu ihrem samtigen Innersten, das sich unter seiner Berührung öffnete wie die Blütenblätter einer exotischen Blume.
Fleur bog den Rücken durch, und ihrer Kehle entfuhr ein sehnsüchtiges Stöhnen, während ihre Finger durch sein Haar fuhren und ihr Körper auf die sich langsam aufbauenden, aber heftigen Empfindungen reagierte, die seine Zunge wachrief. »Jetzt«, hauchte sie. »Bitte, Greg, ich kann nicht mehr warten.«
Seine Augen funkelten vor Begierde. »Das gefällt Ihnen also, Mrs. Mackenzie? Dabei dachte ich, Sie wären schon gestern Abend gründlich geliebt worden.« Seine Lippen umfingen ihre harte Brustwarze, seine Zunge spielte daran, und seine aufreizenden Finger steigerten ihre Lust immer mehr. Fleur stöhnte. »Ja, komm«, drängte sie. »Bitte ...« »Merk dir, wo wir stehen geblieben sind.« Greg rollte sich auf die Seite und suchte nach einer Packung Kondome.
In dem Moment, da Fleur Greg brauchte, fühlte sie sich von ihm im Stich gelassen. Sie warf die langen Haare zurück und packte seinen Arm, ihr heißer, gieriger Körper presste sich an das kühle, feste Fleisch seines geschmeidigen Rückens. »Diesmal nicht, Greg, bitte!«
»Sei nicht albern, Fleur! Wir wollen doch kein Malheur.« Er sah, dass die Schachtel leer war, und fluchte leise vor sich hin.
Ihre Finger fuhren über seine Brust, an der Linie aus goldblondem Haar entlang, die von seinem Bauchnabel abwärts führte und sich um den erigierten Penis wand, der in Reaktion auf ihre Berührung zuckte.
Vor Verlangen stöhnend, gab Greg auf und drehte sich zu ihr um. »Ich vermute, wir können es riskieren«, keuchte er. Er warf einen muskulösen Oberschenkel über ihre Hüfte und bedeckte Fleurs Gesicht mit Küssen. »Du hast doch gestern Abend an die Pille gedacht?«
Matt lächelnd versuchte sie sich zu erinnern, aber jeder Gedanke an Verhütung verflüchtigte sich, als Greg in sie eindrang. Sie bewegten sich langsam und harmonisch in dem Rhythmus, der so wunderbar erregend und vertraut war. Haut glitt wie Seide über Haut, während ihre Küsse noch leidenschaftlicher wurden und das heiße Verlangen die beiden zu verschlingen drohte. Fleur warf die Beine um Gregs Hüften, und er drang noch tiefer in sie ein. Sie zog ihn näher zu sich, sodass sie ganz eins wurden - ein einziges vollständiges Wesen, überwältigt von Liebe und Lust - und sie ihren sehnsüchtigsten Wunsch einfach aussprechen musste. »Komm, wir machen ein Kind!«, flüsterte sie.
Er spannte sich an, und dieser reglose Augenblick schien sich endlos zu dehnen. Seine Miene war undurchdringlich, als er auf sie herabschaute. »Ich dachte, du hättest ...«
»Hab ich auch, aber ...«
Er bewegte sich wieder, nun hastig und allein auf sich selbst konzentriert - nur um es zu Ende zu bringen. Auf dem Höhepunkt rollte er sich schnell zur Seite, sprang aus dem Bett und verschwand im Bad.
Die Leidenschaft, die er in Fleur entfacht hatte, war vergangen, und eine böse Vorahnung beschlich sie und brachte Erinnerungen an andere Gelegenheiten mit sich, bei denen sie Kinder erwähnt hatte. Bisher hatte sie seine Reaktionen auf das Thema ignoriert, aber heute war sie willens, die Bindung, die sie miteinander eingegangen waren, zu festigen und daraus die logische Schlussfolgerung zu ziehen.
Ihrem Gefühl nach dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis Greg wiederkam, nur ein Handtuch um die schlanken Hüften geschlungen. Sie zog das Bettlaken bis unter das Kinn. Er bewegte sich mit der lässigen, beinahe lüsternen Behändigkeit einer Katze, und Fleur überfiel ein Verlangen, das sie erschreckte.
Sie betrachtete seinen Rücken, als er sich auf das Bett fallen ließ und mit einem Handtuch die nassen Haare rubbelte. »Ich glaube, wir sollten mal über ein Baby reden, meinst du nicht?«
»Nein, Fleur«, sagte er seufzend. »Du weißt, was ich davon halte.« Sie richtete sich auf. »Nein, eigentlich nicht«, erwiderte sie mit erzwungener Ruhe. »Dem Thema bist du immer ausgewichen. «
»Wir sind zu beschäftigt, um Kinder zu kriegen«, kam es aus den Tiefen des Handtuchs. »Gerade jetzt, wo ich Leitender Chirurg geworden bin und du auf Stellensuche gehst.«
Fleur kniete sich neben ihn, das Laken noch immer unter das Kinn geklemmt; ihre langen Haare fielen nach vorn. Sie strich mit der Hand über seine feuchte Schulter. »Ich muss keine Stelle finden - vorerst. Und wenn es so weit ist, dann könnte ich einen Teilzeitjob annehmen und die Kinderkrippe um die Ecke nutzen.«
Er stand auf und schlüpfte in Boxershorts und eine schäbige alte Jeans, die von einem breiten Ledergürtel gehalten wurde. »Kinder zu haben ist eine Vollzeitbeschäftigung, Fleur. Du kannst sie nicht einfach bei Fremden abgeben, wenn sie unbequem werden.« Er stapfte ans Fenster und riss die Vorhänge auf. Sonnenlicht flutete in den Raum.
Allmählich wurde ihr bang zumute. »Dann arbeite ich eben gar nicht mehr«, sagte sie leise. »Wir können es uns leisten, von deinem Gehalt zu leben, wenn wir in eine kleinere Wohnung ziehen.«
»Mir gefällt es hier«, murmelte er und starrte aus dem Fenster auf das Panorama des Brisbane River zwölf Stockwerke unter ihm. Er öffnete die zweiflügelige Terrassentür der Penthousewohnung und trat barfuß in den warmen Samstagmorgen hinaus.
Stirnrunzelnd stieg Fleur aus dem Bett. Das Bettlaken schleifte hinter ihr her, als sie Greg folgte. Die Aussicht war großartig - in der Ferne Mount Coottha, und der Fluss mäanderte wie ein funkelndes blaues Band durch die Stadtmitte -, doch sie warf nur einen flüchtigen Blick darauf, denn sie war ausschließlich auf ihren Ehemann konzentriert.
»Mir auch«, sagte sie sanft, »aber weil ich jetzt arbeitslos bin, können wir uns die Wohnung eigentlich nicht mehr leisten - und für eine Familie ist sie ja auch nicht gerade geeignet, oder?«
»Davon war auch nie die Rede.« Seine Miene wurde weicher. Er schlang einen Arm um Fleurs Schultern und zog sie zu sich heran, bis ihr Kopf an seiner warmen Brust ruhte. »Wir wohnen hier, weil das Apartment im Stadtzentrum liegt, wo wir ein geselliges Leben führen. Außerdem ist es von hier nicht weit bis zum Krankenhaus. Ich kann uns locker über Wasser halten, bis du eine neue Stelle gefunden hast, Fleur.«
Sie schaute zu ihm auf und fuhr mit den Fingern über sein frisch rasiertes Gesicht. »Aber was ist, wenn ich mehr möchte, Greg?«, murmelte sie. »Das schicke Apartment, die Geselligkeit - selbst meine Stelle - waren mir nie so wichtig. Ich könnte sofort darauf verzichten.«
»Das war mir nie klar«, brummte er stirnrunzelnd.
Sie schenkte ihm ein spöttisches Lächeln, um die Stimmung aufzuhellen. »Was? Dass ich dich anbete und sogar in einer Hütte mit dir wohnen würde - oder dass ich lieber Kinder mit dir hätte, als jeden Tag zur Arbeit zu gehen?«
Greg erwiderte ihr Lächeln nicht. »Tut mir leid, Fleur, ich dachte, wir wären uns einig, dass Kinder nicht zum Plan gehören. «
Von seinen Worten und seiner ernsten Miene getroffen, wich sie einen Schritt zurück. »Zu welchem Plan?« »Unserem Plan für die Zukunft.« Das Lächeln, das sie sonst dahinschmelzen ließ, flackerten sicher auf. Ungerührt schaute sie ihn an. Ihr Puls raste. »Das ist mir neu.« »Aber wir haben doch darüber gesprochen, als wir hier eingezogen sind«, entgegnete er und fuhr sich aufgebracht durchs Haar. »Wir waren uns einig, dass wir uns beide auf unsere Karriere konzentrieren und eine Stadtwohnung, ein Boot auf dem Fluss und Geld auf der Bank haben wollen. Kinder waren nie ein Thema.«
Fleur hätte schwören können, dass das Apartmenthaus unter ihr nachgab, während ihr Herz zitterte und sie um die Beherrschung kämpfte. »Das war eher dein Traum als meiner«, sagte sie zögernd, »und ich habe einfach angenommen ...«
Er holte tief Luft und atmete seufzend aus. »Und ich dachte, du hättest es verstanden.« Seine grünen Augen sahen sie unverwandt an. Der Ausdruck darin milderte sich, als er ihr Gesicht in beide Hände nahm. »Ich liebe dich, Fleur. Ich bin gern mit dir verheiratet - aber ich will kein Kind. Das würde alles verderben.«
Sie wich noch weiter zurück, als habe er sie geschlagen.» Ein Kind ist doch ein Geschenk, der Beweis für unsere Liebe und Verbundenheit. Es wird uns noch enger zusammenschweißen und uns viel mehr geben als all das hier.« Sie deutete auf die Wohnung und die Aussicht.
Gregs Blick verdüsterte sich. »Du hast gut reden. Du hast ja nie erfahren, wie hart es ohne all den Luxus ist. Ein Kind braucht beide Elternteile, die sich um es kümmern, es behüten und beschützen müssen. Ein Kind wird dich auslaugen und uns mit seinen Ansprüchen auseinanderbringen - es wird dich anbinden und verändern.«
Sie war den Tränen nahe, unterdrückte sie jedoch entschlossen. »Keinesfalls«, brachte sie nur hervor.
Offensichtlich war er darum bemüht, die Situation unter Kontrolle zu halten, aber sein Unterkiefer mahlte, sein Ton war scharf, und seine Augen funkelten vor Entschlossenheit. »Doch, glaub mir«, sagte er finster. »Und ich will nicht, dass uns das passiert, Fleur. Wir werden keine Kinder haben.« Die Welt schien in ihren Grundfesten erschüttert zu sein. »Keine Kinder?«, flüsterte sie. »Niemals?«
Er schüttelte den Kopf. Seine Miene deutete ein Bedauern an, das sich in seinem festen Blick nicht widerspiegelte. »Ich weiß, dass du jetzt enttäuscht bist«, sagte er angespannt, »aber du wirst mir in den kommenden Jahren noch dankbar sein, wenn du Karriere gemacht hast und deine Entwürfe gefragt sind.«
Die pure Dreistigkeit seiner Argumente ließ sie erzittern, und sie musste ihre Wut bezwingen, um sachlich zu bleiben. »Du verweigerst mir das Einzige, wonach ich mich mit jeder Faser meines Körpers sehne«, erklärte sie rundheraus. »Wage ja nicht, mir zu sagen, dass ich dir dafür dankbar sein werde!«
»Verzeih. Ich habe mich wahrscheinlich nicht richtig ausgedrückt «, polterte er. »Aber dir ist doch hoffentlich klar, wie unpraktisch es wäre, auch nur an ein Kind zu denken?« Er raufte sich die Haare und gab sich augenscheinlich Mühe, die richtigen Worte zu finden, um Fleur zu besänftigen. »Ich bin rund um die Uhr im Krankenhaus. Du wirst bald schon mit neuen Projekten beschäftigt und auf Baustellen unterwegs sein. Du kannst nicht alles haben, Fleur.«
»Das will ich ja gar nicht«, erklärte sie unter Tränen, die nun ungehindert über ihr Gesicht rannen, »aber ich bin vierunddreißig, meine biologische Uhr tickt, und ich wundere mich, dass du sie nicht hörst.« Sie griff nach dem Bettlaken und verknotete zornig zwei Ecken. »Ich dachte ... Ich dachte, du wolltest, dass wir ein Kind bekommen. Ich habe nie ...«
Er ließ die Schultern hängen und senkte den Kopf. »Tut mir leid, Fleur. Ich hätte früher was sagen sollen.«
»Ja«, schluchzte sie, »das hättest du.« Sie schaute zu ihm auf, die Augen von Schmerz gezeichnet. »Hätte ich gewusst, wie du dazu stehst, dann hätte ich gründlich darüber nachgedacht, ob ich dich überhaupt heiraten will.« Wütend über sich selbst, weil sie die Beherrschung verloren hatte, warf sie die Haare zurück und knotete das Laken noch fester um sich.
Sein attraktives Gesicht legte sich gequält in Falten. Er streckte die Hände nach ihr aus und fuhr zusammen, als sie sich erneut zurückzog. »Bitte, sag nicht, dass du bereust, mich geheiratet zu haben. Ich liebe dich, Fleur, und ich möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen.«
Sie zitterte. Ihre Beine drohten unter ihr nachzugeben, während die Qual des Verlusts sie innerlich zerriss. »Liebe und Ehe bedeuten Kinder - wenigstens für mich. Ist es dir denn nie in den Sinn gekommen, dass ich mir Kinder wünschen könnte?«
Er besaß den Anstand, beschämt den Blick abzuwenden. »Flüchtig schon, denke ich«, gestand er. »Aber du warst allem Anschein nach zufrieden, wie die Dinge so lagen, und ich fand unser gemeinsames Leben perfekt - für uns beide.«
Fleur war wild entschlossen, stark zu bleiben. »Ich habe heute doch nicht zum ersten Mal über Kinder gesprochen«, sagte sie mit bebender Stimme, blind vor Tränen. »Warum hast du noch nie etwas gesagt?«
Nun war es mit seiner inneren Ruhe vorbei. Er baute sich vor seiner Frau auf, vierschrötig und starr, das Kinn entschlossen gereckt. »Willst du dich wirklich um plärrende Kinder kümmern? Fleur, wir haben die Freiheit, zu tun und zu lassen, was wir wollen, ohne dass wir uns um offene Rechnungen und kranke Kinder sorgen müssen. Wir machen ohnehin schon Überstunden - wenn wir Kinder hätten, müssten wir noch mehr schuften.« Er holte tief Luft. Es kostete ihn offensichtlich Mühe, höflich zu bleiben. »Ich habe mit angesehen, was aus meinen Kollegen mit Kindern geworden ist, und glaube mir, Fleur, die Scheidungsrate im Krankenhaus ist genauso hoch wie der Stressfaktor.« Er streckte die Hand aus, hielt inne und zog sie wieder zurück. »Ich liebe dich Fleur, aber ich möchte nicht, dass unser Leben auf den Kopf gestellt wird, nur weil deine Hormone verrückt spielen.«
»Meine Hormone?«, krächzte sie, schockiert über seine Abgebrühtheit. »Hier geht es nicht um mich oder meine Hormone, Greg - es geht nur um dich und darum, was du willst.«
»Nein«, beharrte er stirnrunzelnd. »Ich liebe dich, Fleur, und ich wollte immer nur dein Bestes, von ganzem Herzen. Ich glaube wirklich, du solltest ...«
Sie atmete schwer, bemüht, die Wut im Zaum zu halten. »Ich weiß schon, was du meinst«, sagte sie gebrochen, »und glaub mir, Greg, das ist ganz und gar nicht mein Bestes.« Sie behielt eine entschlossene Haltung bei, aufrecht, den Blick starr auf sein Gesicht gerichtet, und schöpfte zitternd Atem. »Und sag mir nicht, dass du mich liebst - denn das glaube ich dir nicht.«
»Fleur ...«
Sie zuckte vor seiner ausgestreckten Hand zurück. »Wenn du mich lieben würdest - wirklich lieben würdest -, dann würdest du ein Kind mit mir wollen.«
Sein Unterkiefer verhärtete sich, seine Augen wurden eisig. »Das ist emotionale Erpressung, Fleur, und absolut unter deiner Würde.«
»Das ist die einzige Verteidigung, die ich habe«, entgegnete sie.
»Du benimmst dich wie eine verzogene Göre.« Er wandte sich ab, kehrte ins Schlafzimmer zurück, zog ein sauberes Hemd an und ging in die Küche.
»Das ist ungerecht!«, rief sie und rannte hinter ihm her. »Lauf nicht davon, Greg Mackenzie! Hab wenigstens den Anstand, es mir zu erklären.«
Wie gewohnt ließ Greg sich jedoch nicht in einen Streit hineinziehen. Enttäuscht funkelte Fleur ihn an, während er die Kaffeemühle betätigte, deren Lärm den großen offenen Raum erfüllte und eine Verständigung unmöglich machte.
Ein so wichtiges Gespräch zu führen, während sie nur mit einem Bettlaken bekleidet war, kam Fleur albern vor, doch sie wusste, dass es sein musste, wollte sie auch nur die geringste Chance haben herauszufinden, warum Greg so hartnäckig gegen eigene Kinder war. Sie stellte sich auf die andere Seite der Granit-Anrichte, die Arme verschränkt, entschlossen abzuwarten und ihn zu zwingen, sich der Verletzung zu stellen, die er ihr zufügte. Er weigerte sich, sie auch nur anzuschauen, und als das laute Mahlgeräusch plötzlich aufhörte, lud sich das Schweigen mit Anspannung auf.
»Sag was, Greg!«, bettelte sie. »Lass uns nicht streiten!«
Er schaltete die Espressomaschine ein, stellte kleine Tassen und Untertassen auf die Arbeitsplatte und lehnte sich an, die Arme über dem offenen Hemd verschränkt, als wolle er jede weitere Auseinandersetzung abwehren. »Diese Unterhaltung ist zwecklos, wenn du nicht mal sicher weißt, ob du fruchtbar bist«, erklärte er rundheraus.
»Ich habe sämtliche Tests durchlaufen«, erwiderte sie ebenso ungerührt. »Ich habe regelmäßig einen Eisprung, und der Arzt meint, dass es überhaupt keinen Grund gibt, warum ich nicht schwanger werden sollte.« Fleur holte tief Luft, doch die spitze Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag, war zu verlockend, als dass sie sie unterdrücken könnte. »Natürlich hat er deine Weigerung zu zeugen nicht in die Gleichung einbezogen. Wenn du deine Rolle nicht spielst, war die gesamte Episode eine verdammte Zeitverschwendung.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Und was ist, wenn ich nicht zeugungsfähig bin?« Sie warf die Haare nach hinten und begegnete trotzig seinem Blick, obwohl ihr die Röte ins Gesicht stieg. »Wir wissen beide, dass das nicht stimmt.«
Langsam richtete er sich auf, die Hände auf den Hüften, und seine beinahe katzenhaften Augen durchbohrten sie förmlich. »Was macht dich da so sicher, Fleur?« Seine Stimme war leise, hatte aber einen bedrohlichen Unterton.
Ihr Blick blieb ungerührt, obwohl ihr Herz raste. »Ich habe deinen letzten Untersuchungsbericht gelesen.« Das Grün seiner Augen wurde arktisch kalt.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, während ihr Blick verräterisch zur Tür des Arbeitszimmers huschte. Der Fund des medizinischen Untersuchungsberichts hatte sie zwar überrascht, doch bis heute hatte sie sich so gut wie keine Gedanken darüber gemacht. Aber nun hatte die Sache eine ernsthafte Wendung genommen, und es war zu spät für einen Rückzieher. »Ich habe nach den Kontoauszügen vom letzten Monat gesucht und den Bericht hinten in deiner Schreibtischschublade gefunden.«
Sein Unterkiefer zuckte, und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Wann war das?« Sie schlang das Laken fester um sich und reckte das Kinn. »Ungefähr vor einem Monat.« »Wie kannst du es wagen, in Sachen herumzuschnüffeln, die dich nichts angehen?«, zischte er.
»Ich bin deine Frau. Sie gehen mich etwas an«, entgegnete sie halsstarrig. Sie verschränkte die Arme und unterdrückte das Entsetzen, das sie zu überwältigen drohte. »Und es ist gut so, Greg, denn offensichtlich hättest du mir nichts von diesem Arztbesuch erzählt, oder?«
»Es war nur ein jährlicher Routinecheck.« Er wandte sich um und goss den starken Kaffee in die Tassen. Ein eisiger Schauder kroch ihr über den Rücken und bohrte sich wie eine Pfeilspitze in ihr Herz. »Wenn es reine Routine war, warum wurde dann das Sperma untersucht?«
Das Schweigen dehnte sich, und die Spannung war beinahe mit Händen zu greifen. Er weigerte sich noch immer, Fleur anzuschauen.
Sie fröstelte und wollte eigentlich gar keine Antwort hören - obwohl sie den schrecklichen Verdacht hegte, sie bereits zu kennen.
Greg ließ den Kaffee stehen, senkte den Kopf, breitete die Arme aus und stützte sich mit gespreizten Fingern auf die Anrichte. »Ich habe darum gebeten«, erklärte er leise.
Fleur stockte der Atem. »Warum?« Er konnte ihr noch immer nicht in die Augen schauen und murmelte: »Ich hab erwogen, mich sterilisieren zu lassen.«
Ihre Beine wurden weich, die Luft wich aus ihrer Lunge. Ihr war, als habe er ihr einen heftigen Stoß versetzt. Sie sank auf den Barhocker und konnte Greg nur entsetzt anstarren.
»Aber ich habe es nicht gemacht, Fleur«, sagte er und streckte verzweifelt die Hand nach ihr aus.
Beim Anblick von Fleurs Miene zog er die Hand wieder zurück. Offensichtlich fehlten ihm die Worte, um diese furchtbare Situation zu beenden, ohne Fleur zu verletzen.
»Ich war einfach nur neugierig«, erklärte er stockend. »Ich dachte, wenn ich zeugungsunfähig bin, könntest du die Pille absetzen - und wenn nicht, würde eine Sterilisation es für uns beide einfacher ...« Er verstummte.
»Du Mistkerl!«, schluchzte sie. »Du hundsgemeiner Mistkerl! Wie konntest du an so etwas auch nur denken, ohne mit mir darüber zu sprechen?«
Seine Kinnpartie verhärtete sich. »War nur so eine Idee - kein Grund, daraus ein Drama zu machen.« Sie starrte ihn an. Er war ein Fremder. Ein kalter, gefühlloser, unnahbarer Fremder. »Du willst tatsächlich keine Kinder, nicht wahr?«, hauchte sie. »Deshalb bestehst du darauf, Kondome zu benutzen, obwohl ich bereits die Pille nehme.« Sie lachte freudlos auf. »Doppelt gemoppelt hält besser. Wie blöd war ich nur, dass ich das nicht gemerkt habe?«
»Die Pille funktioniert nicht immer«, grummelte er. »Und ich wusste nicht, ob ich mich darauf verlassen kann, dass du sie nimmst. Du hast dich in letzter Zeit ziemlich eigenartig benommen.«
Das Laken glitt zu Boden, als sie sich auf ihn stürzte und mit gekrallten Fingern auf sein Gesicht zielte. Eine überwältigende Qual raubte ihr die Worte.
Er wich Fleur aus und packte ihre Handgelenke. »Beruhige dich doch, um Himmels willen! Du machst dich noch krank, Fleur!«
»Das ist mir egal«, schrie sie und rang mit ihm. »Mir aber nicht.« Er ließ sie abrupt los und schob sie von sich. »Du machst dich zum Affen.«
Fleur klammerte sich an die Anrichte und versank in einem Meer aus Verwirrung und Schock, als er nach seinen Auto- schlüsseln griff. Es war ein Traum, ein schrecklicher Traum. Bestimmt würde sie gleich aufwachen, und alles wäre in bester Ordnung. Das hier war ihr Greg - ihr Mann und Geliebter -, der Mann, von dem sie geglaubt hatte, dass er sie anhimmelte. Er konnte doch unmöglich so grausam sein und sie in dieser Verfassung alleinlassen? Doch. Er schlüpfte in seine Slipper, schnappte sich sein Handy und seinen Piepser, offensichtlich bereit, sie in dieser furchtbaren Parallelwelt im Stich zu lassen, die er geschaffen hatte.
»Wohin gehst du?«, flüsterte sie.
»Raus.«
© 2013 by Bastei Lübbe GmbH & Co. KG, Köln
Gulf Savannah 1951
Annie Somerville hob Lily hoch und setzte sie sich auf die Hüfte. Eigentlich gab es kaum noch etwas, was Annie in Angst und Schrecken versetzen konnte, denn sie besaß den Mut und die Widerstandskraft, die das Leben in der australischen Gulf Region erforderte. Aber an diesem Morgen fürchtete sie sich.
Das Dröhnen einer Spitfire, die über die Sandpiste raste und abhob, zerriss die Stille der Morgendämmerung. Annie und ihre zweijährige Tochter schützten die Augen vor dem aufwirbelnden Staub und verfolgten den Flug, bis die Maschine in dem großen dunklen Herzen der Morning Glory verschwand. Morning Glory nannte man eine riesige Wolke, die bei Tagesanbruch aufzog. Diese erstreckte sich vom nördlichen bis an den südlichen Horizont und überschattete die weite Savanne, während sie wie eine unendliche Welle heranrollte. Ihr Kamm glitzerte und schimmerte von den Eiskristallen, die sie auf ihrem Vormarsch über den Golf von Carpentaria angesammelt hatte.
Die Morning Glory war von beängstigender Schönheit, und Annie umfasste das Kind noch fester, während sie diesen Koloss nach der Spitfire absuchte und mit rasendem Puls stumme Gebete zum Himmel schickte. Dabei wuchs Annies Grauen von Minute zu Minute.
Dann entdeckte sie das Flugzeug - ein winziger Fleck, der auf der Woge ritt, darin eintauchte, sich drehte und wand wie ein Spielzeug und ungeachtet der Gefahren über den Kamm raste.
Annies Phantasie trug sie ins Cockpit, wo ihr Mann vor Freude lachte, weil sich für ihn ein langgehegter Traum erfüllt hatte. Vermutlich begriff er nicht, wie ängstlich Annie war - und wie machtlos. Denn die kampferprobte Spitfire und der tapfere, tollkühne Mann, der sie flog, waren für die mächtige Morning Glory wie Spreu im Wind.
Brisbane 2000
Fleur Mackenzie nahm Handtasche, Aktenkoffer und Laptop und stieg zögernd aus dem Mazda Roadster. Für gewöhnlich konnte sie es kaum erwarten, den Tag zu beginnen, denn sie liebte ihre Arbeit bei Oz Architects. Überdies war sie ehrgeizig und wollte in der Firma aufsteigen, bevor sie zur Familiengründung eine Auszeit nehmen würde. Doch in letzter Zeit hatte sich die Stimmung im Büro verändert. Trübsinn hatte sich breitgemacht und wollte nicht weichen. Seit Monaten kursierten Gerüchte, die sich noch verdichtet hatten, seit Projekte auf Eis gelegt wurden, Mitarbeiter gekündigt hatten und bislang treue Kunden zur Konkurrenz abgewandert waren. »Guten Morgen, Fleur. Wie geht's?« Jason Delaney, gekleidet in Trainingshose, hautenges T-Shirt, Laufschuhe und rosarotes Bandana, war außer Atem.
Fleur lächelte ihren Kollegen kläglich an. »Könnte besser sein«, gestand sie, strich die langen dunklen Haare zurück und rückte den Kragen ihrer Kostümjacke zurecht, wobei die Goldarmbänder an ihrem zarten Handgelenk klimperten. »Die heutige Besprechung bereitet mir Sorgen.«
Jason joggte auf der Stelle weiter. Sein fröhliches Gesicht hatte traurige Züge angenommen. »Geht das nicht allen so? Womit rechnest du, Fleur? Stehen wir auf der Abschussliste?«
»Ich hoffe nicht«, murmelte sie. Ihre hohen Absätze klapperten auf dem Pflaster, als sie auf das Bürogebäude zustrebte. »Greg und ich haben eine Mordshypothek abzutragen, und vierunddreißig ist nicht unbedingt ein gutes Alter, um arbeitslos zu werden.«
»Ich dachte, Greg wäre gerade zum leitenden Chirurgen befördert worden. Er verdient doch sicher genug, um euch eine Weile über Wasser zu halten.«
Fleur hatte nicht vor, mit Jason über ihre finanzielle Situation zu sprechen. Ihr bester Freund meinte es bestimmt gut - aber er war ein Klatschmaul. Sie gab den Sicherheitscode ein, schob die Eingangstür auf und begab sich zu den Büros im Parterre. Sie betrat einen großen weißen Raum, der mit Schreibtischen, Reißbrettern und Aktenschränken möbliert war, schaltete das Licht an und ließ den ausgebeulten Aktenkoffer und das schwere Notebook auf ihren Schreibtisch fallen. »Es hat keinen Sinn zu spekulieren«, sagte sie leise. »Oz Architects ist eine große Firma, und wir müssen hoffen ...«
Jason nahm das Bandana ab, steckte es in die Hosentasche und verschränkte die Arme. »Tja, ich hab mich bereits auf zwei Stellen beworben - für alle Fälle. Ich kann unmöglich von Enrique erwarten, dass er mich aushält, sosehr mir das luxuriöse Leben eines Müßiggängers auch gefallen würde.« Er warf einen Blick auf die Angeberuhr an seinem Handgelenk, ein Geschenk von seinem wohlhabenden Liebhaber. »Dann werde ich mich mal beeilen und mich rausputzen, bevor die Machthaber zu uns herabsteigen.«
Fleur erwiderte sein Lächeln matt, während er in den Sanitärraum für Mitarbeiter eilte. Auch sie hatte erwogen, sich auf eine andere Stelle zu bewerben, doch sie fühlte sich der Firma in gewisser Weise verbunden, in der sie gleich nach der Universität eine Anstellung bekommen hatte. Außerdem konnte sie nicht glauben, dass Oz Architects kurz vor dem Ruin stand. Es gibt auch noch andere Gründe, gestand sie sich im Stillen ein, denn sie sehnte sich nach einem Kind, wollte eine eigene kleine Familie haben, jetzt, nachdem sie und Greg geheiratet und einen Hausstand gegründet hatten. Kein neuer Arbeitgeber würde sich damit abfinden, wenn sie im ersten Jahr ihrer Tätigkeit in Mutterschutz gehen würde. Und ihre biologische Uhr tickte. Sie musste Oz Architects treu bleiben.
Mit herzhaftem Gähnen streifte sie die Schuhe ab und bewegte die Zehen. Sie hatte nicht gut geschlafen, die berufliche Unsicherheit machte sie nervös. Greg war auf einem Ärztekongress in Sydney. Sie hatten zwar jeden Abend stundenlang miteinander telefoniert, dennoch fehlte er ihr. Sie vermisste seine feste Umarmung, seinen Herzschlag an ihrem Ohr und auch das Gefühl, dass der seelenverwandte Greg immer ihr Anker sein würde, sollte die See auch noch so rau werden.
Sie hatten bereits zwei Jahre zusammengelebt, als er sie vor zwölf Monaten mit seinem Heiratsantrag überraschte. Greg hatte bis dahin erbittert an seiner Unabhängigkeit festgehalten - von dem Ehrgeiz getrieben, die nervenaufreibende und zuweilen herzzerreißende Welt der Kinderchirurgie zu verändern -, und sie hatte von Anfang an gewusst, dass ein Leben mit ihm nicht einfach sein würde. Aber für Fleur war es Liebe auf den ersten Blick gewesen, als sie ihm auf einer Party begegnet war, und sie spürte nach wie vor einen Anflug von Begehren, wenn sie Greg nur ansah.
Mit seinen neununddreißig Jahren war er noch immer athletisch gebaut und glich eher einem Rockstar als einem renommierten Kinderchirurgen. Er war attraktiv, hatte breite Schultern und einen festen Bauch; sein helles Haar kräuselte sich über den Ohren. Seine Augen hatten Fleur vor drei Jahren verzaubert. Sie waren grün wie das Meer im Sommer, umrahmt von langen, dichten Wimpern, und strahlten eine gefährliche Sinnlichkeit aus, der Fleur rasch erlegen war.
Fleurs köstliche Träumerei wurde unsanft unterbrochen, als die anderen Mitarbeiter eintrafen. Schnell zog sie sich die Jacke aus, glättete die Falten ihres hautengen Rocks und setzte eine fröhliche Miene auf, während die Stimmen und Schritte der anderen die Stille zerstörten, die für Fleur wie Balsam gewesen war. Die Unterhaltungen drehten sich ausschließlich um die bevorstehende Besprechung. Als es auf zehn Uhr zuging, ließ das Geplauder nach und die Spannung stieg.
»Komm doch mit in die Bar und ertränke deinen Kummer gemeinsam mit uns, Fleur.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich möchte nur noch nach Hause, Jason«, sagte sie leise, während sie unter den aufmerksamen Blicken des Wachmanns ihre persönliche Habe in einen Karton packte und die Jacke anzog.
»Aber Greg ist doch nicht da«, beharrte er. »Es ist nicht gut, in Zeiten wie diesen allein zu sein.« Er warf einen Blick auf den stämmigen Wachmann, der in der Nähe herumlungerte, und nickte, als der Mann auf seine Armbanduhr tippte. »Komm, Fleur«, lockte er. »Du kannst nicht hierbleiben.«
Fleur sank auf den Bürostuhl. Sie konnte es immer noch nicht fassen. »Ich bin in dieser Firma, seit ich die Uni abgeschlossen habe«, murmelte sie. »Ich habe hier meine Konzession bekommen und bin erst vor wenigen Monaten befördert worden. Wie können sie so was machen?«
»Gier«, erklärte Jason bissig. »Sie haben sich erwischen lassen, als sie Schmiergelder an Bauunternehmer und Politiker verteilten, und dann haben sie alles nur noch verschlimmert und die Geschäftsbücher gefälscht. Kein Wunder, dass wir jetzt alle auf der Straße stehen.«
»Aber es ist doch so eine große Firma! Warum mussten sie das tun?«
Jason griff nach ihrem Karton und stellte ihn auf seinen. »Keine Ahnung. Jedenfalls stehen wir jetzt ohne Arbeit da und haben nicht die leiseste Chance auf eine Abfindung. Wenn du mich fragst, ich hätte nicht übel Lust, die Schweine zu erschießen.«
Fleur musste trotz allem kichern. Sie erhob sich, und sie gingen vorbei an eilig leergeräumten Schreibtischen, an Akten- schränken, aus denen Papierstapel quollen, an Reißbrettern, Zeichnungen und maßstabsgetreuen Modellen von Projekten, die man noch zu Ende führen würde. Das einst innovative Architektenbüro hatte bereits einen Hauch von Verlassenheit angenommen.
Der Wachmann öffnete die Tür und schloss sie hinter ihnen ab.
Nachdem Jason Fleurs Karton im Kofferraum ihres Wagens deponiert hatte, nahm er seine Freundin in den Arm. »Bist du sicher, dass du nicht mitkommen willst? Ich gebe einen aus.«
Fleur befreite sich aus seiner Umarmung und schüttelte den Kopf. »Greg kommt heute Abend nach Hause, und ich habe andere Pläne.«
»Oh, darum geht es also?« Er zog spöttisch eine Augenbraue hoch.
Fleur kicherte und spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte Jason einen flüchtigen Kuss auf die Wange, die nach Paco Rabanne roch. Er war der beste Freund, den eine Frau sich nur wünschen konnte. Sie würde es vermissen, ihn jeden Tag zu sehen. »Ja«, gestand sie. »Jetzt, da ich Zeit zur Verfügung habe, können Greg und ich uns an die Familienplanung machen.
Jason schüttelte sich. »Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen«, murmelte er. »Babys sind an beiden Enden leck und rauben einem den Schönheitsschlaf. Ich bin froh, dass ich schwul bin.«
»Ich auch.« Sie lächelte zu ihm auf. »Wir bleiben in Kontakt, Jason.«
Blinzelnd unterdrückte Fleur die Tränen, während sie zu ihrer Penthousewohnung mit Blick auf den Brisbane River fuhr. Den Job zu verlieren war wie ein kleiner Tod. Fleur fühlte sich wie betäubt, einsam und verunsichert. Es gefiel ihr, unabhängig zu sein, sich einen Namen zu machen und eigenes Geld zu verdienen. Aber die Ereignisse an diesem Tag hatten alles verändert, und ihre Gefühle waren so sehr in Aufruhr, dass sie nicht klar denken konnte. Sie brauchte Greg.
Eine heiße, prickelnde Dusche schaffte es einigermaßen, Fleurs Stimmung zu heben. Als sie schließlich frisches Make-up aufgetragen und sich ein leichtes, durchgeknöpftes Sommerkleid angezogen hatte, ging es ihr schon besser. Sie war begabt, zielstrebig und fleißig. Sie hatte sich bei Oz Architects bewährt und würde bald eine andere Stelle finden - vielleicht in einer kleineren, gut etablierten Firma, die zu schätzen wüsste, was sie zu bieten hatte.
Fleur fuhr sich mit der Bürste durchs Haar und spielte in ihrer Phantasie das Vorstellungsgespräch durch, die Eingewöhnungsphase, den Umgang mit neuen Kollegen. Seufzend legte sie die Bürste weg und begab sich in die Küche. Der Gedanke, wieder von vorn anzufangen, begeisterte sie ganz und gar nicht - denn ihre Prioritäten hatten sich verändert. Der Ehrgeiz war plötzlich hinter das dringende Bedürfnis zurückgetreten, Mutter zu werden.
Fleur bereitete einen Hühnersalat zu, den sie für später in den Kühlschrank stellte. Dann goss sie sich ein Glas Weißwein ein und nippte daran, während sie es sich auf der Couch bequem machte. Sie blätterte in einer Zeitschrift, die sie jedoch bald beiseite warf. Stattdessen versuchte sie, sich auf die Abendzeitung zu konzentrieren. Aber auch das gelang ihr nicht. Sie wollte sich schon das nächste Glas Wein einschenken, als sie einen Schlüssel in der Tür hörte.
»Greg. Oh, Greg, schön, dass du wieder da bist!« Sie warf sich in seine Arme, atmete seinen Geruch ein, spürte seinen starken Körper dicht an ihrem.
Er bedeckte ihre Wange und ihren Hals mit Küssen, bevor seine Lippen ihren Mund eroberten. »Fleur, meine süße, kleine Fleur. Mein Gott, hab ich dich vermisst!« Greg trat die Tür hinter sich zu, hob Fleur hoch und trug sie ins Schlafzimmer.
Heiße Begierde durchströmte Fleur, während er langsam das Sommerkleid aufknöpfte und sie wie ein kostbares Geschenk auspackte. Ihr Körper wölbte sich ihm entgegen, während er ihre Halsbeuge küsste und mit der Zunge über ihre festen Brustwarzen fuhr. Voller Ungeduld, seine Haut zu spüren, fummelte Fleur an seinen Hemdknöpfen herum und öffnete seinen Gürtel.
Seine warme Hand schloss sich um ihre Finger und drückte sie an sein Herz. »Wir haben noch die ganze Nacht«, flüsterte er. »Kein Grund zur Eile.«
Während die Sonne versank und der Himmel dunkler wurde, schliefen Greg und Fleur immer wieder miteinander. Geborgen in ihrer Zweisamkeit, vereinten sie sich in dem langsamen Tanz, der sie noch enger verband. Als sie sich verausgabt hatten, fütterten sie sich gegenseitig mit Hühnersalat und teilten ein Glas Wein, bis das Verlangen, wieder miteinander zu schlafen, unwiderstehlich wurde.
Ineinander verschlungen dösten sie schließlich ein, und als sie aufwachten, sprachen sie über die Konferenz und das abrupte Ende von Oz Architects.
In Gregs Armen, das Gesicht an seine Brust geschmiegt, fühlte Fleur sich sicher. Sie hatten lange geredet, und jetzt schlief Greg fest. Er atmete tief und ruhig, und sein gleichmäßiger Herzschlag war tröstlich. Fleur liebte ihren Mann sehr und wünschte, sie fände die Worte, um es auszudrücken. Diese Liebe war so stark, dass es beinahe beängstigend war, und während Fleur Greg beobachtete, überkam sie erneut das tiefe Bedürfnis nach einem Kind von ihm. Sie hatte sich schon immer Nachwuchs gewünscht, doch seit sie Greg geheiratet hatte, war der Kinderwunsch noch drängender geworden - denn ein Kind wäre das kostbarste Geschenk überhaupt, das sie für immer miteinander verbinden würde.
Fleurs Augenlider flatterten. Sie war kurz davor einzuschlafen. Vielleicht war der Tag doch nicht so katastrophal gewesen, wie sie gedacht hatte - denn der Zeitpunkt ihres Jobverlustes hätte nicht perfekter sein können. Sie würde das Thema am nächsten Morgen ansprechen.
Fleur ließ sich von der sinnlichen Wärme, die Greg verströmte, und von seinen Zärtlichkeiten langsam aus dem Schlaf holen. Wohlig streckte sie sich, während seine Hände zart ihre Brüste liebkosten und sein stoppeliges Kinn ihren Hals kitzelte.
»Guten Morgen, sexy Lady«, murmelte er mit vor Begierde belegter Stimme, während seine Finger quälend langsam über ihren Rippenbogen fuhren und sich über ihren Bauch bis zu dem dunklen Haar zwischen ihren Beinen vortasteten.
Sie schmiegte sich an ihn. Ihre Lust wurde stärker, das Bedürfnis, ihn zu spüren, wuchs. Seine Lippen zogen einen feurigen Pfad von ihren Brüsten zu ihrem samtigen Innersten, das sich unter seiner Berührung öffnete wie die Blütenblätter einer exotischen Blume.
Fleur bog den Rücken durch, und ihrer Kehle entfuhr ein sehnsüchtiges Stöhnen, während ihre Finger durch sein Haar fuhren und ihr Körper auf die sich langsam aufbauenden, aber heftigen Empfindungen reagierte, die seine Zunge wachrief. »Jetzt«, hauchte sie. »Bitte, Greg, ich kann nicht mehr warten.«
Seine Augen funkelten vor Begierde. »Das gefällt Ihnen also, Mrs. Mackenzie? Dabei dachte ich, Sie wären schon gestern Abend gründlich geliebt worden.« Seine Lippen umfingen ihre harte Brustwarze, seine Zunge spielte daran, und seine aufreizenden Finger steigerten ihre Lust immer mehr. Fleur stöhnte. »Ja, komm«, drängte sie. »Bitte ...« »Merk dir, wo wir stehen geblieben sind.« Greg rollte sich auf die Seite und suchte nach einer Packung Kondome.
In dem Moment, da Fleur Greg brauchte, fühlte sie sich von ihm im Stich gelassen. Sie warf die langen Haare zurück und packte seinen Arm, ihr heißer, gieriger Körper presste sich an das kühle, feste Fleisch seines geschmeidigen Rückens. »Diesmal nicht, Greg, bitte!«
»Sei nicht albern, Fleur! Wir wollen doch kein Malheur.« Er sah, dass die Schachtel leer war, und fluchte leise vor sich hin.
Ihre Finger fuhren über seine Brust, an der Linie aus goldblondem Haar entlang, die von seinem Bauchnabel abwärts führte und sich um den erigierten Penis wand, der in Reaktion auf ihre Berührung zuckte.
Vor Verlangen stöhnend, gab Greg auf und drehte sich zu ihr um. »Ich vermute, wir können es riskieren«, keuchte er. Er warf einen muskulösen Oberschenkel über ihre Hüfte und bedeckte Fleurs Gesicht mit Küssen. »Du hast doch gestern Abend an die Pille gedacht?«
Matt lächelnd versuchte sie sich zu erinnern, aber jeder Gedanke an Verhütung verflüchtigte sich, als Greg in sie eindrang. Sie bewegten sich langsam und harmonisch in dem Rhythmus, der so wunderbar erregend und vertraut war. Haut glitt wie Seide über Haut, während ihre Küsse noch leidenschaftlicher wurden und das heiße Verlangen die beiden zu verschlingen drohte. Fleur warf die Beine um Gregs Hüften, und er drang noch tiefer in sie ein. Sie zog ihn näher zu sich, sodass sie ganz eins wurden - ein einziges vollständiges Wesen, überwältigt von Liebe und Lust - und sie ihren sehnsüchtigsten Wunsch einfach aussprechen musste. »Komm, wir machen ein Kind!«, flüsterte sie.
Er spannte sich an, und dieser reglose Augenblick schien sich endlos zu dehnen. Seine Miene war undurchdringlich, als er auf sie herabschaute. »Ich dachte, du hättest ...«
»Hab ich auch, aber ...«
Er bewegte sich wieder, nun hastig und allein auf sich selbst konzentriert - nur um es zu Ende zu bringen. Auf dem Höhepunkt rollte er sich schnell zur Seite, sprang aus dem Bett und verschwand im Bad.
Die Leidenschaft, die er in Fleur entfacht hatte, war vergangen, und eine böse Vorahnung beschlich sie und brachte Erinnerungen an andere Gelegenheiten mit sich, bei denen sie Kinder erwähnt hatte. Bisher hatte sie seine Reaktionen auf das Thema ignoriert, aber heute war sie willens, die Bindung, die sie miteinander eingegangen waren, zu festigen und daraus die logische Schlussfolgerung zu ziehen.
Ihrem Gefühl nach dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis Greg wiederkam, nur ein Handtuch um die schlanken Hüften geschlungen. Sie zog das Bettlaken bis unter das Kinn. Er bewegte sich mit der lässigen, beinahe lüsternen Behändigkeit einer Katze, und Fleur überfiel ein Verlangen, das sie erschreckte.
Sie betrachtete seinen Rücken, als er sich auf das Bett fallen ließ und mit einem Handtuch die nassen Haare rubbelte. »Ich glaube, wir sollten mal über ein Baby reden, meinst du nicht?«
»Nein, Fleur«, sagte er seufzend. »Du weißt, was ich davon halte.« Sie richtete sich auf. »Nein, eigentlich nicht«, erwiderte sie mit erzwungener Ruhe. »Dem Thema bist du immer ausgewichen. «
»Wir sind zu beschäftigt, um Kinder zu kriegen«, kam es aus den Tiefen des Handtuchs. »Gerade jetzt, wo ich Leitender Chirurg geworden bin und du auf Stellensuche gehst.«
Fleur kniete sich neben ihn, das Laken noch immer unter das Kinn geklemmt; ihre langen Haare fielen nach vorn. Sie strich mit der Hand über seine feuchte Schulter. »Ich muss keine Stelle finden - vorerst. Und wenn es so weit ist, dann könnte ich einen Teilzeitjob annehmen und die Kinderkrippe um die Ecke nutzen.«
Er stand auf und schlüpfte in Boxershorts und eine schäbige alte Jeans, die von einem breiten Ledergürtel gehalten wurde. »Kinder zu haben ist eine Vollzeitbeschäftigung, Fleur. Du kannst sie nicht einfach bei Fremden abgeben, wenn sie unbequem werden.« Er stapfte ans Fenster und riss die Vorhänge auf. Sonnenlicht flutete in den Raum.
Allmählich wurde ihr bang zumute. »Dann arbeite ich eben gar nicht mehr«, sagte sie leise. »Wir können es uns leisten, von deinem Gehalt zu leben, wenn wir in eine kleinere Wohnung ziehen.«
»Mir gefällt es hier«, murmelte er und starrte aus dem Fenster auf das Panorama des Brisbane River zwölf Stockwerke unter ihm. Er öffnete die zweiflügelige Terrassentür der Penthousewohnung und trat barfuß in den warmen Samstagmorgen hinaus.
Stirnrunzelnd stieg Fleur aus dem Bett. Das Bettlaken schleifte hinter ihr her, als sie Greg folgte. Die Aussicht war großartig - in der Ferne Mount Coottha, und der Fluss mäanderte wie ein funkelndes blaues Band durch die Stadtmitte -, doch sie warf nur einen flüchtigen Blick darauf, denn sie war ausschließlich auf ihren Ehemann konzentriert.
»Mir auch«, sagte sie sanft, »aber weil ich jetzt arbeitslos bin, können wir uns die Wohnung eigentlich nicht mehr leisten - und für eine Familie ist sie ja auch nicht gerade geeignet, oder?«
»Davon war auch nie die Rede.« Seine Miene wurde weicher. Er schlang einen Arm um Fleurs Schultern und zog sie zu sich heran, bis ihr Kopf an seiner warmen Brust ruhte. »Wir wohnen hier, weil das Apartment im Stadtzentrum liegt, wo wir ein geselliges Leben führen. Außerdem ist es von hier nicht weit bis zum Krankenhaus. Ich kann uns locker über Wasser halten, bis du eine neue Stelle gefunden hast, Fleur.«
Sie schaute zu ihm auf und fuhr mit den Fingern über sein frisch rasiertes Gesicht. »Aber was ist, wenn ich mehr möchte, Greg?«, murmelte sie. »Das schicke Apartment, die Geselligkeit - selbst meine Stelle - waren mir nie so wichtig. Ich könnte sofort darauf verzichten.«
»Das war mir nie klar«, brummte er stirnrunzelnd.
Sie schenkte ihm ein spöttisches Lächeln, um die Stimmung aufzuhellen. »Was? Dass ich dich anbete und sogar in einer Hütte mit dir wohnen würde - oder dass ich lieber Kinder mit dir hätte, als jeden Tag zur Arbeit zu gehen?«
Greg erwiderte ihr Lächeln nicht. »Tut mir leid, Fleur, ich dachte, wir wären uns einig, dass Kinder nicht zum Plan gehören. «
Von seinen Worten und seiner ernsten Miene getroffen, wich sie einen Schritt zurück. »Zu welchem Plan?« »Unserem Plan für die Zukunft.« Das Lächeln, das sie sonst dahinschmelzen ließ, flackerten sicher auf. Ungerührt schaute sie ihn an. Ihr Puls raste. »Das ist mir neu.« »Aber wir haben doch darüber gesprochen, als wir hier eingezogen sind«, entgegnete er und fuhr sich aufgebracht durchs Haar. »Wir waren uns einig, dass wir uns beide auf unsere Karriere konzentrieren und eine Stadtwohnung, ein Boot auf dem Fluss und Geld auf der Bank haben wollen. Kinder waren nie ein Thema.«
Fleur hätte schwören können, dass das Apartmenthaus unter ihr nachgab, während ihr Herz zitterte und sie um die Beherrschung kämpfte. »Das war eher dein Traum als meiner«, sagte sie zögernd, »und ich habe einfach angenommen ...«
Er holte tief Luft und atmete seufzend aus. »Und ich dachte, du hättest es verstanden.« Seine grünen Augen sahen sie unverwandt an. Der Ausdruck darin milderte sich, als er ihr Gesicht in beide Hände nahm. »Ich liebe dich, Fleur. Ich bin gern mit dir verheiratet - aber ich will kein Kind. Das würde alles verderben.«
Sie wich noch weiter zurück, als habe er sie geschlagen.» Ein Kind ist doch ein Geschenk, der Beweis für unsere Liebe und Verbundenheit. Es wird uns noch enger zusammenschweißen und uns viel mehr geben als all das hier.« Sie deutete auf die Wohnung und die Aussicht.
Gregs Blick verdüsterte sich. »Du hast gut reden. Du hast ja nie erfahren, wie hart es ohne all den Luxus ist. Ein Kind braucht beide Elternteile, die sich um es kümmern, es behüten und beschützen müssen. Ein Kind wird dich auslaugen und uns mit seinen Ansprüchen auseinanderbringen - es wird dich anbinden und verändern.«
Sie war den Tränen nahe, unterdrückte sie jedoch entschlossen. »Keinesfalls«, brachte sie nur hervor.
Offensichtlich war er darum bemüht, die Situation unter Kontrolle zu halten, aber sein Unterkiefer mahlte, sein Ton war scharf, und seine Augen funkelten vor Entschlossenheit. »Doch, glaub mir«, sagte er finster. »Und ich will nicht, dass uns das passiert, Fleur. Wir werden keine Kinder haben.« Die Welt schien in ihren Grundfesten erschüttert zu sein. »Keine Kinder?«, flüsterte sie. »Niemals?«
Er schüttelte den Kopf. Seine Miene deutete ein Bedauern an, das sich in seinem festen Blick nicht widerspiegelte. »Ich weiß, dass du jetzt enttäuscht bist«, sagte er angespannt, »aber du wirst mir in den kommenden Jahren noch dankbar sein, wenn du Karriere gemacht hast und deine Entwürfe gefragt sind.«
Die pure Dreistigkeit seiner Argumente ließ sie erzittern, und sie musste ihre Wut bezwingen, um sachlich zu bleiben. »Du verweigerst mir das Einzige, wonach ich mich mit jeder Faser meines Körpers sehne«, erklärte sie rundheraus. »Wage ja nicht, mir zu sagen, dass ich dir dafür dankbar sein werde!«
»Verzeih. Ich habe mich wahrscheinlich nicht richtig ausgedrückt «, polterte er. »Aber dir ist doch hoffentlich klar, wie unpraktisch es wäre, auch nur an ein Kind zu denken?« Er raufte sich die Haare und gab sich augenscheinlich Mühe, die richtigen Worte zu finden, um Fleur zu besänftigen. »Ich bin rund um die Uhr im Krankenhaus. Du wirst bald schon mit neuen Projekten beschäftigt und auf Baustellen unterwegs sein. Du kannst nicht alles haben, Fleur.«
»Das will ich ja gar nicht«, erklärte sie unter Tränen, die nun ungehindert über ihr Gesicht rannen, »aber ich bin vierunddreißig, meine biologische Uhr tickt, und ich wundere mich, dass du sie nicht hörst.« Sie griff nach dem Bettlaken und verknotete zornig zwei Ecken. »Ich dachte ... Ich dachte, du wolltest, dass wir ein Kind bekommen. Ich habe nie ...«
Er ließ die Schultern hängen und senkte den Kopf. »Tut mir leid, Fleur. Ich hätte früher was sagen sollen.«
»Ja«, schluchzte sie, »das hättest du.« Sie schaute zu ihm auf, die Augen von Schmerz gezeichnet. »Hätte ich gewusst, wie du dazu stehst, dann hätte ich gründlich darüber nachgedacht, ob ich dich überhaupt heiraten will.« Wütend über sich selbst, weil sie die Beherrschung verloren hatte, warf sie die Haare zurück und knotete das Laken noch fester um sich.
Sein attraktives Gesicht legte sich gequält in Falten. Er streckte die Hände nach ihr aus und fuhr zusammen, als sie sich erneut zurückzog. »Bitte, sag nicht, dass du bereust, mich geheiratet zu haben. Ich liebe dich, Fleur, und ich möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen.«
Sie zitterte. Ihre Beine drohten unter ihr nachzugeben, während die Qual des Verlusts sie innerlich zerriss. »Liebe und Ehe bedeuten Kinder - wenigstens für mich. Ist es dir denn nie in den Sinn gekommen, dass ich mir Kinder wünschen könnte?«
Er besaß den Anstand, beschämt den Blick abzuwenden. »Flüchtig schon, denke ich«, gestand er. »Aber du warst allem Anschein nach zufrieden, wie die Dinge so lagen, und ich fand unser gemeinsames Leben perfekt - für uns beide.«
Fleur war wild entschlossen, stark zu bleiben. »Ich habe heute doch nicht zum ersten Mal über Kinder gesprochen«, sagte sie mit bebender Stimme, blind vor Tränen. »Warum hast du noch nie etwas gesagt?«
Nun war es mit seiner inneren Ruhe vorbei. Er baute sich vor seiner Frau auf, vierschrötig und starr, das Kinn entschlossen gereckt. »Willst du dich wirklich um plärrende Kinder kümmern? Fleur, wir haben die Freiheit, zu tun und zu lassen, was wir wollen, ohne dass wir uns um offene Rechnungen und kranke Kinder sorgen müssen. Wir machen ohnehin schon Überstunden - wenn wir Kinder hätten, müssten wir noch mehr schuften.« Er holte tief Luft. Es kostete ihn offensichtlich Mühe, höflich zu bleiben. »Ich habe mit angesehen, was aus meinen Kollegen mit Kindern geworden ist, und glaube mir, Fleur, die Scheidungsrate im Krankenhaus ist genauso hoch wie der Stressfaktor.« Er streckte die Hand aus, hielt inne und zog sie wieder zurück. »Ich liebe dich Fleur, aber ich möchte nicht, dass unser Leben auf den Kopf gestellt wird, nur weil deine Hormone verrückt spielen.«
»Meine Hormone?«, krächzte sie, schockiert über seine Abgebrühtheit. »Hier geht es nicht um mich oder meine Hormone, Greg - es geht nur um dich und darum, was du willst.«
»Nein«, beharrte er stirnrunzelnd. »Ich liebe dich, Fleur, und ich wollte immer nur dein Bestes, von ganzem Herzen. Ich glaube wirklich, du solltest ...«
Sie atmete schwer, bemüht, die Wut im Zaum zu halten. »Ich weiß schon, was du meinst«, sagte sie gebrochen, »und glaub mir, Greg, das ist ganz und gar nicht mein Bestes.« Sie behielt eine entschlossene Haltung bei, aufrecht, den Blick starr auf sein Gesicht gerichtet, und schöpfte zitternd Atem. »Und sag mir nicht, dass du mich liebst - denn das glaube ich dir nicht.«
»Fleur ...«
Sie zuckte vor seiner ausgestreckten Hand zurück. »Wenn du mich lieben würdest - wirklich lieben würdest -, dann würdest du ein Kind mit mir wollen.«
Sein Unterkiefer verhärtete sich, seine Augen wurden eisig. »Das ist emotionale Erpressung, Fleur, und absolut unter deiner Würde.«
»Das ist die einzige Verteidigung, die ich habe«, entgegnete sie.
»Du benimmst dich wie eine verzogene Göre.« Er wandte sich ab, kehrte ins Schlafzimmer zurück, zog ein sauberes Hemd an und ging in die Küche.
»Das ist ungerecht!«, rief sie und rannte hinter ihm her. »Lauf nicht davon, Greg Mackenzie! Hab wenigstens den Anstand, es mir zu erklären.«
Wie gewohnt ließ Greg sich jedoch nicht in einen Streit hineinziehen. Enttäuscht funkelte Fleur ihn an, während er die Kaffeemühle betätigte, deren Lärm den großen offenen Raum erfüllte und eine Verständigung unmöglich machte.
Ein so wichtiges Gespräch zu führen, während sie nur mit einem Bettlaken bekleidet war, kam Fleur albern vor, doch sie wusste, dass es sein musste, wollte sie auch nur die geringste Chance haben herauszufinden, warum Greg so hartnäckig gegen eigene Kinder war. Sie stellte sich auf die andere Seite der Granit-Anrichte, die Arme verschränkt, entschlossen abzuwarten und ihn zu zwingen, sich der Verletzung zu stellen, die er ihr zufügte. Er weigerte sich, sie auch nur anzuschauen, und als das laute Mahlgeräusch plötzlich aufhörte, lud sich das Schweigen mit Anspannung auf.
»Sag was, Greg!«, bettelte sie. »Lass uns nicht streiten!«
Er schaltete die Espressomaschine ein, stellte kleine Tassen und Untertassen auf die Arbeitsplatte und lehnte sich an, die Arme über dem offenen Hemd verschränkt, als wolle er jede weitere Auseinandersetzung abwehren. »Diese Unterhaltung ist zwecklos, wenn du nicht mal sicher weißt, ob du fruchtbar bist«, erklärte er rundheraus.
»Ich habe sämtliche Tests durchlaufen«, erwiderte sie ebenso ungerührt. »Ich habe regelmäßig einen Eisprung, und der Arzt meint, dass es überhaupt keinen Grund gibt, warum ich nicht schwanger werden sollte.« Fleur holte tief Luft, doch die spitze Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag, war zu verlockend, als dass sie sie unterdrücken könnte. »Natürlich hat er deine Weigerung zu zeugen nicht in die Gleichung einbezogen. Wenn du deine Rolle nicht spielst, war die gesamte Episode eine verdammte Zeitverschwendung.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Und was ist, wenn ich nicht zeugungsfähig bin?« Sie warf die Haare nach hinten und begegnete trotzig seinem Blick, obwohl ihr die Röte ins Gesicht stieg. »Wir wissen beide, dass das nicht stimmt.«
Langsam richtete er sich auf, die Hände auf den Hüften, und seine beinahe katzenhaften Augen durchbohrten sie förmlich. »Was macht dich da so sicher, Fleur?« Seine Stimme war leise, hatte aber einen bedrohlichen Unterton.
Ihr Blick blieb ungerührt, obwohl ihr Herz raste. »Ich habe deinen letzten Untersuchungsbericht gelesen.« Das Grün seiner Augen wurde arktisch kalt.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, während ihr Blick verräterisch zur Tür des Arbeitszimmers huschte. Der Fund des medizinischen Untersuchungsberichts hatte sie zwar überrascht, doch bis heute hatte sie sich so gut wie keine Gedanken darüber gemacht. Aber nun hatte die Sache eine ernsthafte Wendung genommen, und es war zu spät für einen Rückzieher. »Ich habe nach den Kontoauszügen vom letzten Monat gesucht und den Bericht hinten in deiner Schreibtischschublade gefunden.«
Sein Unterkiefer zuckte, und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Wann war das?« Sie schlang das Laken fester um sich und reckte das Kinn. »Ungefähr vor einem Monat.« »Wie kannst du es wagen, in Sachen herumzuschnüffeln, die dich nichts angehen?«, zischte er.
»Ich bin deine Frau. Sie gehen mich etwas an«, entgegnete sie halsstarrig. Sie verschränkte die Arme und unterdrückte das Entsetzen, das sie zu überwältigen drohte. »Und es ist gut so, Greg, denn offensichtlich hättest du mir nichts von diesem Arztbesuch erzählt, oder?«
»Es war nur ein jährlicher Routinecheck.« Er wandte sich um und goss den starken Kaffee in die Tassen. Ein eisiger Schauder kroch ihr über den Rücken und bohrte sich wie eine Pfeilspitze in ihr Herz. »Wenn es reine Routine war, warum wurde dann das Sperma untersucht?«
Das Schweigen dehnte sich, und die Spannung war beinahe mit Händen zu greifen. Er weigerte sich noch immer, Fleur anzuschauen.
Sie fröstelte und wollte eigentlich gar keine Antwort hören - obwohl sie den schrecklichen Verdacht hegte, sie bereits zu kennen.
Greg ließ den Kaffee stehen, senkte den Kopf, breitete die Arme aus und stützte sich mit gespreizten Fingern auf die Anrichte. »Ich habe darum gebeten«, erklärte er leise.
Fleur stockte der Atem. »Warum?« Er konnte ihr noch immer nicht in die Augen schauen und murmelte: »Ich hab erwogen, mich sterilisieren zu lassen.«
Ihre Beine wurden weich, die Luft wich aus ihrer Lunge. Ihr war, als habe er ihr einen heftigen Stoß versetzt. Sie sank auf den Barhocker und konnte Greg nur entsetzt anstarren.
»Aber ich habe es nicht gemacht, Fleur«, sagte er und streckte verzweifelt die Hand nach ihr aus.
Beim Anblick von Fleurs Miene zog er die Hand wieder zurück. Offensichtlich fehlten ihm die Worte, um diese furchtbare Situation zu beenden, ohne Fleur zu verletzen.
»Ich war einfach nur neugierig«, erklärte er stockend. »Ich dachte, wenn ich zeugungsunfähig bin, könntest du die Pille absetzen - und wenn nicht, würde eine Sterilisation es für uns beide einfacher ...« Er verstummte.
»Du Mistkerl!«, schluchzte sie. »Du hundsgemeiner Mistkerl! Wie konntest du an so etwas auch nur denken, ohne mit mir darüber zu sprechen?«
Seine Kinnpartie verhärtete sich. »War nur so eine Idee - kein Grund, daraus ein Drama zu machen.« Sie starrte ihn an. Er war ein Fremder. Ein kalter, gefühlloser, unnahbarer Fremder. »Du willst tatsächlich keine Kinder, nicht wahr?«, hauchte sie. »Deshalb bestehst du darauf, Kondome zu benutzen, obwohl ich bereits die Pille nehme.« Sie lachte freudlos auf. »Doppelt gemoppelt hält besser. Wie blöd war ich nur, dass ich das nicht gemerkt habe?«
»Die Pille funktioniert nicht immer«, grummelte er. »Und ich wusste nicht, ob ich mich darauf verlassen kann, dass du sie nimmst. Du hast dich in letzter Zeit ziemlich eigenartig benommen.«
Das Laken glitt zu Boden, als sie sich auf ihn stürzte und mit gekrallten Fingern auf sein Gesicht zielte. Eine überwältigende Qual raubte ihr die Worte.
Er wich Fleur aus und packte ihre Handgelenke. »Beruhige dich doch, um Himmels willen! Du machst dich noch krank, Fleur!«
»Das ist mir egal«, schrie sie und rang mit ihm. »Mir aber nicht.« Er ließ sie abrupt los und schob sie von sich. »Du machst dich zum Affen.«
Fleur klammerte sich an die Anrichte und versank in einem Meer aus Verwirrung und Schock, als er nach seinen Auto- schlüsseln griff. Es war ein Traum, ein schrecklicher Traum. Bestimmt würde sie gleich aufwachen, und alles wäre in bester Ordnung. Das hier war ihr Greg - ihr Mann und Geliebter -, der Mann, von dem sie geglaubt hatte, dass er sie anhimmelte. Er konnte doch unmöglich so grausam sein und sie in dieser Verfassung alleinlassen? Doch. Er schlüpfte in seine Slipper, schnappte sich sein Handy und seinen Piepser, offensichtlich bereit, sie in dieser furchtbaren Parallelwelt im Stich zu lassen, die er geschaffen hatte.
»Wohin gehst du?«, flüsterte sie.
»Raus.«
© 2013 by Bastei Lübbe GmbH & Co. KG, Köln
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Autoren-Porträt von Tamara McKinley
Tamara McKinley wurde in Australien geboren und verbrachte ihre Kindheit im Outback des fünften Kontinents. Heute lebt sie an der Südküste Englands, aber die Sehnsucht treibt sie stets zurück in das weite, wilde Land, dessen vielfältige Pracht sich in all ihren Romanen entfaltet.
Bibliographische Angaben
- Autor: Tamara McKinley
- 384 Seiten, Maße: 13,7 x 21,6 cm, Hochw. Broschur mit Klappeinb.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3863658930
- ISBN-13: 9783863658939
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