Der Zorn der Götter
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Sheldon starb am 30. Januar 2007 im kalifornischen Rancho Mirage an einer Lungenentzündung. Er wurde 89 Jahre alt. Vor zwei Jahren erschien sein letzter Thriller "Der Zorn der Götter" über das Reizthema Klimawandel.
Diane Stevens wagt es, einen wegen Mordes angeklagten Mafia-Paten zu belasten. Als kurz darauf ihr Mann Richard tot aufgefunden wird, deutet zunächst alles auf einen Racheakt hin. Doch als weitere Mitarbeiter aus Richards Unternehmen dem unbekannten Täter zum Opfer fallen, versucht sie auf eigene Faust, die mysteriöse Mordserie aufzuklären. Dabei trifft sie auf das Model Kelly Harris, deren Mann ebenfalls ermordet wurde ...
Der Zorn der Götter vonSidney Sheldon
Leseprobe
Prolog
Berlin
SonjaVerbrügge hatte keine Ahnung, dass dies ihr letzter Tag auf Erden sein sollte.Sie drängte sich durch die Touristenscharen, die an diesem Sommertag auf denGehsteigen der Straße Unter den Linden flanierten. Nur keine Panik, sagtesie sich immer wieder. Du musst ruhig bleiben. Die dringende Nachricht,die Franz auf ihrem Computer hinterlassen hatte, hatte sie erschreckt. Laufweg, Sonja! Geh ins Hotel Artemisia. So schnell wie möglich. Dort bist du fürsErste sicher. Warte, bis du etwas von Die Nachricht war mit einem Malabgebrochen. Warum hatte Franz sie nicht fertig geschrieben? Was war eigentlichlos? Am Abend zuvor hatte sie gehört, wie ihr Mann am Telefon zu jemandemgesagt hatte, Prima müsste um jeden Preis aufgehalten werden.Wer war Prima? FrauVerbrügge näherte sich der Charlottenstraße, an der das Artemisia lag, einHotel, das nur Frauen aufnahm. Ich werde dort auf Franz warten. Er wird mirschon erklären, worum es überhaupt geht. Die Ampel schaltete gerade auf Rotum, als Sonja Verbrügge an die nächste Kreuzung kam, und als sie an derBordsteinkante stehen blieb, stieß jemand im dichten Gedränge gegen sie, sodasssie auf die Straße stolperte. Verdammte Touristen! Eine Limousine, die inzweiter Reihe stand, fuhr plötzlich auf sie zu, streifte sie und brachte sie zuFall. Sofort scharten sich Menschen um sie. »Is she all right?« »Ist ihretwas passiert?« »Peut-ellemarcher?« In diesem Augenblick hielt ein vorbeifahrenderKrankenwagen. Zwei Sanitäter sprangen heraus und nahmen sich der gestürztenFrau an.»Wir kümmern uns schon um sie.« Ehe sie sichs versah, wurde SonjaVerbrügge in den Krankenwagen gehoben. Dann wurde die Tür geschlossen, und imnächsten Moment raste das Fahrzeug davon. Sie versuchte, sich aufzusetzen,stellte aber fest, dass sie auf einer Trage festgeschnallt war. »Mir geht sgut«, protestierte sie. »Das war doch nichts. Ich « Einer der Sanitäter beugtesich über sie. »Ist schon in Ordnung, Frau Verbrügge. Ganz ruhig.« Sie blicktezu ihm auf, war mit einem Mal beunruhigt. »Woher wissen Sie, wie ich ?« Siespürte den scharfen Einstich einer Injektionsnadel an ihrem Arm, und gleichdarauf ergab sie sich der Dunkelheit.
Paris
MarkHarris stand allein auf der Aussichtsplattform des Eiffelturms, ohne denpeitschenden Regen ringsum zu beach- ten. Von Zeit zu Zeit zuckten Blitze amHimmel, in deren Schein die wirbelnden Tropfen wie diamantene Wasserfälle auffunkelten.Am anderen Ufer der Seine befanden sich das vertraute Palais de Chaillot unddie Trocadéro-Gärten, doch er nahm sie nicht wahr. Er war in Gedanken versunkenund beschäftigte sich ein ums andere Mal mit der überraschenden Nachricht, diedemnächst aller Welt bekannt gegeben werden würde. Mittlerweile peitschte derWind den Regen zu einem tobenden Mahlstrom. Mark Harris schirmte das Handgelenkmit dem Ärmel ab und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Sie verspätetensich. Und warum hatten sie darauf bestanden, sich hier mit ihm zu treffen,um Mitternacht? Während er sich noch darüber wunderte, hörte er, wie die Fahrstuhltüraufging. Zwei Männer, die sich durch den fauchenden Wind und die durchdringendeNässe kämpften, kamen auf ihn zu. Mark Harris war erleichtert, als er sieerkannte. »Ihr seid spät dran.« »Das liegt an dem verdammten Wetter, Mark. Tutmir Leid.« »Tja, nun seid ihr ja da. Das Meeting in Washington ist dochanberaumt, nicht wahr?« »Deswegen müssen wir mit dir reden. Wir haben heute Morgenlange darüber diskutiert, wie wir die Sache am besten angehen, und sind zu demEntschluss gekommen « Während sie miteinander sprachen, hatte sich der zweite Mannhinter Mark Harris geschoben und schlug fast im gleichen Augenblick zu. Einschwerer, stumpfer Gegenstand traf ihn am Schädel, und im nächsten Momentspürte er, wie er hochgehoben und über die Brüstung in den kalten, peitschendenRegen geworfen wurde. Dann stürzte er achtunddreißig Stockwerke tief auf denharten Gehsteig.
Denver
GaryReynolds war im zerklüfteten Umland von Kelowna in Kanada unweit von Vancouveraufgewachsen und hatte dort auch seinen Pilotenschein gemacht, sodass er esgewohnt war, über das tückische Bergland zu fliegen. Er steuerte eine CessnaCitation II und achtete mit wachsamen Blicken auf die schneebedeckten Gipfelrundum. Eigentlich war die Maschine für eine zweiköpfige Besatzung bestimmt,aber heute war kein Copilot dabei. Nicht bei diesem Flug, dachteReynolds grimmig. Er hatte einen falschen Flugplan beim Kennedy Airport eingereicht.Kein Mensch käme auf die Idee, in Denver nach ihm Ausschau zu halten. Er wollteüber Nacht bei seiner Schwester bleiben und sich am nächsten Morgen in RichtungOsten begeben, um sich mit den anderen zu treffen. Sämtliche Vorbereitungen zumAusschalten von Prima waren abgeschlossen, und Ein eingehender Funkspruch rissihn aus seinen Gedanken. »Citation eins-eins-eins Lima Foxtrot, hier ist dieFlugleitung des Denver International Airport. Bitte melden.« Gary Reynoldsdrückte auf die Sendetaste. »Hier Citation eins-eins-eins Lima Foxtrot. Bitteum Landeerlaubnis.« »Eins Lima Foxtrot, geben Sie Ihre Position durch.« »EinsLima Foxtrot. Ich bin fünfzehn Meilen nordöstlich von Denver Airport. Höhefünfzehntausend Fuß.« Er sah den Pike s Peak auf der rechten Seite aufragen.Der Himmel war hellblau, die Sicht klar. Ein gutes Zeichen. Einen Momentlang herrschte Stille. Dann meldete sich wieder der Tower. »Eins Lima Foxtrot,Sie haben Landeerlaubnis auf Landebahn zwo-sechs. Ich wiederhole, zwosechs. « »EinsLima Foxtrot, Roger.« Gary Reynolds spürte, wie das Flugzeug ohne jedeVorwarnung mit einem Mal durchsackte. Verdutzt blickte er aus demCockpitfenster. Ein starker Wind war aufgekommen, und innerhalb von Sekundenwurde die Cessna von heftigen Turbulenzen erfasst, die die Maschineherumschleuderten. Er zog das Handrad zurück und versuchte, Höhe zu gewinnen. Eswar sinnlos. Er steckte mitten in einem rasenden Wirbelsturm. Die Maschine warvöllig außer Kontrolle. Er hämmerte auf die Sendetaste. »Hier Eins LimaFoxtrot. Ich habe einen Notfall.« »Eins Lima Foxtrot, was ist mit Ihnen los?« GaryReynolds schrie jetzt ins Mikrofon. »Ich wurde von Scherwinden erfasst! SchwereTurbulenzen! Ich stecke mitten in einem verdammten Hurrikan!« »Eins LimaFoxtrot, Sie sind nur viereinhalb Minuten vom Denver Airport entfernt, undunsere Bildschirme zeigen keinerlei Turbulenzen an.« »Was eure Bildschirmeanzeigen, ist mir egal! Ich sage euch « Seine Stimme wurde mit einem Malschrill. »Mayday! May « Erschrocken sahen die Lotsen im Kontrollturm, wie der Leuchtpunktauf ihren Radarsichtgeräten verschwand.
Manhattan
Inder Morgendämmerung scharten sich ein halbes Dutzend Zivilfahnder undPolizisten in Uniform am East River unweit von Pier siebzehn um einevollständig bekleidete Leiche, die unter der Manhattan Bridge am Ufer desFlusses lag. Die Leiche war offenbar ins Wasser geworfen worden, sodass derKopf im Gezeitenstrom hin und her pendelte. Der verantwortlicheKriminalpolizist, Detective Earl Greenburg von der Manhattan South HomicideSquad, hatte den Fundort vorschriftsmäßig absichern lassen. Niemand durfte sichder Leiche nähern, bis die Polizeifotografen ihre Aufnahmen gemacht hatten.Jetzt machte er sich Notizen, während seine Mitarbeiter die Umgebung nachSpuren absuchten. Über die Hände des Opfers waren durchsichtige Plastiktütengestülpt worden. Carl Ward, der Gerichtsmediziner, beendete seine Untersuchung,stand auf und wischte den Schmutz von seiner Hose. Er wandte sich an die beidenKriminalpolizisten. Detective Earl Greenburg war ein erfahrener, routiniertwirkender Mann mit einem eindrucksvollen Erfolgsregister. Detective RobertPraegitzer, grauhaarig und abgebrüht, hatte eine ruhige, lockere Art an sich,als könnte ihn nichts mehr schrecken. Ward wandte sich an Greenburg. »Ihr könntihn übernehmen, Earl.« »Was haben wir?« »Die Todesursache ist offensichtlich.Man hat ihm die Kehle durchschnitten, mitten durch die Halsschlagader. Außerdemhat er zwei kaputte Kniescheiben, und allem Anschein nach sind auch ein paarRippen gebrochen. Den hat jemand ordentlich durch die Mangel gedreht.« »Wannist der Tod eingetreten?« Ward blickte auf das Wasser, das um den Kopf desOpfers schwappte. »Schwer zu sagen. Meiner Schätzung nach wurde er irgendwannnach Mitternacht hier abgeladen. Wenn wir ihn in der Pathologie haben, kriegtihr einen vollständigen Bericht.« Greenburg wandte sich der Leiche zu. GrauesSakko, dunkelblaue Hose, hellblauer Schlips, eine teure Uhr am linken Handgelenk.Er kniete sich hin und nahm sich die Taschen des Opfers vor. Mit denFingerspitzen stieß er auf einen Zettel, fasste ihn vorsichtig am Rand und zogihn heraus. »Das ist Italienisch.« Er sah sich um. »Gianelli?« Einer derPolizisten in Uniform kam angestürmt. »Ja, Sir?« Greenburg reichte ihm dieNachricht. »Können Sie das lesen? « Gianelli las laut und langsam vor. »LetzteChance. Triff dich mit mir am Pier siebzehn, und bring den Rest vom Dope mit,sonst landest du bei den Fischen.« Er gab den Zettel zurück. Robert Praegitzerblickte verdutzt auf. »Ein Mafiamord? Warum lassen die ihn einfach hier liegen,in aller Öffentlichkeit? « »Gute Frage.« Greenburg ging die anderen Taschen desOpfers durch. Er zog eine Brieftasche voller Banknoten heraus. »Auf sein Geldhatten sie s jedenfalls nicht abgesehen.« Er nahm eine Karte aus derBrieftasche. »Der Name des Opfers ist Richard Stevens.« Praegitzer runzelte dieStirn. »Richard Stevens Stand über den nicht kürzlich irgendwas in derZeitung?« »Über seine Frau«, sagte Greenburg. »Diane Stevens. Sie trittzurzeit vor Gericht auf, im Mordprozess gegen Tony Altieri.« »Stimmt«, sagtePraegitzer. »Sie sagt gegen den Capo di Capos aus.« Und beide wandten sichwieder Richard Stevens Leiche zu.
©2005 by Verlagsgruppe Random House GmbH
Übersetzung:Hans-Peter Kraft
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- Autor: Sidney Sheldon
- 2007, 378 Seiten, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Schmidt, Georg
- Übersetzer: Georg Schmidt
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442366348
- ISBN-13: 9783442366347
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