Die Botschaft des Meeres
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DieBotschaft des Meeres von SergioBambaren
LESEPORBE
Ich wurde am ersten Juni eines Jahres geboren, an das ichselbst keinerlei Erinnerung habe. So stand es jedenfalls in der Geburtsurkundeaus festem weißen Papier, die meinen Eltern an dem Tag, an dem ich auf die Weltkam, überreicht wurde.
Ich wußte nicht, was eine Geburtsurkunde war, bis ich vierJahre alt wurde - ein Alter, in dem uns Dinge, die bis dahin nicht zählten,plötzlich wichtig vorzukommen beginnen und wir anfangen, die wirklich wichtigenDinge im Leben zu vergessen. Darum glaube ich auch, daß mein Name in dieserGeschichte keine Rolle spielt.
Von diesen ersten vier Jahren meines Daseins ist mir nichtviel in Erinnerung geblieben. Ich erinnere mich schwach, daß man mir, als ichein Jahr alt war, meine besten Kleider anzog und Menschen, die mir fremd erschienen,zu uns nach Hause kamen. Anscheinend wurden in der Welt, in die ichhineingeboren worden war, bestimmte Tage gefeiert, und dies war einer davon. Dochwie gesagt, ich kann mich nur dunkel erinnern.
Ich selbst hatte nicht das Gefühl, irgend etwas zu feiern.Ich war noch sehr klein und konnte die Gesetze nicht verstehen, nach denenbestimmte Tage gefeiert wurden. Wenn ich an der Brust meiner Mutter lag undihre Wärme spürte, brauchte ich sonst nichts auf der Welt: keine Feiern, keinebesonderen Anlässe. Die Sprache der Wahrheit, jene spirituelle innere Stimme,mit der wir alle geboren werden, sagte mir, daß jeder Tag meines Lebens eingeheimnisvolles Abenteuer sein sollte, das ich nicht versäumen dürfe. Soeinfach war das.
Doch ein Jahr nach dem anderen verging, und das Ritual desersten Jahres wurde immer am selben Tag wiederholt. Obwohl ich nichteinverstanden war mit dem, was geschah, konnte ich mich doch nicht dagegen wehren.Ich war zu klein. Ich war überzeugt, daß jeder einzelne Tag des Jahres einFest war, daß wir jeden Tag als einen besonderen ansehen sollten, denn dasflüsterte die Sprache der Wahrheit meinem Herzen zu. Jeder neue Tag war einneues Abenteuer, egal, ob es mein Geburtstag, Neujahr, Weihnachten oderirgendein anderer Tag des Jahres war. Sie waren alle kostbar und einmalig.
Leider fand ich jedoch allzufrüh heraus, daß die Spracheder Wahrheit von Anfang an auf allzu viele Hindernisse stößt und in unseremLeben, während wir heranwachsen, nach und nach verstummt. Wir lernen Gesetzeund Regeln, die uns nichts Wesentliches, nichts Lebenswichtiges lehren. DieSchläge, die uns das Leben versetzt, all die Dinge, die wir im Laufe der Jahrebeigebracht bekommen, lassen den spirituellen Impuls, mit dem die Sprache derWahrheit zu unserem Herzen spricht, langsam schwächer werden. So wird die Spracheder Wahrheit leiser und leiser, und bald dringt sie nicht mehr zu unseremHerzen vor.
Die Sprache der Wahrheit ist eine Sprache, die uns vor unsererGeburt geschenkt wird, und durch sie können wir uns mit allem verständigen, wasuns umgibt: mit den Vögeln, den Walen, ja selbst mit den Wäldern und mit demMond. Sie ist keine Sprache, die gesprochen wird, sie ist eine spirituelleSprache. Und sie ist in jedem Stück Materie enthalten, das Teil derSchöpfung ist. Sie verbindet uns mit allem, was existiert, und läßt uns invollkommener Harmonie mit dem Universum sein.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin nicht gegenFeste und Feiern. Sie ermöglichen uns, miteinander und mit denen, die wirlieben, in Harmonie zu leben. Was ich meine, ist dieser unkontrollierbareWunsch, uns in die Gesellschaft einzufügen, der uns so viel von unsererEinzigartigkeit verlieren läßt und der, während wir älter werden, dieHerrschaft über unser Leben ergreift und bewirkt, daß wir keine Zeit mehrfinden, um spirituell zu wachsen, und den atemberaubenden Zauber nicht mehrgenießen können, der in jedem Tag unseres Lebens liegt und der die Sprache derWahrheit am Leben hält. Schließlich sind wir doch nur Durchreisende aufdieser Fahrt, die wir Leben nennen. Wir sind nur für ein kurzes Wispern derZeit hier auf der Erde, und wenn der Augenblick kommt, da wir sie verlassenmüssen, werden wir nur unsere Erinnerungen mitnehmen können und die Schätze,die wir in unserem Herzen hüten konnten.
© der deutschsprachigen Ausgabe 2003 by Piper Verlag GmbH,München
Übersetzung: Clara Lind
- Autor: Sergio Bambaren
- 7. Aufl., 128 Seiten, mit farbigen Abbildungen, Maße: 12 x 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Clara Lind
- Verlag: Piper
- ISBN-10: 3492242847
- ISBN-13: 9783492242844
- Erscheinungsdatum: 23.11.2004
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