Die Braut des Highlanders
In den schottischen Highlands entgeht Barbara nur knapp einer Entführung. Ihr Retter, ein maskierter Ritter, geht ihr nicht mehr aus dem Sinn. Sie muss ihn wiedersehen.
In den schottischen Highlands entgeht Barbara nur knapp einer Entführung. Ihr Retter, ein maskierter Ritter, geht ihr nicht mehr aus dem Sinn. Sie muss ihn wiedersehen.
Die Braut des Highlanders vonAmanda Scott
LESEPROBE
Die Highlands, eineWoche nach Ostersonntag 1541
Unter einem schweren, wolkenverhangenen Himmel arbeitete sich die Gruppe langsamden Hang hinauf. Der schmale Pfad war von steilen Wäldern voller Glockenblumengesäumt, die Luft war kalt und feucht, und damit entsprach die ganze Atmosphäreder Stimmung von zumindest einer der Personen.
Barbara MacRae, die von ihrer Familie und ihren Freundinnen nur Babgenannt wurde, hatte es satt, sich nett und höflich benehmen zu müssen, obwohlihr so ganz anders zumute war. Sie wäre lieber mit ihrem Bruder und ihrenFreundinnen bei Hofe geblieben, um dort das Ende der Fastenzeit und diekürzliche Geburt des Herzogs von Albany zu feiern, des zweiten Sohnes desKönigs, doch Sir Patrick MacRae hatte ihr aus einemVerdruss heraus befohlen, nach Hause in die Highlands zurückzukehren.
Irgendwie hatte Patrickes sich in den Kopf gesetzt, dass sie nicht an den Hof gehörte, dass sie ihreMutter überredet hatte, sie dorthin mitzunehmen und sie dann am Hof zu lassen,als Lady MacRae wieder nach Ardintoulheimkehrte. Das war zum Teil natürlich ganz richtig, aber was hatte er dennerwartet? War er nicht selbst acht Monate zuvor von zu Hause aufgebrochen, ohneihr zu sagen, wohin er reiste?
Sicher hatte er nicht vonihr erwartet, für immer in Ardintoul zu bleiben wieeine Nonne im Kloster, aber er hatte ihr nicht einmal den Gefallen getan, siewissen zu lassen, dass er zurückkehrte, oder, schlimmer noch, dass er mit einerEhefrau zurückkehrte. Wenn er eine Nachricht nach Hause geschickt hätte, wäreBab zwar nicht da gewesen, um sie entgegenzunehmen, aber da sie wusste, dass erkeine geschickt hatte, war das nicht weiter schlimm.
»Barbara, meine Liebe«,sagte Lady Chisholm besorgt, »du solltest deineKapuze aufsetzen, denn mit dem Schnee, der sich noch auf den Bergen hält, istes kalt; außerdem, glaube ich, fängt es gleich wieder an zu nieseln.«
Bab bemühte sich um einLächeln, als sie gehorsam nach der Kapuze ihres roten Umhangs griff. »Ihr habtRecht, Madam, das ist wirklich ein scheußlicher Tag zum Reisen. Sir Alex war soklug, in Stirling zu bleiben. Am besten wären wir wohl alle dort geblieben,denn ich bin sicher, die Feuer im Saal dort brennen lichterloh und halten allewarm und trocken.«
»Ja, unser Alex hat eswarm, wo immer er ist«, erwiderte Lady Chisholm miteinem leisen Lachen. »Er ist immer auf seine Bequemlichkeit bedacht. Aber umehrlich zu sein, meine Liebe, dein Bruder hat ihn gebeten zu bleiben; außerdemwaren wir der Meinung, dass seine Lordschaft seineGesundheit und sein Wohlbefinden in Dundreggan, weitweg von all dem politischen Geplänkel, rascher wiedergewinnen würde.«
Lady Chisholm warf einen besorgten Blick auf ihren Gatten, derden Vorschlag seines Sohnes, eine Sänfte zu benutzen, verworfen hatte, umstattdessen mit seiner Frau, ihren Dienern und MistressMacRae zu reiten. Bab hatte erst im Laufe des Tageserfahren, dass er krank gewesen war, und sie bemerkte davon auch kaum etwas,abgesehen von einer gewissen Abgespanntheit und der gelegentlichen musterndenBlicke ihrer Ladyschaft.
Das gemächliche Tempoder Reisegesellschaft ging Bab auf die Nerven. Sie waren jetzt schon seit einerWoche unterwegs, und wenn sie so weitermachten, konnten sie von Glück reden,wenn sie noch vor dem Beltane-Fest am ersten Tag desMonats Mai in Dundreggan eintrafen.
Sie war eine exzellenteReiterin, und sie wollte galoppielen, und sei es nur,um ihre nervöse Unruhe abstreifen zu en. Doch sie wusste, dass ihre Begleiterihr verbieten würden vorzupreschen, selbst wenn sie einen oder zwei der sechsbewaffneten Männer mitnahm, die Sir Alex ihnen zu ihrem Schutz mitgegebenhatte.
Er hatte gesagt, errechnete nicht damit, dass sie auf Schwierigkeiten stoßen würden, doch alsGenuss liebender Mensch, der er war, dachte er nur selten an praktischeProbleme. Er war weit mehr an seinen feinsinnigen Freuden interessiert.
Bab hatte ihn seitPatricks Abreise nicht mehr gesehen, bis sie ihn kürzlich bei Hofe getroffenhatte. Chisholm und seine Frau hatten sie beideeingeladen, an der Willkommensfeier teilzunehmen, als der »neue« Sir Alex nachzwei Jahren, in denen er Europa bereist hatte, zurückgekehrt war. Zu dieserZeit trauerte die Familie noch um seine beiden älteren Brüder; Sir Robert undMichael Chishoim waren am letzten Ostersonntagoffenbar durch die Hand eines Cousins gestorben, der den Verstand verlorenhatte. Danach war er spurlos verschwunden. Deshalb war Sir Alex' Rückkehr in Dundreggan still gefeiert worden, doch Lord und Lady Chishoim wollten die Ankunft ihres einzigen noch lebendenSohnes, der jetzt Chisholms Erbe war, dennochzelebrieren, und Sir Alex war offenbar froh gewesen, wieder zu Hause zu sein.
Bab hatte gedacht, dieReise durch Europa sei für den jungen Mann, den sie als Freund ihres Bruderskannte, ein wichtiges und für ihn untypisches Unterfangen gewesen. Sicher, Alexhatte die Reise auf Befehl seines Vaters unternommen, um die Familie bei derFerntrauung von James, dem Hochkönig der Schotten, mit Marie dc Guise in der Kathedrale von Notre-Dame in Paris zu vertreten. Doch Bab wusste noch, wieAlex vor seiner Abreise von seinen Brüdern und auch von ihrem Bruder mitleidlosgeneckt worden war; so hatten sie ihm etwa versichert, Chishoimhabe sich mit dem König überworfen und deshalb entschieden, den geringstenseiner Söhne zu schicken. Außerdem hatten sie versucht, ihm einzureden, dass erParis nie rechtzeitig zu der Hochzeitsfeier erreichen würde, oder dass er sich verirren oder von Dieben und Mördern heimgesucht werde.
Bab wusste auch, dassPatrick, Robert und Michael Alex vor allem deshalb so geneckt hatten, weil erdie meisten Dinge, mit denen sie sich beschäftigten, verachtete. Patrick warein hervorragender Kämpfer sowohl mit dem Schwert als auch mit dem Dolch, demLangbogen und der Armbrust, und als Falkner eilte ihm sogar der Ruf voraus, mitRaubvögeln magische Künste vollbringen zu können. Und auch die älteren Chisholm-Brüder waren ausgezeichnete Kämpfer gewesen,während Alex den Worten Patricks zufolge kaum die Enden eines Schwertsauseinander halten konnte.
So gesehen waren diebeiden ein seltsames Freundespaar, doch sie kannten sich bereits seit ihrerKindheit, und Patrick bewunderte Alex' geistige Fähigkeiten und seinengeschickten Umgang mit Menschen. Bab allerdings zog eher Männer der Tat vor wieetwa ihren Bruder und ihren gemeinsamen Freund Fin Mackenzie,Lord von Kintail, während Sir Alex seine Zeit inEuropa offenbar bei den besten Schneidern und Tanzmeistern zugebracht hatte.Sie wusste zwar, dass Alex auch an der berühmten Pariser Universität, der Sorbonne, studiert hatte, doch die simple Wahrheit war,dass er für die ungekünstelte Mistress MacRae zu französisch geworden war, und wie ihr kürzliches Treffen in Stirling gezeigt hatte, hatte auchein Jahr zu Hause das nicht mehr ändern können.
Lady Chisholm warf erneut einen besorgten Blick auf seine Lordschaft.
Für Bab sah Chisholm aus wie immer, wenngleich er in den vergangenenneun Monaten sehr gealtert war. Wie sein Sohn war auch er gros, doch Sir Alexwar schlank und schlagfertig, sein Vater hingegen stämmig und nicht sehrredegewandt. Bab wusste auch, dass Lord Chishoimjahrelang Sheriff von Inverness-shire gewesen war,und seine brüske Art war die eines Mannes, der jederzeit sofortigenGehorsam erwartete. Diese Schroffheit fehlte ihm heute, doch er saß auf recht im Sattel, und der einzige Hinweis auf seineMüdigkeit war sein grimmiges Schweigen.
Wenigstens hatte derRegen, der seit dem Morgen immer wieder gefallen war, nicht wieder angefangen.»Wie weit reisen wir heute noch?«, fragte sie Lady Chishoim.
»Nicht mehr weit, Gottsei Dank«, erwiderte ihre Ladyschaft leise. »Wirübernachten bei Freunden im nächsten Tal. Wenn ich glauben könnte, dass Chisholm damit einverstanden wäre, würde ich diese Leute amliebsten fragen, ob wir nicht einige Tage bei ihnen bleiben können, damit ersich etwas erholen kann.«
»Wäre er denn nichteinverstanden?«
»Dazu besteht nicht diegeringste Chance«, sagte Lady Chisholm noch immer soleise, dass ihr Mann sie nicht hören konnte. »Wenn er einmal auf dem Heimwegist, kann ich ihn gerade noch davon überzeugen, dass es das Beste ist, jede Nacht .
Sie unterbrach sichselbst mit einem entsetzten Aufschrei, als sich plötzlich ihr Pferd aufbäumteund sie fast abgeworfen hätte, denn aus dem Wald vor ihnen brach ein halbesDutzend bewaffneter Reiter hervor.
Bab reagierteblitzschnell; sie hielt mit einer Hand ihren Braunen zurück und griff mit deranderen nach den Zügeln des Pferdes von Lady Chisholm.
»Giorsal,Glance, hier lang! «, rief sie den beiden Zofen zu,die sie begleiteten. »Madam, folgt mir!«
Als sie bemerkte, dassdie Angreifer voll und ganz mit den bewaffneten Begleitern der Chisholms beschäftigt waren und ihre Ladyschaftdie Kontrolle über ihr Pferd wieder erlangt hatte, wendete Bab ihr Pferd undritt den Frauen voran in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Während sieihrem Tier die Sporen gab, betete sie kurz, dass Lady Chishoim,die einen großen, gepolsterten Damensattel benutzte, dieses harte Tempo unbeschadetwürde mithalten können.
© Weltbild Buchverlag
- Autor: Amanda Scott
- 2005, 1, 430 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Kartoniert (TB)
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3898971600
- ISBN-13: 9783898971607
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