Die Braut im Schnee
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Eine junge Frau ist ermordet worden. Der Anblick ihrer Leiche macht es offensichtlich: auf dem Weg zum Tod ist sie durch ein Martyrium gegangen. Marthaler und seine Kollegen sind fassungslos. Und sie ahnen, hier kommen sie mit der üblichen Ermittlungsroutine nicht weiter. Weil das nagelneue Polizeipräsidium in der Adickesallee gerade unter Wasser steht, verzieht sich das Team um Marthaler in ein altes Bürgerhaus um, eine Altbauvilla ein paar Straßen weiter.
Zwischen Umzugskisten und fluchenden Möbelpackern müssen sie einen der schwierigsten Fälle der Frankfurter Kriminalgeschichte aufklären. Und Robert Marthaler hat noch ein paar Probleme mehr zu lösen. Über den schrecklichen Frauenmord hat er vergessen, Tereza abzuholen. Nun meldet sie sich nicht bei ihm, ist wie vom Erdboden verschluckt. Seinem Team wird ein junger Polizist zugeteilt, mit dem Marthaler noch eine alte Rechnung offen hat. Und als er auf einer Pressekonferenz einen mehr als berechtigten Wutanfall bekommt, hat das Konsequenzen.
Der einzelgängerische, unbequeme Kommissar, der seinem Chef schon lange ein Dorn im Auge war, wird vom Dienst suspendiert.
Und Robert Marthaler hat noch ein paar Probleme mehr zu lösen. Über demden schrecklichen Frauenmord hat er vergessen, Tereza abzuholen. Nun meldet sie sich nicht bei ihm, ist wie vom Erdboden verschluckt. Seinem Team wird ein junger Polizist zugeteilt, mit dem Marthaler noch eine alte Rechnung offen hat. Und als er auf einer Pressekonferenz einen mehr als berechtigten Wutanfall bekommt, hat das Konsequenzen. Der einzelgängerische, unbequeme Kommissar, der seinem Chef schon lange ein Dorn im Auge war, wird vom Dienst suspendiert ...
Und Robert Marthaler hat noch ein paar Probleme mehr zu lösen. Über demden schrecklichen Frauenmord hat er vergessen, Tereza abzuholen. Nun meldet sie sich nicht bei ihm, ist wie vom Erdboden verschluckt. Seinem Team wird ein junger Polizist zugeteilt, mit dem Marthaler noch eine alte Rechnung offen hat. Und als er auf einer Pressekonferenz einen mehr als berechtigten Wutanfall bekommt, hat das Konsequenzen. Der einzelgängerische, unbequeme Kommissar, der seinem Chef schon lange ein Dorn im Auge war, wird vom Dienst suspendiert ...
Die Braut im Schneevon Jan Seghers
LESEPROBE
Als die Zahnärztin Gabriele Hasler am Nachmittag des 11.November hörte, wie ihre Sprechstundenhilfe die Praxistür hinter sich insSchloss zog, wurde sie, wie schon mehrfach in den vergangenen Tagen, von einerunerklärlichen Unruhe erfasst. Im Vorbeigehen schaute sie kurz in den Spiegelund fand, wie so oft in letzter Zeit, dass sie zu alt aussah für ihre geradenoch neunundzwanzig Jahre. «Was ist nur mit mir geschehen?», dachte sie und warzugleich bemüht, sich diese Frage nicht zu beantworten.
Obwohl ihre Sprechstunde für diesen Tag bereits beendet war,wartete sie noch auf einen älteren Patienten, der kurzfristig um einen spätenTermin gebeten hatte. Da es sich lediglich um ein Beratungsgespräch handelte,hatte sie beschlossen, ihre Zahnarzthelferin nach Hause zu schicken und so dasGeld für die Überstunde zu sparen. Um die Zeit zu überbrücken, setzte sie sichan ihren Schreibtisch und begann, ein paar Unterlagen zu ordnen, doch merktesie schon bald, dass es ihr an der nötigen Konzentration fehlte. Immer wiederschaute sie auf die Uhr, ging in die Teeküche, um sich ein Glas Wasser einzuschenken,oder versuchte sich auf andere Weise abzulenken.
Gabriele Hasler wusste zu gut Bescheid, um sich Illusionenüber ihren Beruf zu machen. Sie hatte sich ihren Start als selbständigeZahnärztin nicht einfach vorgestellt. Dass es allerdings so schwierig werdenwürde, hatte sie nicht erwartet. Schon, um ihr Studium zu Ende zu bringen,hatte sie einen Kredit aufnehmen müssen, und als sie begann, die bescheidenePraxis am Kleinen Friedberger Platz einzurichten, waren die Schulden insUnermessliche gewachsen. Bislang hatte sie es abgelehnt, das Haus ihrer Elternin Oberrad zu verkaufen, bald würde ihr keine andere Wahl mehr bleiben. Siehatte dieses Haus jahrelang nicht betreten. Erst nachdem Vater und Mutter vorzwei Jahren im Abstand weniger Wochen gestorben waren, war sie dorteingezogen. Nun war das Haus das Einzige, was ihr von ihren Eltern gebliebenwar.
Sie saß auf dem Schreibtischstuhl in der Rezeption, starrteauf die Eingangstür und lauschte. Obwohl sie wusste, dass es keine vernünftigeErklärung dafür gab, hatte sie das Gefühl, nicht allein in der Praxis zu sein.Um sich zu beruhigen, ging sie ins Sprechzimmer, schloss das gekippte Fensterund zog die Vorhänge zu. Dann schaltete sie das Radio ein und dachte: Fehltbloß noch, dass ich anfange zu pfeifen, um mir Mut zu machen. Als um kurz nachfünf endlich die Türglocke läutete, reagierte sie mit Erleichterung. Aber auchwährend des Gesprächs mit dem Patienten merkte sie, wie ihre Gedanken immerwieder abschweiften. Schließlich bat sie den Mann, so lange zu warten, bis sieihre Sachen gepackt, die Alarmanlage eingeschaltet und die Räume abgeschlossenhatte. Dann verließen sie gemeinsam das Haus. Auf der Straße verabschiedetensie sich. Gabriele Hasler schaute dem Mann nach, der in eine der Nebenstraßenging, wo er seinen Wagen geparkt hatte. Kurz bevor er hinter einer Hauseckeverschwand, drehte er sich noch einmal um und winkte ihr zu.
Sie war müde, sie freute sich auf ein Bad, und sie hatte Hunger.Da ihr Kühlschrank leer war und sie weder Lust zum Einkaufen noch zum Kochenhatte, beschloss sie, vor ihrer Heimfahrt noch rasch zu der nur wenige Schritteentfernten Holzhütte zu gehen. Dort hatte sie in den letzten Monaten häufig ihrAbendessen eingenommen. Es handelte sich um einen Imbiss, der von einemAfrikaner betrieben wurde und nach einem ehemaligen Fußballspieler derKameruner Nationalmannschaft «Roger Millas Grill» hieß. Der Inhaber war
groß, korpulent, von dunkelbrauner, fast schwarzer Hautfarbeund trug zu ihrer Überraschung den deutschen Vornamen Rudolf, was er damiterklärte, dass er ein Nachfahre des legendären Häuptlings Rudolf Manga Bellsei, der als Kind an einer Schule in Ulm unterrichtet worden war, bevor er seinVolk in den Widerstand gegen die deutschen Kolonialherren führte und dafürschließlich hingerichtet wurde. Weil ihr die Geschichte gefiel, war es derZahnärztin egal, ob sie auch stimmte.
In der Dunkelheit seines Verschlags sah man von Rudolf demJüngeren fast nichts, außer seinen Augäpfeln und den Zähnen. Auf dem Regal überdem Herd stand ein fettverspritzter Kassettenrecorder, aus dem immer dieselbeMusik kam: die Aufnahme eines Livekonzerts der Tetes Brulees. Gabriele Haslerhatte die Band einmal als Studentin in Paris gehört, und deshalb weckte dieMusik angenehme Erinnerungen. Rudolf begrüßte sie so überschwänglich, wieWirte es häufig tun, stellte ihr unaufgefordert eine Dose Cola light auf denTresen und empfahl ihr das Tagesmenü: Hähnchenschenkel mit Erdnusssoße undgegrillten Lauchzwiebeln. Gabriele Hasler merkte, wie ihre Anspannung nachließ.Während sie sich hungrig über die kleine Mahlzeit hermachte, hörte sie dem gutgelaunten Geplauder des Imbissbetreibers zu und überlegte, ob sie für die Fahrtnach Oberrad wie üblich die Straßenbahn nehmen oder sich heute ausnahmsweiseein Taxi gönnen sollte. Sie entschied sich für das Taxi. Wie jedes Mal, wennsie bei ihm aß, lobte sie Rudolfs Kochkünste, während er ihr Komplimente wegenihres Aussehens machte, was sie sich heute besonders gern gefallen ließ. (...)
© 2005 Rowohlt Verlag GmbH
- Autor: Jan Seghers
- 2005, 5. Aufl., 480 Seiten, Maße: 13,5 x 20,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Wunderlich
- ISBN-10: 3805208081
- ISBN-13: 9783805208086
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