Die fremde Braut
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Jedes Jahr werden Tausende junger Türkinnen durch arrangierte Ehen nach Deutschland gebracht. Necla Kelek hat, auf eigene Erfahrungen gestützt, mit den "Importbräuten" gesprochen und konfrontiert uns mit Verstößen gegen die Grund rechte türkischer Bürgerinnen, die mitten unter uns leben. Die Soziologin deckt die Ursachen dieses Skandals auf und erzählt zugleich von ihrem eigenen Weg in die Freiheit.
"Necla Kelek und die Anwältin Seyran Ates kämpfen dafür, die Rechtlosigkeit türkischer Frauen in Deutschland nicht als Minderheitsproblem, sondern als Herausforderung für die Demokratie zu begreifen." -- Jörg Lau in Die ZEIT
"Keleks Buch hat eine wichtige Diskussion angestoßen." -- 3sat Kulturzeit
Die fremdeBraut von Necla Kelek
LESEPROBE
Dies ist eine wahre Geschichte. Sie handelt von Liebe undSklaverei, von Ehre und Respekt, von türkischem Mocca und verkauften Bräuten.Sie erzählt von meiner Familie, die aus Anatolien über Istanbul nachDeutschland kam, und sie erzählt von meinem Weg in die Freiheit. Sie berichtetvon türkischen Frauen, die in arrangierten Ehen von ihrer Familie nachDeutschland verheiratet werden - gegen den Brautpreis Deutschland - und hierFremde in der Fremde bleiben, oft genug wie Sklavinnen gehalten. Sie beschreibtund ergründet, woran und warum die Integration meiner türkischen Landsleute inDeutschland immer wieder scheitert. Ich möchte, dass sich das ändert.
Türkischen Mocca rührt man besser nicht um, heißt es, dennder Kaffeesatz am Grund ist bitter. Ich habe kräftig darin herumgerührt, unddie Geschichten, die ich Ihnen hier erzählen werde, enthalten einige bittereWahrheiten, die vielen nicht schmecken werden: meinen türkischen Landsleutennicht, meinen deutschen Mitbürgern nicht. Mein Buch richtet sich an beideGruppen, denn beide müssen manches ändern, soll dieIntegration künftig gelingen.
Bei den Eingangssätzen dieses Kapitels höre ich schon dieersten empörten Zwischenrufe: »Ja, kennen Sie denn nicht die vielen tausendTürken, die seit Jahren in Deutschland leben, hier Geschäfte aufgemacht haben,ihre Kinder an deutschen Universitäten studieren lassen und deren zweite HeimatDeutschland ist?«
Ja, die kenne ich. Und ich gehöre dazu. Aber gerade wer es»geschafft« hat, in diesem Land anzukommen, darf am wenigsten die Augen vor denSchwierigkeiten verschließen, die andere haben und deren Ursachengesellschaftlich, kulturell und politisch begründet sind. Wir Migranten haben eine doppelte Verantwortung - dem Landgegenüber, das uns aufgenommen hat, und unseren türkischen Landsleutengegenüber, damit es nicht nur ein Nebeneinander, sondern ein Miteinander gibt.
Aus einer anderen Ecke kommt der nächste Zwischenruf: »Beiuns kann jeder nach seiner Fasson selig werden. Wir können doch unserenAusländern nicht vorschreiben, wen sie heiraten. Das ist deren Angelegenheit.Und außerdem: Unterschiede machen ein Land erst lebendig.«Eben da liegt das Problem. Alles, was »anders« ist, steht bei vielen gutmeinenden Deutschen unter Naturschutz. Das ist heilig,daran darf nicht gerührt werden, im Gegenteil: Es bedarf besonderer Obhut undPflege. Zumal hierzulande jedwede Kritik an Ausländern sehr schnell als Diskriminierung,womöglich gar als Rassismus unter Verdacht steht. Kritik an fremden Kulturenist politisch nicht korrekt. Denn jede Kultur wird »an sich« als Bereicherungerachtet. Auch wenn sie barbarische Praktiken gutheißt, wie Zwangsheirat oderEhrenmorde. Für mich endet diese Seligkeit, wo Menschenrechte missachtetwerden.
Ich möchte den Teufelskreis von falscher Toleranz undSchweigen aus Solidarität aufbrechen und helfen, Vorurteile und Abgrenzungdurch einen offenen Dialog abzubauen.
Ich mische mich ein, weil ich die Integration will. Allerdingshat Integration auch ihren Preis. »You can't have thecake and eat lt« gilt auch hier. Integration ist keine wechselseitigeLiebeserklärung, eher schon eine Art Vertragsverhältnis. Für beide Seitengelten bestimmte Bedingungen, und die müssen eingehalten werden. Und daranhapert es. Auf beiden Seiten.
Unvermeidlich wird dieses Buch vielen Leserinnen und Lesernnahe treten. Den Türken und Muslimen, weil ich aus dem Inneren ihrerGesellschaft berichte, was versteckt, verschwiegen, verdrängt wird - weil siemeinen, dies ginge niemanden etwas an. Und auch einigen Deutschen nicht, diesich seit Jahren redlich um den Abbau von Ausländerfeindlichkeit bemühen unddenen ich sage: Verschenkt euch und vor allem eure Verfassung nicht. Und eswird die »falschen Freunde« geben, die triumphieren werden: »Wir habendas doch immer schon gewusst!« Wer gegen liebgewonnene politische Vorurteile verstößt, ist vor ungebetenem Beifall nichtgefeit. Aber mir geht es nicht darum, Vorurteile zu bestätigen. Es geht umKlarheit und darum, einen gemeinsamen Weg zu finden. Integration istkeine Einbahnstraße.
Es ist das Schicksal von Migranten,in einem fremden Land zu leben. Das deutsche Wort »Elend« spielt etymologischdarauf an - E-Lend, aus dem Land, in der Fremde. Wirverstehen dieses Schicksal heute als einen beklagenswerten Zustand. Aber dasmuss nicht zwangsläufig so sein. Zuweilen gibt es auch ein Happy End - unddamit möchte ich beginnen. (...)
© Goldmann Verlag
Necla Kelek wurde 1957 in Istanbul geboren und lebt heute in Berlin. Sie hat Volkswirtschaftslehre und Soziologie studiert und wurde in Greifswald zum Dr. phil. promoviert. Ihre Bücher "Die fremde Braut", "Die verlorenen Söhne" und "Bittersüße Heimat" sind Bestseller und haben die Diskussion um Integration und den Islam in Deutschland nachhaltig geprägt. Necla Kelek wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Geschwister-Scholl-Preis 2005, dem Hildegard-von-Bingen-Preis und zuletzt mit dem Freiheitspreis der Friedrich-Naumann-Stiftung.
- Autor: Necla Kelek
- 2006, 288 Seiten, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442153867
- ISBN-13: 9783442153862
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