Die furchtlose Elf - Ohne Fußball geht gar nichts
Roman
Kein Platz - kein Fußball?
So schnell geben Tom und seine Freunde nicht auf! Heimlich legen sie einen Bolzplatz hinter dem alten Sägewerk an. Doch das bleibt nicht unbemerkt und schon bald werden sie von ihrem Erzfeind Sebastian zu einem Spiel...
So schnell geben Tom und seine Freunde nicht auf! Heimlich legen sie einen Bolzplatz hinter dem alten Sägewerk an. Doch das bleibt nicht unbemerkt und schon bald werden sie von ihrem Erzfeind Sebastian zu einem Spiel...
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Produktinformationen zu „Die furchtlose Elf - Ohne Fußball geht gar nichts “
Klappentext zu „Die furchtlose Elf - Ohne Fußball geht gar nichts “
Kein Platz - kein Fußball?So schnell geben Tom und seine Freunde nicht auf! Heimlich legen sie einen Bolzplatz hinter dem alten Sägewerk an. Doch das bleibt nicht unbemerkt und schon bald werden sie von ihrem Erzfeind Sebastian zu einem Spiel herausgefordert. Sie müssen unbedingt gewinnen, denn der Einsatz ist hoch ...
Lese-Probe zu „Die furchtlose Elf - Ohne Fußball geht gar nichts “
Die furchtlose Elf - Ohne Fußball geht gar nichts von ThiloAnpfiff
Der Jubel der 100 000 Fans im Stadion war ohrenbetäubend. Tom war von seinem giftigen Gegenspieler brutal von den Beinen geholt worden, und der Schiedsrichter gab ihm einen Freistoß.
Tom legte den Ball auf den Rasen und streichelte ihn verschwörerisch. Sie waren Freunde, der Ball und er. Tom kniff die Augen zusammen und atmete tief ein. Zeit, euch für das Eintrittsgeld zu entschädigen, schoss es ihm durch den Kopf. Als hätten sie seine Gedanken gehört, hielten die Fans gespannt den Atem an. Tom fixierte die Mauer der Gegner. Er lachte leise. Sie würden ihm keine Schwierigkeiten bei seinem neuesten Trick bereiten. Dann nahm er einen Schritt Anlauf und ließ den Ball in die Mauer krachen. Wie er es vorausberechnet hatte, prallte die Lederkugel seitlich vom Bein eines Gegners ab. Er sprintete hinterher, nahm sie mit dem Außenrist seines stärkeren rechten Fußes an, schlug geschickt einen Haken, umdribbelte einen Gegner nach dem anderen - und schob den Ball, unhaltbar für den bärenstarken Torwart, ins Netz.
»Tor! Tor! Tor!«, jubelte Tom.
Er fiel auf die Knie und reckte die Hände in die Luft. »Tor! Tor! Tor!«, jubelten auch die Zuschauer.
Was für ein Triumph! Soeben war Tom, dem Spielmacher von Real Madrid, mit einem Kunstschuss das entscheidende 1:0 im Finale der Champions League gelungen. Aus den Händen der englischen Königin nahm er gelassen den Pokal entgegen und hob ihn über seinen Kopf. Die Massen im Stadion grölten.
»Gibt es irgendeinen Grund, warum du den Gartenzwerg hoch hältst?«
... mehr
Eine piepsige Stimme holte Tom in die Wirklichkeit zurück. Das Jubeln der Massen verwandelte sich wieder in das Zwitschern der Vögel, das Rascheln der Blätter und die überlaute Rap-Musik aus einem vorbeidonnernden Auto. Aus den gefährlichen Fußballern wurden Spaten und Laubrechen, das Tor zu einem Eimer und der bärenstarke Torwart zu einer Harke mit verrosteten Zähnen.
Hannes blieb leider, was er war, nämlich Toms sechsjähriger Bruder. Ausgerechnet diese Nervensäge musste ihm den schönen Traum vermiesen!
Verwirrt stellte Tom den Pokal der Champions League wieder zwischen die Rosen und drückte ihm seine Schubkarre in die kleine Gipshand.
»Ich wollte ihm eben auch mal die Dachrinne von oben zeigen!«, antwortete er beiläufig. Der Nachmittag war zu wichtig, um ihn sich durch eine unnötige Diskussion mit seinem Nervbruder kaputtmachen zu lassen.
Tom sah auf die Uhr. Es war höchste Zeit! Schnell holte er den Ball aus dem Eimer, stopfte ihn in seine Sporttasche und machte sich auf seinem Skateboard davon.
Endlich! Endlich war der Moment gekommen, den Tom seit sieben Wochen so sehr herbeigesehnt hatte. Eine halbe Ewigkeit schien vergangen zu sein, seit ihm seine ehemalige Klassenlehrerin das Abschlusszeugnis und eine Rose überreicht hatte und er zum letzten Mal die Stufen der Grundschule hinuntergestiegen war. Nun waren die Sommerferien und ein langweiliger Italienurlaub vorbei, und er ging schon seit fünf Tagen in die Klasse 5a der Schule am Römerwall. Jetzt hatte er spannende Fächer wie Englisch und Erdkunde, Biologie, Physik und Chemie, und fast jede Stunde unterrichtete ein anderer Lehrer. Doch all das war nicht der Grund, warum er der neuen Schule den ganzen Sommer über entgegengefiebert hatte.
Das Beste war zweifelsohne der Freitagnachmittag. Mit gelbem Neonstift hatte er den Termin auf seinem Stundenplan umkringelt: 14-16 Uhr Fußball-AG.
Tom wischte sich seine langen blonden Haare aus dem Gesicht und blinzelte in den Himmel. Es war ein ungewöhnlich heißer Nachmittag, selbst für August.
Eigentlich zu heiß zum Kicken, dachte er. Nein, verbesserte er sich schnell, und er lächelte genießerisch. Nein, für Fußball war es nie zu heiß!
Auch in der Bundesliga wurde ja schon seit drei Wochen wieder gespielt, und die Stadien platzten aus allen Nähten. Kein einziger Star beschwerte sich über das Wetter, also würde Tom das auch nicht tun. Schließlich war er ja fast schon Profi, jetzt, da er regelmäßig zum Training bei einem richtigen Trainer gehen würde. Vorbei die Tage, an denen er zu Hause im mickrigen Vorgarten kicken musste.
Gelassen fuhr Tom weiter und bog mit hohem Tempo in die Fußgängerzone ein, die bei dem Wetter von Menschen nur so wimmelte.
Im Gewühl vor Dinos Eisdiele entdeckte er zwei Jungen in Fußballkleidung, eindeutig seine Klassenkameraden Nick und Tarek. Die Zwillinge sahen sich so ähnlich, dass jeder Gegenspieler zwangsläufig an seinem Verstand zweifelte, wenn die beiden gemeinsam auf ihn zustürmten. Tom hatte keine Mühe, sie auseinanderzuhalten. Schon in der Grundschule waren alle drei unzertrennlich gewesen, denn sie verband dieselbe Leidenschaft: Nick und Tarek waren genauso fußballverrückt wie er.
Und sie können ab und zu einen kleinen Scherz vertragen, dachte Tom. Er nahm Anschwung, zog das Board im richtigen Moment hoch, rutschte über das Eisengeländer einer kurzen Betontreppe und legte vor Nick eine Vollbremsung hin.
»Mensch, Tom!«, schimpfte Nick gleich los. »Spar dir deine Kunststücke für den Zirkus! Wenn meinem wertvollen rechten Fuß was passiert, kann ich die ganze Fuß- ball-AG vergessen!«
Tom legte seine Arme versöhnlich um die Schultern seiner Freunde.
»Schleckt mal lieber ein bisschen schneller!«, spornte er die beiden an. »Oder wollt ihr mit Eistüte auf den Platz?«
»Nee, ganz bestimmt nicht!«, antwortete Tarek und leckte noch einmal über das grellblaue Eis.
Für die Zwillinge gab es nur zwei Arten von Schuhen, wie sie Tom einmal erklärt hatten. Feine Schuhe für Tantenbesuche und Schule, und Fußballschuhe für sonst immer.
Mit klappernden Stollen stiefelten sie jetzt über die Pflastersteine zu den Fahrrädern, schwangen sich auf die Sättel und strampelten los, jeder nur eine Hand am Lenker. Tom stellte sich auf sein Board, hob den Arm, rief »Taxi!« und hielt sich an Tareks Gepäckträger fest. Gemeinsam rauschten sie ihrem ersten Training entgegen.
Tom war, als pochte sein Herz vor lauter Vorfreude doppelt so schnell wie sonst. Diese Freude musste er in die Welt hinausposaunen.
»Mann, das Training wird der Hammer!«, rief er unterwegs.
»Und ob!«, rief Nick zurück. »Fast hätte ich mich deswegen über die Ferien geärgert - aber nur fast!«
»Das hat bei Nick schon was zu bedeuten - bei seinen miesen Noten ...!«, feixte Tarek.
»Haha, sehr witzig! So schlecht bin ich nun auch wieder nicht. Zumindest nicht in Religion!«, sagte Nick lachend.
Bester Laune bogen die drei Freunde auf das Schulgelände ein und prallten fast gegen Fischkopp, der direkt in der Kurve stand.
Tarek riss reflexartig den Lenker herum und fuhr in die Büsche, Nick trat voll in die Bremsen. Sein Eis zerdrückte er bei der Aktion in der Hand. Als rote Soße floss es an der Lenkstange hinunter.
»Sag mal, hast du ne Macke, Fischkopp? Was stehst du denn hier einfach so in der Gegend rum?«, schimpfte Nick.
Mit einem eleganten Schlenker fuhr Tom zwischen die beiden und warf Fischkopp seinen Ball zu, um dem Kleinen zu zeigen, dass er einen Verbündeten hatte.
Tom hatte sich schon am ersten Schultag vorgenommen, ihn sehr rücksichtsvoll zu behandeln. Fischkopp war wirklich winzig. Außerdem war sein Kopf ziemlich platt und länglich, was ihm das Aussehen eines Herings gab. Da sein Vater zudem Kanalarbeiter war, bot Fischkopp genügend Angriffsfläche für Witze. Doch die Hänseleien schienen an ihm abzuprallen. Stattdessen zog er eine Idee nach der anderen aus dem Hut - allerdings waren die meisten viel zu verrückt, um brauchbar zu sein.
»Lass ihn doch, du hättest dich ja nicht während der Fahrt umdrehen müssen. Dann hättest du ihn auch gesehen! «
Tarek stimmte Tom zu.
Nick grummelte trotzdem weiter.
»Warum hast du dich eigentlich noch nicht umgezogen? «
»Ich hab auf euch gewartet!«, antwortete Fischkopp verlegen.
»Hast ein bisschen Schiss vor der dunklen Umkleidekabine, was?«, bohrte Nick nach.
An Fischkopps gesenktem Blick konnte Tom erkennen, dass Nick ins Schwarze getroffen hatte.
Der kleine Fischkopp lebte in einer Welt, in der es von Gespenstern und Geistern nur so wimmelte. Um dunkle Ecken und stille Orte machte er einen großen Bogen, wusste Tom. Kein Wunder also, dass er die Umkleidekabine der Schule mied: Das Gebäude war uralt, schimmelig, muffig und mit so winzigen Fenstern ausgestattet, dass es auch im Hochsommer stockdunkel war.
Aber müssten nicht eigentlich schon längst ...? Tom sah sich um. Das ganze Schulgelände war wie ausgestorben.
»Komisch. Warum ist denn von den höheren Klassen noch niemand da?«, wunderte er sich.
»Ist doch klar, die Großen haben Angst um ihren Stammplatz. Die haben mir auf dem Schulhof kicken sehen!«, rief Fischkopp und lachte am lautesten über seinen Witz.
»Mich«, verbesserte Tarek.
Fischkopp klopfte Tarek verbrüdernd auf die Schulter.
»Klar, Tarek, dir auch!«
Die anderen blickten stumm zum Himmel.
Tom wollte ihren Kleinsten eben über den Gebrauch von mich und mir in der deutschen Grammatik aufklären, als er Anthony aus Richtung des Sportplatzes angerannt kommen sah.
Anthony war vor zwei Jahren in ihre Klasse der Grundschule gekommen. Vorher hatte er mit seinen Eltern und mit seinem kleinen Bruder Jerome in einem Land in Afrika gelebt. Weil der Vater sich für Freiheit und Gerechtigkeit einsetzte, wollte die Militärregierung ihn einsperren. Die Familie musste fliehen. Mittlerweile sprach Anthony perfekt Deutsch, zumindest kannte er den Unterschied von mir und mich ...
Tom hatte gleich ein ungutes Gefühl im Bauch, als er Anthony so rennen sah, und auf seinen Bauch konnte er sich in der Regel verlassen.
»Alarm!«, rief Anthony, als er endlich in Hörweite war, und wedelte wild mit seinen Armen. Sein Gesicht zeigte blankes Entsetzen.
Auch die anderen schienen den Ernst der Lage zu spüren. Ohne zu zögern, rannten, skateten und fuhren sie ihrem Klassenkameraden entgegen.
»Verdammt schlechte Nachrichten!«, meinte Anthony knapp, als sie ihn erreicht hatten.
»Was ist denn los?«, wollte Fischkopp wissen und zog die Nase hoch.
Statt einer Antwort zeigte Anthony auf die haushohe Maschendrahtumzäunung des Sportplatzes.
Hier machte sich gerade der Hausmeister zu schaffen, dem die Schüler schon vor Jahrzehnten den Namen Schräubchen verpasst hatten.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Eine piepsige Stimme holte Tom in die Wirklichkeit zurück. Das Jubeln der Massen verwandelte sich wieder in das Zwitschern der Vögel, das Rascheln der Blätter und die überlaute Rap-Musik aus einem vorbeidonnernden Auto. Aus den gefährlichen Fußballern wurden Spaten und Laubrechen, das Tor zu einem Eimer und der bärenstarke Torwart zu einer Harke mit verrosteten Zähnen.
Hannes blieb leider, was er war, nämlich Toms sechsjähriger Bruder. Ausgerechnet diese Nervensäge musste ihm den schönen Traum vermiesen!
Verwirrt stellte Tom den Pokal der Champions League wieder zwischen die Rosen und drückte ihm seine Schubkarre in die kleine Gipshand.
»Ich wollte ihm eben auch mal die Dachrinne von oben zeigen!«, antwortete er beiläufig. Der Nachmittag war zu wichtig, um ihn sich durch eine unnötige Diskussion mit seinem Nervbruder kaputtmachen zu lassen.
Tom sah auf die Uhr. Es war höchste Zeit! Schnell holte er den Ball aus dem Eimer, stopfte ihn in seine Sporttasche und machte sich auf seinem Skateboard davon.
Endlich! Endlich war der Moment gekommen, den Tom seit sieben Wochen so sehr herbeigesehnt hatte. Eine halbe Ewigkeit schien vergangen zu sein, seit ihm seine ehemalige Klassenlehrerin das Abschlusszeugnis und eine Rose überreicht hatte und er zum letzten Mal die Stufen der Grundschule hinuntergestiegen war. Nun waren die Sommerferien und ein langweiliger Italienurlaub vorbei, und er ging schon seit fünf Tagen in die Klasse 5a der Schule am Römerwall. Jetzt hatte er spannende Fächer wie Englisch und Erdkunde, Biologie, Physik und Chemie, und fast jede Stunde unterrichtete ein anderer Lehrer. Doch all das war nicht der Grund, warum er der neuen Schule den ganzen Sommer über entgegengefiebert hatte.
Das Beste war zweifelsohne der Freitagnachmittag. Mit gelbem Neonstift hatte er den Termin auf seinem Stundenplan umkringelt: 14-16 Uhr Fußball-AG.
Tom wischte sich seine langen blonden Haare aus dem Gesicht und blinzelte in den Himmel. Es war ein ungewöhnlich heißer Nachmittag, selbst für August.
Eigentlich zu heiß zum Kicken, dachte er. Nein, verbesserte er sich schnell, und er lächelte genießerisch. Nein, für Fußball war es nie zu heiß!
Auch in der Bundesliga wurde ja schon seit drei Wochen wieder gespielt, und die Stadien platzten aus allen Nähten. Kein einziger Star beschwerte sich über das Wetter, also würde Tom das auch nicht tun. Schließlich war er ja fast schon Profi, jetzt, da er regelmäßig zum Training bei einem richtigen Trainer gehen würde. Vorbei die Tage, an denen er zu Hause im mickrigen Vorgarten kicken musste.
Gelassen fuhr Tom weiter und bog mit hohem Tempo in die Fußgängerzone ein, die bei dem Wetter von Menschen nur so wimmelte.
Im Gewühl vor Dinos Eisdiele entdeckte er zwei Jungen in Fußballkleidung, eindeutig seine Klassenkameraden Nick und Tarek. Die Zwillinge sahen sich so ähnlich, dass jeder Gegenspieler zwangsläufig an seinem Verstand zweifelte, wenn die beiden gemeinsam auf ihn zustürmten. Tom hatte keine Mühe, sie auseinanderzuhalten. Schon in der Grundschule waren alle drei unzertrennlich gewesen, denn sie verband dieselbe Leidenschaft: Nick und Tarek waren genauso fußballverrückt wie er.
Und sie können ab und zu einen kleinen Scherz vertragen, dachte Tom. Er nahm Anschwung, zog das Board im richtigen Moment hoch, rutschte über das Eisengeländer einer kurzen Betontreppe und legte vor Nick eine Vollbremsung hin.
»Mensch, Tom!«, schimpfte Nick gleich los. »Spar dir deine Kunststücke für den Zirkus! Wenn meinem wertvollen rechten Fuß was passiert, kann ich die ganze Fuß- ball-AG vergessen!«
Tom legte seine Arme versöhnlich um die Schultern seiner Freunde.
»Schleckt mal lieber ein bisschen schneller!«, spornte er die beiden an. »Oder wollt ihr mit Eistüte auf den Platz?«
»Nee, ganz bestimmt nicht!«, antwortete Tarek und leckte noch einmal über das grellblaue Eis.
Für die Zwillinge gab es nur zwei Arten von Schuhen, wie sie Tom einmal erklärt hatten. Feine Schuhe für Tantenbesuche und Schule, und Fußballschuhe für sonst immer.
Mit klappernden Stollen stiefelten sie jetzt über die Pflastersteine zu den Fahrrädern, schwangen sich auf die Sättel und strampelten los, jeder nur eine Hand am Lenker. Tom stellte sich auf sein Board, hob den Arm, rief »Taxi!« und hielt sich an Tareks Gepäckträger fest. Gemeinsam rauschten sie ihrem ersten Training entgegen.
Tom war, als pochte sein Herz vor lauter Vorfreude doppelt so schnell wie sonst. Diese Freude musste er in die Welt hinausposaunen.
»Mann, das Training wird der Hammer!«, rief er unterwegs.
»Und ob!«, rief Nick zurück. »Fast hätte ich mich deswegen über die Ferien geärgert - aber nur fast!«
»Das hat bei Nick schon was zu bedeuten - bei seinen miesen Noten ...!«, feixte Tarek.
»Haha, sehr witzig! So schlecht bin ich nun auch wieder nicht. Zumindest nicht in Religion!«, sagte Nick lachend.
Bester Laune bogen die drei Freunde auf das Schulgelände ein und prallten fast gegen Fischkopp, der direkt in der Kurve stand.
Tarek riss reflexartig den Lenker herum und fuhr in die Büsche, Nick trat voll in die Bremsen. Sein Eis zerdrückte er bei der Aktion in der Hand. Als rote Soße floss es an der Lenkstange hinunter.
»Sag mal, hast du ne Macke, Fischkopp? Was stehst du denn hier einfach so in der Gegend rum?«, schimpfte Nick.
Mit einem eleganten Schlenker fuhr Tom zwischen die beiden und warf Fischkopp seinen Ball zu, um dem Kleinen zu zeigen, dass er einen Verbündeten hatte.
Tom hatte sich schon am ersten Schultag vorgenommen, ihn sehr rücksichtsvoll zu behandeln. Fischkopp war wirklich winzig. Außerdem war sein Kopf ziemlich platt und länglich, was ihm das Aussehen eines Herings gab. Da sein Vater zudem Kanalarbeiter war, bot Fischkopp genügend Angriffsfläche für Witze. Doch die Hänseleien schienen an ihm abzuprallen. Stattdessen zog er eine Idee nach der anderen aus dem Hut - allerdings waren die meisten viel zu verrückt, um brauchbar zu sein.
»Lass ihn doch, du hättest dich ja nicht während der Fahrt umdrehen müssen. Dann hättest du ihn auch gesehen! «
Tarek stimmte Tom zu.
Nick grummelte trotzdem weiter.
»Warum hast du dich eigentlich noch nicht umgezogen? «
»Ich hab auf euch gewartet!«, antwortete Fischkopp verlegen.
»Hast ein bisschen Schiss vor der dunklen Umkleidekabine, was?«, bohrte Nick nach.
An Fischkopps gesenktem Blick konnte Tom erkennen, dass Nick ins Schwarze getroffen hatte.
Der kleine Fischkopp lebte in einer Welt, in der es von Gespenstern und Geistern nur so wimmelte. Um dunkle Ecken und stille Orte machte er einen großen Bogen, wusste Tom. Kein Wunder also, dass er die Umkleidekabine der Schule mied: Das Gebäude war uralt, schimmelig, muffig und mit so winzigen Fenstern ausgestattet, dass es auch im Hochsommer stockdunkel war.
Aber müssten nicht eigentlich schon längst ...? Tom sah sich um. Das ganze Schulgelände war wie ausgestorben.
»Komisch. Warum ist denn von den höheren Klassen noch niemand da?«, wunderte er sich.
»Ist doch klar, die Großen haben Angst um ihren Stammplatz. Die haben mir auf dem Schulhof kicken sehen!«, rief Fischkopp und lachte am lautesten über seinen Witz.
»Mich«, verbesserte Tarek.
Fischkopp klopfte Tarek verbrüdernd auf die Schulter.
»Klar, Tarek, dir auch!«
Die anderen blickten stumm zum Himmel.
Tom wollte ihren Kleinsten eben über den Gebrauch von mich und mir in der deutschen Grammatik aufklären, als er Anthony aus Richtung des Sportplatzes angerannt kommen sah.
Anthony war vor zwei Jahren in ihre Klasse der Grundschule gekommen. Vorher hatte er mit seinen Eltern und mit seinem kleinen Bruder Jerome in einem Land in Afrika gelebt. Weil der Vater sich für Freiheit und Gerechtigkeit einsetzte, wollte die Militärregierung ihn einsperren. Die Familie musste fliehen. Mittlerweile sprach Anthony perfekt Deutsch, zumindest kannte er den Unterschied von mir und mich ...
Tom hatte gleich ein ungutes Gefühl im Bauch, als er Anthony so rennen sah, und auf seinen Bauch konnte er sich in der Regel verlassen.
»Alarm!«, rief Anthony, als er endlich in Hörweite war, und wedelte wild mit seinen Armen. Sein Gesicht zeigte blankes Entsetzen.
Auch die anderen schienen den Ernst der Lage zu spüren. Ohne zu zögern, rannten, skateten und fuhren sie ihrem Klassenkameraden entgegen.
»Verdammt schlechte Nachrichten!«, meinte Anthony knapp, als sie ihn erreicht hatten.
»Was ist denn los?«, wollte Fischkopp wissen und zog die Nase hoch.
Statt einer Antwort zeigte Anthony auf die haushohe Maschendrahtumzäunung des Sportplatzes.
Hier machte sich gerade der Hausmeister zu schaffen, dem die Schüler schon vor Jahrzehnten den Namen Schräubchen verpasst hatten.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
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Autoren-Porträt von Thilo
THiLO Petry-Lassak verbrachte die ersten 20 Lebensjahre in der Kinderecke der elterlichen Buchhandlung. Anschließend schaute er sich in Afrika, Asien und Mittelamerika um, bevor er mit Freunden als Kabarett-Trio Die Motzbrocken erfolgreich durch die Lande zog. Heute lebt THiLO mit seiner Frau und vier Kindern in Mainz und schreibt Geschichten und Drehbücher.
Bibliographische Angaben
- Autor: Thilo
- Altersempfehlung: 8 - 10 Jahre
- 2014, 256 Seiten, Maße: 12,6 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596812402
- ISBN-13: 9783596812400
- Erscheinungsdatum: 27.03.2014
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