Die Hütte
Ein Wochenende mit Gott
Die Geschichte über das Leid eines Menschen, der an Gott verzweifelte.
Macks Tochter wurde entführt und ist seidem verschwunden. Vier Jahre später erhält Mack eine Einladung für ein Wochenende in einer...
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Produktinformationen zu „Die Hütte “
Die Geschichte über das Leid eines Menschen, der an Gott verzweifelte.
Macks Tochter wurde entführt und ist seidem verschwunden. Vier Jahre später erhält Mack eine Einladung für ein Wochenende in einer Hütte von dem Gott, dem er nach dem Verschwinden seiner Tochter den Rücken gekehrt hat. In furiosen Dialogen mit Gott kommt Mack zu einem neuen Verständnis von Glaube.
Klappentext zu „Die Hütte “
Macks jüngste Tochter ist vor Jahren entführt und wahrscheinlich umgebracht worden. Ihre letzten Spuren hat man in einer Schutzhütte im Wald gefunden, in deren Nähe die Familie auf einem Ausflug campierte. Jetzt erhält Mack rätselhafte Einladungen, die ihn aus seiner tiefen Depression reißen, in der er mit Gott über den Verlust hadert. Diese Einladungen locken ihn in die Hütte, wo er an einem bemerkenswerten Wochenende Gott, Jesus und den Heiligen Geist persönlich trifft. In furiosen Dialogen mit Gott über das Böse und den Schmerz der Welt kommt Mack zu einem neuen Verständnis von Schöpfung und Christentum. Die Botschaft des Buches? Mack hatte Gottes Rolle in seinem Leben nicht nur unterschätzt, sondern falsch eingeschätzt. Der Verlust seiner Tochter ist eminent, aber das Leben geht nicht nur weiter, sondern es wird durch die Begegnung mit Gott um eine große Erfahrung bereichert. Mack beschreitet einen neuen Weg und hört auf, Gott immer nur zu beurteilen und ihn nur bei Tragödienin seinem Leben nach Gottes Rolle zu fragen. Es ist diese Botschaft, die Mack von Gott mitnimmt: Dass ich in der Lage bin, sogar aus entsetzlichen Tragödien noch unglaublich viel Gutes entstehen zu lassen, bedeutet nicht, dass ich die Tragödien orchestriere. Wenn ich sie für meine Zwecke nutze, heißt das auf keinen Fall, dass ich die Tragödien erschaffe oder sie benötige, um meine Absichten zu verfolgen. Für die Gnade ist es nicht erforderlich, dass Leid existiert, aber dort, wo Leiden ist, wirst du immer auch die Gnade finden, in vielen Facetten und Farben.
Lese-Probe zu „Die Hütte “
Die Hütte von William P. YoungWährend er versuchte, wenigstens ansatzweise sein inneres Gleichgewicht
wiederzufinden, kam seine Wut, die doch schon erloschen
schien, wieder zum Vorschein. Er machte sich keine Gedanken mehr
darüber, wie er Gott anreden sollte. Energetisiert durch seinen Zorn
ging er zur Tür. Mack beschloss, laut gegen die Tür zu hämmern und
zu sehen, was dann geschehen würde, aber gerade als er die Faust
hob, flog die Tür auf, und er schaute in das strahlende Gesicht einer
großen, dicken Afroamerikanerin.
Instinktiv wich er zurück, aber er war zu langsam. Mit einer an -
gesichts ihrer Körperfülle erstaunlichen Schnelligkeit überbrückte sie
die Distanz zwischen ihnen und schloss Mack in die Arme. Sie hob
ihn in die Höhe und wirbelte ihn herum wie ein kleines Kind. Und
die ganze Zeit rief sie dabei seinen Namen – »Mackenzie Allen Phillips
« – mit dem Überschwang eines Menschen, der einen lange verloren
geglaubten und innig geliebten Verwandten wiedersieht.
Schließlich stellte sie ihn wieder auf die Erde und schob ihn, die
Hände auf seine Schultern gelegt, ein Stück von sich, als wollte sie ihn
sich genauer ansehen.
»Mack, sieh dich doch nur an!«, sagte sie dröhnend. »Wie erwachsen
du geworden bist. Ich habe mich wirklich darauf gefreut, dich von
Angesicht zu Angesicht zu sehen. Es ist wundervoll, dich hier bei uns
zu haben. Oh, oh, oh, wie sehr ich dich liebe!« Und mit diesen Worten
drückte sie ihn wieder an sich.
Mack war sprachlos. In ein paar Sekunden hatte diese Frau sämt -
liche Schranken gesellschaftlicher Korrektheit durchbrochen, hinter
de nen er sich normalerweise zu verschanzen pflegte. Aber etwas an
der Art, wie sie ihn anschaute und seinen Namen rief, bewirkte, dass
er sich ebenfalls freute, sie zu sehen, obwohl er
... mehr
nicht die leiseste
Ahnung hatte, wer sie war.
Plötzlich war er überwältigt von dem Duft, den sie verströmte. Das
ging ihm durch und durch. Es duftete nach Gardenien und Jasmin. Es
handelte sich ohne jeden Zweifel um das Parfüm seiner Mutter, das
er all die Jahre in seiner kleinen Blechdose aufbewahrt hatte. Er hatte
bereits dicht am Abgrund seiner Emotionen gestanden, und dieser
Duft und die damit verbundenen Erinnerungen brachten ihn gefährlich
ins Schwanken. Er spürte, wie seine Augen sich mit warmen Tränen
füllten, als würde heftig an die Tür seines Herzens geklopft. Und
sie sah offenbar, was in ihm vorging.
»Es ist okay, Liebling, lass es einfach heraus.… Ich weiß, wie sehr
du verletzt wurdest, und ich weiß, dass du wütend und verwirrt bist.
Also los, lass alles heraus. Es tut der Seele gut, ab und zu das Wasser
frei fließen zu lassen – das heilende Wasser.«
Zwar konnte Mack nicht verhindern, dass sich seine Augen mit Tränen
füllten, aber er war noch nicht bereit, seine Gefühle herauszulassen
– nicht gegenüber dieser Frau. Mit großer Anstrengung schaffte
er es, sich zusammenzunehmen und nicht wieder in das schwarze
Loch seiner Emotionen zu stürzen. Währenddessen stand die Frau mit
ausgebreiteten Armen vor ihm, als wären es die Arme seiner Mutter.
Er fühlte die Gegenwart einer großen Liebe. Es war warm, einladend,
das Herz öffnend.
»Du bist noch nicht bereit?«, sagte sie. »Das ist völlig in Ordnung.
Wir werden alles so machen, wie es sich für dich gut anfühlt. Komm
herein. Darf ich dir den Mantel abnehmen? Und die Pistole? Die
brauchst du hier nicht. Wir wollen doch nicht, dass jemand verletzt
wird, nicht wahr?«
Mack wusste nicht, was er tun oder sagen sollte. Wer war sie? Und
woher kannte sie ihn? Er blieb wie angewurzelt stehen, zog aber langsam
und mechanisch seinen Mantel aus.
Die große, dicke schwarze Frau nahm den Mantel, und er gab ihr
auch die Pistole, die sie mit zwei spitzen Fingern entgegennahm, als
wäre die Waffe verseucht. Gerade als sie sich umdrehte, um in die
Blockhütte zurückzugehen, tauchte hinter ihr eine kleine, eindeutig
asiatische Frau auf. »Komm, ich nehme das«, sagte sie mit melo diöser
Stimme. Offensichtlich meinte sie nicht den Mantel oder die Waffe,
sondern etwas anderes, und im nächsten Augenblick stand sie vor
ihm. Er versteifte sich, als etwas sanft über seine Wange strich. Ohne
sich zu bewegen, blickte er nach unten und sah, wie sie mit einem
fragilen Kristallfläschchen und einer Bürste hantierte, ähnlich denen,
die Nan und Kate fürs Make-up benutzten. Damit entfernte sie behutsam
etwas aus seinem Gesicht.
Ehe er fragen konnte, lächelte sie und flüsterte: »Mackenzie, wir
alle haben etwas, das wir hoch genug schätzen, um es zu sammeln,
nicht wahr?« Sofort musste er dabei an seine kleine Blechdose denken.
»Ich sammle Tränen.«
Als sie einen Schritt zurücktrat, schielte Mack unwillkürlich in ihre
Richtung, als würde das seinen Augen ermöglichen, sie besser zu se -
hen. Aber seltsamerweise fiel es ihm immer noch schwer, seinen Blick
auf sie zu fokussieren. Sie schimmerte im Licht, und ihr Haar wallte
hin und her, obwohl es fast völlig windstill war. Es war einfacher, sie
aus den Augenwinkeln zu beobachten, als sie direkt anzusehen.
Dann schaute er an ihr vorbei und bemerkte, dass eine dritte Person
aus dem Haus getreten war, ein Mann. Seinem Äußeren nach
stammte er aus dem Nahen Osten.
Er war gekleidet wie ein Handwerker, mit Werkzeuggürtel und
Arbeitshandschuhen. Er stand entspannt da und lehnte mit verschränkten
Armen am Türrahmen. Seine Jeans war voller Holzstaub,
und sein kariertes Hemd, dessen Ärmel bis über die Ellbogen aufgekrempelt
waren, gab den Blick auf muskulöse Unterarme frei. Seine
Gesichtszüge waren recht sympathisch, aber nicht besonders schön –
in einer Menschenmenge wäre er nicht aufgefallen. Aber seine Augen
und sein Lächeln erhellten sein Gesicht, und Mack fiel es schwer, den
Blick von ihm abzuwenden.
Mack wich wieder einen Schritt zurück. Ihm war das alles etwas zu
viel. »Sind da noch mehr Leute drin?«, fragte er mit rauer Stimme.
Die drei schauten sich an und lachten. Mack musste unwillkürlich
lächeln. »Nein, Mackenzie«, sagte die schwarze Frau kichernd. »Wir
drei sind alles, was du kriegen kannst, und glaub mir, wir sind mehr
als genug.«
Mack versuchte erneut, die asiatische Frau anzusehen. So weit er
sagen konnte, war diese drahtig wirkende Person vermutlich chine -
sischer, nepalesischer oder mongolischer Herkunft. Es war schwer zu
sagen, weil seine Augen Mühe hatten, sie überhaupt deutlich wahrzunehmen.
Nach ihrer Kleidung zu urteilen, arbeitete sie offenbar als
Hauswirtschafterin oder Gärtnerin. Sie trug Handschuhe am Gürtel,
keine schweren Arbeitshandschuhe, sondern leichte aus Stoff und
Gummi, wie Mack selbst sie bei der Gartenarbeit benutzte. Ornamente
zierten ihre einfache Jeans, und auf ihrer Bluse leuchteten
gelbe, rote und blaue Tupfen. An den Knien war ihre Jeans schmutzbedeckt,
weil sie offenbar bei der Arbeit auf dem Boden gekniet
hatte. Aber er nahm das alles nur unscharf wahr, sah die Frau nie
wirklich deutlich, denn ihre Erscheinung hatte etwas Flüchtiges, Schemenhaftes.
Der Mann trat vor, klopfte Mack auf die Schulter, küsste ihn auf
beide Wangen und umarmte ihn heftig. Mack mochte ihn auf Anhieb.
Der Mann trat wieder zurück, und die asiatische Lady näherte sich
Mack erneut. Diesmal nahm sie sein Gesicht in beide Hände. Langsam
kam ihr Gesicht näher, und gerade als er dachte, sie würde ihn
küssen, hielt sie inne und schaute ihm tief in die Augen. Mack hatte
das Gefühl, beinahe durch sie hindurchsehen zu können. Dann
lächelte sie, und der Duft, der von ihr ausging, hüllte ihn ein, und eine
schwere Last fiel ihm von den Schultern, als hätte er seine ganze Ausrüstung
auf dem Rücken getragen.
Mack fühlte sich plötzlich leichter als Luft, fast als ob seine Füße
nicht länger den Boden berührten. Sie umarmte ihn, ohne ihn zu um -
armen oder ihn überhaupt zu berühren. Erst als sie sich, nach wenigen
Sekunden, wieder von ihm entfernte, erkannte er, dass er noch
immer auf seinen Füßen stand und dass diese Füße noch immer den
Holzboden der Veranda berührten.
»Nimm es ihr nicht übel«, sagte die dicke Afroamerikanerin la -
chend. »Diese Wirkung hat sie auf alle.«
»Es gefällt mir«, murmelte Mack, und alle drei brachen wieder
in lautes Gelächter aus. Und jetzt ließ Mack sich davon anstecken,
ohne zu wissen, warum, aber auch ohne dass es ihm etwas ausgemacht
hätte.
Als sie schließlich zu kichern aufhörten, legte die große, dicke Frau
Mack den Arm um die Schultern, zog ihn an sich und sagte: »Okay,
wir wissen, wer du bist, aber ich denke, jetzt sollten wir uns dir vorstellen.
Ich«, sie wedelte heftig mit den Händen. »bin die Haushälterin
und Köchin. Du kannst mich Elousia nennen.«
»Elousia?«, fragte Mack verständnislos.
»Okay, du musst mich nicht Elousia nennen. Das ist einfach nur
ein Name, der mir gefällt und der eine besondere Bedeutung für mich
hat.« Sie verschränkte die Arme und legte eine Hand ans Kinn, als
müsse sie besonders schwer nachdenken. »Also, du kannst mich einfach
so nennen, wie Nan mich immer nennt.«
»Was? Willst du damit sagen…« Jetzt war Mack überrascht, und
seine Verwirrung steigerte sich noch mehr. Das konnte doch wohl
nicht der Papa sein, der ihm den Brief geschickt hatte? »… ich soll
dich Papa nennen?«
»Ja«, antwortete sie und lächelte erwartungsvoll, als wollte er noch
etwas sagen, was er jedoch nicht beabsichtigte.
»Und ich«, mischte sich der Mann ein, der Mitte dreißig zu sein
schien und etwas kleiner als Mack war, »gebe mir Mühe, hier handwerklich
alles gut in Schuss zu halten. Ich liebe es, mit meinen Händen
zu arbeiten, aber die beiden hier werden dir bestätigen, dass ich
wie sie auch am Kochen und Gärtnern meine Freude habe.«
»Du scheinst mir aus dem Nahen Osten zu stammen. Bist du Araber?
«, fragte Mack.
»Eigentlich bin ich ein Stiefbruder dieser großen Familie. Ich bin
Hebräer, um genau zu sein, aus dem Hause Judah.«
»Dann… dann bist du…«
»Jesus? Ja. Und wenn dir das gefällt, kannst du mich gerne so
nennen. Schließlich ist das mein gebräuchlichster Name geworden.
Meine Mutter nannte mich Yeshua, aber ich bin es auch gewohnt,
Joshua oder sogar Jesse genannt zu werden.«
Mack war sprachlos. Was er sah und hörte, ergab einfach keinen
Sinn. Es schien alles so unmöglich… und doch war er hier, oder war
er überhaupt wirklich hier? Plötzlich fühlte er sich schwach. Emotionen
überwältigten ihn, während er verzweifelt versuchte, alle diese
Informationen zu verarbeiten. Gerade als beinahe seine Knie nachgegeben
hätten, trat die Asiatin einen Schritt näher und zog seine
Aufmerksamkeit auf sich.
»Und ich bin Sarayu«, sagte sie lächelnd und deutete eine Verbeugung
an. »Hüterin der Gärten, unter anderem.«
Macks Gedanken überschlugen sich. Zutiefst verstört fragte er sich,
was das alles zu bedeuten hatte. War einer dieser Menschen Gott?
Und wenn sie Halluzinationen waren, oder Engel, und wenn Gott erst
später in Erscheinung trat? Das konnte peinlich werden. Da sie zu
dritt waren, handelte es sich bei ihnen möglicherweise um so etwas
wie die Dreifaltigkeit. Aber zwei Frauen und ein Mann, noch dazu
niemand von ihnen weiß? Andererseits, warum hatte er es für selbstverständlich
gehalten, dass Gott weiß war? Er wusste, dass sein Verstand
Purzelbäume schlug, also versuchte er, sich auf die eine Frage
zu konzentrieren, die er besonders dringend beantwortet haben
wollte. Zögernd fragte er: »Wer von euch ist denn dann Gott?«
»Ich«, sagten alle drei gleichzeitig. Mack blickte von einem zum
Nächsten, und obwohl er nicht begreifen konnte, was er sah und
hörte, glaubte er ihnen doch irgendwie.
ISBN: 978-3-7934-2166-5
© der deutschen Ausgabe 2009 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
© der Originalausgabe 2007 by William Paul Young
This edition published by arrangement with Windblown Media, Inc.
All rights reserved.
Lektorat: Marita Böhm und Maximilian Knauer, Umschlaggestaltung:
FranklDesign, München, Titelabbildung und Coverdesign wurden von
Originalausgabe übernommen und gestaltet von Marisia Ghiglieri, David
Bobby Downes.
Mit freundlicher Genehmigung von Windblown Media, USA
Gesetzt aus der Baskerville, Satz: Keller & Keller GbR,
Druck und Bindearbeiten: Bercker, Kevelaer, Printed in Germany
Ahnung hatte, wer sie war.
Plötzlich war er überwältigt von dem Duft, den sie verströmte. Das
ging ihm durch und durch. Es duftete nach Gardenien und Jasmin. Es
handelte sich ohne jeden Zweifel um das Parfüm seiner Mutter, das
er all die Jahre in seiner kleinen Blechdose aufbewahrt hatte. Er hatte
bereits dicht am Abgrund seiner Emotionen gestanden, und dieser
Duft und die damit verbundenen Erinnerungen brachten ihn gefährlich
ins Schwanken. Er spürte, wie seine Augen sich mit warmen Tränen
füllten, als würde heftig an die Tür seines Herzens geklopft. Und
sie sah offenbar, was in ihm vorging.
»Es ist okay, Liebling, lass es einfach heraus.… Ich weiß, wie sehr
du verletzt wurdest, und ich weiß, dass du wütend und verwirrt bist.
Also los, lass alles heraus. Es tut der Seele gut, ab und zu das Wasser
frei fließen zu lassen – das heilende Wasser.«
Zwar konnte Mack nicht verhindern, dass sich seine Augen mit Tränen
füllten, aber er war noch nicht bereit, seine Gefühle herauszulassen
– nicht gegenüber dieser Frau. Mit großer Anstrengung schaffte
er es, sich zusammenzunehmen und nicht wieder in das schwarze
Loch seiner Emotionen zu stürzen. Währenddessen stand die Frau mit
ausgebreiteten Armen vor ihm, als wären es die Arme seiner Mutter.
Er fühlte die Gegenwart einer großen Liebe. Es war warm, einladend,
das Herz öffnend.
»Du bist noch nicht bereit?«, sagte sie. »Das ist völlig in Ordnung.
Wir werden alles so machen, wie es sich für dich gut anfühlt. Komm
herein. Darf ich dir den Mantel abnehmen? Und die Pistole? Die
brauchst du hier nicht. Wir wollen doch nicht, dass jemand verletzt
wird, nicht wahr?«
Mack wusste nicht, was er tun oder sagen sollte. Wer war sie? Und
woher kannte sie ihn? Er blieb wie angewurzelt stehen, zog aber langsam
und mechanisch seinen Mantel aus.
Die große, dicke schwarze Frau nahm den Mantel, und er gab ihr
auch die Pistole, die sie mit zwei spitzen Fingern entgegennahm, als
wäre die Waffe verseucht. Gerade als sie sich umdrehte, um in die
Blockhütte zurückzugehen, tauchte hinter ihr eine kleine, eindeutig
asiatische Frau auf. »Komm, ich nehme das«, sagte sie mit melo diöser
Stimme. Offensichtlich meinte sie nicht den Mantel oder die Waffe,
sondern etwas anderes, und im nächsten Augenblick stand sie vor
ihm. Er versteifte sich, als etwas sanft über seine Wange strich. Ohne
sich zu bewegen, blickte er nach unten und sah, wie sie mit einem
fragilen Kristallfläschchen und einer Bürste hantierte, ähnlich denen,
die Nan und Kate fürs Make-up benutzten. Damit entfernte sie behutsam
etwas aus seinem Gesicht.
Ehe er fragen konnte, lächelte sie und flüsterte: »Mackenzie, wir
alle haben etwas, das wir hoch genug schätzen, um es zu sammeln,
nicht wahr?« Sofort musste er dabei an seine kleine Blechdose denken.
»Ich sammle Tränen.«
Als sie einen Schritt zurücktrat, schielte Mack unwillkürlich in ihre
Richtung, als würde das seinen Augen ermöglichen, sie besser zu se -
hen. Aber seltsamerweise fiel es ihm immer noch schwer, seinen Blick
auf sie zu fokussieren. Sie schimmerte im Licht, und ihr Haar wallte
hin und her, obwohl es fast völlig windstill war. Es war einfacher, sie
aus den Augenwinkeln zu beobachten, als sie direkt anzusehen.
Dann schaute er an ihr vorbei und bemerkte, dass eine dritte Person
aus dem Haus getreten war, ein Mann. Seinem Äußeren nach
stammte er aus dem Nahen Osten.
Er war gekleidet wie ein Handwerker, mit Werkzeuggürtel und
Arbeitshandschuhen. Er stand entspannt da und lehnte mit verschränkten
Armen am Türrahmen. Seine Jeans war voller Holzstaub,
und sein kariertes Hemd, dessen Ärmel bis über die Ellbogen aufgekrempelt
waren, gab den Blick auf muskulöse Unterarme frei. Seine
Gesichtszüge waren recht sympathisch, aber nicht besonders schön –
in einer Menschenmenge wäre er nicht aufgefallen. Aber seine Augen
und sein Lächeln erhellten sein Gesicht, und Mack fiel es schwer, den
Blick von ihm abzuwenden.
Mack wich wieder einen Schritt zurück. Ihm war das alles etwas zu
viel. »Sind da noch mehr Leute drin?«, fragte er mit rauer Stimme.
Die drei schauten sich an und lachten. Mack musste unwillkürlich
lächeln. »Nein, Mackenzie«, sagte die schwarze Frau kichernd. »Wir
drei sind alles, was du kriegen kannst, und glaub mir, wir sind mehr
als genug.«
Mack versuchte erneut, die asiatische Frau anzusehen. So weit er
sagen konnte, war diese drahtig wirkende Person vermutlich chine -
sischer, nepalesischer oder mongolischer Herkunft. Es war schwer zu
sagen, weil seine Augen Mühe hatten, sie überhaupt deutlich wahrzunehmen.
Nach ihrer Kleidung zu urteilen, arbeitete sie offenbar als
Hauswirtschafterin oder Gärtnerin. Sie trug Handschuhe am Gürtel,
keine schweren Arbeitshandschuhe, sondern leichte aus Stoff und
Gummi, wie Mack selbst sie bei der Gartenarbeit benutzte. Ornamente
zierten ihre einfache Jeans, und auf ihrer Bluse leuchteten
gelbe, rote und blaue Tupfen. An den Knien war ihre Jeans schmutzbedeckt,
weil sie offenbar bei der Arbeit auf dem Boden gekniet
hatte. Aber er nahm das alles nur unscharf wahr, sah die Frau nie
wirklich deutlich, denn ihre Erscheinung hatte etwas Flüchtiges, Schemenhaftes.
Der Mann trat vor, klopfte Mack auf die Schulter, küsste ihn auf
beide Wangen und umarmte ihn heftig. Mack mochte ihn auf Anhieb.
Der Mann trat wieder zurück, und die asiatische Lady näherte sich
Mack erneut. Diesmal nahm sie sein Gesicht in beide Hände. Langsam
kam ihr Gesicht näher, und gerade als er dachte, sie würde ihn
küssen, hielt sie inne und schaute ihm tief in die Augen. Mack hatte
das Gefühl, beinahe durch sie hindurchsehen zu können. Dann
lächelte sie, und der Duft, der von ihr ausging, hüllte ihn ein, und eine
schwere Last fiel ihm von den Schultern, als hätte er seine ganze Ausrüstung
auf dem Rücken getragen.
Mack fühlte sich plötzlich leichter als Luft, fast als ob seine Füße
nicht länger den Boden berührten. Sie umarmte ihn, ohne ihn zu um -
armen oder ihn überhaupt zu berühren. Erst als sie sich, nach wenigen
Sekunden, wieder von ihm entfernte, erkannte er, dass er noch
immer auf seinen Füßen stand und dass diese Füße noch immer den
Holzboden der Veranda berührten.
»Nimm es ihr nicht übel«, sagte die dicke Afroamerikanerin la -
chend. »Diese Wirkung hat sie auf alle.«
»Es gefällt mir«, murmelte Mack, und alle drei brachen wieder
in lautes Gelächter aus. Und jetzt ließ Mack sich davon anstecken,
ohne zu wissen, warum, aber auch ohne dass es ihm etwas ausgemacht
hätte.
Als sie schließlich zu kichern aufhörten, legte die große, dicke Frau
Mack den Arm um die Schultern, zog ihn an sich und sagte: »Okay,
wir wissen, wer du bist, aber ich denke, jetzt sollten wir uns dir vorstellen.
Ich«, sie wedelte heftig mit den Händen. »bin die Haushälterin
und Köchin. Du kannst mich Elousia nennen.«
»Elousia?«, fragte Mack verständnislos.
»Okay, du musst mich nicht Elousia nennen. Das ist einfach nur
ein Name, der mir gefällt und der eine besondere Bedeutung für mich
hat.« Sie verschränkte die Arme und legte eine Hand ans Kinn, als
müsse sie besonders schwer nachdenken. »Also, du kannst mich einfach
so nennen, wie Nan mich immer nennt.«
»Was? Willst du damit sagen…« Jetzt war Mack überrascht, und
seine Verwirrung steigerte sich noch mehr. Das konnte doch wohl
nicht der Papa sein, der ihm den Brief geschickt hatte? »… ich soll
dich Papa nennen?«
»Ja«, antwortete sie und lächelte erwartungsvoll, als wollte er noch
etwas sagen, was er jedoch nicht beabsichtigte.
»Und ich«, mischte sich der Mann ein, der Mitte dreißig zu sein
schien und etwas kleiner als Mack war, »gebe mir Mühe, hier handwerklich
alles gut in Schuss zu halten. Ich liebe es, mit meinen Händen
zu arbeiten, aber die beiden hier werden dir bestätigen, dass ich
wie sie auch am Kochen und Gärtnern meine Freude habe.«
»Du scheinst mir aus dem Nahen Osten zu stammen. Bist du Araber?
«, fragte Mack.
»Eigentlich bin ich ein Stiefbruder dieser großen Familie. Ich bin
Hebräer, um genau zu sein, aus dem Hause Judah.«
»Dann… dann bist du…«
»Jesus? Ja. Und wenn dir das gefällt, kannst du mich gerne so
nennen. Schließlich ist das mein gebräuchlichster Name geworden.
Meine Mutter nannte mich Yeshua, aber ich bin es auch gewohnt,
Joshua oder sogar Jesse genannt zu werden.«
Mack war sprachlos. Was er sah und hörte, ergab einfach keinen
Sinn. Es schien alles so unmöglich… und doch war er hier, oder war
er überhaupt wirklich hier? Plötzlich fühlte er sich schwach. Emotionen
überwältigten ihn, während er verzweifelt versuchte, alle diese
Informationen zu verarbeiten. Gerade als beinahe seine Knie nachgegeben
hätten, trat die Asiatin einen Schritt näher und zog seine
Aufmerksamkeit auf sich.
»Und ich bin Sarayu«, sagte sie lächelnd und deutete eine Verbeugung
an. »Hüterin der Gärten, unter anderem.«
Macks Gedanken überschlugen sich. Zutiefst verstört fragte er sich,
was das alles zu bedeuten hatte. War einer dieser Menschen Gott?
Und wenn sie Halluzinationen waren, oder Engel, und wenn Gott erst
später in Erscheinung trat? Das konnte peinlich werden. Da sie zu
dritt waren, handelte es sich bei ihnen möglicherweise um so etwas
wie die Dreifaltigkeit. Aber zwei Frauen und ein Mann, noch dazu
niemand von ihnen weiß? Andererseits, warum hatte er es für selbstverständlich
gehalten, dass Gott weiß war? Er wusste, dass sein Verstand
Purzelbäume schlug, also versuchte er, sich auf die eine Frage
zu konzentrieren, die er besonders dringend beantwortet haben
wollte. Zögernd fragte er: »Wer von euch ist denn dann Gott?«
»Ich«, sagten alle drei gleichzeitig. Mack blickte von einem zum
Nächsten, und obwohl er nicht begreifen konnte, was er sah und
hörte, glaubte er ihnen doch irgendwie.
ISBN: 978-3-7934-2166-5
© der deutschen Ausgabe 2009 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
© der Originalausgabe 2007 by William Paul Young
This edition published by arrangement with Windblown Media, Inc.
All rights reserved.
Lektorat: Marita Böhm und Maximilian Knauer, Umschlaggestaltung:
FranklDesign, München, Titelabbildung und Coverdesign wurden von
Originalausgabe übernommen und gestaltet von Marisia Ghiglieri, David
Bobby Downes.
Mit freundlicher Genehmigung von Windblown Media, USA
Gesetzt aus der Baskerville, Satz: Keller & Keller GbR,
Druck und Bindearbeiten: Bercker, Kevelaer, Printed in Germany
... weniger
Autoren-Porträt von William P. Young
William P. Young wuchs als Sohn eines Missionars bei einem Papua-Stamm in Neuguinea auf und kehrte mit sieben Jahren nach Canada zurück, wo er verschiedene Schulen besuchte und früh eine eigene Familie mit sechs Kindern gründete. Sein Buch hatte er ursprünglich für seine sechs Kinder geschrieben. Es kursierte dann im Freundeskreis, bis man den Autor zu einer Veröffentlichung drängte. Young führt in den USA eine intensive Internetdiskussion mit zahlreichen Foren und wird wegen seines bibelfernen Gottes von Fundamentalisten heftig angegriffen.
Bibliographische Angaben
- Autor: William P. Young
- 2009, 301 Seiten, Maße: 14,5 x 19,2 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Görden, Thomas
- Verlag: ALLEGRIA
- ISBN-10: 379342166X
- ISBN-13: 9783793421665
Rezension zu „Die Hütte “
»Das Buch Die Hütte ist das Buch, auf das ich 47 Jahre meines Lebens gewartet habe. Ich bin mir sicher, dass es direkt von der göttlichen Quelle inspiriert ist. Ihr könnt stolz auf Euch sein, dass Ihr dieses Buch verlegt habt. Der Autor ist ein Bote für das lebendige Wort Gottes.Ich wünsche dem Verlag und dem Autor weiterhin viel Erfolg.Viele Grüße Nadja Wienck« Juni 2009 »Fasziniert nicht nur durch seine Dialoge, spannende Handlung und tolle Naturbeschreibungen. Es ist all denjenigen zu empfehlen, die Zweifel haben.« Kirche In, Jadwige Motylewicz, Juni 2009 »Die Hütte ist unverholen christlich, spricht aber durch seine >unreligiöse< Anmutung auch eine große Leserschaft an, die nicht gläubig ist.« pro Christliches medienmagazin, Roger E. Olson, Heft 2/09 »Die Hütte schreit geradezu danach, nach dem Lesen über seinen Inhalt zu diskutieren. Etwas besseres kann keinem Buch geschehen. Fazit: Das Buch sollte jeder gelesen haben!« www.jesus.de, 15.06.09 »Warum nur gelingt den Kirchen das nicht?« Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 17.06.09 »Young gelingen erstaunlich gute und berührende Antworten.« Bild am Sonntag, 05.07.09 »Die Stärke des Buches liegt in den sehr wahrhaftigen, von tiefer Religiosität des Autors zeugenden Gesprächen.« dpa, 06.07.09, Elisabeth Werthern »Die Hütte wird niemanden kaltlassen.« Deutschlandradio Kultur, 17.06.09, Andreas Malessa »Es ist wohl das ungewöhnlichste Buch, das derzeit in den Handel kommt.« Wiesbadener Tagblatt, 11.06.09, Birgitta Lamparth »Ein Thriller, nach allen Regeln der Kunst geschrieben, in dem Gott die Hauptrolle spielt.« Nürnberger Zeitung, 25.06.09 »Dieser göttliche Kursus (eröffnet) überraschende Perspektiven.« Kirchenbote, 05.07.09
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