Syrien, die östliche Grenze des Römischen Reichs, wird von Unruhen erschüttert. Doch die römischen Truppen sind untergraben von Korruption und Disziplinlosigkeit. Die Centurionen Macro...
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Warrior: The epic story of Caratacus, warrior Briton and enemy of the Roman Empire...
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Syrien, die östliche Grenze des Römischen Reichs, wird von Unruhen erschüttert. Doch die römischen Truppen sind untergraben von Korruption und Disziplinlosigkeit. Die Centurionen Macro und Cato sollen die Schlagkraft der Kohorten wiederherstellen. Unterdessen sät der Stammesführer Bannus den Hass gegen Rom. Die Revolten nehmen immer bedrohlichere Ausmaße an. Gelingt es Macro und Cato nicht, die römischen Truppen gegen den Feind zu stärken, wird Rom seine östlichen Provinzen verlieren - und sie ihr Leben.
Syrien, die östliche Grenze des Römischen Reichs, wird von Unruhen erschüttert. Doch die römischen Truppen sind untergraben von Korruption und Disziplinlosigkeit. Die Centurionen Macro und Cato sollen die Schlagkraft der Kohorten wiederherstellen. Unterdessen sät der Stammesführer Bannus den Hass gegen Rom. Die Revolten nehmen immer bedrohlichere Ausmaße an. Gelingt es Macro und Cato nicht, die römischen Truppen gegen den Feind zu stärken, wird Rom seine östlichen Provinzen verlieren - und sie ihr Leben ...
KAPITEL 1
Centurio Macro bemerkte sie zuerst: eine kleine Gruppe von Männern, deren Köpfe unter Kapuzen verborgen waren und die wie zufällig aus einer dunklen Gasse auf die belebte Straße traten, wo sie in die Menge der Menschen, Tiere und Karren eintauchten, die dem großen Markt im Außenhof des Tempels zuströmten. Obwohl es erst Vormittag war, brannte die Sonne bereits auf Jerusalem herab und erfüllte die Luft in den schmalen Straßen mit fast erstickend intensiven Gerüchen: In den vertrauten Gestank großer Städte, wie man ihn überall im Reich fand, mischte sich der fremde Duft von Dingen, die einem sofort verrieten, dass man im Osten war - Gewürze, Zitronen, Balsam. In der blendenden Sonne und der glühend heißen Luft spürte Macro, wie ihm der Schweiß über Gesicht und Körper rann, und er fragte sich, wie es irgendjemand aushalten konnte, in dieser Hitze eine Kapuze zu tragen. Er starrte den Männern nach, die keine zwanzig Schritte vor ihm der Straße folgten. Sie sprachen nicht miteinander und schienen die dicht gedrängte Menge, deren Bewegung sie folgten, kaum zu bemerken. Macro nahm die Zügel seines Maulesels in die andere Hand und versetzte Centurio Cato einen leichten Knuff. Sein Begleiter ritt neben ihm an der Spitze eines kleinen Trupps von Rekruten, die den Hilfstruppen angehörten und den beiden Offizieren zu Fuß folgten.
»Die führen nichts Gutes im Schilde.«
»Hä?« Cato sah sich um. »Entschuldige. Was hast du gesagt?«
»Da vorne.« Rasch deutete Macro auf die Männer vor ihnen. »Siehst du die Gruppe dort? Sie alle tragen Kapuzen. «
Cato kniff für einen kurzen Moment die Augen zusammen, bevor er die Männer entdeckte, auf die Macro gezeigt hatte. »Ja. Was ist mit ihnen?«
»Findest du das nicht seltsam?« Macro musterte seinen Begleiter. Cato, dachte er, ist ein aufgeweckter Kerl, doch manchmal übersieht er eine Gefahr oder eine entscheidende Einzelheit, obwohl er sie direkt vor Augen hat. Macro, der einige Jahre älter war, schrieb das Catos Mangel an Erfahrung zu. Er selbst hatte fast achtzehn Jahre lang in den Legionen gedient, und das war lange genug, um einen guten Blick für seine Umgebung zu entwickeln. Sein Leben hing davon ab, wie er bereits bei zu vielen Gelegenheiten hatte erfahren müssen, und die Narben auf seinem Körper verrieten, dass er einige male eine Bedrohung erst dann bemerkt hatte, als es schon fast zu spät gewesen war. Dass er überhaupt noch lebte, hatte er allein seiner Zähigkeit und seiner schieren Brutalität im Kampf zu verdanken. Wie jeder Centurio in den Legionen von Kaiser Claudius war er ein Mann, mit dem man ganz einfach rechnen musste. Na gut, vielleicht nicht wie jeder Centurio, dachte Macro, als er Catos Blick erwiderte. Sein Freund war so etwas wie eine Ausnahme, denn Cato war zu einem geradezu erschreckend frühen Zeitpunkt seiner militärischen Laufbahn befördert worden, was er seinem Verstand, seinem Mumm, seinem Glück sowie einer gewissen Günstlingswirtschaft zu verdanken hatte. Einen Mann wie Macro, der sich von unten hocharbeiten musste, hätte dieser letzte Faktor vielleicht ärgerlich stimmen können, doch er war ehrlich genug, um anzuerkennen, dass Catos Beförderung vollkommen gerechtfertigt war. In den vier Jahren, seit Cato in die Zweite Legion eingetreten war und mit Macro in Germanien, Britannien und Illyricum gedient hatte, war er von einem Rekruten mit glattem Gesicht zu einem zähen, sehnigen Veteranen herangereift. Doch Cato neigte noch immer dazu, gelegentlich mit dem Kopf in den Wolken zu schweben.
Macro seufzte ungeduldig. »Kapuzen. In dieser Hitze. Seltsam, findest du nicht?«
Wieder sah Cato den Männern nach. Dann zuckte er mit den Schultern. »Jetzt, wo du es sagst. Vermutlich schon. Aber vielleicht gehören sie ja zu irgendeiner Sekte. Nur Jupiter weiß, wie viele es von denen hier gibt.« Sein Ton wurde fast zu einem Grollen. »Wer hätte gedacht, dass eine einzige Religion so viele Sekten hervorbringen würde? und nach allem, was ich gehört habe, sind die Leute hier überaus fromm. Du findest niemanden, dem die Religion noch wichtiger ist, als die Judäer.«
»Mag sein«, erwiderte Macro nachdenklich. »Aber die Gruppe dort wirkt auf mich nicht besonders religiös.«
»So etwas erkennst du?«
»So etwas erkenne ich«, sagte Macro und tippte an seine Nase. »Vertrau mir. Die haben irgendetwas vor.«
»Und was?«
»Weiß ich nicht. Noch nicht. Aber du solltest sie im Auge behalten. Was hältst du von ihnen? Denk nach.«
»Ich soll nachdenken?« Cato runzelte ein wenig verärgert die Stirn. »Ich habe bereits nachgedacht, als du mich unterbrochen hast.«
»Oh?«, erwiderte Macro, wobei seine Aufmerksamkeit jedoch auch weiterhin den Männern vor ihnen galt. »Ich nehme an, dass deine Betrachtungen irgendeinem Thema von welterschütternder Bedeutung galten. Es kann gar nicht anders sein, wenn ich an deinen leeren Blick denke.«
»Wie nett. Zufällig habe ich an Narcissus gedacht.«
»Narcissus?« Macros Miene verdüsterte sich bei der Erwähnung des kaiserlichen Sekretärs, auf dessen Befehl hin sie gen Osten geschickt worden waren. »Dieser Bastard? Warum solltest du irgendwelche Zeit an ihn verschwenden? «
»Ich glaube, er hat uns diesmal in ziemliche Schwierigkeiten gebracht. Ich bezweifle, dass wir diese Mission zu einem guten Ende bringen können. Die ganze Sache stinkt.«
»Und das soll eine Neuigkeit sein? Jeder Auftrag, den uns dieser Bastard bisher gegeben hat, stinkt bis in alle Ewigkeit zum Himmel. Wir verrichten unseren Dienst für das Reich wie ein Reinigungsschwamm an einem Stock. Wir stecken immer in der Scheiße.«
Cato betrachtete seinen Freund mit angewidertem Gesichtsausdruck und wollte gerade etwas antworten, als Macro plötzlich den Hals reckte und zischte: »Sieh nur! Jetzt gehen sie anscheinend zur Sache!«
Unmittelbar vor den beiden Offizieren befand sich der hohe Torbogen, der den Eingang zum großen Außenhof des Tempels bildete. Für einen kurzen Augenblick konnten sie im gleißenden Licht die Köpfe und Schultern der Menschen vor ihnen nur als dunkle Umrisse erkennen, und es dauerte ein wenig, bevor Cato die Männer mit den Kapuzen erneut ins Visier nehmen konnte. Als die Truppe den Torbogen passierte, hatte sie sich ihren Weg so durch die Menge gebahnt, dass sich jetzt alle Männer auf der einen Seite der Straße befanden, von wo aus sie rasch auf die Tische der Geldverleiher und Steuereintreiber in der Mitte des Platzes zuhielten.
»Auf geht's.« Macro bohrte seine Fersen in die Seiten seines Maulesels, der daraufhin eine Art Wiehern ausstieß. Die Leute vor ihm warfen nervöse Blicke über die Schulter und beeilten sich, dem Tier auszuweichen. »Komm mit.«
»Warte!« Cato packte ihn am Arm. »Du jagst einem Schatten nach. Wir sind kaum angekommen in dieser Stadt, und schon verdirbst du alles, indem du mit irgendwem Streit provozierst.«
»Ich sage dir, Cato, die führen nichts Gutes im Schilde. «
»Das weißt du nicht. Du kannst dich nicht einfach auf sie stürzen und jeden niedertrampeln, der dir dabei in den Weg kommt.«
»Warum nicht?«
»Weil du damit für Unruhe sorgen wirst.« Cato glitt aus dem Sattel und stellte sich neben seinen Maulesel. »Wenn du ihnen folgen willst, gehen wir zu Fuß.«
Macro warf den Männern mit den Kapuzen rasch einen Blick hinterher. »Meinetwegen. Optio!«
Ein großer Gallier mit hartem Gesicht löste sich von der Spitze der Kolonne und salutierte vor Macro. »Herr?«
»Halte unsere Zügel. Centurio Cato und ich werden ein wenig herumschlendern.«
»Herumschlendern, Herr?«
»Du hast richtig gehört. Warte auf uns unmittelbar hinter dem Tor. Aber die Männer sollen in Formation bleiben, nur für den Fall.«
Der Optio runzelte die Stirn. »Für welchen Fall, Herr?«
»Für den Fall, dass es Schwierigkeiten gibt - was sonst?«Macro lächelte. »Komm, Cato. Bevor wir sie verlieren. «
Seufzend folgte Cato seinem Freund und mischte sich wie er unter die Menge, die in den großen Hof strömte. Die Männer, denen sie folgten, waren inzwischen schon ein ganzes Stück weiter weg und hielten noch immer auf die Tische der Geldverleiher und Steuereintreiber zu. Die beiden Centurionen fädelten sich durch die Menschenmasse, wobei sie gelegentlich jemanden anrempelten, was ihnen empörte Blicke und gemurmelte Flüche einbrachte.
»Römische Bastarde ...«, knurrte jemand auf Griechisch mit ausgeprägtem lokalem Akzent.
Macro blieb abrupt stehen und wirbelte herum. »Wer hat das gesagt?«
Angesichts seiner wütenden Miene zog sich die Menge erschrocken zurück, sah den Centurio jedoch aus einiger Entfernung mit feindseligen Augen an. Macro entdeckte einen großen, jungen Mann mit breiten Schultern, dessen Lippen zu einem höhnischen Grinsen verzerrt waren.
»Oh, du warst das also?« Wieder lächelte Macro. Er winkte den Mann zu sich. »Komm her, wenn du den Mut dazu hast.«
Cato packte Macro am Arm und zog ihn zurück. »Lass ihn.«
»Was denn? Soll er einfach so davonkommen?« Macro runzelte die Stirn. »Warum? Er braucht dringend eine Lektion in Gastfreundschaft.«
»Nein«, sagte Cato mit leiser, aber fester Stimme. »Die braucht er nicht. herzen und Köpfe, vergiss das nicht. Genau das hat der Prokurator zu uns gesagt. und außerdem «, Cato nickte in Richtung der Tische, »holen wir deine Freunde mit den Kapuzen sonst nie mehr ein.«
»Meinetwegen.« Rasch wandte sich Macro dem jungen Mann zu. »Wenn du mir noch einmal über den Weg läufst, Judäer, dann schlage ich dir deinen verdammten Kopf ab.«
Der Mann schnaubte verächtlich und spuckte auf den Boden, doch Cato zerrte Macro mit sich, bevor der ältere Centurio darauf reagieren konnte. Die beiden eilten weiter und schafften es, in kurzer Zeit die Entfernung zu der kleinen Gruppe der Kapuzenmänner zu verringern, die sich ihrerseits auch weiterhin zielstrebig durch die Menge auf die Tische zuschoben.
Cato, der größer war als Macro, hatte keine Probleme damit, die Männer im Auge zu behalten, während sich die beiden Centurionen zwischen Menschen exotischer Rassen hindurchdrängten, die den großen Hof füllten. Unter den Einheimischen befanden sich zahlreiche Idumäer und Nabatäer, deren haut etwas dunkler war und von denen viele einen sorgfältig gewickelten Turban auf dem Kopf trugen. Stoffe in allen Farben und Mustern flatterten in der Menge, Fetzen verschiedener Sprachen erfüllten die Luft.
»Pass auf!« Macro packte Cato am Arm und riss ihn zurück, als direkt vor ihnen ein schwer beladenes Kamel ihren Weg kreuzte. Mehrere Ballen fein gewebter Stoffe drückten den Sattel mit dem Holzrahmen tief in den Rücken des Tieres, während dieses den beiden Römern grunzend auswich. Als das Kamel an ihnen vorbeigeschwankt war, eilte Cato weiter, blieb jedoch gleich darauf plötzlich stehen.
»Was ist?«, fragte Macro.
»Scheiße ... Ich kann sie nicht mehr sehen.« Catos Blick huschte über den Teil der Menge, in dem er ihr Ziel zuletzt bemerkt hatte, aber nirgendwo war ein Zeichen der Männer mit den Kapuzen zu erkennen. »Sie müssen die Kapuzen abgesetzt haben.«
»Na, wunderbar«, murmelte Macro. »Was jetzt?«
»Wir sollten zu den Steuereintreibern gehen. Schließlich wollten sie anscheinend auch dorthin.«
Mit Cato an der Spitze eilten die beiden Centurionen über den Platz auf das eine Ende der Tischreihe zu, welche sich entlang der Treppe hinzog, die zu den Mauern des inneren Tempelbereichs führte. Die nächstgelegenen Tische gehörten den Geldwechslern und Geldverleihern, die auf bequemen, mit Kissen gepolsterten Stühlen saßen, während sie mit ihren Kunden Geschäfte machten. Dahinter befand sich ein kleinerer Abschnitt, wo die Steuereintreiber mit den von ihnen angeheuerten Schlägertypen auf die Zahlungen derjenigen warteten, die heute ihre Steuern zu begleichen hatten. Rechts und links der einzelnen Tische stapelten sich die Wachstafeln, auf denen die Namen der Steuerpflichtigen und die von ihnen zu entrichtenden Summen aufgeführt waren. Bei Auktionen, die der römische Prokurator in Caesarea, der Verwaltungshauptstadt der Provinz, abhalten ließ, hatten die Steuereintreiber das Recht ersteigert, sich bestimmte Steuern ausbezahlen zu lassen. Nachdem eine gewisse Summe aus ihren Taschen in die kaiserlichen Schatullen gewandert war, besaßen sie offiziell das Recht, bei den Einwohnern von Jerusalem all diejenigen Steuern zu erheben, zu deren Zahlung man die Bürger verpflichten konnte. Es war ein brutales System, das im ganzen römischen Reich angewandt wurde, und die Steuereintreiber waren eine zutiefst abgelehnte und verachtete Klasse der Gesellschaft. Für Kaiser Claudius und die Mitarbeiter der römischen Finanzbehörden jedoch war dies eine überaus vorteilhafte Einrichtung, denn so wurde der hass der Steuerzahler in den Provinzen unweigerlich auf die Steuereintreiber vor Ort gelenkt und nicht auf ihre Herren, von denen sie das Recht erworben hatten, das Geld einzuziehen.
Plötzliche Rufe und Schreie lenkten Catos und Macros Aufmerksamkeit auf das äußerste Ende der Tischreihe. Eine Gruppe von Männern war aus der Menge heraus nach vorn gestürmt. Sonnenlicht spiegelte sich in einer Klinge, und Cato erkannte, dass alle Männer bewaffnet waren, als sie einen der Steuereintreiber umringten wie Wölfe ihre Beute. Der Leibwächter des Steuereintreibers warf einen Blick auf die Dolche, drehte sich um und rannte davon. Der Steuereintreiber riss die Arme hoch, um sein Gesicht zu schützen, und war plötzlich nicht mehr zu sehen, als die Angreifer über ihn herfielen. Cato zog automatisch sein Schwert, während er sich hinter die Tischreihe duckte.
»Los, Macro!«
Ein leises Knirschen erklang hinter Cato, als nun auch Macro sein Schwert aus der Scheide zog, und schon stürmten die beiden auf die Mörder zu, indem sie die Geldverleiher beiseitedrängten und über Tafeln mit den Steuer- listen sprangen. Vor sich sah cato, wie die männer von dem Steuereintreiber abließen, der über seinem Tisch zusammengesunken war, die weiße Toga zerrissen und blutig. Die Menge auf dem Platz wich panisch zurück; entsetzt schrien die Passanten auf und flohen. Die Angreifer wandten sich denMännern hinter den nächsten Tischen zu. Diese waren einen Augenblick lang völlig erstarrt, bis sie begriffen, in welch großer Gefahr sie schwebten. Dann versuchten sie hastig, den Männern zu entkommen, die ihre Krummdolche durch die Luft zischen ließen - jene Waffe, von der sie auch ihren Namen hatten: Es waren Sikarier, Meuchelmörder, die sich der römischen Herrschaft widersetzten und zu den fanatischsten Eiferern in Judäa gehörten.
Die Sikarier waren so gefangen in ihrem Blutrausch, dass sie Cato und Macro erst im letzten Augenblick bemerkten, als einer der Mörder aufsah und beobachtete, wie Cato einen Steuereintreiber unsanft beiseiteschubste und mit gebleckten Zähnen und ausgestrecktem Schwert nach vorne sprang. Die Schwertspitze drang direkt neben dem hals in den Körper des Mannes ein, durchtrennte sein Schlüsselbein und senkte sich immer tiefer ins Fleisch, bis sie das Herz durchbohrt hatte. Der Mann schnappte nach Luft und sackte nach vorn, wobei die Bewegung Cato fast die Waffe aus der Hand riss. DerC trat mit seinem Stiefel nach dem toten Angreifer, riss die Waffe aus der Leiche und kauerte sich sofort zusammen, um nach seinem nächsten Ziel Ausschau zu halten.
Neben ihm schienen in einem wirbelnden Angriff die Bewegungen fast zu verschwimmen, als Macro an ihm vorbeistürmte und mit seinem Schwert auf den Arm des nächsten Sikariers einhieb; er wurde fast vollständig durchtrennt. Der Mann ließ sich zurückfallen und schrie auf vor Schmerz, während der Dolch seinen unbeweglichen Fingern entglitt. Die anderen Männer brachen ihren Angriff auf die Steuereintreiber abrupt ab und stellten sich den beiden Römern entgegen. Ihr Anführer, ein kleiner, dunkelhäutiger Kerl mit mächtigen Schultern, zischte seinen Männern einen raschen Befehl zu, und die Sikarier schwärmten aus. Einige umrundeten die Tische, während andere die Treppe hinaufstiegen, um Macro und Cato den Rückweg abzuschneiden. Die blutige Schwertspitze noch immer erhoben, sah Cato sich um.
»Es sind sieben.«
»Kein günstiges Verhältnis.« Schwer atmend nahm Macro seine Kampfposition ein, indem er sich mit dem Rücken zu Cato stellte. »Wir sollten nicht hier sein, mein Junge.«
Die Menge war in Richtung Tor geflohen, sodass sich niemand mehr auf dem Platz um die Meuchelmörder und die beiden Römer herum aufhielt. Auf den Steinplatten des äußeren Tempelhofs lagen zurückgelassene Körbe und halb gegessenes Obst, das die Menschen fortgeschleudert hatten, als sie um ihr Leben gerannt waren.
Cato lachte bitter. »Es war deine Idee - erinnerst du dich noch?«
»Überlass das nächste mal das Denken bitte nicht mir.«
Bevor Cato antworten konnte, zischte der Anführer der Sikarier einen weiteren Befehl, und seine Männer rückten mit raschen Schritten vor. Sie hatten die Dolche erhoben und waren bereit zuzustoßen. Es gab keinen Ausweg für unsere römischen Freunde. Cato kauerte sich noch ein wenig mehr zusammen, spannte die Muskeln an und ließ seinen Blick von Angreifer zu Angreifer wandern. Keiner der Männer war weiter als eine Speerlänge von ihm und Macro entfernt.
»Was nun?«, flüsterte er.
»Scheiße. Wenn ich das wüsste.«
»Wunderbar. Genau das wollte ich hören.«
Cato gewahrte seitlich von sich eine Bewegung und wandte sich um. Er konnte gerade noch sehen, wie einer der Mörder nach vorn sprang und mit seinem Dolch von der Seite her nach Macro stach.
»Pass auf!«
Doch Macro bewegte sich bereits. Sein Schwert funkelte in der Sonne, als Macro in einem bogenförmigen hieb dem Gegner die Waffe aus der Hand schlug. Kaum war der Dolch auf dem Boden gelandet, als der nächste Sikarier schon zu einer Finte ansetzte und Cato zwang, sich ihm zuzuwenden und den Angriff zu parieren. Der Centurio war noch mitten in der Bewegung, als bereits ein weiterer Kämpfer mit zuckender Dolchspitze nach vorn sprang. Cato machte gerade noch rechtzeitig einen Schritt beiseite, um sich dieser Bedrohung entgegenzustellen. Seine freie Hand glitt nach unten, und er zog seinen eigenen Dolch, eine Waffe mit breiter Klinge, die im Vergleich zu den schmalen Dolchen der Meuchelmörder unhandlich wirkte, doch sie fühlte sich gut an in seiner Hand. Der Anführer schrie einen weiteren Befehl, und Cato hörte die Wut in der Stimme des Mannes. Er wollte den Kampf so schnell wie möglich beenden.
»Macro!«, rief Cato. »Komm mit mir! Wir greifen an!«
Er stürmte auf die Männer zu, die sich auf den Platz zurückzogen, und sein Kamerad folgte ihm, indem er ein lautes Kriegsgeschrei ausstieß. Die plötzliche Umkehrung der Rollen ließ die Sikarier für einen entscheidenden Augenblick erschrocken innehalten. Cato und Macro hieben auf die Männer vor sich ein und zwangen sie, beiseitezuspringen; damit war den Römern der Durchbruch gelungen, und sie rannten über die Steinplatten auf den Eingang zum großen Außenhof des Tempels zu. hinter ihnen erklangen wütende Rufe und das Knirschen von Sandalen, als die Sikarier die Verfolgung aufnahmen. Cato warf einen Blick zurück und erkannte, dass Macro direkt hinter ihm war. Doch der Anführer der Mörder war nur wenige Schritte entfernt; er hatte die Lippen zu einem wütenden Knurren verzerrt, während er den Römern hinterhersprintete. Cato wurde schlagartig bewusst, dass sie ihren Verfolgern niemals entkommen würden. Ihre eigene Ausrüstung war viel zu schwer, während die Sikarier nichts als ihre Tunika trugen. In wenigen Augenblicken wäre alles vorbei. unmittelbar vor ihnen lag eine große Amphore, die bei der überstürzten Flucht auf dem Platz zurückgelassen worden war. Cato sprang darüber hinweg, drehte sich aber sofort wieder um. Macro, der ihn mit verwirrtem Gesichtsausdruck musterte, sprang an ihm vorbei, während Cato die Amphore mit seinem Schwert zerschmetterte. mit einem tiefen Gurgeln ergoss sich der Inhalt über die Steinplatten, und das Aroma von Olivenöl erfüllte die Luft. Cato wandte sich um und rannte Macro hinterher, warf jedoch gerade noch rechtzeitig einen Blick über die Schulter, um zu sehen, wie der Anführer der Sikarier ausglitt, das Gleichgewicht verlor und mit einem dumpfen Aufschlag auf den Rücken krachte. Auch zwei seiner Männer, die unmittelbar hinter ihm waren, rutschten aus, doch die übrigen wichen der immer größer werdenden Öllache aus und setzten die Verfolgung der Römer fort. Cato sah, dass er und Macro nur noch wenige Schritte von den Nachzüglern der geflohenen Menge entfernt waren: von den Alten, den Gebrechlichen und einigen kleinen Kindern, die vor Entsetzen aufschrien.
»Dreh dich um!«, rief er Macro zu, kam schlitternd zum Stehen und trat ihren Verfolgern entgegen. Es dauerte nur einen kurzen Moment, dann war Macro an seiner Seite. Die Sikarier stürmten noch einen Augenblick weiter, doch plötzlich blieben sie stehen und starrten an Cato und Macro vorbei. Dann drehten sie sich um und rannten zu ihrem Anführer und den anderen zurück, die sich inzwischen wieder aufgerappelt hatten, und gleich darauf stürmten die Sikarier auf ein kleines Tor an der gegenüberliegenden Seite des großen Außenhofs zu.
»Feiglinge!«, rief Macro ihnen nach. »Was ist los mit euch? Nicht genügend mumm für einen richtigen Kampf?« Er lachte und legte Cato einen seiner kräftigen Arme um die Schultern. »Sieh sie dir an. Springen davon wie Kaninchen. Wenn wir zwei schon genügen, um sie in die Flucht zu schlagen, glaube ich nicht, dass wir in Judäa viele Probleme bekommen werden.«
»Das waren nicht nur wir zwei.« Cato nickte in Richtung der Menge, und Macro sah, wie sich der Optio und seine Männer ihren Weg durch den Rand der Menge bahnten, um den beiden Centurionen zu Hilfe zu eilen.
»Ihnen nach!«, rief der Optio mit bellender Stimme und reckte seinen Arm in Richtung der fliehenden Mörder.
»Nein!«, befahl Cato. »Das hat keinen Sinn. Wir können sie nicht mehr einholen.«
Noch während er sprach, erreichten die Sikarier das Tor, durch das sie in geduckter Haltung verschwanden. Der Optio zuckte mit den Schultern, konnte jedoch einen vorwurfsvollen Blick nicht unterdrücken. Cato verstand, wie der Mann sich fühlte, und war versucht, seine eigene Handlungsweise zu erklären. Aber es gelang ihm gerade noch rechtzeitig, etwas Derartiges nicht zu tun. Er hatte einen Befehl gegeben - und mehr gab es nicht zu sagen. Es hatte keinen Sinn, die Hilfstruppen in einer wilden und gefährlichen Jagd durch die engen Gassen Jerusalems zu hetzen. Stattdessen deutete Cato auf die umgestürzten Tische und die toten und verwundeten Opfer der Sikarier.
»Helft ihnen, so gut ihr könnt.«
Der Optio salutierte, gab den Befehl an seine Männer weiter und eilte mit ihnen den Trümmern zu, die von den Tischen der Steuereintreiber noch übrig waren.
Die Anstrengung hatte Cato erschöpft. Er schob sein Schwert und seinen Dolch zurück und beugte sich vornüber, wobei er sich mit den Händen auf die Oberschenkel stützte.
»Das war ein geschickter Zug.« Macro lächelte und deutete mit der Spitze seines Schwerts auf die zerschmetterte Amphore mit dem Olivenöl. »Hat uns unsere Haut gerettet.«
Cato schüttelte den Kopf und holte tief Luft, bevor er antwortete. »Wir sind eben erst in dieser Stadt angekommen ... Wir haben noch nicht einmal die verdammte Garnison erreicht, und schon schneidet uns jemand fast die Kehle durch.«
»Welch ein Empfang!« Macro zog eine Grimasse. »Weißt du, ich frage mich so langsam, ob der Prokurator uns zum Narren gehalten hat.«
Cato sah ihn mit fragender Miene an.
»Herzen und Köpfe.« Macro schüttelte den Kopf. »Ich habe immer mehr den Eindruck, dass sich die Leute hier nicht für die Idee erwärmen können, ein Teil des römischen Reiches zu sein.«
© 2014 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München
- Autor: Simon Scarrow
- 2014, Deutsche Erstausgabe., Maße: 11,8 x 18,7 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung:Ruf, Martin
- Übersetzer: Martin Ruf
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453471202
- ISBN-13: 9783453471207
- Erscheinungsdatum: 10.02.2014

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5 Sterne
16 von 28 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Uwe, 05.05.2015
Tolle Fortsetzung der Serie von Marco und Cato, bei Scarrow weiß man einfach was man bekommt. Gute, dichte Erzählung, spannend geschrieben, so dass man mit den ersten Zeilen schon wieder mitten im Geschehen steckt und das Buch eigentlich nicht mehr weg legen will. Ich habe mittlerweile alle Bände. Die älteren wurden ja neu aufgelegt. Lesenswert und eine klare Kaufempfehlung für jeden, der eine Romanserie aus dem alten Rom sucht, wo der Fokus auf die Legionen und deren Schlachten liegt.
-
3 Sterne
6 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Michael A., 13.06.2019
Das Buch liest sich zwar leicht, aber das genau ist das Problem. Zum Beispiel S. 113: "Alles klar, Kumpel?" So eine Frage und Anrede erwarte ich in einem Buch der 1970er Jahre welches im Ruhrgebiet spielt. Aber nicht in einem Buch, welches vor 2000 Jahren spielt. Völllig daneben. Der Satz kommt öfters vor.
S. 481: "Aber wir veranstalten hier keinen verdammten Rhetorikwettbewerb." Dieses Wort ist in jener Zeit sicher nicht Umgangssprache gewesen. Völlig unpassend. Das sind nur zwei Beispiele.
Zum anderen erinnerte mich das Buch an die RTL-Effekthascherei. Billige Schlachten wobei viel Blut floß. Dazu gab es einige unglaubwürdige Szenen (Feuer anzünden etc.)
Was mich aber am meisten negativ überraschte, war das erscheinen der Mutter eines gewissen Jehoshua (Jesus), mit dem Namen Miriam und des Sohnes des Jesus: Yusef. ??? Auch ein gewisser Simon - Petrus - Fels genannt ist in diesem Buch ein glorreicher Krieger, der die Feinde mit exakten Pfeilschüssen tötet. Petrus als wahrer Kriegsheld und eiskalter Mörder. Unglaubwürdig.
Das Buch liest sich zwar leicht, aber das ist auch schon das einzig Positive daran. Leider hat es nicht mehr als 3 Sterne verdient. Ich weiß nocht nicht, ob ich mir die anderen Bücher des Simon Scarrow antun werde. "Die Jagd des Adlers " war keine Empfehlung.
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