Die "Neue Rechte" in der Grauzone zwischen Rechtsextremismus und Konservativismus?

Buchrezension zu: „Die `Neue Rechte´ in der Grauzone zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus?“, Patrick Keßler, LIT 2018

Gebe ich im Internet den Anfang des obigen Buchtitels „Die `Neue
Rechte´ in der Grauzone“ ein, so erlebe ich eine Überraschung:
Denn es erscheinen gleich zwei Bücher zum eingegebenen Titel:
Das erste – 200 Seiten stark und im Augenblick vergriffen – aus dem
Jahr 1992 von der Autorin Susanne Mantino,
das zweite – 364 Seiten stark – aus 2018 vom Autor Patrick Keßler.
Schaue ich mir die sich gleichenden Titel genauer an, so erkenne ich
bereits erste Unterschiede:
Während beim ersten Titel „Neue Rechte“ und „Grauzone“ in
Anführungszeichen gesetzt sind, fehlen diese bei Grauzone im zweiten
Titel, und – was mir noch wichtiger erscheint – am Ende des ersten
Titels steht ein Doppelpunkt, während der zweite Titel mit einem
Fragezeichen endet.
Lassen schon die äußeren Merkmale wichtige Unterschiede erahnen, so
werden sie noch deutlicher bei den Zusatztiteln:
Während es der Autorin Mantino um eine „systematische Analyse des
Phänomens“ geht, verfolgt Herr Keßler ein anderes Ziel:
Er möchte mit seinem Buch die „Protagonisten, Programmatik und
Positionierungsbewegungen“ der „Neuen Rechten“ aufspüren.
Dabei lässt er sich von folgenden Fragen leiten:
1.) Wo lässt sich die „Neue Rechte“ in der Gemengelage
zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus verorten?
2.) Ist die „Neue Rechte“ eher ein nützliches Korrektiv oder eine Gefahr
für die Demokratie?
3.) Warum verfangen Positionen der „Neuen Rechten“ scheinbar in der
Mitte der Gesellschaft und was sind die Strategien der „Neuen
Rechten“?
Auf all diese Fragen gibt das neu erschienene Buch ausführliche
Antworten und kommt zu folgenden wesentlichen Ergebnissen:
1.) Die „Neue Rechte“ ist in ihren politischen Positionen stärker
am Rechtsextremismus als am Konservatismus angesiedelt.
2.) Die „Neue Rechte“ hat sich von der traditionellen Rechten
bzw. vom Rechtsextremismus inhaltlich emanzipiert und in Bezug
auf ihr Auftreten und ihre Erscheinungsformen eine „Modernisierung“
durchlaufen.
3.) Die „Neue Rechte“ erreicht mit ihrer Rhetorik heute die Mitte der
Gesellschaft.
4.) Die „Neue Rechte“ erfüllt vielfach die Funktion eines „Türöffners“
für rechtsextremistisches Gedankengut.
5.) Protagonisten der „Neuen Rechten“ verfügen über ein weitgehend
homogenes und geschlossenes Weltbild.
6.) Die „Neue Rechte“ ist eine Gefahr für die Demokratie.

Fazit: Ein – für jeden politisch Interessierten – lesenswertes Buch mit
neuen Erkenntnissen!

Hans Dieter P., StD a.D.