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Die Vorhänge waren so fest zugezogen, als könne der feinste Sonnenstrahl dem Kranken schaden, und die Flamme der Öllampe neben dem Bett vermochte die Kammer kaum zu erhellen.
So trüb wie das Licht war auch die Stimmung der vier Personen, die sich um Eckhardt Willingers Krankenlager versammelt hatten und auf ihn hinabblickten.
Der Kaufherr lag regungslos unter seiner Decke, und nur das leichte Heben und Senken seines Brustkorbs verriet, dass er noch atmete. Mit einem Mal aber fuhr er hoch, als wäre er aus einem tiefen Schlaf aufgeschreckt worden, und packte den Arm des Arztes mit ausgemergelten, zu Krallen gebogenen Fingern.
»Sorge dafür, dass ich wieder auf die Beine komme! Ich zahle dir, was du willst. Ich brauche noch ein Jahr! Oder zumindest ein halbes! Dann kann ich in Frieden ruhen.«
Willingers Stimme, die vor wenigen Wochen noch den Ratssaal der Stadt ausgefüllt hatte, klang dünn und zittrig und seine blassblauen Augen waren weit aufgerissen. Die Furcht vor dem Tod schien ihn in einem weit höheren Maße gepackt zu haben, als man es von einem Mann erwartete, der mit klarem Blick und kühlem Verstand eines der größten Handelshäuser seiner Heimatstadt aufgebaut hatte.
Seine Worte hallten misstönend in Tillas Ohren, denn sie gaben ihr das Gefühl, er nähme die Krankheit ihres Vaters nicht ernst.
Da sie den Siechen pflegte, wusste sie, wie hinfällig er inzwischen geworden war, und fleißiges Beten schien ihr ein besseres Mittel gegen das den Kranken von innen verzehrende Fieber zu sein als Lenz Gassners Tinkturen. Eckhardt Willinger aber versetzte die Aussicht auf die Medizin des Herzogs in freudige Erregung, und er nahm ein wenig Farbe an. »Danke, mein Guter! Ich muss wieder gesund werden, denn ich habe noch etwas Wichtiges zu erledigen, bevor ich vor unseren Herrn Jesus Christus treten kann!«
Er zwinkerte dem Arzt wie einem Mitverschworenen zu und winkte ihm, noch näher zu kommen. Gassner aber schien seinen eigenen Kenntnissen zu misstrauen, denn er trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
»Ich muss einfach gesund werden«, wiederholte der Kranke.
»Vor Jahren habe ich eine Wallfahrt zum Grabe des heiligen Apostels Jakobus in Spanien gelobt, und dieses Versprechen muss ich halten. Wenn ich dort bin, mag der Himmel mich zu sich nehmen, aber nicht früher.«
Während Willinger schwer atmend auf sein Kissen zurücksank, schnaubte sein Sohn Otfried verächtlich. »Ich hoffe, Ihr könnt meinem Vater helfen, Medicus. Er ist von dieser Wallfahrt so besessen, als hinge die ewige Seligkeit davon ab.«
Tilla fuhr zornig auf. »Da diese Wallfahrt für Vaters Seelenheil notwendig ist, müssen wir ihn mit allen Kräften unterstützen! Du aber tust gerade so, als handele es sich um eine Narretei und nicht um ein heiliges Versprechen.«
Der vierte Besucher an Willingers Bett, ein untersetzter, älterer Mann mit faltigem Gesicht und dünnen, grauen Haaren, nickte Tilla zu. »Du hast Recht, mein Kind. Keine Wallfahrt ist eine Narretei!«
»Aber muss es gleich Santiago de Compostela sein? Das liegt doch beinahe am Ende der Welt! Eine Wallfahrt zum heiligen Kilian in Würzburg oder meinetwegen auch nach Trier zum Heiligen Rock würde wirklich genügen.«
Tilla biss sich auf die Lippen, um nicht mit Worten herauszuplatzen, die nur zu einem weiteren Streit mit ihrem Bruder führen würden, und atmete tief durch. »Vater hat nun einmal versprochen, zum Grab des Apostels Jakobus zu pilgern!«
Ihr Bruder winkte ab. »Den Weg wird er ohnehin nicht mehr schaffen. Er soll froh sein, wenn er überhaupt am Leben bleibt.«
Das klang so herzlos, dass der ältere Herr verärgert den Kopf schüttelte. Wohl wusste er, dass nicht alles eitel Freude war im Hause Willinger, doch dem Sohn hätte etwas mehr Ehrfurcht vor dem Vater durchaus angestanden. Otfrieds Worte wären auch außerhalb des Krankenzimmers ungehörig gewesen, sie aber dem Vater ins Gesicht zu sagen, zeugte von einem erschreckenden Mangel an der gebotenen Ehrfurcht.
»Ich hoffe und bete, dass dein Vater wieder ganz gesund wird. Der Rat unserer Stadt braucht ihn dringend, vor allem jetzt in diesen unsicheren Zeiten.« Das war eine verbale Ohrfeige für den jungen Willinger, denn laut Stadtrecht würde Otfried nach dem Tod seines Vaters dessen Ratssitz einnehmen. Koloman Laux, Bürgermeister von Tremmlingen und der beste Freund des Kranken, hielt nicht viel von dessen Sohn und hoffte, diesen nicht so schnell im Hohen Rat der Stadt sitzen zu sehen. Otfried bedachte Laux mit einem bösen Blick, senkte dann den Kopf und bemühte sich zu versichern, auch er wäre froh, wenn sein Vater die Krankheit überwinden und das Heft im Hause Willinger wieder in die Hand nehmen könne.
»Das wird auch geschehen!« Der Kranke blickte den Arzt auffordernd an. »Jetzt gib mir schon deinen Theriak. Wenn er den Herzog wieder auf die Beine gebracht hat, wird er auch mir helfen. Hol meinen Becher, Tilla!«
Während das Mädchen die Kammer verließ, gelang es Willinger, seinem Gesicht den Anschein eines Lächelns zu geben.
»Unser Herr Jesus wird mich nicht zu sich rufen, bevor ich mein Gelübde erfüllt habe.«
»Das walte Gott! Mögen er und der heilige Kilian dir noch viele Jahre guten Wirkens schenken!« Laux’ Stoßgebet verriet, dass sein Vertrauen in die Himmelsmächte ebenfalls größer war als in die Fähigkeiten des Arztes.
Otfried sah nicht so aus, als wolle er sich den frommen Wünschen des Bürgermeisters anschließen, doch er schluckte eine abwertende Bemerkung hinunter, denn in diesem Augenblick kehrte Tilla mit dem Lieblingsbecher ihres Vaters zurück und übergab ihn Lenz Gassner. Der Arzt maß etwas von dem Saft ab und reichte ihn dem Kranken. Willinger war jedoch so schwach, dass Tilla ihm das Gefäß an den Mund halten musste.
»Wenn die Medizin so wirksam ist, wie sie grässlich schmeckt, werdet ihr mich wohl kaum mehr lange im Bett halten können«, stöhnte er, während er sich von seiner Tochter die Kissen richten ließ.
Da sein Patient nun die Augen schloss, nahm der Arzt die Gelegenheit wahr, sich zu verabschieden. »Es warten noch andere Kranke auf meinen Besuch«, erklärte er bedeutungsschwer und verließ die Kammer. Otfried hielt es ebenfalls nicht mehr in der Krankenstube. Unter dem Vorwand, einige kürzlich eingetroffene Geschäftsbriefe lesen zu müssen, verschwand auch er und ließ seinen Vater mit Tilla und Laux allein zurück.
Willinger wirkte eine Weile so, als sei er eingeschlafen, doch als der Bürgermeister sich verabschieden wollte, riss er die Augen auf und befahl seiner Tochter barsch, ihm ein weiteres Kissen in den Rücken zu stecken. Laux hielt seinen Freund fest, damit Tilla der Bitte nachkommen konnte. Der Kaufmann erwies sich jedoch als zu kraftlos, um ohne Hilfe aufrecht sitzen zu können. Mit einem Laut, der weniger Schmerz als Enttäuschung verriet, ließ er sich in die Polster sinken, die Tilla hinter ihm aufgestapelt hatte.
»Es will nicht mehr!«, stöhnte er mit bebenden Lippen. »Wenn Gott kein Wunder tut, werde ich dieses Bett nicht mehr lebend verlassen. Aber wenn ich die Pilgerreise nicht vollenden kann, bin ich verloren!«
»Muss es denn wirklich das Grab des heiligen Jakobus sein?«
Tillas Frage erzürnte Willinger. Er packte ihr Handgelenk und hätte sie wohl durchgeschüttelt, wäre er bei Kräften gewesen.
»Ja! Ich habe eine schwere Schuld auf mich geladen, die nur in Santiago de Compostela getilgt werden kann. Als mein Vater gestorben ist, war es sein letzter Wille, dass ich dorthin pilgern und für seine Seele beten soll, denn er war ein harter Geschäftsmann und hat so manchen Konkurrenten mit rüden Methoden beiseite geschoben. Ich aber habe über seinen Wunsch gelacht und bin im Lande geblieben. Nicht einmal einen Ersatzpilger habe ich an meiner Stelle geschickt, wie es etliche andere tun! Stattdessen habe ich Vaters Wunsch als Hirngespinst abgetan und ihn schließlich vergessen. Just einen Tag aber, bevor mich dieses Fieber niederwarf, habe ich von Vater geträumt und sah ihn im Fegefeuer leiden. Er hat mich verflucht, denn mit meiner Wallfahrt zum Apostel Jakobus hätte ich es ihm ersparen können, und er drohte mir das Höllenfeuer an, würde ich mich nicht ungesäumt auf den Weg machen.« © Droemer Knaur Verlag
Bevor der Leser sich ob dieses Fleißes nun allzu sehr wundert, sei verraten: Iny musste die Arbeit nicht allein erledigen, ihr Mann Elmar war und ist immer dabei. „Iny Lorentz“ ist ein Pseudonym, hinter dem sich das Schriftstellerehepaar Iny und Elmar verbirgt. Der Verlag kreierte aus ihrem Vornamen und dem Namen von Elmars Vater den Künstlernamen, kurz und einprägsam.
Iny wurde 1949 in Köln geboren, wo sie die Schule besuchte und eine Ausbildung als Arzthelferin absolvierte. Nach dem Abitur im Abendgymnasium begann sie ein Medizinstudium, das sie aber aus finanziellen Gründen abbrechen musste. Sie wurde Programmiererin und zog 1980 nach München, um bei einer großen Versicherung zu arbeiten. Ihr Ehemann Elmar arbeitete seit 1981 ebenfalls dort. Er ist gebürtiger Bayer und stammt aus einem kleinen Bauerndorf mit gerade einmal fünf Höfen.
Beiden gemeinsam ist die große Leidenschaft für das Geschichtenerzählen. Elmar begann bereits in der Schule mit dem Schreiben, die Religionslehrerin erkannte und förderte sein Talent. Iny veröffentlichte schon in jungen Jahren Kurzgeschichten in Zeitschriften. Schließlich trafen sich die verwandten Seelen in einem Fantasy-Club und heirateten 1982, um von da an alles gemeinsam zu machen, auch das Schreiben. Zunächst arbeiteten sie viele Jahre abends und im Urlaub an ihren Büchern, nach den ersten Erfolgen widmeten sie sich dann ganz dem Schreiben.
Wie schon die Titel verraten (u. a. „Die
- Autor: Iny Lorentz
- 2008, 9. Aufl., 698 Seiten, Maße: 12,5 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426633973
- ISBN-13: 9783426633977
- Erscheinungsdatum: 01.03.2008

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24 von 37 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Janina S., 11.09.2012
"Die Pilgerin" von Iny Lorentz ist ein Roman, der mich auch bei strahlendem Sonnenschein im Haus gehalten hat. Er ist wirklich unglaublich fesselnd und zieht den Leser so sehr in den Bann, dass er beginnt, sich in Tilla hineinzuversetzen.
Dieses Buch ist ein ausgezeichnetes Werk und ich habe fast meine gesamte Freizeit geopfert, um weiterzulesen. Nach der "Wanderhure" hatte ich Angst, wieder ein Buch von diesere Autorin zu lesen, aus Zweifel, ob weitere ebenso gut sein könnten. Doch ich wurde nicht enttäuscht. Absolut lesenswert! -
5 Sterne
20 von 34 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich
Rita S., 11.09.2012
Dies war mein erster historischer Roman (auf den dann ungefähr 20 folgten). Super ohne Ende! Man pilgert irgendwie mit. Man kann die Landschaften fast sehen, durch die die Gruppe läuft. Es ist eine ganz andere Sprache, als in modernen Büchern. Das find ich total gut. Nach diesem Buch habe ich fast alle Iny Lorentz Bücher gelesen. Und war von jedem begeistert.
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