Die Rose von Jericho
Die Geschichte eines Neuanfangs
Michael hat alles erreicht. Doch er merkt erst spät, dass seine Arbeit immer mehr zur Sucht wird. Gibt es noch eine Umkehr?
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Produktinformationen zu „Die Rose von Jericho “
Michael hat alles erreicht. Doch er merkt erst spät, dass seine Arbeit immer mehr zur Sucht wird. Gibt es noch eine Umkehr?
Klappentext zu „Die Rose von Jericho “
Die Rose von Jericho ist eine der ältesten Wüstenblumen der Welt, die auch nach langer Dürre immer wieder zu neuer Blüte erwacht. So wie Alejandra und Michael, die sich an einem Tiefpunkt ihres Lebens befinden und lernen müssen, neu anzufangen ... Einfühlsam und berührend erzählt Erfolgsautor Sergio Bambaren von der Chance im Leben jedes Menschen, noch einmal ganz von vorn zu beginnen.
Lese-Probe zu „Die Rose von Jericho “
Die Rose von Jericho von Sergio Bambaren
Die Geschichte eines Neuanfangs
II Parallele Welten
Alejandra wurde inmitten von Wäldern und Bergen geboren. Ihre Kindheit war die eines Kindes, das vom Glück begünstigt ist. Sie hatte viele Cousins und Cousinen und einen reizenden Bruder. Aber jeder von uns wird in eine Familie hineingeboren. Seine Freunde kann man sich aussuchen, doch seine Familie nicht. Die Familie ist ein Teil unseres Schicksals, und selbst wenn man versucht, ihr zu entkommen, lassen die Gene es doch nicht zu. Die biologische Information, die in jeder einzelnen Zelle unseres Körpers enthalten ist, kommt von unseren Eltern und Großeltern und Urgroßeltern her, ja, aus noch fernerer Vergangenheit, von vor Tausenden von Jahren. Wir sind ein Gemisch aus Millionen von Erfahrungen, die unsere Ahnen gemacht haben, und jedesmal, wenn diese Mixtur neu gemischt wird, kommt ein noch komplexerer Gen-Cocktail heraus.
Doch wenn man jung ist, scheint das alles keine Rolle zu spielen. Man kann die Enkelin eines sehr erfolgreichen Mannes sein, einen adeligen Namen tragen und liebevolle, fürsorgliche Eltern haben, die hochangesehene Mitglieder der Gesellschaft sind. Als Kind denkt man noch nicht an all das Böse in der Welt und will nichts weiter, als jeden Moment dieses kostbaren Lebens genießen.
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So war es bei Alejandra, einem hübschen kleinen Mädchen mit langem braunem Haar, elfenbeinfarbener Haut und glänzenden schwarzen Augen. In eine wohlhabende, adlige Familie hineingeboren, wuchs sie in einer Zeit auf, in der es nur eine Möglichkeit gab, sich gegenüber der Gesellschaft zu benehmen: Man hielt sich an die Regeln, aß an einem Tisch, auf dem links neben dem Teller drei Gabeln und rechts drei Messer lagen, und machte von diesen mit größter Sorgfalt Gebrauch. So lernen fast alle wohlerzogenen Aristokraten nicht etwa glücklich, sondern vor allem höflich zu sein.
Doch die bestgehüteten Geheimnisse einer Familie sind diejenigen, die die Familie vor anderen verbergen will. Eine Sünde kann man vergeben, nicht jedoch einen Skandal.
Alejandras Vater war Alkoholiker, aber solange der Rest der Welt nichts davon wußte, war das nicht schlimm. Was zählt, ist, wie die Dinge zu sein scheinen, nicht, wie sie wirklich sind. Und schließlich ist man, wenn man Alkoholiker ist, ja nicht krank: Man ist ganz einfach ein Trinker. Ein elender Säufer, könnte man sagen. Wie anders ist es, wenn man Krebs hat! Auch wenn man dreißig Jahre lang zwei Schachteln Zigaretten am Tag geraucht hat! Die Gesellschaft wird niemanden dafür verurteilen, daß er Krebs hat. Man wird mit diesem Menschen Mitleid haben. Aber wenn jemand Alkoholiker ist, dann ist er nicht krank. Dann ist er einfach nur ein elender Säufer, dem es an Willenskraft fehlt.
Alejandra war zu klein, um zu verstehen, woran ihr Vater litt. Sie war erst zwei Jahre alt, als ihr Vater starb. Laut ihrer Familie war er allerdings nicht gestorben: Er war von ihnen gegangen. Arme Leute sterben, aber in der High-Society stirbt man nicht. Man geht hinüber und läßt seine Angehörigen zurück. Und das Alkoholproblem ihres Vaters wurde mit ihm begraben. Aus den Augen, aus dem Sinn.
So wurde Alejandra im Alter von zwei Jahren vaterlos. Einige Jahre darauf zog sie mit ihrer Familie vom Land in die Stadt. Sie ging auf drei Schulen und wurde aus jeder hinausgeworfen. Es war kaum möglich, sie zu bändigen – das sagten zumindest die Lehrer. Doch im Vergleich zu anderen Kindern hatte sie trotzdem Glück. Sie hatte ihre Mutter und Felipe – ihren älteren Bruder, der sie liebevoll umsorgte – und einen Großvater, der »sich schon um alles kümmern« würde. An ihren Vater konnte sie sich nicht erinnern, darum empfand sie auch niemals Trauer über seinen Verlust. Wie kann man um jemanden trauern, den man überhaupt nicht gekannt hat? Sobald ein Mensch nicht mehr auf der Welt ist, erzählen die Leute den Kindern nur noch Gutes über ihn und nichts von den schlechten Erinnerungen. Eine Familie ist eine Familie, und der schlechte Keim sollte für immer begraben sein. Vor allem aber sollte die Gesellschaft sich nur an die guten Seiten ihrer Mitglieder erinnern. Auf diese Weise kann sie ihren Dünkel aufrechterhalten, und das Leben geht weiter.
Doch der Keim, den sie mit Alejandras Vater begraben hatten, war nicht mit ihm gestorben. Die genetische Information war an seine Tochter weitergegeben worden. Der Keim schlummerte in jeder ihrer Zellen und wartete auf den richtigen Zeitpunkt, um aufzugehen. Es war nur eine Frage der Zeit. Früher oder später würde der Augenblick kommen. Aber nicht nur in ihr, auch im Körper ihres Bruders würde der Keim eines Tages aufgehen.Wann?
Das konnte niemand sagen.
Carl war in der Stadt geboren worden. Er wuchs im Schoße einer wunderbaren Familie auf, zwar keiner adeligen, wie der von Alejandra, aber einer gebildeten Familie des gehobenen Mittelstands. Carl besuchte die besten Schulen und hatte großartige Freunde. Auch Carl konnte sich seine Familie nicht aussuchen, aber in seinem Fall ging alles gut. Er hatte wundervolle Eltern und eine behütete Kindheit, die reich an Liebe und Zärtlichkeit war.
Carls Jugend war eine unvergeßliche Zeit. Er war groß, dunkelhäutig, attraktiv und sportlich. Er hatte bildhübsche Freundinnen, gute Freunde, mit denen zusammen er die Wunder des Erwachsenwerdens erlebte, und natürlich auch solche, mit denen man ab und zu ein Bier trinken konnte. Sich auf Partys mit Freunden zu betrinken war normal, aber nur am Wochenende. Das ist nun einmal das, was junge Leute tun: Spaß haben und feiern, auf Teufel komm raus. Und etwas zu trinken gehörte mit zum Erwachsenwerden, gehörte mit dazu, ein Mann zu sein.
Carl war davon überzeugt, daß es einen Gott gab. Er sprach zu ihm, wenn er allein war. Als Kind hatte er mit seinen Eltern jeden Sonntag die Messe besucht. Er hatte bemerkt, daß viele Leute nicht aus Gläubigkeit zur Messe gingen, sondern nur aus Gewohnheit. Ihm war aufgefallen, daß sich viele Leute in der Kirche, die er mit seinen Eltern besuchte, nicht wirklich anhörten, was der Pfarrer zu sagen hatte. Sie kamen vor allem, um sich zu zeigen. Wahrscheinlich machte sie das zu »braven Bürgern«. Natürlich gingen manche auch zur Messe, weil sie ernsthaft an Gott und ihre Kirche glaubten. Aber nicht alle – die meisten mußten am Sonntag um halb elf nur deshalb zur Messe gehen, um von den richtigen Leuten in ihren Kreisen gesehen zu werden. Sie grüßten die richtigen Leute mit gespieltem Erstaunen, tauschten Küsse und den neuesten Klatsch aus. Ebendas fiel Carl auf: daß der Kirchenbesuch für viele ein gesellschaftliches Ereignis war. Kaum war die Messe vorbei, ließen die Leute Gott in der Kirche, anstatt ihn mit nach Hause zu nehmen und ihm einen Platz einzuräumen in ihrem Leben.
Das alles machte Carl sehr traurig. Er glaubte wirklich an Gott, seinen großen Beschützer, der ihm eine wunderbare Kindheit geschenkt hatte. Er dankte Gott immer dafür, daß ihm ein so glückliches Leben beschieden war. Und er hatte das Gefühl, solange Gott auf seiner Seite war, konnte ihm nichts passieren.
Als Alejandra zwölf Jahre alt war, hielt das Leben eine weitere böse Überraschung für sie bereit. Ihre Mutter begann, sich merkwürdig zu benehmen. Anfangs beunruhigte sie das nicht. Die Mutter wirkte irgendwie entrückt, fast unwirklich. Sie hörte auf einmal auf, Alejandra und ihrem Bruder zu sagen, was sie zu tun hätten. So ohne Vater und mit einer in sich selbst zurückgezogenen Mutter aufwachsend, nahmen Alejandra und ihr Bruder Felipe, die doch noch Kinder waren, ihr Leben selbst in die Hand. Sie merkten wohl, daß der Rest der Familie besorgt war, aber ihnen selbst war das Ausmaß des Problems nicht bewußt. Mit zwölf kann man mit dem Wort Schizophrenie nicht viel anfangen. Man kann es kaum aussprechen. Es klingt viel zu kompliziert.
Doch in Wirklichkeit hatte Alejandras Mutter das entwickelt, was man schizophrenes Verhalten nennt, eine schleichende Krankheit, die, wenn man sie nicht behandelt, zum Wahnsinn führt – eine chronische, schwere Erkrankung des Gehirns, die für den Betroffenen mit starken Beeinträchtigungen verbunden ist. Menschen mit Schizophrenie leiden häufig unter erschreckenden Symptomen: Sie hören innere Stimmen, oder sie glauben, daß andere Menschen ihre Gedanken lesen könnten, diese kontrollieren oder einen Anschlag auf sie planen würden. Darum sind sie oft ängstlich und zurückgezogen. Ihre Sprache und ihr Verhalten können so unzusammenhängend sein, daß andere Menschen sie als völlig unverständlich empfinden oder sie ihnen sogar Angst einjagen. Jemand, der an Schizophrenie leidet, nimmt die Wirklichkeit auf eine Weise wahr, die verblüffend anders ist als das, was die Menschen um ihn her sehen und erleben. Da an Schizophrenie Erkrankte in einer Welt leben, die durch Halluzinationen und Wahnvorstellungen verzerrt ist, leiden sie oft unter Angst, Unruhe und Verwirrung.
Die ersten Symptome einer schizophrenen Erkrankung treten meist im Alter um die Dreißig auf. So war es auch bei Alejandras Mutter. Sie begann plötzlich, Stimmen zu hören, das Gefühl für die Realität zu verlieren. Ihr Geist begann an Dinge zu glauben, die nicht existierten.
Von allen Ketten befreit, selbst für ihr Leben verantwortlich und so aufsässig, wie Zwölfjährige es eben sind, trank Alejandra schließlich ihr erstes Bier. Und so wurde das unheilvolle Gen, das ihr bei ihrer Zeugung eingepflanzt worden war, nicht mit Wasser, sondern mit Alkohol gegossen, und der Keim begann, seine verheerenden Wurzeln zu schlagen.
© Piper Verlag
Übersetzung: Clara Lind
Doch die bestgehüteten Geheimnisse einer Familie sind diejenigen, die die Familie vor anderen verbergen will. Eine Sünde kann man vergeben, nicht jedoch einen Skandal.
Alejandras Vater war Alkoholiker, aber solange der Rest der Welt nichts davon wußte, war das nicht schlimm. Was zählt, ist, wie die Dinge zu sein scheinen, nicht, wie sie wirklich sind. Und schließlich ist man, wenn man Alkoholiker ist, ja nicht krank: Man ist ganz einfach ein Trinker. Ein elender Säufer, könnte man sagen. Wie anders ist es, wenn man Krebs hat! Auch wenn man dreißig Jahre lang zwei Schachteln Zigaretten am Tag geraucht hat! Die Gesellschaft wird niemanden dafür verurteilen, daß er Krebs hat. Man wird mit diesem Menschen Mitleid haben. Aber wenn jemand Alkoholiker ist, dann ist er nicht krank. Dann ist er einfach nur ein elender Säufer, dem es an Willenskraft fehlt.
Alejandra war zu klein, um zu verstehen, woran ihr Vater litt. Sie war erst zwei Jahre alt, als ihr Vater starb. Laut ihrer Familie war er allerdings nicht gestorben: Er war von ihnen gegangen. Arme Leute sterben, aber in der High-Society stirbt man nicht. Man geht hinüber und läßt seine Angehörigen zurück. Und das Alkoholproblem ihres Vaters wurde mit ihm begraben. Aus den Augen, aus dem Sinn.
So wurde Alejandra im Alter von zwei Jahren vaterlos. Einige Jahre darauf zog sie mit ihrer Familie vom Land in die Stadt. Sie ging auf drei Schulen und wurde aus jeder hinausgeworfen. Es war kaum möglich, sie zu bändigen – das sagten zumindest die Lehrer. Doch im Vergleich zu anderen Kindern hatte sie trotzdem Glück. Sie hatte ihre Mutter und Felipe – ihren älteren Bruder, der sie liebevoll umsorgte – und einen Großvater, der »sich schon um alles kümmern« würde. An ihren Vater konnte sie sich nicht erinnern, darum empfand sie auch niemals Trauer über seinen Verlust. Wie kann man um jemanden trauern, den man überhaupt nicht gekannt hat? Sobald ein Mensch nicht mehr auf der Welt ist, erzählen die Leute den Kindern nur noch Gutes über ihn und nichts von den schlechten Erinnerungen. Eine Familie ist eine Familie, und der schlechte Keim sollte für immer begraben sein. Vor allem aber sollte die Gesellschaft sich nur an die guten Seiten ihrer Mitglieder erinnern. Auf diese Weise kann sie ihren Dünkel aufrechterhalten, und das Leben geht weiter.
Doch der Keim, den sie mit Alejandras Vater begraben hatten, war nicht mit ihm gestorben. Die genetische Information war an seine Tochter weitergegeben worden. Der Keim schlummerte in jeder ihrer Zellen und wartete auf den richtigen Zeitpunkt, um aufzugehen. Es war nur eine Frage der Zeit. Früher oder später würde der Augenblick kommen. Aber nicht nur in ihr, auch im Körper ihres Bruders würde der Keim eines Tages aufgehen.Wann?
Das konnte niemand sagen.
Carl war in der Stadt geboren worden. Er wuchs im Schoße einer wunderbaren Familie auf, zwar keiner adeligen, wie der von Alejandra, aber einer gebildeten Familie des gehobenen Mittelstands. Carl besuchte die besten Schulen und hatte großartige Freunde. Auch Carl konnte sich seine Familie nicht aussuchen, aber in seinem Fall ging alles gut. Er hatte wundervolle Eltern und eine behütete Kindheit, die reich an Liebe und Zärtlichkeit war.
Carls Jugend war eine unvergeßliche Zeit. Er war groß, dunkelhäutig, attraktiv und sportlich. Er hatte bildhübsche Freundinnen, gute Freunde, mit denen zusammen er die Wunder des Erwachsenwerdens erlebte, und natürlich auch solche, mit denen man ab und zu ein Bier trinken konnte. Sich auf Partys mit Freunden zu betrinken war normal, aber nur am Wochenende. Das ist nun einmal das, was junge Leute tun: Spaß haben und feiern, auf Teufel komm raus. Und etwas zu trinken gehörte mit zum Erwachsenwerden, gehörte mit dazu, ein Mann zu sein.
Carl war davon überzeugt, daß es einen Gott gab. Er sprach zu ihm, wenn er allein war. Als Kind hatte er mit seinen Eltern jeden Sonntag die Messe besucht. Er hatte bemerkt, daß viele Leute nicht aus Gläubigkeit zur Messe gingen, sondern nur aus Gewohnheit. Ihm war aufgefallen, daß sich viele Leute in der Kirche, die er mit seinen Eltern besuchte, nicht wirklich anhörten, was der Pfarrer zu sagen hatte. Sie kamen vor allem, um sich zu zeigen. Wahrscheinlich machte sie das zu »braven Bürgern«. Natürlich gingen manche auch zur Messe, weil sie ernsthaft an Gott und ihre Kirche glaubten. Aber nicht alle – die meisten mußten am Sonntag um halb elf nur deshalb zur Messe gehen, um von den richtigen Leuten in ihren Kreisen gesehen zu werden. Sie grüßten die richtigen Leute mit gespieltem Erstaunen, tauschten Küsse und den neuesten Klatsch aus. Ebendas fiel Carl auf: daß der Kirchenbesuch für viele ein gesellschaftliches Ereignis war. Kaum war die Messe vorbei, ließen die Leute Gott in der Kirche, anstatt ihn mit nach Hause zu nehmen und ihm einen Platz einzuräumen in ihrem Leben.
Das alles machte Carl sehr traurig. Er glaubte wirklich an Gott, seinen großen Beschützer, der ihm eine wunderbare Kindheit geschenkt hatte. Er dankte Gott immer dafür, daß ihm ein so glückliches Leben beschieden war. Und er hatte das Gefühl, solange Gott auf seiner Seite war, konnte ihm nichts passieren.
Als Alejandra zwölf Jahre alt war, hielt das Leben eine weitere böse Überraschung für sie bereit. Ihre Mutter begann, sich merkwürdig zu benehmen. Anfangs beunruhigte sie das nicht. Die Mutter wirkte irgendwie entrückt, fast unwirklich. Sie hörte auf einmal auf, Alejandra und ihrem Bruder zu sagen, was sie zu tun hätten. So ohne Vater und mit einer in sich selbst zurückgezogenen Mutter aufwachsend, nahmen Alejandra und ihr Bruder Felipe, die doch noch Kinder waren, ihr Leben selbst in die Hand. Sie merkten wohl, daß der Rest der Familie besorgt war, aber ihnen selbst war das Ausmaß des Problems nicht bewußt. Mit zwölf kann man mit dem Wort Schizophrenie nicht viel anfangen. Man kann es kaum aussprechen. Es klingt viel zu kompliziert.
Doch in Wirklichkeit hatte Alejandras Mutter das entwickelt, was man schizophrenes Verhalten nennt, eine schleichende Krankheit, die, wenn man sie nicht behandelt, zum Wahnsinn führt – eine chronische, schwere Erkrankung des Gehirns, die für den Betroffenen mit starken Beeinträchtigungen verbunden ist. Menschen mit Schizophrenie leiden häufig unter erschreckenden Symptomen: Sie hören innere Stimmen, oder sie glauben, daß andere Menschen ihre Gedanken lesen könnten, diese kontrollieren oder einen Anschlag auf sie planen würden. Darum sind sie oft ängstlich und zurückgezogen. Ihre Sprache und ihr Verhalten können so unzusammenhängend sein, daß andere Menschen sie als völlig unverständlich empfinden oder sie ihnen sogar Angst einjagen. Jemand, der an Schizophrenie leidet, nimmt die Wirklichkeit auf eine Weise wahr, die verblüffend anders ist als das, was die Menschen um ihn her sehen und erleben. Da an Schizophrenie Erkrankte in einer Welt leben, die durch Halluzinationen und Wahnvorstellungen verzerrt ist, leiden sie oft unter Angst, Unruhe und Verwirrung.
Die ersten Symptome einer schizophrenen Erkrankung treten meist im Alter um die Dreißig auf. So war es auch bei Alejandras Mutter. Sie begann plötzlich, Stimmen zu hören, das Gefühl für die Realität zu verlieren. Ihr Geist begann an Dinge zu glauben, die nicht existierten.
Von allen Ketten befreit, selbst für ihr Leben verantwortlich und so aufsässig, wie Zwölfjährige es eben sind, trank Alejandra schließlich ihr erstes Bier. Und so wurde das unheilvolle Gen, das ihr bei ihrer Zeugung eingepflanzt worden war, nicht mit Wasser, sondern mit Alkohol gegossen, und der Keim begann, seine verheerenden Wurzeln zu schlagen.
© Piper Verlag
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Autoren-Porträt von Sergio Bambaren
Sergio Bambaren, geboren 1960 in Peru, gelang mit »Der träumende Delphin« auf Anhieb ein internationaler Bestseller. Er gab seinen Ingenieurberuf auf und widmete sich fortan ganz dem Schreiben und seiner Leidenschaft für das Meer. Nach längerem Aufenthalt in Sydney lebt er heute in Peru sowie auf den Kanarischen Inseln, und ist Vizepräsident des Non-Profit-Unternehmens »Delphis«.
Bibliographische Angaben
- Autor: Sergio Bambaren
- 2009, 10. Aufl., 192 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 12 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Clara Lind
- Verlag: Piper
- ISBN-10: 3492251951
- ISBN-13: 9783492251952
- Erscheinungsdatum: 19.05.2008
Rezension zu „Die Rose von Jericho “
»Glück muss man schaffen. Glück ist ein lebenslanges Ringen um die eigene Zufriedenheit. Bei diesem Kraftakt helfen Autoren wie Sergio Bambaren.« Bücher
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