Die Tulpenkönigin
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Holland um 1630: Der Tulpenwahn steht vor seinem Höhepunkt. Nach dem Tod ihres Vaters bleibt Mareikje fast mittellos zurück. Die Hochzeit mit dem reichen Kaufmannssohn Antonius könnte ihr Sicherheit geben. Aber Mareikjes ganze Liebe gilt dem Maler Wim. Da finden sich im Nachlass ihres Vaters einige Tulpenzwiebeln ...
Die Tulpenkönigin von Enie van Aanthuis
LESEPROBE
Prolog
Eduard van Seeg an diesem späten Abend im April Ast 634 das Wirtshausvon Bruikelaar verließ, hörte er schon die schrillenStimmen auf der Straße, die zurr Haus seines verstorbenen Freundes führte. DasGeschrei aus der Ferne mischte sich mit dem lärm aus der Citadel,in der sich aufgebrachte Bauern und Händler aus den umliegenden Dörfern undStädten im Kampf um die braungoldenen Zwiebeln gegenseitig überboten.
Eduard seufzte schwer.Von Anfang an war ihm klar gewesen, dass die Tulpen Zwietracht in die Stadtbringen wurden. Aber er hatte gehofft, dass es länger dauern wurde.
Eine massige Gestalt liefin klobigen Holzpantinen auf ihn zu. «Mijnheer van Seeg, Mijnheer van Seeg, schnell, kommt ...»
Eduard streckte den Armaus. «Henk, was ist denn passiert?»
Der Knecht drehte sichtun. Sein Kopf hob und senkte sich beim schnellen Atmen.
«Seht selbst, die Wachen...» Schon fiel er wieder in hurtigen Trab und eilte vorweg.
Im Garten des TrauerhausesHoorn, dessen kostbare Tulpenbeete von hohen Zäunen eingefasst waren und dievon den beiden schwerbewaffneten Söldnern Carl undJakobus tagaus, tagein vor zwielichtigen Gestalten beschützt wurden,überblickte Eduard van Seeg sogleich das ganzeVerhängnis. Der größere der beiden Wächter, Jakobus, saß auf dem Boden undhielt sich die Wange. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hindurch.
Eduard zog Carl zu sichheran. «Was ist hier passiert?»
Der Mann stand inmilitärisch strammer Haltung vor ihm, was angesichts seiner löchrigen Kleidung,des speckig schimmernden, gescheitelten Haares und des wuchernden Bartesgeradezu lächerlich wirkte.
«Jakobus hat michgeweckt, weil er ein Geräusch am Zaun gehört hat. Wir schleichen uns leiseheran, da buddelt dieser hässliche Vogel da», er deutete auf die Figur, diereglos verrenkt neben dem Beet lag, «schon an den Blumen herum. Jakobus wollteihn wegziehen, doch der dreht sich um und stürzt mit dein Messer auf uns zu.»
Eduard schüttelte denKopf. «Und dann?»
Der Soldat hob eineSchulter. «Mein Schwert war schneller als sein Messer.»
Eduard trat zu demleblosen Körper, drehte ihn mit der Schuhspitze auf den Rücken und erkannte dashagere Gesicht des Kaufmanns, mit dem er gerade noch in der Citadelgestritten hatte.
«Henk, lauf nach demTotengräber. Er soll ihn noch heute Nacht abholen und verscharren. Der Halunkehier wird sicher genügend Geld im Beutel haben, um das zu bezahlen. Unddurchsucht seine Taschen, ob ihr seinen Namen herausfinden könnt. SeineAngehörigen müssen benachrichtigt werden.»
Der Soldat wendete sichvon seinem verletzten Kornpan ab. «Wenn Ihr erlaubt, Mijnheer...»
Eduard blickte ihn mitausdruckslosen Augen an. ja?»
«Lasst ihn uns auf dieStraße tragen. Dort soll er bis zum Morgen liegen bleiben.»
«Warum das?»
«Es treibt sich vielGesindel in Bruikelaar herum. Uns wird die Arbeitleichter, wenn jeder weiß, dass wir hier nicht zum Schabernack auf Wachestehen. Da macht so eine Vogelscheuche mit einem Loch darin schon etwas her,wenn Ihr versteht, was ich meine.»
Eduard nickte. «Macht esso. Aber dann wird Henk die Nacht vor dem Haus Wache stehen. Ich will nicht,dass die Köter den Leichnam anfressen. Wir sind schließlich nicht im Krieg.»
Der Soldat griff denToten hei den Armen und zog eine Furche durch die frischgeharktenBeete an den Tulpen vorbei, als er ihn zur Stalltür schleifte.
«Wenn Ihr Euch da malnicht täuscht, Mijnheer. Die Schweden haben wegeneines Bildes ganze Städte niedergebrannt. Warum sollte nicht einer wegen einpaar Blumen einen Krieg anfangen?»
«Nun malt den Deibelnicht an die Wand. Schafft ihn fort und geht zurück auf eure Posten. Morgenwerdet ihr eine Belohnung für eure Wachsamkeit erhalten.»
Kopfschüttelnd machteEduard sich auf den Weg nach Hause. Was passierte hier mit diesem Volk, für dasErfolg bisher immer mit Anstand und Ehrbarkeit verbunden war? Welche Gier undVerschwendungssucht, angefacht von betrunkenen Männern in den Hinterzimmern derSchenken, machten sich breit in dieser Gesellschaft? Wann hatte jemals einKaufmann sein Leben aufs Spiel gesetzt, um Korn oder Fisch, Gewürz oder Seidein seinen Besitz zu bringen? Welche Wandlung ging hier in den Menschen vor, dieweit über die Grenzen der Vereinigten Niederlande hinaus als sittsam,tugendhaft und sparsam galten? Wie konnten Männer, die die Moral hochhielten,in eine solche Leidenschaft verfallen, dass sie Weib und Kind vergaßen, sichnachts in Gärten schlichen, um im Dreck nach Zwiebeln zu wühlen und sie zustehlen?
Eine Zeit vollerWidersprüche. überlegte Eduard, als er die Stufen zu seiner Schlafkammerhinaufstieg. Da waren einerseits die Schaffensfreude und die Größe derKünstler, die sich in den belebten Städten an der Küste sammelten. Andererseitsplagten Kriege, Hungersnöte und Epidemien das Land. Und im Dunkel derWirtshäuser steckten sich die Menschen Blumenzwiebeln zu, als handele es sichum ein Pfand, das sie vor der Himmelspforte zeigen mussten, um eingelassen zuwerden.
Der übellaunige,diebische Händler aus Amsterdam, der sein Leben hier in Bruikelaargelassen hatte, tat Eduard in einem versteckten Winkel seines Herzens leid.Keiner sollte so sein Leben lassen müssen. Aber die Entwicklung der Dinge indiesem Land hatte den beiden Wachen keine andere Wahl gelassen.
Wo sollte das bloß nochhinführen?
Und vor allem: Was würdeseine ahnungslose Nichte Mareikje sagen, wenn sie inwenigen Tagen aus Gouda heimkehrte und erfuhr, welchgroteske Berühmtheit ihr Gemüsegarten erlangt hatte?
© Rowohlt Verlag
- Autor: Enie van Aanthuis
- 2007, 368 Seiten, Maße: 11,6 x 19,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499243636
- ISBN-13: 9783499243639
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