Die vergessene Generation
Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen. Nachw. v. Luise Reddemann
In „Die vergessene Generation“ zeigt die Kölner Journalistin Sabine Bode, wie die unverarbeiteten Traumata der Kriegskinder bis heute wirken und welche Folgen diese für ihr eigenes Leben, ja sogar für das ihrer Kinder und...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Die vergessene Generation “
In „Die vergessene Generation“ zeigt die Kölner Journalistin Sabine Bode, wie die unverarbeiteten Traumata der Kriegskinder bis heute wirken und welche Folgen diese für ihr eigenes Leben, ja sogar für das ihrer Kinder und Enkel haben können.
Wer in der Zeit des Zweiten Weltkrieges in Deutschland geboren wurde, also in den Jahren 1939 bis 1945, wurde in seinen ersten Lebensjahren von vielen schlimmen Erfahrungen und Eindrücken geprägt: die Bombenangriffe der Alliierten, die Vertreibung, Hunger, Gewalt und Tod. Diese Erfahrungen betrachte man nach Beendigungen des Krieges häufig als ganz ‚normal' für die Generation der „Kriegskinder – und die oft traumatischen Erlebnisse wurden nicht groß thematisiert.
Das mangelnde öffentliche Interesse an den „Kriegskindern“ und die Schweigsamkeit der Betroffenen führte dann dazu, dass die in den Wirren und Schrecken des Weltkriegs Aufgewachsenen „Die vergessene Generation“ genannt wurden.
Es geht um die Traumata der Kriegskinder
Für die Recherchen zu Sabine Bodes Buch haben viele „Kriegskinder“ erstmalig ihr Schweigen gebrochen. „Ein fundiertes Buch über ein Tabu, das über ein halbes Jahrhundert auf seine Aufarbeitung wartete“, schrieb die Welt am Sonntag. Der Autorin gehe es nicht um moralische Aufrechnung und schon gar nicht um einen neuern Opferkult, schrieb Gabriele von Arnim in der Zeit, sondern darum, etwas auch benennen zu dürfen, was bislang zu wenig benannt worden sei – nämlich die Traumata der Kriegskinder. Die Rezensentin: „So gelesen ist Sabine Bodes Buch eine wichtiges und notwendiges Element im Mosaik der deutschen Geistesverfassung.“
Frank Gerbert wies in einem Artikel des Nachrichtenmagazins Focus darauf hin, dass die längerfristigen seelischen Auswirkungen von Bombardierungen und Vertreibung auf die Zivilbevölkerung im Zweiten Weltkrieg bisher kaum erörtert worden seien - und begrüßte die Veröffentlichung von Sabines Bodes Buch: „Eine der ersten Publikationen überhaupt zum Thema.“
Auslöser war der Bosnien-Krieg
Was hat eigentlich bei der Autorin von „Die vergessene Generation“ den Anstoß gegeben, sich mit dem Thema Kriegskinder näher zu befassen und so aufwändige Recherchen und zahlreiche Befragungen durchzuführen, die letztlich in ihre Buchprojekt einflossen? Seit dem Bosnien-Krieg in den 90er Jahren, so Sabine Bode, als man im Fernsehen dem Leid der Kinder viel Zeit widmete und insbesondere die Deutschen zu den großzügigen Spendern zählten, habe sie die Frage beschäftigt, wie es eigentlich den deutschen Kriegskindern heute gehe. „Seitdem habe ich keine Gelegenheit ausgelassen, Angehörige dieser Generation danach zu fragen.“
Wer in der Zeit des Zweiten Weltkrieges in Deutschland geboren wurde, also in den Jahren 1939 bis 1945, wurde in seinen ersten Lebensjahren von vielen schlimmen Erfahrungen und Eindrücken geprägt: die Bombenangriffe der Alliierten, die Vertreibung, Hunger, Gewalt und Tod. Diese Erfahrungen betrachte man nach Beendigungen des Krieges häufig als ganz ‚normal' für die Generation der „Kriegskinder – und die oft traumatischen Erlebnisse wurden nicht groß thematisiert.
Das mangelnde öffentliche Interesse an den „Kriegskindern“ und die Schweigsamkeit der Betroffenen führte dann dazu, dass die in den Wirren und Schrecken des Weltkriegs Aufgewachsenen „Die vergessene Generation“ genannt wurden.
Es geht um die Traumata der Kriegskinder
Für die Recherchen zu Sabine Bodes Buch haben viele „Kriegskinder“ erstmalig ihr Schweigen gebrochen. „Ein fundiertes Buch über ein Tabu, das über ein halbes Jahrhundert auf seine Aufarbeitung wartete“, schrieb die Welt am Sonntag. Der Autorin gehe es nicht um moralische Aufrechnung und schon gar nicht um einen neuern Opferkult, schrieb Gabriele von Arnim in der Zeit, sondern darum, etwas auch benennen zu dürfen, was bislang zu wenig benannt worden sei – nämlich die Traumata der Kriegskinder. Die Rezensentin: „So gelesen ist Sabine Bodes Buch eine wichtiges und notwendiges Element im Mosaik der deutschen Geistesverfassung.“
Frank Gerbert wies in einem Artikel des Nachrichtenmagazins Focus darauf hin, dass die längerfristigen seelischen Auswirkungen von Bombardierungen und Vertreibung auf die Zivilbevölkerung im Zweiten Weltkrieg bisher kaum erörtert worden seien - und begrüßte die Veröffentlichung von Sabines Bodes Buch: „Eine der ersten Publikationen überhaupt zum Thema.“
Auslöser war der Bosnien-Krieg
Was hat eigentlich bei der Autorin von „Die vergessene Generation“ den Anstoß gegeben, sich mit dem Thema Kriegskinder näher zu befassen und so aufwändige Recherchen und zahlreiche Befragungen durchzuführen, die letztlich in ihre Buchprojekt einflossen? Seit dem Bosnien-Krieg in den 90er Jahren, so Sabine Bode, als man im Fernsehen dem Leid der Kinder viel Zeit widmete und insbesondere die Deutschen zu den großzügigen Spendern zählten, habe sie die Frage beschäftigt, wie es eigentlich den deutschen Kriegskindern heute gehe. „Seitdem habe ich keine Gelegenheit ausgelassen, Angehörige dieser Generation danach zu fragen.“
Klappentext zu „Die vergessene Generation “
Noch nie hat es in Deutschland eine Generation gegeben, der es so gut ging wie den heute 60- bis 75-jährigen. Doch man weiß wenig über sie, man redet nicht über sie - eine unauffällige Generation. Jetzt beginnen sie zu reden, nach langen Jahren des Schweigens. Die Kriegskindergeneration ist im Ruhestand, die eigenen Kinder sind längst aus dem Haus. Bei vielen kommen jetzt die Erinnerungen allmählich hervor und mit ihnen auch Ängste, manchmal sogar die unverarbeiteten Kriegserlebnisse. Sie wollen nun über sich selbst nachdenken und sprechen. Der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter spricht von einer "verschwiegenen, unentdeckten Welt". Mit den Holocaust-Opfern habe man sich eingehend beschäftigt, mit der Kriegskindergeneration nie. Ihnen wurde gesagt: "Sei froh, daß du überhaupt überlebt hast. Vergiß alles und schau lieber nach vorne!" Sie haben den Bombenkrieg miterlebt oder die Vertreibung, ihre Väter waren im Feld, in Gefangenschaft oder sind gefallen. Diese Erinnerungen haben sie bislang in sich verschlossen gehalten, sie trösteten sich mit der Einstellung: "Andere haben es noch viel schlimmer gehabt als wir." So wurde eine ganze Generation geprägt: Man funktionierte, baute auf, fragte wenig, jammerte nie, wollte vom Krieg nichts hören - und man konnte kein Brot wegwerfen.
Lese-Probe zu „Die vergessene Generation “
EinführungEr habe zu lange geschwiegen, befand der Schriftsteller Günter Grass und lenkte in seiner Novelle "Im Krebsgang" die Aufmerksamkeit auf die deutschen Opfer von Krieg und Vertreibung. Ein Zitat macht die Hintergründe seiner Sinneswandlung deutlich: Niemals, sagt er, hätte man über so viel Leid, nur weil die eigene Schuld übermächtig und bekennende Reue in all den Jahren vordringlich gewesen sei, schweigen, das gemiedene Thema denen rechts überlassen dürfen. Dieses Versäumnis sei bodenlos...
Anfang 2002 widmete "Der Spiegel" dem Grass-Buch und vor allem der Vertreibung eine Titelgeschichte. Darin stand - was dem Tenor in fast allen großen Zeitungen entsprach -, daß über die Folgen der Nazizeit noch einmal gründlich nachgedacht werden müsse. Für mich war dies der Wendepunkt. Ich wußte: Jetzt ändert sich etwas. Jetzt kommt auch das Thema "deutsche Kriegskinder" endlich an die Öffentlichkeit.
Es gibt also ein Vorher und ein Nachher bei meiner journalistischen Arbeit über die Kindergeneration. Seit dem Bosnien-Krieg in den neunziger Jahren, als im Fernsehen dem Leid der Kinder viel Zeit gewidmet wurde und gerade die Deutschen zu den großzügigsten Spendern zählten, beschäftigt mich die Frage: "Wie geht es eigentlich den deutschen Kriegskindern heute?" Seitdem habe ich keine Gelegenheit ausgelassen, Angehörige dieser Generation danach zu fragen.
In den ersten Jahre verlief meine Spurensuche zäh. Die meisten Angesprochenen wehrten das Thema ab mit Sätzen wie "Andere haben es viel schlimmer gehabt" oder "Es hat uns nicht geschadet". So gut wie nie hörte ich jemanden über sein Schicksal klagen, und bis heute habe ich den Eindruck, daß entgegen der oft bei uns Deutschen festgestellten Neigung, sich als Opfer zu sehen, ausgerechnet die ehemaligen Kriegskinder in keiner Weise larmoyant sind. Ich fand sie in der Anfangszeit meiner Recherche vor allem einsilbig. Nur gelegentlich kam es zu längeren Gesprächen, und rückblickend kann ich meine Erfahrungen der
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ersten Jahre mit dem Satz zusammenfassen: Je mehr Menschen ich fragte, desto unklarer wurde das Bild. Nach meinen Interviews war ich oft ratlos, ich zweifelte an meiner Wahrnehmung und war körperlich sehr erschöpft. Wenn ich mit Freunden darüber sprach, hörte ich: "Was beschäftigst du dich auch mit so einem dunklen Thema..."
Aber daran allein konnte es nicht liegen. Ich habe Erfahrung mit schweren Themen - Nazizeit, Holocaust, psychische Erkrankungen, Kindstod - aber eine vergleichbar niederdrückende Stimmung und Konfusion hatte ich noch nicht erlebt.
Die Verwirrung ging schon damit los, daß es eine ganze Weile dauerte, bis ich begriff, daß es sich bei den Jahrgängen von 1930 bis 1945 in Wahrheit um mehrere Generationen handelt. Denn es macht einen großen Unterschied, in welchem Alter ein Kind diesem Krieg ausgeliefert war: ob als Säugling, als Kleinkind, oder ob vor oder nach der Pubertät.
Natürlich hätte ich auch eine andere Zeitspanne wählen können, zum Beispiel von 1928 bis 1950, aber ich entschied mich, vor allem um die Arbeit halbwegs überschaubar zu halten, für jene fünfzehn Jahrgänge, beginnend mit der Flakhelfergeneration, und am Ende jene Kinder, die auf der Flucht geboren wurden. Gerade diese Eckpunkte machen noch einmal deutlich, daß es nicht um eine, sondern um mehrere Generationen geht.
Und dennoch gibt es viele Ähnlichkeiten in den Aussagen über die Kriegszeit und die schweren Jahre danach. Zum Beispiel der Satz: Es war nie langweilig. Und: Was wir damals erlebt haben, war für uns normal. Soll heißen: Wir haben das, was der Krieg mit sich brachte, als normal empfunden, zumal es ja allen Familien ringsum genauso ging, und wir haben uns in unserem Alltag so wenig wie möglich vom Krieg stören lassen.
Nun ist ja bekannt, daß kleine Kinder auch extreme Lebensumstände hinnehmen, wie sie sind. Romanautoren haben sich davon immer wieder inspirieren lassen, daß solche Prägungen ihre eigene Dynamik entwickeln. Ein Kind, das in einem Bordell aufwächst, wird das als völlig normal empfinden, bis es mit den Normen der Außenwelt in Kontakt kommt. Wenn dann aus dem Kind ein reflektierender Erwachsener geworden ist, wird der ein Bewußtsein davon entwickeln, welche Spuren eine als normal empfundene Kindheit bei ihm hinterlassen hat.
Bei meinen Gesprächspartnern war das in der Regel anders. Die meisten lehnten es ab, sich mit der Frage zu befassen, wie sich der Krieg auf ihr weiteres Leben ausgewirkt haben könnte. Sie wollten von ihren Kindheitserinnerungen erzählen, die sie gern mit dem Satz einleiteten: "Wir haben in dieser Zeit auch viel Schönes erlebt."
Selbst im nachhinein fehlte der Mehrzahl der Betroffenen das angemessene Gefühl für das, was sie an Schrecken erfahren hatte. Daß das Haus der Lieblingstante, in dem man so viel Schönes erlebt hatte, von Bomben komplett zerstört worden war, das erwähnte ein Mann nur beiläufig; bei mir kam es so an wie: nichts Besonderes, sowas hat man eben weggesteckt. Sprach ich meine Interviewpartner darauf an, dann stellte sich heraus, daß sie auch das Festhalten an eigentlich unpassenden Gefühlen heute noch "ganz normal" fanden.
Aber daran allein konnte es nicht liegen. Ich habe Erfahrung mit schweren Themen - Nazizeit, Holocaust, psychische Erkrankungen, Kindstod - aber eine vergleichbar niederdrückende Stimmung und Konfusion hatte ich noch nicht erlebt.
Die Verwirrung ging schon damit los, daß es eine ganze Weile dauerte, bis ich begriff, daß es sich bei den Jahrgängen von 1930 bis 1945 in Wahrheit um mehrere Generationen handelt. Denn es macht einen großen Unterschied, in welchem Alter ein Kind diesem Krieg ausgeliefert war: ob als Säugling, als Kleinkind, oder ob vor oder nach der Pubertät.
Natürlich hätte ich auch eine andere Zeitspanne wählen können, zum Beispiel von 1928 bis 1950, aber ich entschied mich, vor allem um die Arbeit halbwegs überschaubar zu halten, für jene fünfzehn Jahrgänge, beginnend mit der Flakhelfergeneration, und am Ende jene Kinder, die auf der Flucht geboren wurden. Gerade diese Eckpunkte machen noch einmal deutlich, daß es nicht um eine, sondern um mehrere Generationen geht.
Und dennoch gibt es viele Ähnlichkeiten in den Aussagen über die Kriegszeit und die schweren Jahre danach. Zum Beispiel der Satz: Es war nie langweilig. Und: Was wir damals erlebt haben, war für uns normal. Soll heißen: Wir haben das, was der Krieg mit sich brachte, als normal empfunden, zumal es ja allen Familien ringsum genauso ging, und wir haben uns in unserem Alltag so wenig wie möglich vom Krieg stören lassen.
Nun ist ja bekannt, daß kleine Kinder auch extreme Lebensumstände hinnehmen, wie sie sind. Romanautoren haben sich davon immer wieder inspirieren lassen, daß solche Prägungen ihre eigene Dynamik entwickeln. Ein Kind, das in einem Bordell aufwächst, wird das als völlig normal empfinden, bis es mit den Normen der Außenwelt in Kontakt kommt. Wenn dann aus dem Kind ein reflektierender Erwachsener geworden ist, wird der ein Bewußtsein davon entwickeln, welche Spuren eine als normal empfundene Kindheit bei ihm hinterlassen hat.
Bei meinen Gesprächspartnern war das in der Regel anders. Die meisten lehnten es ab, sich mit der Frage zu befassen, wie sich der Krieg auf ihr weiteres Leben ausgewirkt haben könnte. Sie wollten von ihren Kindheitserinnerungen erzählen, die sie gern mit dem Satz einleiteten: "Wir haben in dieser Zeit auch viel Schönes erlebt."
Selbst im nachhinein fehlte der Mehrzahl der Betroffenen das angemessene Gefühl für das, was sie an Schrecken erfahren hatte. Daß das Haus der Lieblingstante, in dem man so viel Schönes erlebt hatte, von Bomben komplett zerstört worden war, das erwähnte ein Mann nur beiläufig; bei mir kam es so an wie: nichts Besonderes, sowas hat man eben weggesteckt. Sprach ich meine Interviewpartner darauf an, dann stellte sich heraus, daß sie auch das Festhalten an eigentlich unpassenden Gefühlen heute noch "ganz normal" fanden.
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Autoren-Porträt von Sabine Bode
Sabine Bode, Jahrgang 1947, begann als Redakteurin beim »Kölner Stadt-Anzeiger«. Seit 1978 arbeitet sie freiberuflich als Journalistin und Buchautorin und lebt in Köln.Sie ist eine renommierte Expertin auf dem Gebiet seelischer Kriegsfolgen.Ihre Sachbücher »Die vergessene Generation«, »Kriegsenkel«, »Nachkriegskinder« und »Kriegsspuren« sind Bestseller und wurden in mehrere Sprachen übersetzt.
Bibliographische Angaben
- Autor: Sabine Bode
- 2012, 41. Aufl., 320 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Kartoniert (TB), Deutsch
- Mitarbeit:Reddemann, Luise
- Verlag: Klett-Cotta
- ISBN-10: 3608947973
- ISBN-13: 9783608947977
- Erscheinungsdatum: 21.03.2017
Rezension zu „Die vergessene Generation “
»Ein Buch, das in der Rückschau den Blick auf die Geschichte für immer verändert hat: "Die vergessene Generation. Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen"« Maren Keller, Der Spiegel, 15.12.2018 Maren Keller SPIEGEL 20181215
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