Die Zwerge Band 2: Der Krieg der Zwerge
Die Abenteuer um Tungdil und seine Gefährten gehen weiter: Im Geborgenen Land herrscht Feststimmung. Doch während alle den Sieg über den verräterischen Magus Nôd'onn feiern, ist ein Heer hinterhältiger Orks bereits auf dem Weg, um das Zwergenreich zu...
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Die Abenteuer um Tungdil und seine Gefährten gehen weiter: Im Geborgenen Land herrscht Feststimmung. Doch während alle den Sieg über den verräterischen Magus Nôd'onn feiern, ist ein Heer hinterhältiger Orks bereits auf dem Weg, um das Zwergenreich zu zermalmen.
Das Schwarze Wasser, das Vermächtnis des Toten Landes, hat sie unsterblich werden lassen.
Der Krieg der Zwerge von MarkusHeitz
LESEPROBE
Das Geborgene Land, Königreich Gauragar,
300 Meilen nördlich des Schwarzjochs,
6234. Sonnenzyklus, Spätwinter
Ein Schweißtropfen ranndurch das fettige Haar über die Stirn und suchte sich seinen Weg durch Schmutzund mit Ruß vermengten Talg, der das grünhäutige Gesicht an manchen Stellen sodick wie eine Messerklinge bedeckte. Er kroch über den Rücken der breiten Nase,sickerte auf die Oberlippe und wurde von einer schwarzen Zunge gierigabgeleckt. Stoßweise drang der Atem aus dem hässlichen Mund; bemalte Hauerstanden daraus hervor und wiesen ihren Besitzer als hochrangigen Anführer aus.Die breiten Kiefer öffneten sich.
»Runshak!« Ushnotz brüllte seinen Untergebenen herbei.
Der Rottenführer spurtete an der Kolonne von eilig marschierendenOrks vorbei, um zu seinem schnaufenden Fürsten zu gelangen, der auf einerErhebung neben dem Zug zum Stehen gekommen war.
Seit der Schlacht am Schwarzjoch, die sie gegen die Heereder Menschen, Elben und Zwerge verloren hatten, befanden sie sich auf hastigemRückzug gen Norden, um in das Graue Gebirge und weiter zur Pforte am SteinernenTorweg zu gelangen. 850 mörderische Meilen, bis sie in ihrem neuen Reicheinträfen.
Aber erst galt es, die vor ihnen befindlichen Nebenbuhler zubeseitigen.
Runshak lief den Abhang hinauf und kam neben Ushnotz zum Stehen,der einmal einen großen Teil des weit im Süden gelegenen Orkreichs Toboriborsein Eigen genannt hatte. »Haben wir sie eingeholt?«
»Sieh«, wies Ushnotz ihn an und deutete auf die Ebene, diesich zwischen den sanften Hügeln Gauragars erstreckte. Sie maß gut und gernanderthalb Meilen im Durchmesser; das ablaufende Tauwasser der Hügel hatteschmale Gräben in der Erde hinterlassen, die von oben betrachtet wie dunkleLinien aussahen. Sie tru
gen das Wasser an den östlichen Rand, wo es versickerte. Bewachsenvon grünendem Gras und einigen laublosen Büschen sowie Bäumen, bot die Flächekeinerlei Schutz gegen den Wind. Oder Feinde.
Dort unten wimmelte es von schwarzen Flecken, welche den einstunberührten Einschnitt bevölkerten.
Runshak schätzte ihre Gesamtzahl auf mehr als zweitausend. Alsbefänden sie sich in allergrößter Sicherheit, hatten sie ihr Lager aufgeschlagenund sogar aus dem austreibenden Holz mehrere Feuer entzündet, derenQualmwolken weithin sichtbar in den klaren Himmel stiegen.
Ushnotz legte eine Hand an die breite Stirnplatte, um die Augenvor den hellen Sonnenstrahlen zu schützen, und schaute auf die Flecken. Diebreiteren von ihnen waren Orks und die schmaleren ihre kleineren Verwandten,die Bogglins. An Kraft und Statur den Orks weit unterlegen, waren Bogglins umsoflinker und beweglicher; aber sie waren auch feige, was man ihnen mit ein paargelegentlichen Hieben austreiben musste. »Nordorks und Bogglins. Die Dämlichenhaben sich gefunden und zu einem Bündnis der Dummheit zusammengeschlossen«,grunzte er verächtlich. Nöd'onn hatte sie angeschleppt, um eine gewaltigeStreitmacht gegen die Menschen aufzustellen. Doch der vertriebene Fürst Toboriborshatte am Schwarzjoch bald herausgefunden, dass die Nordorks im Kopf zu wildwaren, um gute Krieger zu sein. Sie handelten wie gierige Wölfe, während seineOrks folgsame, aber nicht minder schlagkräftige und weitestgehend gezähmteHunde waren. Und Bogglins taugten schon gar nichts ...
»Sag meinen Soldaten, sie sollen sich bereit machen. Wirgreifen sie an, sobald sie sich die Wänste voll geschlagen haben und faul anden Feuern liegen.«
Runshak nickte und rutschte den Abhang hinab, kehlige Befehlerufend, die von den Sippenführern nicht minder leise aufgenommen wurden. Kurzdarauf klirrten Rüstungen, Panzerplatten schabten aneinander, als sich aus demgewaltigen Tross von fünftausend Orks kleinere Einheiten formierten. Bogenschützenwanderten nach hinten, die Spieß- und Lanzenträger nach vorn.
Der Orkfürst beobachtete die Vorbereitungen mit großer Zufriedenheit;die wulstigen, schwarzen Lippen verzogen sich zu einem Grinsen und zeigtenseine bemalten Hauer in voller Pracht.
Was er sah,gefiel ihm. Ein tiefes, leises Grollen drang aus seiner Kehle.
Er holtetief Luft und ließ ein beeindruckendes Brüllen ertönen. Das Stampfen der Füßeendete abrupt, Stille kehrte ein.
»Nöd'onnhat sein Versprechen nicht gehalten und uns im Stich gelassen. Die Rotblutervermuten uns im Süden, wir aber ziehen nach Norden, um uns ein neues Reich zuschaffen«, verkündete er ihnen. Mit dem Bild einer neuen Heimat vor Augenwürden sie sich mit aller Macht in den Kampf stürzen, trotz der Strapazen desGewaltmarsches. Er zog das gezackte Schwert und reckte es gegen die Ebene, wodie Feinde warteten. »Sie sind uns im Weg! Sie sind die Schoßhündchendes Zauberers, mit dem unser Elend erst anfing. Wenn wir sie vernichtet haben,steht uns nichts mehr im Weg. Die Rotbluter sind viel zu langsam, sie werdenuns nicht mehr einholen.« Er lachte böse. »Die paar Reiter, die sie zu unsschicken, werden uns mitsamt ihrer Gäule als Mahl dienen!«
Seine Orksgrölten quiekend ihre Zustimmung, klopften mit den Speerenden auf die Erde undtrommelten mit den Schwertern gegen Schilde und Rüstungen.
Er hob dieWaffe, worauf sie folgsam verstummten. In die eintretende Stille hinein aberdrang die ketzerische Frage: »Warum überholen wir sie nicht, anstatt gegen siezu kämpfen?«
Ushnotzsgute Ohren machten den Ork, der sich gegen seine Entscheidung stellte, sogleichin der Menge aus. Es war Kashbugg, ein stets aufmüpfiger Geist, den er vonseinem Vater Raggshor vererbt bekommen hatte.
Der Orkfürst hatte diesen damals in einer ähnlichen Lage erschlagen.Es war vor der Schlacht am Schwarzjoch gewesen; Raggshor hatte seine Bedenkenan einem Feldzug gegen einen Berg laut geäußert. Offene Auflehnung undWiderspruch duldete Ushnotz, der sich für den Klügsten von allen hielt, nicht,auch nicht von einem, den er als schlauen Krieger schätzte, und so war Raggshordurch seine Hand gestorben. Diese einfache Lösung zog er für dessen Nachkommennun gleichfalls in Betracht.
»Kashbugg,halt's Maul«, röhrte er und setzte ein Brüllen zur Einschüchterung hinterher.
Das schien Kashbugg jedoch nicht zu beeindrucken. Er trat nachvorn, das Schwert gezogen und den Schild zur Abwehr erhoben. »Nein. Ich sage,wir überholen sie und sind vor ihnen am Steinernen Torweg. Wir besetzen dieTore und lassen sie sich die Köpfe einrennen.« Er stemmte die Stiefel festgegen den Boden und suchte einen sicheren Stand, da er mit einem Angriff rechnete.»Wir sind nicht mehr so viele wie in den Tagen vor der großen Schlacht,Ushnotz, wir müssen jetzt anders kämpfen. Wir haben am Schwarzjoch genugverloren. Hättest du auf meinen Vater gehört, wäre uns die Niederlage dorterspart geblieben.« Einige zustimmende Grunzer ertönten aus der Masse.
Das gefielUshnotz gar nicht. Lag eben noch der süße Duft eines Sieges in der Luft, stankes jetzt unvermittelt nach Rebellion. Er richtete sich zu seiner vollen Größeauf, bleckte die Hauer und spannte seine Muskulatur an, dann nahm er Anlauf undsprang den Hang hinab, um genau vor Kashbuggs Füßen zu landen.
»Ich habe eineschlechte Nachricht für dich«, grollte er, den Kopf gesenkt und ein bösesFunkeln in den gelben Augen. Er täuschte einen Schlag mit seiner Waffe an, undals der Ork mit seinem Schild parieren wollte, duckte er sich unter dem Schutz hindurch,zog dabei den Dolch und rammte ihn Kashbugg seitlich schräg unter die Achselbis ins Herz. Dunkelgrünes Blut spuckend, brach der Ork zusammen. »Du bist derErste von uns, der stirbt. Wie dein schlauer Vater damals am Schwarzjoch.«Herausfordernd hob er den breiten Kopf. »Noch jemand?«
Esverwunderte den Fürsten nicht, dass sich keiner meldete. Mehr jedochverwunderte es ihn, dass sich der Erstochene plötzlich erhob. Kashbugg pressteeine Klaue auf seine Wunde, die sich bereits wieder schloss.
Ushnotzerholte sich schneller von seiner Überraschung als Kashbugg, der immer nochüber seinen Nichttod staunte, und jagte dem Aufmüpfigen die Klinge dieses Malfrontal durch den Leib. Der Ork plumpste auf seinen Hintern und starrte aufBlut. Wieder sah es nicht danach aus, als stürbe er.
»Was istmit dir, verfluchter Unruhestifter?«, schrie ihn der Fürst wütend an, packteihn am Kragen und riss ihn auf die Beine. »Wie kannst du es wagen, nicht zukrepieren?« Ein drittes Mal durchdrang das gezackte Schwert den Leib, aberaußer einem gurgelnden Lachen aus Kashbuggs Mund, aus dem mit Speichel vermengtesBlut rann, ereignete sich nichts. (...)
© Piper Verlag GmbH, München 2004
Autoren-Porträt von Markus Heitz
Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik undGeschichte und lebt als freier Autor in Zweibrücken. Sein aufsehenerregenderErstling »Schatten über Ulldart«, der Auftakt zum sechsbändigen Epos »Ulldart -Die Dunkle Zeit«, wurde mit dem Deutschen Phantastik Preis 2003 als »BestesRoman-Debüt National« ausgezeichnet. Seit dem sensationellen Bestseller »DieZwerge« gehört Markus Heitz zu den erfolgreichsten deutschen Fantasy-Autoren.Auch dieser Roman ist für den Deutschen Phantastik Preis 2004 in der Kategorie»Bester Roman National« nominiert, Markus Heitz ist als »Autor des JahresNational« auf der Hotlist.
Weiteres zum Autor: www.mahet.de und www.ulldart.de
Interview mit Markus Heitz
In Ihrem bisher dreibändigenZwergen-Epos erschaffen Sie das Geborgene Land, in dem Menschen, Zauberer undElben leben und das von den Zwergen geschützt wird. Wie gehen Sie vor, wenn Sieso eine komplette Welt erschaffen? Zeichnen Sie Landkarten? Legen SieKarteikarten über jeden einzelnen Charakter an?
EinFantasy-Buch beginnt bei mir mit Tüfteln. Denn was ich vorher entwerfe, mussich mir während des Schreibens nicht ausdenken, so einfach ist das. Es erleichtertdie Arbeit ungemein, macht Spaß und hilft mir, mich noch besser in die Welthineinversetzen zu können. Aus einer Handvoll Ideen wird eine Struktur, derUmriss einer Landkarte, aus der sich nach und nach die verschiedenen Reicheentwickeln. Dann erhalten die verschiedenen Völker ihre Besonderheiten, ihreVorlieben, ihre Freund- und Feindschaften. Einiges an Ideen gibt es im Vorfeld,einiges entsteht aber auch beim Kreieren der Welt. Eins kommt zum anderen.Ursprünglich waren es übrigens neun Zwergenstämme statt fünf, es wurde aber zuGunsten der Übersichtlichkeit ausgedünnt. Es gab auch mal die Unterscheidungzwischen Elben und Elfen, zwei Völkern, die sich ähnlich sind, aber dennochgroße Unterschiede haben. Vielleicht nutze ich die Idee bei einem anderen Buch.
Wenn dasalles steht, geht es an die Ausarbeitung der Charaktere. Früher hatte ich malKarteikarten, heute sind es Dateien. Da sind Äußerlichkeiten ebensofestgehalten wie persönliche Eigenheiten, Einstellungen zum Humor, wichtigeEreignisse in der Vergangenheit und vieles mehr.
Gerade beimUlldart-Zyklus sind sehr viele russische Anklänge zu finden. Kein Wunder, dieNordreiche des Kontinents sind stark an das Russland der Zarenzeit angelehnt.Mit dem Geborgenen Land verhält es sich anders. Da war mir daran gelegen, denCharakteren den Klang zu geben, der zu ihnen passt. Sinthoras und Caphalor sindBösewichte, aber eben sehr elegante Bösewichte, denen Namen wie Gronsha oderHerbert nicht gestanden hätten. Sinthoras klang für mich schnell, gefährlich;Caphalor macht Eindruck. Man erwartet eine eindrucksvolle, düsterePersönlichkeit. Also, mir ging es so.
Und wie kommen Sie auf die Namen?
Na, ichgrübele, lese Namen und Bezeichnungen um mich herum vorwärts und rückwärts,betrachte meine alten Schulfremdsprachen- und Studiumsbücher, stöbere inNamensbüchern, baue um und verfremde, bis der Name dabei herauskommt, mit demich zufrieden bin. Manchmal sind es auch existierende Namen wie Govan,Zvatochna oder Norina, auf die ich zurückgreife. Es kann sein, dass einCharakter in einem Buch lange Zeit einen Platzhalter erhält, weil ich nochkeinen passenden Namen gefunden habe.
Tungdil, der bereits im ersten Band"Die Zwerge" auftaucht, ist bei dem Magier Lot-Ionan unter den Menschenaufgewachsen und kennt die Bräuche seines Volkes nur aus Geschichten. Warum istgerade er prädestiniert, seinem Volk zu helfen? Was zeichnet ihn aus?
Dass er mitanderen Augen und anderem Denken an die Aufgaben herangeht. Das nennt man wohl"frischen Wind". Er vereint angeborene zwergische Eigenheiten mit der Erziehungder Menschen und dem Wissen eines Gelehrten. Wo die üblichen Zwerge ein wenigbetriebsblind sind, hat Tungdil den Vorteil, nicht in dem Maße durchTraditionen und Lebensanschauungen eingeengt zu sein.
Auch in "Der Krieg der Zwerge"müssen Tungdil und seine Verbündeten in die Schlacht gegen Feinde desGeborgenen Landes ziehen. Wie ist es Ihnen nach "Die Zwerge" gelungen, eineFortsetzung zu schreiben, die ähnliche Mittel einsetzt und dennoch frisch undspannend ist?
Indem ichmir vornehme, das zu schreiben, was mich unterhalten und überraschen würde. Esist der zweite Band, und das bedeutet, dass ich neue Facetten der Zwergenweltzeigen kann. Nach "Zwerge für Einsteiger" kommt "Zwerge für Fortgeschrittene", indem eine neue Gemeinschaft der Zwerge vorgestellt und ein Blick auf dieZwergenhasser in den eigenen Reihen geworfen wird. Die einen haben sich aus denZwergenreichen zurückgezogen und führen ein Leben abseits der Traditionen; dieanderen verfolgen die Absicht, alle Stämme zu vernichten. Auch die Bedrohungund die Herausforderungen für Tungdil müssen andere sein als im ersten Band,das war klar. Bis zur Hälfte des Buches wird der Leser auf eine falsche Fährtegeführt, bis die plötzliche Wendung kommt - von der natürlich auch Tungdil undseine Freunde überrascht werden.
Im dritten Band, "Die Rache derZwerge", scheint Tungdil zunächst müde und kraftlos, sein Aussehen wirktverwahrlost, und seine Worte werden angezweifelt. Was ist mit dem Helden von einstgeschehen?
Jetzt kommtmein Lieblingssatz: Aus dramaturgischen Gründen kann ich dazu leider nichtssagen Na, es wird klar sein, dass auch ein Zwerg vor privatenSchicksalsschlägen nicht gefeit ist. Auch die Liebe spielt in den Büchern eineRolle, und diese Angelegenheit ist niemals einfach. Gerade nicht für Tungdil.Ein Charakter wie er, ein Zwerg, dessen Einstellungen weder zu Menschen noch zuZwergen passen wollen, kommt sehr schnell in Bedrängnis. Er steht im Grundezwischen allen Ambossen, um beim Zwergenbild zu bleiben. Da ist viel Platz fürKonflikte, für Tragödien. Mehr Andeutungen wird es nicht geben. Sie wissenschon, aus dramaturgischen Gründen
In "Die Rache der Zwerge" sieht sichdas Kleine Volk mit den gefährlichsten Wesen konfrontiert, die je ihr Reichbedroht haben: mit Halbkreaturen, die sich mit todbringenden Maschinen umgebenund mit magischen Kräften vorgehen. Wo liegt der Ursprung für ihren Hass, mitdem sie auf die Zwerge losgehen? Und warum müssen sich die Zwerge eigentlich auchnoch untereinander bekämpfen, wo ihnen allen große Gefahren von außen drohen?
Die Zwerge in der Gesamtheit bekämpfensich nicht. Es gibt die absolut Unbelehrbaren, die Zwergenhasser, die derartverblendet sind, dass sie ihr Ziel niemals aufgeben. Dadurch erschüttern sieunvermittelt auch den Fortbestand des Geborgenen Landes, was sie vorher nichttaten. Sie wurden radikaler - oder stecken vielleicht ganz andere hinter denAnschlägen, die im Buch geschehen? Die Halbkreaturen haben im Grunde nichtsgegen die Zwerge oder gegen das Geborgene Land. Sie haben einen Auftrag, densie erfüllen möchten. Und wenn sich ihnen dabei etwas in den Weg stellt, tja,dann beseitigen sie dieses Hindernis. In den seltensten Fällen würden sie eineUmgehung benutzen. Ganz anders verhält es sich mit der Frage nach derMotivation ihres Auftraggebers. Es wäre aber gemein, etwas dazu zu sagen. Undweil es noch gemeiner ist, nichts zu sagen, tue ich lieber das.
Was, glauben Sie, fasziniert dieLeser am Kampf der Zwerge gegen das Böse? Und worin liegt Ihre eigeneFaszination? Es heißt, sie hätten sich anfangs gar nicht so sehr für Zwergeinteressiert!
Falsch. Ichwurde gefragt, ob ich mir eine Geschichte in einer klassischen Fantasyweltvorstellen kann. Ich konnte. Und wählte von Beginn an die Zwerge, auch wenn esmit den Elfen wahrscheinlich -mit den Augen eines Kaufmanns betrachtet -einfacher gewesen wäre. Aber Elfen sind mir zu perfekt, zu schön, zu arrogant,zu überlegen, zu glatt und mir persönlich damit zu langweilig. Ich finde sienicht schlecht, aber sie reizen mich nicht, weswegen ich lieber die Gegenrasseentworfen habe, die Albae, das abgründige Spiegelbild der Elben. Zwergewiederum haben was Kerniges, ihren eigenen Sturkopf und ihre eigene Art vonHumor, sie sind gradlinig und sagen, wenn ihnen etwas nicht passt. KleineGestalt, großes Herz. Dazu kam noch, dass sie in der Herr-der-Ringe-Verfilmungein bisschen schlecht wegkamen, wie ich fand.
Warum denn das?
An waserinnert man sich, wenn man Gimli nur aus dem Film kennt? Richtig, er wurdegeworfen, er war der Spaßmacher wider Willen, der vom Pferd fällt und schreit,es sei Absicht. Als er sich dann vor der Schlacht bei Helms Klamm an einerStelle der Mauer aufstellt, wo er nichts, aber auch gar nichts von den Feindensieht, die Scharen anrücken, dachte ich mir: Nein! So etwas würden meine Zwerge niemals tun. Meine Zwerge können undsind mehr als Stichwortgeber. Über die Faszination beim Leser kann ich nurspekulieren, da müsste man die Leser selbst fragen. Für mich liegt sie darin,dass die Zwerge sich in ihrer unnachahmlichen Art gegen das Böse stemmen, nichtaufgeben und, wenn man so möchte, die hart gesottenen Schutzengel desGeborgenen Landes sind.
Zurück zu Ihren schriftstellerischenAnfängen: Ihr erstes literarisches Projekt war das insgesamt sechsbändige"Ulldart"-Epos. Lag der Erstling "Schatten über Ulldart" lange im Schreibtisch,oder war es leicht für Sie, einen Verlag zu finden?
Es war eineFügung, schätze ich. Geschrieben hatte ich das Buch nur für mich, um zu sehen,ob ich nach unzähligen Kurzgeschichten einen Roman im Griff haben kann. EineVeröffentlichung war nie geplant. Freunde haben es gelesen und wollten, dassich es einsende. Nach langem Zögern habe ich das getan und nicht wirklich mitErfolg gerechnet. Das Manuskript ging im Jahr 2000 an vier Verlage. Von zweienhabe ich nie wieder was gehört. Dann meldete sich der Heyne-Verlag und hatgekauft, danach meldete DroemerKnaur noch Interesse an. Leider einen Tick zuspät.
Anscheinendwar ich damals mit dem richtigen Buch zur richtigen Zeit am richtigen Ort, habeden passenden Lektor und den passenden Verlagsverantwortlichen gefunden. Heuteweiß ich, wie schwer es ist, auf diesem Weg zu einer Veröffentlichung zukommen.
MitDroemerKnaur habe ich inzwischen Projekte auf einem anderen Sektor, und ausHeyne wurde - was Fantasy angeht - inzwischen der Piper-Verlag, bei dem ichmich sehr gut aufgehoben fühle.
"Schatten über Ulldart" wurde mitdem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet. Sie haben sich sozusagen mit einemPaukenschlag in der Welt der Fantasy eingeführt. War dieser Erfolg wichtig fürIhr weiteres Schreiben, oder hätten Sie - ganz nach Zwergenmanier - sowiesoniemals aufgegeben?
Es warzunächst nicht geplant, mit Ulldart auf den Markt zu gehen. Aber nachdem ichdie Unterstützung meiner Freunde bekommen hatte, war schon der Wunsch gewecktworden, mal ein Buch von mir verlegt zu sehen. Aber ich hätte es nichterzwungen. Ich war zu dem Zeitpunkt freier Mitarbeiter einer saarländischenTageszeitung und verdiente so mein Geld: Stadtratssitzungen,Kleintierzüchtervereine (Der deutsche Widder hat nicht zwangsläufig was mitSchafen zu tun!), Umfragen, lokalpolitische Veranstaltungen,Theateraufführungen, Abiturfeiern, Faschingsbälle - das volle Programm einer Mittelstadt.Vermutlich hätte ich das Manuskript einfach wieder und wieder eingeschickt.Steter Hammerschlag knackt den Stein, oder so ähnlich.
Könnten Sie sich nach Ihren großenErfolgen in den Genres Fantasy und Science-Fiction auch vorstellen, etwas komplettanderes zu schreiben? Beispielsweise einen Krimi?
Abwechslungist mir wichtig, sonst wird es mir langweilig. Das wäre wie jeden Tag Pasta.Auch wenn ich die Soße tausche, ist es immer noch Pasta. Es wird Zeit für neueKost. Richtig neue Kost, und da habe ich zwei Dinge auf dem Speiseplan. Ichplane zum einen ein neues, ungewöhnliches Fantasy-Projekt, für das ich den Piper-Verlaggewinnen konnte. Sehr spannend, aber mehr kann ich noch nicht verraten. Strenggeheim!
Den Bereich"Horror" werde ich mit "RITUS" betreten, einem historischen Werwolf-Roman, derim April 2006 bei DroemerKnaur erscheinen wird. Der Verlag kam zwar bei Ulldartzu spät, aber mit den Wölfen voll zum Zug. Diese Geschichte ist äußerstreizvoll, weil er eine Begebenheit im Frankreich des 18. Jahrhundertsbehandelt. Das Buch hat zwei Fäden: die Geschehnisse des 18. Jahrhunderts unddie Gegenwart, in der ein Nachfahre des Jägers Chastel unterwegs ist, umfortzuführen, was 1764 in Frankreich begann. Die Art und die Anzahl derbeschriebenen Morde des historischen Teils hat es gegeben, etlicheRoman-Personen existierten. Bis heute ist das Rätsel von Gévaudan ungeklärt.Die Bilanz ist heftig: etwa 250 registrierte Angriffe durch das Wesen, mehr als130 Tote und unzählige Verletzte. Es gab riesige Treibjagden mit 40.000Treibern und tausenden Jägern, um das Wesen zu stellen. Zirka 10.000 LivresBelohnung (72 Livres waren damals in etwa das Jahresgehalt eines Arbeiters)lockten Jäger aus ganz Europa nach Südfrankreich. Die Grundstory ist in Frankreichpopulär und diente dem Film "Pakt der Wölfe" als Vorlage. Ich gehe einenanderen Weg, beschäftige mich mit dem Mann, der die Bestie offiziell erlegte:Jean Chastel, außerdem mit seinen beiden Söhnen Antoine und Pierre.
Wenn Sie sich nicht Ihren großenWunsch erfüllt hätten und Schriftsteller geworden wären: Hätten Sie vielleichtauch Erfolg im Entwickeln von Computerspielen gehabt? Auch dort geht es darum,neue Welten zu kreieren. Würde Sie so etwas interessieren?
Ich binRollenspieler auf Entzug, das Bücherschreiben ist sozusagen mein Methadon.Ungefähr 16 Jahre war ich in anderen Welten unterwegs, von Star Wars überShadowrun, AD&D, Vampire, DSA und viele, viele weitere Welten. Es ging vonklassischer Fantasy über Horror bis Science-Fiction. Heute fehlt mir die Zeitdazu.
Wäre ichnicht Schriftsteller geworden, hätte es mich entweder hauptberuflich in dieLehrerecke in ein Gymnasium verschlagen (mein Pädagogikum habe ich), oder ichwäre beim Journalismus geblieben. In meiner Freizeit hätte ich mich weiterhinmit Rollenspielen beschäftigt. Tatsächlich ist Ulldart als Rollenspielweltkonzipiert. Im Internet findet man unter www.ulldart.dedie komplette Welt, mit Karten, Beschreibungen, Maßen, Gewichten und Währungen,allerdings ohne Regelsystem. Ich weiß, dass einige Gruppen nach eigenen Regelnauf Ulldart Abenteuer erleben.
Es wärenatürlich schon toll, wenn man aus Ulldart oder aus dem Geborgenen Land einPC-Game machen würde, entweder als Rollenspiel oder Echtzeit-Strategie-Spiel.Potenzial dazu haben beide Welten.
Um noch einmal auf die Welt derZwerge zurückzukommen: Im November 2003 erschien "Die Zwerge", im Oktober 2004"Krieg der Zwerge", im September 2005 erscheint "Die Rache der Zwerge" - nachAdam Ries müsste im August 2006 Band 4 des Zwergen-Epos herauskommen. Richtig?
Ich war niebesonders gut in Mathe, von daher stehe ich mit Adam Ries auf Kriegsfuß.Deswegen: Bevor ich zwergisch bis vier zähle, kommt noch einmal die eins,allerdings in einer ganz anderen Sprache. Der Piper-Verlag lässt mir diesenFreiraum, was ich sehr gut und sehr mutig finde. Man hätte genauso gutversuchen können, mich zu überreden: "Herr Heitz, schreiben Sie nächstes Jahrmal lieber noch einen vierten Zwergenband." Dem war aber nicht so. Im Frühjahrwird das neue phantastische Universum entworfen, die nächste Welt entsteht, diees - meines Wissens - so noch nicht gibt.
Aber allenZwergen-Fans sei gesagt: Der Plot für einen vierten Band liegt im Tresor, under wird gewiss zum Einsatz kommen. Dazu gefällt er mir zu gut. Das GeborgeneLand darf vorerst mal durchatmen, bevor ich mich darin mit neuem Elan austobe.Wer dann mit von der Partie sein wird? Die Überlebenden aus "Die Rache derZwerge". Wer auch immer das sein möge.
Die Fragen stellte Eva Hepper,Literaturtest.
- Autor: Markus Heitz
- 2015, 25. Aufl., 608 Seiten, Maße: 12 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Piper
- ISBN-10: 3492700934
- ISBN-13: 9783492700931
- Erscheinungsdatum: 29.09.2004
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