Dunkle Träume
Als Alleinerbin des riesigen Vermögens ihrer Großmutter sieht sich Rain inmitten eines entsetzlichen Familienzwistes. Der Zorn ihrer Mutter, die Intrigen ihres Stiefvaters und die Machtspiele ihrer herzlosen Tante Victoria machen Rain das Leben zur Hölle....
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Als Alleinerbin des riesigen Vermögens ihrer Großmutter sieht sich Rain inmitten eines entsetzlichen Familienzwistes. Der Zorn ihrer Mutter, die Intrigen ihres Stiefvaters und die Machtspiele ihrer herzlosen Tante Victoria machen Rain das Leben zur Hölle.
Einzig die Geduld und Liebenswürdigkeit eines Fremden wecken in ihr neue Hoffnung. Doch gerade als Rain ihm ihr Herz öffnet, holt ihre Vergangenheit sie wieder ein.
DunkleTräume von V. C. Andrews
LESEPROBE
Prolog
Manchmal glaube ich, Mama Arnold nannte mich Rain,weil sie wusste, dass ich so viele Tränen vergießen würde. Andere Kinderhänselten mich oft und sangen: »Rain, rain, go away. Come again another day.« Als ich älter war, riefen mirJungen in der Schule oder auf der Straße zu: »You can rain on me anytime, girl.«Keiner von ihnen wagte das, wenn mein Bruder Roy in der Nähe war, aber erwusste, dass sie es oft taten, wenn er nicht da war. Einmal wurde er so wütenddarüber, dass er Mama Arnold anschrie und wissen wollte, warum sie mich Rain genannthatte. Als sie ihn daraufhin anschaute, stand ihr die Unschuld und Verwirrungins Gesicht geschrieben. »Wo ich herkomme«, erwiderte sie ruhig, »wo meineFamilie herkommt, ist Regen etwas Gutes, etwas Wichtiges. Ohne ihn würden wirverhungern, Roy. Diese Art Hunger hast du nie kennen gelernt, Gott sei Dank,aber ich erinnere mich daran. Wir nannten ihn Grundhunger, denn dann war derarme Bauch bis zum Grund leer. Und ich erinnere mich daran, diesen erstengesegneten Tropfen gespürt zu haben nach Tagen und Tagen andauernderTrockenheit. Mein Daddy und meine Mama waren so glücklich, dass sie ein- fachim strömenden Regen standen und sich völlig durchweichen ließen. Ich erinneremich an einmal «, fuhr sie lächelnd fort, »als wir uns alle an den Händenhielten und im Regen tanzten. Wir wurden alle bis auf die Knochen durchnässt,aber niemandem machte das was aus. Vermutlich sahen wir aus wie ein HaufenVerrückter, aber der Regen bedeutete Hoffnung und genug Geld, um zu kaufen, waswir brauchten. Manche Leute verlegten sich aufs Beten und auf alle möglichenRituale, die Regen bringen sollten. Den ersten Regenmacher sah ich, als ichetwa zehn war. Er war ein kleiner dunkler Mann mit Augen wie glänzendeLakritzkugeln. Alle Kinder glaubten, er sei elektrisch geladen, weil er so oft vomBlitz getroffen worden war. Deshalb hatten wir panische Angst davor, dass eruns berührte. Die Kirche bezahlte ihn. Nichts, was er anstellte, brachte auchnur einen Tropfen Regen. Als er ging, sagte er, wir müssten den Herrn irgendwieschrecklich erzürnt haben, dass er so unnachgiebig war. Weißt du, was das ineiner Gemeinde bewirkt, Roy? Jeder starrt den anderen vorwurfsvoll an und gibt seinenSünden die Schuld an diesen Problemen. Ich habe mal von einer Gemeinde gehört,die eine ganze Familie vertrieben hat, weil sie glaubten, die wäre verantwortlichfür die anhaltende Dürre. Als deine Schwester geboren wurde und ich sah, wieschön sie war, dachte ich, meine Güte, sie ist so hübsch und so voller Hoffnungfür uns wie ein guter Regen. Und da entschied ich, dass Rain ein guter Namesei.« Roy starrte sie offensichtlich überwältigt an. Beneatha senkte mürrischden Blick, weil sie nach einer Verwandten benannt worden war, und das war nichtviel im Vergleich zu dem, was Mama Arnold über mich gesagt hatte. Ich erinneremich, dass ich dachte, ich trüge eine größere Verantwortung wegen meinesNamens. Mama Arnold dachte, ich würde Glück bringen. Heute als ich mich anzog,um Großmutter Hudsons Grab zu besuchen, fand ich, Mama Arnold hätte keinengrößeren Irrtum begehen können. Anscheinend brachte ich jedem nur Unglück.Natürlich dachte Großmutter Hudson das nicht, als sie starb. Vielleicht tat siees am Anfang, als meine leibliche Mutter arrangierte, dass ich - angeblich ausWohltätigkeit - bei meiner Großmutter lebte. Auf diese Weise konnte meineleibliche Mutter, Megan Hudson Randolph, selbst vor ihrem Mann und besonders ihrenbeiden Kindern, Brody und Alison, geheim halten, dass sie auf dem Collegeschwanger geworden war und mich zur Welt gebracht hatte. Meine Großelternhatten meinem Stiefvater Geld bezahlt, um mich direkt nach der Geburtaufzunehmen. Jahre später hatte Großmutter Hudson mich zögernd aufgenommen wieeine Mutter, die die Sünden ihres Kindes verantworten und büßen muss. MamaArnold war viel kranker gewesen, als irgendeiner von uns wusste, und nachdemmeine jüngere Schwester Beneatha ermordet worden war und Ken, mein Stiefvater,davongelaufen und wegen bewaffneten Raubüberfalls verhaftet worden war, wollteMama Arnold sichergehen, dass ich in Sicherheit war. Wenn ich jetzt an den Tagzurückdenke, an dem sie meine leibliche Mutter zwang, uns zum Mittagessen zutreffen, und sie davon überzeugte, dass sie mich zurücknehmen musste, wird mirklar, eine welch starke Frau Mama Arnold wirklich gewesen war. GroßmutterHudson und Mama Arnold unterschieden sich nicht so sehr, wenn es um dieBedeutung der Familie und ihre Opfer für sie ging. Auf den ersten Eindrucksehen Leute wie Mama Arnold, die in ihrer Armut nur mühsam überleben, nichtnach viel aus. Meistens schleppen sie sich dahin, wirken erschöpft, vorzeitiggealtert, zynisch, hoffnungslos; der Blick ist so leer wie ausgebrannte Glühbirnen.Was die Menschen nicht sehen, ist die große Stärke, den Mut und den Optimismus,den Frauen wie Mama Arnold aufbringen, um gegen all das Böse um sie herumanzukämpfen, damit sie ihre Kinder beschützen können. Mama Arnold war unsereFestung. Es erscheint albern, diese zerbrechliche kleine Lady als eine Festunganzusehen, aber genau das war sie. Sie und ich waren nicht blutsverwandt, abersie war es, die mir beibrachte, Mumm zu zeigen. Ihretwegen ging ich aufrechter,und eines der Dinge, durch die Großmutter Hudson meine Zuneigung gewann, wardie Tatsache, dass sie dies anerkannte und Mama Arnold bewunderte. GroßmutterHudson und ich waren uns schnell sehr nahe gekommen. Ich liebte diese Frauwirklich und wusste, dass auch sie mich trotz ihres anfänglichen Zögernsliebte. Schließlich war sie eine Frau, die im alten Süden geboren undaufgewachsen war, förmlich und streng. Und da kam ich, eine Mulattin und ihreillegitime Enkeltochter. Sie war eine Frau, die keinen Flecken auf ihrem Kleid ertrug,viel weniger einen Flecken auf der Familienehre. Schließlich bewies sie jedochihre tiefe Zuneigung zu mir, indem sie arrangierte, dass ich zur Schauspielausbildungnach London kam, und indem sie mir viel von ihrem Besitz hinterließ:einundfünfzig Prozent ihres Hauses und des Grundbesitzes, fünfzig Prozent desGeschäftes und Anlagen im Wert von zwei Millionen Dollar, die mein Wohlergehenmehr als sicherstellten. Großmutter Hudsons jüngere Tochter, meine TanteVictoria, war so empört darüber, dass sie schwor, das Testament vor Gerichtanzufechten. Immer noch unverheiratet, leitete sie das Bauunternehmen derFamilie, führte Projekte durch, fühlte sich aber dennoch nicht entsprechendgewürdigt. Während meiner kurzen Zeit bei Großmutter Hudson hatte ichmiterlebt, dass sie ständig mit ihr im Kampf lag. Victoria lehnte ihre ältere Schwester,meine Mutter Megan, ab, die sie von ihrem Vater bevorzugt glaubte und die, wiesie fand, nur Rosinen im Kopf hatte. Vielleicht lehnte sie meine Mutterallerdings hauptsächlich ab, weil sie einen Ehemann wie Grant hatte, einen gutaussehenden, intelligenten, ehrgeizigen Mann, die Art Mann, die sie selbstgerne gehabt hätte und, wie sie glaubte, viel besser zu schätzen wüsste undzufrieden stellen könnte als Megan. Gegen Ende meiner Highschool-Zeit hatte GroßmutterHudson arrangiert, dass ich bei ihrer Schwester Leonora und meinem GroßonkelRichard in England lebte, wo ich die Richard Burbage School of Drama besuchte. WederGroßtante Leonora noch Großonkel Richard wussten, wer ich wirklich war. Sieglaubten, es sei ein Akt der Wohltätigkeit, ein armes Minderheitenkind zufördern. Die ganze Wahrheit erfuhren sie erst, als Großmutter Hudson starb. Alsich nach Großmutter Hudsons Tod zusammen mit meinem Großonkel und meinerGroßtante aus England zurückgerufen wurde, versuchten meine Mutter und ihr Mannmich zu einem Kompromiss zu überreden, bei dem ich auf einen Großteil meinesErbes verzichtet hätte. Ich glaube, sie beide sahen ihr Angebot als eineMöglichkeit, mich auszuzahlen und für immer loszuwerden. Aber ich war derAnsicht, dass Großmutter Hudson ein Ziel verfolgte mit dem, was sie getanhatte, und deshalb wollte ich nichts an diesem Testament ändern, kein einzigesJota. Meine Tante Victoria tobte weiter wegen des Testamentes und wollterechtliche Schritte dagegen einleiten - was Grant einen panischen Schrecken einjagte,weil er politische Ambitionen hatte. Das Letzte, was er wollte, war, dass diealte Affäre seiner Frau mit einem Afroamerikaner und meine Existenz öffentlichbekannt wurden. Selbst nach der Beerdigung hatten er und meine Mutter ihren Kindernnoch nicht die ganze Wahrheit gesagt. Brody mochte mich, aber Alison konntenicht verstehen, warum ich so viel erbte und ihre Familie mir so vielAufmerksamkeit schenkte. Sie verachtete mich, aber ich war mir nicht sicher, obdie Wahrheit etwas daran ändern würde. Deshalb schwirrten Geheimnisse und Lügenweiter in diesem Haus und in dieser Familie umher wie ein wild gewordenerBienenschwarm. Da ich im Augenblick alleine in diesem Herrenhaus lebte, konnteich förmlich hören, wie die Lügen umhersummten. Bald würden sie uns stechen unduns dann noch größere Schmerzen verursachen, aber jeder in dieser Familiekonzentrierte sich nur auf die eigenen Interessen und hatte einen Tunnelblick.Sie sahen es nicht. Mama Arnold pflegte immer zu sagen, niemand ist so blindwie diejenigen, die sich weigern zu sehen, die beiseite oder zu Boden schautenoder lieber ein Fantasiegebilde betrachteten als die Wahrheit. Diese Familieschoss dabei den Vogel ab, von den seltsamen Fantasien meines Großonkels inseinem Londoner Cottage bis zur Weigerung meiner Mutter, der Realität insGesicht zu sehen. Stattdessen kaufte sie sich beim geringsten Anzeichen vonWidrigkeiten oder Stress lieber etwas Neues zum Anziehen. Meine Tante Victoriamurrte über sie, beklagte sich und nannte sie eine zweite Scarlett O Hara, weilsie immer sagte: »Darüber mache ich mir morgen Gedanken.« Morgen, morgen - dazukam es jedoch nie, wie Victoria gerne jeden erinnerte. Ob meine Mutter sich demjetzt stellte oder nicht - für diese Familie war das Morgen gekommen. GroßmutterHudson hatte dafür gesorgt, dass dies durch ihr Testament geschah. Noch imTode, vielleicht besonders im Tode schwebte sie über ihrer Familie, schautestirnrunzelnd auf sie herab und verlangte, dass sie endlich die Verantwortungübernahmen für ihre Taten, für das, wer sie waren und was sie waren. (...)
© Blanvalet Verlag
Übersetzung:SusanneAlthoetmar-Smarczyk
- Autor: Virginia C. Andrews
- 2005, 2. Aufl., 493 Seiten, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Susanne Althoetmar-Smarczyk
- Übersetzer: Susanne Althoetmar-Smarczyk
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442357381
- ISBN-13: 9783442357383
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