Fast genial
Roman
Der neue Roman des gebürtigen Münchners Benedict Wells, dessen Debüt "Becks letzter Sommer" mit dem bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet wurde.
Der knapp 18-jährige Francis Dean lebt mit seiner psychisch kranken Mutter in...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Fast genial “
Der neue Roman des gebürtigen Münchners Benedict Wells, dessen Debüt "Becks letzter Sommer" mit dem bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet wurde.
Der knapp 18-jährige Francis Dean lebt mit seiner psychisch kranken Mutter in einem Trailerpark in New Jersey. Bisher gab er seinem Stiefvater Ryan die Schuld an allem. Doch dann erfährt Francis, dass sein ihm unbekannter leiblicher Vater ein Genie ist - und macht sich auf die Suche nach ihm.
Klappentext zu „Fast genial “
Die unglaubliche, aber wahre Geschichte über einen mittellosen Jungen aus dem Trailerpark, der eines Tages erfährt, dass sein ihm unbekannter Vater ein Genie ist, und sich auf die Suche nach ihm macht das Abenteuer seines Lebens.
Lese-Probe zu „Fast genial “
Fast genial von Benedict WellsEinen Tag nach dem Selbstmordversuch seiner Mutter saß Francis auf einer Bank am Hudson. Er war angespannt, denn er hatte etwas vor, was ihm eigentlich widerstrebte. Er wollte Ryan Wilco in seiner Kanzlei besuchen und sich von ihm Geld leihen. Sein Stiefvater hatte es ihm zwar oft angeboten, aber Francis hatte immer abgelehnt. Und seit Ryan sich an der Börse verspekuliert hatte, war er längst nicht mehr so großzügig. Das Haus in Long Island hatte er zwar behalten können, allerdings hatte er dafür einen Kredit aufnehmen müssen, den er nun monatlich abbezahlte. Doch Francis musste es einfach bei ihm versuchen. Durch den Brief seiner Mut ter wusste er endlich, was er zu tun hatte, und dafür brauchte er so viel Geld wie möglich.
Dampf stieg aus den Straßenschächten, alle paar Minuten ertönten Polizeisirenen, ein Presslufthammer dröhnte. Francis hatte der lärmenden Stadt den Rücken zugedreht und blickte auf den Fluss. Es war ein warmer Nachmittag, die Sonne spiegelte sich auf dem Wasser, neben ihm saß eine Japanerin in einem pinkfarbenen Trainingsanzug und telefonierte. Als Kind war Francis oft in New York gewesen. Er hatte Ryan in seiner Kanzlei besucht, und auch nach der Scheidung war er ein Mal die Woche mit ihm in Manhattan Mittag essen gegangen. Sein Stiefvater hatte versprochen, fuhr ins 41. Stockwerk. Die Kanzlei Franzen, Lieberman, van Berg & Wilco erstreckte sich über die ganze Etage. Francis erinnerte sich, wie Ryan vor etwa sieben Jahren end lich Partner geworden war und sie seinen Namen im Briefbogen aufgenommen hatten. Damals hatten sie noch als Familie zusammengelebt, es hatte eine ziemlich große Party gegeben, und Ryan hatte ihm ange boten, dass er sich zur Feier des Tages etwas von ihm wünschen dürfe. Offenbar hatte er sich damals gewünscht, dass Ryan die Scheidung beantragte, Aktien am neuen Markt
... mehr
kaufte und ihn und seine Mutter im Stich ließ.
Francis betrat den Teil der Kanzlei, in dem sein Stiefvater sein Büro hatte. Ryans Sekretärin lächelte ihn an. Sie war sehr attraktiv, trug einen Hosenanzug und ähnelte Betty Brant, der Sekretärin aus den Spider-Man-Filmen. Sie hatte sogar den gleichen Vornamen.
»Hallo, ich bin Betty«, sagte sie. »Du musst Francis sein. Ryan hat gleich Zeit für dich.« Sie deutete auf eine Couchecke. »Mach es dir doch so lange bequem.«
Francis setzte sich aufs Sofa, das dunkle Leder war überraschend weich. Er betrachtete seine weißen Chucks. Ihm fiel auf, dass sie mehrere Löcher hatten, und er nahm sich vor, neue Schuhe zu kaufen, sobald er Geld hatte. Währenddessen hörte er, wie die Sekretärin Ryan anrief und ihm sagte, dass er jetzt da sei. Natürlich ließ sein Stiefvater ihn weiter warten. Francis griff sich die neueste Ausgabe des Rolling Stone und las.
»Möchtest du was trinken?«, fragte Betty.
Als er nickte, brachte sie ihm aus der Küche eine Dose Pepsi an den Platz, blieb dann vor ihm stehen und musterte den Rolling Stone. Sie deutete auf ein Bild der Strokes. »Ich war neulich auf ihrem Konzert.«
Da Anne-May die auch oft hörte, konnte Francis mitreden. Er war froh, dass Betty sich kurz zu ihm setzte und sich noch ein bisschen mit ihm unterhielt. Nicht, weil sie sexy war und aufregend roch (ihr Parfüm war garantiert ein Geschenk von Ryan, er schenkte seinen Sekretärinnen immer Parfüm zum Geburtstag), sondern, weil sie tatsächlich mit ihm flirtete. Vielleicht glaubte sie, dass er mit Ryan verwandt sei und später mal viel Geld erben werde, jedenfalls kam sie immer näher. Francis spürte, dass er jetzt gar nicht viel zu sagen brauchte. Er musste ihr nur in die Augen sehen und so tun, als wisse er etwas, was sie noch nicht wusste. Es schien zu wirken, denn sie legte, während sie redete, einmal kurz ihre Hand auf sein Knie.
Da ging die Tür zu Ryans Büro auf. Sein Blick sagte alles. Dass seine Sekretärin mit seinem Stiefsohn flirtete, passte ihm überhaupt nicht. Aber er fing sich sofort wieder.
»Frank, schön, dich zu sehen«, sagte er mit einem Lächeln.
»Du kannst reinkommen, ich hab jetzt Zeit.«
Francis warf noch einen letzten Blick auf Betty, dann stand er auf und folgte ihm. Beim Betreten des Büros betrachtete er Ryan. Er musste inzwischen Anfang vierzig sein, der Anzug war elegant, das Haar akkurat geschnitten, am Handgelenk trug er eine tag Heuer. Dennoch hatte Ryan nicht vergessen, dass er aus einer armen Familie kam. Er hatte nie ein protziges Auto gefahren, und er hatte noch immer seine Pro-Bono-Mandate, bei denen er mittellose Menschen umsonst ver teidigte. Das Büro war sauber, kein Fussel Staub auf dem Mobiliar. An den Wänden hingen zwei Bilder. Das eine war erbsengrün und hatte in der Mitte einen orangenen Punkt. Es hatte angeblich zwanzig Riesen gekostet und war noch aus der Zeit, als Ryan wohlhabend gewesen war. Daneben hing ein schwarzes Bild mit ein paar farbigen Streifen, das sicherlich weniger eingebracht hätte, denn es war von Ryan selbst. Vor ein paar Jahren - nach seinem Börsendesaster - hatte er eine Krise gehabt und angefangen zu malen. Damals hatte er auch trotz seiner Schulden einen Teil seiner Arbeit an Mitarbeiter abgegeben, um sich mehr um Nicky kümmern zu können. Er war kein schlechter Dad, im Gegenteil, er konnte sogar ein richtig guter Vater sein, da war Francis sich sicher. Nur eben nicht für ihn.
»Du warst lange nicht mehr hier.« Ryan ging zum Fenster und deutete auf die Baustelle des Ground Zero. »Der Ausblick hat sich in den letzten Jahren ein bisschen verändert. «
Dabei zog er das Jackett aus. Sein Hemd spannte noch immer an den Oberarmen, er war drahtig und fit wie eh und je. Obwohl er nur eins siebzig groß war, hätte Francis sich nicht mit ihm messen wollen. Als Jugendlicher war Ryan einer der besten Ringer New Jerseys gewesen, seine Spe zialität waren Schultersiege. Nie würde Francis vergessen, wie er das erste Mal nach einem Training Ryans nackten Rücken gesehen hatte. Er hatte diese unglaubliche Muskulatur, die man nur bekam, wenn man jahrelang wie besessen trainierte. Seit er das gesehen hatte, hatte Francis Respekt vor Ryan, und daran hatten auch die letzten Jahre nichts geändert. Auf der Fensterbank lag die neueste Ausgabe des Economist, daneben standen gerahmte Fotos. Die meisten zeigten Nicky. Beim Basketballspielen, im Garten, mit einem Eis in der Hand, oder auf einem Springsteen-Konzert. Früher hatten da auch Fotos von Francis gestanden, jetzt waren sie durch Bilder von einem Golden Retriever ersetzt worden, vermutlich der neue Familienhund.
Sie setzten sich. Ryan lehnte sich zu ihm vor, seine Hand lag auf dem Tisch.
»Hör mal, Frankie«, sagte er. Seit Jahren hatte er ihn nicht mehr Frankie genannt. »Das mit deiner Mutter tut mir wirklich sehr leid. Ich konnte gestern kein Auge zutun. Muss schlimm für dich gewesen sein.«
»Seit wann machst du dir denn über so was Gedanken?«
Francis hatte nicht so schroff antworten wollen, es war ihm herausgerutscht. Plötzlich fiel ihm wieder das patentierte Ryan-Wilco-Punktesystem ein, bei dem es für gute Noten in der Schule Punkte gegeben hatte, die man dann gegen CDs, Kinogutscheine oder mehr Taschengeld hatte eintauschen können. Er musste daran denken, wie gut er und Ryan sich früher verstanden hatten, und auf einmal tat es ihm wahnsinnig leid, ihn so angeblafft zu haben. Er wollte etwas Nettes sagen, aber dafür war es zu spät. Ryan hatte sich bereits zurückgelehnt und die Hand auf dem Tisch wieder weggezogen. »Wieso bist du nach all den Jahren hierhergekommen?«, fragte er. »Nicky hat mir gesagt, du wolltest mich unbedingt sprechen.«
Francis wich seinem forschenden Blick aus. »Ich brauche Geld«, sagte er gepresst.
»Geld für was?«
»Kann ich dir nicht sagen.«
»Nun, dann kann ich dir leider auch nichts geben.«
»Aber du hast immer versprochen, dass du mir welches gibst, wenn ich frage.«
»Das war früher. Die letzten Jahre habe ich zusehen müssen, wie du deine Lebensverweigerung perfektioniert hast, da muss ich schon nachfragen.«
»Ich brauche das Geld für Mom. Ihre Klinikkosten sind ...«
»Lügner«, sagte Ryan. »Ich zahle noch immer die Klinikkosten von Katherine, das weißt du. Also, wofür brauchst du es wirklich?«
»Für eine Reise«, sagte Francis. »Ich muss unbedingt nach L.A.«
»Tut mir leid, Frank, aber das mache ich nicht. Über ein Studiendarlehen können wir gern sprechen, aber nicht über eine Reise nach Los Angeles. Warum musst du denn da so dringend hin?«
»Wegen meinem Vater.«
Ryans gebräuntes Gesicht wurde um eine Nuance blasser.
»Woher weißt du etwas über deinen Vater?«
Es war Zeit, den Trumpf auszuspielen. Francis griff in die Tasche, holte den Brief seiner Mutter heraus und gab ihn Ryan zu lesen.
Als dieser fertig war, sah er auf. »Wie viel willst du?«
Lieber Frankie,
es ist Zeit, dass du die Wahrheit erfährst. Die Wahrheit über alles. Ich weiß, wer dein Vater ist, ich habe es immer gewusst. Weil ich auch nach Jahren des Überlegens nicht sicher bin, wie ich es dir sagen soll, mache ich es wenigstens kurz. Ich habe dir den Namen deines Vaters nicht verschwiegen, weil er nur eine schnelle, belanglose Affäre gewesen wäre. Im Gegenteil, ich habe mir deinen Vater damals sogar bewusster ausgesucht, als es wohl die meisten Mütter getan haben. Allerdings habe ich nie mit ihm geschlafen und ihn auch nie kennengelernt.
Du warst ein Retortenbaby, Francis.
Ich konnte es dir einfach nicht früher sagen. Aber du bist kein normales Retortenkind, falls dich das tröstet. Du hast besondere Gene.
Es war damals eine andere Zeit. Das wirkliche Leben war nicht meine Stärke. Mit den Männern, die ich kennenlernte, hatte ich kein Glück, das Studium fühlte sich falsch an, und der Job bei den Cheerleadern machte mir kaum noch Spaß. Ich hatte das Gefühl, nirgendwo einen Platz zu haben, langsam abzudriften.
Damals stieß ich in der Times auf eine Anzeige des Milliardärs Warren P. Monroe. Dir wird der Name nicht viel sagen, aber zu seiner Zeit war Monroe sehr bekannt. Er suchte nach jungen Frauen und kinderlosen Ehepaaren für ein Experiment, das die Welt verändern sollte. Inklusive guter Bezahlung. Ich hatte nichts zu verlieren und fuhr hin. Das Treffen fand in Monroes Klinik im Zentrum von L. A. statt. Außer mir waren noch achtzig Frauen da, aber auch bestimmt hundert Ehepaare. Offenbar waren gleich mehrere Anzeigen geschaltet worden. Mr. Monroe meinte, dass der intelligente Mensch auszusterben drohe. Während die Akademiker sich nicht mehr richtig vermehren, sondern nur noch Karriere machen würden und gerade Genies oft ohne Nachkommen seien, würden die Dummen ein Kind nach dem anderen in die Welt setzen. Dem wolle er etwas entgegenstellen. Er habe deshalb Unsummen ausgegeben, um die Samen von diversen Nobelpreisträgern und genialen Wissenschaftlern zu kaufen. Wie wir erfuhren, hatte er Anfang der Achtziger die Samenbank der Genies gegründet, die ersten Kinder waren bereits ein paar Jahre alt. Monroe hatte vor, eine neue genetische Elite zu züchten, und seitdem war er immer auf der Suche nach klugen und verschwiegenen Frauen, die ihm diese Kinder zur Welt bringen sollten.
Heute kommt es mir wahnsinnig vor, aber Monroe konnte einfach diese Pionierstimmung entfachen. Nach einem Vortrag von ihm war man sich sicher, an etwas Großem teilzuhaben. Zudem erhielten alleinerziehende Mütter eine Art Stipendium und wurden auf Jahre hinaus finanziell abgesichert. Ich war damals so naiv, ich dachte, ich kann mit dem Geld ein neues Leben anfangen, ein Leben, das endlich einmal etwas bedeutet, in dem ich ein Kind habe und Verantwortung trage. Und so kam es, dass ich nach einer längeren Testphase für geeignet erklärt wurde und in der Monroe-Klinik den Samen eines genialen Menschen eingepflanzt bekam. Neun Monate später kamst du zur Welt. Mein kleines Genie. Normalerweise wussten wir Mütter nicht, von wem der Samen stammte. Es hieß, dass alle Spender gutaussehend, gesund und athletisch seien. Sie hatten Decknamen wie Donor Brian oder Donor Oswald, dazu gab es vage Informationen über den Beruf, den IQ und ihre Interessen.
Mehr war nicht bekannt. Monroe sagte immer: »Stellt euch einfach vor, es ist Einstein persönlich!« Doch mir reichte das nicht, ich wollte unbedingt wissen, wer dein Vater ist. Natürlich war das beinahe unmöglich, schließlich hatte Monroe damals jedem einzelnen Spender nicht nur viel Geld gezahlt, sondern vor allem garantiert, dass sein Name niemals genannt würde. Aber es gab da einen Assistenten von Monroe, ein unscheinbarer Typ namens Andy, der in mich verliebt war. Er stahl die Akte über deinen Vater aus Monroes Büro. Ich bekam endlich ein Foto und ein paar Informationen. Dein Vater war Harvard- Absolvent, spielte Cello und hatte einen IQ von 170. Es hieß zwar, dass er an der Westküste lebe, aber ich habe ihn nie aufgesucht. Es reichte mir, zu wissen, dass du ein wahres Genie als Vater hast. Sein Deckname war Donor James. Seinen richtigen Namen dagegen erfährst du von mir nicht. Ich möchte nicht, dass du dein Leben vergeudest und nach ihm suchst. Er kennt dich nicht, und er wird dich nicht sehen wollen, Frankie. Diese Enttäuschung will ich dir ersparen. Aber du kannst mir glauben, dass dein Vater ein herzensguter Mensch ist, das habe ich auf dem Foto gesehen. Er gefiel mir sofort. Ihr habt den gleichen klugen, spitzbübischen Blick.
Es folgten einige Zeilen, die kaum leserlich waren. Offenbar hatte seine Mutter beim Schreiben gezittert, manche Sätze brachen einfach in der Mitte ab. Sie schrieb, dass der Diebstahl der Akte herausgekommen sei. Um Andy zu schützen, habe sie den Einbruch zugegeben und alle Schuld auf sich genommen. Monroe sei außer sich gewesen, er habe sie rausgeworfen, das Stipendium sei gestrichen worden. Aus Angst, die Sache könne auffliegen, habe er ihr jedoch ein einmaliges Schweigegeld gezahlt, im Gegenzug habe sie ein Dokument unterzeichnet, dass sie niemandem etwas darüber erzählen und nicht zur Presse gehen werde. Sie habe sich danach zu einem Neuanfang entschlossen und sei mit ihrem dreijährigen Kind an die Ostküste gezogen. Zum Schluss schrieb seine Mutter, dass sie nichts bereuen würde, weil sie zumindest ein paar glückliche Jahre gehabt habe. Mit ihm, mit Nicky und mit Ryan.
Was Ryan angeht, so habe ich ihm von all dem nichts gesagt. Er wollte auch nie wissen, wer dein Vater ist. Er wäre sehr gerne dein echter Dad gewesen, und er konnte einfach immer weniger damit umgehen, dass du nicht sein leiblicher Sohn bist, also verurteile ihn nicht allzu sehr für das, was er uns in den letzten Jahren angetan hat.
Ich hatte niemals vor, dir das alles in einem Brief zu schrei ben. Nun sind aber Dinge geschehen, die mich umdenken ließen. All die Jahre habe ich darauf gewartet, dass du endlich einmal dein Potential ausschöpfst, Frankie. Doch obwohl du die besten aller erdenklichen Gene hast, warst du in den letzten Jahren ein schlechter Schüler, ohne Ehrgeiz, nicht mal durchschnittlich. Ich habe mir immer eingeredet, dass du zur Vernunft kommst, dass du mal studierst und etwas aus dir machst. Aber als du mir gestern erzählt hast, dass du die Schule nicht schaffst und darüber nachdenkst, dich freiwillig zum Militär zu melden, brach für mich endgültig etwas zusammen. Ich kann nicht zulassen, dass du dich so wegwirfst. Ich weiß, ich habe als Mutter versagt, und offensichtlich ist es nur meine Schuld, dass du nichts aus dir machst. Ich dachte immer, ich muss für dich am Leben bleiben, aber vielleicht begreifst du ohne mich endlich, wie kostbar dein eigenes Leben ist. Alle Türen stehen dir offen, bei deinen Voraussetzungen.
Ich habe dich immer geliebt, Frankie, du warst der Grund, der mich so lange hat durchhalten lassen. Bitte kümmere dich um Nicky, und sag ihm, dass ich ihn immer liebhaben werde, auch wenn ich nicht mehr da bin,
Mom
Es gab diese Momente im Leben, in denen alles einen Sinn bekam und in denen man von einer auf die andere Sekunde wusste, was man zu tun hatte. Francis sah die Dinge nun klar: Er musste seinen Vater finden. Alles würde sich ändern, wenn er ihn traf. Er würde aus seinem Drecksleben in Claymont ausbrechen und den Leuten endlich zeigen, dass er doch kein Versager war. Sein Nachbar Toby meinte immer, jemand wie sie komme in diesem Land nur aus der Scheiße raus, wenn er entweder Geld hätte oder ein Genie wäre. Beides war lange Zeit in unerreichbarer Ferne gewesen, aber durch den Brief seiner Mutter hatte Francis eine zweite Chance erhalten.
Da sein Vater wahrscheinlich noch immer im Westen lebte, würde er zuerst dort nach ihm suchen. Vielleicht konnte man ihm in der Monroe-Klinik in Los Angeles weiterhelfen. Ryan hatte gesagt, dass er in zwei Tagen noch mal vorbeischauen solle, dann würde er ihm fünftausend geben. Das müsse für Flugtickets und alles Weitere reichen. Das hätte es auch, aber das Geld brauchte Francis für etwas anderes. Etwas, was er sich schon lange beweisen wollte und für das nun die Zeit gekommen war. Gott sei Dank hatte er jemanden, der ihn umsonst nach Los Angeles bringen würde. Er fuhr einen blauen Chevy und bekam von seinen Eltern das Benzin geschenkt.
Copyright © 2011 Diogenes Verlag AG Zürich
Francis betrat den Teil der Kanzlei, in dem sein Stiefvater sein Büro hatte. Ryans Sekretärin lächelte ihn an. Sie war sehr attraktiv, trug einen Hosenanzug und ähnelte Betty Brant, der Sekretärin aus den Spider-Man-Filmen. Sie hatte sogar den gleichen Vornamen.
»Hallo, ich bin Betty«, sagte sie. »Du musst Francis sein. Ryan hat gleich Zeit für dich.« Sie deutete auf eine Couchecke. »Mach es dir doch so lange bequem.«
Francis setzte sich aufs Sofa, das dunkle Leder war überraschend weich. Er betrachtete seine weißen Chucks. Ihm fiel auf, dass sie mehrere Löcher hatten, und er nahm sich vor, neue Schuhe zu kaufen, sobald er Geld hatte. Währenddessen hörte er, wie die Sekretärin Ryan anrief und ihm sagte, dass er jetzt da sei. Natürlich ließ sein Stiefvater ihn weiter warten. Francis griff sich die neueste Ausgabe des Rolling Stone und las.
»Möchtest du was trinken?«, fragte Betty.
Als er nickte, brachte sie ihm aus der Küche eine Dose Pepsi an den Platz, blieb dann vor ihm stehen und musterte den Rolling Stone. Sie deutete auf ein Bild der Strokes. »Ich war neulich auf ihrem Konzert.«
Da Anne-May die auch oft hörte, konnte Francis mitreden. Er war froh, dass Betty sich kurz zu ihm setzte und sich noch ein bisschen mit ihm unterhielt. Nicht, weil sie sexy war und aufregend roch (ihr Parfüm war garantiert ein Geschenk von Ryan, er schenkte seinen Sekretärinnen immer Parfüm zum Geburtstag), sondern, weil sie tatsächlich mit ihm flirtete. Vielleicht glaubte sie, dass er mit Ryan verwandt sei und später mal viel Geld erben werde, jedenfalls kam sie immer näher. Francis spürte, dass er jetzt gar nicht viel zu sagen brauchte. Er musste ihr nur in die Augen sehen und so tun, als wisse er etwas, was sie noch nicht wusste. Es schien zu wirken, denn sie legte, während sie redete, einmal kurz ihre Hand auf sein Knie.
Da ging die Tür zu Ryans Büro auf. Sein Blick sagte alles. Dass seine Sekretärin mit seinem Stiefsohn flirtete, passte ihm überhaupt nicht. Aber er fing sich sofort wieder.
»Frank, schön, dich zu sehen«, sagte er mit einem Lächeln.
»Du kannst reinkommen, ich hab jetzt Zeit.«
Francis warf noch einen letzten Blick auf Betty, dann stand er auf und folgte ihm. Beim Betreten des Büros betrachtete er Ryan. Er musste inzwischen Anfang vierzig sein, der Anzug war elegant, das Haar akkurat geschnitten, am Handgelenk trug er eine tag Heuer. Dennoch hatte Ryan nicht vergessen, dass er aus einer armen Familie kam. Er hatte nie ein protziges Auto gefahren, und er hatte noch immer seine Pro-Bono-Mandate, bei denen er mittellose Menschen umsonst ver teidigte. Das Büro war sauber, kein Fussel Staub auf dem Mobiliar. An den Wänden hingen zwei Bilder. Das eine war erbsengrün und hatte in der Mitte einen orangenen Punkt. Es hatte angeblich zwanzig Riesen gekostet und war noch aus der Zeit, als Ryan wohlhabend gewesen war. Daneben hing ein schwarzes Bild mit ein paar farbigen Streifen, das sicherlich weniger eingebracht hätte, denn es war von Ryan selbst. Vor ein paar Jahren - nach seinem Börsendesaster - hatte er eine Krise gehabt und angefangen zu malen. Damals hatte er auch trotz seiner Schulden einen Teil seiner Arbeit an Mitarbeiter abgegeben, um sich mehr um Nicky kümmern zu können. Er war kein schlechter Dad, im Gegenteil, er konnte sogar ein richtig guter Vater sein, da war Francis sich sicher. Nur eben nicht für ihn.
»Du warst lange nicht mehr hier.« Ryan ging zum Fenster und deutete auf die Baustelle des Ground Zero. »Der Ausblick hat sich in den letzten Jahren ein bisschen verändert. «
Dabei zog er das Jackett aus. Sein Hemd spannte noch immer an den Oberarmen, er war drahtig und fit wie eh und je. Obwohl er nur eins siebzig groß war, hätte Francis sich nicht mit ihm messen wollen. Als Jugendlicher war Ryan einer der besten Ringer New Jerseys gewesen, seine Spe zialität waren Schultersiege. Nie würde Francis vergessen, wie er das erste Mal nach einem Training Ryans nackten Rücken gesehen hatte. Er hatte diese unglaubliche Muskulatur, die man nur bekam, wenn man jahrelang wie besessen trainierte. Seit er das gesehen hatte, hatte Francis Respekt vor Ryan, und daran hatten auch die letzten Jahre nichts geändert. Auf der Fensterbank lag die neueste Ausgabe des Economist, daneben standen gerahmte Fotos. Die meisten zeigten Nicky. Beim Basketballspielen, im Garten, mit einem Eis in der Hand, oder auf einem Springsteen-Konzert. Früher hatten da auch Fotos von Francis gestanden, jetzt waren sie durch Bilder von einem Golden Retriever ersetzt worden, vermutlich der neue Familienhund.
Sie setzten sich. Ryan lehnte sich zu ihm vor, seine Hand lag auf dem Tisch.
»Hör mal, Frankie«, sagte er. Seit Jahren hatte er ihn nicht mehr Frankie genannt. »Das mit deiner Mutter tut mir wirklich sehr leid. Ich konnte gestern kein Auge zutun. Muss schlimm für dich gewesen sein.«
»Seit wann machst du dir denn über so was Gedanken?«
Francis hatte nicht so schroff antworten wollen, es war ihm herausgerutscht. Plötzlich fiel ihm wieder das patentierte Ryan-Wilco-Punktesystem ein, bei dem es für gute Noten in der Schule Punkte gegeben hatte, die man dann gegen CDs, Kinogutscheine oder mehr Taschengeld hatte eintauschen können. Er musste daran denken, wie gut er und Ryan sich früher verstanden hatten, und auf einmal tat es ihm wahnsinnig leid, ihn so angeblafft zu haben. Er wollte etwas Nettes sagen, aber dafür war es zu spät. Ryan hatte sich bereits zurückgelehnt und die Hand auf dem Tisch wieder weggezogen. »Wieso bist du nach all den Jahren hierhergekommen?«, fragte er. »Nicky hat mir gesagt, du wolltest mich unbedingt sprechen.«
Francis wich seinem forschenden Blick aus. »Ich brauche Geld«, sagte er gepresst.
»Geld für was?«
»Kann ich dir nicht sagen.«
»Nun, dann kann ich dir leider auch nichts geben.«
»Aber du hast immer versprochen, dass du mir welches gibst, wenn ich frage.«
»Das war früher. Die letzten Jahre habe ich zusehen müssen, wie du deine Lebensverweigerung perfektioniert hast, da muss ich schon nachfragen.«
»Ich brauche das Geld für Mom. Ihre Klinikkosten sind ...«
»Lügner«, sagte Ryan. »Ich zahle noch immer die Klinikkosten von Katherine, das weißt du. Also, wofür brauchst du es wirklich?«
»Für eine Reise«, sagte Francis. »Ich muss unbedingt nach L.A.«
»Tut mir leid, Frank, aber das mache ich nicht. Über ein Studiendarlehen können wir gern sprechen, aber nicht über eine Reise nach Los Angeles. Warum musst du denn da so dringend hin?«
»Wegen meinem Vater.«
Ryans gebräuntes Gesicht wurde um eine Nuance blasser.
»Woher weißt du etwas über deinen Vater?«
Es war Zeit, den Trumpf auszuspielen. Francis griff in die Tasche, holte den Brief seiner Mutter heraus und gab ihn Ryan zu lesen.
Als dieser fertig war, sah er auf. »Wie viel willst du?«
Lieber Frankie,
es ist Zeit, dass du die Wahrheit erfährst. Die Wahrheit über alles. Ich weiß, wer dein Vater ist, ich habe es immer gewusst. Weil ich auch nach Jahren des Überlegens nicht sicher bin, wie ich es dir sagen soll, mache ich es wenigstens kurz. Ich habe dir den Namen deines Vaters nicht verschwiegen, weil er nur eine schnelle, belanglose Affäre gewesen wäre. Im Gegenteil, ich habe mir deinen Vater damals sogar bewusster ausgesucht, als es wohl die meisten Mütter getan haben. Allerdings habe ich nie mit ihm geschlafen und ihn auch nie kennengelernt.
Du warst ein Retortenbaby, Francis.
Ich konnte es dir einfach nicht früher sagen. Aber du bist kein normales Retortenkind, falls dich das tröstet. Du hast besondere Gene.
Es war damals eine andere Zeit. Das wirkliche Leben war nicht meine Stärke. Mit den Männern, die ich kennenlernte, hatte ich kein Glück, das Studium fühlte sich falsch an, und der Job bei den Cheerleadern machte mir kaum noch Spaß. Ich hatte das Gefühl, nirgendwo einen Platz zu haben, langsam abzudriften.
Damals stieß ich in der Times auf eine Anzeige des Milliardärs Warren P. Monroe. Dir wird der Name nicht viel sagen, aber zu seiner Zeit war Monroe sehr bekannt. Er suchte nach jungen Frauen und kinderlosen Ehepaaren für ein Experiment, das die Welt verändern sollte. Inklusive guter Bezahlung. Ich hatte nichts zu verlieren und fuhr hin. Das Treffen fand in Monroes Klinik im Zentrum von L. A. statt. Außer mir waren noch achtzig Frauen da, aber auch bestimmt hundert Ehepaare. Offenbar waren gleich mehrere Anzeigen geschaltet worden. Mr. Monroe meinte, dass der intelligente Mensch auszusterben drohe. Während die Akademiker sich nicht mehr richtig vermehren, sondern nur noch Karriere machen würden und gerade Genies oft ohne Nachkommen seien, würden die Dummen ein Kind nach dem anderen in die Welt setzen. Dem wolle er etwas entgegenstellen. Er habe deshalb Unsummen ausgegeben, um die Samen von diversen Nobelpreisträgern und genialen Wissenschaftlern zu kaufen. Wie wir erfuhren, hatte er Anfang der Achtziger die Samenbank der Genies gegründet, die ersten Kinder waren bereits ein paar Jahre alt. Monroe hatte vor, eine neue genetische Elite zu züchten, und seitdem war er immer auf der Suche nach klugen und verschwiegenen Frauen, die ihm diese Kinder zur Welt bringen sollten.
Heute kommt es mir wahnsinnig vor, aber Monroe konnte einfach diese Pionierstimmung entfachen. Nach einem Vortrag von ihm war man sich sicher, an etwas Großem teilzuhaben. Zudem erhielten alleinerziehende Mütter eine Art Stipendium und wurden auf Jahre hinaus finanziell abgesichert. Ich war damals so naiv, ich dachte, ich kann mit dem Geld ein neues Leben anfangen, ein Leben, das endlich einmal etwas bedeutet, in dem ich ein Kind habe und Verantwortung trage. Und so kam es, dass ich nach einer längeren Testphase für geeignet erklärt wurde und in der Monroe-Klinik den Samen eines genialen Menschen eingepflanzt bekam. Neun Monate später kamst du zur Welt. Mein kleines Genie. Normalerweise wussten wir Mütter nicht, von wem der Samen stammte. Es hieß, dass alle Spender gutaussehend, gesund und athletisch seien. Sie hatten Decknamen wie Donor Brian oder Donor Oswald, dazu gab es vage Informationen über den Beruf, den IQ und ihre Interessen.
Mehr war nicht bekannt. Monroe sagte immer: »Stellt euch einfach vor, es ist Einstein persönlich!« Doch mir reichte das nicht, ich wollte unbedingt wissen, wer dein Vater ist. Natürlich war das beinahe unmöglich, schließlich hatte Monroe damals jedem einzelnen Spender nicht nur viel Geld gezahlt, sondern vor allem garantiert, dass sein Name niemals genannt würde. Aber es gab da einen Assistenten von Monroe, ein unscheinbarer Typ namens Andy, der in mich verliebt war. Er stahl die Akte über deinen Vater aus Monroes Büro. Ich bekam endlich ein Foto und ein paar Informationen. Dein Vater war Harvard- Absolvent, spielte Cello und hatte einen IQ von 170. Es hieß zwar, dass er an der Westküste lebe, aber ich habe ihn nie aufgesucht. Es reichte mir, zu wissen, dass du ein wahres Genie als Vater hast. Sein Deckname war Donor James. Seinen richtigen Namen dagegen erfährst du von mir nicht. Ich möchte nicht, dass du dein Leben vergeudest und nach ihm suchst. Er kennt dich nicht, und er wird dich nicht sehen wollen, Frankie. Diese Enttäuschung will ich dir ersparen. Aber du kannst mir glauben, dass dein Vater ein herzensguter Mensch ist, das habe ich auf dem Foto gesehen. Er gefiel mir sofort. Ihr habt den gleichen klugen, spitzbübischen Blick.
Es folgten einige Zeilen, die kaum leserlich waren. Offenbar hatte seine Mutter beim Schreiben gezittert, manche Sätze brachen einfach in der Mitte ab. Sie schrieb, dass der Diebstahl der Akte herausgekommen sei. Um Andy zu schützen, habe sie den Einbruch zugegeben und alle Schuld auf sich genommen. Monroe sei außer sich gewesen, er habe sie rausgeworfen, das Stipendium sei gestrichen worden. Aus Angst, die Sache könne auffliegen, habe er ihr jedoch ein einmaliges Schweigegeld gezahlt, im Gegenzug habe sie ein Dokument unterzeichnet, dass sie niemandem etwas darüber erzählen und nicht zur Presse gehen werde. Sie habe sich danach zu einem Neuanfang entschlossen und sei mit ihrem dreijährigen Kind an die Ostküste gezogen. Zum Schluss schrieb seine Mutter, dass sie nichts bereuen würde, weil sie zumindest ein paar glückliche Jahre gehabt habe. Mit ihm, mit Nicky und mit Ryan.
Was Ryan angeht, so habe ich ihm von all dem nichts gesagt. Er wollte auch nie wissen, wer dein Vater ist. Er wäre sehr gerne dein echter Dad gewesen, und er konnte einfach immer weniger damit umgehen, dass du nicht sein leiblicher Sohn bist, also verurteile ihn nicht allzu sehr für das, was er uns in den letzten Jahren angetan hat.
Ich hatte niemals vor, dir das alles in einem Brief zu schrei ben. Nun sind aber Dinge geschehen, die mich umdenken ließen. All die Jahre habe ich darauf gewartet, dass du endlich einmal dein Potential ausschöpfst, Frankie. Doch obwohl du die besten aller erdenklichen Gene hast, warst du in den letzten Jahren ein schlechter Schüler, ohne Ehrgeiz, nicht mal durchschnittlich. Ich habe mir immer eingeredet, dass du zur Vernunft kommst, dass du mal studierst und etwas aus dir machst. Aber als du mir gestern erzählt hast, dass du die Schule nicht schaffst und darüber nachdenkst, dich freiwillig zum Militär zu melden, brach für mich endgültig etwas zusammen. Ich kann nicht zulassen, dass du dich so wegwirfst. Ich weiß, ich habe als Mutter versagt, und offensichtlich ist es nur meine Schuld, dass du nichts aus dir machst. Ich dachte immer, ich muss für dich am Leben bleiben, aber vielleicht begreifst du ohne mich endlich, wie kostbar dein eigenes Leben ist. Alle Türen stehen dir offen, bei deinen Voraussetzungen.
Ich habe dich immer geliebt, Frankie, du warst der Grund, der mich so lange hat durchhalten lassen. Bitte kümmere dich um Nicky, und sag ihm, dass ich ihn immer liebhaben werde, auch wenn ich nicht mehr da bin,
Mom
Es gab diese Momente im Leben, in denen alles einen Sinn bekam und in denen man von einer auf die andere Sekunde wusste, was man zu tun hatte. Francis sah die Dinge nun klar: Er musste seinen Vater finden. Alles würde sich ändern, wenn er ihn traf. Er würde aus seinem Drecksleben in Claymont ausbrechen und den Leuten endlich zeigen, dass er doch kein Versager war. Sein Nachbar Toby meinte immer, jemand wie sie komme in diesem Land nur aus der Scheiße raus, wenn er entweder Geld hätte oder ein Genie wäre. Beides war lange Zeit in unerreichbarer Ferne gewesen, aber durch den Brief seiner Mutter hatte Francis eine zweite Chance erhalten.
Da sein Vater wahrscheinlich noch immer im Westen lebte, würde er zuerst dort nach ihm suchen. Vielleicht konnte man ihm in der Monroe-Klinik in Los Angeles weiterhelfen. Ryan hatte gesagt, dass er in zwei Tagen noch mal vorbeischauen solle, dann würde er ihm fünftausend geben. Das müsse für Flugtickets und alles Weitere reichen. Das hätte es auch, aber das Geld brauchte Francis für etwas anderes. Etwas, was er sich schon lange beweisen wollte und für das nun die Zeit gekommen war. Gott sei Dank hatte er jemanden, der ihn umsonst nach Los Angeles bringen würde. Er fuhr einen blauen Chevy und bekam von seinen Eltern das Benzin geschenkt.
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Autoren-Porträt von Benedict Wells
Benedict Wells wurde 1984 in München geboren. Mit sechs Jahren begann seine Reise durch drei bayrische Internate. Nach dem Abitur 2003 zog er nach Berlin. Dort entschied er sich gegen ein Studium und widmete sich dem Schreiben. Seinen Lebensunterhalt bestritt er mit diversen Jobs.
Autoren-Interview mit Benedict Wells
Nach dem Abitur entschied sich der »scheu wirkende, hochbegabte« (Volker Hage, Der Spiegel) Benedict Wells - zur großen Freude seiner Fans - gegen ein Studium und für ein Leben als Schriftsteller. 2008 erschien sein Debütroman Becks letzter Sommer, ein Jahr später Spinner und jetzt Fast genial. Weil schreiben aber nicht ganz alles ist, spielt Benedict zudem leidenschaftlich Fußball und war Mitglied in einer Band. Zur Zeit lebt er in Barcelona.Was haben Sie aus Romanen gelernt?
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In die Geschichte reinzukommen - und der Gedanke an die jahrelange Arbeit, die noch vor einem liegt, ehe das Buch auf dem Papier so ist, wie man es immer schon im Kopf hatte.
Welches Buch hat Ihr Leben verändert?
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Welches Kleidungsstück kaufen Sie am liebsten ein?
Pullover und Jacketts.
Welches Buch würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?
Krieg und Frieden. Vielleicht lese ich es dann endlich einmal fertig.
Wann waren Sie am glücklichsten?
In diesen seltenen Momenten, in denen ich nicht nachgedacht habe, in denen ich einfach nur war.
Haben Sie eine tägliche Schreibroutine?
Aufwachen, Sandwich, Eiskaffee, Musik an und los.
Welche Musik hilft Ihnen beim Schreiben?
Jene, die am besten zur Geschichte und zu den Figuren passt.
Das erste Diogenes Buch, das Sie sich gekauft haben?
Mit vierzehn Das Parfum von Patrick Sükind, als Taschenbuch. Das erste Hardcover war Jahre später Vincent von Joey Goebel.
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Mit wem würden Sie gern in einem Lift stecken bleiben?
Scarlett Johansson.
Welches ist Ihre liebste Romanfigur?
Peter Parker, wenn auch Comics zählen. Sonst: Holden Caulfield.
Was tun Sie am Morgen als Erstes?
Jammern, wenn ich aufstehen muss. Ansonsten genüsslich weiterschlafen.
Wo schreiben Sie am liebsten?
Am Schreibtisch bei offenem Fenster.
Was mögen Sie an Barcelona?
Das Meer, die Sonne im Winter, die Entspanntheit und Offenheit der Menschen, das gemeinsame Kochen, die Sprache, die bunten Nächte, die Architektur, Lionel Messi.
Bier oder Wein?
Wein.
Hardcover oder Taschenbuch?
Hardcover.
Richtiges Buch oder E-Book?
Ein richtiges Buch natürlich, ich mag keine E-Books.
Scarlett Johansson.
Welches ist Ihre liebste Romanfigur?
Peter Parker, wenn auch Comics zählen. Sonst: Holden Caulfield.
Was tun Sie am Morgen als Erstes?
Jammern, wenn ich aufstehen muss. Ansonsten genüsslich weiterschlafen.
Wo schreiben Sie am liebsten?
Am Schreibtisch bei offenem Fenster.
Was mögen Sie an Barcelona?
Das Meer, die Sonne im Winter, die Entspanntheit und Offenheit der Menschen, das gemeinsame Kochen, die Sprache, die bunten Nächte, die Architektur, Lionel Messi.
Bier oder Wein?
Wein.
Hardcover oder Taschenbuch?
Hardcover.
Richtiges Buch oder E-Book?
Ein richtiges Buch natürlich, ich mag keine E-Books.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Benedict Wells
- 2011, 3. Aufl., 321 Seiten, Maße: 12,4 x 18,8 cm, Leinen, Deutsch
- Verlag: Diogenes
- ISBN-10: 3257067895
- ISBN-13: 9783257067897
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