Freche Mädchen - verliebte Ferien
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Der Supersonderband für Lesevergnügen und prickelnde Ferien aus der beliebten Reihe "Freche Mädchen - freche Bücher".
Freche Mädchen, verliebte Ferien von Both / Flegel /Zimmermann
Leseprobe
Der Nebenbuhler
»Ich bin so sauer«, regte ich mich auf undgrunzte zur Bekräftigung wie ein wild gewordener Elch während der Brunftzeit inden Telefonhörer.
Jan ließ am anderen Ende der Leitung einentiefen Seufzer hören. Der Arme. Er hatte es wirklich nicht leicht mit mir imMoment. Seit Tagen versprühte ich diese mörderische Laune. Und seit Tagen riefich Jan alle fünf Minuten an, um ihm mein Leid zu klagen. Okay, beste Freundemüssen so was aushalten, aber Jan hatte wirklich einen Orden verdient. DenOrden der übermenschlichen Megageduld.
»Lana, sieh es doch mal positiv ... «, säuselteer in einem Ton, der vielleicht gut war, um aufgescheuchte Hühner zubesänftigen. Bei mir allerdings wirkte er schon längst nicht mehr.
»Positiv??? Wie um alles in der Welt soll ichdas positiv sehen? Ich darf ja nicht mal dabei sein! Schon bevor es da ist,werde ich links liegen gelassen! Ab heute bin ich in dieser Familie sonebensächlich wie Handarbeitlehre in der Schule!« Währendich Jan weiter die Ohren voll jammerte, versuchte ich durchs Schlüsselloch dasWohnzimmer zu überblicken. Ich konnte aber nur einen ganz kleinen Ausschnitt sehen, durch den mein Vater wie ein flüchtenderSchwerverbrecher hin- und hersauste. Einmal hatte er eine Duftkerze in derHand, dann einen Stoß Sofakissen, dann eine Flasche Holunderbeersaft. Aberegal, was er auch herbei trug, es schien nie das Richtige zu sein. »Was siehstdu?«, wollte Jan wissen. »Nicht viel. Sie haben allesganz schummrig gemacht. Meine Mutter liegt auf einem Stapel Decken wie diePrinzessin auf der Erbse. Ich sehe aber nur ihre Füße. Und davor hockt diesebescheuerte Hebamme und glotzt. Ich hasse diese Tante. Die ist von morgens bisabends gut gelaunt. Als ob Babys auf die Welt bringen das Tollste überhaupt wäre.Hebamme ist der bescheuertste Beruf, den es gibt.Lieber würde ich zur Müllabfuhr gehen, als Hebamme zu werden.«»Und was sagen sie?« »Ich kann nichts verstehen. Diehaben laut Musik laufen. Nur damit ich nichts mitkriege. Und weißt du was? Amliebsten würde ich sowieso gar nichts mitkriegen. Am liebsten würde ich meineKoffer packen und in ein Heim ziehen. Oder sonst wohin. Ganz egal.«
»Meine Mama hat gesagt, so eine Geburt istnichts für Kinder. Vielleicht ist es gar nicht gegen dich gerichtet.« Musste Jan denn jetzt so vernünftig daherreden? Konnte ernicht einfach sagen: Lana, du hast ja so Recht. Deine Eltern sind Banane. Duwirst ungerecht behandelt. Dein Leben ist eine Katastrophe. Musste er immer sodiplomatisch sein? Okay, meine Eltern hatten mir vor ein paar Tagen in einemdieser »Komm-mal-aufs-Sofa-Gespräche« tatsächlicherklärt, dass eine Geburt zwar eine ganz natürliche Sache, für Kinder aber eineÜberforderung sei. Deshalb sollte ich eigentlich zu Mamas Freundin Carola, wennes so weit war. Da es aber erst übermorgen so weit sein sollte, war MamasFreundin Carola nicht da, als es losging. Und weilaes schneller losging, als man gucken konnte, hatte Papa keine Nerven mehrgehabt, jemand anderen für mich zu finden. Und deshalb hatte er mich in meinZimmer verfrachtet, mir Kopfhörer aufgesetzt und die Drei??? in denKassettenrekorder gesteckt. Für wie unterentwickelt hielten die micheigentlich? Ich hörte schon seit zwei Jahren keine Drei??? mehr. Und schon garnicht in so einer Situation. »Und dass meine Mutter vorgestern mindestens zweiMinuten gebraucht hat, um sich an meinen Namen zu erinnern, das ist wohl auchnicht gegen mich gerichtet. Das ist wohl auch zu meinem Besten? La... La...La... Meine eigene Mutter vergisst die letzten zwei Buchstaben meines Namens.Na, herzlichen Dank!«
»Lana, das sind sicher die Hormone. SchwangereFrauen haben jede Menge Hormone.« »Hormone. Hormone.Ich hör nur noch Hormone. Meine Mutter ist voll davon. Und in der Schule drehenalle Mädchen durch, gackern rum und sind zu keinem normalen Gespräch mehr inder Lage. Und alles wegen der Hormone. Ich hab ja schließlich auch keineHormone.«
»Du kriegst bestimmt auch noch welche.«
»Ich werde keine Hormone bei mir reinlassen, dasschwör ich dir!«
»Okay. Du bist der einzige Mensch, der vonHormonen verschont bleibt.« Jan seufzte wieder.
Und mir knurrte laut der Magen. »Außerdem habeich Hunger. Ich könnte verhungern, es wäre denen total egal. Sie haben ja baldeinen Ersatz.«
Jans Seufzen ging in ein Stöhnen über, fast soein gequältes Stöhnen, wie das meiner Mutter, als es plötzlich so weit war.
»Sei mal still, Jan, ich glaub, ich hör was.«
Zwischen dem Trommelrhythmus auf Mamas dämlicherChakra-Platte hörte ich jetzt ganz komischeGeräusche.
»Hört sich an wie der Bernhardiner von meinerGroßtante nach 'nem 100-Meter-Lauf in brütenderHitze.«
Meine Mutter hechelte. Nicht, dass ich dieses Gehechel nicht schon kannte. Schließlich hechelte Mamaschon seit Monaten in ihrem Geburtsvorbereitungskurs und zur Übung bei jederunpassenden Gelegenheit: während des Essens, auf der Toilette, beim Fernsehenund wenn sie mich von der Schule abholte. Aber dieses Hecheln hatte absolutnichts mit dem leichten Ein- und Ausatmen der letzten Monate zu tun. DiesesHecheln ließ einem das Blut in den Adern gefrieren. »Was passiert?«, fragte Jan ungeduldig. »Ich weiß nicht. Die Hebammesieht ganz irre aus und fuchtelt an Mama rum ... jetzt macht sie ein ganz bösesGesicht und schreit Mama an. Irgendwas von Pressen ... Und jetzt guckt sie, alshabe sie in die Hose gemacht ... Und jetzt ... Oh mein Gott!«
»Lana? Lana? Bist du noch da?«»Jan. Das ist ja widerlich!« »Was denn? Was istwiderlich?«
Wenn ich gewusst hätte, was es wäre, hätte iches Jan ja gerne gesagt. Aber ich war mir nicht sicher. Die Hebamme hielt etwasin der Hand. Etwas ganz eklig Bläuliches. Und noch bevor ich entscheidenkonnte, ob es ein Alien war oder nicht, hatte sie esaus meinem Blickfeld genommen. Jetzt sah ich nur noch die Füße von meinerMutter, die sich immer im Kreis bewegten. Mamas Füße bewegen sich dann imKreis, wenn sie Weihnachtsgeschenke auspackt, wenn sie Mousseau Chocolat isst und wenn Papa ihr den Nackenmassiert. Warum um alles in der Welt bewegten sie sich jetzt im Kreis, wo Mamaein ekliges bläuliches Ding präsentiert bekam? »Lana?« »Ich schätze, es istda«, sagte ich resigniert. Und im selben Moment kam auch schon Papa in meinZimmer gelaufen.
»Finn ist da!«
© by ThienemannVerlag
- Autoren: Sabine Both , Sissi Flegel , Irene Zimmermann
- Altersempfehlung: 12 - 15 Jahre
- 2006, 588 Seiten, Maße: 12,5 x 20,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
- ISBN-10: 3522178971
- ISBN-13: 9783522178976
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
5 von 5 Sternen
5 Sterne 1Schreiben Sie einen Kommentar zu "Freche Mädchen - verliebte Ferien".
Kommentar verfassen