Freimaurer
Sind die Freimaurer die heimlichen Drahtzieher des Weltgeschehens? Handelt es sich bei ihnen um die Nachfahren uralter Männerbünde? Ein diffuser Verdacht prägt das Bild dieses obskur erscheinenden Geheimbundes. Was ist der Hintergrund...
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Produktinformationen zu „Freimaurer “
Sind die Freimaurer die heimlichen Drahtzieher des Weltgeschehens? Handelt es sich bei ihnen um die Nachfahren uralter Männerbünde? Ein diffuser Verdacht prägt das Bild dieses obskur erscheinenden Geheimbundes. Was ist der Hintergrund solcher Vermutungen?
Matthias Pöhlmann klärt über den Ursprung der Freimaurer und über die unterschiedlichen Logen auf. Und er bringt Licht in die Geschichte der Freimaurerei.
Klappentext zu „Freimaurer “
Sind Freimaurer die heimlichen Drahtzieher des Weltgeschehens? Geht es ihnen um politische Macht undwirtschaftlichen Einfluss? Ein diffuser Verdacht prägt das Bild dieses obskur erscheinenden Geheimbundes. Was ist der Hintergrund solcher Vermutungen?
Lese-Probe zu „Freimaurer “
Freimaurer wissen was stimmt von Matthias Pöhlmann Inhalt 1. Einleitung 2. Daten und Fakten
»Freimaurer wollen die Weltherrschaft«Freimaurerei zwischen Fiktion und Realität
„Freimaurer pflegen geheimnisvolle Rituale«Loge, Tempel und Grade
„Freimaurer sind Esoteriker«Freimaurerei und inneres Erleben
3. Entstehung und Geschichte
»Freimaurerei ist so alt wie die Menschheit«Ursprungslegenden und Mythen
»Die Logen wurden von der Obrigkeit nicht gern gesehen«Freimaurerische Gründerjahre
»Die Freimaurer orientierten sich an den Ritterorden«Hochgrade, Ritterromantik und Illuminaten
»Die Freimaurer waren ein Opfer des Nationalsozialismus«Die deutsche Freimaurerei im 20. Jahrhundert 4. Grundlagen und Praxis
»Freimaurer haben okkulte Symbole und Rituale«Brauchtum und Zeichen
»Freimaurer legen einen Eid auf die Finsternis ab«Verpflichtung und Gelöbnis
»Freimaurer schmücken sich mit vielen Titeln«Ämter und Auftreten
»Die Loge ist ein Stammtisch für reiche Männer«Feste
»Freimaurer wird man nur durch persönliche Empfehlung«Initiation in einen Lebensbund
»Freimaurer müssen sich in einen Sarg legen«Erhebung (Meistergrad) 5. Freimaurer heute
»Freimaurer sind eine aussterbende Zunft«
Königliche Kunst zwischen Mitgliederschwund und Stagnation
»Die Freimaurer sind eine Sekte«Männerbund
... mehr
zwischen Ethik und Religion
»Freimaurerei ist Männersache«Frauenlogen
»Lions Club und Rotarier sind Freimaurer-Vereinigungen«Service-Clubs
»Freimaurerei ist unmodern und letztlich überholt«
Königliche Kunst zwischen Geheimnis und Öffentlichkeit AnhangChronologieBerühmte FreimaurerInternetadressen in AuswahlAusgewählte Literatur
Einleitung
Harmloser Männerverein oder gefährlicher Geheimbund? Regieren die Freimaurer die Welt? Was wollen sie wirklich? Von jeher ranken sich viele Gerüchte und Spekulationen um den Männerbund. Seine Symbolwelt und geheimnisvollen Rituale bieten Stoff für spannende Inszenierungen in Literatur und Film, aber auch für böswillige Behauptungen. Verschwörungstheoretiker unterstellen den Freimaurern »dunkle Machenschaften « und sehen in ihnen die heimlichen Drahtzieher des Weltgeschehens. Die Spekulationen und Fantastereien nehmen kein Ende. Solide Informationen sind deshalb besonders gefragt.
Die Freimaurer können auf eine fast 300-jährige Geschichte zurückblicken. Zwischen 1935 und 1945 war die Freimaurerei im westlichen Teil Deutschlands verboten, im östlichen Teil noch bis zum Ende der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Freimaurer sind verschwiegene Männer. Sie schätzen die Tugend der Verschwiegenheit, die ihnen allerdings oft negativ ausgelegt wird. In den letzten Jahren haben die Logen ihre Öffentlichkeitsarbeit intensiviert – im Internet, aber auch durch ihr Wirken vor Ort. Es wird zum Tag der offenen Tür oder auch zu Informationsveranstaltungen eingeladen. Ausstellungen in städtischen Museen widmen sich der wechselvollen Geschichte örtlicher Logen. Im Mai 2008 jährt sich für die deutschen Freimaurer ein besonderes Ereignis zum 50. Mal: die Gründung der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD), einer Art Dachverband der insgesamt fünf Großlogen. Damit erlebte die Freimaurerei nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland eine neue organisatorische Basis. Von jeher waren die Freimaurer ein Männerbund. Doch mittlerweile haben auch Frauen die »Königliche Kunst« für sich entdeckt. In den letzten Jahren sind hierzulande mehrere Frauenlogen entstanden. Das vorliegende Buch will zuverlässig und sachlich über die Geschichte und über das Leben in den Logen informieren. Die im Anhang genannten Internetadressen und die angegebene Literatur sollen dem Leser dabei helfen, sich eine eigene Meinung über die Freimaurer zu bilden – jenseits von Spekulation und Verschwörungsmythos.
Daten und Fakten»Freimaurer wollen die Weltherrschaft«
Freimaurerei zwischen Fiktion und Realität
Immer wieder wird offen oder versteckt die Befürchtung geäußert, Freimaurer würden politische Macht anstreben und deshalb gezielt Schlüsselpositionen in Politik und Wirtschaft einnehmen. Die »geheimen Brüder« gelten in Verschwörungsszenarien als dämonische Macht, als allgegenwärtige Drahtzieher einer Weltverschwörung und Mitwirkende in einer Koalition der Bösen oder gar als antichristlicher Bund. Noch immer haben Freimaurer unter Diffamierungen und Unterstellungen zu leiden, wenngleich sie in den letzten Jahren ihre Anstrengungen intensiviert haben, das eigene Anliegen – bei aller Diskretion im Hinblick auf ihre Rituale – auf publizistischem Wege zu profilieren. Noch immer gibt es in der Öffentlichkeit große Vorbehalte und Verdächtigungen. Verschwörungsmythen halten sich hartnäckig. Seit ihren Anfängen im frühen 18. Jahrhundert war die Freimaurerei vielfältigen Angriffen und Diffamierungen ausgesetzt. Virulent ist in einschlägigen Büchern noch immer der so genannte antimaurerische Verschwörungsmythos, der sich bis in unsere Tage hält. Er wird fiktional in Filmen wie »Das Vermächtnis der Tempelritter« (2004), »Anatomie 1 und 2« (2000/2003), »From Hell« (2001) oder als Mystery-Unterhaltungsstoff in Buchform verbreitet. In Dan Browns Bestseller »Illuminati « werden die Freimaurer zu ahnungslosen Helfern der Geheimgesellschaft der Illuminaten. Browns neues Buch »The Salomon Key«, das 2008 erscheinen soll, widmet sich dem mutmaßlichen Einfluss der Freimaurer auf die amerikanische Politik. Neben diesen fiktionalen Stoffen taucht der antifreimaurerische Verschwörungsmythos in angeblich aufklärenden Sachbüchern oder in christlich-fundamentalistischen oder katholisch-traditionalistischen Traktaten auf. Am Rand der Esoterikszene finden sich Bücher, die auf den angeblich bedrohlichen wie geheimnisvollen Einfluss der Freimaurer auf das öffentliche Leben hinweisen wollen. Zu diesem Genre braun-esoterischer Literatur sind z. B. die Werke von Jan Udo Holey alias Jan van Helsing (»Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert «) und Jo Conrad zu rechnen. Auffällig ist, dass auf der Basis eigenwilliger Interpretationen viel behauptet und nichts bewiesen wird. Als Beleg für freimaurerische Verschwörungen dient immer wieder das Treiben der römischen Loggia Propaganda 2 (Due), auch »P2« genannt, in den 1970er und 1980er Jahren. Ursprünglich 1887 gegründet, diente sie als Gegenstück zur römischen Kurienkongregation »Propaganda Fide«. In der Zeit des Faschismus ging sie unter, wurde aber 1944 neu belebt. 1967 wurde Licio Gelli, obwohl er auch das Amt des Komturen im »Ritterorden vom Heiligen Grabe« versah, zum Meister vom Stuhl ernannt. Mit diesem Doppelamt verletzte er die Statuten der italienischen Großloge, weswegen er auch am 4. September 1982 ausgeschlossen wurde. Die Geheimloge wurde im selben Jahr vom italienischen Parlament verboten. Die Mitglieder der P2 wollten mit allen Mitteln den Machtantritt der italienischen Kommunisten im Falle ihres Wahlsiegs durch einen Putsch verhindern. In den 1970er Jahren konnten die Kommunisten bei den Parlamentswahlen große Gewinne verzeichnen. Italien versank in Chaos und Terrorismus. Deshalb begannen die P2-Mitglieder, die Spitzenpositionen im Staat zu unterwandern, indem sie zahlreiche einflussreiche Politiker, Polizisten und Geheimdienstmitarbeiter in ihren Reihen sammelte. Wie sich später zeigte, waren Mitglieder der Geheimloge direkt und indirekt an zahlreichen Attentaten und terroristischen Aktionen beteiligt. Nachträgliche Untersuchungen haben festgestellt, dass P2 die Unterwanderung des italienischen Staatsapparates angestrebt und für diesen Zweck auch Kriminelle angestiftet, finanziert und bewaffnet hatte. Dieser Skandal, in den auch viele Regierungsmitglieder verwickelt waren, erschütterte nicht nur die italienische Öffentlichkeit, sondern bot in der Folgezeit den idealen Nährboden für das Aufblühen antifreimaurerischer Ressentiments. Was ist Freimaurerei? Auf diese Frage gibt es innerhalb des Männerbundes keine einheitliche Antwort. Freimaurer verzichten bewusst auf eine verbindliche Erklärung. Die Freimaurerei wird nach alter Tradition auch »Königliche Kunst« (engl. Royal Art) genannt. Die Bezeichnung findet sich bereits in der wichtigsten Urkunde der heutigen Freimaurerei, in den »Alten Pflichten« von 1723, auf die später einzugehen sein wird. Offensichtlich soll damit auf die Bausage des jüdischen Königs Salomo angespielt werden, dessen Kunst bei der Errichtung des Tempels durch Baumeister Hiram zur Anwendung gekommen sei. Andere Deutungen gehen davon aus, dass die mittelalterlichen Steinmetzzünfte immer wieder von Monarchen gefördert wurden. Dadurch konnten sich die Baumeister des königlichen Schutzes sicher sein. Der Begriff »Freimaurer« ist eine deutsche Übertragung des englischen Wortes »freemason«, das allgemein die Steinmetze und Kirchenbauer bezeichnet. In einer Aufzeichnung über die Zusammenkunft von Vertretern der Zünfte in London taucht der Begriff »freemason« erstmals 1375 auf. 1396 wird der gleiche Ausdruck in einer Liste der Bauhandwerker der Kathedrale von Exeter verwendet. Die unterschiedliche Verwendung des Begriffes führt dazu, dass bis heute seine ursprüngliche Bedeutung nicht restlos geklärt ist. Deshalb gibt es herkömmlich zwei Erklärungsvarianten für seine Entstehung: Mit »freemason« wird zum einen der höher qualifizierte und damit auch privilegierte Zunftmaurer bezeichnet, der den »free stone« (den »freien Stein«) – d. h. den für Schmuck- und Zierzwecke vorgesehenen, dichteren Stein – zu bearbeiten hatte. Gemeint ist damit ein feinkörniger Sandoder Kalkstein, der sich zu feiner künstlerischer Bearbeitung am Bau eignet – im Gegensatz zu den Rausteinmaurern (»rough-stone-masons«), die mit niederen Steinmetzarbeiten, wie mit dem Behauen des grobkörnigen Steins (»rough stone«), betraut waren. Ein Freimaurer (»freestone-mason«) verfügte also über besondere fachliche Kenntnisse, die gegenüber anderen »geheim« gehalten wurden. Hierzu gehörte z. B. auch die Kunst, freitragende Gewölbe zu errichten. Seine Arbeit ging also weit über das bloße Bearbeiten des einfachen Steins oder das Mauern (»bricklayer«) im uns geläufigen Sinne hinaus. Nach der zweiten Herleitung kommt der Vorsilbe »free-« eine besondere Bedeutung zu. Der Freimaurer ist hier jemand, der – vom städtischen Zunftzwang frei – von Ort zu Ort zog, jedoch Mitglied einer Bruderschaft der kirchenbauenden Maurer war. Dadurch kamen ihm besondere Vorrechte zu, denn die damaligen Gilden und Zünfte waren nicht autonom, sondern an die landesherrliche oder städtische Obrigkeit gebunden, die auch den freien Ortswechsel untersagte. Bis heute ist nicht zu klären, welche der beiden Herleitungen die ursprünglichere ist. Beide lassen sich in der freimaurerischen Literatur finden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Doppeldeutigkeit dieses Begriffs bereits im Sprachgebrauch des Mittelalters mitschwang. Trotz mancherlei fantastischer Entstehungslegenden gelten in der freimaurerischen Geschichtsforschung die handwerklichen Bruderschaften und Bauhütten im Umfeld der Dombauten als eigentliche Vorläufer bzw. Vorbilder für heutige freimaurerische Gebräuche. Die Bauhütten bestanden aus Angehörigen des Steinmetzstandes und nahmen in ihre Reihen auch Maurer und Dachdecker auf. Heutige Freimaurer sehen sich in dieser Tradition. Sie wollen im übertragenen Sinn am Tempel der Menschheit arbeiten. Mit der Königlichen Kunst sollen die Mitglieder des Bundes zu wahrer Humanität, Toleranz und Brüderlichkeit angeleitet werden. Der Ort, in der diese Haltung eingeübt werden soll, ist die Loge. Dazu dienen die Gebräuche und Symbole, die aus der mittelalterlichen Bauhüttentradition übernommen werden. Wort, Musik und Rituale spielen dabei eine wichtige Rolle. Damit soll das Ideal wahrer Freundschaft und Bruderliebe geübt werden. Freimaurer begreifen sich als Gemeinschaft von Männern, in der geistige Vertiefung und humanitäre Werte verwirklicht werden sollen. Die Königliche Kunst wird damit zur »Einübungsethik«, um die Würde des Menschen zu achten, für Toleranz einzutreten – ohne Rücksicht auf Herkunft, Abstammung oder Nationalität. Die Rückbesinnung auf Werte wie Mitmenschlichkeit und Toleranz habe – davon sind die Freimaurer überzeugt – für die Gegenwart nach wie vor große Aktualität. Von freimaurerischer Seite wird nicht nur auf bedeutende Freimaurer aus der Geschichte hingewiesen, sondern mit geradezu überschwänglichen Worten die bleibende Bedeutung der Königlichen Kunst für das friedliche Miteinander in der Gegenwart gepriesen. So würden sich in den Logen Menschen zusammenfinden, die sich sonst nie begegnet wären. Streitgespräche über Politik und Religion sind dort verpönt. So sollen sich Menschen unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher Nationalität brüderlich begegnen können. Die Freimaurerei möchte nicht auf religiöse oder konfessionelle Vorgaben beschränkt sein. Sie möchte vielmehr Raum geben für eine die Nationalitäten und Religionen übergreifende Begegnung im Geist der Toleranz, Humanität und Brüderlichkeit. Freimaurerlogen engagieren sich auf sozial-karitativem und kulturellem Gebiet – durch die gezielte finanzielle Unterstützung einzelner wohltätiger Projekte. Die »Großloge der Alten Freien und Angenommenen Meister von Deutschland« verleiht regelmäßig den Kulturpreis der Deutschen Freimaurer, um damit Persönlichkeiten auszuzeichnen, die sich in hervorragender Weise um Humanität und Toleranz verdient gemacht haben. Zu den letzten Preisträgern zählten der Journalist Fritz Pleitgen (2004) und der katholische Theologe Hans Küng (2007), der das Projekt Weltethos initiiert hat.
»Freimaurerei ist Männersache«Frauenlogen
»Lions Club und Rotarier sind Freimaurer-Vereinigungen«Service-Clubs
»Freimaurerei ist unmodern und letztlich überholt«
Königliche Kunst zwischen Geheimnis und Öffentlichkeit AnhangChronologieBerühmte FreimaurerInternetadressen in AuswahlAusgewählte Literatur
Einleitung
Harmloser Männerverein oder gefährlicher Geheimbund? Regieren die Freimaurer die Welt? Was wollen sie wirklich? Von jeher ranken sich viele Gerüchte und Spekulationen um den Männerbund. Seine Symbolwelt und geheimnisvollen Rituale bieten Stoff für spannende Inszenierungen in Literatur und Film, aber auch für böswillige Behauptungen. Verschwörungstheoretiker unterstellen den Freimaurern »dunkle Machenschaften « und sehen in ihnen die heimlichen Drahtzieher des Weltgeschehens. Die Spekulationen und Fantastereien nehmen kein Ende. Solide Informationen sind deshalb besonders gefragt.
Die Freimaurer können auf eine fast 300-jährige Geschichte zurückblicken. Zwischen 1935 und 1945 war die Freimaurerei im westlichen Teil Deutschlands verboten, im östlichen Teil noch bis zum Ende der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Freimaurer sind verschwiegene Männer. Sie schätzen die Tugend der Verschwiegenheit, die ihnen allerdings oft negativ ausgelegt wird. In den letzten Jahren haben die Logen ihre Öffentlichkeitsarbeit intensiviert – im Internet, aber auch durch ihr Wirken vor Ort. Es wird zum Tag der offenen Tür oder auch zu Informationsveranstaltungen eingeladen. Ausstellungen in städtischen Museen widmen sich der wechselvollen Geschichte örtlicher Logen. Im Mai 2008 jährt sich für die deutschen Freimaurer ein besonderes Ereignis zum 50. Mal: die Gründung der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD), einer Art Dachverband der insgesamt fünf Großlogen. Damit erlebte die Freimaurerei nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland eine neue organisatorische Basis. Von jeher waren die Freimaurer ein Männerbund. Doch mittlerweile haben auch Frauen die »Königliche Kunst« für sich entdeckt. In den letzten Jahren sind hierzulande mehrere Frauenlogen entstanden. Das vorliegende Buch will zuverlässig und sachlich über die Geschichte und über das Leben in den Logen informieren. Die im Anhang genannten Internetadressen und die angegebene Literatur sollen dem Leser dabei helfen, sich eine eigene Meinung über die Freimaurer zu bilden – jenseits von Spekulation und Verschwörungsmythos.
Daten und Fakten»Freimaurer wollen die Weltherrschaft«
Freimaurerei zwischen Fiktion und Realität
Immer wieder wird offen oder versteckt die Befürchtung geäußert, Freimaurer würden politische Macht anstreben und deshalb gezielt Schlüsselpositionen in Politik und Wirtschaft einnehmen. Die »geheimen Brüder« gelten in Verschwörungsszenarien als dämonische Macht, als allgegenwärtige Drahtzieher einer Weltverschwörung und Mitwirkende in einer Koalition der Bösen oder gar als antichristlicher Bund. Noch immer haben Freimaurer unter Diffamierungen und Unterstellungen zu leiden, wenngleich sie in den letzten Jahren ihre Anstrengungen intensiviert haben, das eigene Anliegen – bei aller Diskretion im Hinblick auf ihre Rituale – auf publizistischem Wege zu profilieren. Noch immer gibt es in der Öffentlichkeit große Vorbehalte und Verdächtigungen. Verschwörungsmythen halten sich hartnäckig. Seit ihren Anfängen im frühen 18. Jahrhundert war die Freimaurerei vielfältigen Angriffen und Diffamierungen ausgesetzt. Virulent ist in einschlägigen Büchern noch immer der so genannte antimaurerische Verschwörungsmythos, der sich bis in unsere Tage hält. Er wird fiktional in Filmen wie »Das Vermächtnis der Tempelritter« (2004), »Anatomie 1 und 2« (2000/2003), »From Hell« (2001) oder als Mystery-Unterhaltungsstoff in Buchform verbreitet. In Dan Browns Bestseller »Illuminati « werden die Freimaurer zu ahnungslosen Helfern der Geheimgesellschaft der Illuminaten. Browns neues Buch »The Salomon Key«, das 2008 erscheinen soll, widmet sich dem mutmaßlichen Einfluss der Freimaurer auf die amerikanische Politik. Neben diesen fiktionalen Stoffen taucht der antifreimaurerische Verschwörungsmythos in angeblich aufklärenden Sachbüchern oder in christlich-fundamentalistischen oder katholisch-traditionalistischen Traktaten auf. Am Rand der Esoterikszene finden sich Bücher, die auf den angeblich bedrohlichen wie geheimnisvollen Einfluss der Freimaurer auf das öffentliche Leben hinweisen wollen. Zu diesem Genre braun-esoterischer Literatur sind z. B. die Werke von Jan Udo Holey alias Jan van Helsing (»Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert «) und Jo Conrad zu rechnen. Auffällig ist, dass auf der Basis eigenwilliger Interpretationen viel behauptet und nichts bewiesen wird. Als Beleg für freimaurerische Verschwörungen dient immer wieder das Treiben der römischen Loggia Propaganda 2 (Due), auch »P2« genannt, in den 1970er und 1980er Jahren. Ursprünglich 1887 gegründet, diente sie als Gegenstück zur römischen Kurienkongregation »Propaganda Fide«. In der Zeit des Faschismus ging sie unter, wurde aber 1944 neu belebt. 1967 wurde Licio Gelli, obwohl er auch das Amt des Komturen im »Ritterorden vom Heiligen Grabe« versah, zum Meister vom Stuhl ernannt. Mit diesem Doppelamt verletzte er die Statuten der italienischen Großloge, weswegen er auch am 4. September 1982 ausgeschlossen wurde. Die Geheimloge wurde im selben Jahr vom italienischen Parlament verboten. Die Mitglieder der P2 wollten mit allen Mitteln den Machtantritt der italienischen Kommunisten im Falle ihres Wahlsiegs durch einen Putsch verhindern. In den 1970er Jahren konnten die Kommunisten bei den Parlamentswahlen große Gewinne verzeichnen. Italien versank in Chaos und Terrorismus. Deshalb begannen die P2-Mitglieder, die Spitzenpositionen im Staat zu unterwandern, indem sie zahlreiche einflussreiche Politiker, Polizisten und Geheimdienstmitarbeiter in ihren Reihen sammelte. Wie sich später zeigte, waren Mitglieder der Geheimloge direkt und indirekt an zahlreichen Attentaten und terroristischen Aktionen beteiligt. Nachträgliche Untersuchungen haben festgestellt, dass P2 die Unterwanderung des italienischen Staatsapparates angestrebt und für diesen Zweck auch Kriminelle angestiftet, finanziert und bewaffnet hatte. Dieser Skandal, in den auch viele Regierungsmitglieder verwickelt waren, erschütterte nicht nur die italienische Öffentlichkeit, sondern bot in der Folgezeit den idealen Nährboden für das Aufblühen antifreimaurerischer Ressentiments. Was ist Freimaurerei? Auf diese Frage gibt es innerhalb des Männerbundes keine einheitliche Antwort. Freimaurer verzichten bewusst auf eine verbindliche Erklärung. Die Freimaurerei wird nach alter Tradition auch »Königliche Kunst« (engl. Royal Art) genannt. Die Bezeichnung findet sich bereits in der wichtigsten Urkunde der heutigen Freimaurerei, in den »Alten Pflichten« von 1723, auf die später einzugehen sein wird. Offensichtlich soll damit auf die Bausage des jüdischen Königs Salomo angespielt werden, dessen Kunst bei der Errichtung des Tempels durch Baumeister Hiram zur Anwendung gekommen sei. Andere Deutungen gehen davon aus, dass die mittelalterlichen Steinmetzzünfte immer wieder von Monarchen gefördert wurden. Dadurch konnten sich die Baumeister des königlichen Schutzes sicher sein. Der Begriff »Freimaurer« ist eine deutsche Übertragung des englischen Wortes »freemason«, das allgemein die Steinmetze und Kirchenbauer bezeichnet. In einer Aufzeichnung über die Zusammenkunft von Vertretern der Zünfte in London taucht der Begriff »freemason« erstmals 1375 auf. 1396 wird der gleiche Ausdruck in einer Liste der Bauhandwerker der Kathedrale von Exeter verwendet. Die unterschiedliche Verwendung des Begriffes führt dazu, dass bis heute seine ursprüngliche Bedeutung nicht restlos geklärt ist. Deshalb gibt es herkömmlich zwei Erklärungsvarianten für seine Entstehung: Mit »freemason« wird zum einen der höher qualifizierte und damit auch privilegierte Zunftmaurer bezeichnet, der den »free stone« (den »freien Stein«) – d. h. den für Schmuck- und Zierzwecke vorgesehenen, dichteren Stein – zu bearbeiten hatte. Gemeint ist damit ein feinkörniger Sandoder Kalkstein, der sich zu feiner künstlerischer Bearbeitung am Bau eignet – im Gegensatz zu den Rausteinmaurern (»rough-stone-masons«), die mit niederen Steinmetzarbeiten, wie mit dem Behauen des grobkörnigen Steins (»rough stone«), betraut waren. Ein Freimaurer (»freestone-mason«) verfügte also über besondere fachliche Kenntnisse, die gegenüber anderen »geheim« gehalten wurden. Hierzu gehörte z. B. auch die Kunst, freitragende Gewölbe zu errichten. Seine Arbeit ging also weit über das bloße Bearbeiten des einfachen Steins oder das Mauern (»bricklayer«) im uns geläufigen Sinne hinaus. Nach der zweiten Herleitung kommt der Vorsilbe »free-« eine besondere Bedeutung zu. Der Freimaurer ist hier jemand, der – vom städtischen Zunftzwang frei – von Ort zu Ort zog, jedoch Mitglied einer Bruderschaft der kirchenbauenden Maurer war. Dadurch kamen ihm besondere Vorrechte zu, denn die damaligen Gilden und Zünfte waren nicht autonom, sondern an die landesherrliche oder städtische Obrigkeit gebunden, die auch den freien Ortswechsel untersagte. Bis heute ist nicht zu klären, welche der beiden Herleitungen die ursprünglichere ist. Beide lassen sich in der freimaurerischen Literatur finden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Doppeldeutigkeit dieses Begriffs bereits im Sprachgebrauch des Mittelalters mitschwang. Trotz mancherlei fantastischer Entstehungslegenden gelten in der freimaurerischen Geschichtsforschung die handwerklichen Bruderschaften und Bauhütten im Umfeld der Dombauten als eigentliche Vorläufer bzw. Vorbilder für heutige freimaurerische Gebräuche. Die Bauhütten bestanden aus Angehörigen des Steinmetzstandes und nahmen in ihre Reihen auch Maurer und Dachdecker auf. Heutige Freimaurer sehen sich in dieser Tradition. Sie wollen im übertragenen Sinn am Tempel der Menschheit arbeiten. Mit der Königlichen Kunst sollen die Mitglieder des Bundes zu wahrer Humanität, Toleranz und Brüderlichkeit angeleitet werden. Der Ort, in der diese Haltung eingeübt werden soll, ist die Loge. Dazu dienen die Gebräuche und Symbole, die aus der mittelalterlichen Bauhüttentradition übernommen werden. Wort, Musik und Rituale spielen dabei eine wichtige Rolle. Damit soll das Ideal wahrer Freundschaft und Bruderliebe geübt werden. Freimaurer begreifen sich als Gemeinschaft von Männern, in der geistige Vertiefung und humanitäre Werte verwirklicht werden sollen. Die Königliche Kunst wird damit zur »Einübungsethik«, um die Würde des Menschen zu achten, für Toleranz einzutreten – ohne Rücksicht auf Herkunft, Abstammung oder Nationalität. Die Rückbesinnung auf Werte wie Mitmenschlichkeit und Toleranz habe – davon sind die Freimaurer überzeugt – für die Gegenwart nach wie vor große Aktualität. Von freimaurerischer Seite wird nicht nur auf bedeutende Freimaurer aus der Geschichte hingewiesen, sondern mit geradezu überschwänglichen Worten die bleibende Bedeutung der Königlichen Kunst für das friedliche Miteinander in der Gegenwart gepriesen. So würden sich in den Logen Menschen zusammenfinden, die sich sonst nie begegnet wären. Streitgespräche über Politik und Religion sind dort verpönt. So sollen sich Menschen unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher Nationalität brüderlich begegnen können. Die Freimaurerei möchte nicht auf religiöse oder konfessionelle Vorgaben beschränkt sein. Sie möchte vielmehr Raum geben für eine die Nationalitäten und Religionen übergreifende Begegnung im Geist der Toleranz, Humanität und Brüderlichkeit. Freimaurerlogen engagieren sich auf sozial-karitativem und kulturellem Gebiet – durch die gezielte finanzielle Unterstützung einzelner wohltätiger Projekte. Die »Großloge der Alten Freien und Angenommenen Meister von Deutschland« verleiht regelmäßig den Kulturpreis der Deutschen Freimaurer, um damit Persönlichkeiten auszuzeichnen, die sich in hervorragender Weise um Humanität und Toleranz verdient gemacht haben. Zu den letzten Preisträgern zählten der Journalist Fritz Pleitgen (2004) und der katholische Theologe Hans Küng (2007), der das Projekt Weltethos initiiert hat.
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Autoren-Porträt von Matthias Pöhlmann
Matthias Pöhlmann, Dr. theol., geb. 1963 in Hof/Saale, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, seit 1999 wissenschaftlicher Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Matthias Pöhlmann
- 2008, 127 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 12 x 18,9 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Herder, Freiburg
- ISBN-10: 3451059649
- ISBN-13: 9783451059643
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