Frisch gemacht! / Andrea Schnidt Bd.2
Karrierefrau Andrea findet ihr Baby zwar süß, aber ihr Leben zwischen Kinderkrippe, Kohlsuppendiät und...
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Karrierefrau Andrea findet ihr Baby zwar süß, aber ihr Leben zwischen Kinderkrippe, Kohlsuppendiät und Halbtagskarriere kommt ihr doch ziemlich chaotisch und recht anstrengend vor.
Da bleibt nur, das Ganze mit Humor zu nehmen. Wo bitte ist zum Beispiel zwischen Krippe und Karriere, Kohlsuppendiät und Smartiesmuffins noch Platz für aufregende Weiblichkeit? Wie war das noch mit dem Sex nach der Geburt? Na ja, zumindest ist der Babyschwimm-Kursleiter in seiner Badehose appetitlich anzusehen ...
Witzig, schlagfertig und entspannt wie immer erzählt Susanne Fröhlich vom Wahnsinn des Alltags - frisch gemacht!
Frisch gemacht von Susanne Fröhlich
LESEPROBE
»Ich willaber die Lackschuhe«, schreit meine Tochter. »Ohne die Lackschuhe gehe ichnicht in den Kindergarten.« Na super. Ich bin sowiesoschon spät dran. Und jetzt das. Draußen regnet es, als würde unser Stadtteilgeflutet, und meine Tochter will in Lackschuhen aus dem Haus. Ich probiere diepädagogisch wertvolle Variante. Schließlich habe ich Bücher gelesen. »Liebling,du siehst doch, wie es schüttet, da gehen die Lackschuhe kaputt. Und dann bistdu ganz traurig. Zieh doch deine lustigen Gummistiefel an.«
Jeder Erziehungsratgeber wäre stolz auf mich. Allerdings nur für wenigeMinuten. Claudia, meine Tochter, zeigt nämlich keinerlei Einsicht. Sie schreitweiter und schmeißt die Gummistiefel in die Ecke. Jetzt langt es. Dann ebenkeine Pädagogik. Ich schnappe das Kind, die Gummistiefel, und so kommtzusammen, was nicht zusammen will. Ich habe keine Lust, mir im Kindergarten voneiner schnippischen Erzieherin Vorträge über saisonal angemessenes Schuhwerkanzuhören. Morgens um acht ist meine Geduld eh nicht auf dem Höhepunkt. Siebrüllt noch im Auto weiter: »Du bist böse, die Schuhe sind böse, ich will nichtin den Kindergarten.«
Ich habe das Gefühl, dieser Montag wird mein Freund.
Kurz vor der Eingangstür des Kindergartens springt Claudia in eine Pfütze undsaut sich so richtig ein. Egal. Wenn ich nicht wieder zu spät im Büro auflaufenwill, dann muss das hier jetzt zackig gehen. Meine Nylons haben auch eineordentliche Ladung abbekommen. Ich gebe das nasse Kind ab, und ehe eine derErzieherinnen, Sonja oder Gabi, irgendeinen Kommentar abgeben kann, bin ichauch schon weg. »Ich habe es eilig, also bis heute Nachmittag.«Aus den Augenwinkeln kann ich gerade noch sehen, wie Gabi und Sonja einträchtigihre Köpfe schütteln. Nach dem Motto: >Wer hier mal erzogen werden sollte,ist garantiert nicht das arme Kind.< Na wenn schon.
Im Auto merke ich, dass das Kindergartentäschchen, Modell Hase Felix - rotkariert, zurzeit sehr angesagt -, noch auf dem Beifahrersitz liegt. Mitsamt demSalamibrot und den Apfelschnittchen. Wenn ich jetzt nochmalumdrehe, bin ich total zu spät. So schnell verhungern die Kleinen nicht, wirdihr schon einer was abgeben, tröste ich mich und beschließe, das Brot gleichselbst zu essen. Salami ist an sich bei meiner Dauerdiät nicht vorgesehen, aberwo sie nun mal drauf ist auf dem Brot, esse ich sie halt mit. Was kann denn dieSalami dafür. Außerdem ist es Putensalami, und die ist bekanntlich ja schonfast gesund. Zum Ausgleich gehe ich heute eben mal nicht in die Kantine. Ich versprechees mir selbst. Da bin ich ganz groß drin - in Eigenversprechungen.
Natürlich wieder Stau. Immer vor diesem miesen Autobahnkreuz. Ich wohne zwar inder Stadt, aber an der Grenze. Und fahre über die Autobahnumgehung. Ich esseauch noch die Apfelstücke. Der Körper braucht schließlich Vitamine. Gerade inaufregenden Situationen.
Mein Dienst beginnt um 8.45 Uhr. Meistens komme ich so gegen neun. Manchmalauch gegen Viertel nach neun. Früher war ich nie spät dran. Ja - früher. Früherhatte ich auch keine morgendlichen Lackschuhdiskussionen, Cornflakesunfälleund »ich muss nochmal Pipi«-Unterbrechungen. Früher,das war die Zeit, in der ich noch kein Kind hatte. In der meine größte Sorgemorgens war, welche Stiefeletten ich zu welchem Fummel trage.
Seit drei Jahren ist alles anders, denn ich bin Mutter.
Die Mutter von Claudia. Und die Lebensgefährtin von Christoph, einem, lauteigenen Angaben, viel versprechenden Jungjuristen in renommierter Kanzlei.
Kurz nach der Geburt, im Krankenhaus, ließ sich das Muttersein noch recht vielversprechend an. Hormonberauscht und umringt von profunden Säuglingsschwestern,habe ich ä la Nina Rüge gedacht: Alles wird gut. Es wurde auch gut, aber vorallem anstrengend. Ich erinnere mich genau.
Andrea Schnidt, zehn Wochen nach der Geburt. Daheimmit Kind. So habe ich mich gefühlt:
Jung, sexy und zu allem bereit,wenn ich nicht zu müde gewesen wäre.
Meine Tochter ist zehn Wochen alt und ich bin zehn Jahre gealtert. Wenn das indem Tempo weitergeht, bin ich in der Seniorenwohnanlage, bevor die Kleine ihrenersten Zahn hat, habe ich gedacht.
Sie schreit schon wieder.
Würde ich den ganzen Tag so rumbrüllen, hätte ich längst keine Stimme mehr. BeiBabys scheint es diesen durchaus nützlichen Effekt der automatischenLautstärkedrosslung nicht zu geben. Deren Ausdauer wird durch keinerleiAbnutzung geschmälert. Das Stimmchen hat sogar immer nochSteigerungsmöglichkeiten. Unglaublich.
Ich gucke streng. Sehr streng. »Hör bitte auf zu schreien, liebe Claudia.« Man soll schon mit den Kleinsten in deutlicherErwachsenensprache sprechen. Knappe, klare Anweisungen in freundlichem undhöflichem Tonfall, eben genau wie bei Männern. Was man soll, ist meiner Tochterallerdings komplett egal. Sie schreit weiter. Vielleicht funktioniert es nur beimännlichen Babys. Jungs eben. Meine Tochter jedenfalls lässt sich nicht soeinfach maßregeln. Revoluzzerbaby.
Jetzt bin ich fast noch stolz auf das Geschrei. Man kann sich wirklich allesschönreden. Oder denken. Ich sehe schon eine moderne Jeanne d'Arcin ihr. Das Kind kommt halt doch nach mir. Ich reagiere auf Anweisungen aucheher spröde. Christoph, mein Lebensgefährte, würde sagen, was heißt da spröde -gar nicht reagierst du. Ignorant kannst du sein.
Und wenn schon. Scheint ihm ja zu gefallen, oder hätte er mich sonstausgewählt? Dass er mich ausgewählt hat, ist etwas, das ich ihm oft genugvorhalte. Dabei ist das natürlich totaler Quatsch. Aber Männer lieben diesesGefühl, verantwortlich zu sein. Wow, er - der großeMacher. Der Entscheider. Der Beutehai. Wenn man ihnenzu deutlich klarmacht, dass sie uns raffinierten Jägerinnen nur tumb in dieFalle gegangen sind, wie geblendetes waidwundes Wild, reagieren sie schnellgereizt. Deshalb immer in dem Glauben lassen, man sei williges Opfer gewesen.Das nährt das Jägergefühl in ihnen und macht sie glücklich. So einfach ist dasbei den Männern. Jedenfalls dieser Teil.
Claudia schreit weiter.
Ich überlege, kurz ins Arbeitszimmer zu flüchten, die Tür zuzumachen und dieAnlage aufzudrehen. Was man nicht hört - ist doch auch nicht existent, oder?Ohren zu und auf ein Wunder warten. Ich schaffe es nicht. Bin doch zugutherzig. Ein Muttertier eben. Oder ist es Frauensolidarität? Oder nur Angst,als Rabenmutter der Woche in irgendeiner Talkshow zu landen? Oder vor denNachbarn als herzlose Bestie dazustehen?
© FischerVerlage
Autoren-Porträt vonSusanneFröhlich
SusanneFröhlich wurde 1962 in Frankfurt am Main geboren. Sie ist erfolgreiche Hörfunk-und Fernsehmoderatorin und schrieb mehrere Sachbücher und Romane. SusanneFröhlich lebt mit ihrem Mann, Tochter und Sohn im Taunus.
Interview mit Susanne Fröhlich
In "Frischgemacht" begegnet uns Andrea Schnidt wieder, dieProtagonistin aus "Frisch gepresst". Mit viel Witz schildern SieAndreas Alltag zwischen Kind, Mann und Karriere. Entstand die Idee zu diesemBuch aus Ihrem eigenen Leben?
Die Idee hattenatürlich auch mit meinem eigenen Leben zu tun. Obwohl: das Buch istkeinesfalls ein autobiographisches. Aber natürlich spielt sich mein Leben indiesem Kosmos ab, wie das Leben der meisten berufstätigen Mütter. Auch ich jonglierezwischen Muffins backen, Beine enthaaren, Vokabelnabhören und Konferenzen.
Andreas Alltagist ganz schön turbulent. Was meinen Sie, haben Mütter es heutzutage besondersschwer?
Mütter haben es heutzutage vordergründig erst mal leichter. Geschirrspülmaschinen,Mikrowellen und Co. vermitteln schnell den Eindruck. Aber weit gefehlt: Derimmense Drang, verschiedene Rollen wie Mutter, Partnerin, Karrierefrau undGeliebte perfekt zu erfüllen, setzt Frauen unter einen gewaltigen Druck, dennnatürlich kann niemand gleichzeitig auf allen Gebieten perfekt sein. "Superfrauen"in den Medien vermitteln aber oft das Bild und ärgern damit Frauen wie mich,die mit dem Perfektsein ziemlich hadern. Aber: Auch ohne Perfektion lebt essich sehr nett.
Wie geht es weiter mit Andrea?Werden Sie uns auf dem Laufenden halten?
Klar geht es mitAndrea und ihrer Familie weiter. Schließlich kommen noch so schöne Zeiten wieSchule und Pubertät. Und außerdem: Nach zwei Romanen mit der Familie Schnidt hänge ich auch ziemlich an ihr.
Mit frechem Humor,Ehrlichkeit und Selbstironie treffen Sie oft genau den Nerv. Wie entstehen IhreGeschichten? Diszipliniert am Schreibtisch oder locker herunter geschrieben?
Wie gernewürde ich behaupten, ich schreibe das einfach so runter. Leider nicht. ZumRoman schreiben gehört eine Menge Disziplin. Ich arbeite jeden Vormittag,sobald Mann und Kinder das Haus verlassen haben und versuche einzutauchen indie Welt der Schnidts. An Tagen, an denen gar nichtsgeht, der Geist so gar nichts an Kreativität ausspucken will und selbst Treppefeucht wischen reizvoller erscheint als schreiben, lese ich Korrektur. Das istso langweilig, dass mir dann meist schnell wieder was einfällt.
Sie sind nichtnur Buchautorin, sondern schon länger als Hörfunk- und Fernsehmoderatorinbekannt. Wie begann das mit dem Schreiben?
Ich habe lange als Journalistin gearbeitet, Artikel verfasst undReportagen. Irgendwann war der Wunsch da, etwas längereszu schreiben. Nachdem ich mein erstes Kind bekommen habe, schien der Zeitpunktgünstig. Ich hatte mir das Romanschreiben sehr idyllisch vorgestellt. Man sitztda, das Kleine schläft genüsslich in der Wiege neben dem Computer und dasTastenklappern wirkt inspirierend auf mich und beruhigend aufs Kind. Ganz sowar es dann leider doch nicht. Kinder schreien, wollen Fläschchen, wenn mangerade mal eine Idee hat und halten sich kein bisschen an irgendwelcheZeitpläne.
Die Fragen stellteRoland Große Holtforth, literaturtest.de.
- Autor: Susanne Fröhlich
- 2004, 14. Aufl., 336 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 359615734X
- ISBN-13: 9783596157341
- Erscheinungsdatum: 17.06.2004
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