Frisch verheiratet
Roman
Eigentlich dachte Jesse, dass nach ihrer Rückkehr aus Seattle alles besser wird. Doch Matt, der Vater ihres Sohnes, will sie nie mehr wiedersehen. Um aber endlich wieder in Matts Armen liegen zu können, versucht Jesse alles, um vergangene Fehler wieder gutzumachen.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Frisch verheiratet “
Eigentlich dachte Jesse, dass nach ihrer Rückkehr aus Seattle alles besser wird. Doch Matt, der Vater ihres Sohnes, will sie nie mehr wiedersehen. Um aber endlich wieder in Matts Armen liegen zu können, versucht Jesse alles, um vergangene Fehler wieder gutzumachen.
Klappentext zu „Frisch verheiratet “
Deutsche Erstveröffentlichung
Lese-Probe zu „Frisch verheiratet “
Frisch verheiratet von Susan Mallery1. KAPITEL
"Die bezeichnen Sie als skrupellosen Mistkerl", bemerkte Diane, während sie den Artikel in dem Wirtschaftsmagazin überflog. "Das muss Sie doch fröhlich stimmen." Matthew Fenner sah seine Sekretärin wortlos an. Schließlich hob sie lächelnd den Kopf. "Sie mögen es, wenn man Sie einen skrupellosen Mistkerl nennt."
"Ich werde gern respektiert", korrigierte er. "Oder gefürchtet." Er nickte. "Das funktioniert auch." Diane legte das Magazin offen auf seinen Schreibtisch. "Wollen Sie denn nie, dass man Sie auch einmal nett findet?", fragte sie ihn. "Nein." Nett zu sein, bedeutete, reingelegt zu werden. Das hatte er vor langer Zeit gelernt. Er nahm einen der Notizzettel, die neben seinem Telefon lagen, in die Hand. Komischerweise hatte die Frau, die ihm diese Lektion in allen Einzelheiten vermittelt hatte, gerade angerufen. Seine Sekretärin seufzte. "Ich mache mir Sorgen um Sie." "Sie verschwenden nur Ihre Zeit."
"Keine Panik. Das mache ich ausschließlich in meiner Freizeit." Er bedachte seine etwa fünfzigjährige Assistentin mit einem finsteren Blick, aber sie ignorierte ihn. Die Tatsache, dass sie sich nicht von ihm einschüchtern ließ, war einer der Gründe, weshalb sie immer noch bei ihm war, auch wenn er das niemals zugeben würde.
Denn obwohl er den Ruf hatte, zu den Geschäftsmännern zu gehören, die ihre Konkurrenz blutend am Straßenrand liegen ließen, sah er es nicht gerne, wenn seine Angestellten vor ihm kuschten. Zumindest nicht ständig.
"Gibt es noch etwas?", fragte er sie und sah dabei demonstrativ in Richtung Tür. Sie erhob sich. "Jesse hat noch einmal angerufen. Das sind jetzt drei Anrufe in drei Tagen. Werden Sie sie
... mehr
zurückrufen?" "Ist das so wichtig?"
"Ja, denn wenn Sie vorhaben, sie weiterhin zu ignorieren, würde ich es ihr gerne mitteilen und ihrem Elend ein Ende bereiten." Diane runzelte die Stirn. "Normalerweise sind Sie mit ihren BFs deutlicher. Die wenigsten rufen noch mal an, nachdem Sie ihnen den Laufpass gegeben haben."
"Ich hatte Sie darum gebeten, sie nicht mehr so zu nennen." Diane blinzelte unschuldig. "Hatten Sie das? Tut mir leid. Das vergesse ich immer wieder." Sie schwindelte, aber er ließ es auf sich beruhen.
Es war ihre Art, Missbilligung auszudrücken, wenn sie die Frauen, mit denen er sich traf, BFs nannte Kürzel für Bimbo-Freundinnen. Sie warf ihm vor, dass seine Frauen austauschbar seien. Wie Modepuppen sähen sie sich alle physisch ähnlich, seien unnatürlich schön, und allen würde es an Herz und Verstand mangeln.
Womit sie nicht unrecht hatte. Allerdings wollte Diane einfach nicht glauben, dass er absichtlich diese Wahl traf. Er war an nichts anderem interessiert. "Sie ist eine Bekannte von früher", bemerkte er und wünschte auf der Stelle, er hätte es nicht getan. Das ging Diane nichts an. Es war ein Abschnitt seines Lebens, der vor langer Zeit ein Ende gefunden hatte. "Wirklich? Hat sie etwa tatsächlich eine Persönlichkeit oder ...", sie wedelte mit den Händen vor dem Gesicht, als müsse sie sich Luft zufächeln, um nicht in Ohnmacht zu fallen, "... sogar Verstand?
Jetzt, wo sie es erwähnen, sie klang beinahe normal." "Das habe ich nicht erwähnt."
"Hmm. Ich bin mir sicher, dass Sie so etwas gesagt haben. So erzählen Sie mir doch schon von ihrer geheimnisvollen Vergangenheit mit dieser Frau."
"Sie können jetzt gehen."
"Weshalb ist sie nach Seattle zurückgekehrt? Ist sie nett? Würde ich sie mögen? Mögen Sie sie?" Er wies auf die Tür. Diane durchquerte sein Büro. "Sie meinen also, ich soll sie zu Ihnen durchstellen, wenn sie das nächste Mal anruft, richtig?" Das überhörte er, und sie verschwand. Matt stand auf und ging zum Fenster. Sein Büro befand sich im obersten Stockwerk eines Hochhauses an der Eastside und bot eine beeindruckende Aussicht. Sein berufliches Dasein zeugte in jeder Hinsicht von Erfolg. Er hatte es geschafft. Er besaß alles, was er wollte, und mehr. Geld, Macht, Respekt, und es gab niemanden, dem er Rechenschaft schuldig war. Langsam und bedächtig zerknüllte er den Notizzettel mit der Nachricht von Jesse und warf ihn in den Papierkorb.
Trotz der Versprechungen vieler berühmter Dichter und einiger rührseliger Countrysongs hatte Jesse Keyes entdeckt, dass es doch möglich war, nach Hause zurückzukehren. Ihr Pech! Nicht, dass sie irgendjemanden für ihre momentane Situation verantwortlich machen konnte. Die Entscheidung, nach Seattle zurückzugehen, hatte sie ganz allein getroffen. Nun ja, vielleicht hatte das schlaue Kerlchen, das jetzt zu ihrem Leben gehörte, ein wenig nachgeholfen.
Sie warf einen Blick in den Rückspiegel und lächelte ihren vierjährigen Sohn an. "Weißt du was?", fragte sie ihn. Seine dunklen Augen leuchteten auf, als er sie angrinste. "Sind wir angekommen?" "Wir sind da!" Gabe klatschte in die Hände. "Das gefällt mir." Sie würden den Sommer oder wie lange es auch dauern würde, um ihre Vergangenheit in Ordnung zu bringen und die Weichen für ihre Zukunft zu stellen in der Stadt verbringen.
Auf eine Woche mehr oder weniger kam es dabei nicht an. Jesse stellte den Hebel der Gangschaltung auf Parken, stieg aus und öffnete die hintere Tür. Sie schnallte Gabe von seinem Kindersitz los und half ihm beim Aussteigen. Dann stand er neben ihr und starrte das vierstöckige Gebäude an. "Hier wohnen wir?", fragte er mit einer Stimme, die vor Ehrfurcht ganz leise geworden war.
"Echt?" Das Langzeithotel ließ sich bestenfalls als anständig bezeichnen. Ein örtliches Unternehmen. Jesse hatte nicht das Geld für eine dieser schicken landesweiten Hotelketten. Aber das Zimmer hatte eine Küche, und den Bewertungen im Internet zufolge war es sauber, und darauf kam es ihr an. Sobald sie eine Vorstellung davon hätte, wie lange sie bleiben würden, wollte sie sich darum kümmern, ein möbliertes Apartment im Universitätsviertel anzumieten. Es war Sommer, und das bedeutete leerstehende Zimmer, solange die Studenten weg waren, und dementsprechend niedrige Mietpreise. Für Gabe aber, der in seinem ganzen Leben noch nie in einem Hotel gewohnt hatte, war ihre vorübergehende Unterkunft neu und aufregend.
"Echt", sagte sie und nahm seine Hand. "Willst du, dass ich für uns ein Zimmer im oberen Stockwerk nehme?" Er riss die Augen auf. "Geht das denn?", hauchte er. Es bedeutete zwar, dass sie mehr Treppen steigen musste, aber oben würde sie sich sicherer fühlen. "Ich hatte darum gebeten." "Cool!" Sein neues Lieblingswort. Er hatte es aus der Kita, und heute hatte sie es schon ungefähr vierhundert Mal gehört.
Es fing an, ihr auf die Nerven zu gehen. Aber dann sagte sie sich, dass "cool" immer noch sehr viel besser war als einige andere Wörter, die er hätte lernen können. Dreißig Minuten später testeten sie die Sprungkraft der beiden Doppelbetten aus, während Gabe versuchte, sich für eins der beiden zu entscheiden. Sie packte den einzigen Koffer aus, den sie drei Stockwerke hoch die Treppen hinaufgeschleppt hatte, und sagte sich, dass sie wirklich daran denken musste, wieder zu trainieren.
Ihr Herz raste noch immer nach diesem Anstieg.
"Zum Essen werden wir heute ausgehen", verkündete sie. "Wie wär's mit Spaghetti?" Gabe warf sich an sie, schlang beide Arme um ihre Schenkel und drückte sie so fest, wie er konnte. Sie strich über sein weiches braunes Haar.
"Danke, Mommy", flüsterte er, denn es war ein seltenes Vergnügen, sein Lieblingsessen in einem Restaurant zu bekommen. Jesse überlegte, ob sie sich schuldig fühlen sollte, weil sie an ihrem ersten Abend in Seattle nicht kochen würde, beschloss dann aber, sich später dafür zu bestrafen. Im Augenblick war sie nur müde. Die Fahrt von Spokane hatte fünf Stunden gedauert, und gestern Abend hatte sie bis weit über Mitternacht hinaus gearbeitet, um auch noch das letzte Trinkgeld verdienen zu können, das möglich war.
Geld würde knapp werden, solange sie sich in Seattle aufhielten. "Gern geschehen." Sie hockte sich hin, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein. "Ich glaube, dass dir das Lokal gefallen wird. Es heißt Old Spaghetti Factory." Ein perfektes kinderfreundliches Restaurant.
Niemand würde sich gestört fühlen, wenn Gabe rumkleckerte, und sie könnte in Ruhe ein Glas Wein trinken und so tun, als sei alles in Ordnung. "Kann ich meinen Daddy morgen sehen?" Wieder raste ihr Herz, und diesmal hatte es nichts mit Treppensteigen zu tun. "Morgen wahrscheinlich nicht, aber bald."
Gabe biss sich auf die Unterlippe. "Ich hab meinen Daddy lieb." "Das weiß ich ja." Oder zumindest doch die Vorstellung, einen Vater zu haben. Ihr Sohn war der Grund dafür, dass sie beschlossen hatte, sich allen Geistern ihrer Vergangenheit zu stellen und nach Hause zu kommen. Vor etwa einem Jahr hatte er angefangen, Fragen über seinen Vater zu stellen. Warum hatte er keinen Daddy? Wo war sein Daddy?
Warum wollte sein Daddy nicht bei ihm sein? Jesse hatte mit sich gekämpft, ob sie nicht lieber lügen und einfach behaupten sollte, Matt sei tot. Aber als sie vor fünf Jahren von Seattle weggegangen war, hatte sie sich geschworen, ein anderes Leben zu beginnen. Keine Lügen mehr. Nie wieder Mist bauen. Sie hatte hart daran gearbeitet, erwachsen zu werden, sich ein Leben aufzubauen, auf das sie stolz war, ihren Sohn allein aufzuziehen und unter allen Umständen aufrichtig zu sein. Was wiederum bedeutete, dass sie Gabe die Wahrheit sagen musste.
Dass Matt nichts von ihm wusste, es aber vielleicht an der Zeit war, dies zu ändern. Sie erlaubte sich nicht, über ein Wiedersehen mit Matt nachzudenken. Sie konnte es nicht. Jedenfalls nicht, wenn sie dabei weiteratmen wollte. Daher gab es fürs Erste nur ihren Sohn, der sie anlächelte, und die Liebe, die sie für ihn empfand. Alles andere würde sich von selbst regeln. Jedenfalls hoffte sie doch, dass es so sein würde. Es war ja auch nicht nur Matt, dem sie sich stellen musste.
Da waren noch Claire, die ältere Schwester, die sie nie wirklich kennengelernt hatte, und Nicole, die ältere Schwester, die sie wahrscheinlich immer noch abgrundtief hasste. Und so was nannte sich dann ,,Heimkehr". Aber damit würde sie sich morgen befassen. Der heutige Abend versprach Spaghetti, dann eine aufregende Nacht voller Cartoons und schöne Momente mit dem Besten, was sie im Leben hatte.
"Bist du bereit?", fragte sie, griff nach ihrer Handtasche und breitete die Arme aus, um Gabe aufzuheben. Er sprang in ihre Umarmung, voller Liebe und Vertrauen, so als könnte sie ihm niemals wehtun, ihn niemals fallen lassen. Und zwar deshalb, weil sie es auch nie tun würde. Unter keinen Umständen. Wenigstens etwas, das sie richtig gemacht hatte.
Übersetzung: Barbara Alberter
© 2008 by Susan Macias Redmond
"Ja, denn wenn Sie vorhaben, sie weiterhin zu ignorieren, würde ich es ihr gerne mitteilen und ihrem Elend ein Ende bereiten." Diane runzelte die Stirn. "Normalerweise sind Sie mit ihren BFs deutlicher. Die wenigsten rufen noch mal an, nachdem Sie ihnen den Laufpass gegeben haben."
"Ich hatte Sie darum gebeten, sie nicht mehr so zu nennen." Diane blinzelte unschuldig. "Hatten Sie das? Tut mir leid. Das vergesse ich immer wieder." Sie schwindelte, aber er ließ es auf sich beruhen.
Es war ihre Art, Missbilligung auszudrücken, wenn sie die Frauen, mit denen er sich traf, BFs nannte Kürzel für Bimbo-Freundinnen. Sie warf ihm vor, dass seine Frauen austauschbar seien. Wie Modepuppen sähen sie sich alle physisch ähnlich, seien unnatürlich schön, und allen würde es an Herz und Verstand mangeln.
Womit sie nicht unrecht hatte. Allerdings wollte Diane einfach nicht glauben, dass er absichtlich diese Wahl traf. Er war an nichts anderem interessiert. "Sie ist eine Bekannte von früher", bemerkte er und wünschte auf der Stelle, er hätte es nicht getan. Das ging Diane nichts an. Es war ein Abschnitt seines Lebens, der vor langer Zeit ein Ende gefunden hatte. "Wirklich? Hat sie etwa tatsächlich eine Persönlichkeit oder ...", sie wedelte mit den Händen vor dem Gesicht, als müsse sie sich Luft zufächeln, um nicht in Ohnmacht zu fallen, "... sogar Verstand?
Jetzt, wo sie es erwähnen, sie klang beinahe normal." "Das habe ich nicht erwähnt."
"Hmm. Ich bin mir sicher, dass Sie so etwas gesagt haben. So erzählen Sie mir doch schon von ihrer geheimnisvollen Vergangenheit mit dieser Frau."
"Sie können jetzt gehen."
"Weshalb ist sie nach Seattle zurückgekehrt? Ist sie nett? Würde ich sie mögen? Mögen Sie sie?" Er wies auf die Tür. Diane durchquerte sein Büro. "Sie meinen also, ich soll sie zu Ihnen durchstellen, wenn sie das nächste Mal anruft, richtig?" Das überhörte er, und sie verschwand. Matt stand auf und ging zum Fenster. Sein Büro befand sich im obersten Stockwerk eines Hochhauses an der Eastside und bot eine beeindruckende Aussicht. Sein berufliches Dasein zeugte in jeder Hinsicht von Erfolg. Er hatte es geschafft. Er besaß alles, was er wollte, und mehr. Geld, Macht, Respekt, und es gab niemanden, dem er Rechenschaft schuldig war. Langsam und bedächtig zerknüllte er den Notizzettel mit der Nachricht von Jesse und warf ihn in den Papierkorb.
Trotz der Versprechungen vieler berühmter Dichter und einiger rührseliger Countrysongs hatte Jesse Keyes entdeckt, dass es doch möglich war, nach Hause zurückzukehren. Ihr Pech! Nicht, dass sie irgendjemanden für ihre momentane Situation verantwortlich machen konnte. Die Entscheidung, nach Seattle zurückzugehen, hatte sie ganz allein getroffen. Nun ja, vielleicht hatte das schlaue Kerlchen, das jetzt zu ihrem Leben gehörte, ein wenig nachgeholfen.
Sie warf einen Blick in den Rückspiegel und lächelte ihren vierjährigen Sohn an. "Weißt du was?", fragte sie ihn. Seine dunklen Augen leuchteten auf, als er sie angrinste. "Sind wir angekommen?" "Wir sind da!" Gabe klatschte in die Hände. "Das gefällt mir." Sie würden den Sommer oder wie lange es auch dauern würde, um ihre Vergangenheit in Ordnung zu bringen und die Weichen für ihre Zukunft zu stellen in der Stadt verbringen.
Auf eine Woche mehr oder weniger kam es dabei nicht an. Jesse stellte den Hebel der Gangschaltung auf Parken, stieg aus und öffnete die hintere Tür. Sie schnallte Gabe von seinem Kindersitz los und half ihm beim Aussteigen. Dann stand er neben ihr und starrte das vierstöckige Gebäude an. "Hier wohnen wir?", fragte er mit einer Stimme, die vor Ehrfurcht ganz leise geworden war.
"Echt?" Das Langzeithotel ließ sich bestenfalls als anständig bezeichnen. Ein örtliches Unternehmen. Jesse hatte nicht das Geld für eine dieser schicken landesweiten Hotelketten. Aber das Zimmer hatte eine Küche, und den Bewertungen im Internet zufolge war es sauber, und darauf kam es ihr an. Sobald sie eine Vorstellung davon hätte, wie lange sie bleiben würden, wollte sie sich darum kümmern, ein möbliertes Apartment im Universitätsviertel anzumieten. Es war Sommer, und das bedeutete leerstehende Zimmer, solange die Studenten weg waren, und dementsprechend niedrige Mietpreise. Für Gabe aber, der in seinem ganzen Leben noch nie in einem Hotel gewohnt hatte, war ihre vorübergehende Unterkunft neu und aufregend.
"Echt", sagte sie und nahm seine Hand. "Willst du, dass ich für uns ein Zimmer im oberen Stockwerk nehme?" Er riss die Augen auf. "Geht das denn?", hauchte er. Es bedeutete zwar, dass sie mehr Treppen steigen musste, aber oben würde sie sich sicherer fühlen. "Ich hatte darum gebeten." "Cool!" Sein neues Lieblingswort. Er hatte es aus der Kita, und heute hatte sie es schon ungefähr vierhundert Mal gehört.
Es fing an, ihr auf die Nerven zu gehen. Aber dann sagte sie sich, dass "cool" immer noch sehr viel besser war als einige andere Wörter, die er hätte lernen können. Dreißig Minuten später testeten sie die Sprungkraft der beiden Doppelbetten aus, während Gabe versuchte, sich für eins der beiden zu entscheiden. Sie packte den einzigen Koffer aus, den sie drei Stockwerke hoch die Treppen hinaufgeschleppt hatte, und sagte sich, dass sie wirklich daran denken musste, wieder zu trainieren.
Ihr Herz raste noch immer nach diesem Anstieg.
"Zum Essen werden wir heute ausgehen", verkündete sie. "Wie wär's mit Spaghetti?" Gabe warf sich an sie, schlang beide Arme um ihre Schenkel und drückte sie so fest, wie er konnte. Sie strich über sein weiches braunes Haar.
"Danke, Mommy", flüsterte er, denn es war ein seltenes Vergnügen, sein Lieblingsessen in einem Restaurant zu bekommen. Jesse überlegte, ob sie sich schuldig fühlen sollte, weil sie an ihrem ersten Abend in Seattle nicht kochen würde, beschloss dann aber, sich später dafür zu bestrafen. Im Augenblick war sie nur müde. Die Fahrt von Spokane hatte fünf Stunden gedauert, und gestern Abend hatte sie bis weit über Mitternacht hinaus gearbeitet, um auch noch das letzte Trinkgeld verdienen zu können, das möglich war.
Geld würde knapp werden, solange sie sich in Seattle aufhielten. "Gern geschehen." Sie hockte sich hin, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein. "Ich glaube, dass dir das Lokal gefallen wird. Es heißt Old Spaghetti Factory." Ein perfektes kinderfreundliches Restaurant.
Niemand würde sich gestört fühlen, wenn Gabe rumkleckerte, und sie könnte in Ruhe ein Glas Wein trinken und so tun, als sei alles in Ordnung. "Kann ich meinen Daddy morgen sehen?" Wieder raste ihr Herz, und diesmal hatte es nichts mit Treppensteigen zu tun. "Morgen wahrscheinlich nicht, aber bald."
Gabe biss sich auf die Unterlippe. "Ich hab meinen Daddy lieb." "Das weiß ich ja." Oder zumindest doch die Vorstellung, einen Vater zu haben. Ihr Sohn war der Grund dafür, dass sie beschlossen hatte, sich allen Geistern ihrer Vergangenheit zu stellen und nach Hause zu kommen. Vor etwa einem Jahr hatte er angefangen, Fragen über seinen Vater zu stellen. Warum hatte er keinen Daddy? Wo war sein Daddy?
Warum wollte sein Daddy nicht bei ihm sein? Jesse hatte mit sich gekämpft, ob sie nicht lieber lügen und einfach behaupten sollte, Matt sei tot. Aber als sie vor fünf Jahren von Seattle weggegangen war, hatte sie sich geschworen, ein anderes Leben zu beginnen. Keine Lügen mehr. Nie wieder Mist bauen. Sie hatte hart daran gearbeitet, erwachsen zu werden, sich ein Leben aufzubauen, auf das sie stolz war, ihren Sohn allein aufzuziehen und unter allen Umständen aufrichtig zu sein. Was wiederum bedeutete, dass sie Gabe die Wahrheit sagen musste.
Dass Matt nichts von ihm wusste, es aber vielleicht an der Zeit war, dies zu ändern. Sie erlaubte sich nicht, über ein Wiedersehen mit Matt nachzudenken. Sie konnte es nicht. Jedenfalls nicht, wenn sie dabei weiteratmen wollte. Daher gab es fürs Erste nur ihren Sohn, der sie anlächelte, und die Liebe, die sie für ihn empfand. Alles andere würde sich von selbst regeln. Jedenfalls hoffte sie doch, dass es so sein würde. Es war ja auch nicht nur Matt, dem sie sich stellen musste.
Da waren noch Claire, die ältere Schwester, die sie nie wirklich kennengelernt hatte, und Nicole, die ältere Schwester, die sie wahrscheinlich immer noch abgrundtief hasste. Und so was nannte sich dann ,,Heimkehr". Aber damit würde sie sich morgen befassen. Der heutige Abend versprach Spaghetti, dann eine aufregende Nacht voller Cartoons und schöne Momente mit dem Besten, was sie im Leben hatte.
"Bist du bereit?", fragte sie, griff nach ihrer Handtasche und breitete die Arme aus, um Gabe aufzuheben. Er sprang in ihre Umarmung, voller Liebe und Vertrauen, so als könnte sie ihm niemals wehtun, ihn niemals fallen lassen. Und zwar deshalb, weil sie es auch nie tun würde. Unter keinen Umständen. Wenigstens etwas, das sie richtig gemacht hatte.
Übersetzung: Barbara Alberter
© 2008 by Susan Macias Redmond
... weniger
Autoren-Porträt von Susan Mallery
USA Today Bestsellerautorin Susan Mallery hat bisher über vierzig Bücher veröffentlicht. Zusammen mit ihrem Mann lebt sie im sonnigen Süden Kaliforniens, wo es ganz normal ist, dass Leute ein bisschen verrückt sind, und eine exzentrische Autorin nicht weiter auffällt. Sie hat zwei wunderhübsche, aber nicht sehr kluge Katzen, einen Hund und den nettesten Stiefsohn der Welt.
Bibliographische Angaben
- Autor: Susan Mallery
- 2010, 364 Seiten, Maße: 12,5 x 18,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Herausgegeben: Ivonne Senn
- Übersetzer: Barbara Alberter
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 389941697X
- ISBN-13: 9783899416978
- Erscheinungsdatum: 19.02.2010
Rezension zu „Frisch verheiratet “
"Frisch verheiratet" zieht einen in seinen Bann. Es macht einen manchmal kribbelig. Aber es ist auch romantisch, wagemutig und hoffnungsvoll. "Frisch verheiratet" ist definitiv ein Gewinner. SingleTitles.com
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