Geboren im Schatten der Angst

Wenn ich jemals einem Beispiel an menschlicher Größe und Stärke begegnet bin, dann mit Sicherheit im autobiographischen Buch von Klaus Schnellenkamp. Die - reale - Geschichte dieses doch sehr außergewöhnlichen Menschen und Schriftstellers hat mich zutiefst erschüttert und zugleich mit einer gewissen Ehrfurcht erfüllt. Immer wieder musste ich bei der Lektüre dieses Buches innehalten, konnte oftmals kaum fassen, dass es sich hier um knallharte Wirklichkeit handelt. Und ich stellte zunehmend getroffen fest, wie oft ich schon bei gewissen Schwierigkeiten meines Lebens resignierte... Hier aber spricht ein Mensch zu uns, der zumindest mir persönlich einen völlig neuen Blick auf mein Leben geöffnet hat. Dieser Autor hat eine unvorstellbare Hölle siegreich überlebt und ist sich selber in allen Stücken treu geblieben! Sein Buch versprüht eine Strahlkraft, die ich vielen Lesern empfehlen möchte...

Freiheit lässt sich nicht einsperren. Durch einen Freund ist mir das Buch von Klaus Schnellenkamp persönlich empfohlen worden. Ich muss ganz ehrlich gestehen: wenn ich auch sonst gerne ein Buch in einem Zuge verschlinge, stockte mir diese Autobiographie schon nach den ersten Seiten den Atem. Man könnte bei dieser Lektüre kaum glauben, dass die Menschheit bereits im dritten Jahrtausend angekommen ist. Denn diese "Kolonie der Versuchskinder" - wie der Autor die berüchtigte Colonia Dignidad in Chile selber benennt - besteht nach wie vor und wirft zudem ein alarmierendes Schlaglicht auf kirchliche und staatliche Weltgrößen, die für das jahrzehntelange Schreckensregime dieser Sektenkolonie mitverantwortlich zu machen sind. Dennoch frage ich mich immer wieder: woher nimmt ein so junger und völlig auf sich gestellter Mann die Kraft, sich furchtlos gegen solchen Wahnsinn zu behaupten? Hut ab!

Ein Buch für die Welt!
Ich hatte schon - so glaubte ich - viel zu viel über die grausame Sektenhölle namens Colonia Dignidad gelesen. Seit drei Tagen bin ich eines Besseren belehrt worden. Denn das Buch von Klaus Schnellenkamp hat zweifelsohne alle bisherigen Berichte aus diesem Schreckensstaat in Chile in den Schatten gestellt. Es ist wie ein Bericht mitten aus der Hölle, wo die Schlagworte "Himmel, Paradies und Liebe" mit Terror, Kindesmissbrauch, Folter und Mord, Drogen- und Waffenhandel täglich, jahrzehntelang Hand in Hand gingen. Der Überlebensbericht von Klaus Schnellenkamp klingt wie ein Aufschrei, wie ein Warnen und Wachrütteln, wie ein dringender Appell an die menschlichen Werte, die ihm selber zeitlebens versagt geblieben sind. Er will - so schreibt er - mit seinem eigenen Schicksal Hoffnung machen. Hoffnung all denen, die im Kampf um ihr Dasein dringend Hoffnung brauchen.