Geisterstunde / Die Moorhexe
Doppelt gruseln - nur einmal bezahlen: zwei schaurig-schöne Hohlbein-Meisterwerke!
Eine Jahrtausendflut hat es an Land gespült, in einer sturmdurchpeitschten Nacht. Als das Meer sich zurückzog, blieb es als Gefangener im Moor zurück - ein Wesen aus...
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Doppelt gruseln - nur einmal bezahlen: zwei schaurig-schöne Hohlbein-Meisterwerke!
Eine Jahrtausendflut hat es an Land gespült, in einer sturmdurchpeitschten Nacht. Als das Meer sich zurückzog, blieb es als Gefangener im Moor zurück - ein Wesen aus den lichtlosen Tiefen des Ozeans, älter als die Menschheit selbst: Die Moorhexe. Und diese Moorhexe wartet, erfüllt von grenzenlosem Hass.
Dazu: Geisterstunde: Vier unheimlich spannende Schauergeschichten.
Die Moorhexe von Wolfgang Hohlbein
LESEPROBE
Der Schrei hatte sie geweckt.
Sie blinzelte, drehte müde den Kopf inden Kissen und öffnet widerwillig die Augen, während sie gebannt lauschte. Sie hatt Mühe, wirklich zu erwachen. So absurd und unwirklichdieser entsetzliche Nachtmahr gewesen war, hielt er sie doch immer noch fest,selbst jetzt, wo sie wirklich und eindeutig wach war: ein kleiner Teil ihresSelbst war noch immer in der entsetzlichen Welt dieses Alptraumes gefangen, undes kostete sie erstaunliche Kraft sich vollends zu lösen. Und es warunangenehm, ein Gefühl, als wäre sie in ein gewaltiges klebriges Spinnennetzverstrickt, dessen Fäden sie nur einzeln und unter gewaltiger physischerKraftanstrengung zerreißen konnte. Und selbst als sie es endlich geschaffthatte, war es noch nicht völlig vorbei. Der Traum schickte ihr einenallerletzten, bösen Gruß in die Wirklichkeit hinterher: für einen kurzen Momentfühlten sich ihr Gesicht und ihre Hände klebrig an, als wäre sie wirklich durchjenes entsetzliche Spinngewebe hindurchgelaufen, umden Weg ins Wachsein zu finden. Im ersten Moment hatte sie Angst, daß sie selbst geschrien habenkönnte, so real war der Alptraum gewesen.
Sonderbarerweise hatte sie überhauptkeine Angst, sondern empfand nur einen schwachen Schrecken, gepaart mitVerwirrung und einer fast wissenschaftlichen Neugier. Sie neigte nicht zuAlpträumen - nicht einmal zu Träumen -, wenigstens nicht solchen, an die siesich hinterher erinnerte, und ihr Erlebnis erfüllte sie jetzt, nachdem auch derletzte Schrecken allmählich verebbte mit der Erregung, etwas völlig Neues undUnbekanntes erfahren zu haben. Es war keiner jener Alpträume gewesen, wie ihnjedermann von Zeit zu Zeit einmal hatte, nicht von dieser unsinnigen kaltenFurcht, die einem noch ein Stückweit ins Wachsein
nachschleicht und einen mit rasendemHerzschlag und zitternden Gliedern und kaltem Schweiß auf der Stirn erwachen läßt. Sie erinnerte sich an jede Kleinigkeit, jedes noch sowinzige, entsetzliche Detail, aber sie hatte jetzt überhaupt keine Angst mehr.Mit dem Traum war auch die Furcht einfach abgeschaltet worden. Sie war nurverwirrt. Die einzige Furcht, die geblieben war, war die, daßsie selbst geschrien und Stefan damit geweckt habenkönnte, was an sich nicht einmal schlimm gewesen wäre, sie aber in dieunangenehme Situation brächte, Stefan erklären zu müssen, was passiert war.
Und das wußtesie selbst nicht so genau.
Ein Traum - sicher. Und doch...
Etwas daran war anders gewesen. Trotzseiner vollkommen konfusen und widersinnigen Handlung war er ungeheuer realgewesen, so real, daß...
Sie verscheuchte den Gedanken, stemmtesich halb auf die Ellbogen hoch und sah sich um, fast als müsse sie sich an derWirklichkeit festklammern - oder als müsse sie sich selbst beweisen, daß dies die Wirklichkeit war, und nicht die abstrusenschwarzen Chrom-Zimmer ihres Traumes, wisperte eine böse Stimme hinter ihrerStirn. Sie glaubte Flammen zu riechen...
Liz verscheuchte auch diesen Gedanken,atmete bewußt tief ein und aus und preßte die Lider so fest zusammen, daßbunte Kreise und Ringe vor ihren Augen erschienen. Es half. Die Visionen warenfort, als sie die Augen abermals öffnete. Auf ihren Netzhäuten flimmerten blasseNachbilder der grellen Blitze.
Was sie sah, war von einer beruhigendenNormalität: Das Zimmer war dunkel, erfüllt von grauen und schwarzen Schattenund einer Kühle, die sie die wohlige Wärme unter der dünnen Leinendecke alsdoppelt angenehm empfinden ließ. Schatten trieben durch den Raum, aber es warendie normalen, durch und durch vertrauten Schatten dieses Zimmers, die sie sogut kannte wie die Möbelstücke und die Einrichtung. Sie hatten nichtsBedrohliches. Die Dunkelheit, die sie sah, war von jener Art, die Schutz undWärme versprach, nicht Gefahr. Trotz (oder vielleicht gerade wegen?) desAlptraumes, der noch immer in ihrer Seele wühlte, fühlte sie sich auf einewohltuende, entspannte Art erschöpft und matt. Dem abrupten Erwachen aus demAlptraum schien ein zweites, ganz normales zu folgen. Mit einem Male fühlte siesich müde, und ihre Gedanken bewegten sich schwerfällig und träge, wie kleinestörrische Tiere, die sich nur unter Protest bereit fanden, in den gewohntenBahnen zu laufen. In ein paar Minuten, das wußte sie,würde sie über den Traum lachen. Nein, nicht einmal das - sie würde ihn einfachvergessen haben. So sonderbar er gewesen war, er war es nicht wert, für längeraufbewahrt zu werden.
Sie gähnte, blinzelte noch einmal undfuhr sich mit der Hand über die Augen, ehe sie zum Nachttisch hinüberblinzelte.Die grünen Leuchtziffern des Radioweckers schimmerten wie kleine funkelndeKatzenaugen durch die Dunkelheit. Es dauerte eine Weile, bis sich dieverschwommenen Farbkleckse zu lesbaren Zahlen ordneten und sie sie entziffernkonnte. Liz runzelte die Stirn. Es war kurz nach fünf, wie sie mit einemheftigen Gefühl von Verärgerung feststellte - eine geradezu gotteslästerlicheZeit, aufzuwachen. Sie seufzte. Was für ein Scheißtraum, dachte sie matt. Warumhatte er nicht zwei Stunden später anfangen können? Sie schloßdie Augen und versuchte wieder einzuschlafen. Es ging nicht.
Als sie die Augen schloß(es war absurd: die Dunkelheit war kaum weniger tief als die, die sie mitgeöffneten Augen gesehen hatte!), kam die Furcht zurück. Es war nicht die Panikaus ihrem Traum, nicht die an körperlichen Schmerz grenzende Angst, die dieZimmer aus schwarzem Chrom und jene entsetzliche Treppe in ihr ausgelösthatten, nicht die Panik beim Anblick des brennenden Mannes, denn sie wußte sehr gut, daß all diesnichts anderes als ein böser Streich gewesen war, den ihr Unterbewußtseinihr gespielt hatte.
© Weltbild Buchverlag
Interview mitWolfgang Hohlbein
Wir haben Glück: Dumme Fragen zu beantworten gehört nachIhrer eigenen Aussage neben Motorradfahren zu Ihren Lieblingsbeschäftigungen...
... ja, ja, das habe ich zu einer Zeit gesagt, als ichmir noch nicht darüber im Klaren war, dass ich mir genau überlegen muss, wasich sage. Das ist mir einfach mal so rausgerutscht.
1992haben Sie geschrieben, das Schreiben sei für Sie ein Abenteuer geblieben, Sieseien einfach davon besessen. Trifft das, was sie vor zwölf Jahren sagten, auch2004 und ein paar Dutzend Bücher später noch zu? Und wie sieht einnormaler (Arbeits-)Tag für Sie aus?
Das stimmt auch heute noch. Schreiben ist tatsächlich immer noch meinHobby. Was meine Arbeitsweise betrifft, so gibt es einen ganz großenUnterschied zwischen Theorie und Praxis. In der Theorie würde es reichen, wennich regelmäßig jeden Tag vier bis fünf Stunden arbeitete. In der Praxis ist esaber so, dass ich entweder gar nichts tue oder wie ein Besessener arbeite. Esgibt immer verschiedene Phasen. Am Anfang "schleiche" ich oft einbisschen um die Geschichte herum, vor allem dann, wenn ich nicht gleich einenguten Einstieg finde. Es kann vorkommen, dass ich eine Woche lang an zweiSeiten sitze - die ich dann wegwerfe. Aber wenn dieser Punkt überschritten ist,wenn die Geschichte eigentlich anfängt, sich selbst zu erzählen, so dass ichsie im Grunde nur noch aufschreiben muss, dann geht es sehr schnell. Dannarbeite ich sehr viel und mache eigentlich nichts anderes. Ich bin einNachtarbeiter, ich arbeite oft in den späten Abendstunden und nachts. Wenn esgut läuft, schreibe ich sozusagen von morgens bis abends und werde manchmalrecht unausstehlich, wenn ich gestört werde.
Unter einemPseudonym schreibe ich eigentlich überhaupt nicht mehr. Das war nur ganz amAnfang so. Damals hatte ich angefangen, auch Spannungsromane zu schreiben,meine ersten Sachen waren ja auch Heftromane. Zu der Zeit glaubte man noch,dass der Autor einer Abenteuergeschichte einen knalligen englischen Namen habenmuss. Aus diesem Grund hat dann eigentlich jeder deutsche Autor ein englischesPseudonym verpasst bekommen. Mir hat mal ein Redakteur gesagt: "EineHorrorgeschichte von Wolfgang Hohlbein kauft doch kein Mensch!" Er wurdeeines Besseren belehrt. Das war in den ersten zwei, drei Jahren.
Meinungsverschiedenheitenzwischen meiner Frau und mir bezüglich der Bücher werden ausdiskutiert. EineAufgabenteilung gibt es natürlich auch. Das reine Schreiben, der physikalischeVorgang, die Tinte aufs Papier zu bringen, das mache ich alleine. Wir reden imVorfeld gar nicht so viel miteinander, sondern stecken die Eckpunkte derGeschichte ab und definieren einige wichtige Charaktere. Aber dann ist eseigentlich immer das Gleiche: Ich beginne mit dem Schreiben und zeige meinerFrau im Idealfall täglich, was ich geschrieben habe. Wir überlegen danngemeinsam, besprechen die Szenen und tauschen unsere Ideen aus. Manchmal wirdetwas geändert. Unsere Diskussionen reichen dabei nicht bis in dendramaturgischen Ablauf hinein, sondern es geht eher um die Strukturen, dieAtmosphäre oder die Personen.
Siegelten als "Deutschlands erfolgreichster Autor fantastischerLiteratur". In welchem Umfang nehmen Sie wahr, was andere Autoren schreiben?Gibt es interessante neue Entwicklungen innerhalb der deutschsprachigenFantasy-Literatur?
Ich lese eigentlich alles, was von anderen deutschenAutoren publiziert wird. So viele sind es ja auch nicht. Monika Felten müssteman sicherlich nennen, die in letzter Zeit ein paar sehr gute Sachen gemachthat; Bernhard Hennen, von dem man sicherlich noch eine Menge hören wird. Esgibt immer wieder mal Autoren, die ein wirklich gutes Buch auf dem Gebietschreiben. Aber auf Anhieb fallen mir eigentlich nicht viele ein, die sich ganzauf Fantasy-Literatur spezialisiert hätten. Es gibt aber sicherlich vieleSchriftsteller, die auch mal eine fantastische Geschichte geschrieben haben,die Grenzen in diesem Genre sind ja fließend.
Was internationale Autoren angeht, so bin ich ein großerFan von Stephen King. Auch Dean Koontz schätze ich oder Dan Brown, dessenBücher mir ebenfalls sehr gefallen. Aber generell habe ich nicht unbedingteinzelne Autoren im Kopf, mich interessieren eher die Geschichten. Wenn ich mirein Buch kaufe, achte ich meist nicht darauf, wer es geschrieben hat.
DieFrage danach, was denn nun eigentlich "die Wirklichkeit" sei, ist fürIhre Arbeit ganz entscheidend. Sie sagten dazu einmal: "Ich glaube, dassjeder Mensch seine eigene Wirklichkeit hat." Wie sieht das für Sie aus,der über die Jahre in unendlich viele Charaktere geschlüpft ist, unendlichviele Perspektiven eingenommen hat. Kommen Sie noch mit einer Wirklichkeit ausoder leben Sie schon in mehreren?
So viele verschiedene Charaktere sind das gar nicht. Wennman genau hinschaut, dann hat jede Hauptfigur auch ein Stück von mir, anderskann man keine richtig gute Geschichte schreiben. Ansonsten fällt es mir zumeinem eigenen Erstaunen sehr leicht, aus den Personen auch wieder"herauszuschlüpfen". Wenn ich in der Geschichte drinstecke - das gehtmir übrigens auch so, wenn ich ein Buch lese, das mich richtig packt - dann binich die Person, dann erlebe ich auch, was sie erlebt. Wenn ich das Buch oderdas Manuskript wieder zuklappe, dann bin ich da auch sofort wieder zurück inder Wirklichkeit. Ich kann das sehr gut trennen. Zum Glück. Ich habe auch schonerlebt, dass Fans enttäuscht sind, wenn sie erfahren, dass ich eigentlich einrealistischer Mensch bin.
Sieleben in Deutschland, das örtliche Finanzamt ist nach Ihren eigenen Worteneiner Ihrer größten Fans. Jeden Tag werden neue Aufschwungs- oderKrisenszenarien veröffentlicht. Wie empfinden Sie die Stimmung im Lande?
Eigentlich war das mit dem Finanzamt eher ein Scherz. Ichhabe das in einer Phase gesagt, in der ich als Freiberufler mit dem Finanzamtein bisschen im Clinch lag. Ich war in der Tat eine Zeit lang ernsthaftversucht, auszuwandern. Es gibt ja so schöne Länder wie Irland, wo Künstlerkeine Steuern zahlen müssen. Aber ich konnte mir am Ende doch nicht vorstellen,dort wirklich zu leben. Wahrscheinlich bin ich eben ein ganz spießiger Mensch.Es gibt auch keinen vernünftigen Grund, warum ich im Rheinland lebe. Ich könntein einer landschaftlich schöneren Gegend wohnen und dort genauso arbeiten. Aberich bin dort eben aufgewachsen und kenne jeden, habe dort meine Freunde, ja,und auch meine Feinde, die gehören ja auch dazu. Auch wenn das kitschig klingt- ich bin im Grunde heimatverbunden.
Es istschwierig, über die Stimmung in Deutschland zu sprechen. Ich finde es sehrschade, dass von der Presse immer alles so schlecht gemacht und schwarz gemaltwird. Die Medien hätten ja die Macht, für bessere Stimmung zu sorgen, aber dasGegenteil ist der Fall. Das finde ich sehr schade. Es gibt viele positiveBeispiele dafür, dass die Menschen in Deutschland immer wieder das Beste ausihrer Situation machen und trotz Hindernissen ihren Weg gehen. Es gibt aber aufder anderen Seite natürlich auch schlimme Schicksale. Die Zukunft ist sicherlichschwierig, und die goldenen Zeiten sind wahrscheinlich vorbei, aber es istnicht so, dass man deswegen den Kopf in den Sand stecken sollte. Manchmal mussman einfach den Sprung ins kalte Wasser wagen, und hoffen, dass man das Glückauf seiner Seite hat.
Die Fragen stellte Roland GroßeHoltforth, Literaturtest.
- Autor: Wolfgang Hohlbein
- 2006, 1, 940 Seiten, Maße: 12,3 x 18,6 cm, Kartoniert (TB)
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828980090
- ISBN-13: 9783828980099
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