Gib den Jungs zwei Küsse
Die letzten Wünsche einer Mutter
Kate Greene stirbt mit 39 an Brustkrebs. Sie hinterlässt ihrem Mann eine Liste mit Dingen, die ihr für die Zukunft ihrer beiden Söhne wichtig erscheint. Ihr Mann St.John erzählt auf bewegende Weise, wie er mit Hilfe von Kates Liste im Leben zurechtkommt.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Gib den Jungs zwei Küsse “
Kate Greene stirbt mit 39 an Brustkrebs. Sie hinterlässt ihrem Mann eine Liste mit Dingen, die ihr für die Zukunft ihrer beiden Söhne wichtig erscheint. Ihr Mann St.John erzählt auf bewegende Weise, wie er mit Hilfe von Kates Liste im Leben zurechtkommt.
Klappentext zu „Gib den Jungs zwei Küsse “
'Kurz vor ihrem Tod schreibt Kate ihrem Mann eine Liste mit allem, was ihr für die Zukunft der Kinder wichtig scheint: Bring ihnen bei, pünktlich zu sein. Lass sie nicht Motorrad fahren. Geh mit ihnen Glücksklee suchen. Zeig ihnen das Nordlicht. Gib den Jungs zwei Küsse, wenn ich nicht mehr bin einen von dir, den zweiten von mir. Als Kate ihren Kampf gegen den Krebs verliert, ist ihr Mann außer sich vor Schmerz. Doch das Vermächtnis seiner Frau hält ihn aufrecht und hilft ihm, auch in Zeiten der tiefsten Trauer für die Söhne zu sorgen. Gib den Jungs zwei Küsse ist sein Tagebuch und eine tapfere Liebeserklärung an seine Frau, die ihre Familie und das Leben mit ungeheurer Leidenschaft liebte.
Lese-Probe zu „Gib den Jungs zwei Küsse “
Gib den Jungs zwei Küsse von St John GreeneDANKSAGUNGEN
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Ohne den South West News Service, der mich nach Kates Tod interviewt hat und das erste Mal in den Medien über Kates Liste berichtete, wäre dieses Buch nie entstanden.
Außerdem kommt dem Literaturagenten Jonathan Conway von Mulcahy Conway Associates eine wichtige Rolle zu, denn er machte mich mit meinen Verlegern von Penguin Books bekannt. Besten Dank Jonathan für Ihre Professionalität, Ihre hervorragenden Ratschläge und die Begleitung des gesamten Entstehungsprozesses. Ich möchte mich auch bei meiner Lektorin Katy Follain und ihrer Assistentin Tamsin English von Penguin Books für ihr Entgegenkommen und ihre Begeisterung und die Freundlichkeit bedanken, mit der sie sich den Jungs zugewendet haben.
Rachel Murphy hat mit dem Verfassen von Gib den Jungs zwei Küsse Hervorragendes geleistet. Sie sind äußerst geduldig und einfühlsam, Rachel, und es war sicherlich förderlich, dass Sie selbst Kinder haben, aber dass Sie es in so kurzer Zeit geschafft haben, sich in mich hineinzuversetzen und mit so viel Geschick dieses Buch zu schreiben, ist einfach unglaublich. Sie haben es exakt so geschrieben, wie ich es gern geschrieben hätte, und ich kann Ihnen dafür gar nicht genug danken.
Ein von Herzen kommendes Dankeschön auch an Kates Eltern Christine und Martin und ihren Bruder Ben. Ihr habt mich alle mit so viel Liebe unterstützt und tut es noch immer. Ich weiß, dass ich immer auf euch zählen kann, und Reef und Finn lieben euch innig.
Auch meiner eigenen Familie möchte ich dafür danken, dass sie für mich da war. Dabei verdienen die Sonntagsessen meines Dads besondere Erwähnung, denn es gab Zeiten, da waren es die einzigen hausgemachten Mahlzeiten, die wir bekamen. Auch mein Bruder und meine Schwestern sorgten dafür, dass ich den Kopf nicht hängen ließ, und ich bin euch so dankbar dafür, dass ihr mir eure Anteilnahme gezeigt und mir die Kraft gegeben habt weiterzumachen. Deine Unterstützung, Matt, war wunderbar, und ich werde nie vergessen, wie du mir an den langen Abenden nach Kates Tod Gesellschaft geleistet hast, mich anriefst oder auf einen Kaffee vorbeikamst, wenn die Jungs im Bett lagen und das Haus so still war.
Und ich danke allen Freunden, die mir nahestehen - ihr wisst schon, wer gemeint ist. Kate wäre von eurer Hilfe und euren Ratschlägen beeindruckt gewesen. Ich konnte immer auf euch am anderen Ende der Telefonleitung zählen, wenn ich unsicher wurde und mit jemandem reden musste. Kate wäre stolz auf euch alle.
PROLOG
»Was willst du trinken?«, fragte mein Bruder.
Er stand lächelnd an der Bar und freute sich aufrichtig, mich zu sehen. Instinktiv schaute ich über meine linke Schulter, um mich an Kate zu wenden.
»Was hättest du denn gern?«, fragte ich sie.
Im Nachtklub war es laut, und überall um uns herum blinkten Lichter. Kates Silhouette hob sich vor dem Hintergrund der Discolichter und des Trockeneisnebels ab. Sie sah hübsch aus im Halbdunkel, aber Kate sah immer hübsch aus. Ihre hellblauen Augen zwinkerten mir zu, und ich spürte, wie sie meine Hand drückte. Gleich darauf schnürte es mir das Herz ab, als der Groschen plötzlich fiel.
Kate stand gar nicht neben mir. Es war nur ihr Schatten, ein verschwommenes Trugbild dessen, was ich so verzweifelt sehen wollte. Ich war so sehr daran gewöhnt, Kate an meiner Seite zu haben, dass mein Gehirn mir Streiche spielte.
Als ich mich wieder meinem Bruder zuwandte, der mich mit offenem Mund ansah, spürte ich, dass ich rot wurde.
»O mein Gott, Singe, alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte Matt sich besorgt.
Es war die Party zum achtzehnten Geburtstag seiner Freundin, und er hatte sich riesig gefreut, dass ich so kurz nach Kates Tod die Einladung angenommen hatte. Seit ich sie verloren hatte, war dies mein erster großer Ausgehabend mit Mitgliedern meiner Familie, und zum Wohle aller lag mir viel daran, dass es ein gelungener Abend wurde.
»Keine Sorge, mir geht's gut«, sagte ich und meinte das auch.
»Bist du dir da sicher?«
»Ja, bin ich. Keine Sorge, ich drehe nicht durch. Aber von manchen Gewohnheiten trennt man sich nur schwer, das ist alles. Lass uns was trinken.«
Matt lächelte mich erleichtert an, und ich strahlte zurück. Ich sagte mir, dass es gut war, Kate wiederzusehen, sprach es aber nicht laut aus. Seit ihrem Tod war noch kein Monat vergangen, und das Trugbild erinnerte mich daran, wie frisch meine Trauer noch war und wie sehr ich sie vermisste.
Während ich unter den Partygästen die Runde machte, war ich darauf bedacht, den Menschen, die nicht recht wussten, was sie sagen sollten, ihre Unsicherheit zu nehmen. Dabei gab mir die Tatsache, dass Kate mir noch immer so nah war, Trost und Kraft. Sie war zwar tot, doch das bedeutete nicht, dass sie aufgehört hatte, Teil meines Lebens zu sein. Wieso auch? Sie war mein Leben, obwohl ich jetzt ohne sie weitermachen musste.
Eine Weile betrachtete ich versunken die Teenager auf der Tanzfläche. Sie hatten großen Spaß, wie das auch bei Kate und mir in diesem Alter der Fall gewesen war, eigentlich sogar fast unser ganzes gemeinsames Leben lang. Die in der Luft liegende Begeisterung und das Lachen der jungen Leute erinnerten mich an unsere ersten Verabredungen. Ich stellte mir die vollkommen sorglos in ihren hautengen Jeans tanzende Kate als Teenager vor. Sie sah älter aus, als sie war, und hatte selbst mit sechzehn nie Schwierigkeiten, in einen Nachtklub zu kommen. Sie ging jedes Mal aufrechten Ganges auf die Türsteher zu, kicherte und wackelte selbstbewusst mit den Hüften, was nie seine Wirkung verfehlte, und so war oftmals ich derjenige, dessen Alter in Frage gestellt wurde, trotz der fünf Jahre, die ich älter war als sie, und sich ausweisen musste. Kate war immer eine umwerfende Erscheinung, und im Blinken der Lichter und Laser hatte ich auf der Tanzfläche nur Augen für sie. Und während unsere Blicke miteinander verschmolzen, hatte ich das Gefühl, mit ihr allein im Raum zu sein.
Wenn wir unsere Tour durch die Klubs beendet hatten, dehnten Kate und ich den Abend oft noch zu einem mitternächtlichen Picknick in Priddy in den Mendip Hills aus. Vor meinem geistigen Auge sehe ich sie dort mit siebzehn auf einer Decke unter den Sternen sitzen und nach Satelliten Ausschau halten. Sie lauscht dem Chor der Frösche und der Insekten. Es war Kates absoluter Lieblingsplatz. Dort gab es kein Streulicht, weshalb die Sterne so hell leuchteten, dass es sich anfühlte, als wären wir in einem gewaltigen Planetarium, nur wir zwei. Ich atmete den Duft von Kates Parfüm ein, der sich mit dem süßen Geruch des feuchten Grases verband, und wir redeten stundenlang und ließen uns gemeinsam dahintreiben.
Bei dieser Erinnerung wurde mir warm ums Herz. Kate und ich waren Seelengefährten, und das blieben wir über mehr als zwanzig Jahre. Konnte ich mich da nicht glücklich schätzen? Beim Blick in die Runde all der Teenager auf der Party, die alle ihr Leben noch vor sich hatten, ergriff mich große Dankbarkeit dafür, dass Kate und ich uns in so jungen Jahren kennengelernt hatten und es uns daher vergönnt war, so viele glückliche Jahre miteinander zu verbringen. Dies war etwas, was uns auch die Krebserkrankung niemals nehmen konnte.
Gelinde gesagt nahm Kates Diagnose uns den Wind aus den Segeln. Da sie uns nur wenige Wochen nachdem unser kleiner Junge Reef sich von einer unglaublich seltenen und aggressiven Krebsform erholt hatte, ereilte, empfanden wir sie als umso grausamer und hielten uns für vom Pech verfolgt. Ich erinnere mich an meine mühsamen Versuche, trotzdem Positives zu entdecken. Meine beherzte Kate würde jedenfalls wie eine Löwin kämpfen, sagte ich mir. Reef hatte gegen alle Prognosen überlebt, und so würde auch Kate den Tumor besiegen. Als Folge von Reefs Krebserkrankung war sein linkes Bein ein wenig geschwächt, weshalb er Mühe hatte, das Gleichgewicht zu halten, er kam aber bemerkenswert gut damit zurecht, und die wenigsten Leute ahnten, dass er als körperbehindert registriert war. Ich wusste, dass Kate die gleiche Widerstandskraft aufbringen würde, egal was ihr die Krebserkrankung zumutete oder abverlangte.
Wir hatten unser Leben immer in vollen Zügen genossen. Wir hatten die Welt bereist und aus jedem Tag das Beste herausgeholt. Was die Vergangenheit betraf, brauchten wir nichts zu bereuen, und das war ein Segen. Und die Gewissheit, dass Kate, egal wie krank sie wurde, auch weiterhin aus jeder Minute des Tages das Maximum herausholen würde, war die positive Kraft, nach der ich gesucht hatte.
Ein Jahr ist vergangen, seitdem ich sie verloren habe, und ich schreibe an diesem Buch und kann Ihnen versichern, dass Kate mich oder die Jungs niemals enttäuscht hat. Wir konnten immer stolz auf sie sein, bis zu ihrem Todestag und darüber hinaus. Selbst als die Krankheit ihr in den letzten paar Monaten arg zusetzte, unternahm sie mit den Jungs Reisen nach Disneyland und nach Lappland und bestand darauf, nur wenige Tage vor ihrem Tod zur Weihnachtsaufführung von Schneewittchen in Bristol zu gehen, obwohl ihr Auftritt im Rollstuhl mit Sauerstofftanks fast theatralischer war als das Stück selbst!
Sie hat auch diese Liste verfasst, zu der ihr bis zu ihrem letzten Tag immer wieder Ergänzungen einfielen. Kate ging es nicht darum, sich damit unsterblich zu machen, und das gewaltige Medieninteresse, das diese Liste entfacht hat und letztendlich zum Verfassen dieses Buchs führte, wäre ihr peinlich gewesen. Die Liste war für uns gedacht, nicht für sie selbst, außerdem war ich derjenige, der sie unabsichtlich dazu gebracht hatte, sie zu verfassen, als ich im Bett mit ihr kuschelte und sie fragte: »Und wenn du mich nun verlässt?«
Ohne den South West News Service, der mich nach Kates Tod interviewt hat und das erste Mal in den Medien über Kates Liste berichtete, wäre dieses Buch nie entstanden.
Außerdem kommt dem Literaturagenten Jonathan Conway von Mulcahy Conway Associates eine wichtige Rolle zu, denn er machte mich mit meinen Verlegern von Penguin Books bekannt. Besten Dank Jonathan für Ihre Professionalität, Ihre hervorragenden Ratschläge und die Begleitung des gesamten Entstehungsprozesses. Ich möchte mich auch bei meiner Lektorin Katy Follain und ihrer Assistentin Tamsin English von Penguin Books für ihr Entgegenkommen und ihre Begeisterung und die Freundlichkeit bedanken, mit der sie sich den Jungs zugewendet haben.
Rachel Murphy hat mit dem Verfassen von Gib den Jungs zwei Küsse Hervorragendes geleistet. Sie sind äußerst geduldig und einfühlsam, Rachel, und es war sicherlich förderlich, dass Sie selbst Kinder haben, aber dass Sie es in so kurzer Zeit geschafft haben, sich in mich hineinzuversetzen und mit so viel Geschick dieses Buch zu schreiben, ist einfach unglaublich. Sie haben es exakt so geschrieben, wie ich es gern geschrieben hätte, und ich kann Ihnen dafür gar nicht genug danken.
Ein von Herzen kommendes Dankeschön auch an Kates Eltern Christine und Martin und ihren Bruder Ben. Ihr habt mich alle mit so viel Liebe unterstützt und tut es noch immer. Ich weiß, dass ich immer auf euch zählen kann, und Reef und Finn lieben euch innig.
Auch meiner eigenen Familie möchte ich dafür danken, dass sie für mich da war. Dabei verdienen die Sonntagsessen meines Dads besondere Erwähnung, denn es gab Zeiten, da waren es die einzigen hausgemachten Mahlzeiten, die wir bekamen. Auch mein Bruder und meine Schwestern sorgten dafür, dass ich den Kopf nicht hängen ließ, und ich bin euch so dankbar dafür, dass ihr mir eure Anteilnahme gezeigt und mir die Kraft gegeben habt weiterzumachen. Deine Unterstützung, Matt, war wunderbar, und ich werde nie vergessen, wie du mir an den langen Abenden nach Kates Tod Gesellschaft geleistet hast, mich anriefst oder auf einen Kaffee vorbeikamst, wenn die Jungs im Bett lagen und das Haus so still war.
Und ich danke allen Freunden, die mir nahestehen - ihr wisst schon, wer gemeint ist. Kate wäre von eurer Hilfe und euren Ratschlägen beeindruckt gewesen. Ich konnte immer auf euch am anderen Ende der Telefonleitung zählen, wenn ich unsicher wurde und mit jemandem reden musste. Kate wäre stolz auf euch alle.
PROLOG
»Was willst du trinken?«, fragte mein Bruder.
Er stand lächelnd an der Bar und freute sich aufrichtig, mich zu sehen. Instinktiv schaute ich über meine linke Schulter, um mich an Kate zu wenden.
»Was hättest du denn gern?«, fragte ich sie.
Im Nachtklub war es laut, und überall um uns herum blinkten Lichter. Kates Silhouette hob sich vor dem Hintergrund der Discolichter und des Trockeneisnebels ab. Sie sah hübsch aus im Halbdunkel, aber Kate sah immer hübsch aus. Ihre hellblauen Augen zwinkerten mir zu, und ich spürte, wie sie meine Hand drückte. Gleich darauf schnürte es mir das Herz ab, als der Groschen plötzlich fiel.
Kate stand gar nicht neben mir. Es war nur ihr Schatten, ein verschwommenes Trugbild dessen, was ich so verzweifelt sehen wollte. Ich war so sehr daran gewöhnt, Kate an meiner Seite zu haben, dass mein Gehirn mir Streiche spielte.
Als ich mich wieder meinem Bruder zuwandte, der mich mit offenem Mund ansah, spürte ich, dass ich rot wurde.
»O mein Gott, Singe, alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte Matt sich besorgt.
Es war die Party zum achtzehnten Geburtstag seiner Freundin, und er hatte sich riesig gefreut, dass ich so kurz nach Kates Tod die Einladung angenommen hatte. Seit ich sie verloren hatte, war dies mein erster großer Ausgehabend mit Mitgliedern meiner Familie, und zum Wohle aller lag mir viel daran, dass es ein gelungener Abend wurde.
»Keine Sorge, mir geht's gut«, sagte ich und meinte das auch.
»Bist du dir da sicher?«
»Ja, bin ich. Keine Sorge, ich drehe nicht durch. Aber von manchen Gewohnheiten trennt man sich nur schwer, das ist alles. Lass uns was trinken.«
Matt lächelte mich erleichtert an, und ich strahlte zurück. Ich sagte mir, dass es gut war, Kate wiederzusehen, sprach es aber nicht laut aus. Seit ihrem Tod war noch kein Monat vergangen, und das Trugbild erinnerte mich daran, wie frisch meine Trauer noch war und wie sehr ich sie vermisste.
Während ich unter den Partygästen die Runde machte, war ich darauf bedacht, den Menschen, die nicht recht wussten, was sie sagen sollten, ihre Unsicherheit zu nehmen. Dabei gab mir die Tatsache, dass Kate mir noch immer so nah war, Trost und Kraft. Sie war zwar tot, doch das bedeutete nicht, dass sie aufgehört hatte, Teil meines Lebens zu sein. Wieso auch? Sie war mein Leben, obwohl ich jetzt ohne sie weitermachen musste.
Eine Weile betrachtete ich versunken die Teenager auf der Tanzfläche. Sie hatten großen Spaß, wie das auch bei Kate und mir in diesem Alter der Fall gewesen war, eigentlich sogar fast unser ganzes gemeinsames Leben lang. Die in der Luft liegende Begeisterung und das Lachen der jungen Leute erinnerten mich an unsere ersten Verabredungen. Ich stellte mir die vollkommen sorglos in ihren hautengen Jeans tanzende Kate als Teenager vor. Sie sah älter aus, als sie war, und hatte selbst mit sechzehn nie Schwierigkeiten, in einen Nachtklub zu kommen. Sie ging jedes Mal aufrechten Ganges auf die Türsteher zu, kicherte und wackelte selbstbewusst mit den Hüften, was nie seine Wirkung verfehlte, und so war oftmals ich derjenige, dessen Alter in Frage gestellt wurde, trotz der fünf Jahre, die ich älter war als sie, und sich ausweisen musste. Kate war immer eine umwerfende Erscheinung, und im Blinken der Lichter und Laser hatte ich auf der Tanzfläche nur Augen für sie. Und während unsere Blicke miteinander verschmolzen, hatte ich das Gefühl, mit ihr allein im Raum zu sein.
Wenn wir unsere Tour durch die Klubs beendet hatten, dehnten Kate und ich den Abend oft noch zu einem mitternächtlichen Picknick in Priddy in den Mendip Hills aus. Vor meinem geistigen Auge sehe ich sie dort mit siebzehn auf einer Decke unter den Sternen sitzen und nach Satelliten Ausschau halten. Sie lauscht dem Chor der Frösche und der Insekten. Es war Kates absoluter Lieblingsplatz. Dort gab es kein Streulicht, weshalb die Sterne so hell leuchteten, dass es sich anfühlte, als wären wir in einem gewaltigen Planetarium, nur wir zwei. Ich atmete den Duft von Kates Parfüm ein, der sich mit dem süßen Geruch des feuchten Grases verband, und wir redeten stundenlang und ließen uns gemeinsam dahintreiben.
Bei dieser Erinnerung wurde mir warm ums Herz. Kate und ich waren Seelengefährten, und das blieben wir über mehr als zwanzig Jahre. Konnte ich mich da nicht glücklich schätzen? Beim Blick in die Runde all der Teenager auf der Party, die alle ihr Leben noch vor sich hatten, ergriff mich große Dankbarkeit dafür, dass Kate und ich uns in so jungen Jahren kennengelernt hatten und es uns daher vergönnt war, so viele glückliche Jahre miteinander zu verbringen. Dies war etwas, was uns auch die Krebserkrankung niemals nehmen konnte.
Gelinde gesagt nahm Kates Diagnose uns den Wind aus den Segeln. Da sie uns nur wenige Wochen nachdem unser kleiner Junge Reef sich von einer unglaublich seltenen und aggressiven Krebsform erholt hatte, ereilte, empfanden wir sie als umso grausamer und hielten uns für vom Pech verfolgt. Ich erinnere mich an meine mühsamen Versuche, trotzdem Positives zu entdecken. Meine beherzte Kate würde jedenfalls wie eine Löwin kämpfen, sagte ich mir. Reef hatte gegen alle Prognosen überlebt, und so würde auch Kate den Tumor besiegen. Als Folge von Reefs Krebserkrankung war sein linkes Bein ein wenig geschwächt, weshalb er Mühe hatte, das Gleichgewicht zu halten, er kam aber bemerkenswert gut damit zurecht, und die wenigsten Leute ahnten, dass er als körperbehindert registriert war. Ich wusste, dass Kate die gleiche Widerstandskraft aufbringen würde, egal was ihr die Krebserkrankung zumutete oder abverlangte.
Wir hatten unser Leben immer in vollen Zügen genossen. Wir hatten die Welt bereist und aus jedem Tag das Beste herausgeholt. Was die Vergangenheit betraf, brauchten wir nichts zu bereuen, und das war ein Segen. Und die Gewissheit, dass Kate, egal wie krank sie wurde, auch weiterhin aus jeder Minute des Tages das Maximum herausholen würde, war die positive Kraft, nach der ich gesucht hatte.
Ein Jahr ist vergangen, seitdem ich sie verloren habe, und ich schreibe an diesem Buch und kann Ihnen versichern, dass Kate mich oder die Jungs niemals enttäuscht hat. Wir konnten immer stolz auf sie sein, bis zu ihrem Todestag und darüber hinaus. Selbst als die Krankheit ihr in den letzten paar Monaten arg zusetzte, unternahm sie mit den Jungs Reisen nach Disneyland und nach Lappland und bestand darauf, nur wenige Tage vor ihrem Tod zur Weihnachtsaufführung von Schneewittchen in Bristol zu gehen, obwohl ihr Auftritt im Rollstuhl mit Sauerstofftanks fast theatralischer war als das Stück selbst!
Sie hat auch diese Liste verfasst, zu der ihr bis zu ihrem letzten Tag immer wieder Ergänzungen einfielen. Kate ging es nicht darum, sich damit unsterblich zu machen, und das gewaltige Medieninteresse, das diese Liste entfacht hat und letztendlich zum Verfassen dieses Buchs führte, wäre ihr peinlich gewesen. Die Liste war für uns gedacht, nicht für sie selbst, außerdem war ich derjenige, der sie unabsichtlich dazu gebracht hatte, sie zu verfassen, als ich im Bett mit ihr kuschelte und sie fragte: »Und wenn du mich nun verlässt?«
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Autoren-Porträt von St. John Greene
St. John Greene ist ausgebildeter Rettungssanitäter, trainierter Stuntman und unterrichtet junge Menschen in Extremsportarten. Er lebt mit seinen beiden Söhnen in Somerset in Südwest-England.
Bibliographische Angaben
- Autor: St. John Greene
- 2012, 3. Aufl., 368 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 13,5 x 21,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Mit Rachel Murphy; Übersetzung: Peschel, Elfriede
- Übersetzer: Elfriede Peschel
- Verlag: MARION VON SCHRÖDER
- ISBN-10: 3547711835
- ISBN-13: 9783547711837
Rezension zu „Gib den Jungs zwei Küsse “
"Rührend und traurig-schön", Neues für die Frau, 12.07.2012
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