Grabt Opa aus!
Ein rabenschwarzer Alpenkrimi
Ein Friedhof voller Waffen und ein See voller Leichen - wie konnte unser Held nur an solch einen Ort gelangen. Dabei hatte es so gut angefangen: Ein Mann erbt eine Pension in Tirol und freut sich auf einen schönen Lebensabend dort. Doch die Gäste...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Grabt Opa aus! “
Ein Friedhof voller Waffen und ein See voller Leichen - wie konnte unser Held nur an solch einen Ort gelangen. Dabei hatte es so gut angefangen: Ein Mann erbt eine Pension in Tirol und freut sich auf einen schönen Lebensabend dort. Doch die Gäste seines Hauses sind pensionierte Auftragskiller - und das hat Folgen.
Klappentext zu „Grabt Opa aus! “
BITTERBÖSE UND HÖCHST AMÜSANT: TATJANA KRUSES RABENSCHWARZER ALPENKRIMITollpatsch Alfie erbt eine Schlosspension in Tirol - und wähnt sich in der schönen, aber verschlafenen Touristengegend im Glück. Schön? Ja. Verschlafen? Mitnichten! Das vermeintliche Schloss entpuppt sich als verkommene Seniorenresidenz mit skurrilen Hausbewohnern. Schon bald überschlagen sich die Ereignisse im Grenzgebiet zwischen Seefeld und Mittenwald, wo sich Österreicher und Deutsche Gute Nacht sagen, und Alfie muss feststellen, dass seine Hausgäste alles andere als harmlos sind ...Tatjana Kruse, wie man sie kennt: schräg, schwungvoll und mit viel schwarzem Humor. Sie schafft einen originellen und spritzigen Alpenkrimi mit tragisch-komischem Titelhelden.****************************************************************************************************************LESERSTIMMEN:>>Gebannt folgt man Alfie zu den schrulligen Senioren, die es faustdick hinter den Ohren haben. Tatjana Kruse schenkt uns einen unterhaltsamen Krimi mit beißendem Wortwitz.<<>>Ernste Miene absetzen und loslachen!<<>>Originell und abgedreht - eine mörderisch gute Lektüre mit vielen überraschenden Wendungen!<<
Lese-Probe zu „Grabt Opa aus! “
Grabt Opa aus! von Tatjana Kruse4
Matzes letzter Wille
Leichenstille.
Metaphorisch gesprochen. Gewissermaßen aber auch buchstäblich, weil Onkel Matze ja tot war und irgendwo verrottete – und das höchstwahrscheinlich still und leise. Eine unscheinbare Büromaus hatte Alfie in ein steril wirkendes Arbeitszimmer geführt. Dort saß er nun und wartete. Und wartete. „Es kann jetzt nicht mehr lange dauern“, vermeldete die graue Büromaus, als sie Alfie einen Kaffee brachte, den er gar nicht bestellt hatte, aber dennoch dankbar annahm. „Sie müssen schon entschuldigen, aber wir wussten ja nicht, dass Sie kommen.“ Alfie mochte mausige Frauen. Sehr. Vor denen musste er keine Angst haben. Die hier war so verhuscht, dass er nicht einmal hätte sagen können, welche Haar- oder Augenfarbe sie hatte. Sie verschmolz förmlich mit dem Interieur. Bestimmt total effizient, die Kleine – das waren solche Mäuse immer. Das hatte er sich vorhin schon gedacht, als sie anhand seines Personalausweises seine Identität bestätigt und ihrem Chef eine hellgraue Mappe auf den Tisch gelegt hatte, auf der „Erbsache Gänswein“ stand. Ob Alfie schonmal einen Blick riskieren sollte? Besser nicht, die Bürotür stand offen und Alfie wollte nicht in flagranti ertappt werden. Alfie blies auf den heißen Kaffee in seiner Gmundner Keramiktasse. Es war schon seine zweite, Rinnerthaler ließ sich Zeit mit dem Zurückkommen von der Mittagspause. Als die erste Tasse leergetrunken war, hatte er sie auf den Kopf gedreht und inspiziert. Deshalb wusste er auch, dass sie aus der Keramikmanufaktur Gmunden stammte. Viel mehr gab es während des Wartens sonst nicht zu tun. Zu Alfies Missvergnügen lagen keine dreißig Jahre alten Reader’s Digest Hefte zur Lektüre herum wie im Wartezimmer eines Arztes, nur ein
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Faltblatt über Seefeld in Tirol mit besonderer Hervorhebung des hiesigen Wildsees für Bade- und sonstige Wasserfreuden. Außer dem übergroßen Schreibtisch in weiß und dem ergonomisch geformten Schreibtischstuhl, ebenfalls in weiß – nur der Besucherstuhl war dunkelblau, vermutlich damit ihn die Mandanten nicht einsauen konnten –, war das Büro leer. Hinter dem Schreibtisch hing noch eine weiß gerahmte Fotografie, die drei Männer mittleren Alters auf einem Berggipfel zeigte. Resnick, Rinnerthaler und Suss, wie zu vermuten stand. Das Bild hing schief. Alfie schluckte. Schief ging gar nicht. Schief trieb ihn in den Wahnsinn. Aber er kannte sich gut genug, um zu wissen, wie der Versuch, die gerahmte Fotografie gerade zu rücken, enden würde. Mit Scherben! Und Rahmensplittern! Und einem nicht mehr zu rettenden Foto – dem wahrscheinlich einzigen seiner Art, weil Resnick und Suss beim Abstieg zu Tode gekommen waren, worauf Rinnerthaler diese letzte Erinnerung an seine Freunde und Kollegen wie eine Reliquie verehrte. Alfie war Grobmotoriker. Daher verbot er es sich streng, Hand an das schiefe Bild zu legen. Er schlug stattdessen sein rechtes Bein über sein linkes, nahm einen großen Schluck Kaffee und verbrühte sich die Zunge. Er schlug nun sein linkes Bein über sein rechtes, stellte die Tasse auf dem Schreibtisch ab, setzte sich auf seine Hände und wippte vor und zurück, wobei er krampfhaft versuchte, an etwas anderes als das schiefe Bild zu denken. Den Weltfrieden. Das wirtschaftliche Gefälle zwischen armen und reichen Nationen. Schräglagen. Schief hängende Bilder. Verdammt! Zurück auf Anfang. Zwangsstörungen waren für die Betroffenen echt kein Zuckerschlecken. Und gerade, als Alfie dachte, es keine Sekunde länger aushalten zu können, stürmte ein schmales Männchen im Dreiteiler herein, mindestens ebenso verhuscht wie die Anwaltsgehilfin. Alfie sprang auf. „Tut mir unendlich leid, Herr ...“, fing das Männchen an. Es kam nicht oft vor, dass andere Männer noch kleiner und schmächtiger waren als Alfie. Der fühlte sich nun auf einen Schlag groß und bedeutend. „Gänswein“, raunte die Büromaus und drückte ihrem Chef eine weitere hellgraue Mappe in die Hand. „Todessache Gänswein.“ Alfie stutzte. Wie war sein Onkel denn zu Tode gekommen, wenn es dazu eine eigene Akte gab? Sofort setzte Rinnerthaler eine Betroffenheitsmiene auf. „Natürlich ... Gänswein ... Mein Beileid, Herr Gänswein, zu ihrem Verlust.“ „Danke, aber ich kannte meinen Onkel ja kaum“, erwiderte Alfie und gelangte zu dem Schluss, dass keiner der Gipfelstürmer auf dem schief hängenden Foto Anwalt Rinnerthaler war. Die Männer auf dem Foto wirkten kernig, markig, männlich. Rinnerthaler war nicht einmal ein Bürohengst, allenfalls ein Bürowallach. „Wäre das dann alles ...?“, erkundigte sich die Büromaus. Alfie hätte schwören können, dass sie eine Perücke trug. Da lugte doch eine andersfarbige Haarsträhne hervor? Oder trug man das jetzt so? „Ja, danke, Frau Irschtaler.“ Rinnerthaler schloss die Tür. „Meine Sekretärin hat heute früher frei. Alleinerziehende Mütter. Schwierig. Aber wem sage ich das?“ Keine Ahnung, dachte Alfie, der weder eine alleinerziehende Mutter war noch eine in seinen Diensten stehen hatte. Und dem auch nicht klar war, ob Rinnerthaler mit schwierig die Lebenssituation der Alleinerziehenden meinte oder die Beschäftigung derselben. Rinnerthaler öffnete das Fenster. „Das macht Ihnen doch nichts aus, oder? Ich bin ein großer Verfechter von Frischluft!“, sagte er, setzte sich und schlug die Mappe auf, die ihm seine Sekretärin gegeben hatte. Alfie setzte sich ebenfalls wieder. Er persönlich fand ja, dass da keine Frischluft durch das geöffnete Fenster strömte, sondern Eisluft, die ihn zweifelsohne binnen Kurzem schockgefrieren würde, aber Alfie war keiner, der Widerworte gab. Nie. Es verstrichen einige Minuten, in denen Rinnerthaler sich offenbar mit dem Fall vertraut machte. Er starrte intensiv auf ein Schriftstück – oder war mit offenen Augen eingeschlafen, das konnte Alfie nicht so recht ausmachen. Jedenfalls wurde er dann doch irgendwann ungeduldig. „Tja ...“, sagte Alfie auffordernd, weil er das Gefühl hatte, dass ihm langsam Eiszapfen aus der Nase wuchsen. „Äh ...“ Nichts. „Ich bin also Alleinerbe meines Onkels“, fuhr Alfie – für seine Verhältnisse nachgerade tollkühn – fort. Konnte man im Sitzen und mit offenen Augen einem Herzinfarkt erliegen? Ob er den Anwalt mit dem Montblanc-Füllfederhalter, der ihm aus der Jackentasche lugte, anstupsen sollte? Unentschlossenheit, dein Name ist Alfie. „Klopf, klopf“, rief es plötzlich draußen vor der Tür, die im Bruchteil einer Sekunde später aufgestoßen wurde. „Bin ich zu spät? Das tut mir leid!“ Jeff Bridges im dicken, schwarzen Rollkragenpulli trat ein und ließ sich schwer auf den zweiten Besucherstuhl fallen. Alfies Unterkiefer klappte nach unten. Wirklich, eine verblüffende Ähnlichkeit. The Big Lebowski, R.I.P.D., True Grit – das war entweder der Schauspieler, komplett mit Ziegenbärtchen und langen, grauen Haaren und relaxtem Grinsen – oder ein verdammt ähnlicher Doppelgänger. „Ah, dann sind wir jetzt ja vollzählig anwesend“, sagte Rinnerthaler. Irrte Alfie oder traute der Anwalt sich nicht, dem Neuankömmling in die Augen zu schauen? Im Gegensatz zu Rinnerthaler, der von einer wabernden Wolke Herrenparfüm umgeben war, die locker drei von seiner Größe hätten beduften können (die Duftwolke wächst umgekehrt proportional zur Größe des Mannes), roch Jeff Bridges nur frisch nach Seife. „Herr Gänswein, das ist Jonathan Peters, ein sehr guter Freund Ihres verstorbenen Onkels. Herr Peters, Alfred Gänswein.“ „Freut mich sehr.“ Alfie war immer noch völlig fasziniert von diesem Virilität ausstrahlenden Bridges- Klon und streckte seine Hand zur Begrüßung aus. „Bitte nennen Sie mich Alfie.“ „Jungelchen“, sagte Jeff Bridges nur und nickte lässig. Alfies Hand hing unschlüssig in der Luft. Jeff verschränkte die Arme. Das war dann auch für Alfie deutlich genug. Er zog seine Hand wieder zurück. Vielleicht las Jeff Bridges ihm vom Gesicht ab, dass er ihn innerlich Jeff Bridges nannte? Seinen richtigen Namen hatte Alfie schon längst vergessen. Kein Wunder, bei dieser eklatanten Ähnlichkeit mit dem amerikanischen Schauspieler – bis hin zu den Lachfalten um die blauen Augen. Und was Filmschauspieler anging, kannte Alfie sich aus. Wer ein ereignisloses Leben führt, wird leicht süchtig nach den Abenteuern der Leinwand. „Herr Gänswein?“, rief der Anwalt. Seinem Tonfall nach rief er es nicht zum ersten Mal, aber Alfie war ganz im Anblick von ... äh ... Dings ... irgendwas mit J ... Jeff Bridges aufgegangen. „Ja?“ Alfie riss sich zusammen. „Wenn wir dann zur Testamentsverlesung schreiten könnten?“ „Ja.“ Alfie setzte sich ordentlich auf seinen Stuhl, aufrecht und mit im Schoß gefalteten Händen. „Wie Sie bereits wissen, sind Sie der alleinige Erbe von Matthias Gänswein, Ihrem Onkel ...“ Alleinig. Alfies Augen wanderten demonstrativ nach links zu Jeff Bridges. Der Anwalt konnte nicht anders, als seinem Blick zu folgen. Er verstummte. Alfies Augen wanderten zum Anwalt, dann erneut zu Jeff Bridges. Der Anwalt folgte seinem Blick hin und her, und wenn Alfie das noch ein paar Mal machte, würde Rinnerthaler zweifelsfrei in Hypnosetrance fallen. „Ich glaube, das Jungelchen fragt sich, was ich hier mache, wo er doch der Alleinerbe ist“, warf Jeff Bridges hilfreich ein – und zwar vollkommen ohne Akzent, was darauf schließen ließ, dass er weder ein Eingeborener noch der amerikanische Schauspieler war, sondern einfach ein verblüffend ähnlicher Doppelgänger von ... irgendwoher. „Jungelchen“, fuhr er fort, „keine Sorge, du kriegst alles. Ich bin nur hier, weil sich von nun an unsere Lebenswege untrennbar miteinander verwoben haben.“ „Immer vorausgesetzt, dass Herr Gänswein sein Erbe auch antritt“, wandte Anwalt Rinnerthaler ein. So langsam war für Alfie die Zeit gekommen, sich zu fragen, was er denn geerbt haben mochte. Gleichzeitig plagte ihn ein Zipfelchen schlechtes Gewissen. Wog Freundschaft nicht schwerer als Blutsverwandtschaft? „Wenn Sie ein sehr guter Freund meines Onkels sind ... waren, dann haben Sie doch sicher erwartet, auch etwas vom Erbe abzubekommen?“, fragte Alfie stockend. Würde Jeff Bridges das Testament anfechten? „Jungelchen, kann man der Freundschaft einen Wert beimessen? Und wenn ja, wie hoch ist der?“ Jeff Bridges schüttelte den Kopf. Er klopfte sich schwer auf den Brustkasten. „Mir reicht die Erinnerung, hier drin.“ Alfie kam zu dem Schluss, dass sein Onkel auf seine alten Tage schwul geworden sein musste – Jeff Bridges war sein langjähriger Lebenspartner und hatte nun nur den einen Wunsch, dass Alfie ihm die mehrfach geflickte Tiffany-Lampe überließ, die Matze und er bei ihrer ersten gemeinsamen Reise zur Christopher- Street-Day-Parade in New York erstanden hatten. Oder den rosaroten Wackeldackel mit dem Diamanthalsband aus ihrem Schlafzimmer. Oder ein ähnlich emotionales Erinnerungsstück von mehr oder weniger großem Wert. Alfie würde sich großzügig erweisen. In Maßen, verstand sich – den Dackel konnte Jeff Bridges haben, das Diamanthalsband natürlich nicht. „Ich bin sicher, alles wird gut. Am Ende wird alles gut – und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende“, sagte Alfie. Auf Plattitüden verstand er sich. Weil er nämlich seit seinem fünfzehnten Lebensjahr Abreißkalender mit Aphorismen und Zitaten sammelte. „Dann bin ich so frei und verlese jetzt den letzten Willen des Verstorbenen.“ Rinnerthaler räusperte sich. Die Kirchturmuhr schlug vier Mal. Draußen wurde es aufgrund der Nieselwetterlage schon dämmrig.
Testament und letzter Wille von Matthias Gänswein
Alfred, mein lieber Neffe, wenn dieses Schriftstück zu Deiner Kenntnis gelangt, bin ich tot. Wirklich schade, dass wir uns nie richtig kennengelernt haben. Aber ich hab’s nicht so mit Kindern. Dennoch bist Du der Sproß meiner süßen kleinen Schwester, und mithin der Einzige, dem ich es gönne, meine sauer verdienten Groschen zu verjubeln. Meinen Lenden soll ja der eine und vielleicht sogar der andere Bastard entsprungen sein, aber falls das stimmt, waren es Unfälle, die zählen nicht. Kurzum, Du bist ein echter Gänswein und sollst mein Alleinerbe sein. Du kriegst mein ganzes Hab und Gut, tutti kompletti, alles. Mach das Beste draus. Lebe wild und leidenschaftlich!
Dein Onkel Matze
Es bezeugen dieses Testament: Julius Rinnerthaler, Anwalt Jonathan Peters, Consultant
Anwalt Rinnerthaler legte das Blatt Papier auf die Schreibtischplatte, strich mit seinem Unterarm glättend darüber und sah zu Alfie auf. „Damit wäre wohl alles geklärt.“ Alfie schürzte die Lippen. Er hatte Bombastisches erwartet, nicht diese paar Zeilen, die höchstens davon zeugten, dass sein Onkel ein Rabenvater war. Gut, seinem Neffen – also ihm – gegenüber hatte er sich großzügig gezeigt, aber der Romantiker in Alfie hatte auf etwas Emotionaleres gehofft. Auf zu Herzen gehende Ergüsse eines Mannes, der allein und einsam gestorben war ... ... woran war er eigentlich gestorben? So sehr alt war Onkel Matze ja noch gar nicht gewesen. Krebs? „Äh ... ich hätte da schon noch die eine oder andere Frage“, warf Alfie ein. Rinnerthaler sah auf seine Uhr. „Wir gehen dann aber in die zweite Stunde. Es gibt feste Honorarsätze, ich kann Ihnen da leider nicht entgegenkommen.“ „Schon gut, den Rest klären wir auf dem Weg zu Alfies Erbe. Ich hab die Sache im Griff.“ Jeff Bridges stand auf, packte Alfie am karierten Hemdsärmel und zog ihn mühelos auf die Beine. „Schön, das kommt mir entgegen.“ Rinnerthaler strahlte. „Wir haben heute Training für das internationale Altherren-Fußballturnier nächste Woche. Ich steh im Tor.“ „Wie schön“, freute sich Jeff Bridges mit ihm, wiewohl Alfie Zweifel an der Aufrichtigkeit dieser Freude hegte, weil Bridges schon halb aus dem Büro war. „Ich schicke Ihnen dann alle amtlichen Unterlagen zu, Herr Gänswein“, rief Rinnerthaler Alfie noch hinterher, als der vom Freund seines toten Onkels durchs Vorzimmer gezogen wurde. „Mein Trolley!“, rief Alfie und entzog sich dem Griff von Jeff Bridges. Er hastete in das Anwaltsbüro zurück und schnappte sich seinen Einkaufstrolley. „Was ich noch fragen wollte …“, begann Alfie, „… woran ist mein Onkel denn gestorben?“ „Das weiß keiner“, sagte Rinnerthaler, während er ein Blatt Papier abstempelte und signierte. „Wie? Das weiß keiner?“ Alfie stutzte. Rinnerthaler sah auf. „Ihr Onkel ist vor sieben Jahren spurlos verschwunden – im Berg geblieben, nimmt man an. Er wurde letzte Woche offiziell für tot erklärt, woraufhin wir Sie unverzüglich kontaktierten.“ Alfie stand wie erstarrt. Sein Onkel war vor sieben Jahren jämmerlich im Gebirge zu Tode gekommen, und er – sein Fleisch und Blut – hatte nichts gespürt. Nicht, dass er noch wusste, was er vor exakt sieben Jahren gemacht hatte, aber einen kalten Hauch als letzten Onkelgruß aus dem Jenseits hatte er nicht verspürt, daran hätte er sich erinnert. „JUNGELCHEN!“, donnerte Jeff Bridges aus dem Flur. „Wiedersehen!“, rief Alfie, der generell gut auf Zurufe abgerichtet war, rasch, drehte sich abrupt um und lief durch das Vorzimmer ins Treppenhaus ... ... und bekam deshalb nicht mit, wie quasi im Moment seines Umdrehens durch das geöffnete Fenster ein leises „Plopp“ ertönte, und Rinnerthaler von seinem ergonomischen Drehstuhl zu Boden rutschte.
© Haymon Verlag
Testament und letzter Wille von Matthias Gänswein
Alfred, mein lieber Neffe, wenn dieses Schriftstück zu Deiner Kenntnis gelangt, bin ich tot. Wirklich schade, dass wir uns nie richtig kennengelernt haben. Aber ich hab’s nicht so mit Kindern. Dennoch bist Du der Sproß meiner süßen kleinen Schwester, und mithin der Einzige, dem ich es gönne, meine sauer verdienten Groschen zu verjubeln. Meinen Lenden soll ja der eine und vielleicht sogar der andere Bastard entsprungen sein, aber falls das stimmt, waren es Unfälle, die zählen nicht. Kurzum, Du bist ein echter Gänswein und sollst mein Alleinerbe sein. Du kriegst mein ganzes Hab und Gut, tutti kompletti, alles. Mach das Beste draus. Lebe wild und leidenschaftlich!
Dein Onkel Matze
Es bezeugen dieses Testament: Julius Rinnerthaler, Anwalt Jonathan Peters, Consultant
Anwalt Rinnerthaler legte das Blatt Papier auf die Schreibtischplatte, strich mit seinem Unterarm glättend darüber und sah zu Alfie auf. „Damit wäre wohl alles geklärt.“ Alfie schürzte die Lippen. Er hatte Bombastisches erwartet, nicht diese paar Zeilen, die höchstens davon zeugten, dass sein Onkel ein Rabenvater war. Gut, seinem Neffen – also ihm – gegenüber hatte er sich großzügig gezeigt, aber der Romantiker in Alfie hatte auf etwas Emotionaleres gehofft. Auf zu Herzen gehende Ergüsse eines Mannes, der allein und einsam gestorben war ... ... woran war er eigentlich gestorben? So sehr alt war Onkel Matze ja noch gar nicht gewesen. Krebs? „Äh ... ich hätte da schon noch die eine oder andere Frage“, warf Alfie ein. Rinnerthaler sah auf seine Uhr. „Wir gehen dann aber in die zweite Stunde. Es gibt feste Honorarsätze, ich kann Ihnen da leider nicht entgegenkommen.“ „Schon gut, den Rest klären wir auf dem Weg zu Alfies Erbe. Ich hab die Sache im Griff.“ Jeff Bridges stand auf, packte Alfie am karierten Hemdsärmel und zog ihn mühelos auf die Beine. „Schön, das kommt mir entgegen.“ Rinnerthaler strahlte. „Wir haben heute Training für das internationale Altherren-Fußballturnier nächste Woche. Ich steh im Tor.“ „Wie schön“, freute sich Jeff Bridges mit ihm, wiewohl Alfie Zweifel an der Aufrichtigkeit dieser Freude hegte, weil Bridges schon halb aus dem Büro war. „Ich schicke Ihnen dann alle amtlichen Unterlagen zu, Herr Gänswein“, rief Rinnerthaler Alfie noch hinterher, als der vom Freund seines toten Onkels durchs Vorzimmer gezogen wurde. „Mein Trolley!“, rief Alfie und entzog sich dem Griff von Jeff Bridges. Er hastete in das Anwaltsbüro zurück und schnappte sich seinen Einkaufstrolley. „Was ich noch fragen wollte …“, begann Alfie, „… woran ist mein Onkel denn gestorben?“ „Das weiß keiner“, sagte Rinnerthaler, während er ein Blatt Papier abstempelte und signierte. „Wie? Das weiß keiner?“ Alfie stutzte. Rinnerthaler sah auf. „Ihr Onkel ist vor sieben Jahren spurlos verschwunden – im Berg geblieben, nimmt man an. Er wurde letzte Woche offiziell für tot erklärt, woraufhin wir Sie unverzüglich kontaktierten.“ Alfie stand wie erstarrt. Sein Onkel war vor sieben Jahren jämmerlich im Gebirge zu Tode gekommen, und er – sein Fleisch und Blut – hatte nichts gespürt. Nicht, dass er noch wusste, was er vor exakt sieben Jahren gemacht hatte, aber einen kalten Hauch als letzten Onkelgruß aus dem Jenseits hatte er nicht verspürt, daran hätte er sich erinnert. „JUNGELCHEN!“, donnerte Jeff Bridges aus dem Flur. „Wiedersehen!“, rief Alfie, der generell gut auf Zurufe abgerichtet war, rasch, drehte sich abrupt um und lief durch das Vorzimmer ins Treppenhaus ... ... und bekam deshalb nicht mit, wie quasi im Moment seines Umdrehens durch das geöffnete Fenster ein leises „Plopp“ ertönte, und Rinnerthaler von seinem ergonomischen Drehstuhl zu Boden rutschte.
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Autoren-Porträt von Tatjana Kruse
Tatjana Kruse, Jahrgang 1960, lebt und arbeitet in Schwäbisch Hall. Sie ist überzeugte Krimiautorin. Sie wurde bereits mit dem "Marlowe" der Raymond-Chandler-Gesellschaft ausgezeichnet und mehrmals für den Agatha-Christie-Preis nominiert. Mit Siegfried Seifferheld, ihrem eigenwilligen Kommissar im Unruhestand, ist Tatjana Kruse ein äußerst sympathischer Serienheld gelungen. Nach "Kreuzstich, Bienenstich, Herzstich" gibt es nun den zweiten Roman um den Kommissar aus Schwäbisch Hall.
Bibliographische Angaben
- Autor: Tatjana Kruse
- 2016, 6. Aufl., 224 Seiten, Maße: 11,4 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Haymon Verlag
- ISBN-10: 385218956X
- ISBN-13: 9783852189567
- Erscheinungsdatum: 13.03.2014
Rezension zu „Grabt Opa aus! “
"ein köstliches Stück Unterhaltung" Tiroler Tageszeitung, Christian J. Winder "'Grabt Opa aus!' gehört schon jetzt zu den Höhepunkten des Krimi-Jahres 2014." Buchkritik.at, Alfred Ohswald "Das ist rundum Slapstick-Krimi bester Sorte... Das ist Unterhaltung pur, locker und leicht geschrieben und im Nu mit viel Vergnügen gelesen." krimicouch.de, Wolfgang Weninger
Pressezitat
"ein köstliches Stück Unterhaltung" Tiroler Tageszeitung, Christian J. Winder "'Grabt Opa aus!' gehört schon jetzt zu den Höhepunkten des Krimi-Jahres 2014." Buchkritik.at, Alfred Ohswald "Das ist rundum Slapstick-Krimi bester Sorte... Das ist Unterhaltung pur, locker und leicht geschrieben und im Nu mit viel Vergnügen gelesen." krimicouch.de, Wolfgang Weninger
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