Halima - Tränen der Wüste
Die junge Ärztin Halima Bashir hat eine erfüllte Kindheit im Sudan erlebt. Doch mit Beginn des Krieges muss sie Leid und Tod zahlreicher Menschen mitansehen. Und sie wird schließlich selbst zum Opfer von Missbrauch und Gewalt. Aber sie...
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Produktinformationen zu „Halima - Tränen der Wüste “
Die junge Ärztin Halima Bashir hat eine erfüllte Kindheit im Sudan erlebt. Doch mit Beginn des Krieges muss sie Leid und Tod zahlreicher Menschen mitansehen. Und sie wird schließlich selbst zum Opfer von Missbrauch und Gewalt. Aber sie wagt, sich gegen den Terror zu wehren. 2005 gelingt ihr die Flucht aus dem Sudan.
"Ein mutiges und wichtiges Buch."
Mia Farrow
Lese-Probe zu „Halima - Tränen der Wüste “
Halima Tränen der Wüste von Halima Bashir und Damien Lewis 1. K A P I T E L
Die Namensgebung
Komm, mein Liebling,
Ich singe dir ein Lied. Komm, mein Liebling,
Ich schenk dir einen Traum ...
F lüsternd singe ich meinem Kind, meinem winzigen Sohn, dieses Lied und wiege ihn in meinen Armen in den Schlaf. Draußen vor dem Fenster unserer verliesartigen Londoner Wohnung dröhnt der Straßenverkehr, aber hier sind wir beide in Sicherheit, dieses schläfrige kleine Wunder, das ich mit verzweifelter Freude an mich drücke, und ich. Und während ich singe, führen mich meine Gedanken nach Hause, in mein geliebtes Afrika.
Komm, mein Liebling,
Ich geb dir einen Kuss.
Komm, mein Liebling ...
... mehr
Dieses Wiegenlied hat meine liebe, sanfte Mutter mir immer vorgesungen, abends am Feuer. Meine kämpferische Großmutter Sumah sang es, wenn sie sich in der warmen afrikanischen Nacht ein bisschen Ruhe gönnte und ihre sonst oft verborgene Liebe anklingen ließ. Und mein wunderbarer, lustiger, kluger Vater flüsterte es mir ins Ohr, während er mich auf dem Schoß wiegte und mir übers Haar strich.
Komm, mein Liebling,
Dies Lächeln ist für dich ...
Ich singe das Lied und bin wieder in Afrika, umgeben von der Liebe, von der Wärme und Geborgenheit meiner Familie. Ich singe das Lied und bin wieder bei meinem Stamm, den Zaghawa, einem kühnen schwarzafrikanischen Kriegervolk, dessen Angehörige die großzügigsten und zugänglichsten Menschen sind, wenn es gilt, einen Fremden mit offenen Armen bei sich aufzunehmen. Bin wieder in der heißen, herben, trockenen Wüstenluft meines Dorfes, ein verdrecktes, glückliches Kind, und alles in meinem Leben ist wundersam und gut.
Ich bin in meiner Heimat, bei meiner Familie, bei meinem Volk, in meinem Dorf, in Darfur.
Darfur. Ich weiß, dass dieses Wort für Sie mit Blut und Leid getränkt ist. Der Name beschwört grauenhafte Bilder von entsetzlichsten Schrecknissen und endlos Bösem herauf - Schmerz und Grausamkeit in einem für den Großteil der zivilisierten Welt völlig unvorstellbaren Ausmaß. Aber für mich war und ist Darfur etwas ganz anderes: meine Heimat, unergründliche, durch nichts zu ersetzende Beglückung.
Komm, mein Liebling, Deine Heimat ist hier ...
Ich singe dieses Lied für meinen kleinen Sohn, der noch kein Jahr alt ist, und denke zurück an das Wunder seiner Geburt - denn diese Geburt gab mir die Kraft und den Willen, weiterzuleben. Ohne dich, sage ich seinen glänzenden, müden Augen, hätte ich mich vor Scham und vor Entsetzen über all das Geschehene umgebracht. Dann wäre das Dunkel über mir zusammengeschlagen und hätte mich in die tiefste Tiefe gezogen.
Wir Zaghawa sind ein hitziges Kriegervolk, und der Tod - ein gewaltsamer, blutiger, selbstbestimmter Tod - gilt als weit besser denn Schande und Ehrlosigkeit. Das war schon immer so bei den Menschen meines Stammes.
Komm, mein Liebling, Umarmen will ich dich ...
»Weißt du, was Vergewaltigung heißt?« Das Gesicht ist eine Maske des Hasses - die Augen so dicht an meinen, dass ich seinen stinkenden Soldatenatem rieche. »Du meinst wohl, nur weil du Ärztin bist, weißt du, was eine Vergewaltigung ist! «
Ein zweiter Soldat stürzt sich auf mich, drückt mich zu Boden. »Wir zeigen dir mal, wie das ist, du schwarzer Hund, du ... «
»Du glaubst, du könntest mit den Ausländern über Vergewaltigung reden!«, brüllt ein dritter. »Du hast ja keine Ahnung! Aber im Vergewaltigen sind wir die besten Lehrmeister! «
»Und wenn wir mit dir fertig sind, lassen wir dich vielleicht sogar am Leben«, faucht der erste. »Dann kannst du endlich losziehen und es der Welt erzählen ...«
Ich versuche die Erinnerungen zu verdrängen, aber manchmal schaffe ich es nicht, und dann umzingeln sie mich immer dichter, dunkel und bedrängend, faulig und böse. Ich sehe ihre Gesichter noch vor mir, als wäre es erst gestern gewesen. Blutunterlaufene Augen, funkelnd vor Hass und Lust. Grau melierte Stoppeln. Mundgeruch, der Gestank von tagealtem Schweiß und ungewaschenen Uniformen. Eine Klinge blitzt auf, einer versucht, mir die Hose vom Leib zu schneiden. Ich trete mit aller Kraft nach ihm, ziele zwischen seine Beine. Er schreit vor Schmerz auf, fängt sich wieder und sticht mir das Messer in den Schenkel. Die Qual dieses Messerstichs und das volle Gewicht eines Menschen auf meinen gefesselten Händen.
Komm, mein Liebling, Hier hast du ein Leben ...
Ich presse meinen kleinen Sohn an mein angstvoll pochendes Herz. Du, du hast mir das Leben wiedergeschenkt, den Willen, durchzuhalten, die Kraft, weiterzumachen. Und für dich - und für die zahllosen Frauen und Kinder, die das Grauen nicht überlebten - werde ich mich jetzt, während du friedlich schläfst, an den Schreibtisch in unserem winzigen möblierten Zimmer setzen und meine Geschichte aufschreiben.
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Copyright der Originalausgabe © 2008 by Halima Bashir and Damien Lewis
Übersetzung: Michaela Grabinger
Komm, mein Liebling,
Dies Lächeln ist für dich ...
Ich singe das Lied und bin wieder in Afrika, umgeben von der Liebe, von der Wärme und Geborgenheit meiner Familie. Ich singe das Lied und bin wieder bei meinem Stamm, den Zaghawa, einem kühnen schwarzafrikanischen Kriegervolk, dessen Angehörige die großzügigsten und zugänglichsten Menschen sind, wenn es gilt, einen Fremden mit offenen Armen bei sich aufzunehmen. Bin wieder in der heißen, herben, trockenen Wüstenluft meines Dorfes, ein verdrecktes, glückliches Kind, und alles in meinem Leben ist wundersam und gut.
Ich bin in meiner Heimat, bei meiner Familie, bei meinem Volk, in meinem Dorf, in Darfur.
Darfur. Ich weiß, dass dieses Wort für Sie mit Blut und Leid getränkt ist. Der Name beschwört grauenhafte Bilder von entsetzlichsten Schrecknissen und endlos Bösem herauf - Schmerz und Grausamkeit in einem für den Großteil der zivilisierten Welt völlig unvorstellbaren Ausmaß. Aber für mich war und ist Darfur etwas ganz anderes: meine Heimat, unergründliche, durch nichts zu ersetzende Beglückung.
Komm, mein Liebling, Deine Heimat ist hier ...
Ich singe dieses Lied für meinen kleinen Sohn, der noch kein Jahr alt ist, und denke zurück an das Wunder seiner Geburt - denn diese Geburt gab mir die Kraft und den Willen, weiterzuleben. Ohne dich, sage ich seinen glänzenden, müden Augen, hätte ich mich vor Scham und vor Entsetzen über all das Geschehene umgebracht. Dann wäre das Dunkel über mir zusammengeschlagen und hätte mich in die tiefste Tiefe gezogen.
Wir Zaghawa sind ein hitziges Kriegervolk, und der Tod - ein gewaltsamer, blutiger, selbstbestimmter Tod - gilt als weit besser denn Schande und Ehrlosigkeit. Das war schon immer so bei den Menschen meines Stammes.
Komm, mein Liebling, Umarmen will ich dich ...
»Weißt du, was Vergewaltigung heißt?« Das Gesicht ist eine Maske des Hasses - die Augen so dicht an meinen, dass ich seinen stinkenden Soldatenatem rieche. »Du meinst wohl, nur weil du Ärztin bist, weißt du, was eine Vergewaltigung ist! «
Ein zweiter Soldat stürzt sich auf mich, drückt mich zu Boden. »Wir zeigen dir mal, wie das ist, du schwarzer Hund, du ... «
»Du glaubst, du könntest mit den Ausländern über Vergewaltigung reden!«, brüllt ein dritter. »Du hast ja keine Ahnung! Aber im Vergewaltigen sind wir die besten Lehrmeister! «
»Und wenn wir mit dir fertig sind, lassen wir dich vielleicht sogar am Leben«, faucht der erste. »Dann kannst du endlich losziehen und es der Welt erzählen ...«
Ich versuche die Erinnerungen zu verdrängen, aber manchmal schaffe ich es nicht, und dann umzingeln sie mich immer dichter, dunkel und bedrängend, faulig und böse. Ich sehe ihre Gesichter noch vor mir, als wäre es erst gestern gewesen. Blutunterlaufene Augen, funkelnd vor Hass und Lust. Grau melierte Stoppeln. Mundgeruch, der Gestank von tagealtem Schweiß und ungewaschenen Uniformen. Eine Klinge blitzt auf, einer versucht, mir die Hose vom Leib zu schneiden. Ich trete mit aller Kraft nach ihm, ziele zwischen seine Beine. Er schreit vor Schmerz auf, fängt sich wieder und sticht mir das Messer in den Schenkel. Die Qual dieses Messerstichs und das volle Gewicht eines Menschen auf meinen gefesselten Händen.
Komm, mein Liebling, Hier hast du ein Leben ...
Ich presse meinen kleinen Sohn an mein angstvoll pochendes Herz. Du, du hast mir das Leben wiedergeschenkt, den Willen, durchzuhalten, die Kraft, weiterzumachen. Und für dich - und für die zahllosen Frauen und Kinder, die das Grauen nicht überlebten - werde ich mich jetzt, während du friedlich schläfst, an den Schreibtisch in unserem winzigen möblierten Zimmer setzen und meine Geschichte aufschreiben.
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Copyright der Originalausgabe © 2008 by Halima Bashir and Damien Lewis
Übersetzung: Michaela Grabinger
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Bibliographische Angaben
- Autoren: Damien Lewis , Halima Bashir
- 410 Seiten, teilweise farbige Abbildungen, Maße: 13,3 x 19,3 cm, Geb. mit Su.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828995187
- ISBN-13: 9783828995185
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