Hart aber Hilde
Roman
Pia hat alles, was eine Frau nicht braucht: Schulden, drei Jobs, einen ekelhaften Chef und einen fatalen Hang zu den falschen Männern. Natürlich würde sie lieber heute als morgen ihr Leben ändern aber wie? Bei einer ihrer Chaos-Aktionen...
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Produktinformationen zu „Hart aber Hilde “
Pia hat alles, was eine Frau nicht braucht: Schulden, drei Jobs, einen ekelhaften Chef und einen fatalen Hang zu den falschen Männern. Natürlich würde sie lieber heute als morgen ihr Leben ändern aber wie? Bei einer ihrer Chaos-Aktionen fährt Pia eine alte Dame über den Haufen. Doch ausgerechnet Hilde wird der Schlüssel zu ihrem neuen Glück.
Klappentext zu „Hart aber Hilde “
Pia hat alles, was eine Frau nicht braucht: Schulden, drei Jobs, einen ekelhaften Chef und einen fatalen Hang zu den falschen Männern. Natürlich würde sie lieber heute als morgen ihr Leben ändern - aber wie? Bei einer ihrer Chaos-Aktionen fährt Pia eine alte Dame über den Haufen. Doch ausgerechnet Hilde wird der Schlüssel zu ihrem neuen Glück.
Lese-Probe zu „Hart aber Hilde “
Hart aber Hilde von Bettina Haskamp... mehr
Es war kein angemessenes Geräusch für eine Katastrophe. Natürlich nicht. Ich war schließlich nur irgendwo angestoßen. Wer würde da gleich von einer Katastrophe reden? Trotzdem war ich im selben Moment, als das Geräusch erklang, wie schockgefrostet. Es waren höchstens zwei, drei Sekunden, in denen ich mich nicht rühren konnte, aber es waren Sekunden, die ein Jahr dauerten. Und in denen mir ein tobender Felix erschien.
Auf dem Bürgersteig gestikulierten aufgeregt Leute. Das wunderte mich, die konnten doch wohl nicht alle meinen Chef und dessen Auto kennen? Schließlich stieg ich aus und ging langsam und angespannt um den schwarzen Mittelpunkt von Felix' Leben herum. Erst einmal um den Kühler, auch wenn das hässliche Geräusch von hinten gekommen war. Ich versuchte mich zu beruhigen. Sooo doll hatte es ja nicht geknallt. Sooo doll konnte der Schaden gar nicht sein. Felix würde mich schon nicht umbringen.
Als ich das Heck des Wagens erreichte, sah ich sie.
Zwei magere Beine. Sie ragten hinter dem Auto hervor. Magere Beine mit einem schuhlosen Fuß und einem, an dem ein edler dunkelblauer Pumps steckte. Oh Gott! Die Beine gehörten zu einem kleinen Körper, der erschütternd still hinter dem Auto auf dem Pflaster lag.
Spontan verließ mein Magen seinen angestammten Platz und hüpfte mir in die Kehle, während sich mein Kreislauf in Richtung Keller verabschiedete. Es fehlte nicht viel, und ich wäre gleich neben dem blauen Pumps auf die Straße gekippt. Ich hatte schreckliche Angst. Um mich herum laute,
aufgeregte Stimmen. »Hat wer einen Krankenwagen gerufen?« - »Kommt!« Langsam sank ich neben der Frau auf die Knie. Sie kam mir so winzig und zerbrechlich vor wie ein aus dem Nest gefallenes Vögelchen.
»Hallo, hallo, können Sie mich hören?« Ich schaffte nur ein heiseres Flüstern. »Hallo, haben Sie Schmerzen? Hallo? Bitte, nicht bewegen!«
Dabei wünschte ich mir nichts mehr, als dass sich dieser viel zu ruhige kleine Körper bewegen möge. Neben der Frau lag eine umgekippte Gehhilfe - eines von diesen Wägelchen mit Sitz, die bei uns wegen der vielen Senioren schon zum Stadtbild gehören.
Offenbar hatte ich nicht einfach jemanden umgefahren, nein, ich hatte ein armes gehbehindertes Mütterlein niedergemacht.
Da kann man mal sehen, was dabei herauskommt, wenn ich mein Leben ändern will.
Die mageren Beine begannen zu zucken. Ich sah, wie sich der schuhlose Fuß leicht hob, hörte ein leises Stöhnen. Die Frau kam zu sich. Gott sei Dank.
Die Augenlider in ihrem grauen Gesicht, in dem die rosafarben geschminkten Lippen wie eine zu hell geratene Wunde wirkten, begannen zu flattern. Die Frau hob den Kopf ein bisschen und sah erst mich an, dann die anderen Menschen auf dem Bürgersteig. Sah sie uns wirklich? Mir kam ihr Blick irgendwie milchig vor. Ich hatte lange keinem alten Menschen mehr in die Augen gesehen. War das normal? Oder war sie mit dem Kopf aufgeschlagen? Es war kein Blut zu sehen, doch das musste nichts heißen.
Der milchige Blick richtete sich wieder auf mich und wurde klarer. Und dann, ich konnte es nicht glauben, lächelte die Alte mich an. Ein winziges Lächeln nur, aber ich schwöre, es war da. Ich hörte eine weiche Stimme murmeln: »Nun machen Sie doch nicht so ein Aufhebens um mich!«
Sie konnte sprechen! Sie klang ganz normal! Vor lauter Erleichterung fing ich fast an zu heulen, riss mich aber zusammen und lächelte auch. »Bleiben Sie ganz ruhig«, sagte ich leise, »gleich kommt der Krankenwagen, alles wird wieder gut, bestimmt wird alles wieder gut, es tut mir so leid.«
Fünf Minuten später war der Krankenwagen da, Sanitäter schnallten die alte Frau auf eine Trage. Sie ließ sich alles klaglos gefallen. Dann verschwand die Trage im Inneren des Krankenwagens, und die Tür schlug vor meinen Augen zu.
Hinter mir hörte ich eine tiefe Stimme: »Sind Sie die Fahrerin des Wagens?« Ich drehte mich um und sah mich einem dunkelblau gekleideten Mann mit Mütze gegenüber. Sein Gesicht strahlte die Freundlichkeit eines Vampirs aus - eines Vampirs kurz vor dem ersten Biss nach siebzig durstigen Jahren. Er nahm mich mit auf die Wache.
Ein paar Minuten vor sechs war ich wieder bei Felix. Immerhin pünktlich. Felix wurde auch erst nervös, nachdem ich mit dem Klassiker »Ich muss dir was sagen!« rausrückte.
»Der Chrysler PT Cruiser Limited 2.4?«
Ich konnte nur nicken. Das war der Moment, in dem der Kaffee auf Felix' Hemd landete. Und in dem sein Gesicht blass wurde. Die roten Flecken kamen, als ich anfing zu weinen. Ach was, zu weinen. Ich schluchzte wie Michael Jacksons größter Fan bei dessen Beerdigung.
Felix starrt mich immer noch an, während der Kopierer weiter Papier um Papier auswirft.
»So schlimm?« Seine Stimme klingt erstickt. »Schlimmer! Ich hab jemanden umgefahren! Und ich hab doch gerade keinen Führerschein!«
Ich bin mir selbst peinlich, aber ich kann nicht richtig reden, nur zwischen Schluchzern Sätze ausstoßen. »Und der Polizist hat gesagt, das wird teuer, und ich kriege wahrscheinlich einen Prozess.«
»Du hast jemanden umgefahren?«
Felix steht da wie ein Salzteigmännchen, dem jemand ungeschickt rote Bäckchen gemalt hat.
»Hmmmmh.« Noch mehr Tränen. »Die Frau liegt im Krankenhaus, oh Gott, Felix, es ist so furchtbar.«
Ich kann überhaupt nicht aufhören mit der Heulerei. Die ganze Zeit bei der Polizei habe ich mich zusammengerissen, aber jetzt ist es vorbei mit der Selbstbeherrschung.
»Lebensgefährlich?«
»Was?«
»Ist die Frau lebensgefährlich verletzt?«
»Nnnneiin, sie hat einen Schock und wahrscheinlich einen gebrochenen Arm. «
»Und der Chrysler PT Cruiser Limited 2.4?«
»Weiß nicht so genau, ein paar Beulen am Heck. Du kannst ihn morgen abholen.«
Der soll mir jetzt bloß nicht mit seinem blöden Auto kommen. Ich habe größere Sorgen. Und ich brauche dringend jemanden, der mich tröstet, aber ganz bestimmt niemanden, der mir Vorwürfe macht. Das kann ich schon selbst. »Hast du ein Taschentuch?« - »Ja klar, warte - hier.« Er zieht ein gefaltetes Stofftaschentuch aus der Tasche. Ich wusste gar nicht, dass es noch Leute gibt, die so was benutzen. Er gibt es mir, räuspert sich und sagt: »Nun beruhige dich mal, das kommt schon alles wieder ins Lot. « Ich kann sehen, dass ihn dieser Satz richtig Kraft kostet. Sieh an, mein Chef hat ein Herz. »Wir reden morgen über alles«, sagt er jetzt. »Geh erst mal nach Hause, mach dir einen Tee, und morgen ist ein neuer Tag.« Nicht sehr originell, der Gute, aber das ist wirklich lieb von ihm. Unbeholfen nimmt er mich sogar kurz in den Arm und schiebt mich zur Tür.
Ich weiß, die Glücksforschung hat gezeigt, dass es besser ist, sich an einem kleinen Moment des Glücks zu freuen, als sich wegen der restlichen dreiundzwanzig Stunden und neunundfünfzig Minuten des Tages zu grämen. Ich sollte mich also ganz auf die Sekunden konzentrieren, in denen ich Felix' Deo in der Nase hatte. An gewöhnlichen Tagen bin ich gut in so was. Positives Denken ist sozusagen meine zweite Natur. Alle meine Freunde würden jederzeit bestätigen, dass ich auch im größten Schlamassel noch lächeln und einen Witz reißen kann.
Aber nicht heute. Heute kann ich nur an die Frau im Krankenhaus denken und daran, dass es morgen, wenn Felix seinen Chrysler abholt, mit seiner Gelassenheit vorbei sein wird. Und dann ist mein Samstagsjob Vergangenheit. Das Glück ist sowieso für andere Leute erfunden worden.
Mit dem schlurfenden Gang einer Achtzigjährigen gehe ich durch die halbherzige Fußgängerzone unseres Ortes, in der es Parkplätze gibt und durch die Autos im Schneckentempo fahren dürfen. Über das Kopfsteinpflaster rumpeln, noch langsamer als die Autos, mindestens zehn Gehhilfen. Alte Frauen und Männer schieben ihre Einkäufchen durch die Abendsonne zur Seniorenresidenz. Mein müdes Schlurfen fällt hier gar nicht auf. Das Heim liegt gleich am Ende der verkehrsberuhigten Zone. Wenigstens führt mein Weg nach Hause nicht daran vorbei.
Es war kein angemessenes Geräusch für eine Katastrophe. Natürlich nicht. Ich war schließlich nur irgendwo angestoßen. Wer würde da gleich von einer Katastrophe reden? Trotzdem war ich im selben Moment, als das Geräusch erklang, wie schockgefrostet. Es waren höchstens zwei, drei Sekunden, in denen ich mich nicht rühren konnte, aber es waren Sekunden, die ein Jahr dauerten. Und in denen mir ein tobender Felix erschien.
Auf dem Bürgersteig gestikulierten aufgeregt Leute. Das wunderte mich, die konnten doch wohl nicht alle meinen Chef und dessen Auto kennen? Schließlich stieg ich aus und ging langsam und angespannt um den schwarzen Mittelpunkt von Felix' Leben herum. Erst einmal um den Kühler, auch wenn das hässliche Geräusch von hinten gekommen war. Ich versuchte mich zu beruhigen. Sooo doll hatte es ja nicht geknallt. Sooo doll konnte der Schaden gar nicht sein. Felix würde mich schon nicht umbringen.
Als ich das Heck des Wagens erreichte, sah ich sie.
Zwei magere Beine. Sie ragten hinter dem Auto hervor. Magere Beine mit einem schuhlosen Fuß und einem, an dem ein edler dunkelblauer Pumps steckte. Oh Gott! Die Beine gehörten zu einem kleinen Körper, der erschütternd still hinter dem Auto auf dem Pflaster lag.
Spontan verließ mein Magen seinen angestammten Platz und hüpfte mir in die Kehle, während sich mein Kreislauf in Richtung Keller verabschiedete. Es fehlte nicht viel, und ich wäre gleich neben dem blauen Pumps auf die Straße gekippt. Ich hatte schreckliche Angst. Um mich herum laute,
aufgeregte Stimmen. »Hat wer einen Krankenwagen gerufen?« - »Kommt!« Langsam sank ich neben der Frau auf die Knie. Sie kam mir so winzig und zerbrechlich vor wie ein aus dem Nest gefallenes Vögelchen.
»Hallo, hallo, können Sie mich hören?« Ich schaffte nur ein heiseres Flüstern. »Hallo, haben Sie Schmerzen? Hallo? Bitte, nicht bewegen!«
Dabei wünschte ich mir nichts mehr, als dass sich dieser viel zu ruhige kleine Körper bewegen möge. Neben der Frau lag eine umgekippte Gehhilfe - eines von diesen Wägelchen mit Sitz, die bei uns wegen der vielen Senioren schon zum Stadtbild gehören.
Offenbar hatte ich nicht einfach jemanden umgefahren, nein, ich hatte ein armes gehbehindertes Mütterlein niedergemacht.
Da kann man mal sehen, was dabei herauskommt, wenn ich mein Leben ändern will.
Die mageren Beine begannen zu zucken. Ich sah, wie sich der schuhlose Fuß leicht hob, hörte ein leises Stöhnen. Die Frau kam zu sich. Gott sei Dank.
Die Augenlider in ihrem grauen Gesicht, in dem die rosafarben geschminkten Lippen wie eine zu hell geratene Wunde wirkten, begannen zu flattern. Die Frau hob den Kopf ein bisschen und sah erst mich an, dann die anderen Menschen auf dem Bürgersteig. Sah sie uns wirklich? Mir kam ihr Blick irgendwie milchig vor. Ich hatte lange keinem alten Menschen mehr in die Augen gesehen. War das normal? Oder war sie mit dem Kopf aufgeschlagen? Es war kein Blut zu sehen, doch das musste nichts heißen.
Der milchige Blick richtete sich wieder auf mich und wurde klarer. Und dann, ich konnte es nicht glauben, lächelte die Alte mich an. Ein winziges Lächeln nur, aber ich schwöre, es war da. Ich hörte eine weiche Stimme murmeln: »Nun machen Sie doch nicht so ein Aufhebens um mich!«
Sie konnte sprechen! Sie klang ganz normal! Vor lauter Erleichterung fing ich fast an zu heulen, riss mich aber zusammen und lächelte auch. »Bleiben Sie ganz ruhig«, sagte ich leise, »gleich kommt der Krankenwagen, alles wird wieder gut, bestimmt wird alles wieder gut, es tut mir so leid.«
Fünf Minuten später war der Krankenwagen da, Sanitäter schnallten die alte Frau auf eine Trage. Sie ließ sich alles klaglos gefallen. Dann verschwand die Trage im Inneren des Krankenwagens, und die Tür schlug vor meinen Augen zu.
Hinter mir hörte ich eine tiefe Stimme: »Sind Sie die Fahrerin des Wagens?« Ich drehte mich um und sah mich einem dunkelblau gekleideten Mann mit Mütze gegenüber. Sein Gesicht strahlte die Freundlichkeit eines Vampirs aus - eines Vampirs kurz vor dem ersten Biss nach siebzig durstigen Jahren. Er nahm mich mit auf die Wache.
Ein paar Minuten vor sechs war ich wieder bei Felix. Immerhin pünktlich. Felix wurde auch erst nervös, nachdem ich mit dem Klassiker »Ich muss dir was sagen!« rausrückte.
»Der Chrysler PT Cruiser Limited 2.4?«
Ich konnte nur nicken. Das war der Moment, in dem der Kaffee auf Felix' Hemd landete. Und in dem sein Gesicht blass wurde. Die roten Flecken kamen, als ich anfing zu weinen. Ach was, zu weinen. Ich schluchzte wie Michael Jacksons größter Fan bei dessen Beerdigung.
Felix starrt mich immer noch an, während der Kopierer weiter Papier um Papier auswirft.
»So schlimm?« Seine Stimme klingt erstickt. »Schlimmer! Ich hab jemanden umgefahren! Und ich hab doch gerade keinen Führerschein!«
Ich bin mir selbst peinlich, aber ich kann nicht richtig reden, nur zwischen Schluchzern Sätze ausstoßen. »Und der Polizist hat gesagt, das wird teuer, und ich kriege wahrscheinlich einen Prozess.«
»Du hast jemanden umgefahren?«
Felix steht da wie ein Salzteigmännchen, dem jemand ungeschickt rote Bäckchen gemalt hat.
»Hmmmmh.« Noch mehr Tränen. »Die Frau liegt im Krankenhaus, oh Gott, Felix, es ist so furchtbar.«
Ich kann überhaupt nicht aufhören mit der Heulerei. Die ganze Zeit bei der Polizei habe ich mich zusammengerissen, aber jetzt ist es vorbei mit der Selbstbeherrschung.
»Lebensgefährlich?«
»Was?«
»Ist die Frau lebensgefährlich verletzt?«
»Nnnneiin, sie hat einen Schock und wahrscheinlich einen gebrochenen Arm. «
»Und der Chrysler PT Cruiser Limited 2.4?«
»Weiß nicht so genau, ein paar Beulen am Heck. Du kannst ihn morgen abholen.«
Der soll mir jetzt bloß nicht mit seinem blöden Auto kommen. Ich habe größere Sorgen. Und ich brauche dringend jemanden, der mich tröstet, aber ganz bestimmt niemanden, der mir Vorwürfe macht. Das kann ich schon selbst. »Hast du ein Taschentuch?« - »Ja klar, warte - hier.« Er zieht ein gefaltetes Stofftaschentuch aus der Tasche. Ich wusste gar nicht, dass es noch Leute gibt, die so was benutzen. Er gibt es mir, räuspert sich und sagt: »Nun beruhige dich mal, das kommt schon alles wieder ins Lot. « Ich kann sehen, dass ihn dieser Satz richtig Kraft kostet. Sieh an, mein Chef hat ein Herz. »Wir reden morgen über alles«, sagt er jetzt. »Geh erst mal nach Hause, mach dir einen Tee, und morgen ist ein neuer Tag.« Nicht sehr originell, der Gute, aber das ist wirklich lieb von ihm. Unbeholfen nimmt er mich sogar kurz in den Arm und schiebt mich zur Tür.
Ich weiß, die Glücksforschung hat gezeigt, dass es besser ist, sich an einem kleinen Moment des Glücks zu freuen, als sich wegen der restlichen dreiundzwanzig Stunden und neunundfünfzig Minuten des Tages zu grämen. Ich sollte mich also ganz auf die Sekunden konzentrieren, in denen ich Felix' Deo in der Nase hatte. An gewöhnlichen Tagen bin ich gut in so was. Positives Denken ist sozusagen meine zweite Natur. Alle meine Freunde würden jederzeit bestätigen, dass ich auch im größten Schlamassel noch lächeln und einen Witz reißen kann.
Aber nicht heute. Heute kann ich nur an die Frau im Krankenhaus denken und daran, dass es morgen, wenn Felix seinen Chrysler abholt, mit seiner Gelassenheit vorbei sein wird. Und dann ist mein Samstagsjob Vergangenheit. Das Glück ist sowieso für andere Leute erfunden worden.
Mit dem schlurfenden Gang einer Achtzigjährigen gehe ich durch die halbherzige Fußgängerzone unseres Ortes, in der es Parkplätze gibt und durch die Autos im Schneckentempo fahren dürfen. Über das Kopfsteinpflaster rumpeln, noch langsamer als die Autos, mindestens zehn Gehhilfen. Alte Frauen und Männer schieben ihre Einkäufchen durch die Abendsonne zur Seniorenresidenz. Mein müdes Schlurfen fällt hier gar nicht auf. Das Heim liegt gleich am Ende der verkehrsberuhigten Zone. Wenigstens führt mein Weg nach Hause nicht daran vorbei.
... weniger
Autoren-Porträt von Bettina Haskamp
Haskamp, BettinaDie gelernte Journalistin Bettina Haskamp, Jahrgang 1960, entschied sich nach einer dreijährigen Segelreise endgültig für ein Leben außerhalb eines festen Korsetts. Seit 2007 schreibt sie erfolgreich Romane. Sie lebt mit Mann, Hunden und Katzen in Portugal und Hamburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Bettina Haskamp
- 2011, 5. Aufl., 288 Seiten, Maße: 12 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548283861
- ISBN-13: 9783548283869
Rezension zu „Hart aber Hilde “
»Witzig« neue woche, 2010/34 »Kurzweilig und unterhaltsam« Münsterland Zeitung, 22.09.10
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