Heilung unerwünscht
Die dramatische Geschichte eines Medikaments. Mit Rezept
Seit 25 Jahren blockiert die Pharma-Industrie ein hochwirksames Medikament gegen Neurodermitis und Schuppenflechte.
Allein in Deutschland leiden über fünf Millionen Menschen an Neurodermitis. Die meisten von ihnen sind auf...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Heilung unerwünscht “
Seit 25 Jahren blockiert die Pharma-Industrie ein hochwirksames Medikament gegen Neurodermitis und Schuppenflechte.
Allein in Deutschland leiden über fünf Millionen Menschen an Neurodermitis. Die meisten von ihnen sind auf teure Medikamente angewiesen, die zudem schwere Nebenwirkungen mit sich bringen. Dabei könnte es seit 25 Jahren eine natürliche, preiswerte und nebenwirkungsfreie (!) Alternative geben. Wenn - ja, wenn nicht die Pharmaindustrie dies ganz bewusst und gezielt verhindert hätte. Die Chronik eines himmelschreienden Skandals.
Klappentext zu „Heilung unerwünscht “
Allein in Deutschland leiden über fünf Millionen Menschen an Neurodermitis und Psoriasis. Vielen könnte geholfen werden, wenn ihnen eine hochwirksame Salbe zur Verfügung stünde. Über zwanzig Jahre lang haben Erfinder und Patentbesitzer versucht, Pharmaunternehmen zu überzeugen, das Präparat mit dem Wirkstoff Cyanocobalamin (B12) herzustellen. Vergeblich. Allen 16 Konzernen lagen Studien vor, die belegten, dass die Creme drei klinischen Phasen mit insgesamt 139 Probanden bestanden hat. Doch mit Kortison und Immunsuppressiva lassen sich Milliarden verdienen das neue Präparat hätte den Markt stören können. Folgerichtig war die Industrie bis heute nicht an der Herstellung interessiert. Nur eine kleine Firma aus Remscheid wird die Salbe nun doch auf den Markt bringen.
Lese-Probe zu „Heilung unerwünscht “
Heilung unerwünscht von Klaus MartensEin Medikament kommt auf die Welt
Eine Entdeckung auf dem Kopierer
Irgendjemand musste die aufgeschlagene Zeitschrift versehentlich liegen gelassen haben. Während er für seine Examensarbeit ganze Kapitel eines Chemiebuchs Seite für Seite auf das Kopiergerät legte, streifte sein Blick den Artikel auf dem Kopierer nebenan. Der Medizinstudent Karsten Klingelhöller blieb an zwei Begriffen aus Dem Text hängen, die ihm bekannt vorkamen. Der eine, das wusste er, stand für eine Krankheit, in deren Verlauf sich das Gehirn auflöste. Der andere war die Bezeichnung für ein Vitamin. Von funikulärer Myelose war die Rede und von Cyanocobalamin.
Was ihn neugierig machte, war die Kombination von beiden:
Welche Bedeutung konnte ein Vitamin für die Auflösung von Gehirnzellen haben? Klingelhöller stellte sein Buch zurück in das Regal, nahm die Zeitschrift vom Kopierer und setzte sich an einen der Tische der Düsseldorfer Universitätsbibliothek.
Cyanocobalamin, ein Vitamin, das man auch mit dem Kürzel B12 bezeichnet, sei äußerst wirkungsvoll bei der Behandlung von zerstörten Körperzellen, insbesondere Hirnzellen, hieß es in dem Aufsatz. Eine hohe Dosierung mit B12, so sei in klinischen Versuchen nachgewiesen worden, könne sogar geschädigte Zellen wieder reparieren und Patienten von der Myelose heilen. Karsten Klingelhöller, der 24-jährige Student, war fasziniert von der These, die der Autor in dem Fachaufsatz aufstellte: Die Auflösung von Gehirnzellen kann nicht nur gestoppt, geschädigte Areale können sogar wiederhergestellt werden, und das nur durch Beigabe von Cyanocobalamin, Vitamin B12.
Als er die Zeitschrift wieder zurück auf den Kopierer legte, dachte er an seine Freundin Christa Berg. Sie hatten sich für den frühen Abend verabredet.
... mehr
Eigentlich hätte er längst zu ihr unterwegs sein müssen. Aber dass er jetzt an sie dachte, hatte nichts mit dem Verabredungstermin, sondern mit dem Aufsatz und dem Vitamin B12 zu tun. Seit Jahren litt Christa an Psoriasis, jener Schuppenflechte, die große Flächen ihrer Haut an Armen und Beinen befallen hatte und ihr das Leben schwer machte. Manchmal war der Juckreiz so groß, dass sie sich auf nichts anderes konzentrieren konnte. Nächtelang lag sie wach, weil die geschundene Haut sie so sehr quälte. Als Klingelhöller die Universitätsbibliothek verließ und sich auf den Weg zu ihr machte, kam ihm ein ungeheurer Gedanke – einer, der auf dramatische Weise sein weiteres Leben verändern würde. Noch während der Autofahrt konzentrierten sich seine Überlegungen um das Vitamin B12 auf eine Idee: Wenn B12 sogar geschädigte Hirnzellen reparieren kann, könnte es dann nicht auch zerstörten Hautzellen helfen, sich zu regenieren? Ist das Vitamin womöglich genau das, was Christas schmerzhaften, blutig roten Hautflächen fehlt? Ist B12 vielleicht das Mittel, das Menschen von ihrer Schuppenflechte befreien kann?
Noch am selben Abend erzählte Klingelhöller seiner Freundin von seiner Entdeckung und berichtete von dem Vitamin mit der Bezeichnung B12 und den wiederhergestellten Körperzellen. Und dann versprach er ihr, dass er sich das Cyanocobalamin besorgen und ihre Psoriasis damit behandeln würde.
Schon wenige Tage später kaufte der Medizinstudent in einer Apotheke ein purpurfarbenes kristallines Pulver: B12.
Im Labor des Fachbereichs Chemie an der Universität in Düsseldorf verflüssigte er es und zog es auf eine Spritze auf. Seine Freundin schrie vor Schmerzen, als er ihr später das Vitamin unter die durch die Schuppenflechte ohnehin schmerzempfindliche Haut injizierte.
In der Hoffnung, dass das Cyanocobalamin die Hautflächen von unten erreichen und regenerieren würde, wiederholte er die Injektions-Prozedur über mehrere Wochen. Bis auf die Schmerzen Beim Einstechen der Injektionsnadeln blieb jede Wirkung aus. Daraufhin kaufte Klingelhöller für Christa B12 in Tablettenform und hoffte, dass das Vitamin von innen auf die kranken Hautflächen wirken würde. Aber die Psoriasis blieb. Auch nach allen erdenklichen Cobalamin-Konzentrationen in den Tabletten. Klingelhöller dachte fieberhaft über Alternativen nach. Vielleicht hatte bei seinen bisherigen Versuchen das B12 ja nur die kranken Zellen in der Haut nicht erreicht und war deshalb nicht zur Wirkung gekommen. Was wäre, wenn er die Psoriasis seiner Freundin von außen behandeln würde? Vermutlich, dachte er, gibt es eine Creme zu kaufen, die auch B12 enthält. Er fragte in Apotheken
nach, suchte in Fachzeitschriften und forschte in den Produktübersichten.
Vergeblich, eine Creme mit dem Vitamin B12 war nicht zu bekommen. Klingelhöller fing noch mal von vorn an:
Im Keller seines Elternhauses in der Wuppertaler Eintrachtstraße begann er an einer Lotion zu tüfteln, deren Hauptbestandteil das Vitamin B12 war. Mal mischte er es in eine Salbe, mal versuchte er es mit einem Gel, dann mit Vaseline. Viele Monate vergingen mit solchen Versuchen. Aber die Ingredienzien vermischten sich nicht so richtig. Es gelang ihm nicht, für das purpurfarbige kristalline Pulver eine Grundlage zu finden, in der es sich gleichmäßig auflöste. Er war kurz davor, die Idee aufzugeben, mit B12 der Hautkrankheit seiner Freundin beizukommen. Seit der Lektüre des Aufsatzes in der Universitätsbibliothek waren zwei Jahre vergangen. Irgendwann kam er auf den Gedanken, es mit Avocadoöl zu probieren. Denn die Avocadofrucht gilt seit Jahrhunderten als besonders geeigneter Rohstoff für die Herstellung von Pflegemitteln, die die Haut vor dem Sprödewerden und Austrocknen schützen sollen. Schon die mittelamerikanischen Indianer, vor allem die mexikanischen Azteken, kannten die Vorzüge der birnenförmigen Frucht. Avocadoöl ist reich an Vitamin A und Vitamin E, lässt sich gut auf der Haut verteilen und zieht schnell ein. Das klare Öl hat eine gelbe bis grünliche Färbung und einen milden Geschmack ohne merklichen Geruch.
Als er das Cyanocobalamin/B12 in das Fruchtöl rührte, färbte sich die Mischung zu einer rosafarbenen Masse. Zum ersten Mal nahm die Mischung eine Konsistenz an, die wie eine richtige Salbe aussah. Das Vitamin schien sich vollends in dem Öl zu verteilen.
Eine ungewöhnliche Farbe für eine Hautcreme, dachte sich Christa, als Klingelhöller ihr seine neueste Kreation auf die schuppigen Hautflächen rieb. Aber die Creme drang in die Haut ein, ohne abzufärben. Der Medizinstudent hatte sie in kleine weiße Dosen zu je 150 Gramm gefüllt. Zweimal am Tag, hatte er ihr gesagt, solle sie die erkrankten Hautflächen eincremen. Auch wenn sie nicht so recht an seine Theorie glauben konnte, trug sie die Creme gewissenhaft zweimal am Tag auf. Allein die Feuchtigkeit des Avocadoöls tat ihrer Haut gut. Einige Tage später traute Christa Berg ihren Augen nicht. Was sie da auf ihren Unterarmen und an ihren Ellenbogen sah, das hatte sie sich seit ihrer Kindheit immer gewünscht. Die weißen Hautschuppen schienen weniger zu werden. Und nach einer Woche hatte dort, wo sie schon verschwunden waren, die Haut zwar noch eine rötliche Färbung wie bei einem Sonnenbrand. Aber sie wurde immer glatter. Als sie ihrem Freund die Veränderungen auf ihren Armen zeigte, war der genauso überrascht wie sie. Ob sie in der vergangenen Woche irgendein
Medikament genommen habe, sei es eine Salbe oder Tablette, fragte er. Aber Christa hatte ausschließlich die rosafarbene Creme auf ihre Haut geschmiert, sonst nichts. Klingelhöller bat sie inständig, weiterzumachen und kein anderes Mittel zu nehmen, auch kein Medikament gegen andere Beschwerden.
Die Wirkung hielt an: Schon nach zehn Tagen verschwanden die weißen Hautschuppen an den Ellenbogen. Die entzündlichen Stellen wurden kleiner. Innerhalb von drei Wochen heilten sie ganz ab. Der Juckreiz war plötzlich nicht mehr da, und nach sechs Wochen war von der Psoriasis nichts mehr zu sehen. Schlichtweg sensationell wirkte die rosafarbene Masse auf den kranken Hautflächen. Solange Christa Berg die Schuppenflechte mit der Creme behandelte, blieb die Haut glatt und geschmeidig. Kein anderes Mittel hatte dies bis zu diesem Zeitpunkt geschafft. Karsten Klingelhöller war fasziniert vom Erfolg seiner Creme.
Längst haben sich Karsten Klingelhöller und Christa Berg aus den Augen verloren. Sie trennten sich zu einer Zeit, als die Creme noch nicht zum Patent angemeldet war. Irgendwann nahm sie an, ihr ehemaliger Freund sei nicht über die Experimentierphase hinausgekommen. 25 Jahre später, im Frühjahr 2009, leidet sie immer noch unter Schuppenflechte:
»Ich habe Psoriasis an den Armen, speziell an den Ellenbogen und an den Beinen. Damals habe ich schon gedacht, dass es Karstens Erfindung mal zu kaufen gäbe. Aber die Creme ist ja nie auf den Markt gekommen. Das ist frustrierend, weil ich ja weiß, dass mir geholfen werden könnte.«
Ein Patent und seine Folgen
Aber worin bestand die genaue Wirkungsweise seiner Entdeckung?
Eigentlich wusste er nicht mehr, als dass sie mit dem Vitamin B12 zu tun haben musste. Oder war es das Avocadoöl oder die Kombination aus beidem, das so heilend wirkte? Klingelhöller mixte und experimentierte mit allen denkbaren Mischungsverhältnissen.
Im Wohnhaus seiner Eltern in Wuppertal richtete er sich ein kleines Küchenlabor ein und arbeitete an der Feinabstimmung der Creme. Sein Freund, der Chemiestudent Thomas Hein, half ihm, bei den Versuchen die richtige Dosierung zu finden. Die Ingredienzien erweiterten sie um ein paar Bestandteile. Mal gaben sie ein bisschen Zitronensäure oder Kaliumsorbat zur Konservierung dazu, mal schütteten sie ein paar Tropfen destillierten Wassers zur Verdünnung in die Mischung, mal ein wenig von den sogenannten Methylglycosid-Stearaten, um zu einer Emulsion der Wasser- und Ölanteile zu gelangen.
Das Vitamin B12 aber blieb immer im Zentrum der Versuche.
Am Ende waren sie sicher:
Die Creme muss einen Anteil von 0,07 Prozent Vitamin B12 haben, wenn sie ein wirksames Medikament sein soll. Während Hein in der Folgezeit weiter an der Verfeinerung der Rezeptur arbeitete, besuchte Klingelhöller mit der Hartnäckigkeit eines Staubsaugervertreters Hautärzte in Wuppertal und Düsseldorf.
Er bat sie, seine Creme doch einmal an ihren Patienten auszuprobieren. Einige von ihnen erklärten sich dazu bereit, nachdem sie aus der Rezeptur erkennen konnten, dass keinerlei Bedenken im Hinblick auf Nebenwirkungen bestanden. Und tatsächlich – es stellte sich bei den behandelten Neurodermitis-Patienten die gleiche Heilwirkung ein wie schon zuvor bei der Psoriasis von Christa Berg. Selbst Patienten, die austherapiert waren, deren geschundener Haut keines der gängigen Medikamente half, waren nach wenigen Wochen beschwerdefrei. Klingelhöller war jetzt endgültig davon überzeugt, eine ganz große Entdeckung gemacht zu haben:
ein Medikament, das Millionen Neurodermitis- und Psoriasis-Patienten helfen würde.
Im Juni 2009 wohnt Karsten Klingelhöllers Freund, der Chemiker Thomas Hein, immer noch in Klingelhöllers Elternhaus in der Wuppertaler Eintrachtstraße. Auch das kleine Labor ist noch vorhanden und genauso eingerichtet wie damals. Aus dem jungen Naturwissenschaftler ist ein enttäuschter und frustrierter Mann geworden, der sich keine Hoffnung mehr macht, die Creme irgendwann auf den Markt bringen zu können und so Millionen Betroffenen zu helfen. Er ist überzeugt davon, dass sein Freund eine geniale Erfindung gemacht hat, deren Markteinführung aber nicht stattfinden sollte. »Ich wage es ja kaum zu sagen, aber ich hab damals schon gesehen, dass die Creme was ganz Großes ist. Etwas, was bis zu zehn Prozent der Weltbevölkerung von ihrem Leiden befreien kann, ist was ganz Großes. Aber ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass das Medikament auf den Markt kommt. Für mich ist das Feld zu Ende.«
1993 waren seit den ersten Experimenten an seiner Freundin neun Jahre vergangen. Das Studium hatten Karsten Klingelhöller und Thomas Hein längst hinter sich gebracht. In all den Jahren hatten sie die Rezeptur immer weiter perfektioniert. Jetzt aber wollten sie gemeinsam die Creme endlich auf den Markt bringen und sie vor allem als Patent anmelden.
Im Juni 1993 legte Klingelhöller einer Düsseldorfer Patentanwältin den Bericht über seine Experimente und eine erste Versuchsreihe an Patienten vor.
Bei zehn Neurodermitis-Patienten war die Creme auf eine erkrankte Hautfläche von zehn Quadratzentimetern dreimal täglich aufgetragen worden. Nach fünf Tagen betrug die befallene Haut acht Quadratzentimeter, nach zehn Tagen sechs, nach 20 Tagen vier Quadratzentimeter. Nach 30 Tagen war die Neurodermitis bei allen Probanden verschwunden.
Ganz ähnlich lautete das Ergebnis der zehn beobachteten Psoriasis- Patienten. Nach fünf Tagen Behandlung hatte sich die erkrankte Hautfläche auf neun Quadratzentimeter, nach zehn Tagen auf acht reduziert. Nach 25 Behandlungstagen war die Fläche noch zwei Quadratzentimeter groß. Nach einem Monat waren die Patienten an den behandelten Stellen vollständig beschwerdefrei.
Damit sie patentiert werden konnte, musste die Erfindung einen Namen erhalten. Klingelhöller gab seiner Creme den Namen »Regividerm«, zusammengesetzt aus den Begriffen Regeneration, Vitalisierung und dem griechischen Wort für Haut, Derma. Am 22. Dezember 1994 erschien die internationale Patentschrift, mit der die Creme aus B12 und Avocadoöl in ganz Europa, in Japan, den USA und Kanada geschützt wurde.
In der Patentanmeldung mit der internationalen Veröffentlichungsnummer WO 94/28907 wird die Erfindung als »eine neue Verwendung von Corrinoiden zur topischen Behandlung von Hauterkrankungen, insbesondere von entzündlichen, hyperproliferativen Hauterkrankungen« bezeichnet, z.B. von »Psoriasis, atopischer Dermatitis, Kontakt-Dermatitis und anderen exzematösen Dermatitiden, Neurodermitis (…) Lupus erythematodes sowie von Alopecia areata und Haarwachstumsstörungen. (…) Die Behandlung von Hautkrankheiten, insbesondere von chronischen Hautkrankheiten, stellt in der Medizin ein großes Problem dar, da sie nur begrenzt heilbar sind. Die Behandlung dieser Krankheiten verschafft in vielen Fällen den Patienten nur eine geringe Linderung, in vielen Fällen ist gar kein Heilungserfolg zu beobachten. Hinzu kommt, dass eine Vielzahl der eingesetzten Wirkstoffe, wie z.B. Kortison, starke Nebenwirkungen aufweisen. Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen wirksamen Wirkstoff zur Behandlung von Hautkrankheiten, insbesondere der oben aufgezählten zur Verfügung zu stellen, der möglichst keine Nebenwirkungen zeigt.«
Als Karsten Klingelhöller seine Patentschrift in den Händen hielt, glaubte er, einen großen Schritt in Richtung Produktion und Vermarktung von Regividerm gemacht zu haben. Die Creme war 20 Jahre lang vor unerlaubter Nachahmung geschützt. Jetzt wollte er sie zu einem richtigen Medikament entwickeln. Aber bisher waren es ja nur 20 Menschen gewesen, an deren Haut das Vitamin B12 so durchschlagend gewirkt hatte. Den Beweis, dass es bei allen Patienten funktioniert, war er noch schuldig geblieben. Klinische Studien mussten durchgeführt werden. Der ganze Prozess des Genehmigungsverfahrens lag noch vor ihm. Dennoch: Klingelhöller war überzeugt und guten Mutes, dass es gelingen würde.
Vor seinem geistigen Auge sah er schon die Regale der Apotheken voller Regividerm-Packungen …
Im Februar 2009 erzählt Karsten Klingelhöller, dass seit dem Erlebnis in der Bibliothek der Universität Düsseldorf 1984 das Vitamin B12 sein ganzes Leben bestimmt habe. Über zehn Jahre habe er daran gearbeitet, die biochemischen Hintergründe zu entdecken, die das Vitamin so wirken lassen, wie es in dem Aufsatz aus dem Jahr 1984 beschrieben worden war. Seit 1996 liege der Beweis vor, dass seine Erfindung, die rosarote Creme, ein höchst wirksames Medikament gegen Neurodermitis und Psoriasis sei. Dennoch: Kein Arzt verschreibt es. In keiner Apotheke ist es zu kaufen.
Den ehemaligen Medizinstudenten und Erfinder hat seine Entdeckung psychisch und physisch beinahe ruiniert.
Schaut man Karsten Klingelhöller heute an, sind Spuren seiner früheren Attraktivität noch zu entdecken. Aber heute ist sein Gesicht so aufgedunsen wie sein gesamter Körper. Klingelhöller wiegt bei einer Körpergröße von etwa 1,75 Meter über 180 Kilo. Seit Jahren lebt er in einem winzigen Patientenzimmer unter dem Dach einer Klinik im schweizerischen Brunnen. Mit über 200 Kilo ist er dort eingeliefert worden. Er eröffnet das Gespräch mit dem Satz: »Als ich hier eingeliefert wurde, war ich physisch und psychisch völlig am Ende. In meinem Leben war eine Katastrophe passiert …«
Erstes Konzerninteresse
Das Patentverfahren war noch nicht abgeschlossen, da erreichten den jungen Erfinder an einem Samstag im Mai 1994 zwei Telefonanrufe, an die er sich heute noch genau erinnert. Klingelhöller bastelte gerade in der Garage seines Elternhauses an seinem Auto, als sich ein Mann am Telefon als Mitarbeiter eines großen Pharmunternehmens vorstellte. Er kam sehr schnell auf den Punkt, nämlich auf die Patentierung seiner Creme und »verwies darauf, dass seine Firma die älteren Rechte an der Vermarktung von Cremes mit Vitamin B12 besäße. Klingelhöller möge sich beeilen, die Anmeldung wieder zurückzunehmen.« Weil der sich nicht sehr beeindruckt zeigte und dem Gesprächspartner ankündigte, seine Erfindung sogar weltweit patentieren zu lassen, war das Gespräch schnell zu Ende. Noch am selben Tag kam es zu einem weiteren Telefongespräch. Diesmal bot ihm der Mann an, »die Patentanmeldung für einen Betrag von zehn Millionen D-Mark zu kaufen. Bedingung sei absolutes Stillschweigen.« 2 Der Mann bestätigte, was Klingelhöller ahnte: Es gehe dem Unternehmen nicht um die Herstellung der Creme. Der Konzern sei lediglich am Erwerb der Patentrechte interessiert. Das Telefonat endete mit dem Hinweis des Anrufers, »dass es durchaus Wege gibt, zu verhindern, dass Sie die Patenanmeldung nutzen können «.
Noch am selben Abend erzählte Klingelhöller seiner Freundin von seiner Entdeckung und berichtete von dem Vitamin mit der Bezeichnung B12 und den wiederhergestellten Körperzellen. Und dann versprach er ihr, dass er sich das Cyanocobalamin besorgen und ihre Psoriasis damit behandeln würde.
Schon wenige Tage später kaufte der Medizinstudent in einer Apotheke ein purpurfarbenes kristallines Pulver: B12.
Im Labor des Fachbereichs Chemie an der Universität in Düsseldorf verflüssigte er es und zog es auf eine Spritze auf. Seine Freundin schrie vor Schmerzen, als er ihr später das Vitamin unter die durch die Schuppenflechte ohnehin schmerzempfindliche Haut injizierte.
In der Hoffnung, dass das Cyanocobalamin die Hautflächen von unten erreichen und regenerieren würde, wiederholte er die Injektions-Prozedur über mehrere Wochen. Bis auf die Schmerzen Beim Einstechen der Injektionsnadeln blieb jede Wirkung aus. Daraufhin kaufte Klingelhöller für Christa B12 in Tablettenform und hoffte, dass das Vitamin von innen auf die kranken Hautflächen wirken würde. Aber die Psoriasis blieb. Auch nach allen erdenklichen Cobalamin-Konzentrationen in den Tabletten. Klingelhöller dachte fieberhaft über Alternativen nach. Vielleicht hatte bei seinen bisherigen Versuchen das B12 ja nur die kranken Zellen in der Haut nicht erreicht und war deshalb nicht zur Wirkung gekommen. Was wäre, wenn er die Psoriasis seiner Freundin von außen behandeln würde? Vermutlich, dachte er, gibt es eine Creme zu kaufen, die auch B12 enthält. Er fragte in Apotheken
nach, suchte in Fachzeitschriften und forschte in den Produktübersichten.
Vergeblich, eine Creme mit dem Vitamin B12 war nicht zu bekommen. Klingelhöller fing noch mal von vorn an:
Im Keller seines Elternhauses in der Wuppertaler Eintrachtstraße begann er an einer Lotion zu tüfteln, deren Hauptbestandteil das Vitamin B12 war. Mal mischte er es in eine Salbe, mal versuchte er es mit einem Gel, dann mit Vaseline. Viele Monate vergingen mit solchen Versuchen. Aber die Ingredienzien vermischten sich nicht so richtig. Es gelang ihm nicht, für das purpurfarbige kristalline Pulver eine Grundlage zu finden, in der es sich gleichmäßig auflöste. Er war kurz davor, die Idee aufzugeben, mit B12 der Hautkrankheit seiner Freundin beizukommen. Seit der Lektüre des Aufsatzes in der Universitätsbibliothek waren zwei Jahre vergangen. Irgendwann kam er auf den Gedanken, es mit Avocadoöl zu probieren. Denn die Avocadofrucht gilt seit Jahrhunderten als besonders geeigneter Rohstoff für die Herstellung von Pflegemitteln, die die Haut vor dem Sprödewerden und Austrocknen schützen sollen. Schon die mittelamerikanischen Indianer, vor allem die mexikanischen Azteken, kannten die Vorzüge der birnenförmigen Frucht. Avocadoöl ist reich an Vitamin A und Vitamin E, lässt sich gut auf der Haut verteilen und zieht schnell ein. Das klare Öl hat eine gelbe bis grünliche Färbung und einen milden Geschmack ohne merklichen Geruch.
Als er das Cyanocobalamin/B12 in das Fruchtöl rührte, färbte sich die Mischung zu einer rosafarbenen Masse. Zum ersten Mal nahm die Mischung eine Konsistenz an, die wie eine richtige Salbe aussah. Das Vitamin schien sich vollends in dem Öl zu verteilen.
Eine ungewöhnliche Farbe für eine Hautcreme, dachte sich Christa, als Klingelhöller ihr seine neueste Kreation auf die schuppigen Hautflächen rieb. Aber die Creme drang in die Haut ein, ohne abzufärben. Der Medizinstudent hatte sie in kleine weiße Dosen zu je 150 Gramm gefüllt. Zweimal am Tag, hatte er ihr gesagt, solle sie die erkrankten Hautflächen eincremen. Auch wenn sie nicht so recht an seine Theorie glauben konnte, trug sie die Creme gewissenhaft zweimal am Tag auf. Allein die Feuchtigkeit des Avocadoöls tat ihrer Haut gut. Einige Tage später traute Christa Berg ihren Augen nicht. Was sie da auf ihren Unterarmen und an ihren Ellenbogen sah, das hatte sie sich seit ihrer Kindheit immer gewünscht. Die weißen Hautschuppen schienen weniger zu werden. Und nach einer Woche hatte dort, wo sie schon verschwunden waren, die Haut zwar noch eine rötliche Färbung wie bei einem Sonnenbrand. Aber sie wurde immer glatter. Als sie ihrem Freund die Veränderungen auf ihren Armen zeigte, war der genauso überrascht wie sie. Ob sie in der vergangenen Woche irgendein
Medikament genommen habe, sei es eine Salbe oder Tablette, fragte er. Aber Christa hatte ausschließlich die rosafarbene Creme auf ihre Haut geschmiert, sonst nichts. Klingelhöller bat sie inständig, weiterzumachen und kein anderes Mittel zu nehmen, auch kein Medikament gegen andere Beschwerden.
Die Wirkung hielt an: Schon nach zehn Tagen verschwanden die weißen Hautschuppen an den Ellenbogen. Die entzündlichen Stellen wurden kleiner. Innerhalb von drei Wochen heilten sie ganz ab. Der Juckreiz war plötzlich nicht mehr da, und nach sechs Wochen war von der Psoriasis nichts mehr zu sehen. Schlichtweg sensationell wirkte die rosafarbene Masse auf den kranken Hautflächen. Solange Christa Berg die Schuppenflechte mit der Creme behandelte, blieb die Haut glatt und geschmeidig. Kein anderes Mittel hatte dies bis zu diesem Zeitpunkt geschafft. Karsten Klingelhöller war fasziniert vom Erfolg seiner Creme.
Längst haben sich Karsten Klingelhöller und Christa Berg aus den Augen verloren. Sie trennten sich zu einer Zeit, als die Creme noch nicht zum Patent angemeldet war. Irgendwann nahm sie an, ihr ehemaliger Freund sei nicht über die Experimentierphase hinausgekommen. 25 Jahre später, im Frühjahr 2009, leidet sie immer noch unter Schuppenflechte:
»Ich habe Psoriasis an den Armen, speziell an den Ellenbogen und an den Beinen. Damals habe ich schon gedacht, dass es Karstens Erfindung mal zu kaufen gäbe. Aber die Creme ist ja nie auf den Markt gekommen. Das ist frustrierend, weil ich ja weiß, dass mir geholfen werden könnte.«
Ein Patent und seine Folgen
Aber worin bestand die genaue Wirkungsweise seiner Entdeckung?
Eigentlich wusste er nicht mehr, als dass sie mit dem Vitamin B12 zu tun haben musste. Oder war es das Avocadoöl oder die Kombination aus beidem, das so heilend wirkte? Klingelhöller mixte und experimentierte mit allen denkbaren Mischungsverhältnissen.
Im Wohnhaus seiner Eltern in Wuppertal richtete er sich ein kleines Küchenlabor ein und arbeitete an der Feinabstimmung der Creme. Sein Freund, der Chemiestudent Thomas Hein, half ihm, bei den Versuchen die richtige Dosierung zu finden. Die Ingredienzien erweiterten sie um ein paar Bestandteile. Mal gaben sie ein bisschen Zitronensäure oder Kaliumsorbat zur Konservierung dazu, mal schütteten sie ein paar Tropfen destillierten Wassers zur Verdünnung in die Mischung, mal ein wenig von den sogenannten Methylglycosid-Stearaten, um zu einer Emulsion der Wasser- und Ölanteile zu gelangen.
Das Vitamin B12 aber blieb immer im Zentrum der Versuche.
Am Ende waren sie sicher:
Die Creme muss einen Anteil von 0,07 Prozent Vitamin B12 haben, wenn sie ein wirksames Medikament sein soll. Während Hein in der Folgezeit weiter an der Verfeinerung der Rezeptur arbeitete, besuchte Klingelhöller mit der Hartnäckigkeit eines Staubsaugervertreters Hautärzte in Wuppertal und Düsseldorf.
Er bat sie, seine Creme doch einmal an ihren Patienten auszuprobieren. Einige von ihnen erklärten sich dazu bereit, nachdem sie aus der Rezeptur erkennen konnten, dass keinerlei Bedenken im Hinblick auf Nebenwirkungen bestanden. Und tatsächlich – es stellte sich bei den behandelten Neurodermitis-Patienten die gleiche Heilwirkung ein wie schon zuvor bei der Psoriasis von Christa Berg. Selbst Patienten, die austherapiert waren, deren geschundener Haut keines der gängigen Medikamente half, waren nach wenigen Wochen beschwerdefrei. Klingelhöller war jetzt endgültig davon überzeugt, eine ganz große Entdeckung gemacht zu haben:
ein Medikament, das Millionen Neurodermitis- und Psoriasis-Patienten helfen würde.
Im Juni 2009 wohnt Karsten Klingelhöllers Freund, der Chemiker Thomas Hein, immer noch in Klingelhöllers Elternhaus in der Wuppertaler Eintrachtstraße. Auch das kleine Labor ist noch vorhanden und genauso eingerichtet wie damals. Aus dem jungen Naturwissenschaftler ist ein enttäuschter und frustrierter Mann geworden, der sich keine Hoffnung mehr macht, die Creme irgendwann auf den Markt bringen zu können und so Millionen Betroffenen zu helfen. Er ist überzeugt davon, dass sein Freund eine geniale Erfindung gemacht hat, deren Markteinführung aber nicht stattfinden sollte. »Ich wage es ja kaum zu sagen, aber ich hab damals schon gesehen, dass die Creme was ganz Großes ist. Etwas, was bis zu zehn Prozent der Weltbevölkerung von ihrem Leiden befreien kann, ist was ganz Großes. Aber ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass das Medikament auf den Markt kommt. Für mich ist das Feld zu Ende.«
1993 waren seit den ersten Experimenten an seiner Freundin neun Jahre vergangen. Das Studium hatten Karsten Klingelhöller und Thomas Hein längst hinter sich gebracht. In all den Jahren hatten sie die Rezeptur immer weiter perfektioniert. Jetzt aber wollten sie gemeinsam die Creme endlich auf den Markt bringen und sie vor allem als Patent anmelden.
Im Juni 1993 legte Klingelhöller einer Düsseldorfer Patentanwältin den Bericht über seine Experimente und eine erste Versuchsreihe an Patienten vor.
Bei zehn Neurodermitis-Patienten war die Creme auf eine erkrankte Hautfläche von zehn Quadratzentimetern dreimal täglich aufgetragen worden. Nach fünf Tagen betrug die befallene Haut acht Quadratzentimeter, nach zehn Tagen sechs, nach 20 Tagen vier Quadratzentimeter. Nach 30 Tagen war die Neurodermitis bei allen Probanden verschwunden.
Ganz ähnlich lautete das Ergebnis der zehn beobachteten Psoriasis- Patienten. Nach fünf Tagen Behandlung hatte sich die erkrankte Hautfläche auf neun Quadratzentimeter, nach zehn Tagen auf acht reduziert. Nach 25 Behandlungstagen war die Fläche noch zwei Quadratzentimeter groß. Nach einem Monat waren die Patienten an den behandelten Stellen vollständig beschwerdefrei.
Damit sie patentiert werden konnte, musste die Erfindung einen Namen erhalten. Klingelhöller gab seiner Creme den Namen »Regividerm«, zusammengesetzt aus den Begriffen Regeneration, Vitalisierung und dem griechischen Wort für Haut, Derma. Am 22. Dezember 1994 erschien die internationale Patentschrift, mit der die Creme aus B12 und Avocadoöl in ganz Europa, in Japan, den USA und Kanada geschützt wurde.
In der Patentanmeldung mit der internationalen Veröffentlichungsnummer WO 94/28907 wird die Erfindung als »eine neue Verwendung von Corrinoiden zur topischen Behandlung von Hauterkrankungen, insbesondere von entzündlichen, hyperproliferativen Hauterkrankungen« bezeichnet, z.B. von »Psoriasis, atopischer Dermatitis, Kontakt-Dermatitis und anderen exzematösen Dermatitiden, Neurodermitis (…) Lupus erythematodes sowie von Alopecia areata und Haarwachstumsstörungen. (…) Die Behandlung von Hautkrankheiten, insbesondere von chronischen Hautkrankheiten, stellt in der Medizin ein großes Problem dar, da sie nur begrenzt heilbar sind. Die Behandlung dieser Krankheiten verschafft in vielen Fällen den Patienten nur eine geringe Linderung, in vielen Fällen ist gar kein Heilungserfolg zu beobachten. Hinzu kommt, dass eine Vielzahl der eingesetzten Wirkstoffe, wie z.B. Kortison, starke Nebenwirkungen aufweisen. Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen wirksamen Wirkstoff zur Behandlung von Hautkrankheiten, insbesondere der oben aufgezählten zur Verfügung zu stellen, der möglichst keine Nebenwirkungen zeigt.«
Als Karsten Klingelhöller seine Patentschrift in den Händen hielt, glaubte er, einen großen Schritt in Richtung Produktion und Vermarktung von Regividerm gemacht zu haben. Die Creme war 20 Jahre lang vor unerlaubter Nachahmung geschützt. Jetzt wollte er sie zu einem richtigen Medikament entwickeln. Aber bisher waren es ja nur 20 Menschen gewesen, an deren Haut das Vitamin B12 so durchschlagend gewirkt hatte. Den Beweis, dass es bei allen Patienten funktioniert, war er noch schuldig geblieben. Klinische Studien mussten durchgeführt werden. Der ganze Prozess des Genehmigungsverfahrens lag noch vor ihm. Dennoch: Klingelhöller war überzeugt und guten Mutes, dass es gelingen würde.
Vor seinem geistigen Auge sah er schon die Regale der Apotheken voller Regividerm-Packungen …
Im Februar 2009 erzählt Karsten Klingelhöller, dass seit dem Erlebnis in der Bibliothek der Universität Düsseldorf 1984 das Vitamin B12 sein ganzes Leben bestimmt habe. Über zehn Jahre habe er daran gearbeitet, die biochemischen Hintergründe zu entdecken, die das Vitamin so wirken lassen, wie es in dem Aufsatz aus dem Jahr 1984 beschrieben worden war. Seit 1996 liege der Beweis vor, dass seine Erfindung, die rosarote Creme, ein höchst wirksames Medikament gegen Neurodermitis und Psoriasis sei. Dennoch: Kein Arzt verschreibt es. In keiner Apotheke ist es zu kaufen.
Den ehemaligen Medizinstudenten und Erfinder hat seine Entdeckung psychisch und physisch beinahe ruiniert.
Schaut man Karsten Klingelhöller heute an, sind Spuren seiner früheren Attraktivität noch zu entdecken. Aber heute ist sein Gesicht so aufgedunsen wie sein gesamter Körper. Klingelhöller wiegt bei einer Körpergröße von etwa 1,75 Meter über 180 Kilo. Seit Jahren lebt er in einem winzigen Patientenzimmer unter dem Dach einer Klinik im schweizerischen Brunnen. Mit über 200 Kilo ist er dort eingeliefert worden. Er eröffnet das Gespräch mit dem Satz: »Als ich hier eingeliefert wurde, war ich physisch und psychisch völlig am Ende. In meinem Leben war eine Katastrophe passiert …«
Erstes Konzerninteresse
Das Patentverfahren war noch nicht abgeschlossen, da erreichten den jungen Erfinder an einem Samstag im Mai 1994 zwei Telefonanrufe, an die er sich heute noch genau erinnert. Klingelhöller bastelte gerade in der Garage seines Elternhauses an seinem Auto, als sich ein Mann am Telefon als Mitarbeiter eines großen Pharmunternehmens vorstellte. Er kam sehr schnell auf den Punkt, nämlich auf die Patentierung seiner Creme und »verwies darauf, dass seine Firma die älteren Rechte an der Vermarktung von Cremes mit Vitamin B12 besäße. Klingelhöller möge sich beeilen, die Anmeldung wieder zurückzunehmen.« Weil der sich nicht sehr beeindruckt zeigte und dem Gesprächspartner ankündigte, seine Erfindung sogar weltweit patentieren zu lassen, war das Gespräch schnell zu Ende. Noch am selben Tag kam es zu einem weiteren Telefongespräch. Diesmal bot ihm der Mann an, »die Patentanmeldung für einen Betrag von zehn Millionen D-Mark zu kaufen. Bedingung sei absolutes Stillschweigen.« 2 Der Mann bestätigte, was Klingelhöller ahnte: Es gehe dem Unternehmen nicht um die Herstellung der Creme. Der Konzern sei lediglich am Erwerb der Patentrechte interessiert. Das Telefonat endete mit dem Hinweis des Anrufers, »dass es durchaus Wege gibt, zu verhindern, dass Sie die Patenanmeldung nutzen können «.
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Autoren-Porträt von Klaus Martens
Klaus Martens, geboren 1954, ist seit 1989 Redakteur und Autor beim WDR, seit 2004 Mitglied der Redaktion "die story". Als Filmemacher erhielt er zahlreiche Preise, darunter die drei wichtigsten Fernsehpreise, die für Wirtschaftsthemen vergeben werden: den Ernst-Schneider-Preis, den Helmut-Schmidt-Preis sowie den Preis der Johanna-Quandt-Stiftung. Klaus Martens lebt mit seiner Familie in der Nähe von Köln.
Bibliographische Angaben
- Autor: Klaus Martens
- 2009, 2. Aufl., 203 Seiten, Maße: 13,5 x 21 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: DuMont Buchverlag Gruppe
- ISBN-10: 3832195319
- ISBN-13: 9783832195311
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