Highland Saga Band 7: Echo der Hoffnung
Roman
1777: Clarie Randall, Zeitreisende aus dem 20. Jh., und ihr Mann Jamie Fraser wollen mit Flugblättern in den Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten eingreifen. Dann wird Jamies Tochter Brianna im Jahr 1979 von Geheimnissen aus der Vergangenheit...
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Produktinformationen zu „Highland Saga Band 7: Echo der Hoffnung “
1777: Clarie Randall, Zeitreisende aus dem 20. Jh., und ihr Mann Jamie Fraser wollen mit Flugblättern in den Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten eingreifen. Dann wird Jamies Tochter Brianna im Jahr 1979 von Geheimnissen aus der Vergangenheit heimgesucht.
SPIEGEL Bestseller!
Klappentext zu „Highland Saga Band 7: Echo der Hoffnung “
Die Feder ist mächtiger als das Schwert1777 - die Zeichen stehen schlecht für einen Sieg der Kolonien im Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten. Nur Claire Randall, die Zeitreisende aus dem 20. Jahrhundert, und ihr geliebter Mann, der schottische Rebell Jamie Fraser, wissen, wie er ausgehen wird ... Jamie weigert sich, zur Waffe zu greifen, doch er will mit dem gedruckten Wort in die revolutionären Kämpfe eingreifen. Dazu braucht er seine Druckerpresse, und die steht immer noch in Edinburgh. Während es in den Straßen der amerikanischen Kolonien schon nach Pulverdampf riecht, macht sich Jamie bereit für eine Rückkehr in die schottischen Highlands, mit Claire an seiner Seite.
Lese-Probe zu „Highland Saga Band 7: Echo der Hoffnung “
Echo der Hoffnung von Diana Gabaldon Kapitel 2
Und manchmal sind sie's nicht
Lallybroch
Inverness-Shire, Schottland
September 1980
Wir leben noch«, wiederholte Brianna MacKenzie mit bebender Stimme. Sie blickte zu Roger auf, das Blatt mit beiden Händen an die Brust gepresst. Tränen strömten ihr über das Gesicht, doch ihre blauen Augen leuchteten überglücklich. »Sie leben!« »Lass mich sehen.« Sein Herz hämmerte so heftig in seiner Brust, dass er seine eigenen Worte kaum hören konnte. Er streckte eine Hand aus, und sie überließ ihm widerstrebend das Blatt, um sich im nächsten Moment an ihn zu drücken und sich an seinen Arm zu klammern, während er las, weil sie das antike Blatt Papier einfach nicht aus den Augen lassen konnte. Es fühlte sich angenehm rau unter seinen Fingern an, handgemachtes Papier, zwischen dessen Fasern die Geister von Blättern und Blüten eingepresst waren. Vom Alter vergilbt, aber immer noch fest und überraschend flexibel. Bree hatte es selbst geschöpft - zweihundert Jahre zuvor. Roger wurde bewusst, dass seine Hände zitterten, und das Blatt bebte so sehr, dass die krakelige, schwerfällige Handschrift, deren Tinte verblasst war, schwierig zu lesen war.
31. Dezember 1776
Meine liebe Tochter,
wie Du sehen wirst, wenn Dich dies je erreicht - wir leben noch ... Es verschwamm ihm vor den Augen, und er wischte sich mit dem Handrücken darüber, während er sich gleichzeitig sagte, dass es ohnehin keine Rolle spielte, denn inzwischen waren sie mit Sicherheit tot, Jamie Fraser und seine Frau Claire - doch er freute sich so sehr über diese Worte auf der Seite, dass es so war, als stünden die beiden lächelnd vor ihm. Es waren tatsächlich beide, wie er herausfand.
Der Brief begann zwar in Jamies Handschrift - und Tonfall -, doch
... mehr
auf der zweiten Seite ging es in Claires klarer Schrägschrift weiter. Die Hand Deines Vaters versagt gleich den Dienst, schrieb sie. Und es ist eine verdammt lange Geschichte. Er hat den ganzen Tag Holz gehackt und kann seine Finger kaum noch gerade biegen, aber er hat darauf bestanden, Dir selbst zu sagen, dass wir - noch - nicht zu Asche verbrannt sind. Nicht dass dies nicht jeden Moment passieren könnte; es drängen sich vierzehn Menschen in der alten Blockhütte, und ich schreibe diese Zeilen mehr oder weniger im Kamin, während Großmütterchen MacLeod zu meinen Füßen auf ihrem Strohlager vor sich hin keucht, sodass ich ihr neuen Whisky in den Hals schütten kann, falls sie plötzlich Anstalten macht zu sterben.
»Mein Gott, ich kann sie hören«, sagte er staunend. »Ich auch.« Brianna liefen immer noch die Tränen über das Gesicht, doch es war ein Schauer zwischen Sonnenstrahlen; lachend und schluchzend wischte sie sie ab.
»Lies weiter. Warum sind sie in unserer Hütte? Was ist mit dem Haupthaus passiert?«
Roger fuhr mit dem Finger über die Zeilen, um die Stelle wiederzufinden, und las weiter.
»O Himmel!«, sagte er. Erinnerst Du Dich noch an diesen Idioten Donner? Bei diesem Namen überzogen sich seine Arme mit einer Gänsehaut. Ein Zeitreisender, Donner. Und einer der größten Nichtsnutze, die ihm je begegnet waren - was ihn aber nicht ungefährlicher machte. Nun, er hat sich selbst übertroffen, indem er eine Schlägerbande aus Brownsville um sich geschart und zu uns gebracht hat, um den Schatz zu stehlen, der sich seiner Überzeugung nach in unserem Besitz befand. Nur dass es den natürlich nicht gab.
Es gab keinen Schatz - weil er, Brianna, Jemmy und Amanda die Handvoll verbliebener Edelsteine benutzt hatten, um sich auf ihrer Reise durch die Steine zu schützen. Sie haben uns als Geiseln genommen und das Haus verwüstet, die Schufte - unter anderem haben sie dabei den Glasballon mit Äther in meinem Sprechzimmer zerbrochen. Fast hätten uns die Dämpfe alle auf der Stelle vergast ... Rasch las er den Rest des Briefes durch, während ihm Brianna über die Schulter lugte und dabei immer wieder kleine Schreckenslaute ausstieß.
Als er fertig war, legte er die Blätter hin und wandte sich zu ihr um. Er zitterte am ganzen Körper.
»Du warst es also«, sagte er. Ihm war klar, dass er das besser nicht sagen sollte, doch er konnte es nicht lassen, konnte das prustende Gelächter nicht unterdrücken. »Du und deine verflixten Streichhölzer - ihr habt das Haus abgefackelt!«
Ihr Gesicht war eine Studie, deren Ausdruck zwischen Entsetzen und Empörung schwankte - und, ja, der gleichen hysterischen Fröhlichkeit wie bei ihm.
»Oh, haben wir nicht! Es war Mamas Äther. Irgendein Funke hätte die Explosion auslösen können -«
»Es war aber nicht irgendein Funke«, beharrte Roger. »Dein Vetter Ian hat eines von deinen Streichhölzern angezündet.«
»Na, dann war es eben Ians Schuld!«
»Nein, du warst es, du und deine Mutter. Frauen und Wissenschaft«, sagte Roger und schüttelte den Kopf. »Das achtzehnte Jahrhundert kann von Glück sagen, dass es euch überlebt hat.«
Sie zog einen Schmollmund.
»Nun, ohne diesen Trottel Donner wäre das Ganze nicht passiert!«
»Das stimmt«, räumte Roger ein. »Aber er war halt ebenfalls so ein Unruhestifter aus der Zukunft, nicht wahr? Wenn er auch zugegebenermaßen weder eine Frau war noch wissenschaftlich begabt.«
»Hmpf.« Sie nahm den Brief. Sie fasste ihn vorsichtig an, konnte es sich aber nicht verkneifen, die Seiten zwischen den Fingern zu reiben.
»Tja, er hat das achtzehnte Jahrhundert ja auch nicht überlebt, oder?« Ihre Augen waren zu Boden gerichtet, die Lider gerötet.
»Er tut dir doch nicht leid, oder?«, wollte Roger ungläubig wissen. Sie schüttelte den Kopf, doch ihre Finger bewegten sich immer noch sacht über das dicke, weiche Blatt Papier.
»Er weniger. Es ist nur ... die Vorstellung, dass jemand so stirbt. Allein, meine ich. So weit fort von zu Hause.« Nein, es war nicht Donner, an den sie dachte.
Er legte einen Arm um sie und lehnte den Kopf an den ihren. Sie roch nach Prell-Shampoo und frischen Kohlköpfen; sie war im Gemüsegarten gewesen. Die Linien der Worte auf der Seite wurden abwechselnd dicker und schmaler, je nach Neigung des Stiftes, der sie geschrieben hatte, aber sie waren klar und deutlich - die Handschrift eines Chirurgen.
»Sie ist nicht allein«, flüsterte er und streckte einen Finger aus, um das Postscriptum nachzuzeichnen, das wieder in Jamies krakeliger Schrift verfasst war.
»Keiner von ihnen ist allein. Und ob sie ein Dach über dem Kopf haben oder nicht - sie sind beide zu Hause.«
Ich legte den Brief beiseite. Zeit genug, ihn später zu beenden, dachte ich. Ich hatte während der letzten Tage nur daran gearbeitet, wenn es meine Zeit zuließ; es war ja schließlich nicht so, als hätten wir Eile gehabt, den Briefkasten vor der Leerung zu erwischen. Ich lächelte ein wenig bei diesem Gedanken, faltete die Blätter vorsichtig zusammen und und steckte sie in meine neue Arbeitstasche, um sie dort aufzubewahren. Ich wischte den Federkiel sauber und legte ihn beiseite, dann rieb ich mir die schmerzenden Finger und erfreute mich noch einen Moment an dem sehnsüchtigen Gefühl der Nähe, das ich beim Schreiben empfand.
Mir fiel das Schreiben sehr viel leichter als Jamie, aber Fleisch und Blut hatten nun einmal ihre Grenzen, und es war ein sehr langer Tag gewesen. Ich blickte zu dem Strohlager auf der anderen Seite des Kaminfeuers hinüber, wie ich es alle paar Minuten machte, doch sie war ruhig. Ich konnte ihre Atmung hören, ein keuchendes Gurgeln, das in derart langen Abständen kam, dass ich jedes Mal hätte schwören können, sie wäre zwischendurch gestorben.
Doch das war sie nicht, und meiner Einschätzung nach würde es auch in nächster Zeit nicht geschehen. Ich hoffte nur, dass sie sterben würde, bevor mein begrenzter Vorrat an Laudanum zu Ende ging. Ich wusste nicht, wie alt sie war; sie sah aus wie hundert oder so, doch es war gut möglich, dass sie jünger war als ich.
Ihre beiden jugendlichen Enkelsöhne hatten sie vor zwei Tagen hergebracht. Sie kamen aus den Bergen und hatten vorgehabt, ihre Großmutter zu Verwandten in Cross Creek zu bringen, bevor sie nach Wilmington weiterzogen, um sich dort der Miliz anzuschließen. Doch es hatte ihre Großmutter »böse erwischt«, wie sie es ausdrückten, und jemand hatte ihnen erzählt, dass es in Fraser's Ridge eine Heilerin gab. Also hatten sie sie zu mir gebracht.
Großmütterchen MacLeod - einen anderen Namen hatte ich nicht für sie; die Jungen hatten nicht daran gedacht, ihn mir zu sagen, bevor sie wieder aufbrachen, und ihr Zustand erlaubte es nicht, dass sie es selbst tat - hatte mit großer Sicherheit irgendeine Krebsart im Endstadium. Ihr Körper war abgemagert, ihr Gesicht selbst in der Bewusstlosigkeit vor Schmerz verzerrt, und ich konnte es dem Grauton ihrer Haut ansehen.
Das Feuer war heruntergebrannt; ich sollte es wieder anfachen und einen frischen Kiefernscheit auflegen. Doch Jamies Kopf ruhte an meinem Knie. Konnte ich den Holzstapel erreichen, ohne ihn zu stören? Ich legte ihm sacht die Hand auf die Schulter, um mich abzustützen, und reckte mich, bis ich mit den Fingerspitzen gerade eben an das Ende eines kleinen Scheites gelangte. Ich bohrte mir die Zähne in die Unterlippe, während ich das Holzstück vorsichtig befreite, und schaffte es, mich so weit vorzubeugen, dass ich es in den Kamin stoßen konnte. Schwarzrote Glut stob auf, und die Funken stiegen in Wolken auf. Jamie regte sich unter meiner Hand und murmelte etwas Unverständliches, doch als ich dann das Holz ganz in das Feuer schob und mich wieder in meinem Sessel zurücklehnte, seufzte er, machte es sich erneut bequem und sank abermals in den Schlaf. Ich blickte zur Tür und lauschte, hörte aber nichts außer dem Rascheln der Bäume im Wind.
Natürlich, dachte ich, es konnte nichts zu hören geben, denn es war schließlich Ian, auf den ich wartete. Er und Jamie hielten abwechselnd Wache, versteckt zwischen den Bäumen oberhalb der verbrannten Ruine des Haupthauses. Ian war seit über zwei Stunden draußen; es war Zeit, dass er hereinkam, um etwas zu essen und sich am Feuer zu wärmen.
»Jemand hat versucht, die weiße Sau umzubringen«, hatte er vor drei Tagen mit verwunderter Miene beim Frühstück verkündet. »Was?« Ich reichte ihm eine Schüssel Porridge, der mit einem Klümpchen schmelzender Butter und etwas Honig garniert war - zum Glück waren meine Honigfässchen und die Kisten mit dem Bienenwachs im Kühlhaus gewesen, als sich der Brand ereignete.
»Bist du sicher?« Er nickte, während er das Schüsselchen entgegennahm und selig den Dampf einatmete. »Aye, sie hat eine Schnittwunde an der Flanke. Nicht tief, und sie ist schon wieder fast verheilt, Tante Claire«, fügte er mit einem Kopfnicken in meine Richtung hinzu, weil er offenbar das Gefühl hatte, dass ich das medizinische Wohlbefinden der Sau mit demselben Interesse betrachtete wie das jedes anderen Bewohners von Fraser's Ridge.
»Oh? Gut«, sagte ich, obwohl es herzlich wenig gab, was ich hätte tun können, wenn die Wunde nicht von selbst verheilte. Ich konnte - und musste - Pferde, Kühe, Ziegen, pelzige Nager und sogar hin und wieder ein Huhn verarzten, das keine Eier legte, doch dieses Schwein war auf sein eigenes Glück angewiesen. Amy Higgins bekreuzigte sich bei der Erwähnung der Sau.
»Wahrscheinlich war es ein Bär«, sagte sie. »Sonst würde das nichts und niemand wagen. Aidan, hör auf das, was Mr. Ian sagt! Lauf nicht weit fort, und pass draußen auf deinen Bruder auf.«
»Bären schlafen im Winter, Mama«, sagte Aidan geistesabwesend. Seine Aufmerksamkeit galt einem neuen Kreisel, den Bobby für ihn geschnitzt hatte. Es war ihm noch nicht gelungen, ihn richtig laufen zu lassen. Er schielte das Spielzeug an, stellte es vorsichtig auf den Tisch, hielt einen atemlosen Moment lang die Schnur fest und riss dann daran.
Der Kreisel schoss über den Tisch, prallte mit einem deutlichen Krack vom Honigtöpfchen ab und hielt mit Höchstgeschwindigkeit auf die Milch zu. Ian streckte die Hand aus und fing den Kreisel in letzter Sekunde auf. Kauend winkte er Aidan zu, ihm die Schnur zu reichen, wickelte sie wieder auf und ließ den Kreisel mit einer geübten Bewegung seines Handgelenks schnurgerade über die Mitte des Tischs laufen. Aidan sah mit offenem Mund zu und verschwand unter dem Tisch, als der Kreisel über die Kante fiel.
»Nein, es war kein Tier«, sagte Ian, dem es jetzt endlich gelang zu schlucken. »Es war ein gerader Schnitt. Irgendjemand ist mit einem Messer oder einem Schwert auf sie losgegangen.« Jamie blickte von dem angebrannten Toastbrot auf, das er gerade untersuchte. »Hast du seine Leiche gefunden?« Ian grinste kurz, schüttelte aber den Kopf.
»Nein, wenn sie ihn umgebracht hat, hat sie ihn gefressen - und ich habe keine Überreste gefunden.«
»Schweine fressen furchtbar unordentlich«, merkte Jamie an. Er biss vorsichtig in das angebrannte Brot, verzog das Gesicht und aß es trotzdem.
»Ein Indianer vielleicht?«, fragte Bobby. Klein Orrie versuchte, sich von Bobbys Schoß zu befreien; sein Vater tat ihm den Gefallen und setzte ihn auf seinen Lieblingsplatz unter dem Tisch. Jamie und Ian wechselten einen Blick, und ich spürte, wie sich meine Nackenhaare sacht sträubten. »Nein«, antwortete Ian.
»Die Cherokee hier kennen sie alle gut und würden sie nicht mit der Feuerzange anfassen. Sie glauben, dass sie ein Dämon ist, aye?«
»Und Indianer auf Streifzügen aus dem Norden würden Pfeile oder Tomahawks haben«, beendete Jamie diesen Gedankengang.
»Seid Ihr sicher, dass es kein Panther gewesen ist?«, fragte Amy skeptisch. »Panther jagen doch im Winter, oder?«
»Ja«, bestätigte Jamie. »Ich habe gestern an der grünen Quelle Spuren gefunden. Hört ihr mich, da unten?«, sagte er und bückte sich, um die Jungen unter dem Tisch anzusprechen.
»Seid vorsichtig, aye?« Er richtete sich wieder auf.
»Doch nein«, fügte er hinzu. »Ian kennt den Unterschied zwischen Krallenspuren und einer Messerwunde, denke ich.« Er grinste Ian an. Ian verzichtete höflicherweise darauf, die Augen zu verdrehen, und nickte nur, den Blick skeptisch auf das Toastkörbchen gerichtet. Niemand äußerte die Vermutung, jemand aus Fraser's Ridge oder aus Browns ville hätte vielleicht Jagd auf die weiße Sau gemacht.
Die hier ansässigen Presbyterianer wären zwar mit Sicherheit ansonsten niemals in spirituellen Dingen mit den Indianern einer Meinung gewesen, doch in Bezug auf den dämonischen Charakter der Sau herrschte totales Einvernehmen. Ich war mir nicht sicher, ob sie nicht recht hatten. Das Tier hatte selbst den Brand des Haupthauses unbeschadet überlebt.
Sie war in einem Schauer aus brennendem Holz aus ihrer Höhle unter dem Fundament gekrochen, gefolgt von ihrem jüngsten Wurf halb ausgewachsener Ferkel. Rollo hob mit einem erschrockenen »Wuff?« den Kopf, sah mich mit gelben Augen an und bettete ihn wieder auf seine Pfoten.
»Dick wer?«, sagte Jamie schläfrig. Er setzte sich stöhnend auf und räkelte sich, dann rieb er sich das Gesicht und blinzelte mich an.
»Mir ist gerade eingefallen, an wen mich diese Sau erinnert«, erklärte ich. »Lange Geschichte. Über einen Wal. Ich erzähle sie dir morgen.«
»Wenn ich dann noch lebe«, sagte er und gähnte so herzhaft, dass er sich fast den Kiefer ausrenkte. »Wo ist denn der Whisky - oder brauchst du ihn für das arme alte Mütterchen?«
Er nickte auf Großmütterchen MacLeods Gestalt, die in eine Decke gehüllt war.
»Noch nicht. Hier.« Ich bückte mich und kramte in dem Korb unter meinem Stuhl, um eine zugekorkte Flasche zum Vorschein zu bringen. Er zog den Korken heraus und trank, und langsam kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück. Nachdem er tagelang nichts anderes getan hatte, als zu jagen und Holz zu hacken, und die halben Nächte in einem eiskalten Wald auf der Lauer gelegen hatte, machten nun selbst Jamies beachtliche Lebensgeister Anstalten, ihm den Dienst zu versagen.
»Wie lange wollt ihr denn noch so weitermachen?«, fragte ich leise, um die Higgins nicht zu wecken - Bobby, Amy, die im neunten Monat schwanger war, ihre beiden kleinen Jungen und Amys zwei Schwägerinnen aus erster Ehe, die gekommen waren, um zu helfen, und insgesamt fünf Kinder unter zehn Jahren mitgebracht hatten. Sie alle schliefen in der angebauten kleinen Schlafkammer.
Die Abreise der MacLeod-Jungen hatte dem Gedränge zwar ein wenig abgeholfen, doch Jamie, ich, Ian, Ians Hund Rollo und die alte Frau schliefen in der eigentlichen Hütte auf dem Boden; was wir an Habseligkeiten aus dem Feuer hatten retten können, war ringsum an den Wänden aufgestapelt, und hin und wieder überkam mich eine eindeutige Anwandlung von Klaustrophobie.
Kein Wunder, dass Jamie und Ian nicht nur deshalb im Wald patrouillierten, weil sie überzeugt waren, dass dort draußen irgendetwas sein Unwesen trieb, sondern auch, um frische Luft zu bekommen. »Nicht mehr lange«, beruhigte er mich und erschauerte sacht, als ihm der Whisky durch die Kehle rann.
»Wenn wir heute Nacht nichts sehen, werden wir -« Er brach ab, und sein Kopf wandte sich abrupt zur Tür. Ich hatte nichts gehört, sah aber, wie sich der Riegel bewegte, und im nächsten Moment fuhr ein eiskalter Windstoß in das Zimmer, um mir seine gefrorenen Finger unter die Röcke zu schieben und die Funken im Feuer aufstieben zu lassen.
Ich griff rasch nach einem Lumpen und schlug sie aus, bevor sie Großmütterchen MacLeods Haare oder ihr Schlaflager in Brand setzen konnten. Während ich das Feuer wieder unter Kontrolle brachte, war Jamie schon dabei, sich Pistole, Munitionsbeutel und Pulverhorn in den Gürtel zu schieben, und unterhielt sich dabei leise mit Ian an der Tür. Ian selbst hatte rot gefrorene Wangen, und ihm war deutlich anzusehen, dass er aufgeregt war.
Rollo war ebenfalls wach. Er stieß Ian mit der Nase an die Beine und wedelte mit der Rute, weil er sich auf ein eisiges Abenteuer freute.
»Bleib lieber hier, a cù«, sagte Ian zu ihm und rieb sich mit kalten Fingern die Ohren. »Sheas.«
Rollo stieß einen missmutigen Kehllaut aus und versuchte, sich an Ian vorbeizuschieben, doch ein Bein verstellte ihm den Weg. Jamie drehte sich um, zog sich den Rock an und bückte sich, um mich hastig zu küssen.
»Verriegele die Tür, a nighean«, flüsterte er. »Mach niemandem auf außer mir oder Ian.«
»Was -«, begann ich, doch da waren sie schon fort. Die Nachtluft war kalt und klar. Jamie holte tief Luft und erschauerte, während er die Kälte eindringen ließ, die die Wärme seiner Frau vertrieb, den Rauch und den Geruch seiner Feuerstelle. Eiskristalle schimmerten in seiner Lunge, spitz in seinem Blut. Er wandte den Kopf hin und her wie ein Wolf, der die Witterung aufnimmt, und atmete die Nacht ein. Es war nicht sehr windig, doch die Luft kam von Osten her und brachte den bitteren Aschegeruch der Ruine mit ... und einen schwachen Hauch, den er für Blut hielt.
Er sah seinen Neffen an, den Kopf fragend schiefgelegt, und sah Ian nicken, dunkel vor dem Lavendelglühen des Himmels.
»Da draußen liegt ein totes Schwein, direkt hinter Tante Claires Garten«, sagte der Junge leise.
»Oh, aye? Du meinst aber nicht die weiße Sau?« Im ersten Moment sank ihm bei diesem Gedanken das Herz in die Knie, und er fragte sich, ob er das Biest wohl betrauern oder doch auf seinem Gerippe tanzen würde. Aber nein.
Ian schüttelte den Kopf, eine Bewegung, die er eher spürte als sah. »Nein, doch nicht diese hinterlistige Bestie. Ein Junges, vielleicht ein Ferkel vom letzten Jahr. Jemand hat es geschlachtet, hat aber nur ein paar Stückchen aus der Haxe mitgenommen. Und die hat er zum Großteil auf dem Weg verstreut. « Jamie sah sich überrascht um. »Was?«
Ian zuckte mit den Achseln. »Aye. Und noch etwas, Onkel Jamie. Es ist mit einer Axt geschlachtet und zerlegt worden.« Die Eiskristalle in seinem Blut verfestigten sich mit einer Plötzlichkeit, die ihm fast das Herz stehen bleiben ließ.
»Himmel«, sagte er, doch es war weniger der Schreck als vielmehr das unwillige Eingeständnis einer Tatsache, die ihm schon längst bewusst war. »Dann ist er es also.«
»Aye.« Sie hatten es beide gewusst, obwohl keiner von ihnen bereit gewesen war, darüber zu sprechen. Ohne sich miteinander abzusprechen entfernten sie sich von der Hütte und betraten den Wald.
»Aye, nun ja.« Jamie holte tief Luft und seufzte, sodass weißer Nebel in der Dunkelheit aufstieg. Er hatte gehofft, der Mann hätte sein Gold und seine Frau genommen und Fraser's Ridge verlassen - doch es war nie mehr gewesen als eine Hoffnung.
Arch Bug war ein Grant, und der Clan der Grants war ein rachsüchtiger Haufen.
Die Frasers aus Glenhelm hatten Arch Bug vor über vierzig Jahren auf ihrem Land erwischt und ihm die Wahl gelassen: ein Auge zu verlieren oder Mittelund Zeigefinger seiner rechten Hand. Der Mann hatte sich mit seiner verstümmelten Hand abgefunden und sich angewöhnt, statt des Bogens, den er nicht mehr spannen konnte, eine Axt zu benutzen, in deren Gebrauch er es trotz seines Alters mit jedem Mohawk aufnehmen konnte.
Womit er sich nicht abgefunden hatte, das war die Niederlage der Stuarts und der Verlust des Jakobitengoldes, das zu spät aus Frankreich geschickt und dann geborgen worden war - oder gestohlen, je nachdem, wie man es betrachtete -, von Hector Cameron, der ein Drittel nach North Carolina mitgebracht hatte, wo sein Anteil wiederum von Arch Bug gestohlen - oder geborgen - worden war. Und mit Jamie Fraser hatte sich Arch Bug auch nicht abgefunden.
»Meinst du, es ist eine Drohung?«, fragte Ian. Sie hatten die Hütte hinter sich gelassen, hielten sich aber unter den Bäumen und umrundeten nun die große Lichtung, auf der das Haupthaus gestanden hatte. Der Schornstein und eine halbe Wand standen noch verkohlt und trostlos inmitten des schmutzigen Schnees.
»Das kann ich mir nicht vorstellen. Wenn er uns drohen wollte, warum sollte er so lange warten?« Dennoch dankte er im Stillen dafür, dass seine Tochter und ihre Kinder fort waren, in Sicherheit. Es gab schlimmere Drohgebärden als ein totes Schwein, und er glaubte nicht, dass Arch Bug vor irgendetwas zurückschrecken würde.
»Vielleicht ist er ja fort gewesen«, meinte Ian. »Um seine Frau irgendwo unterzubringen, und er ist erst jetzt zurückgekommen.« Es war denkbar - wenn es auf der Welt etwas gab, das Arch Bug liebte, so war es seine Frau Murdina, die ihm seit über fünfzig Jahren zur Seite stand.
»Vielleicht«, sagte Jamie. Und doch ... Und doch hatte er in den Monaten seit dem Aufbruch der Bugs mehr als einmal Blicke in seinem Rücken gespürt. Eine Stille im Wald gespürt, die nicht die Stille der Bäume und Felsen war. Er fragte nicht, ob Ian nach der Spur des Axtschlächters gesucht hatte; wenn sie zu finden war, hätte Ian sie gefunden.
Aber es hatte seit fast zwei Wochen nicht mehr geschneit, und an den Stellen, an denen noch Schneereste auf dem Boden lagen, waren sie von den Füßen unzähliger Menschen zertrampelt. Er blickte zum Himmel auf; wieder Schnee, und zwar bald. Er stieg einen kleinen Felsen hinauf, vorsichtig, weil es glatt war; tagsüber schmolz der Schnee zwar, doch in der Nacht gefror das Wasser und hing in glitzernden Eiszapfen von den Traufen des Hauses und von jedem Ast, um den Wald im Morgengrauen mit blauem Licht zu erfüllen und es dann bei Sonnenaufgang Gold und Diamanten regnen zu lassen. Jetzt waren sie farblos und klirrten wie Glas, wenn sein Ärmel die Zweige eines vereisten Busches streifte.
Auf der Spitze des Felsens machte er in der Hocke Halt und spähte auf die Lichtung hinunter.
Nun gut. Die Gewissheit, dass Arch Bug hier war, hatte eine Kette halb bewusster Schlussfolgerungen ausgelöst, deren letztes Glied er nun in Worte fasste. »Es gibt zwei Gründe, warum er hier sein könnte«, sagte er zu Ian. »Um mir etwas anzutun - oder um das Gold zu holen. Den ganzen Rest.«
Er hatte Bug ein Stück Gold gegeben, als er den Mann und seine Frau fortgeschickt hatte, nachdem er den Verrat der beiden entdeckt hatte.
Es war ein halber französischer Goldbarren, von dem ein älteres Ehepaar bescheiden, aber bequem den Rest seines Lebens hätte fristen können. Doch Arch Bug war kein bescheidener Mensch. Er war einmal Landverwalter des Clanhäuptlings der Grants gewesen, und er hatte seinen Stolz zwar eine Zeit lang verborgen, doch auf die Dauer ließ sich Stolz nicht unterdrücken. Ian sah ihn neugierig an. »Den ganzen Rest«, wiederholte er.
»Dann meinst du also, er hat es hier versteckt - aber an einer Stelle, die er nicht mehr einfach so erreichen konnte, nachdem du ihn verbannt hattest.« Jamie zuckte mit einer Schulter und beobachtete die Lichtung. Nun, da das Haus fort war, konnte er den Pfad sehen, der dahinter steil bergauf führte zu der Stelle, an der einmal der Garten seiner Frau gestanden hatte, eingefasst von rotwildsicheren Palisaden. Einige der Palisaden standen noch schwarz vor dem Hintergrund aus fleckigem Schnee. Eines Tages würde er ihr einen neuen Garten anlegen, wenn Gott es wollte.
»Wenn er lediglich die Absicht hätte, mir etwas anzutun, hätte er oft genug Gelegenheit dazu gehabt.« Von hier aus konnte er das geschlachtete Schwein sehen, ein dunkler Umriss auf dem Weg, umringt von einer großen Pfütze aus Blut. Er schob den plötzlichen Gedanken an Malva Christie von sich und zwang sich, seine Überlegungen fortzusetzen.
»Aye, er hat es hier versteckt«, wiederholte er, diesmal überzeugter. »Wenn er das Gold hätte, wäre er längst fort. Er hat gewartet, nach einer Möglichkeit gesucht, an das Versteck zu gelangen. Aber es ist ihm nicht unbemerkt gelungen - also versucht er es jetzt anders.«
»Aye, aber wie? Das da -« Ian wies kopfnickend auf den verschwommenen Umriss auf dem Weg. »Ich dachte, es wäre womöglich eine Falle, aber das ist es nicht. Ich habe es mir angesehen.«
»Vielleicht ein Köder?« Selbst er konnte den Blutgeruch wahrnehmen; er musste ein deutlicher Lockruf für jedes Raubtier sein. Kaum hatte er das gedacht, als ihm eine Bewegung in der Nähe des Schweins ins Auge fiel, und er legte Ian die Hand auf den Arm.
Ein zögerndes Flimmern, dann huschte eine kleine, geschmeidige Gestalt vorbei und verschwand hinter dem Kadaver des Schweins.
»Fuchs«, sagten beide Männer gleichzeitig und lachten dann leise. »Da ist dieser Panther im Wald über der grünen Quelle«, sagte Ian skeptisch.
»Ich habe gestern seine Spuren gesehen. Ob er vorhat, ihn mit dem Schwein anzulocken in der Hoffnung, dass wir alle angelaufen kommen, um ihn zu verjagen, sodass er an das Gold gelangen kann, während wir beschäftigt sind?«
Jamie runzelte die Stirn und blickte zur Hütte hinüber. Gewiss, ein Panther würde die Männer ins Freie locken - aber nicht die Frauen und Kinder. Und wo hätte er das Gold an einem Ort lassen sollen, an dem sich so viele Menschen drängten?
Sein Blick fiel auf den langen, rundlichen Umriss von Briannas Brennofen, der sich ein Stück von der Hütte entfernt befand und seit ihrer Abreise nicht mehr benutzt worden war. Die Erregung durchfuhr ihn so heftig, dass er sich aufrichtete. Das wäre ja - doch nein; Arch hatte Jocasta das Gold barrenweise gestohlen, um es insgeheim nach Fraser's Ridge zu bringen, und er hatte seinen Diebstahl lange vor Briannas Abschied begonnen. Aber vielleicht ...
Ian erstarrte plötzlich, und Jamie wandte scharf den Kopf. Er konnte zwar nichts sehen, fing dann aber das Geräusch auf, das Ian gehört hatte. Tiefes Schweinegrunzen, ein Rascheln, ein Knacken. Dann konnten sie sehen, dass sich zwischen den geschwärzten Balken der Ruine etwas regte, und ein Licht ging ihm auf.
»Himmel!«, sagte er und fasste Ian so fest am Arm, dass sein Neffe erschrocken aufjaulte. »Es ist unter dem Haus!« Die weiße Sau kam aus ihrem Bau unter der Ruine, ein gewaltiger, sahnigweißer Fleck in der Nacht, und sie bewegte den Kopf hin und her, um die Nachtluft zu wittern. Dann setzte sie sich in Bewegung, eine schwerfällige Bedrohung, die sich zielstrebig bergauf bewegte.
Jamie hätte am liebsten gelacht, so herrlich war das Ganze. Listig hatte Arch Bug sein Gold unter dem Fundament des Haupthauses versteckt, immer wenn die Sau unterwegs war. Es wäre niemandem auch nur im Traum eingefallen, in das Reich der Sau einzudringen; sie war die perfekte Wächterin - und gewiss hatte er vorgehabt, das Gold auf dieselbe Weise - vorsichtig und barrenweise - auch wieder an sich zu bringen, wenn er zum Aufbruch bereit war.
Doch dann war das Haus abgebrannt, und die Balken waren über dem Fundament zusammengestürzt, sodass das Gold nur noch mit großem Aufwand zu erreichen war - was mit Sicherheit Aufmerksamkeit erregt hätte.
Übersetzung: Barbara Schnell
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2009 by Blanvalet Verlag
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.
»Mein Gott, ich kann sie hören«, sagte er staunend. »Ich auch.« Brianna liefen immer noch die Tränen über das Gesicht, doch es war ein Schauer zwischen Sonnenstrahlen; lachend und schluchzend wischte sie sie ab.
»Lies weiter. Warum sind sie in unserer Hütte? Was ist mit dem Haupthaus passiert?«
Roger fuhr mit dem Finger über die Zeilen, um die Stelle wiederzufinden, und las weiter.
»O Himmel!«, sagte er. Erinnerst Du Dich noch an diesen Idioten Donner? Bei diesem Namen überzogen sich seine Arme mit einer Gänsehaut. Ein Zeitreisender, Donner. Und einer der größten Nichtsnutze, die ihm je begegnet waren - was ihn aber nicht ungefährlicher machte. Nun, er hat sich selbst übertroffen, indem er eine Schlägerbande aus Brownsville um sich geschart und zu uns gebracht hat, um den Schatz zu stehlen, der sich seiner Überzeugung nach in unserem Besitz befand. Nur dass es den natürlich nicht gab.
Es gab keinen Schatz - weil er, Brianna, Jemmy und Amanda die Handvoll verbliebener Edelsteine benutzt hatten, um sich auf ihrer Reise durch die Steine zu schützen. Sie haben uns als Geiseln genommen und das Haus verwüstet, die Schufte - unter anderem haben sie dabei den Glasballon mit Äther in meinem Sprechzimmer zerbrochen. Fast hätten uns die Dämpfe alle auf der Stelle vergast ... Rasch las er den Rest des Briefes durch, während ihm Brianna über die Schulter lugte und dabei immer wieder kleine Schreckenslaute ausstieß.
Als er fertig war, legte er die Blätter hin und wandte sich zu ihr um. Er zitterte am ganzen Körper.
»Du warst es also«, sagte er. Ihm war klar, dass er das besser nicht sagen sollte, doch er konnte es nicht lassen, konnte das prustende Gelächter nicht unterdrücken. »Du und deine verflixten Streichhölzer - ihr habt das Haus abgefackelt!«
Ihr Gesicht war eine Studie, deren Ausdruck zwischen Entsetzen und Empörung schwankte - und, ja, der gleichen hysterischen Fröhlichkeit wie bei ihm.
»Oh, haben wir nicht! Es war Mamas Äther. Irgendein Funke hätte die Explosion auslösen können -«
»Es war aber nicht irgendein Funke«, beharrte Roger. »Dein Vetter Ian hat eines von deinen Streichhölzern angezündet.«
»Na, dann war es eben Ians Schuld!«
»Nein, du warst es, du und deine Mutter. Frauen und Wissenschaft«, sagte Roger und schüttelte den Kopf. »Das achtzehnte Jahrhundert kann von Glück sagen, dass es euch überlebt hat.«
Sie zog einen Schmollmund.
»Nun, ohne diesen Trottel Donner wäre das Ganze nicht passiert!«
»Das stimmt«, räumte Roger ein. »Aber er war halt ebenfalls so ein Unruhestifter aus der Zukunft, nicht wahr? Wenn er auch zugegebenermaßen weder eine Frau war noch wissenschaftlich begabt.«
»Hmpf.« Sie nahm den Brief. Sie fasste ihn vorsichtig an, konnte es sich aber nicht verkneifen, die Seiten zwischen den Fingern zu reiben.
»Tja, er hat das achtzehnte Jahrhundert ja auch nicht überlebt, oder?« Ihre Augen waren zu Boden gerichtet, die Lider gerötet.
»Er tut dir doch nicht leid, oder?«, wollte Roger ungläubig wissen. Sie schüttelte den Kopf, doch ihre Finger bewegten sich immer noch sacht über das dicke, weiche Blatt Papier.
»Er weniger. Es ist nur ... die Vorstellung, dass jemand so stirbt. Allein, meine ich. So weit fort von zu Hause.« Nein, es war nicht Donner, an den sie dachte.
Er legte einen Arm um sie und lehnte den Kopf an den ihren. Sie roch nach Prell-Shampoo und frischen Kohlköpfen; sie war im Gemüsegarten gewesen. Die Linien der Worte auf der Seite wurden abwechselnd dicker und schmaler, je nach Neigung des Stiftes, der sie geschrieben hatte, aber sie waren klar und deutlich - die Handschrift eines Chirurgen.
»Sie ist nicht allein«, flüsterte er und streckte einen Finger aus, um das Postscriptum nachzuzeichnen, das wieder in Jamies krakeliger Schrift verfasst war.
»Keiner von ihnen ist allein. Und ob sie ein Dach über dem Kopf haben oder nicht - sie sind beide zu Hause.«
Ich legte den Brief beiseite. Zeit genug, ihn später zu beenden, dachte ich. Ich hatte während der letzten Tage nur daran gearbeitet, wenn es meine Zeit zuließ; es war ja schließlich nicht so, als hätten wir Eile gehabt, den Briefkasten vor der Leerung zu erwischen. Ich lächelte ein wenig bei diesem Gedanken, faltete die Blätter vorsichtig zusammen und und steckte sie in meine neue Arbeitstasche, um sie dort aufzubewahren. Ich wischte den Federkiel sauber und legte ihn beiseite, dann rieb ich mir die schmerzenden Finger und erfreute mich noch einen Moment an dem sehnsüchtigen Gefühl der Nähe, das ich beim Schreiben empfand.
Mir fiel das Schreiben sehr viel leichter als Jamie, aber Fleisch und Blut hatten nun einmal ihre Grenzen, und es war ein sehr langer Tag gewesen. Ich blickte zu dem Strohlager auf der anderen Seite des Kaminfeuers hinüber, wie ich es alle paar Minuten machte, doch sie war ruhig. Ich konnte ihre Atmung hören, ein keuchendes Gurgeln, das in derart langen Abständen kam, dass ich jedes Mal hätte schwören können, sie wäre zwischendurch gestorben.
Doch das war sie nicht, und meiner Einschätzung nach würde es auch in nächster Zeit nicht geschehen. Ich hoffte nur, dass sie sterben würde, bevor mein begrenzter Vorrat an Laudanum zu Ende ging. Ich wusste nicht, wie alt sie war; sie sah aus wie hundert oder so, doch es war gut möglich, dass sie jünger war als ich.
Ihre beiden jugendlichen Enkelsöhne hatten sie vor zwei Tagen hergebracht. Sie kamen aus den Bergen und hatten vorgehabt, ihre Großmutter zu Verwandten in Cross Creek zu bringen, bevor sie nach Wilmington weiterzogen, um sich dort der Miliz anzuschließen. Doch es hatte ihre Großmutter »böse erwischt«, wie sie es ausdrückten, und jemand hatte ihnen erzählt, dass es in Fraser's Ridge eine Heilerin gab. Also hatten sie sie zu mir gebracht.
Großmütterchen MacLeod - einen anderen Namen hatte ich nicht für sie; die Jungen hatten nicht daran gedacht, ihn mir zu sagen, bevor sie wieder aufbrachen, und ihr Zustand erlaubte es nicht, dass sie es selbst tat - hatte mit großer Sicherheit irgendeine Krebsart im Endstadium. Ihr Körper war abgemagert, ihr Gesicht selbst in der Bewusstlosigkeit vor Schmerz verzerrt, und ich konnte es dem Grauton ihrer Haut ansehen.
Das Feuer war heruntergebrannt; ich sollte es wieder anfachen und einen frischen Kiefernscheit auflegen. Doch Jamies Kopf ruhte an meinem Knie. Konnte ich den Holzstapel erreichen, ohne ihn zu stören? Ich legte ihm sacht die Hand auf die Schulter, um mich abzustützen, und reckte mich, bis ich mit den Fingerspitzen gerade eben an das Ende eines kleinen Scheites gelangte. Ich bohrte mir die Zähne in die Unterlippe, während ich das Holzstück vorsichtig befreite, und schaffte es, mich so weit vorzubeugen, dass ich es in den Kamin stoßen konnte. Schwarzrote Glut stob auf, und die Funken stiegen in Wolken auf. Jamie regte sich unter meiner Hand und murmelte etwas Unverständliches, doch als ich dann das Holz ganz in das Feuer schob und mich wieder in meinem Sessel zurücklehnte, seufzte er, machte es sich erneut bequem und sank abermals in den Schlaf. Ich blickte zur Tür und lauschte, hörte aber nichts außer dem Rascheln der Bäume im Wind.
Natürlich, dachte ich, es konnte nichts zu hören geben, denn es war schließlich Ian, auf den ich wartete. Er und Jamie hielten abwechselnd Wache, versteckt zwischen den Bäumen oberhalb der verbrannten Ruine des Haupthauses. Ian war seit über zwei Stunden draußen; es war Zeit, dass er hereinkam, um etwas zu essen und sich am Feuer zu wärmen.
»Jemand hat versucht, die weiße Sau umzubringen«, hatte er vor drei Tagen mit verwunderter Miene beim Frühstück verkündet. »Was?« Ich reichte ihm eine Schüssel Porridge, der mit einem Klümpchen schmelzender Butter und etwas Honig garniert war - zum Glück waren meine Honigfässchen und die Kisten mit dem Bienenwachs im Kühlhaus gewesen, als sich der Brand ereignete.
»Bist du sicher?« Er nickte, während er das Schüsselchen entgegennahm und selig den Dampf einatmete. »Aye, sie hat eine Schnittwunde an der Flanke. Nicht tief, und sie ist schon wieder fast verheilt, Tante Claire«, fügte er mit einem Kopfnicken in meine Richtung hinzu, weil er offenbar das Gefühl hatte, dass ich das medizinische Wohlbefinden der Sau mit demselben Interesse betrachtete wie das jedes anderen Bewohners von Fraser's Ridge.
»Oh? Gut«, sagte ich, obwohl es herzlich wenig gab, was ich hätte tun können, wenn die Wunde nicht von selbst verheilte. Ich konnte - und musste - Pferde, Kühe, Ziegen, pelzige Nager und sogar hin und wieder ein Huhn verarzten, das keine Eier legte, doch dieses Schwein war auf sein eigenes Glück angewiesen. Amy Higgins bekreuzigte sich bei der Erwähnung der Sau.
»Wahrscheinlich war es ein Bär«, sagte sie. »Sonst würde das nichts und niemand wagen. Aidan, hör auf das, was Mr. Ian sagt! Lauf nicht weit fort, und pass draußen auf deinen Bruder auf.«
»Bären schlafen im Winter, Mama«, sagte Aidan geistesabwesend. Seine Aufmerksamkeit galt einem neuen Kreisel, den Bobby für ihn geschnitzt hatte. Es war ihm noch nicht gelungen, ihn richtig laufen zu lassen. Er schielte das Spielzeug an, stellte es vorsichtig auf den Tisch, hielt einen atemlosen Moment lang die Schnur fest und riss dann daran.
Der Kreisel schoss über den Tisch, prallte mit einem deutlichen Krack vom Honigtöpfchen ab und hielt mit Höchstgeschwindigkeit auf die Milch zu. Ian streckte die Hand aus und fing den Kreisel in letzter Sekunde auf. Kauend winkte er Aidan zu, ihm die Schnur zu reichen, wickelte sie wieder auf und ließ den Kreisel mit einer geübten Bewegung seines Handgelenks schnurgerade über die Mitte des Tischs laufen. Aidan sah mit offenem Mund zu und verschwand unter dem Tisch, als der Kreisel über die Kante fiel.
»Nein, es war kein Tier«, sagte Ian, dem es jetzt endlich gelang zu schlucken. »Es war ein gerader Schnitt. Irgendjemand ist mit einem Messer oder einem Schwert auf sie losgegangen.« Jamie blickte von dem angebrannten Toastbrot auf, das er gerade untersuchte. »Hast du seine Leiche gefunden?« Ian grinste kurz, schüttelte aber den Kopf.
»Nein, wenn sie ihn umgebracht hat, hat sie ihn gefressen - und ich habe keine Überreste gefunden.«
»Schweine fressen furchtbar unordentlich«, merkte Jamie an. Er biss vorsichtig in das angebrannte Brot, verzog das Gesicht und aß es trotzdem.
»Ein Indianer vielleicht?«, fragte Bobby. Klein Orrie versuchte, sich von Bobbys Schoß zu befreien; sein Vater tat ihm den Gefallen und setzte ihn auf seinen Lieblingsplatz unter dem Tisch. Jamie und Ian wechselten einen Blick, und ich spürte, wie sich meine Nackenhaare sacht sträubten. »Nein«, antwortete Ian.
»Die Cherokee hier kennen sie alle gut und würden sie nicht mit der Feuerzange anfassen. Sie glauben, dass sie ein Dämon ist, aye?«
»Und Indianer auf Streifzügen aus dem Norden würden Pfeile oder Tomahawks haben«, beendete Jamie diesen Gedankengang.
»Seid Ihr sicher, dass es kein Panther gewesen ist?«, fragte Amy skeptisch. »Panther jagen doch im Winter, oder?«
»Ja«, bestätigte Jamie. »Ich habe gestern an der grünen Quelle Spuren gefunden. Hört ihr mich, da unten?«, sagte er und bückte sich, um die Jungen unter dem Tisch anzusprechen.
»Seid vorsichtig, aye?« Er richtete sich wieder auf.
»Doch nein«, fügte er hinzu. »Ian kennt den Unterschied zwischen Krallenspuren und einer Messerwunde, denke ich.« Er grinste Ian an. Ian verzichtete höflicherweise darauf, die Augen zu verdrehen, und nickte nur, den Blick skeptisch auf das Toastkörbchen gerichtet. Niemand äußerte die Vermutung, jemand aus Fraser's Ridge oder aus Browns ville hätte vielleicht Jagd auf die weiße Sau gemacht.
Die hier ansässigen Presbyterianer wären zwar mit Sicherheit ansonsten niemals in spirituellen Dingen mit den Indianern einer Meinung gewesen, doch in Bezug auf den dämonischen Charakter der Sau herrschte totales Einvernehmen. Ich war mir nicht sicher, ob sie nicht recht hatten. Das Tier hatte selbst den Brand des Haupthauses unbeschadet überlebt.
Sie war in einem Schauer aus brennendem Holz aus ihrer Höhle unter dem Fundament gekrochen, gefolgt von ihrem jüngsten Wurf halb ausgewachsener Ferkel. Rollo hob mit einem erschrockenen »Wuff?« den Kopf, sah mich mit gelben Augen an und bettete ihn wieder auf seine Pfoten.
»Dick wer?«, sagte Jamie schläfrig. Er setzte sich stöhnend auf und räkelte sich, dann rieb er sich das Gesicht und blinzelte mich an.
»Mir ist gerade eingefallen, an wen mich diese Sau erinnert«, erklärte ich. »Lange Geschichte. Über einen Wal. Ich erzähle sie dir morgen.«
»Wenn ich dann noch lebe«, sagte er und gähnte so herzhaft, dass er sich fast den Kiefer ausrenkte. »Wo ist denn der Whisky - oder brauchst du ihn für das arme alte Mütterchen?«
Er nickte auf Großmütterchen MacLeods Gestalt, die in eine Decke gehüllt war.
»Noch nicht. Hier.« Ich bückte mich und kramte in dem Korb unter meinem Stuhl, um eine zugekorkte Flasche zum Vorschein zu bringen. Er zog den Korken heraus und trank, und langsam kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück. Nachdem er tagelang nichts anderes getan hatte, als zu jagen und Holz zu hacken, und die halben Nächte in einem eiskalten Wald auf der Lauer gelegen hatte, machten nun selbst Jamies beachtliche Lebensgeister Anstalten, ihm den Dienst zu versagen.
»Wie lange wollt ihr denn noch so weitermachen?«, fragte ich leise, um die Higgins nicht zu wecken - Bobby, Amy, die im neunten Monat schwanger war, ihre beiden kleinen Jungen und Amys zwei Schwägerinnen aus erster Ehe, die gekommen waren, um zu helfen, und insgesamt fünf Kinder unter zehn Jahren mitgebracht hatten. Sie alle schliefen in der angebauten kleinen Schlafkammer.
Die Abreise der MacLeod-Jungen hatte dem Gedränge zwar ein wenig abgeholfen, doch Jamie, ich, Ian, Ians Hund Rollo und die alte Frau schliefen in der eigentlichen Hütte auf dem Boden; was wir an Habseligkeiten aus dem Feuer hatten retten können, war ringsum an den Wänden aufgestapelt, und hin und wieder überkam mich eine eindeutige Anwandlung von Klaustrophobie.
Kein Wunder, dass Jamie und Ian nicht nur deshalb im Wald patrouillierten, weil sie überzeugt waren, dass dort draußen irgendetwas sein Unwesen trieb, sondern auch, um frische Luft zu bekommen. »Nicht mehr lange«, beruhigte er mich und erschauerte sacht, als ihm der Whisky durch die Kehle rann.
»Wenn wir heute Nacht nichts sehen, werden wir -« Er brach ab, und sein Kopf wandte sich abrupt zur Tür. Ich hatte nichts gehört, sah aber, wie sich der Riegel bewegte, und im nächsten Moment fuhr ein eiskalter Windstoß in das Zimmer, um mir seine gefrorenen Finger unter die Röcke zu schieben und die Funken im Feuer aufstieben zu lassen.
Ich griff rasch nach einem Lumpen und schlug sie aus, bevor sie Großmütterchen MacLeods Haare oder ihr Schlaflager in Brand setzen konnten. Während ich das Feuer wieder unter Kontrolle brachte, war Jamie schon dabei, sich Pistole, Munitionsbeutel und Pulverhorn in den Gürtel zu schieben, und unterhielt sich dabei leise mit Ian an der Tür. Ian selbst hatte rot gefrorene Wangen, und ihm war deutlich anzusehen, dass er aufgeregt war.
Rollo war ebenfalls wach. Er stieß Ian mit der Nase an die Beine und wedelte mit der Rute, weil er sich auf ein eisiges Abenteuer freute.
»Bleib lieber hier, a cù«, sagte Ian zu ihm und rieb sich mit kalten Fingern die Ohren. »Sheas.«
Rollo stieß einen missmutigen Kehllaut aus und versuchte, sich an Ian vorbeizuschieben, doch ein Bein verstellte ihm den Weg. Jamie drehte sich um, zog sich den Rock an und bückte sich, um mich hastig zu küssen.
»Verriegele die Tür, a nighean«, flüsterte er. »Mach niemandem auf außer mir oder Ian.«
»Was -«, begann ich, doch da waren sie schon fort. Die Nachtluft war kalt und klar. Jamie holte tief Luft und erschauerte, während er die Kälte eindringen ließ, die die Wärme seiner Frau vertrieb, den Rauch und den Geruch seiner Feuerstelle. Eiskristalle schimmerten in seiner Lunge, spitz in seinem Blut. Er wandte den Kopf hin und her wie ein Wolf, der die Witterung aufnimmt, und atmete die Nacht ein. Es war nicht sehr windig, doch die Luft kam von Osten her und brachte den bitteren Aschegeruch der Ruine mit ... und einen schwachen Hauch, den er für Blut hielt.
Er sah seinen Neffen an, den Kopf fragend schiefgelegt, und sah Ian nicken, dunkel vor dem Lavendelglühen des Himmels.
»Da draußen liegt ein totes Schwein, direkt hinter Tante Claires Garten«, sagte der Junge leise.
»Oh, aye? Du meinst aber nicht die weiße Sau?« Im ersten Moment sank ihm bei diesem Gedanken das Herz in die Knie, und er fragte sich, ob er das Biest wohl betrauern oder doch auf seinem Gerippe tanzen würde. Aber nein.
Ian schüttelte den Kopf, eine Bewegung, die er eher spürte als sah. »Nein, doch nicht diese hinterlistige Bestie. Ein Junges, vielleicht ein Ferkel vom letzten Jahr. Jemand hat es geschlachtet, hat aber nur ein paar Stückchen aus der Haxe mitgenommen. Und die hat er zum Großteil auf dem Weg verstreut. « Jamie sah sich überrascht um. »Was?«
Ian zuckte mit den Achseln. »Aye. Und noch etwas, Onkel Jamie. Es ist mit einer Axt geschlachtet und zerlegt worden.« Die Eiskristalle in seinem Blut verfestigten sich mit einer Plötzlichkeit, die ihm fast das Herz stehen bleiben ließ.
»Himmel«, sagte er, doch es war weniger der Schreck als vielmehr das unwillige Eingeständnis einer Tatsache, die ihm schon längst bewusst war. »Dann ist er es also.«
»Aye.« Sie hatten es beide gewusst, obwohl keiner von ihnen bereit gewesen war, darüber zu sprechen. Ohne sich miteinander abzusprechen entfernten sie sich von der Hütte und betraten den Wald.
»Aye, nun ja.« Jamie holte tief Luft und seufzte, sodass weißer Nebel in der Dunkelheit aufstieg. Er hatte gehofft, der Mann hätte sein Gold und seine Frau genommen und Fraser's Ridge verlassen - doch es war nie mehr gewesen als eine Hoffnung.
Arch Bug war ein Grant, und der Clan der Grants war ein rachsüchtiger Haufen.
Die Frasers aus Glenhelm hatten Arch Bug vor über vierzig Jahren auf ihrem Land erwischt und ihm die Wahl gelassen: ein Auge zu verlieren oder Mittelund Zeigefinger seiner rechten Hand. Der Mann hatte sich mit seiner verstümmelten Hand abgefunden und sich angewöhnt, statt des Bogens, den er nicht mehr spannen konnte, eine Axt zu benutzen, in deren Gebrauch er es trotz seines Alters mit jedem Mohawk aufnehmen konnte.
Womit er sich nicht abgefunden hatte, das war die Niederlage der Stuarts und der Verlust des Jakobitengoldes, das zu spät aus Frankreich geschickt und dann geborgen worden war - oder gestohlen, je nachdem, wie man es betrachtete -, von Hector Cameron, der ein Drittel nach North Carolina mitgebracht hatte, wo sein Anteil wiederum von Arch Bug gestohlen - oder geborgen - worden war. Und mit Jamie Fraser hatte sich Arch Bug auch nicht abgefunden.
»Meinst du, es ist eine Drohung?«, fragte Ian. Sie hatten die Hütte hinter sich gelassen, hielten sich aber unter den Bäumen und umrundeten nun die große Lichtung, auf der das Haupthaus gestanden hatte. Der Schornstein und eine halbe Wand standen noch verkohlt und trostlos inmitten des schmutzigen Schnees.
»Das kann ich mir nicht vorstellen. Wenn er uns drohen wollte, warum sollte er so lange warten?« Dennoch dankte er im Stillen dafür, dass seine Tochter und ihre Kinder fort waren, in Sicherheit. Es gab schlimmere Drohgebärden als ein totes Schwein, und er glaubte nicht, dass Arch Bug vor irgendetwas zurückschrecken würde.
»Vielleicht ist er ja fort gewesen«, meinte Ian. »Um seine Frau irgendwo unterzubringen, und er ist erst jetzt zurückgekommen.« Es war denkbar - wenn es auf der Welt etwas gab, das Arch Bug liebte, so war es seine Frau Murdina, die ihm seit über fünfzig Jahren zur Seite stand.
»Vielleicht«, sagte Jamie. Und doch ... Und doch hatte er in den Monaten seit dem Aufbruch der Bugs mehr als einmal Blicke in seinem Rücken gespürt. Eine Stille im Wald gespürt, die nicht die Stille der Bäume und Felsen war. Er fragte nicht, ob Ian nach der Spur des Axtschlächters gesucht hatte; wenn sie zu finden war, hätte Ian sie gefunden.
Aber es hatte seit fast zwei Wochen nicht mehr geschneit, und an den Stellen, an denen noch Schneereste auf dem Boden lagen, waren sie von den Füßen unzähliger Menschen zertrampelt. Er blickte zum Himmel auf; wieder Schnee, und zwar bald. Er stieg einen kleinen Felsen hinauf, vorsichtig, weil es glatt war; tagsüber schmolz der Schnee zwar, doch in der Nacht gefror das Wasser und hing in glitzernden Eiszapfen von den Traufen des Hauses und von jedem Ast, um den Wald im Morgengrauen mit blauem Licht zu erfüllen und es dann bei Sonnenaufgang Gold und Diamanten regnen zu lassen. Jetzt waren sie farblos und klirrten wie Glas, wenn sein Ärmel die Zweige eines vereisten Busches streifte.
Auf der Spitze des Felsens machte er in der Hocke Halt und spähte auf die Lichtung hinunter.
Nun gut. Die Gewissheit, dass Arch Bug hier war, hatte eine Kette halb bewusster Schlussfolgerungen ausgelöst, deren letztes Glied er nun in Worte fasste. »Es gibt zwei Gründe, warum er hier sein könnte«, sagte er zu Ian. »Um mir etwas anzutun - oder um das Gold zu holen. Den ganzen Rest.«
Er hatte Bug ein Stück Gold gegeben, als er den Mann und seine Frau fortgeschickt hatte, nachdem er den Verrat der beiden entdeckt hatte.
Es war ein halber französischer Goldbarren, von dem ein älteres Ehepaar bescheiden, aber bequem den Rest seines Lebens hätte fristen können. Doch Arch Bug war kein bescheidener Mensch. Er war einmal Landverwalter des Clanhäuptlings der Grants gewesen, und er hatte seinen Stolz zwar eine Zeit lang verborgen, doch auf die Dauer ließ sich Stolz nicht unterdrücken. Ian sah ihn neugierig an. »Den ganzen Rest«, wiederholte er.
»Dann meinst du also, er hat es hier versteckt - aber an einer Stelle, die er nicht mehr einfach so erreichen konnte, nachdem du ihn verbannt hattest.« Jamie zuckte mit einer Schulter und beobachtete die Lichtung. Nun, da das Haus fort war, konnte er den Pfad sehen, der dahinter steil bergauf führte zu der Stelle, an der einmal der Garten seiner Frau gestanden hatte, eingefasst von rotwildsicheren Palisaden. Einige der Palisaden standen noch schwarz vor dem Hintergrund aus fleckigem Schnee. Eines Tages würde er ihr einen neuen Garten anlegen, wenn Gott es wollte.
»Wenn er lediglich die Absicht hätte, mir etwas anzutun, hätte er oft genug Gelegenheit dazu gehabt.« Von hier aus konnte er das geschlachtete Schwein sehen, ein dunkler Umriss auf dem Weg, umringt von einer großen Pfütze aus Blut. Er schob den plötzlichen Gedanken an Malva Christie von sich und zwang sich, seine Überlegungen fortzusetzen.
»Aye, er hat es hier versteckt«, wiederholte er, diesmal überzeugter. »Wenn er das Gold hätte, wäre er längst fort. Er hat gewartet, nach einer Möglichkeit gesucht, an das Versteck zu gelangen. Aber es ist ihm nicht unbemerkt gelungen - also versucht er es jetzt anders.«
»Aye, aber wie? Das da -« Ian wies kopfnickend auf den verschwommenen Umriss auf dem Weg. »Ich dachte, es wäre womöglich eine Falle, aber das ist es nicht. Ich habe es mir angesehen.«
»Vielleicht ein Köder?« Selbst er konnte den Blutgeruch wahrnehmen; er musste ein deutlicher Lockruf für jedes Raubtier sein. Kaum hatte er das gedacht, als ihm eine Bewegung in der Nähe des Schweins ins Auge fiel, und er legte Ian die Hand auf den Arm.
Ein zögerndes Flimmern, dann huschte eine kleine, geschmeidige Gestalt vorbei und verschwand hinter dem Kadaver des Schweins.
»Fuchs«, sagten beide Männer gleichzeitig und lachten dann leise. »Da ist dieser Panther im Wald über der grünen Quelle«, sagte Ian skeptisch.
»Ich habe gestern seine Spuren gesehen. Ob er vorhat, ihn mit dem Schwein anzulocken in der Hoffnung, dass wir alle angelaufen kommen, um ihn zu verjagen, sodass er an das Gold gelangen kann, während wir beschäftigt sind?«
Jamie runzelte die Stirn und blickte zur Hütte hinüber. Gewiss, ein Panther würde die Männer ins Freie locken - aber nicht die Frauen und Kinder. Und wo hätte er das Gold an einem Ort lassen sollen, an dem sich so viele Menschen drängten?
Sein Blick fiel auf den langen, rundlichen Umriss von Briannas Brennofen, der sich ein Stück von der Hütte entfernt befand und seit ihrer Abreise nicht mehr benutzt worden war. Die Erregung durchfuhr ihn so heftig, dass er sich aufrichtete. Das wäre ja - doch nein; Arch hatte Jocasta das Gold barrenweise gestohlen, um es insgeheim nach Fraser's Ridge zu bringen, und er hatte seinen Diebstahl lange vor Briannas Abschied begonnen. Aber vielleicht ...
Ian erstarrte plötzlich, und Jamie wandte scharf den Kopf. Er konnte zwar nichts sehen, fing dann aber das Geräusch auf, das Ian gehört hatte. Tiefes Schweinegrunzen, ein Rascheln, ein Knacken. Dann konnten sie sehen, dass sich zwischen den geschwärzten Balken der Ruine etwas regte, und ein Licht ging ihm auf.
»Himmel!«, sagte er und fasste Ian so fest am Arm, dass sein Neffe erschrocken aufjaulte. »Es ist unter dem Haus!« Die weiße Sau kam aus ihrem Bau unter der Ruine, ein gewaltiger, sahnigweißer Fleck in der Nacht, und sie bewegte den Kopf hin und her, um die Nachtluft zu wittern. Dann setzte sie sich in Bewegung, eine schwerfällige Bedrohung, die sich zielstrebig bergauf bewegte.
Jamie hätte am liebsten gelacht, so herrlich war das Ganze. Listig hatte Arch Bug sein Gold unter dem Fundament des Haupthauses versteckt, immer wenn die Sau unterwegs war. Es wäre niemandem auch nur im Traum eingefallen, in das Reich der Sau einzudringen; sie war die perfekte Wächterin - und gewiss hatte er vorgehabt, das Gold auf dieselbe Weise - vorsichtig und barrenweise - auch wieder an sich zu bringen, wenn er zum Aufbruch bereit war.
Doch dann war das Haus abgebrannt, und die Balken waren über dem Fundament zusammengestürzt, sodass das Gold nur noch mit großem Aufwand zu erreichen war - was mit Sicherheit Aufmerksamkeit erregt hätte.
Übersetzung: Barbara Schnell
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2009 by Blanvalet Verlag
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.
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Autoren-Porträt von Diana Gabaldon
Gabaldon, DianaDiana Gabaldon war Honorarprofessorin für Tiefseebiologie und Zoologie an der Universität von Arizona, bevor sie sich hauptberuflich dem Schreiben widmete. Bereits ihr erster Roman Feuer und Stein wurde international zu einem gigantischen Erfolg und führte dazu, dass Millionen von Lesern zu begeisterten Fans ihrer Romane wurden. Zuletzt wurde Gabaldons Highland-Saga unter dem Titel Outlander hochkarätig fürs Fernsehen verfilmt. Diana Gabaldon ist Mutter dreier erwachsener Kinder und lebt mit ihrem Mann in Scottsdale, Arizona.
Autoren-Interview mit Diana Gabaldon
Interview mit Diana GabaldonFrau Gabaldon, Sie sind eigentlich Tiefseebiologin und Zoologin. Das klingt nicht gerade nach den schottischen Highlands. Wie ergab sich für Sie die Grundidee für Ihre Highland-Saga um Claire und Jamie?
Diana Gabaldon: Sir Arthur Conan Doyle war Arzt und Ian Rankin arbeitete als Steuereintreiber und Schweinehirte (natürlich nicht gleichzeitig). Aber das schien sie trotzdem nicht davon abzuhalten, Sherlock Holmes und Inspektor Rebus zu schreiben. Sie sehen, das Gute am Autorendasein ist, dass Sie jedermann, zu jeder Zeit und an jedem Ort sein können. Worüber Sie schreiben, hat nichts mit Ihrem eigenen Leben zu tun, geschweige denn mit Ihrem Beruf.
Zurück zu den Outlander-Büchern... Ich wusste immer, dass ich Autorin werden wollte, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich es anstellen sollte. Also sagte ich mir, als ich so Mitte dreißig war: Gut, wenn du Bücher schreiben willst, dann solltest du jetzt besser mal damit anfangen! Ich entschied mich also dafür, einmal ein Buch zur Übung zu schreiben, nur um zu erfahren, wie so etwas funktioniert: Welche geistige Verfassung und welcher tägliche Arbeitseinsatz dazu nötig wären, wie man die Geschichte zusammenstellt, wie man recherchiert usw. Also welche Art von Roman könnte man zu Übungszwecken schreiben?
Ich dachte, ein historischer Roman wäre für mich für den Anfang am besten. Ich war Professorin an der Universität. Ich kannte mich aus in Bibliotheken und stellte mir vor, dass es einfacher wäre, Dinge nachzulesen als sie selber zu erfinden. Und wenn mir die Ideen ausgehen, könnte ich auf geschichtliche Dokumente zurückgreifen.
Die Frage war nun, welche Epoche ich nehmen sollte. Ich habe kein besonderes historisches Hintergrundwissen. Deshalb hätte ich sowieso alles nachschlagen müssen. Also war es
... mehr
egal. Ich habe angefangen, mich überall umzusehen und eine spannende Zeit und einen interessanten Ort zu suchen. In diesem unfertigen Gedankengerüst habe ich zufällig im öffentlichen Fernsehen die Wiederholung eines sehr alten "Dr. Who" gesehen.
Für alle, die ihn nicht kennen: "Dr. Who"ist eine britische Kultserie über einen Zeitreisenden vom Planeten Gallifrey, der während seiner Reisen durch Raum und Zeit Abenteuer bestreitet. Auf seinem Weg nimmt er sich interessante Gefährten aus verschiedenen Zeiten der Weltgeschichte mit. In dieser sehr alten Folge nahm er einen jungen Schotten aus dem Jahr 1745 im Schottenrock mit. "Das ist ja toll", sagte ich und merkte, dass ich später immer noch darüber nachdachte. Ich zuckte mit den Schultern und sagte mir: "Du willst ein Buch schreiben. Es ist egal, wo du es spielen lässt. Das wichtigste ist, eine Zeit und einen Ort auszusuchen und anzufangen." So entschloss ich mich: "Gut! Schottland, achzehntes Jahrhundert." Damit begann ich und hatte bis dahin keine Handlung, keine Gliederung und keine Charaktere, nur die ziemlich vagen Bilder, die der Mann im Schottenrock bei mir hervorgerufen hatte.
Nein, der Zeitreisenfaktor der Geschichte hatte nichts mit "Dr. Who" zu tun. Der kam erst einige Tage später dazu, als Claire, die weibliche Hauptfigur, nicht still sein und einfach nicht wie eine historische Persönlichkeit reden wollte. Da sagte ich zu ihr: "Ich werde nicht durch das ganze Buch hindurch mit dir kämpfen. Schieß los und sei zeitgemäß. Ich überlege mir später, wie ich dich so weit bringe."
Claire hat sich aus Liebe zu Jamie für ein Leben in der Vergangenheit entschieden. Ein mutiger Schritt, zumal der Rest der Familie ja in der Gegenwart lebt. Wird für die beiden vielleicht doch irgendwann ein Familienleben in einer gemeinsamen Zeit möglich sein?
Diana Gabaldon: Ich habe keine Ahnung. Ich plane Bücher nicht schon im Voraus. Also habe ich auch noch keine Vorstellung, was passieren wird - das würde ja keinen Spaß machen.
Claire und Jamie schaffen es, ihre Liebe und die Loyalität der Familie gegenüber auch über die Grenzen von Zeit und Raum und sämtliche Hürden hinweg konsequent zu leben. Wollen Sie damit auch sagen: Seht her, das ist es, worauf es im Leben ankommt, nehmt Euch ein Beispiel daran?
Diana Gabaldon: Sicherlich. Sie wissen ja: Die Idee, dass Liebe alles überwinden kann, ist nicht neu.
Ihre Beschreibungen historischer Begebenheiten sind unglaublich detailliert und so realitätsnah, dass man glaubt, man sei mitten drin. Wie recherchieren Sie die Fakten für Ihre Geschichten?
Diana Gabaldon: Meistens bestehen sie aus einem riesigen Bücherhaufen. Die Recherche und das Schreiben laufen bei mir gleichzeitig ab. Die beiden scheinen sich gegenseitig zu bestärken. Ich schreibe zum Beispiel eine Szene und merke, dass ich ein besonderes Detail brauche - vielleicht die Reihenfolge von Geschehnissen in einer Schlacht, den Namen eines Berges usw. - dann nehme ich meine Quellen zur Hand (und/oder auch das Internet, das viel nützlicher ist, als es sein sollte) und schaue die Sachen nach. Eigentlich finde ich immer ziemlich schnell, wonach ich suche. Aber im Laufe meiner Recherche stolpere ich oft über andere unterhaltsame Tatsachen oder Details, die dann wiederum eine neue Szene hervorbringen oder einen bisher unbekannten Aspekt einer Person usw.
Die ersten Romane um Claire und Jamie haben Sie verfasst, ohne den Schauplatz in Schottland selbst besucht zu haben. Erst später sind Sie nach Großbritannien gereist. Wie war es für Sie, Schottland und die "Heimat" ihrer Figuren dann mit eigenen Augen zu sehen?
Diana Gabaldon: Ich habe nur mein erstes Buch "Feuer und Stein" aus den Recherchematerialien heraus geschrieben. (Ich habe es ja schließlich nur zu Übungszwecken verfasst und keineswegs in der Absicht, es irgendjemandem zu zeigen, nicht einmal meinem Mann. Ich konnte ihm ja kaum erklären, dass ich aus Recherchegründen nach Schottland reisen wolle.) Die Möglichkeit, eine Reise nach Schottland zu unternehmen, während ich das zweite Buch schrieb, war traumhaft und zum Glück war es auch so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich fühlte mich so, als würde ich nach Hause kommen.
Stephen Hawking hat einmal behauptet, dass Zeitreisen (zumindest in die Zukunft) möglich sein könnten. Glauben Sie das auch? In welche Zeit würden Sie gerne reisen?
Diana Gabaldon: Ja, ich glaube, dass das möglich ist. Aber ich denke nicht, dass ich die Zukunft schneller als unbedingt nötig sehen möchte. Jeden Morgen die Zeitung zu lesen bringt schon genug Schlimmes mit sich!
Sie haben für das Schreiben Ihren Beruf als Professorin aufgegeben. Fehlt Ihnen manchmal Ihr "altes Leben" rund um Tiefsee und Co.?
Diana Gabaldon: Nein, ich war zwar gerne Wissenschaftlerin und Dozentin, aber ich wusste auch immer, dass Schriftstellerin genau das richtige für mich ist.
Der siebte Highland-Band "Echo der Hoffnung" endet mit einem Cliffhanger, es geht also weiter mit der Saga. Auf wie viele Bände dürfen Ihre Fans noch hoffen?
Diana Gabaldon: Ich weiß es nicht. Wie ich gesagt habe, ich plane die Bücher nicht im Voraus. Es wird sicherlich zumindest noch ein Buch geben, aber ich kann noch nicht sagen, ob es noch mehr werden. (Es wird aber ein Buch mit der Vorgeschichte geben, mit der Geschichte von Jamies Eltern, Brian und Ellen.) Jetzt wird es bald auch einen neuen Comic geben, »The Exile«, der Ende September 2010 in den USA und in Kanada auf den Markt kommen wird . Dieser zeigt Jamies Seite der »Feuer und Stein-«Story und verkürzt den Fans vielleicht die Zeit, während sie auf das achte Buch warten!
Für alle, die ihn nicht kennen: "Dr. Who"ist eine britische Kultserie über einen Zeitreisenden vom Planeten Gallifrey, der während seiner Reisen durch Raum und Zeit Abenteuer bestreitet. Auf seinem Weg nimmt er sich interessante Gefährten aus verschiedenen Zeiten der Weltgeschichte mit. In dieser sehr alten Folge nahm er einen jungen Schotten aus dem Jahr 1745 im Schottenrock mit. "Das ist ja toll", sagte ich und merkte, dass ich später immer noch darüber nachdachte. Ich zuckte mit den Schultern und sagte mir: "Du willst ein Buch schreiben. Es ist egal, wo du es spielen lässt. Das wichtigste ist, eine Zeit und einen Ort auszusuchen und anzufangen." So entschloss ich mich: "Gut! Schottland, achzehntes Jahrhundert." Damit begann ich und hatte bis dahin keine Handlung, keine Gliederung und keine Charaktere, nur die ziemlich vagen Bilder, die der Mann im Schottenrock bei mir hervorgerufen hatte.
Nein, der Zeitreisenfaktor der Geschichte hatte nichts mit "Dr. Who" zu tun. Der kam erst einige Tage später dazu, als Claire, die weibliche Hauptfigur, nicht still sein und einfach nicht wie eine historische Persönlichkeit reden wollte. Da sagte ich zu ihr: "Ich werde nicht durch das ganze Buch hindurch mit dir kämpfen. Schieß los und sei zeitgemäß. Ich überlege mir später, wie ich dich so weit bringe."
Claire hat sich aus Liebe zu Jamie für ein Leben in der Vergangenheit entschieden. Ein mutiger Schritt, zumal der Rest der Familie ja in der Gegenwart lebt. Wird für die beiden vielleicht doch irgendwann ein Familienleben in einer gemeinsamen Zeit möglich sein?
Diana Gabaldon: Ich habe keine Ahnung. Ich plane Bücher nicht schon im Voraus. Also habe ich auch noch keine Vorstellung, was passieren wird - das würde ja keinen Spaß machen.
Claire und Jamie schaffen es, ihre Liebe und die Loyalität der Familie gegenüber auch über die Grenzen von Zeit und Raum und sämtliche Hürden hinweg konsequent zu leben. Wollen Sie damit auch sagen: Seht her, das ist es, worauf es im Leben ankommt, nehmt Euch ein Beispiel daran?
Diana Gabaldon: Sicherlich. Sie wissen ja: Die Idee, dass Liebe alles überwinden kann, ist nicht neu.
Ihre Beschreibungen historischer Begebenheiten sind unglaublich detailliert und so realitätsnah, dass man glaubt, man sei mitten drin. Wie recherchieren Sie die Fakten für Ihre Geschichten?
Diana Gabaldon: Meistens bestehen sie aus einem riesigen Bücherhaufen. Die Recherche und das Schreiben laufen bei mir gleichzeitig ab. Die beiden scheinen sich gegenseitig zu bestärken. Ich schreibe zum Beispiel eine Szene und merke, dass ich ein besonderes Detail brauche - vielleicht die Reihenfolge von Geschehnissen in einer Schlacht, den Namen eines Berges usw. - dann nehme ich meine Quellen zur Hand (und/oder auch das Internet, das viel nützlicher ist, als es sein sollte) und schaue die Sachen nach. Eigentlich finde ich immer ziemlich schnell, wonach ich suche. Aber im Laufe meiner Recherche stolpere ich oft über andere unterhaltsame Tatsachen oder Details, die dann wiederum eine neue Szene hervorbringen oder einen bisher unbekannten Aspekt einer Person usw.
Die ersten Romane um Claire und Jamie haben Sie verfasst, ohne den Schauplatz in Schottland selbst besucht zu haben. Erst später sind Sie nach Großbritannien gereist. Wie war es für Sie, Schottland und die "Heimat" ihrer Figuren dann mit eigenen Augen zu sehen?
Diana Gabaldon: Ich habe nur mein erstes Buch "Feuer und Stein" aus den Recherchematerialien heraus geschrieben. (Ich habe es ja schließlich nur zu Übungszwecken verfasst und keineswegs in der Absicht, es irgendjemandem zu zeigen, nicht einmal meinem Mann. Ich konnte ihm ja kaum erklären, dass ich aus Recherchegründen nach Schottland reisen wolle.) Die Möglichkeit, eine Reise nach Schottland zu unternehmen, während ich das zweite Buch schrieb, war traumhaft und zum Glück war es auch so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich fühlte mich so, als würde ich nach Hause kommen.
Stephen Hawking hat einmal behauptet, dass Zeitreisen (zumindest in die Zukunft) möglich sein könnten. Glauben Sie das auch? In welche Zeit würden Sie gerne reisen?
Diana Gabaldon: Ja, ich glaube, dass das möglich ist. Aber ich denke nicht, dass ich die Zukunft schneller als unbedingt nötig sehen möchte. Jeden Morgen die Zeitung zu lesen bringt schon genug Schlimmes mit sich!
Sie haben für das Schreiben Ihren Beruf als Professorin aufgegeben. Fehlt Ihnen manchmal Ihr "altes Leben" rund um Tiefsee und Co.?
Diana Gabaldon: Nein, ich war zwar gerne Wissenschaftlerin und Dozentin, aber ich wusste auch immer, dass Schriftstellerin genau das richtige für mich ist.
Der siebte Highland-Band "Echo der Hoffnung" endet mit einem Cliffhanger, es geht also weiter mit der Saga. Auf wie viele Bände dürfen Ihre Fans noch hoffen?
Diana Gabaldon: Ich weiß es nicht. Wie ich gesagt habe, ich plane die Bücher nicht im Voraus. Es wird sicherlich zumindest noch ein Buch geben, aber ich kann noch nicht sagen, ob es noch mehr werden. (Es wird aber ein Buch mit der Vorgeschichte geben, mit der Geschichte von Jamies Eltern, Brian und Ellen.) Jetzt wird es bald auch einen neuen Comic geben, »The Exile«, der Ende September 2010 in den USA und in Kanada auf den Markt kommen wird . Dieser zeigt Jamies Seite der »Feuer und Stein-«Story und verkürzt den Fans vielleicht die Zeit, während sie auf das achte Buch warten!
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Bibliographische Angaben
- Autor: Diana Gabaldon
- 2011, 1013 Seiten, Maße: 12,4 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Schnell, Barbara
- Übersetzer: Barbara Schnell
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442372135
- ISBN-13: 9783442372133
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