Hilfe, die Googles kommen!
Mein Leben als Digital Dummy
"Ein komödiantisches Einmannkraftwerk!" Süddeutsche Zeitung
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Hilfe, die Googles kommen! “
"Ein komödiantisches Einmannkraftwerk!" Süddeutsche Zeitung
Klappentext zu „Hilfe, die Googles kommen! “
'Welche Werke hätte Hemingway im digitalen Zeitalter verfasst? Eine Sammlung von Surftipps für Senioren mit dem Titel Der alte Mann und das Netz ? Fragen wie diese schießen Tobias Mann durch den Kopf, wenn er in seinem ersten Buch die unendlichen Weiten des World Wide Web ergründet und die realsatirischen Auswirkungen auf seine Umwelt. Mit Witz und Tempo berichtet er von der iPhone-Sucht seines dreijährigen Sohnes, den Computer-Nöten der Mutter ( Du, Toby, mein WORD ist weg!? ) und schildert, wie uns Apple, Google und Co. zur Evolution zwingen. Denn in der digitalen Welt muss man stets ein paar Pointen voraus sein und dafür ist Tobias Mann genau der richtige, ähm, Mann.
Lese-Probe zu „Hilfe, die Googles kommen! “
Hilfe, die Googles kommen! von Tobias MannKönnte Ernest Hemingway noch leben?
Diese Frage schießt mir durch den Kopf, während ich am Schreibtisch sitze und mir die ersten Worte des vorliegenden Buches überlege.
»Warum jetzt dieser Gedanke?«, wird der ein oder andere jetzt schon verwirrte Leser ausrufen, und wenn ich ehrlich bin: Das frage ich mich auch. Womit nun schon zwei Fragen im Raum stehen, auf die ich keine Antwort parat habe.
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Ich verschwende keine Zeit an ineffi ziente Überlegungen, öffne meinen Browser und will die Worte »Ernest« und »Hemingway « in die Google-Suchleiste tippen - nicht ohne mich zunächst darüber zu amüsieren, dass nach dem Tippen von »Ern« als mögliche Ergänzung von Googles »intelligenter« Suche »Ernährungsplan« und bei »Erne« der Vorschlag »Erneuerbare Energien« erscheint. Nach »Ernes« hat Google erkannt, dass ich Ernest Hemingway suche. Ich drücke die Enter-Taste, was mich zur Übersicht der Suchergebnisse bringt. (Gedanklich bleibe ich daran hängen, dass der nächste »Ernest«, den Google mit seinem geheimen Such-Algorithmus anbietet, Ernest Borgnine ist. Der Name kommt mir bekannt vor. In einem weiteren Browserfenster öffne ich die Ergebnisliste für diesen anderen Ernest und sehe schon anhand der Bilder, dass es sich um den Schauspieler handelt, der in der TV-Serie »Airwolf« mitgespielt hat - so glaube ich zumindest. Ich klicke auf den Eintrag, der seine komplette Filmographie zeigt, und sehe mich bestätigt. Just in diesem Moment fällt mir ein, dass die Titelmelodie der Serie eine meiner ersten Schallplattensingles war. Ich versuche, mir das Stück in Erinnerung zu rufen, während ich schon bei YouTube nach dem entsprechenden Video suche. Dabei widerstehe ich der Versuchung, auf die vorgeschlagenen »ähnlichen Videos« mit der »Street Hawk«-, »Magnum «- oder »MacGyver«-Melodie zu klicken, und besinne mich auf meine ursprüngliche Überlegung. Ähm ... ach ja ... könnte Ernest Hemingway noch leben?)
Trotz einer Trefferanzahl von 22.100.000 entscheide ich mich für den wohlfeilsten Link, den Wikipedia-Eintrag über Ernest Hemingway, und entdecke sofort, dass der Gute nicht mehr leben könnte, selbst wenn er sich nicht umgebracht hätte. Würde er noch leben, wäre er nämlich über 113 Jahre alt, und so alt kann ein Mensch nicht werden ... oder?
Mmm ... müsste ich mal googeln.
Na ja, wie auch immer - Hemingway ist tot, hat sich mit einem Gewehr die Schädeldecke weggeschossen, und mir wird klar, dass ich, ohne es zu merken, im zweiten Satz dieses Buches einen veritablen Wortwitz versteckt habe. Ich nehme mir vor, das später als Absicht zu verkaufen.
So langsam dämmert mir, woher meine Ausgangsfrage kommt: Ich möchte ein Buch schreiben. Dieses Buch hier. Irgendwie - und das soll jetzt nicht überheblich klingen - bin ich damit ein Kollege von Hemingway. Ok, das klingt überheblich. Ich formuliere es um: Ich bin zumindest in einer ähnlichen Situation wie Hemingway - nur eben ohne Daiquiri, Mojito, Pulitzer-Preis und Kuba. Der größte Unterschied ist allerdings, dass ich im Gegensatz zu Hemingway keine Remington oder Underwood-Schreibmaschine nutze, sondern einen Computer aus Cupertino, USA. Zumindest wurde er da erdacht. Gebaut wurde er in einem Billiglohnland, wo er unter miesen Bedingungen von ausgebeuteten Arbeitern gefertigt wurde. Eigentlich eine Sauerei, so ein Ding zu benutzen. Aber hach, er ist einfach soooooo schöööön.
So langsam lichtet sich das Chaos meiner Gedanken, und ich variiere meine Ausgangsfrage: Wäre Hemingways Leben anders verlaufen, wenn es zu seiner Zeit schon Computer mit Internetanschluss gegeben hätte? Oder, noch zugespitzter: Hätte ihn ein Rechner von Apple daran gehindert, sich die Birne wegzublasen?
Mein Gedankenspiel geht noch weiter: Wenn man sich einmal durch die zahlreichen Informationen über Hemingway klickt, erfährt man, dass es vor allem der Ruhm und die Stilisierung zur lebenden Legende war, die den an einer bipolaren Störung leidenden Schriftsteller in den Suizid getrieben haben. Die Frage ist nun, ob er überhaupt legendär geworden wäre, wenn seine Welt schon die technologische Überfrachtung mit ihren Zerstreuungen und Ablenkungen aufgewiesen hätte, mit der wir es heute zu tun haben.
Hätte er dann vielleicht statt des Romans »Wem die Stunde schlägt« nur das Smartphone-Manual »Wem die App eine Push-Nachricht schickt« geschrieben? Oder eine Sammlung von Surftipps für Senioren mit dem Titel »Der alte Mann und das Netz«? Damit wäre die Menschheit heute um ein paar Werke der Weltliteratur ärmer, aber Hemingway hätte so, fernab des Hypes, möglicherweise seine manische Depression in den Griff bekommen. Kein Ruhm, keine Knarre, kein Bumms! Gut für Hemingway - kulturell gesehen eine Katastrophe.
Aber vielleicht liege ich mit diesem Gedankenspiel auch völlig falsch. Ein digital gerüsteter Hemingway hätte seine Genialität sicher den veränderten Umständen entsprechend genutzt und in Form und Inhalt völlig neue Wege beschritten.
Herausgekommen wäre dabei so etwas wie Hemingway 2.0, also ein Genie mit Update. Vielleicht hätte er sich einfach nicht so schnell von »weiterführenden Links« verführen lassen wie ich. Möglicherweise wäre er im Gegensatz zu mir imstande gewesen, seinen Gedanken auf geradem Weg zu folgen und sich nicht auf den digitalen Kreuzungen und Nebenstraßen der Datenautobahn zu verfahren. Das hätte sich dann zwar früher oder später wieder negativ auf seine Schädeldecke, dafür aber positiv auf die Kulturgeschichte ausgewirkt.
Mein Fazit: Die Historie wäre trotz grundlegender Änderungen der Rahmenbedingungen ganz ähnlich verlaufen, weil der Mensch sich zwangsläufig anpasst, verändert und optimiert. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir in zwei, drei Generationen wieder so weit sind, dass ein neuer Hemingway sich seinen Weg durch Netzwerkstrukturen, Informationstechnologien und cloud-basierte Datenspeicherungsverfahren bahnen wird. Vorerst müssen Sie allerdings mit halbgaren Büchern wie dem vorliegenden vorliebnehmen und hoffen, dass ich recht behalte.
Es wird Zeit, endlich einzusehen, dass menschliche Evolution und Internet nicht mehr voneinander zu trennen sind. Das Netz hat die Welt und die Welt das Netz verändert. Aber wie? Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Wo stehen wir im Moment? Und kann uns vielleicht Google Maps die Antworten darauf geben? Überhaupt: Ist Google eher der Darth Vader oder der Obi-Wan des Netzes? Oder vielleicht doch nur Boba Fett? Begeben wir uns nicht sogar in Lebensgefahr, wenn wir gebannt auf die Fußgänger-Navigation des Smartphones starren und aufgrund eines Softwarefehlers per pedes auf der Einfädelspur vom Autobahnkreuz Offenbach landen? Kann man Juchtenkäfer1 per E-Mail verschicken, und ist das noch artgerecht?
Das sind die Fragen, denen ich mich im Folgenden gnadenlos subjektiv und bewusst unausgewogen widmen werde. Nebenbei versuche ich zu klären, ob Onlineshopping ein erstes Vorzeichen der Apokalypse ist, warum sich Politiker im Internet ähnlich elegant bewegen wie Karnevalisten nach der Prunksitzung, ob Jesus heutzutage die Bergpredigt twittern würde, und warum ein Shitstorm niemals in der Wettervorhersage auftauchen wird.
Ich werde Ihnen an vielen Stellen beweisen, dass die zahlreichen »neuen« Möglichkeiten, die uns Technik und Internet bieten, im Grunde gar nicht so neu sind, sondern nur alter Wein in neuen Schläuchen, Updates für die teilweise jahrtausendealte Software des täglichen Lebens. Dabei bin ich zwar kein ausgewiesener Netzexperte2, sondern eher ein Hofnarr im Königreich des Digitalen. Im Gegensatz zum distanzierten Wissenschaftler stecke ich aber Hals über Kopf drin und kämpfe tagtäglich mit den Errungenschaften der Elektronik- und Computerindustrie.
So ist dieser Text eine Art Kriegsberichterstattung von der Front zwischen analoger und digitaler Welt, die mir zuweilen erschreckende Selbsterkenntnisse geliefert hat. Ich hoff e, auch Sie finden sich hier wieder und können nach der Lektüre zumindest befreit darüber lachen, wenn Sie sich dabei ertappen,
#1 Das possierliche Geschöpf drohte einst, allein mit seiner gefährdeten Existenz das Bauvorhaben Stuttgart 21 zu stoppen, und das gänzlich ohne Sitzblockaden und Protestschilder - ein Wunder der Natur.
#2 Wenngleich es für deutsche Talkshows oft schon reicht, den Unterschied zwischen DSL und DFB zu kennen, um als Internetexperte bezeichnet zu werden.
Allen Wikipedia-Klugscheißern und Recherche-Pedanten noch ein freundlicher Hinweis zum Schluss: Schmöker wie diese, welche sich mit aktuellen Entwicklungen, gesellschaftlichen Strömungen und Alltagsphänomenen auseinander setzen, büßen schon im Augenblick der Drucklegung an Aktualität ein. Auch Papier ist heute nicht mehr so geduldig wie früher. Hieß es vor ein paar Jahren noch »Nichts ist älter als die Zeitung von gestern«, müsste es heute heißen: »Nichts ist älter als der Online-Artikel von vor fünf Minuten.« Der Autor empfindet es allerdings als evolutionären Schritt nach vorne, lieber Momentaufnahmen akkurat und intensiv zu analysieren, als mit schludrigen Thesen der Aktualität hinterherzuhecheln.
Bevor es jetzt ans Eingemachte geht, muss ich mir allerdings auf YouTube doch noch schnell den Vorspann von Mac- Gyver anschauen, weil ich die ganze Zeit schon überlege, wie die Melodie ging.
Ach ... und wie hieß noch mal der Hauptdarsteller?
#3 Die hochtrabende Formulierung dieses Satzes ist natürlich nur ein billiger Trick, um mich vorab für veralteten Käse zu rechtfertigen. Kleiner Tipp: Selbst wenn Informationen so alt sein sollten, dass man als Leser gar nicht mehr weiß, was gemeint ist, kann man es immer noch googeln.
© Ullstein
Ich verschwende keine Zeit an ineffi ziente Überlegungen, öffne meinen Browser und will die Worte »Ernest« und »Hemingway « in die Google-Suchleiste tippen - nicht ohne mich zunächst darüber zu amüsieren, dass nach dem Tippen von »Ern« als mögliche Ergänzung von Googles »intelligenter« Suche »Ernährungsplan« und bei »Erne« der Vorschlag »Erneuerbare Energien« erscheint. Nach »Ernes« hat Google erkannt, dass ich Ernest Hemingway suche. Ich drücke die Enter-Taste, was mich zur Übersicht der Suchergebnisse bringt. (Gedanklich bleibe ich daran hängen, dass der nächste »Ernest«, den Google mit seinem geheimen Such-Algorithmus anbietet, Ernest Borgnine ist. Der Name kommt mir bekannt vor. In einem weiteren Browserfenster öffne ich die Ergebnisliste für diesen anderen Ernest und sehe schon anhand der Bilder, dass es sich um den Schauspieler handelt, der in der TV-Serie »Airwolf« mitgespielt hat - so glaube ich zumindest. Ich klicke auf den Eintrag, der seine komplette Filmographie zeigt, und sehe mich bestätigt. Just in diesem Moment fällt mir ein, dass die Titelmelodie der Serie eine meiner ersten Schallplattensingles war. Ich versuche, mir das Stück in Erinnerung zu rufen, während ich schon bei YouTube nach dem entsprechenden Video suche. Dabei widerstehe ich der Versuchung, auf die vorgeschlagenen »ähnlichen Videos« mit der »Street Hawk«-, »Magnum «- oder »MacGyver«-Melodie zu klicken, und besinne mich auf meine ursprüngliche Überlegung. Ähm ... ach ja ... könnte Ernest Hemingway noch leben?)
Trotz einer Trefferanzahl von 22.100.000 entscheide ich mich für den wohlfeilsten Link, den Wikipedia-Eintrag über Ernest Hemingway, und entdecke sofort, dass der Gute nicht mehr leben könnte, selbst wenn er sich nicht umgebracht hätte. Würde er noch leben, wäre er nämlich über 113 Jahre alt, und so alt kann ein Mensch nicht werden ... oder?
Mmm ... müsste ich mal googeln.
Na ja, wie auch immer - Hemingway ist tot, hat sich mit einem Gewehr die Schädeldecke weggeschossen, und mir wird klar, dass ich, ohne es zu merken, im zweiten Satz dieses Buches einen veritablen Wortwitz versteckt habe. Ich nehme mir vor, das später als Absicht zu verkaufen.
So langsam dämmert mir, woher meine Ausgangsfrage kommt: Ich möchte ein Buch schreiben. Dieses Buch hier. Irgendwie - und das soll jetzt nicht überheblich klingen - bin ich damit ein Kollege von Hemingway. Ok, das klingt überheblich. Ich formuliere es um: Ich bin zumindest in einer ähnlichen Situation wie Hemingway - nur eben ohne Daiquiri, Mojito, Pulitzer-Preis und Kuba. Der größte Unterschied ist allerdings, dass ich im Gegensatz zu Hemingway keine Remington oder Underwood-Schreibmaschine nutze, sondern einen Computer aus Cupertino, USA. Zumindest wurde er da erdacht. Gebaut wurde er in einem Billiglohnland, wo er unter miesen Bedingungen von ausgebeuteten Arbeitern gefertigt wurde. Eigentlich eine Sauerei, so ein Ding zu benutzen. Aber hach, er ist einfach soooooo schöööön.
So langsam lichtet sich das Chaos meiner Gedanken, und ich variiere meine Ausgangsfrage: Wäre Hemingways Leben anders verlaufen, wenn es zu seiner Zeit schon Computer mit Internetanschluss gegeben hätte? Oder, noch zugespitzter: Hätte ihn ein Rechner von Apple daran gehindert, sich die Birne wegzublasen?
Mein Gedankenspiel geht noch weiter: Wenn man sich einmal durch die zahlreichen Informationen über Hemingway klickt, erfährt man, dass es vor allem der Ruhm und die Stilisierung zur lebenden Legende war, die den an einer bipolaren Störung leidenden Schriftsteller in den Suizid getrieben haben. Die Frage ist nun, ob er überhaupt legendär geworden wäre, wenn seine Welt schon die technologische Überfrachtung mit ihren Zerstreuungen und Ablenkungen aufgewiesen hätte, mit der wir es heute zu tun haben.
Hätte er dann vielleicht statt des Romans »Wem die Stunde schlägt« nur das Smartphone-Manual »Wem die App eine Push-Nachricht schickt« geschrieben? Oder eine Sammlung von Surftipps für Senioren mit dem Titel »Der alte Mann und das Netz«? Damit wäre die Menschheit heute um ein paar Werke der Weltliteratur ärmer, aber Hemingway hätte so, fernab des Hypes, möglicherweise seine manische Depression in den Griff bekommen. Kein Ruhm, keine Knarre, kein Bumms! Gut für Hemingway - kulturell gesehen eine Katastrophe.
Aber vielleicht liege ich mit diesem Gedankenspiel auch völlig falsch. Ein digital gerüsteter Hemingway hätte seine Genialität sicher den veränderten Umständen entsprechend genutzt und in Form und Inhalt völlig neue Wege beschritten.
Herausgekommen wäre dabei so etwas wie Hemingway 2.0, also ein Genie mit Update. Vielleicht hätte er sich einfach nicht so schnell von »weiterführenden Links« verführen lassen wie ich. Möglicherweise wäre er im Gegensatz zu mir imstande gewesen, seinen Gedanken auf geradem Weg zu folgen und sich nicht auf den digitalen Kreuzungen und Nebenstraßen der Datenautobahn zu verfahren. Das hätte sich dann zwar früher oder später wieder negativ auf seine Schädeldecke, dafür aber positiv auf die Kulturgeschichte ausgewirkt.
Mein Fazit: Die Historie wäre trotz grundlegender Änderungen der Rahmenbedingungen ganz ähnlich verlaufen, weil der Mensch sich zwangsläufig anpasst, verändert und optimiert. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir in zwei, drei Generationen wieder so weit sind, dass ein neuer Hemingway sich seinen Weg durch Netzwerkstrukturen, Informationstechnologien und cloud-basierte Datenspeicherungsverfahren bahnen wird. Vorerst müssen Sie allerdings mit halbgaren Büchern wie dem vorliegenden vorliebnehmen und hoffen, dass ich recht behalte.
Es wird Zeit, endlich einzusehen, dass menschliche Evolution und Internet nicht mehr voneinander zu trennen sind. Das Netz hat die Welt und die Welt das Netz verändert. Aber wie? Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Wo stehen wir im Moment? Und kann uns vielleicht Google Maps die Antworten darauf geben? Überhaupt: Ist Google eher der Darth Vader oder der Obi-Wan des Netzes? Oder vielleicht doch nur Boba Fett? Begeben wir uns nicht sogar in Lebensgefahr, wenn wir gebannt auf die Fußgänger-Navigation des Smartphones starren und aufgrund eines Softwarefehlers per pedes auf der Einfädelspur vom Autobahnkreuz Offenbach landen? Kann man Juchtenkäfer1 per E-Mail verschicken, und ist das noch artgerecht?
Das sind die Fragen, denen ich mich im Folgenden gnadenlos subjektiv und bewusst unausgewogen widmen werde. Nebenbei versuche ich zu klären, ob Onlineshopping ein erstes Vorzeichen der Apokalypse ist, warum sich Politiker im Internet ähnlich elegant bewegen wie Karnevalisten nach der Prunksitzung, ob Jesus heutzutage die Bergpredigt twittern würde, und warum ein Shitstorm niemals in der Wettervorhersage auftauchen wird.
Ich werde Ihnen an vielen Stellen beweisen, dass die zahlreichen »neuen« Möglichkeiten, die uns Technik und Internet bieten, im Grunde gar nicht so neu sind, sondern nur alter Wein in neuen Schläuchen, Updates für die teilweise jahrtausendealte Software des täglichen Lebens. Dabei bin ich zwar kein ausgewiesener Netzexperte2, sondern eher ein Hofnarr im Königreich des Digitalen. Im Gegensatz zum distanzierten Wissenschaftler stecke ich aber Hals über Kopf drin und kämpfe tagtäglich mit den Errungenschaften der Elektronik- und Computerindustrie.
So ist dieser Text eine Art Kriegsberichterstattung von der Front zwischen analoger und digitaler Welt, die mir zuweilen erschreckende Selbsterkenntnisse geliefert hat. Ich hoff e, auch Sie finden sich hier wieder und können nach der Lektüre zumindest befreit darüber lachen, wenn Sie sich dabei ertappen,
#1 Das possierliche Geschöpf drohte einst, allein mit seiner gefährdeten Existenz das Bauvorhaben Stuttgart 21 zu stoppen, und das gänzlich ohne Sitzblockaden und Protestschilder - ein Wunder der Natur.
#2 Wenngleich es für deutsche Talkshows oft schon reicht, den Unterschied zwischen DSL und DFB zu kennen, um als Internetexperte bezeichnet zu werden.
Allen Wikipedia-Klugscheißern und Recherche-Pedanten noch ein freundlicher Hinweis zum Schluss: Schmöker wie diese, welche sich mit aktuellen Entwicklungen, gesellschaftlichen Strömungen und Alltagsphänomenen auseinander setzen, büßen schon im Augenblick der Drucklegung an Aktualität ein. Auch Papier ist heute nicht mehr so geduldig wie früher. Hieß es vor ein paar Jahren noch »Nichts ist älter als die Zeitung von gestern«, müsste es heute heißen: »Nichts ist älter als der Online-Artikel von vor fünf Minuten.« Der Autor empfindet es allerdings als evolutionären Schritt nach vorne, lieber Momentaufnahmen akkurat und intensiv zu analysieren, als mit schludrigen Thesen der Aktualität hinterherzuhecheln.
Bevor es jetzt ans Eingemachte geht, muss ich mir allerdings auf YouTube doch noch schnell den Vorspann von Mac- Gyver anschauen, weil ich die ganze Zeit schon überlege, wie die Melodie ging.
Ach ... und wie hieß noch mal der Hauptdarsteller?
#3 Die hochtrabende Formulierung dieses Satzes ist natürlich nur ein billiger Trick, um mich vorab für veralteten Käse zu rechtfertigen. Kleiner Tipp: Selbst wenn Informationen so alt sein sollten, dass man als Leser gar nicht mehr weiß, was gemeint ist, kann man es immer noch googeln.
© Ullstein
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Autoren-Porträt von Tobias Mann
Mann, TobiasTobias Mann ist seit 2005 auf den Bühnen Deutschlands unterwegs und bekannt für seine humoristisch-musikalischen Auftritte mit Klavier und Gitarre. Dabei rappt er den "Faust", betrauert einen Frosch oder begräbt die FDP. 2008 wurde er u.a. mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet, außerdem moderierte er im WDR die TV-Sendungen "Fun(k)haus" und "Mann an Bord". Er lebt mit seiner Familie in Mainz.
Bibliographische Angaben
- Autor: Tobias Mann
- 2013, 272 Seiten, Maße: 12 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548374530
- ISBN-13: 9783548374536
- Erscheinungsdatum: 12.04.2013
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