Himmel und Hölle
Roman - Nach der wahren Geschichte der Dr. Konstanze Kuchenmeister. Originalausgabe
Kurz nach der Geburt ihrer Zwillinge wird bei der Frauenärztin Konstanze Kuchenmeister Gebärmutterhalskrebs festgestellt. Voller Lebenswillen kämpft sie. Gerade als sie glaubt, den Krebs besiegt zu haben, der neue Schock: Gehirntumor....
Leider schon ausverkauft
Buch (Kartoniert)
Produktdetails
Produktinformationen zu „Himmel und Hölle “
Kurz nach der Geburt ihrer Zwillinge wird bei der Frauenärztin Konstanze Kuchenmeister Gebärmutterhalskrebs festgestellt. Voller Lebenswillen kämpft sie. Gerade als sie glaubt, den Krebs besiegt zu haben, der neue Schock: Gehirntumor. Konstanze geht durch die Hölle - doch sie überlebt.
Klappentext zu „Himmel und Hölle “
Leben wäre eine prima AlternativeDie junge Gynäkologin Dr. Konstanze Kuchenmeister hat gerade ihre Zwillinge zur Welt gebracht, als bei ihr Gebärmutterhalskrebs festgestellt wird. Für die vierfache Mutter bricht eine Welt zusammen. Wie konnten ihr als Expertin die Symptome nicht auffallen? Doch voller Lebenswillen bekämpft sie die Krankheit, stellt sich Operation und Chemotherapie, versorgt ihre vier Kinder, baut sich gleichzeitig eine eigene Praxis auf.
Als sie glaubt, den Krebs besiegt zu haben, diagnostizieren die Ärzte einen Gehirntumor - und wieder nimmt Konstanze den Kampf auf. Sie ist Mutter. Sie hat viele Patientinnen, die an sie glauben. Sie geht durch Himmel und Hölle und überlebt.
Der neue Roman von Hera Lind, erzählt nach einer wahren Geschichte.
Leben wäre eine prima Alternative Die junge Gynäkologin Dr. Konstanze Kuchenmeister hat gerade ihre Zwillinge zur Welt gebracht, als bei ihr Gebärmutterhalskrebs festgestellt wird. Für die vierfache Mutter bricht eine Welt zusammen. Wie konnten ihr als Expertin die Symptome nicht auffallen? Doch voller Lebenswillen bekämpft sie die Krankheit, stellt sich Operation und Chemotherapie, versorgt ihre vier Kinder, baut sich gleichzeitig eine eigene Praxis auf.
Als sie glaubt, den Krebs besiegt zu haben, diagnostizieren die Ärzte einen Gehirntumor - und wieder nimmt Konstanze den Kampf auf. Sie ist Mutter. Sie hat viele Patientinnen, die an sie glauben. Sie geht durch Himmel und Hölle und überlebt.Der neue Roman von Hera Lind, erzählt nach einer wahren Geschichte.
Als sie glaubt, den Krebs besiegt zu haben, diagnostizieren die Ärzte einen Gehirntumor - und wieder nimmt Konstanze den Kampf auf. Sie ist Mutter. Sie hat viele Patientinnen, die an sie glauben. Sie geht durch Himmel und Hölle und überlebt.Der neue Roman von Hera Lind, erzählt nach einer wahren Geschichte.
Lese-Probe zu „Himmel und Hölle “
Himmel und Hölle von Hera Lind1
... mehr
»Nebenan können Sie sich gleich für die Hochzeit frisieren lassen. Ich meine, wenn es dermaßen eilt ... « Die Verkäuferin des piekfeinen Brautmodengeschäftes in Hamburg-Blankenese musterte mich kritisch. »Sie wollen wirklich noch heute heiraten?«
»Klar«, sagte ich lässig. »Der Tag ist ja noch lang.«
Zufrieden trat ich vor den riesigen Spiegel und betrachtete meine Erscheinung. So ein champagnerfarbenes bodenlanges Traumkleid aus Seide, Taft und Spitze macht wirklich einen schlanken Fuß. Darin sähe vermutlich jede Frau toll aus! Erfreulicherweise war ich unbeschwerte fünfundzwanzig Jahre jung und hatte kein Gramm Übergewicht. Ohne dass ich es wollte, huschte mir ein kleines Lächeln über das Gesicht. Dieses Wahnsinns-Ding, dieses sündhaft teure Designerkleid war wie für mich gemacht! Für mich, Konstanze Haber! Ich war die perfekte Braut.
Mein Blick ging suchend zu meiner Mutter, die in ihrem feinen dunkelblauen Kostüm auf einem Brokatstuhl saß. Sie hatte die Beine wie siamesische Zwillinge nebeneinanderstehen und nippte an ihrem Tee. Ihr Verhalten war dermaßen distanziert, damenhaft und vornehm, als ginge sie das Ganze hier gar nichts an.
»Wie findest du's?« Beifall heischend wippte ich in dem bodenlangen Seidenkleid, das meine Füße keck umspielte, auf und ab. Wie ein kleines Mädchen. Am liebsten wäre ich gehüpft!
Mutter nahm einen Schluck Tee und blickte mich prüfend an.
Ihr Gesicht verriet keinerlei Regung: weder Stolz noch Rührung, noch Begeisterung, noch Trauer. Von wegen: Brautmutter war die Eule, nahm Abschied mit Geheule! Nein. Gefühle zeigen war nicht angesagt. In diesem Punkt war meine Mutter durch und durch elitär.
Ich fand das völlig in Ordnung. Man kann auch gemeinsam schweigen, ganz entspannt. Vor allem mit engen Verwandten. Nonverbale Kommunikation sozusagen. Das zeigte nur, wie gut wir uns verstanden, Mutter und ich.
Na ja, natürlich nicht immer. Jetzt, zum Beispiel, gab es schon ein paar Differenzen in Bezug auf meine etwas spontane Lebensplanung. Und auch was die Auswahl meines zukünftigen Gatten betraf, war Mutter vielleicht nicht GANZ so begeistert. Also, sie SCHRIE nicht direkt vor Glück.
Oh Gott, Mutter, jetzt sag doch endlich was! Ich WEISS, es ist das teuerste Kleid. Aber eben auch das schönste. Ich bin doch deine einzige Tochter, und ich heirate ganz bestimmt nur einmal!
Als wäre ich Luft, wandte sich meine Mutter an die Verkäuferin.
»Meine Tochter ist Steinbock«, seufzte sie pikiert. »Wenn die sich mal was in den Kopf gesetzt hat, bringt sie nicht einmal ein Erdbeben oder ein Tornado wieder davon ab.«
»Stefan und ich haben nämlich ziemlich kurzfristig beschlossen, heute in Hamburg zu heiraten. Denn da haben meine Eltern zufällig mal beide Zeit«, erläuterte ich der befremdet dreinblickenden Verkäuferin unsere merkwürdige Familiensituation. »Und Stefans ganze Family ist extra aus Nürnberg angereist.«
Schon bei dem Wort »Family« zog Mutter eine Augenbraue hoch.
»Tja!«, spöttelte die Verkäuferin. »Da fällt Ihnen aber früh ein, dass Sie ein Brautkleid brauchen!«
»Na und?« Ich schenkte der Verkäuferin, die sich meiner Meinung nach völlig unnötig aufregte, einen amüsierten Blick, während ich mich weiterhin zufrieden in dem riesigen Spiegel des exklusiven Ladens betrachtete und mich wie ein Pfau um die eigene Achse drehte. »Passt doch!«
»Zum Glück sind Sie gertenschlank und langbeinig wie ein Model!«, lenkte die stark geschminkte Verkäuferin ein. »Wenn Sie jetzt eine Problemfigur gehabt hätten, hätten wir möglicherweise doch etwas mehr Zeit gebraucht! Die Schneiderin ist schon weg.«
»Habe ich aber nicht!« Weder hatte ich eine Problemfigur noch sonst irgendwelche Probleme! Im Gegenteil! Ich, Konstanze, jung, schön, schlank, gebildet und verliebt, wollte heiraten! Und zwar meinen Traummann!
Ich lächelte mein Spiegelbild hingerissen an. Ich sah aus wie ein Schwan.
»Meine Tochter studiert in Erlangen Medizin«, erklärte Mutter der Verkäuferin. »Und wir haben genau diesen Vormittag für Brautkleidkauf und Friseur eingeplant. Zwischen zehn und dreizehn Uhr.«
»Wissen Sie, meine Mutter hat sich erst heute Morgen dazu durchgerungen, mich auf dieses weiße Friedensfähnchen einzuladen«, scherzte ich. »Und auf diese einmalige Gelegenheit wollte ich natürlich nicht verzichten.«
Die Verkäuferin lächelte gequält. »Darf es noch ein Schleier sein? Oder ein schöner breitkrempiger Hut?«
»Nein, danke«, sagte ich und winkte ab. »Alles Firlefanz. Aber der hier ... « Spontan riss ich ein federleichtes Nichts von einem Schleiertraum an mich. »Der schreit förmlich nach mir. Es würde mir das Herz brechen, ihn hierzulassen! «
Jetzt musste die Verkäuferin doch lachen. »Also, wenn ich die gnädige Frau dann zur Kasse begleiten dürfte ... «
Die gnädige Frau war natürlich meine Mutter. Wenn ich sie mal eben vorstellen darf: Sie war Miteigentümerin des bekannten Spielzeuggeschäftes »Kinderparadies« am Jungfernstieg, also dort, wo die Hautevolee für ihre Sprösslinge die pädagogisch wertvolle, naturbelassene, hölzerne, aber schweineteure Briobahn einkaufte. Es gab Zeiten, da herrschten wirklich paradiesische Zustände in diesem traditionsreichen Geschäft. Generationen von Hamburger Kindern drückten sich die Nasen am Schaufenster platt. Und selbst eine Milliardärin wie Tina Onassis hat sich in Mutterns Kinderparadies zum Kauf eines Schlittens verführen lassen! Der ägyptische Staatschef Mubarak kaufte doch tatsächlich in Anwesenheit seiner bewaffneten Bodyguards für eine fünfstellige Summe Spielzeug für seine Kinder! Er ließ sich dann noch kistenweise Spielzeug für Kinderheime in seiner Heimat einpacken. Auch die berühmte Stargeigerin Anne-Sophie Mutter und Rocksänger Rod Stewart erlagen dem Reiz von Mutterns edlen handbemalten Holztieren, und Hamburgs feinste Gesellschaft gehörte zu Mamas Stammkunden. Lange vor Weihnachten war sie, seit ich denken kann, nicht mehr für mich ansprechbar gewesen. Sie besaß zwar ein »Kinderparadies«, aber ich, ihr einziges Kind, hatte keinen Platz darin.
Trotzdem war ich immer stolz auf meine Mutter. Und meine Mutter war mit Recht stolz auf ihre prominente und zahlungsfreudige Kundschaft. Ob sie auf mich stolz war, weiß ich nicht. Sie ließ sich diesbezüglich nichts anmerken. Sie war eben eine geschätzte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, ganz im Gegensatz zu mir. Und noch dazu eine sehr konservative, bisweilen autoritäre. Samt Kostüm, Goldbrosche und perfekt sitzender Frisur. Und wenn ihre einzige Tochter Konstanze es sich in den eigenwilligen Kopf gesetzt hatte, einen nicht standesgemäßen fränkischen Burschen zu heiraten, der noch nicht mal Kaviar mit dem Perlmuttlöffel essen kann und den sie gerade mal seit zehn Monaten kennt, dann aber BITTE standesgemäß und in Weiß.
»Okay, Mami, danke schon mal«, sagte ich leichthin und wehte mitsamt meinem pompösen Superkleid aus dem Laden. »Ich bin dann nebenan beim Friseur!«
»Lass dir die Haare hochstecken!«, rief meine arme gebeutelte Mami noch hinter mir her, während sie die Kreditkarte aus ihrem Krokohandtäschchen zog. »Ich komm dann gleich, um dich auszulösen!«
Ach, Mami! Wie gern hätte ich dich einmal stürmisch umarmt!
Aber das hätte vielleicht eine Falte in deinen Blusenkragen gemacht.
»Grüß Gott«, versuchte ich es bei dem Edel-Coiffeur ganz lässig. Schließlich lebte ich inzwischen in Nürnberg, mitten in Franken, und da grüßt man noch Gott, wenn man einen Laden betritt. Beziehungsweise man fordert sein Gegenüber dazu auf.
Hier in Hamburg-Blankenese war dieser Ton allerdings unangebracht.
»Sie wönschen?«, fragte mich herablassend der Schönling mit wallendem Haar, und ich diagnostizierte heimlich eine Fehlstellung der Nasenscheidewand, obwohl das nicht meine medizinische Fachrichtung war.
Der Edel-Coiffeur schaute genervt auf seine Designeruhr. Ihm schwante Schlimmes.
»Na, nach was sieht das denn hier wohl aus?«
»Eine Hochzeitsfrisur?«, fragte die Intelligenzbestie überrascht. »Jetzt?«
»Genau«, sagte ich gnädig. »Und zwar noch heute.« »Wie stellen Sie sich das denn vor?«, fragte der Meister entsetzt. »Wär schläßen in einer Stonde.«
»Na, bis dahin werden Sie doch was Anständiges hinkriegen!«
Wenn der wüsste, dass andere in der gleichen Zeit zwei Geburten hinkriegen! Als Gynäkologen natürlich. Bald würde ich eine von ihnen sein!
»Na, dann wollen wär mal.«
Während man mich in voller Brautkleidmontur zum Waschbecken schob, steckte meine Mami ihren stets perfekt frisierten Kopf zur Tür herein: »Konstanze? Ich hol in der Zwischenzeit schon mal die Omi ab!«
»Ist gut!«
»Wie lange werden Sie brauchen, um meine Tochter für die Hochzeit vorzubereiten?«, fragte meine Mutter streng.
»Ein bis zwei Stöndchen«, gab der Maestro zurück. Die Tür fiel ins Schloss.
Ich schloss die Augen und versuchte mir vorzustellen, dass ich in wenigen Stunden eine verheiratete Frau sein würde: Konstanze Kuchenmeister.
2
»Welch Glanz in unserer Hütte! Welch elegante Schönheit inmitten von Latzhosenpomeranzen! Du bist nicht von hier?« Mit fränkischem Akzent baggerte dieser lange Kerl, eine Art John Travolta vom Weißwurstäquator, mich an. Es war ein herrlicher lauer Frühlingsabend, und wir befanden uns auf einer Studentenfete am Nürnberger Tiergarten. Irgendwie stand ich modisch immer noch sehr unter Mutterns Einfluss, was mein blaugrüner Faltenrock samt weißer Bluse und Seidenhalstuch bewiesen. Nie im Leben hätte ich meine langen Beine in eine dieser angesagten Schlabberjeans gesteckt oder mir eines dieser ausgeleierten Sweatshirts an den Leib gehängt. Meine Beine steckten in Feinstrumpfhosen und meine Füße in edlen Pumps mit Troddeln dran. Gerade hatte ich meiner Freundin begeistert von der Praktikumsstelle an einem Londoner Krankenhaus erzählt, die ich im Sommer antreten würde.
»Gib dir keine Mühe!«, gab ich John Travolta ziemlich hanseatisch zur Antwort. »Ich bin sowieso bald weg.«
»Schade«, sagte der Typ und grinste mich entwaffnend an. Er hatte makellose weiße Zähne. Mein Herz machte irgendwelche spätpubertären Hopser, und ich fühlte völlig undamenhafte rote Flecken meinen Hals heraufkriechen. Wieso irritierte mich dieser Kerl mit dem süßen fränkischen Akzent denn so? Der große schlaksige Mensch hatte so einen merkwürdigen Glanz in den Augen. Ganz so, als hätte er Fieber. Oder die Masern.
Meine Freundin erhob sich, etwas Taktvolles murmelnd, und verschwand in Richtung Damentoilette.
Freundlich, aber bestimmt, dachte ich mit einem Blick auf seine durchtrainierten Armmuskeln, die sein kurzärmeliges, einst olivgrünes T-Shirt so richtig gut zur Geltung brachten. So lautete Mutters Leitspruch im Umgang mit dem einfachen Volk. Und ich dachte: Der kann bestimmt anpacken. Vielleicht kommt der gerade vom Bau oder so. Immer schön liebenswürdig bleiben. Du bist eine gut erzogene, höhere Tochter.
»Kennst du London?«, versuchte ich es mit höflichem Small Talk.
»Klar, schöne Lady!«
Schöne Lady. Ähm, klar.
Der blauäugige Typ hatte so was Nassforsches, dass es fast schon wieder amüsant war. Sein knackiger Hintern steckte in einer ziemlich alten Levis-Jeans. Sein verwaschenes T-Shirt, das ihm halb aus der Hose hing, hatte einen Grauschleier angenommen. Offensichtlich bügelte ihm seine Mama nicht die Hemden. Als Fußbekleidung hatte er Turnschuhe gewählt. Muttern hätte die Augen zum Himmel verdreht, Väterchen wäre sofort mit ihm bei Ladage & Oelke einkaufen gegangen und hätte dann an der Kasse gesagt: »Lassen Sie mal stecken, junger Mann. Kaufen Sie sich lieber was Anständiges zu essen. Sie sehen so hungrig aus.«
In der Not, dachte ich in meinem hanseatischen Akademikertochter-Köpfchen, das mit einem schmalen Samt-Haarreif verziert war, in der Not frisst der Teufel Fliegen.
Dieser Blick! Wieso strahlte mich der fränkische John Travolta so an? Als hätte er im Lotto gewonnen. Hielt er mich womöglich für seinen ... Lottogewinn? Das wurde mir direkt langsam unheimlich.
»Ähm ... Bitte nimm doch Platz!« Ich fühlte, wie mir die Röte in die Wangen schoss. Dieser Ton war hier nicht angebracht. Mensch, Konstanze, mach dich mal locker! Wir sind hier auf einer Studentenfete, nicht bei Herrn und Frau Konsul an der Alster! Ich räusperte mich: »Setz dich, Alter!«
»Aber gern, Süße!« Der Mann war entzückt.
Ich stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn mit jenem Dolchblick an, den meine Mutter so gut draufhat.
»Ich wüsste nicht, wann ich dir erlaubt hätte, mich Süße zu nennen!« So, das hätte Muttern auf jeden Fall gesagt. Mich durchzuckte ein plötzlicher Gedanke. Muttern! Oder Väterchen? Hatten die etwa einen ... Aufpasser, also vielleicht so eine Art Bodyguard für mich ausgewählt? Zuzutrauen wäre es ihnen!
»Wer schickt dich eigentlich?«, ereiferte ich mich. »Ich kann ganz gut selbst auf mich aufpass ... «
Der große Typ lachte und hielt mir einfach seinen Zeigefinger an die Lippen.
Mein Herz begann immer lauter zu klopfen. Ja, wie cool war DER denn?! Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut!
Seine Hand landete auf meiner Schulter. Der Mann sah mir sehr intensiv in die Augen und sagte dann, so als spräche er mit einer Dreijährigen: »Niemand hat mich geschickt. Ich habe dich endlich gefunden!«
»Du hast mich ge... Was soll denn das heißen?« Ich starrte den Kerl fassungslos an. Meine Halsschlagader pulsierte.
»Ich weiß, was ich will.« Plötzlich war seine Stimme ganz tief. »Und wenn ich etwas will, gebe ich nicht auf, bis ich es erreicht habe. Und ich wollte dich kennenlernen.« Er stupste mich an und grinste breit.
Okay, meine Eltern hatten nichts damit zu tun. Ich entspannte mich etwas, lächelte den fränkischen John Travolta mit meinem allersüßesten Höhere-TochterLächeln an und teilte ihm mit, dass ich Konstanze heiße. Konstanze Haber. Aber vielleicht wusste er das schon.
»Ich bin der Stefan«, sagte mein Tiergarten-Bekannter fröhlich und schüttelte vehement mein zartes Händchen. »Kuchenmeister.«
Ein Konditor? Ein Bäcker? Meine Güte, dachte ich halb amüsiert, halb angespannt. Jetzt hab ich den an der Backe. Was will der bloß von mir?
»Kuchenbäcker? So eine Art ... Dr. Oetker? Machst du das beruflich?««
»Stefan Kuchenmeister«, wiederholte er amüsiert. »So heiße ich.«
»Schöner Name eigentlich.« Irgendwie begann mir dieses Gespräch Spaß zu machen.
»Aus Wendelstein. Ich studiere Wirtschaftswissenschaften. Aber meine Mutter kann tatsächlich wunderbar backen. Und mein Vater grillt die besten Bratwürstle weit und breit. Nur, damit du dir von deinen zukünftigen Schwiegereltern schon mal ein Bild machen kannst.«
Überrascht starrte ich diesen Stefan an. Er konnte also sehr wohl Hochdeutsch. Und studieren tat er auch.
»Ich muss ... gehen«, stammelte ich nervös, als ich meine Freundin von der Toilette wiederkommen sah. »War nett, dich kennengelernt zu haben, Stefan.«
»Wann sehen wir uns wieder?« Stefan wollte meine Hand nicht loslassen.
»Ich schätze, nicht so bald«, antwortete ich verlegen und rieb mir die Nase. Dann hob ich den Kopf und warf meine langen Haare in den Nacken: »Ich gehe nämlich nach London.«
Copyright 2010 by Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
»Nebenan können Sie sich gleich für die Hochzeit frisieren lassen. Ich meine, wenn es dermaßen eilt ... « Die Verkäuferin des piekfeinen Brautmodengeschäftes in Hamburg-Blankenese musterte mich kritisch. »Sie wollen wirklich noch heute heiraten?«
»Klar«, sagte ich lässig. »Der Tag ist ja noch lang.«
Zufrieden trat ich vor den riesigen Spiegel und betrachtete meine Erscheinung. So ein champagnerfarbenes bodenlanges Traumkleid aus Seide, Taft und Spitze macht wirklich einen schlanken Fuß. Darin sähe vermutlich jede Frau toll aus! Erfreulicherweise war ich unbeschwerte fünfundzwanzig Jahre jung und hatte kein Gramm Übergewicht. Ohne dass ich es wollte, huschte mir ein kleines Lächeln über das Gesicht. Dieses Wahnsinns-Ding, dieses sündhaft teure Designerkleid war wie für mich gemacht! Für mich, Konstanze Haber! Ich war die perfekte Braut.
Mein Blick ging suchend zu meiner Mutter, die in ihrem feinen dunkelblauen Kostüm auf einem Brokatstuhl saß. Sie hatte die Beine wie siamesische Zwillinge nebeneinanderstehen und nippte an ihrem Tee. Ihr Verhalten war dermaßen distanziert, damenhaft und vornehm, als ginge sie das Ganze hier gar nichts an.
»Wie findest du's?« Beifall heischend wippte ich in dem bodenlangen Seidenkleid, das meine Füße keck umspielte, auf und ab. Wie ein kleines Mädchen. Am liebsten wäre ich gehüpft!
Mutter nahm einen Schluck Tee und blickte mich prüfend an.
Ihr Gesicht verriet keinerlei Regung: weder Stolz noch Rührung, noch Begeisterung, noch Trauer. Von wegen: Brautmutter war die Eule, nahm Abschied mit Geheule! Nein. Gefühle zeigen war nicht angesagt. In diesem Punkt war meine Mutter durch und durch elitär.
Ich fand das völlig in Ordnung. Man kann auch gemeinsam schweigen, ganz entspannt. Vor allem mit engen Verwandten. Nonverbale Kommunikation sozusagen. Das zeigte nur, wie gut wir uns verstanden, Mutter und ich.
Na ja, natürlich nicht immer. Jetzt, zum Beispiel, gab es schon ein paar Differenzen in Bezug auf meine etwas spontane Lebensplanung. Und auch was die Auswahl meines zukünftigen Gatten betraf, war Mutter vielleicht nicht GANZ so begeistert. Also, sie SCHRIE nicht direkt vor Glück.
Oh Gott, Mutter, jetzt sag doch endlich was! Ich WEISS, es ist das teuerste Kleid. Aber eben auch das schönste. Ich bin doch deine einzige Tochter, und ich heirate ganz bestimmt nur einmal!
Als wäre ich Luft, wandte sich meine Mutter an die Verkäuferin.
»Meine Tochter ist Steinbock«, seufzte sie pikiert. »Wenn die sich mal was in den Kopf gesetzt hat, bringt sie nicht einmal ein Erdbeben oder ein Tornado wieder davon ab.«
»Stefan und ich haben nämlich ziemlich kurzfristig beschlossen, heute in Hamburg zu heiraten. Denn da haben meine Eltern zufällig mal beide Zeit«, erläuterte ich der befremdet dreinblickenden Verkäuferin unsere merkwürdige Familiensituation. »Und Stefans ganze Family ist extra aus Nürnberg angereist.«
Schon bei dem Wort »Family« zog Mutter eine Augenbraue hoch.
»Tja!«, spöttelte die Verkäuferin. »Da fällt Ihnen aber früh ein, dass Sie ein Brautkleid brauchen!«
»Na und?« Ich schenkte der Verkäuferin, die sich meiner Meinung nach völlig unnötig aufregte, einen amüsierten Blick, während ich mich weiterhin zufrieden in dem riesigen Spiegel des exklusiven Ladens betrachtete und mich wie ein Pfau um die eigene Achse drehte. »Passt doch!«
»Zum Glück sind Sie gertenschlank und langbeinig wie ein Model!«, lenkte die stark geschminkte Verkäuferin ein. »Wenn Sie jetzt eine Problemfigur gehabt hätten, hätten wir möglicherweise doch etwas mehr Zeit gebraucht! Die Schneiderin ist schon weg.«
»Habe ich aber nicht!« Weder hatte ich eine Problemfigur noch sonst irgendwelche Probleme! Im Gegenteil! Ich, Konstanze, jung, schön, schlank, gebildet und verliebt, wollte heiraten! Und zwar meinen Traummann!
Ich lächelte mein Spiegelbild hingerissen an. Ich sah aus wie ein Schwan.
»Meine Tochter studiert in Erlangen Medizin«, erklärte Mutter der Verkäuferin. »Und wir haben genau diesen Vormittag für Brautkleidkauf und Friseur eingeplant. Zwischen zehn und dreizehn Uhr.«
»Wissen Sie, meine Mutter hat sich erst heute Morgen dazu durchgerungen, mich auf dieses weiße Friedensfähnchen einzuladen«, scherzte ich. »Und auf diese einmalige Gelegenheit wollte ich natürlich nicht verzichten.«
Die Verkäuferin lächelte gequält. »Darf es noch ein Schleier sein? Oder ein schöner breitkrempiger Hut?«
»Nein, danke«, sagte ich und winkte ab. »Alles Firlefanz. Aber der hier ... « Spontan riss ich ein federleichtes Nichts von einem Schleiertraum an mich. »Der schreit förmlich nach mir. Es würde mir das Herz brechen, ihn hierzulassen! «
Jetzt musste die Verkäuferin doch lachen. »Also, wenn ich die gnädige Frau dann zur Kasse begleiten dürfte ... «
Die gnädige Frau war natürlich meine Mutter. Wenn ich sie mal eben vorstellen darf: Sie war Miteigentümerin des bekannten Spielzeuggeschäftes »Kinderparadies« am Jungfernstieg, also dort, wo die Hautevolee für ihre Sprösslinge die pädagogisch wertvolle, naturbelassene, hölzerne, aber schweineteure Briobahn einkaufte. Es gab Zeiten, da herrschten wirklich paradiesische Zustände in diesem traditionsreichen Geschäft. Generationen von Hamburger Kindern drückten sich die Nasen am Schaufenster platt. Und selbst eine Milliardärin wie Tina Onassis hat sich in Mutterns Kinderparadies zum Kauf eines Schlittens verführen lassen! Der ägyptische Staatschef Mubarak kaufte doch tatsächlich in Anwesenheit seiner bewaffneten Bodyguards für eine fünfstellige Summe Spielzeug für seine Kinder! Er ließ sich dann noch kistenweise Spielzeug für Kinderheime in seiner Heimat einpacken. Auch die berühmte Stargeigerin Anne-Sophie Mutter und Rocksänger Rod Stewart erlagen dem Reiz von Mutterns edlen handbemalten Holztieren, und Hamburgs feinste Gesellschaft gehörte zu Mamas Stammkunden. Lange vor Weihnachten war sie, seit ich denken kann, nicht mehr für mich ansprechbar gewesen. Sie besaß zwar ein »Kinderparadies«, aber ich, ihr einziges Kind, hatte keinen Platz darin.
Trotzdem war ich immer stolz auf meine Mutter. Und meine Mutter war mit Recht stolz auf ihre prominente und zahlungsfreudige Kundschaft. Ob sie auf mich stolz war, weiß ich nicht. Sie ließ sich diesbezüglich nichts anmerken. Sie war eben eine geschätzte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, ganz im Gegensatz zu mir. Und noch dazu eine sehr konservative, bisweilen autoritäre. Samt Kostüm, Goldbrosche und perfekt sitzender Frisur. Und wenn ihre einzige Tochter Konstanze es sich in den eigenwilligen Kopf gesetzt hatte, einen nicht standesgemäßen fränkischen Burschen zu heiraten, der noch nicht mal Kaviar mit dem Perlmuttlöffel essen kann und den sie gerade mal seit zehn Monaten kennt, dann aber BITTE standesgemäß und in Weiß.
»Okay, Mami, danke schon mal«, sagte ich leichthin und wehte mitsamt meinem pompösen Superkleid aus dem Laden. »Ich bin dann nebenan beim Friseur!«
»Lass dir die Haare hochstecken!«, rief meine arme gebeutelte Mami noch hinter mir her, während sie die Kreditkarte aus ihrem Krokohandtäschchen zog. »Ich komm dann gleich, um dich auszulösen!«
Ach, Mami! Wie gern hätte ich dich einmal stürmisch umarmt!
Aber das hätte vielleicht eine Falte in deinen Blusenkragen gemacht.
»Grüß Gott«, versuchte ich es bei dem Edel-Coiffeur ganz lässig. Schließlich lebte ich inzwischen in Nürnberg, mitten in Franken, und da grüßt man noch Gott, wenn man einen Laden betritt. Beziehungsweise man fordert sein Gegenüber dazu auf.
Hier in Hamburg-Blankenese war dieser Ton allerdings unangebracht.
»Sie wönschen?«, fragte mich herablassend der Schönling mit wallendem Haar, und ich diagnostizierte heimlich eine Fehlstellung der Nasenscheidewand, obwohl das nicht meine medizinische Fachrichtung war.
Der Edel-Coiffeur schaute genervt auf seine Designeruhr. Ihm schwante Schlimmes.
»Na, nach was sieht das denn hier wohl aus?«
»Eine Hochzeitsfrisur?«, fragte die Intelligenzbestie überrascht. »Jetzt?«
»Genau«, sagte ich gnädig. »Und zwar noch heute.« »Wie stellen Sie sich das denn vor?«, fragte der Meister entsetzt. »Wär schläßen in einer Stonde.«
»Na, bis dahin werden Sie doch was Anständiges hinkriegen!«
Wenn der wüsste, dass andere in der gleichen Zeit zwei Geburten hinkriegen! Als Gynäkologen natürlich. Bald würde ich eine von ihnen sein!
»Na, dann wollen wär mal.«
Während man mich in voller Brautkleidmontur zum Waschbecken schob, steckte meine Mami ihren stets perfekt frisierten Kopf zur Tür herein: »Konstanze? Ich hol in der Zwischenzeit schon mal die Omi ab!«
»Ist gut!«
»Wie lange werden Sie brauchen, um meine Tochter für die Hochzeit vorzubereiten?«, fragte meine Mutter streng.
»Ein bis zwei Stöndchen«, gab der Maestro zurück. Die Tür fiel ins Schloss.
Ich schloss die Augen und versuchte mir vorzustellen, dass ich in wenigen Stunden eine verheiratete Frau sein würde: Konstanze Kuchenmeister.
2
»Welch Glanz in unserer Hütte! Welch elegante Schönheit inmitten von Latzhosenpomeranzen! Du bist nicht von hier?« Mit fränkischem Akzent baggerte dieser lange Kerl, eine Art John Travolta vom Weißwurstäquator, mich an. Es war ein herrlicher lauer Frühlingsabend, und wir befanden uns auf einer Studentenfete am Nürnberger Tiergarten. Irgendwie stand ich modisch immer noch sehr unter Mutterns Einfluss, was mein blaugrüner Faltenrock samt weißer Bluse und Seidenhalstuch bewiesen. Nie im Leben hätte ich meine langen Beine in eine dieser angesagten Schlabberjeans gesteckt oder mir eines dieser ausgeleierten Sweatshirts an den Leib gehängt. Meine Beine steckten in Feinstrumpfhosen und meine Füße in edlen Pumps mit Troddeln dran. Gerade hatte ich meiner Freundin begeistert von der Praktikumsstelle an einem Londoner Krankenhaus erzählt, die ich im Sommer antreten würde.
»Gib dir keine Mühe!«, gab ich John Travolta ziemlich hanseatisch zur Antwort. »Ich bin sowieso bald weg.«
»Schade«, sagte der Typ und grinste mich entwaffnend an. Er hatte makellose weiße Zähne. Mein Herz machte irgendwelche spätpubertären Hopser, und ich fühlte völlig undamenhafte rote Flecken meinen Hals heraufkriechen. Wieso irritierte mich dieser Kerl mit dem süßen fränkischen Akzent denn so? Der große schlaksige Mensch hatte so einen merkwürdigen Glanz in den Augen. Ganz so, als hätte er Fieber. Oder die Masern.
Meine Freundin erhob sich, etwas Taktvolles murmelnd, und verschwand in Richtung Damentoilette.
Freundlich, aber bestimmt, dachte ich mit einem Blick auf seine durchtrainierten Armmuskeln, die sein kurzärmeliges, einst olivgrünes T-Shirt so richtig gut zur Geltung brachten. So lautete Mutters Leitspruch im Umgang mit dem einfachen Volk. Und ich dachte: Der kann bestimmt anpacken. Vielleicht kommt der gerade vom Bau oder so. Immer schön liebenswürdig bleiben. Du bist eine gut erzogene, höhere Tochter.
»Kennst du London?«, versuchte ich es mit höflichem Small Talk.
»Klar, schöne Lady!«
Schöne Lady. Ähm, klar.
Der blauäugige Typ hatte so was Nassforsches, dass es fast schon wieder amüsant war. Sein knackiger Hintern steckte in einer ziemlich alten Levis-Jeans. Sein verwaschenes T-Shirt, das ihm halb aus der Hose hing, hatte einen Grauschleier angenommen. Offensichtlich bügelte ihm seine Mama nicht die Hemden. Als Fußbekleidung hatte er Turnschuhe gewählt. Muttern hätte die Augen zum Himmel verdreht, Väterchen wäre sofort mit ihm bei Ladage & Oelke einkaufen gegangen und hätte dann an der Kasse gesagt: »Lassen Sie mal stecken, junger Mann. Kaufen Sie sich lieber was Anständiges zu essen. Sie sehen so hungrig aus.«
In der Not, dachte ich in meinem hanseatischen Akademikertochter-Köpfchen, das mit einem schmalen Samt-Haarreif verziert war, in der Not frisst der Teufel Fliegen.
Dieser Blick! Wieso strahlte mich der fränkische John Travolta so an? Als hätte er im Lotto gewonnen. Hielt er mich womöglich für seinen ... Lottogewinn? Das wurde mir direkt langsam unheimlich.
»Ähm ... Bitte nimm doch Platz!« Ich fühlte, wie mir die Röte in die Wangen schoss. Dieser Ton war hier nicht angebracht. Mensch, Konstanze, mach dich mal locker! Wir sind hier auf einer Studentenfete, nicht bei Herrn und Frau Konsul an der Alster! Ich räusperte mich: »Setz dich, Alter!«
»Aber gern, Süße!« Der Mann war entzückt.
Ich stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn mit jenem Dolchblick an, den meine Mutter so gut draufhat.
»Ich wüsste nicht, wann ich dir erlaubt hätte, mich Süße zu nennen!« So, das hätte Muttern auf jeden Fall gesagt. Mich durchzuckte ein plötzlicher Gedanke. Muttern! Oder Väterchen? Hatten die etwa einen ... Aufpasser, also vielleicht so eine Art Bodyguard für mich ausgewählt? Zuzutrauen wäre es ihnen!
»Wer schickt dich eigentlich?«, ereiferte ich mich. »Ich kann ganz gut selbst auf mich aufpass ... «
Der große Typ lachte und hielt mir einfach seinen Zeigefinger an die Lippen.
Mein Herz begann immer lauter zu klopfen. Ja, wie cool war DER denn?! Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut!
Seine Hand landete auf meiner Schulter. Der Mann sah mir sehr intensiv in die Augen und sagte dann, so als spräche er mit einer Dreijährigen: »Niemand hat mich geschickt. Ich habe dich endlich gefunden!«
»Du hast mich ge... Was soll denn das heißen?« Ich starrte den Kerl fassungslos an. Meine Halsschlagader pulsierte.
»Ich weiß, was ich will.« Plötzlich war seine Stimme ganz tief. »Und wenn ich etwas will, gebe ich nicht auf, bis ich es erreicht habe. Und ich wollte dich kennenlernen.« Er stupste mich an und grinste breit.
Okay, meine Eltern hatten nichts damit zu tun. Ich entspannte mich etwas, lächelte den fränkischen John Travolta mit meinem allersüßesten Höhere-TochterLächeln an und teilte ihm mit, dass ich Konstanze heiße. Konstanze Haber. Aber vielleicht wusste er das schon.
»Ich bin der Stefan«, sagte mein Tiergarten-Bekannter fröhlich und schüttelte vehement mein zartes Händchen. »Kuchenmeister.«
Ein Konditor? Ein Bäcker? Meine Güte, dachte ich halb amüsiert, halb angespannt. Jetzt hab ich den an der Backe. Was will der bloß von mir?
»Kuchenbäcker? So eine Art ... Dr. Oetker? Machst du das beruflich?««
»Stefan Kuchenmeister«, wiederholte er amüsiert. »So heiße ich.«
»Schöner Name eigentlich.« Irgendwie begann mir dieses Gespräch Spaß zu machen.
»Aus Wendelstein. Ich studiere Wirtschaftswissenschaften. Aber meine Mutter kann tatsächlich wunderbar backen. Und mein Vater grillt die besten Bratwürstle weit und breit. Nur, damit du dir von deinen zukünftigen Schwiegereltern schon mal ein Bild machen kannst.«
Überrascht starrte ich diesen Stefan an. Er konnte also sehr wohl Hochdeutsch. Und studieren tat er auch.
»Ich muss ... gehen«, stammelte ich nervös, als ich meine Freundin von der Toilette wiederkommen sah. »War nett, dich kennengelernt zu haben, Stefan.«
»Wann sehen wir uns wieder?« Stefan wollte meine Hand nicht loslassen.
»Ich schätze, nicht so bald«, antwortete ich verlegen und rieb mir die Nase. Dann hob ich den Kopf und warf meine langen Haare in den Nacken: »Ich gehe nämlich nach London.«
Copyright 2010 by Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
... weniger
Autoren-Porträt von Hera Lind
Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit ihren zahlreichen Romanen von " Die Champagner-Diät" bis "Männer sind wie Schuhe" sensationellen Erfolg hatte. Auch mit ihren Tatsachenromanen " Der Mann, der wirklich liebte", "Himmel und Hölle", "Wenn nur dein Lächeln bleibt" und "Gefangen in Afrika" eroberte sie wieder die SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Hera Lind
- 2011, Originalausgabe., 367 Seiten, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Diana
- ISBN-10: 3453354907
- ISBN-13: 9783453354906
- Erscheinungsdatum: 10.01.2011
Rezension zu „Himmel und Hölle “
"Ein Mut machendes Buch!"
Kommentare zu "Himmel und Hölle"
0 Gebrauchte Artikel zu „Himmel und Hölle“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
4.5 von 5 Sternen
5 Sterne 18Schreiben Sie einen Kommentar zu "Himmel und Hölle".
Kommentar verfassen