Himmelsfeuer
In Kalifornien bringt ein Erdrutsch die Mumie einer indianischen Frau zu Tage. Die junge Archäologin Erica Tyler setzt alles daran, das Geheimnis der Mumie sowie der seltsamen Wandmalereien und Grabbeigaben zu entschlüsseln. Ihre Forschungsarbeiten werden...
In Kalifornien bringt ein Erdrutsch die Mumie einer indianischen Frau zu Tage. Die junge Archäologin Erica Tyler setzt alles daran, das Geheimnis der Mumie sowie der seltsamen Wandmalereien und Grabbeigaben zu entschlüsseln. Ihre Forschungsarbeiten werden jedoch nicht nur von den Grundstückseigentümern behindert.
Und schließlich muss sich Erica auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen.
Himmelsfeuer von BarbaraWood
LESEPROBE
Das Lenkrad fest umklammert,jagte Erica den Geländewagen über den Feldweg, wich Buckeln aus,rumpelte durch Schlaglöcher. Neben ihr sag, aschfahl und verschreckt, ihrAssistent Luke, Mitte zwanzig, der nach bestandenem Examen jetzt an seinerDissertation arbeitete. Luke hatte das lange blonde Haar zu einem Pferdeschwanzgebunden und trug ein T-Shirt mit dem Aufdruck Archäologen stehen auf ältereSemester.
»Soll wüst aussehen,Dr. Tyler«, sagte er jetzt, als Erica die gewundeneZufahrtsstraße hinaufpreschte. »Angeblich ist der Swimmingpool in derVersenkung verschwunden, einfach so.« Er schnippte mitden Fingern. »In den Nachrichten hieß es, die Dolinezieht sich über die gesamte Länge der Mesa, das heißt, sie verläuft unterhalbder Villen von Filmstars, auch der von diesem Rocksänger, der im Fernsehen war,und von dem Baseballspieler, der letztes Jahr sämtliche Runs für sich verbuchthat, und von einem berühmten Schönheitschirurgen. Unter ihren Häusern. Siekönnen sich vorstellen, was das bedeutet.«
Ericawar nicht sicher, was das bedeutete. Ihre Gedanken drehten sich nur um eins:die erstaunliche Entdeckung, die damit einherging.
Zur Zeit des Unglückshatte sie an einem staatlichen Projekt oben im Norden gearbeitet. Das Erdbebenvor zwei Tagen, mit einer Stärke von 7.4, war bis San Luis Obispoim Norden und bis San Diego im Süden zu spüren gewesen und hatte im südlichenKalifornien Millionen Einwohner aus dem Schlaf gerissen. Es war das schwersteBeben seit Menschengedenken und dem Vernehmen nach der Auslöser dafür, dasstags darauf ein Swimmingpool von hundert Fug Länge, mit Sprungbrett, Rutschbahnund allem Drum und Dran, wie vom Erdboden verschluckt worden war.
Etwas Erstaunlicheshatte sich fast unmittelbar darauf ereignet: Als der Pool versank, war Erdreichnachgerutscht und hatte menschliche Knochen sowie die Öffnung zu einer bisdahin unbekannten Höhle freigelegt.
»Das könnte der Funddes Jahrhunderts sein! « Luke wandte den Blick kurz von der Straße und sahseine Chefin an. Da es noch dunkel und die Bergstraflenicht beleuchtet war, hatte Erica dieArmaturenbeleuchtung des Wagens angeknipst. Das Licht fiel auf ihrschulterlanges, leicht gelocktes kastanienbraunes Haar und die vom jahrelangenAufenthalt in der Sonne gebräunte Haut. Dr. EricaTyler, mit der Luke seit sechs Monaten zusammenarbeitete, war Mitte dreiflig, und obwohl er sie nicht unbedingt als Schönheitbezeichnet hätte, fand er sie doch auf andere, nicht unbedingt von Augerlichkeiten bestimmte Weise reizvoll. »Eine tolleChance für einen Archäologen, sich zu profilieren«, fügte er hinzu.
»Warum wohl haben wirgerade sämtliche Verkehrsregeln missachtet, um hier runterzubrettern?«, grinste sie ihn an und richtete ihre Aufmerksamkeitwieder auf die StraEe, rechtzeitig genug, um einemerschrockenen Eselhasen auszuweichen.
Sie erreichten dasPlateau der Mesa, von wo aus man in der Ferne das Lichtermeer von Malibu sah.Das übrige Panorama, im Osten Los Angeles, im Süden der Pazifische Ozean, wurdevon Bäumen, höheren Bergspitzen und den Villen von Millionären verstellt. Erica manövrierte den Jeep an herumstehenden Feuerwehrautosvorbei, an Einsatzwagen der Polizei, Lastern, Übertragungswagen und jeder MengePKW, die entlang der von der Polizei mit gelbem Band markierten Absperrungparkten. Schaulustige sagen auf Kühlerhauben und Autodächern, um von dort ausdas Geschehen zu verfolgen, Bier zu trinken und Betrachtungen über Katastrophenund deren Bedeutung anzustellen oder auch nur um eine Zeit lang das Spektakelzu geniefen, ungeachtet der per Megaphon verbreitetenWarnungen, dass das Gelände gefährdet sei.
»In den zwanzigerJahren soll die gesamte Mesa der Schlupfwinkel von einer ausgeflippten Spiritistingewesen sein«, sagte Luke, als der Wagen zum Stehen kam. »Die Leute kamen hierrauf, um mit Geistern zu sprechen.«
Ericaerinnerte sich an Wochenschauen aus der Stummfilmära, in denen über Sister Sarah berichtet worden war, eine schillernde Persönlichkeitaus Los Angeles, die nicht nur für Hollywood-Größen wie Rudolph Valentino undCharlie Chaplin Söancen abgehalten hatte, sondernauch bei Massenveranstaltungen in Theatern und Auditorien aufgetreten war; alsihre Anhänger dann in die Hunderttausende gingen, war sie in die Berge gezogenund hatte hier in diesem Tal die Kirche der Geister gegründet.
»Wissen Sie, wie dieser Ort ursprünglich genannt wurde?«, fragte Luke und löste den Sicherheitsgurt. »Ich meine,bevor die Spiritisten ihn mit Beschlag belegten? Lange davor«, sagte er, wobeier mit lange davor gleichsam Pergamentrollen mit Wachssiegeln und Duelle imMorgengrauen heraufbeschwor. »Canon dc Fantasmas.« Theatralisch ließ er die verstaubten Worte aufder Zunge zergehen. »Tal der Geister. Klingt unheimlich!«Er schüttelte sich.
© KrügerVerlag
Aus dem Amerikanischen von Veronika Cordesund Susanne Dickerhof-Kranz
- Autor: Barbara Wood
- 2001, 3. Aufl., 494 Seiten, Maße: 15,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Cordes, Veronika; Dickerhof-Kranz, Susanne
- Verlag: FISCHER Krüger
- ISBN-10: 3810523534
- ISBN-13: 9783810523532
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