Historische Kriminalitätsforschung
Historische Einführungen
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Produktinformationen zu „Historische Kriminalitätsforschung “
Historische Einführungen
Klappentext zu „Historische Kriminalitätsforschung “
Gewaltrituale, organisiertes Verbrechen oder verbotene Sexualität - kaum etwas charakterisiert eine Gesellschaft anschaulicher als das, was sie als abweichendes Verhalten definiert. Folgerichtig beschäftigt sich die Geschichtswissenschaft zusehends intensiver mit den typischen Erscheinungsformen von Kriminalität und ihrem Wandel in verschiedenen Epochen. Gerd Schwerhoff vermittelt in diesem Band die zentralen Fragestellungen, Methoden und Theorien der historischen Kriminalitätsforschung. Er skizziert die wichtigsten Deliktfelder vom Mittelalter bis in die neueste Zeit sowie das breite Spektrum möglicher Sanktionen und zeigt, welche Quellen wie genutzt werden können. Der Band gibt einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Kriminalität und ihre Erforschung.
Lese-Probe zu „Historische Kriminalitätsforschung “
1. Einleitung: Gegenstand und Begriffe Kriminalität ist ein Teil unseres gegenwärtigen Alltags. Geht es um das eigene Lebensumfeld, denken wir uns dabei zunächst einmal als Opfer von Einbrüchen, Autodiebstählen oder Überfällen oder aber als Zeugen von kriminellen Handlungen. Wenn wir ehrlich sind, kommen die meisten von uns aber auch als potentielle Gesetzesbrecher in Frage: Wer mag sich davon frei sprechen, schon einmal als Ladendieb, als Versicherungsbetrüger, als Steuerhinterzieher oder auch lediglich als Verkehrssünder tätig oder gar auffällig gewesen zu sein? Häufiger beschäftigt uns Kriminalität jedoch in fiktionaler Form: In den Urlaub begleitet uns der unvermeidliche Kriminalroman, während wir jeden Tag in zahlreichen Fernsehserien Polizisten oder Privatdetektiven bei ihren Ermittlungen zusehen können. Als Brücke zwischen erlebter Realität und Fiktion fungieren die Massenmedien. Gerade hier nimmt die Kriminalität einen zentralen Platz ein. Berichte über besonders grausame Verbrechen, über außergewöhnliche kriminelle »Karrieren« oder über die Macht der organisierten Kriminalität bringen die unterschiedlichsten Seiten bei den Rezipienten zum Klingen: Sie können Unterhaltungsbedürfnisse befriedigen, Bedrohungs- und Ohnmachtsgefühle wachrufen, aber auch - auf dem Umweg über vermeintliche Ausnahmefälle - Einblicke in politische und ökonomische Strukturen der heutigen Gesellschaft vermitteln. Einfühlsamen Gerichtsreportern kann es gelingen, aus dem Schicksal von Angeklagten, Klägern und Opfern ein beredtes Porträt unserer Zeit zu destillieren. Über den Einzelfall hinaus werden in ihren Berichten Schattenseiten und Konfliktlinien unserer Gesellschaft deutlich. Kriminalität und abweichendes Verhalten, so wird hier sichtbar, sind ein wichtiges Abbild gesellschaftlicher Zustände. Polizeistatistiken - auch über sie wird regelmäßig berichtet - erscheinen geradezu als Fieberkurve sozialer Krankheitszustände. Am eindrücklichsten gilt das für die Großstadtkriminalität.
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Seit etlichen Jahren ist Frankfurt am Main Träger der roten Laterne der höchsten Kriminalitätsbelastung und gilt als »gefährlichste Großstadt Deutschlands«, obwohl Experten die Aussagekraft der Daten in Frage stellen und zum Beispiel auf die »importierte« Kriminalität auf dem Rhein-Main-Flughafen verweisen (spiegel online 12.4.2007). Eng verwoben mit den Diagnosen sind die kriminalpolitischen Therapievorschläge. Weil sich hier wie kaum irgendwo anders ordnungspolitische Vorstellungen kristallisieren, wird mit dem Thema Kriminalität regelmäßig Politik gemacht. Wie stark die Bewertungen divergieren können, zeigt die Tatsache, dass wechselweise zum Beispiel Gewalt gegen Ausländer und Gewalt durch Ausländer zum Thema gemacht wird. So verwundert es nicht, dass die Rezepte zur Kriminalitätsbekämpfung ebenfalls diametral entgegengesetzt ausfallen: Wo die einen nach der »starken Hand« von Polizei, Justiz und Strafvollzug rufen loben, verweisen die anderen auf soziale Deprivation als Kriminalitätsursache und sehen die Abhilfe eher in Prävention und Resozialisierung. Dabei ist die allgemeine Wahrnehmung der Bevölkerung von der statistisch »gemessenen« Kriminalität weitestgehend abgekoppelt und wird durch sensationalistische Medienberichte geprägt: Während zwischen 1993/5 und 2003/5 in Deutschland insgesamt ein zum Teil erheblicher Rückgang der Straftaten zu verzeichnen war, zeigen Stichprobenbefragungen, dass allgemein ein starker Anstieg der Zahlen unterstellt wird (Windzio 2007: 20). Kriminalität (von lat. crimen = Beschuldigung, Anklage, Verbrechen), das zeigen schon die einleitenden Bemerkungen, ist keine soziale Wirklichkeit sui generis, sondern kulturell und gesellschaftlich konstruiert. Zum einen, so eine Bestimmung aus der gegenwartsbezogenen Kriminologie, bezeichnet der Begriff »Kriminalität« diejenigen Tatbestände, die »das jeweilige Kontrollsystem - bestehend aus Verbrechensopfer und Anzeigenerstatter bis hin zu Polizei und Strafrechtspflege - besonders missbilligt
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Inhaltsverzeichnis zu „Historische Kriminalitätsforschung “
Inhalt 1. Einleitung: Gegenstand und Begriffe . . . . . . . . 7 2. Forschungsfelder und Forschungskonzepte . . . . 15 2.1 Themen, Disziplinen und Epochen . . 15 2.2 Konzepte und Theorien . . . . . . . . . . . . . . 30 3. Quellen und Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . 40 3.1. Quellen der Kriminalitätsgeschichte . . 40 3.2 Methoden der Quellenauswertung . . 54 4. Kriminalität und Recht . . . . . . . . . . . . . . . . 72 4.1 Normen und Gerichte . . . . . . 74 4.2 Strafverfolgung und Strafprozess . . . . . . . . . . 81 4.3 Strafen . . 95 4.4 Funktionen der Justiz . . . . . . . . . . . . . . . 105 5. Kriminalität und Gesellschaft . . . . 113 5.1 Gewaltkriminalität . . . . . . . 113 5.2 Eigentumsdelikte und organisierte Kriminalität . . 136 5.3 Sexual- und Sittendelikte . . 151 5.4 Religionsdelikte und politische Kriminalität . . 164 6. Kriminalität und Öffentlichkeit . . . 178 Auswahlbibliographie . . . 197 Register . . . . . . . 226
Autoren-Porträt von Gerd Schwerhoff
Gerd Schwerhoff ist Seniorprofessor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der TU Dresden.
Bibliographische Angaben
- Autor: Gerd Schwerhoff
- 2011, 234 Seiten, 3 Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 13,6 x 20,7 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593393093
- ISBN-13: 9783593393094
- Erscheinungsdatum: 07.03.2011
Pressezitat
Das war böse"Ein mustergültiger Überblick für diese Disziplin ... Wer sich historisch mit Kriminalität beschäftigt, ob als Profi oder als Laie, kommt an diesem Buch nicht vorbei." (Süddeutsche Zeitung, 06.05.2011)
Die Rezensentin erprobt Schwerhoffs Einführung derzeit in einer Lehrveranstaltung für Studierende des Fachs Geschichte in den Anfangssemestern. Fazit: Die Pflichtlektüre ermöglicht eine gut zugängliche Orientierung über zentrale Fragestellungen in einem der innovativsten Felder der Geschichtsschreibung. Was könnte man im Praxistest mehr von einem Einführungswerk erwarten? (sehepunkte, 15.12.2011)
"Der Verfasser hat ein Buch vorgelegt, das auf knappem Raum eine Überfülle von Informationen und Anregungen enthält. Es wird die Geschichtswissenschaft weiterbringen." (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 08.06.2012)
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