Ich bin ein Genie und unsagbar böse
Oliver Watson ist zwölf, und sein IQ entspricht in etwa dem der gegrillten Sandwiches, die seine Mutter ihm tagtäglich vorsetzt. Das glaubt zumindest jeder, der wie Oliver aus der Kleinstadt Omaha stammt. Doch weit gefehlt: In Wahrheit ist der...
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Produktinformationen zu „Ich bin ein Genie und unsagbar böse “
Oliver Watson ist zwölf, und sein IQ entspricht in etwa dem der gegrillten Sandwiches, die seine Mutter ihm tagtäglich vorsetzt. Das glaubt zumindest jeder, der wie Oliver aus der Kleinstadt Omaha stammt. Doch weit gefehlt: In Wahrheit ist der übergewichtige Außenseiter das größte Genie auf Gottes Erden, das sich dank seines überragenden IQ heimlich zum drittreichsten Menschen der Welt gemacht hat. Nur zweierlei hat er noch nicht geschafft: Den Respekt seiner Mitschüler und die Achtung seines Vaters zu erringen. Deshalb beschließt Oliver, sich für die Wahl zum Klassensprecher aufstellen zu lassen. Das zu schaffen kann ja wohl nicht schwerer sein, als undercover ein Weltimperium aufzubauen.
Ab 12 Jahren!
Klappentext zu „Ich bin ein Genie und unsagbar böse “
Oliver Watson ist zwölf, und sein IQ entspricht in etwa dem der gegrillten Sandwiches, die seine Mutter ihm tagtäglich vorsetzt. Das glaubt zumindest jeder, der wie Oliver aus der Kleinstadt Omaha stammt. Doch weit gefehlt: In Wahrheit ist der übergewichtige Außenseiter das größte Genie auf Gottes Erden, das sich dank seines überragenden IQ heimlich zum drittreichsten Menschen der Welt gemacht hat. Nur zweierlei hat er noch nicht geschafft: Den Respekt seiner Mitschüler und die Achtung seines Vaters zu erringen. Deshalb beschließt Oliver, sich für die Wahl zum Klassensprecher aufstellen zu lassen. Das zu schaffen kann ja wohl nicht schwerer sein, als undercover ein Weltimperium aufzubauen. Denkt er ...
"Ollies Weltsicht ist zum Brüllen komisch, wenn Wunschdenken eines Teenies und die Wirklichkeit so herrlich aufeinanderprallen." -- Kölnische Rundschau
"Josh Lieb beschreibt ein herzerfrischend subversives Treiben, in dem der brillante Oliver Watson die Provinz aufmischt und dabei weit entfernt von jeder Political Correctness agiert." -- Augsburger Allgemeine
"Es ist eine geniale Gratwanderung, Satire pur und trotzdem für eine Zielgruppe geeignet, für die Olivers Erlebnisse und philosophischen Reflexionen literarisches Neuland sein dürften." -- titel-magazin.de
"Josh Lieb beschreibt ein herzerfrischend subversives Treiben, in dem der brillante Oliver Watson die Provinz aufmischt und dabei weit entfernt von jeder Political Correctness agiert." -- Augsburger Allgemeine
"Es ist eine geniale Gratwanderung, Satire pur und trotzdem für eine Zielgruppe geeignet, für die Olivers Erlebnisse und philosophischen Reflexionen literarisches Neuland sein dürften." -- titel-magazin.de
Lese-Probe zu „Ich bin ein Genie und unsagbar böse “
Ich bin ein Genie und unsagbar böse von Josh LiebKapitel 1
Fürchtet mich
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Eines Tages werdet ihr darum betteln, mir die Füße lecken zu dürfen. (ich werde mich barfuß in einen dampfenden Hundehaufen stellen, um es noch ekelhafter zu machen.) Und wenn ich guter Laune bin und mich die dämlichen Tränen eurer verzerrten Gesichter nicht allzu sehr anwidern, werde ich euch tatsächlich die Ehre erweisen, meine Füße sauber lecken zu dürfen - auch wenn ihr es nicht verdient.
Aber all das ist Zukunftsmusik. im Moment gehe ich in die siebte Klasse. Genauer gesagt, sitze ich in diesem Moment im Klassenzimmer, während mein Englischlehrer Mr. Moorhead uns die Ohren über den Roman Fahrenheit 451 vollsülzt. Moorhead betrachtet sich selbst als unheimlich »coolen« Lehrer (siehe Bild 1), was bedeutet, dass er immer noch dieselben Klamotten anhat, die er schon auf dem College getragen hat. Da war er allerdings zehn Kilo jünger. seine Beine sehen aus wie zwei hellblaue Wasserbomben, weil er sich in viel zu enge Jeans quetscht. Natürlich kriegt er nicht mehr alle Hosenknöpfe zu (echt cool, Mr. M!) und trägt karierte Flanellhemden, die sich über seinem Schweinchenbauch spannen und das rosafarbene Fleisch hervorquellen lassen. Außerdem kriegt er bereits eine Glatze, was er dadurch zu kaschieren versucht, dass er seine restlichen Haare komplett in die Stirn kämmt und nach innen föhnt. in der Brusttasche seines Hemds steckt immer eine Zigarettenschachtel. »ich bin ein Lehrer, aber kein Heiliger«, will er damit sagen. Die wahre Botschaft ist: »ich rieche schlecht.«1 Außerdem treten seine schlaffen Männertitten umso deutlicher hervor.
Moorhead gehört zu den bedauernswerten Typen, die nur deshalb Lehrer geworden sind, um sich von den einzigen Menschen anhimmeln zu lassen, die noch ärmer dran sind als sie selbst - den Schülern. Bestes Beispiel: die unausstehliche Streberin und Arschkriecherin Polly Quattlebaum, die in der ersten Reihe sitzt und Moorhead mit ihrem dicken Kürbiskopf ständig zunickt, um ihm zu zeigen, dass sie nicht nur die Lektüre gelesen hat, sondern ganz genau versteht, worauf er hinauswill.
ich sitze währenddessen am anderen Ende des Klassenzimmers und male kleine Häschen auf den Einband meines Heftes.
Moorhead ist natürlich viel zu cool, um einfach im stehen oder im sitzen zu unterrichten. Er lehnt lieber lässig an seinem Pult und stützt seinen Ellbogen auf das Wörterbuch, während er uns mit seinen Weisheiten versorgt: »Der Roman schildert eine Welt, die auf den Kopf gestellt ist.« (Polly nickt.) »Eine Welt, in der Feuerwehrleute Brände legen, statt sie zu löschen.« (Polly nickt noch eifriger.) »Eine Welt, in der die gefährlichste aller Waffen« - er hält sein Exemplar von Fahrenheit 451 hoch - »ein Buch ist.« (Polly nickt so enthusiastisch, dass ich ihr kleines Gehirn klackern höre wie ein stück Popcorn in einem Marmeladenglas.)
Moorhead fährt sich mit gespielter Nachdenklichkeit durch seine spärliche Haarpracht. »Was meint ihr? sind Bücher gefährlich? Haben sie ... Macht?«
Polly kann sich kaum noch auf ihrem Stuhl halten, während ihr Arm in die Höhe schnellt. Wenn sie die Frage nicht beantworten darf, macht sie sich bestimmt in die Hose.
Doch Moorheads Augen wandern zu mir herüber. »Was meinst du, Oliver?«
Polly wirft mir einen bösen Blick zu. Einige meiner Mitschüler kichern ungeniert. Randy Sparks, der erbärmlichste Typ der ganzen schule, hört für einen Augenblick auf, getrocknete Erdnussbutter von seinen Brillengläsern zu lecken, und lächelt mich mitfühlend an.
Moorhead grinst, als hätte er einen Superwitz gerissen. ich bin ziemlich sicher, dass ich nur deshalb in diesen Kurs aufgenommen wurde (der meilenweit von meinem Leistungsstand entfernt ist), damit er außer Randy noch jemand hat, über den er sich lustig machen kann.
ich warte, bis er mich ein zweites Mal aufruft, ehe ich antworte: »Keine Ahnung.«
Moorheads Gesicht zieht sich enttäuscht zusammen, doch seine Augen strahlen zufrieden. »Hast du denn das Buch nicht gelesen, Oliver?«
ich schüttele betrübt den Kopf. Moorhead seufzt. Er sieht so aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. oder laut loslachen. Als könnte sich sein Gehirn nicht entscheiden.
Ehrlich gesagt habe ich das Buch schon als Zweijähriger gelesen. Und schon damals wusste ich, dass es gequirlte Hühnerscheiße ist, die sich allenfalls für Schwachköpfe und Siebtklässler eignet. Falls ihr das Glück hattet, Fahrenheit 451 zu entgehen, dann lasst euch sagen, dass es einer dieser Romane ist, die euch in einer Tour demonstrieren wollen, wie aufregend Bücher und wie großartig die Leute sind, die sie schreiben. Schriftsteller lieben es einfach, solche Machwerke zu verfassen, und aus irgendeinem Grund lassen wir es ihnen durchgehen. Als würde man eine Fernsehshow produzieren, die den Titel trägt: Fernsehshows sind das Allergrößte und ihre Erfinder allesamt Genies.
in Fahrenheit 451 sind Bücher verboten (weil sie so mächtig sind), und die Feuerwehrleute haben die Aufgabe, alle Bücher auf einem riesigen Scheiterhaufen zu verbrennen. Vor diesem Blödsinn soll man also vor Begeisterung auf die Knie sinken.
Moorhead kommt an meinen einsamen kleinen Tisch und legt mir tröstend die Hand auf die Schulter. »Wirklich zu schade, dass du dir diese Chance entgehen lässt, Großer. Es handelt sich nämlich um eines der besten Bücher des letzten Jahrhunderts.«
seine behaarten Finger bleiben wie kleine Raupen auf meiner Schulter liegen. ich verzichte darauf, sie zu beißen. Eines der besten Bücher des letzten Jahrhunderts? selbst wenn es »eines der besten Bücher ... « wäre, muss man deshalb gleich so ein Tamtam machen? Verglichen mit dem besten Buch von heute würde Fahrenheit 451 bestimmt ziemlich alt aussehen.
Etwas gut zu können, bringt gar nichts, solange du nicht der Beste von allen bist. sonst musst du dich irgendwann mit jemand messen, der dich schlagen könnte. Das ist auch der Grund, warum ich kein Fußball spiele, nicht tanze und auch nicht im Schulchor mitsinge, obwohl ich in all diesen Dingen ziemlich talentiert bin. ich konzentriere mich lieber ganz auf das, was ich am besten beherrsche: ein Genie zu sein.
ich bin das größte Genie des Universums.
ich bin das größte Genie in der Geschichte des Universums. Außerdem bin ich von unaufhörlicher, uneingeschränkter und unaussprechlicher Bosheit - die mächtigste Kraft des Bösen, die je erschaffen wurde.
Und der arme Mr. Moorhead hält mich für den größten Holzkopf in seiner Klasse.
Es klingelt zur Pause. Moorhead wirft mir einen letzten mitleidigen Blick zu, ehe er zur Tafel zurücklatscht. »Also Leute, bis morgen das nächste Kapitel. Und denkt dran, eure Vorschläge zur Wahl des Schülerrats einzureichen.« Er lächelt Jack Chapman zu, der bescheiden sein hübsches Köpfchen senkt und sich verlegen durch seine weichen und wirren Haare fährt. Als Jack sich gemeinsam mit den anderen durch die Tür drängt, erntet er eine Menge Schulterklopfen. »Meine stimme hast du, Jack!«, rufen viele ihm nach. ich tue so, als wäre ich immer noch mit dem Einpacken meiner Bücher beschäftigt, damit ich auch mitbekomme, was als Nächstes passiert.
Zeit fürs Mittagessen. Wie immer zieht Moorhead die Schachtel aus seiner Hemdtasche und schüttelt eine Zigarette heraus. Er tut das direkt nach der Unterrichtsstunde, obwohl er im Klassenzimmer nicht rauchen darf - obwohl er in der ganzen schule nicht rauchen darf. Genauer gesagt, muss er sich mindestens zehn Meter vom Schulgelände entfernen, um sich einen seiner Todesstängel anzuzünden. Dennoch zieht er sie gleich nach Unterrichtsstunde aus seiner Tasche.
Er betrachtet die Zigarette sehnsüchtig ... dann verblüfft. Er hält sie sich dicht vor seine altersschwachen Augen. Auf dem kleinen, runden Stängel steht eine zierliche Botschaft: DEINE DIÄT FUNKTIONIERT NICHT!
Für einen Augenblick bleibt sein Blick an der Zigarette hängen. Dann schaut er zornig und argwöhnisch auf, erblickt jedoch nur mich und Polly, die es ebenfalls nicht eilig hat, wenn auch aus einem anderem Grund.
sie lächelt ihn einfältig an, doch er geht nicht darauf ein. Grenzdebil, wie ich bin, singe ich ein Lied vor mich hin, während ich unter dem Tisch nach einem stift suche. Der Text des Lieds besteht nur aus wenigen Wörtern: »Drei schöne Fotos, die hätte ich gern ... « Moorhead wirft mir einen verächtlichen Blick zu, bevor er aus dem Raum eilt.
Doch sein erschrockenes Gesicht in diesem kurzen Moment des Erstaunens war einfach wunderbar.
Und wenn ich das nächste Mal meinen Spind öffne, werden sich darin tatsächlich drei Farbfotos befinden, die diesen Augenblick festhalten.
Übersetzung: Knut Krüger
© 2010 für die deutschsprachige Ausgabe cbj, München
Eines Tages werdet ihr darum betteln, mir die Füße lecken zu dürfen. (ich werde mich barfuß in einen dampfenden Hundehaufen stellen, um es noch ekelhafter zu machen.) Und wenn ich guter Laune bin und mich die dämlichen Tränen eurer verzerrten Gesichter nicht allzu sehr anwidern, werde ich euch tatsächlich die Ehre erweisen, meine Füße sauber lecken zu dürfen - auch wenn ihr es nicht verdient.
Aber all das ist Zukunftsmusik. im Moment gehe ich in die siebte Klasse. Genauer gesagt, sitze ich in diesem Moment im Klassenzimmer, während mein Englischlehrer Mr. Moorhead uns die Ohren über den Roman Fahrenheit 451 vollsülzt. Moorhead betrachtet sich selbst als unheimlich »coolen« Lehrer (siehe Bild 1), was bedeutet, dass er immer noch dieselben Klamotten anhat, die er schon auf dem College getragen hat. Da war er allerdings zehn Kilo jünger. seine Beine sehen aus wie zwei hellblaue Wasserbomben, weil er sich in viel zu enge Jeans quetscht. Natürlich kriegt er nicht mehr alle Hosenknöpfe zu (echt cool, Mr. M!) und trägt karierte Flanellhemden, die sich über seinem Schweinchenbauch spannen und das rosafarbene Fleisch hervorquellen lassen. Außerdem kriegt er bereits eine Glatze, was er dadurch zu kaschieren versucht, dass er seine restlichen Haare komplett in die Stirn kämmt und nach innen föhnt. in der Brusttasche seines Hemds steckt immer eine Zigarettenschachtel. »ich bin ein Lehrer, aber kein Heiliger«, will er damit sagen. Die wahre Botschaft ist: »ich rieche schlecht.«1 Außerdem treten seine schlaffen Männertitten umso deutlicher hervor.
Moorhead gehört zu den bedauernswerten Typen, die nur deshalb Lehrer geworden sind, um sich von den einzigen Menschen anhimmeln zu lassen, die noch ärmer dran sind als sie selbst - den Schülern. Bestes Beispiel: die unausstehliche Streberin und Arschkriecherin Polly Quattlebaum, die in der ersten Reihe sitzt und Moorhead mit ihrem dicken Kürbiskopf ständig zunickt, um ihm zu zeigen, dass sie nicht nur die Lektüre gelesen hat, sondern ganz genau versteht, worauf er hinauswill.
ich sitze währenddessen am anderen Ende des Klassenzimmers und male kleine Häschen auf den Einband meines Heftes.
Moorhead ist natürlich viel zu cool, um einfach im stehen oder im sitzen zu unterrichten. Er lehnt lieber lässig an seinem Pult und stützt seinen Ellbogen auf das Wörterbuch, während er uns mit seinen Weisheiten versorgt: »Der Roman schildert eine Welt, die auf den Kopf gestellt ist.« (Polly nickt.) »Eine Welt, in der Feuerwehrleute Brände legen, statt sie zu löschen.« (Polly nickt noch eifriger.) »Eine Welt, in der die gefährlichste aller Waffen« - er hält sein Exemplar von Fahrenheit 451 hoch - »ein Buch ist.« (Polly nickt so enthusiastisch, dass ich ihr kleines Gehirn klackern höre wie ein stück Popcorn in einem Marmeladenglas.)
Moorhead fährt sich mit gespielter Nachdenklichkeit durch seine spärliche Haarpracht. »Was meint ihr? sind Bücher gefährlich? Haben sie ... Macht?«
Polly kann sich kaum noch auf ihrem Stuhl halten, während ihr Arm in die Höhe schnellt. Wenn sie die Frage nicht beantworten darf, macht sie sich bestimmt in die Hose.
Doch Moorheads Augen wandern zu mir herüber. »Was meinst du, Oliver?«
Polly wirft mir einen bösen Blick zu. Einige meiner Mitschüler kichern ungeniert. Randy Sparks, der erbärmlichste Typ der ganzen schule, hört für einen Augenblick auf, getrocknete Erdnussbutter von seinen Brillengläsern zu lecken, und lächelt mich mitfühlend an.
Moorhead grinst, als hätte er einen Superwitz gerissen. ich bin ziemlich sicher, dass ich nur deshalb in diesen Kurs aufgenommen wurde (der meilenweit von meinem Leistungsstand entfernt ist), damit er außer Randy noch jemand hat, über den er sich lustig machen kann.
ich warte, bis er mich ein zweites Mal aufruft, ehe ich antworte: »Keine Ahnung.«
Moorheads Gesicht zieht sich enttäuscht zusammen, doch seine Augen strahlen zufrieden. »Hast du denn das Buch nicht gelesen, Oliver?«
ich schüttele betrübt den Kopf. Moorhead seufzt. Er sieht so aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. oder laut loslachen. Als könnte sich sein Gehirn nicht entscheiden.
Ehrlich gesagt habe ich das Buch schon als Zweijähriger gelesen. Und schon damals wusste ich, dass es gequirlte Hühnerscheiße ist, die sich allenfalls für Schwachköpfe und Siebtklässler eignet. Falls ihr das Glück hattet, Fahrenheit 451 zu entgehen, dann lasst euch sagen, dass es einer dieser Romane ist, die euch in einer Tour demonstrieren wollen, wie aufregend Bücher und wie großartig die Leute sind, die sie schreiben. Schriftsteller lieben es einfach, solche Machwerke zu verfassen, und aus irgendeinem Grund lassen wir es ihnen durchgehen. Als würde man eine Fernsehshow produzieren, die den Titel trägt: Fernsehshows sind das Allergrößte und ihre Erfinder allesamt Genies.
in Fahrenheit 451 sind Bücher verboten (weil sie so mächtig sind), und die Feuerwehrleute haben die Aufgabe, alle Bücher auf einem riesigen Scheiterhaufen zu verbrennen. Vor diesem Blödsinn soll man also vor Begeisterung auf die Knie sinken.
Moorhead kommt an meinen einsamen kleinen Tisch und legt mir tröstend die Hand auf die Schulter. »Wirklich zu schade, dass du dir diese Chance entgehen lässt, Großer. Es handelt sich nämlich um eines der besten Bücher des letzten Jahrhunderts.«
seine behaarten Finger bleiben wie kleine Raupen auf meiner Schulter liegen. ich verzichte darauf, sie zu beißen. Eines der besten Bücher des letzten Jahrhunderts? selbst wenn es »eines der besten Bücher ... « wäre, muss man deshalb gleich so ein Tamtam machen? Verglichen mit dem besten Buch von heute würde Fahrenheit 451 bestimmt ziemlich alt aussehen.
Etwas gut zu können, bringt gar nichts, solange du nicht der Beste von allen bist. sonst musst du dich irgendwann mit jemand messen, der dich schlagen könnte. Das ist auch der Grund, warum ich kein Fußball spiele, nicht tanze und auch nicht im Schulchor mitsinge, obwohl ich in all diesen Dingen ziemlich talentiert bin. ich konzentriere mich lieber ganz auf das, was ich am besten beherrsche: ein Genie zu sein.
ich bin das größte Genie des Universums.
ich bin das größte Genie in der Geschichte des Universums. Außerdem bin ich von unaufhörlicher, uneingeschränkter und unaussprechlicher Bosheit - die mächtigste Kraft des Bösen, die je erschaffen wurde.
Und der arme Mr. Moorhead hält mich für den größten Holzkopf in seiner Klasse.
Es klingelt zur Pause. Moorhead wirft mir einen letzten mitleidigen Blick zu, ehe er zur Tafel zurücklatscht. »Also Leute, bis morgen das nächste Kapitel. Und denkt dran, eure Vorschläge zur Wahl des Schülerrats einzureichen.« Er lächelt Jack Chapman zu, der bescheiden sein hübsches Köpfchen senkt und sich verlegen durch seine weichen und wirren Haare fährt. Als Jack sich gemeinsam mit den anderen durch die Tür drängt, erntet er eine Menge Schulterklopfen. »Meine stimme hast du, Jack!«, rufen viele ihm nach. ich tue so, als wäre ich immer noch mit dem Einpacken meiner Bücher beschäftigt, damit ich auch mitbekomme, was als Nächstes passiert.
Zeit fürs Mittagessen. Wie immer zieht Moorhead die Schachtel aus seiner Hemdtasche und schüttelt eine Zigarette heraus. Er tut das direkt nach der Unterrichtsstunde, obwohl er im Klassenzimmer nicht rauchen darf - obwohl er in der ganzen schule nicht rauchen darf. Genauer gesagt, muss er sich mindestens zehn Meter vom Schulgelände entfernen, um sich einen seiner Todesstängel anzuzünden. Dennoch zieht er sie gleich nach Unterrichtsstunde aus seiner Tasche.
Er betrachtet die Zigarette sehnsüchtig ... dann verblüfft. Er hält sie sich dicht vor seine altersschwachen Augen. Auf dem kleinen, runden Stängel steht eine zierliche Botschaft: DEINE DIÄT FUNKTIONIERT NICHT!
Für einen Augenblick bleibt sein Blick an der Zigarette hängen. Dann schaut er zornig und argwöhnisch auf, erblickt jedoch nur mich und Polly, die es ebenfalls nicht eilig hat, wenn auch aus einem anderem Grund.
sie lächelt ihn einfältig an, doch er geht nicht darauf ein. Grenzdebil, wie ich bin, singe ich ein Lied vor mich hin, während ich unter dem Tisch nach einem stift suche. Der Text des Lieds besteht nur aus wenigen Wörtern: »Drei schöne Fotos, die hätte ich gern ... « Moorhead wirft mir einen verächtlichen Blick zu, bevor er aus dem Raum eilt.
Doch sein erschrockenes Gesicht in diesem kurzen Moment des Erstaunens war einfach wunderbar.
Und wenn ich das nächste Mal meinen Spind öffne, werden sich darin tatsächlich drei Farbfotos befinden, die diesen Augenblick festhalten.
Übersetzung: Knut Krüger
© 2010 für die deutschsprachige Ausgabe cbj, München
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Autoren-Porträt von Josh Lieb
Knut Krüger, geb. 1966, arbeitete nach seinem Germanistik-Studium im Buchhandel und Verlagswesen. Er ist heute freier Autor, Lektor und Übersetzer für englische und skandinavische Literatur. Lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in München.
Bibliographische Angaben
- Autor: Josh Lieb
- Altersempfehlung: 12 - 15 Jahre
- 2010, 4, 281 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 14,4 x 21,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Krüger, Knut
- Übersetzer: Knut Krüger
- Verlag: cbj
- ISBN-10: 3570137473
- ISBN-13: 9783570137475
Rezension zu „Ich bin ein Genie und unsagbar böse “
"Josh Lieb beschreibt ein herzerfrischend subversives Treiben, in dem der brillante Oliver Watson die Provinz aufmischt und dabei weit entfernt von jeder Political Correctness agiert."
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