Ich bin froh - seid Ihr es auch!
Zusammen mit einem Nachruf von Bernhard Meuser, den bewegenden Bildern und seinen letzten Worten ist dieses Buch ein Dokument der Erinnerung an den Jahrtausendpapst.
Zusammen mit einem Nachruf von Bernhard Meuser, den bewegenden Bildern und seinen letzten Worten ist dieses Buch ein Dokument der Erinnerung an den Jahrtausendpapst.
Ich binfroh - seid ihr es auch! herausgegeben von Bernhard Meuser
LESEPROBE
EINFÜHRUNG
Bernhard Meuser
Er wollte sich mit Gewalt mitteilen, hatte durch Gesten nachPapier und einem Stift verlangt. Sprechen konnte der Papst schon seit Tagennicht mehr, obwohl er verzweifelt versucht hatte, sich den Zehntausenden verständlichzu machen, die auf dem Petersplatz warteten und vielleicht auf ein kleinesWunder der Genesung hofften. Seine engsten Vertrauten wussten, dass es bis zuseinem Tod vielleicht nur noch wenige Stunden waren. Kardinal Camillo Ruinihatte es den Massen mitgeteilt: Er sieht und berührt schon den Herrn." Sostanden sie um sein Sterbebett: die beiden Sekretäre Dziwisz und Mokrzycki, KardinalJaworski, Erzbischof Rylko, Pfarrer Tyczen, die drei Schwestern, die ihn gepflegthatten, und ihre Oberin Tobiana Sobodka. Er reichte ihnen den Zettel, und sielasen, was der Sterbende ihnen in zwar krakeligen, aber dennoch deutlicherkennbaren Lettern sagen wollte: Ich bin froh - seid ihr es auch!"
Die erschütternde Botschaft aus dem Sterbezimmer ging inWindeseile um die Welt und vermischte sich mit den anderen Botschaften derletzten Tage und Wochen zu einer einzigen unvergesslichen Lektion vom Lebenund vom Sterben. Die Leidenden und Kranken, Christen jedweder Couleur, Menschenanderer Religionen und solche, die gar nicht mehr wissen, was sie sind und wosie nach dem Geheimnis Gottes und ihres Lebens suchen sollen - alle traf dieseLektion ins Herz: Man kann sterben, man kann in bitteren Schmerzen zerstörtwerden - und man kann gleichzeitig froh sein. Ich bin froh - seid ihr esauch!". Das war die Wahrheit seiner letzten Stunden. Auf dem Sterbebettlügt man nicht.
Der verstorbene Papst hat ungezählte Botschaften in die Welthinausgesandt. Als Papst hat er 14 Enzykliken verfasst und etwa 2.500 Predigtengehalten. Er hat gesprochen, ob es gelegen oder ungelegen kam. Er hat in derVollkraft seiner zunächst athletischen Physis Worte hinausgerufen und er hatsich, als ihm sein Körper die Gefolgschaft versagte, mit eisernem Willen Worteabgerungen - bis es an diesem denkwürdigen Ostersonntag des Jahres 2005 nurnoch ein Röcheln statt der neun Worte des Ostersegens war.
Aber wohin seine Worte nicht gelangen konnten, dorthin kamsein Verstummen. Eine geheimnisvolle Paradoxie liegt über diesem MenschenJohannes Paul. Sie lautet: Da, wo er am schwächsten war, war er am stärksten.In der Stunde seiner größten Ohnmacht speiste er das Maximum an Energie in dieWelt ein.
Das langsame Sterben des Papstes ereignete sich ausgerechnetin der Kar- und Osterwoche. Man kann sagen: Das war Zufall. Man kann aber auch sagen:Der in mystischer Verbundenheit mit Gott lebende Papst hat es durch seinWünschen und Beten vielleicht ein Stück mit herbeigeführt. Man kann sogarsagen: Der Liebe Gott wollte es so, um uns verirrten Leuten in einerverwirrenden Zeit eine etwas stärkere Osterpredigt zu halten. Ich glaube andie letzte Version.
Die Tage vor und nach dem Osterfest gelten traditionell inder Christenheit als heilige Tage. In einem rituellen Prozess leben dieChristen noch einmal den Leidensweg Christi und seine Auferstehung durch - vomtriumphalen Einzug in Jerusalem am Palmsonntag, über das Letzte Abendmahl, dieGefangennahme am Ölberg, Haft, Verhör, Folter, Verurteilung, Kreuztragen, biszum Tod am Kreuz und zur Auferstehung am Dritten Tag. Das berührt die Menschen deshalbso tief, weil sie letztlich ihre eigene Leidensgeschichte, ihr eigenes Sterben,ihre eigene Hoffnung auf Auferstehung durchspielen. Auf geheimnisvolle Weiseverschränkt sich die Geschichte Christi mit den Geschichten aller Menschen - auchmit meiner Geschichte. Die Energie, die Jahr für Jahr von den Ostermysterien ausgeht,wird erfahren als Entschränkung meines individuellen Leidens und Sterbens. Dasbedeutet: Ich gehe hinein in dieses rituelle Passionsspiel", bin selbst einMitspieler. Ich werde vereinigt mit meinem leidenden Herrn. Er hält mich fest.Er trägt mich durch. Er schützt mich im Tod. Er reißt mich mit sich in neues,unvergängliches Leben. Darum ist Ostern in aller Welt ein Lichtanzünden, einJubeln, ein Singen und ein Tanzen auf den Gräbern. Acht Tage lang wird es ingleicher Intensität gefeiert. Natürlich sind wir noch nicht im Himmel, aber dieSonne bricht schon durch die Wolken. Wir leben in einem bittersüßen Zustandeines hereinbrechenden Neuen: Während wir noch weinen, ist schon die Freude da.In der Unruhe ist schon Frieden. In der Angst, sind wir schon erlöst. Und aufdem Sterbebett kann jeder sagen: Ich bin froh - seid ihr es auch!" (...)
© 2005 Pattloch Verlag GmbH & Co. KG, München
- Autor: Johannes Paul II.
- 2005, 1, 63 Seiten, 20 farbige Abbildungen, Maße: 13 x 21 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben von Meuser, Bernhard
- Verlag: Pattloch
- ISBN-10:
- ISBN-13: 2000000021423
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